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Bei Risiken und Nebenwirkungen

von uena

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„Jim, das muss aufhören.“

Bones ließ den Tupfer über Kirks aufgeplatzte linke Augenbraue gleiten, und sein strenger Ausdruck vertiefte sich nur noch, als Kirk zusammenzuckte und einen hastigen Atemzug tat.

„Du kannst ihn nicht jedes Mal anspringen, wenn er was sagt, das dir nicht passt. Wenn das jeder so machen würde, würd ich ja gar nicht mehr zum Schlafen kommen.“

Kirk biss die Zähne zusammen und erwiderte nichts. Gut, es war sein Entschluss gewesen, mitten in der Nacht zu Bones zu gehen, um sich verarzten zu lassen. Aber eigentlich hatte er nur ein Schmerzmittel haben wollen, das es ihm erlaubt hätte, zu schlafen. Keine Kernspintomographie um vier Uhr morgens.

„Gib mir endlich die Spritze, und dann lass mich gehen, Bones. Das sieht alles viel schlimmer aus, als es ist.“

Doktor McCoy tastete wie zum Gegenbeweis Kirks Brustkorb ab, und das schmerzerfüllte Keuchen, das sein unwilliger Patient daraufhin ausstieß, sagte ihm alles, was er wissen musste.

„Deine Rippen sind geprellt, Jim. Wenn nicht sogar gebrochen. Ich sollte dich auf eine dieser Liegen verfrachten und dich verdammt noch mal festbinden, bis du wieder gesund bist! Was zum Teufel hast du dir gedacht?!“

Kirk versuchte einen schwachen Protest, und wurde von Bones prompt an den Schultern gepackt und auf den Rücken verfrachtet. „Und bleib ja liegen“, knurrte Bones ihn an, und Kirk wusste nicht ganz warum, aber er fügte sich. Bei Bones war es eindeutig sicherer, wenn man sich fügte. Dabei hatte Kirk sonst eigentlich nie Angst davor, eine zu kassieren. Für gewöhnlich forderte er es sogar heraus.

Bones’ geübte Finger schoben die Front seiner Uniform in die Höhe, tasteten seine Bauch- und Brustpartie ab, und obwohl Kirk wusste, dass sein Freund vorsichtig war und ihn nicht härter als nötig anfasste, zog er scharf die Luft ein. Vielleicht hätte er doch nicht ganz so energisch darauf bestehen sollen, den Übungskampf mit Spock zu beenden.

„Gott, Jim.“ Bones klang hin und her gerissen zwischen Entsetzen und handfester Wut, und Kirk schloss ganz automatisch die Augen. Denn völlig egal, wie wütend sein Freund auch auf ihn war, würde er ihn doch wieder zusammenflicken und hinterher behaupten, es sei das letzte Mal gewesen. Als ob Kirk nicht ganz genau über diesen hippokratischen Eid Bescheid wüsste.

„Ich verstehe nicht“, Bones klang, als ob er sich nur mühsam beherrschte, „wie du dir selbst immer wieder sowas zumuten kannst. Wie kannst du dir ausgerechnet ihn als deinen Trainingspartner aussuchen?! Hast du eine Ahnung, wie sehr er dir im Kampf überlegen ist?!“

„Dunkel, ja“, gab Kirk trocken zurück, und riss die Augen auf, als Bones ihm das Oberteil seiner Uniform quasi vom Leib riss. „Was tust du?“

„Du bleibst heute Nacht auf der Krankenstation, verstanden?!“, grollte Bones entschlossen, während er verschiedene Salben auf Kirks freigelegtem Oberkörper verteilte, und Kirk schielte auf seine nackte Brust hinab. „Bist du sicher, dass ich von dem Zeug keinen Ausschlag kriege?“

„Ich kenne mich mit deinen Allergien inzwischen aus, Jim“, gab Bones zurück, als habe sein Freund ihn soeben zutiefst beleidigt. „Es sind keine Nebenwirkungen zu erwarten.“

Diese Antwort beruhigte Kirk einigermaßen, und er schloss die Augen, während Bones’ warme Finger in langsamen, kontrollierten Bewegungen über seine in verschiedenen Blau und Lila-Tönen leuchtende Haut glitten.

