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Der Tag an dem Captain Braxton die Welt rettete

von Anke

Vormittags

Vormittags

Das tiefe Schwarz des Universums um die Aeon herum löste sich auf und die Sterne verschwanden in einem Strudel hellblauer Lichtphänomene. Ruhig glitt die Aeon durch den Zeitkanal.

Braxton bedachte Dr. Oqu mit einem Seitenblick. Die junge Frau starrte wie gebannt aus dem Fenster.

„Das ist wunderschön“, sagte sie andächtig.

Braxton nickte. In der Tat, das war es.

„Wiedereintritt in den Normalraum in zehn Sekunden“, meldete Howard.

Braxton wandte sich wieder seinen Instrumenten zu. Dann würde er dieser Oqu mal zeigen, wie richtige Zeitarbeit funktionierte.

Der Strudel löste sich vor ihnen auf, die Aeon trat für einen Sekundenbruchteil in den Normalraum ein, doch bevor irgendeiner ihrer Piloten reagieren konnte, wurde sie wie von einer unsichtbaren Hand gepackt wieder in einen Zeitkanal gezogen. Diesmal verlief der Flug nicht so ruhig. Das kleine Schiff wurde hin und her geschleudert, verschiedene Alarme heulten auf und diverse Computeranzeigen begannen hektisch zu blinken. Braxton und Howard taten alles, um der Situation Herr zu werden, doch so schnell wie das Phänomen sie eingefangen hatte, war auch schon alles wieder vorbei und die Aeon wurde in den Normalraum ausgespien.

„Status“, verlangte Braxton.

Lieutenant Howards Finger trommelten hektisch über seine Konsole.

„Sir, wie es aussieht, haben wir den Normalraum betreten, als das Wurmloch gerade dabei war, sich zu schließen. Die Sogkräfte des Wurmlochs waren jedoch noch stark genug um uns zu erfassen. Aktuell befinden wir uns nun in Raumgitter F-4, Sternzeit 2233,04.“

„Also wenige Tage nach dem das vulkanische Schiff das Wurmloch verlassen hat“, stellte Braxton fest. Dann wandte er sich Dr. Oqu zu: „Ihre Berechnungen waren nicht korrekt, Doktor. Wir haben den Normalraum eine Stunde zu spät betreten.“

Dr. Oqu hatte den Anstand angemessen schuldbewusst dreinzusehen. „Wir hatten noch nie die Möglichkeit, unsere Berechnungen mit der Praxis abzugleichen, Sir. Und Sie müssen bedenken, eine Stunde auf 500 Jahre, das ist eine Abweichung von 0,05707763 Prozent.“

„Sie wären mal besser vorhin in der Berechnung der Raum-Zeit-Koordinaten so präzise gewesen, wie jetzt in der Berechnung der Abweichung“, schnauzte Braxton. „Lieutenant Howard, wir versuchen es also nochmal, bringen Sie uns zurück ins 24. Jahrhundert!“

Lieutenant Howard fütterte die Aeon mit einigen Kommandos, aber das kleine Schiff zirpte protestierend.

„Sir, wie es den Verfahrensanweisungen der Sternenflotte entspricht, wurden mit dem Eintritt in den Normalraum die Ablassdüsen des Cronotino-Konverters geöffnet – wie es scheint, genau in dem Moment, als wir in das Wurmloch gezogen wurden…“

„Das heißt, wir sind mit geöffnetem Cronotino-Konverter in das Wurmloch geflogen, was wiederum bedeutet, dass Sie mir vermutlich sagen wollen, dass unser gesamter Vorrat an Cronotinos bei unserem Durchflug durch das Wurmloch absorbiert wurde“, stellte Braxton grimmig fest.

Ein Blick in Dr. Oqus Gesicht sagte Braxton, dass die junge Frau sich ausrechnen konnte, was das bedeutete.

„Das heißt, wir stecken hier fest?“, fragte Dr. Oqu dann auch sofort und Braxton war sich nicht sicher, ob er Entsetzen oder Aufregung aus ihrer Stimme hörte. Aber wenigstens wusste das Mädchen ein wenig von den Grundbegriffen temporalen Ingenieurswesen. Ohne Cronontions keine Zeitreisen.

„Nein, wir stecken nicht fest“, sagte Braxton betont geduldig. „Entweder, unsere Kollegen bemerken, dass wir nicht zurückkommen und holen uns hier raus“, Braxton unterbrach sich kurz, wie um auf das Angekündigte zu warten, „aber da das scheinbar nicht geschieht, werden wir wohl selbst einen Weg finden, wieder in unseren Zeitrahmen zurückzukehren. Vorschläge?“

„Wenn ich richtig über den Stand der Technologie in der damaligen Zeit informiert bin, müssten Rostenkowski-Partikel ein Abfallprodukt der damaligen Warp-Antriebe sein“, sagte Lieutenant Howard nach kurzem Nachdenken.

„Und aus Rostenkowski-Partikel können ohne großen Aufwand Cronotinos gewonnen werden“, sagte Captain Braxton anerkennend. Guter Mann, dieser Howard. „Wie ist der Status unserer Scanner und des Warp-Antriebs?“

„Sowohl Scanner als auch der Warp-Antrieb sind voll funktionsfähig.“

„Sehr gut, Lieutenant, scannen Sie nach dem nächsten warp-fähigen Föderationsschiff und setzen Sie Kurs“, befahl Braxton. „Sie Doktor, kümmern sich derweil um einen allgemeinen Scan. Ich will genau wissen, was um uns herum los ist.“

„Aye, Sir“, nickten die beiden Offiziere.

