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Paranoia

von MayDay

Überraschend ...

Etwa eine halbe Stunde später war der Transport der Antriebsstoffe an Bord der Voyager bereits erfolgreich abgeschlossen und Janeway hatte ihren angestammten Platz auf der Brücke, an der Seite ihres ersten Offiziers eingenommen.
„Der Planet ruft uns, Captain!“, meldete Fähnrich Kim nun von seiner Konsole aus.
„Auf den Schirm!“, kommandierte Janeway mit einem Lächeln. Im nächsten Augenblick erschien auf dem Hauptbildschirm das fremdartige Gesicht eines offenbar alten Mannes, zerfurcht von tiefen Falten und umrahmt von einem lichten Flaum weißer Haare, vor einem strahlend hellen Hintergrund.
„Präsident Rangh-aar! Glück sei der Begleiter ihrer Schritte“, begrüßte der Captain ihn strahlend, und der Mann erwiderte ihr Lächeln.
„Captain Janeway. Glück sei der Begleiter ihrer Schritte. Ich hoffe, alles ist laut unserer Übereinkunft und zu ihrer vollsten Zufriedenheit vonstattengegangen?“
„Vollkommen“, bestätigte Janeway. „Ihr Handelskreuzer hat uns die Rohstoffe erfolgreich überbracht. Wir werden nun unseren Teil der Abmachung erfüllen und die Ersatzstränge für ihre Plasmaleitungen an Bord ihres Schiffes beamen.“
Der Präsident nickte bedächtig.
„Vielen Dank, Kathryn.“ Als der Mann sie beim Vornamen nannte, warf Chakotay einen prüfenden Blick auf seinen Captain neben sich. Doch sie schien sich an dieser Intimität nicht zu stören.
„Es war mir eine Freude, Handel mit ihnen zu treiben und so ihre Lage verbessern zu können“, fuhr Rangh-aar fort.
„Dies gilt für mich ebenso“, erwiderte Janeway lächelnd. „Wir werden uns nun wieder auf den Kurs in Richtung unserer Heimatwelt begeben. Ich fürchte, wir müssen uns jetzt verabschieden.“
Nun senkte der Präsident seinen Kopf zu einer angedeuteten Verbeugung und hob beide Hände  über seine Schultern, die Handflächen ihnen zugewandt.
„Gehen sie mit bedachten, glückseligen Schritten den Pfad ihres Schicksals, auf dem Frieden ihr ständiger Begleiter sei. Auf ein Wiedersehen auf den Feldern der Unendlichkeit.“
Janeway tat ihm die Geste nach und wiederholte seine Worte.
„Auf Wiedersehen, Präsident Rangh-aar. Und vielen Dank.“
Der alte Mann nickte ihr noch einmal zu. Dann zeigte der Bildschirm wieder die gewohnte schwarze Weite des Universums, nur durchsetzt von den Lichtern unzähliger Sterne und Planeten.
Mit einem Grinsen lehnte sich in seinem Stuhl etwas zu Janeway herüber.
„Der Präsident scheint sehr freundlich zu sein“, bemerkte er in halbem Flüsterton.
„In der Tat. Er ist eine sehr ... ausgeglichene und inspirierende Persönlichkeit“, entgegnete Janeway, noch immer lächelnd.
„Und sie scheinen bereits gut mit den ztakranischen Bräuchen vertraut zu sein, Captain.“
Jetzt lachte sie kurz, und wandte sich vollständig ihrem ersten Offizier zu.
„Ja, wohl oder übel. Sie wissen gar nicht wie viel bei diesen Verhandlungen davon abhing, ob ich die Begrüßungszeremonie fehlerfrei ausführen konnte.“
„Doch, ich denke ich verstehe, was sie meinen“, gab Chakotay ebenfalls lachend zurück. „Die Ztakraner scheinen ein sehr traditionsbewusstes Volk zu sein. Aber wie war dieser Aufenthalt auf dem Planeten für sie persönlich?“
„Anstrengend aber lehrreich.“
„Also haben wir neue Verbündete im Deltaquadranten dazugewonnen?“
„Könnte man wohl sagen, Chakotay.“
Jetzt unterbrach Lieutenant Tuvok das lockere Gespräch der beiden Kommandooffiziere.
„Der Transport auf das ztakranische Handelsschiff wurde erfolgreich abgeschlossen.“