„Hat es sich wenigstens gelohnt?“, knurrte Bones nach einer Weile, die er in deutlich vernehmbarem Schweigen verbracht hatte, und Kirk öffnete ein langsam abschwellendes linkes Auge. „Was soll sich gelohnt haben?“

„Deine Selbstverstümmelung. Ich hoffe, du hast nicht die ganze Zeit nur eingesteckt, sondern auch selber ein wenig ausgeteilt?“

Kirk antwortete nicht, und Bones rollte mit den Augen. „Manchmal glaube ich, es gefällt dir, wenn er dich bis zur Besinnungslosigkeit verprügelt.“

Das zog jetzt doch Kirks Aufmerksamkeit auf sich, und er setzte sich in seiner Empörung derartig hastig und unvorsichtig auf, dass er auf einen Schlag totenblass wurde und sofort wieder hintenüber gefallen wäre, hätte Bones ihn nicht festgehalten.

„Jim, verdammt noch mal!“, brachte Bones zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, packte Kirks geprellte Schultern und hielt ihn aufrecht. „Ich hab dir gesagt, dass du liegen bleiben sollst!“

Er ließ Kirk langsam auf die Krankenliege zurücksinken, streckte die Hand nach dem Regal mit den Sedativa aus und spritzte Kirk eine möglicherweise leicht übertriebene Dosis. „Und jetzt bleib unten!“

Kirk gab ein gurgelndes Geräusch von sich, als das Schmerzmittel eine Mischung zwischen Wärme und Taubheit durch ihn hindurch schickte, und er hob wie im Reflex die rechte Hand und schloss sie um Bones’ Handgelenk. „Was hast du gemacht?“, fragte er undeutlich, während seine Hand erstaunlich fest um Bones’ Puls lag, und Bones befreite sich geduldig von seinem anhänglichen Griff.

„Dich stillgelegt“, gab Bones kühl zurück und arrangierte Kirks Kopf gefälliger auf dem Kissen, das er ihm untergeschoben hatte. „Also bleib liegen und lass mich meine Arbeit machen!“

Bones beendete seine Untersuchung am besten Freund seiner Akademiezeit – an seinem besten Freund überhaupt – eine Viertelstunde später, und seine Stirn war in noch tiefere Falten gelegt als gewöhnlich. Kirk hatte Blutergüsse in verschiedenen Stadien der Heilung über seinen ganzen Körper verteilt, und Bones wusste, dass sie lediglich eine Folge von Kirks’ fortgesetzten Trainingseinheiten mit Spock waren, aber was er nicht wusste, war, warum Kirk überhaupt so hartnäckig an diesen grässlichen Trainingseinheiten festhielt.

Kirk behauptete, es sei nur vernünftig, den Vulkanier besser kennen zu lernen, immerhin würden sie in Zukunft eng zusammenarbeiten müssen – aber warum das etwas involvieren musste, das erschreckende Ähnlichkeit zu körperlichem Missbrauch aufwies, wollte Bones nicht in den Kopf.

„Bist du fertig?“, drang Kirks undeutliche Stimme an seine Ohren, während er eine Decke über den Körper seines Freundes zog, und Bones zuckte beinahe vor ihm zurück. „Wieso bist du noch wach?!“

Die Dosis, die er Kirk gegeben hatte, hätte ausreichen müssen, einen Mann auszuschalten, der das Doppelte seines Gewichts auf die Waage brachte.

„Wieso sollte ich nicht wach sein“, gab Kirk zurück, und er sprach wie jemand, der entweder sehr betrunken, oder sehr müde, oder vielleicht sogar beides war. „Du bist doch auch wach.“

„Das ist nicht der Punkt“, sagte Bones vernünftig. „Jeder normale Mensch würde flach auf dem Rücken liegen und friedlich schnarchen mit dem, was du intus hast!“

„Ich bin aber nicht jeder normale Mensch.“ Kirk schob sich die Decke von der Brust. „Nimm das weg. Ich geh zurück in mein Quartier.“ Mit diesen Worten rollte er von der Krankenliege, und hätte Doktor McCoy nicht über so ausgezeichnete Reflexe verfügt, wäre Kirk vermutlich äußerst unsanft auf dem Boden aufgeschlagen. So schlug Kirk einigermaßen bequem auf Doktor McCoy auf.