„Sir, ich habe etwas gefunden“, konnte Howard nach nur wenigen Augenblicken melden. „Nicht weit von uns entfernt befindet sich die USS Enterprise.“

„Sehr gut“, sagte Braxton.

„Args“, machte Dr. Oqu.

„Was ist, Doktor?“

„Sir, Vulkan ist weg!“

„Weg? Was soll das heißen?“

„Sehen Sie selbst, Sir.“ Oqu machte den Blick auf die Konsole mit den Messergebnissen frei.

Für einen Moment wurde auch einem so erfahrenen Zeitschiff-Captain wie Braxton es war, schwarz vor Augen. Die Scanergebnisse waren eindeutig, der gesamte Plant Vulkan war verschwunden. Die vulkanische Zivilisation vermutlich bis auf ein paar versprengte Überbleibsel ausgelöscht. Das also konnte eine Abweichung von 478 Wollowitz verursachen. Für einen Moment überschlug Braxton die Konsequenzen, die der Verlust Vulkans für die Geschichte haben würde. Konnte die Föderation das überleben? Er konnte sich nicht vorstellen wie. In viel zu vielen Ereignissen der Geschichte hatte Vulkan eine Schlüsselposition eingenommen, viel zu einzigartig waren die vulkanische Logik und die daraus resultierenden Handlungsweisen der Vulkanier. Doch Braxton war klar, dass er sich seine Erschütterung nicht vor den beiden jungen Offizieren, die ihn begleiteten, anmerken lassen durfte.

„Ein Grund mehr, die Sache so schnell wie möglich wieder in Ordnung zu bringen“, sagte er knapp. „Lieutenant Howard, setzen Sie einen Kurs auf die USS Enterprise.“

=/\=

Schnell hatten sie die Enterprise erreicht. Auch wenn Braxton in seiner beruflichen Laufbahn schon an vielen großen Ereignissen der Geschichte der Föderation beteiligt gewesen war, stockte auch ihm der Atem, als das majestätische weiße Schiff vor der Aeon erschien. Die Enterprise – das heißt, eigentlich alle Schiffe dieses Namens – hatte für jeden Angehörigen der Sternenflotte schon fast mystische Bedeutung. Aber wieder sorgte Braxton dafür, dass nichts von seinen Gefühlen durch seine ungerührte Captains-Maske schien.

„Scannen Sie nach Rostenkowski-Partikeln, Lieutenant!“

„Wie erwartet produziert der Warp-Antrieb der Enterprise große Mengen an Rostenkowski-Partikeln. Wir müssen nur rüberbeamen und sie einsammeln“, sagte Lieutenant Howard eifrig. Der arme Kerl erwartete garantiert, dass er mit auf die Enterprise durfte. Aber das ging nicht, sie benötigten einen ausreichend erfahrenen Offizier, der auf der Aeon die Stellung hielt. Braxton seufzte.

„Dr. Oqu, machen Sie sich bereit für einen Außeneinsatz. Besorgen Sie sich angemessene Kleidung und lassen Sie ihre Flecken und Ohren verschwinden.“

„Aye, Sir“, nickte Oqu eifrig, während Howard wie zu erwarten ziemlich enttäuscht dreinsah.

Innerhalb von fünf Minuten hatten Braxton und Dr. Oqu ihre Verwandlung vollzogen. Braxton hatte sich dafür entschieden, seinem Äußeren ein wenig mehr Jugendlichkeit zu spendieren, damit sie beide als Fähnriche durchgehen konnten, ohne allzu großen Verdacht zu erregen.

„Auf jedem Schiff der Sternenflotte laufen massenweise Fähnriche herum“, hatte Lieutenant Howard Dr. Oqu erklärt. „Sie kommen und gehen und außer ihren direkten Vorgesetzten macht sich niemand die Mühe, sich die Namen und Gesichter zu merken. Die Uniform eines Fähnrichs ist deshalb die beste Tarnung, wenn man in einem fremden Zeit-Parameter agieren muss. Vor allem, wenn sie rot ist. Trage eine rote Uniform und niemand wundert sich, wenn du morgen nicht mehr da bist.“

„Sind Sie bereit?“, erkundigte Braxton sich.

„Ich denke schon“, sagte Dr. Oqu und zupfte unglücklich an ihrer „neuen“ Uniform herum. „Aber diese Uniform, dieses Kleid und die Stiefel…“

Lieutenant Howard schenkte der jungen Frau ein breites Grinsen. „Also ich finde, Sie sehen klasse aus. Meiner Ansicht nach sollte die Flotte wirklich mal wieder über eine Änderung des Dress-Code nachdenken.“

„Sie können ja ein entsprechendes Gesuch einreichen, wenn wir wieder zurück sind, Lieutenant“, knurrte Braxton. „Aber vorerst sorgen Sie erst einmal dafür, dass wir sicher auf die Enterprise hinüberkommen. Ich nehme an, Sie haben die Zeit genutzt und einen Ort gefunden, an dem wir ungesehen materialisieren können.“

„Aye, Sir. Ich werde Sie in eine entlegene Ecke des Maschinenraums beamen.“

„Sehr gut. Energie!“
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