Mit einem weiteren Blick zu Chakotay setzte Janeway sich nun in ihrem Sessel gerade auf.
„Mr. Paris, setzen sie Kurs auf die von Rangh-aar übermittelten Koordinaten zum Wurmloch; volle Impulsgeschwindigkeit!“
Tom Paris zeigte keine Reaktion, hatte offensichtlich nicht vor den Befehl seines Captains in die Tat umzusetzen.
„Mr. Paris, bitte setzen sie Kurs auf das Wurmloch; voller Impuls!“, wiederholte Janeway ihre Anordnung etwas bestimmter.  Doch Tom wandte nur den Kopf in ihre Richtung und tauschte einen seltsamen Blick mit Commander Chakotay, der in seinem Stuhl wie versteinert schien, und anschließend mit Harry Kim und Lieutenant Tuvok.
„Mr. Paris?“ Ungewollt wurde Janeways Stimme lauter, ihr Ton schärfer.
Scheinbar widerwillig und mit merkwürdig eckigen Bewegungen gab Tom Paris nun schließlich die Koordinaten ein. Im nächsten Moment setzte das Schiff sich in Bewegung.
In leiser Verunsicherung sah Captain Janeway zu ihrem ersten Offizier neben sich, versuchte den starren Blick Tuvoks aufzufangen. Doch niemand zeigte eine Reaktion oder schien ihr Beachtung irgendwelcher Art zu schenken.
Janeway atmete tief durch.
„Ich bin in meinem Raum.“ Mit diesen Worten stützte sie sich aus ihrem Sessel und sah noch einmal zu Chakotay, der ihren Blick jetzt mit verkrampftem Kiefer aber einem kurzen Lächeln erwiderte. Bereits mit leiser Sorgenfalte zwischen den Brauen durchquerte Janeway die Brücke, in Richtung ihres Bereitschaftsraumes. Als nur noch zwei letzte Schritte sie von der Tür trennten, stützte Kathryn in alter Gewohnheit die Hände in die Hüften und wollte sich noch einmal nach der Crew umsehen, da registrierte sie aus dem Augenwinkel eine schnelle Bewegung. Als sie sich danach umsah, erstarrte der Captain. Fähnrich Kim hatte an der Konsole direkt neben ihr seinen Phaser gezogen und mit zittriger Hand und gehetztem Blick direkt auf sie gerichtet.
„Harry! Was ist denn in sie gefahren?“, stieß sie überrascht aus und hob langsam die Hände. Der Fähnrich sah zögernd von seiner Waffe zu Janeway. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen.
„Bitte, Harry, stecken sie ihren Phaser weg.“
„Ich –“, entgegnete Kim atemlos. „Sie ... haben recht. Es tut mir leid ... Ich – Ich dachte sie hätten eine Waffe gezogen!“
Mit gerunzelter Stirn versuchte Janeway etwas aus den Augen des jungen Mannes vor sich zu lesen, vielleicht die Ursache für seine offensichtliche Panik. Doch er wich ihrem Blick aus, während er - nur zögerlich – seine Waffe sinken ließ. Janeway atmete erleichtert auf.
„Mr. Kim, ich denke sie sollten unverzüglich die Krankenstation aufsuchen. Vielleicht findet der Doktor –“
„Es geht mir gut!“, unterbrach er scharf seinen Captain.
„Dann ... bin ich beruhigt.“ Vorsichtig brachte Janeway einen Schritt mehr zwischen sich und den jungen Harry. Dann einen weiteren, ohne seinen Phaser aus den Augen zu lassen.
Bevor sie ihren Bereitschaftsraum betrat, ließ sie ihren Blick ein weiteres Mal über die Brückencrew schweifen, die das Geschehen mit nahezu greifbarer Anspannung und offensichtlichem Interesse beobachtet hatte. Janeways Blick blieb zuletzt bei dem Mann hängen, der sie eigentlich hätte schützen müssen, der für ihre Sicherheit verantwortlich war und diese Pflicht bis heute mehr als nur gewissenhaft erfüllt hatte – an ihrem Freund und Vertrauten, Lieutenant Commander Tuvok. Doch er hatte nicht einmal den Phaser gezogen, starrte sie nur ernst und offenbar ungerührt an, bis sich die automatischen Türen zum Bereitschaftsraum hinter Janeway schlossen.
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