„Uuoh“, machte Kirk überrascht. „Wie ist das denn passiert?“

Bones hätte ihn würgen können. Trotz der Sache mit dem hippokratischen Eid.

„Warum ist es dir so wichtig?“, murmelte er kaum hörbar, während er Kirk mit einem Arm an sich gedrückt und somit aufrecht hielt. „Warum ist er dir so verdammt wichtig? Wieso kannst du dich nicht einfach von ihm fernhalten?“

Kirks Stirn runzelte sich in ehrlicher Verwirrung, und er blickte aus verklärten blauen Augen zu Bones auf. „Huh?“

„Ich rede von Spock“, sagte Bones genervt. „Du erinnerst dich? Reichlich unterkühlte Art? Spitze Ohren? Gefährliche Rechte?“

„Oh.“ Kirks Gesichtsausdruck war eine wahre Kaskade an einander widersprechenden Emotionen, und Bones beförderte ihn mit sanftem Nachdruck zurück auf die Krankenliege.

„Es ist die Pflicht eines guten Captains“, murmelte Kirk plötzlich, „seine Crew zu kennen. Mein Vater hätte sich wahrscheinlich schon längst mit ihm angefreundet.“ Die letzten Worte hatte er so leise gesprochen, dass sie beinahe vom Akt des Zudeckens übertönt wurden, zu dem Bones sich ein weiteres Mal höchst hartnäckig verpflichtet gefühlt hatte, und der Arzt hielt unwillkürlich in diesem fürsorglichen Tun inne. „Jim …“

Kirk drehte den Kopf und sah ihn fragend an, und Bones schluckte trocken. „Du versuchst es viel zu sehr. Zwing dich nicht dazu, nur weil du dir etwas beweisen willst.“

Kirk drehte trotzig den Kopf wieder in die andere Richtung. „Ich will mir nichts beweisen. Ich will niemandem etwas beweisen.“ Und war das nicht die größte Lüge überhaupt.

Bones schüttelte leicht den Kopf, zog die Decke höher über Kirks Brust und trat einen Schritt von ihm zurück. „Wenigstens lässt du dich nicht aus reinem Masochismus so zurichten. Ich begreife nur nicht, warum du meinst, dich ausgerechnet auf diese Art mit ihm anfreunden zu müssen.“

Wir mussten uns auch nicht prügeln, um das zu erreichen, war, was er ungesagt ließ, und Kirk wandte ihm wieder den Blick zu.

„Wenn er Arzt wäre, wäre die Sache einfacher, da hast du Recht“, sagte Kirk leise, und Bones zog die rechte Augenbraue gefährlich steil in die Höhe. „Wenn er Arzt wäre, hätte er dich mit Sicherheit schon längst weg gesperrt. Immerhin bist du ein gefährlicher Irrer.“

Das entlockte Kirk ein Grinsen, und obwohl sein Gesicht durch allerlei Blutergüsse entstellt war, wirkte es ehrlich und sogar irgendwie glücklich. „Mein Glück also, dass du mein Arzt bist.“

Bones lächelte geisterhaft und nickte, und Kirks Gesichtsausdruck veränderte sich zu beunruhigter Verwirrung. „Was ist?“

Bones gewann die Kontrolle über seine Züge zurück und schüttelte leicht den Kopf. „Nichts. Und jetzt schlaf endlich. Immerhin musst du fit und ausgeruht sein, wenn du dich in“, er warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr, „vier Stunden wieder von ihm zur Schnecke machen lassen willst.“

Er wandte sich zum Gehen, und dimmte das Licht, hielt in der Tür jedoch noch einmal inne, um Kirk einen prüfenden Blick zuzuwerfen, und dieser starrte ihn durch die Dunkelheit erschreckend fixiert an.

„Bones“, sagte Kirk mit deutlich vernehmbarer Anstrengung. „Komm her.“

Bones kehrte gehorsam an Kirks Krankenbett zurück, beugte sich fragend über ihn, und Kirk schloss wieder seine Hand um den Puls seiner Rechten, ganz, wie er es zuvor getan hatte. Er seufzte leise, und Bones’ Augenbraue machte sich erneut selbstständig. „Du erwartest doch nicht etwa, dass ich den Rest der Nacht neben deinem Bett stehen bleibe?“

Kirk schloss die Augen. „Wenn du willst, kannst du dich auch zu mir legen.“

Einen Moment lang glaube Bones, er hätte sich verhört. Aber Kirk lag da, die Augen geschlossen, und er hatte dieses Grinsen um die Mundwinkel, das Bones schon so oft gesehen hatte, dass er ganz genau wusste, was es bedeutete. So grinste Kirk nur, wenn er flirtete. So grinste Kirk nur, wenn er flirtete, und sich absolut sicher war, nicht die geringste Chance auf Erfolg zu haben. Und Bones hätte wütend auf ihn sein sollen, dass er sich ausgerechnet diesen Augenblick für so eine Aktion aussuchte, aber er war es nicht.

„Die Liege ist zu schmal“, antwortete er trocken, und da war nicht das kleinste Zittern in seiner Stimme. „Ich müsste mich schon auf dich drauf legen.“

Das Grinsen um Kirks Mundwinkel vertiefte sich. Er hatte aufgegeben. Dabei hielt er noch immer Bones’ Handgelenk umfasst und hätte es besser wissen sollen. „Lass dich von mir nicht aufhalten.“

Bones zögerte kurz, dann beugte er sich über ihn, presste seine Lippen auf Kirks, und das Keuchen, mit dem Kirk darauf reagierte, bestand nur zu einem Drittel aus Schmerz. Es klang außerdem überrascht und ermutigend, und Bones schloss die Augen und grinste in sich hinein. Eigentlich hätte er es wissen müssen.

Kirk ließ sein Handgelenk los und schlang seine Arme um seinen Nacken, öffnete sofort den Mund für ihn, und Bones ließ seine Lippen vorsichtig über die seines Freundes gleiten und hielt sich mit aller Macht zurück. Kirk wimmerte unzufrieden, zog ihn enger an sich heran und leckte herausfordernd über seine Lippen, und Bones grollte leise.

Er gab schließlich nach, begegnete Kirks Zunge mit seiner eigenen, ließ zu, dass Kirk sie in seinen Mund lutschte und presste stöhnend die Augen zu. Kirks Finger hatten sich in sein Haar verkrallt, zerrten an den längeren Strähnen in seinem Nacken, und Bones wusste, dass er in diesem Fall derjenige war, der die Angelegenheit unter Kontrolle hatte.

Er stöhnte erneut, löste sanft aber bestimmt Kirks klammernde Finger aus seinem Nacken und richtete sich wieder auf. Kirk folgte seiner Bewegung, versuchte, den Kontakt ihrer Lippen nicht abreißen zu lassen, und Bones drückte ihn sanft auf die Liege zurück.

Es fiel ihm erschreckend schwer, zu Atem zu kommen.

Er starrte auf Kirk hinab, dessen Augen halb geschlossen und verklärt waren, während er sich wieder und wieder über die Lippen leckte, und Bones hatte Mühe zu schlucken. „Wenn ich dich jetzt mit in mein Quartier nehme“, begann er heiser, „wirst du dann versuchen zu schlafen und dich zu erholen?“

Kirk leckte sich ein weiteres Mal über die Lippen. „Nein.“

Bones unterdrückte das Zittern in seinem linken Mundwinkel und schob seinen rechten Arm unter Kirks Nacken, um ihm beim Aufsetzen zu helfen. „Das dachte ich mir.“

ENDE
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