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A Decade of Storm: Kapitel 1 - Stätte der Träume

von Markus Brunner

Kapitel 2

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„Die Sternenflotte ist nicht nur ein Raumfahrt- und Forschungsprogramm der Vereinigten Föderation der Planeten“, begann Lieutenant Kri Caraatic seine Ansprache an sein Alpha-Team. Vor ihm in der vordersten Reihe der hörsaalartig platzierten Stühle des Planungsraumes saßen jene vier Sicherheitsoffiziere, die er als Mitglieder für das beste und elitärste Team seiner Abteilung ausgewählt hatte.
„Die Sternenflotte stellt auch die beste Verteidigung der Föderation vor außerirdischen Aggressoren dar. Nicht umsonst ist die Kelvin mit den modernsten Bordwaffen ausgestattet. Aber auch in seinem Inneren beherbergt das Schiff Waffen. Diese Waffen sind Sie! Sie kommen von den unterschiedlichsten Welten der Föderation und wurden alle in verschiedenen militärischen Organisationen ausgebildet. Jeder von Ihnen verfügt über spezielle Fähigkeiten und Erfahrungen im Kampfeinsatz. Aber das wichtigste wird sein, dass Sie lernen, ihre Fähigkeiten im Ernstfall zu kombinieren und Sie alle zu einer Einheit verschmelzen. Dann sind Sie für Ihre Kollegen, für die Sternenflotte und die gesamte Föderation am wichtigsten“, sagte Caraatic, ein fast zweieinhalb Meter großer Saurianer und musterte die Mitglieder seines Alpha-Teams mit seinen riesigen, starrenden gelben Augen. Er blickte von einem zum anderen beginnend bei Ensign Navarin, einem Skorr, der aussah wie ein goldfarbener Vogel mit einem langen, spitzen Schnabel. Neben ihm saß D’Sass, eine Caitanerin mit katzenartigen Gesichtszügen, die unwohl auf ihrem für Menschen konzipierten Sessel umher rutschte, um sich nicht versehentlich auf ihren eigenen Schwanz zu setzen. Einen Platz weiter saß der dreibeinige Alnschloss K'Bentayr vom Planeten Monchezke mit seinem gigantischen, unförmigen Kopf und ledriger Haut über seinem haarlosen Schädel. Und am Schluss der Reihe saß George Kirk, der sich ganz sicher war, jeden einzelnen seiner neuen Kameraden bei seiner letzten Halloween-Party gesehen zu haben.

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„Friede und langes Leben, Sarek“, verabschiedete T’Rea sich von ihrem Ehemann. Es war ein Abschied für immer, denn sie würden sich nie wieder sehen.
Dies war nun jener Moment, in dem Sarek sich eingestehen musste, einem Selbstbetrug erlegen zu sein. Im Grunde hatte er immer gewusst, dass jener Tag kommen würde, an dem ihn T’Rea verließ. Jener Tag, an dem sie gezwungen wurde, ihn zu verlassen. Sie stand vor ihm auf der weiten Terrasse jenes Hauses, dass sie erst seit einigen Wochen gemeinsam bewohnten und sie hatte nie schöner ausgesehen. Ihre zarten Gesichtszüge, perfekt symmetrisch, umgebene von wallendem, nachtschwarzen Haar, in dem eine verzierte silbernen Spange steckte. T‘Reas weites Gewand, eine weiße, seidige Toga, wurde von einem Windstoß eng an ihren schlanken Körper gepresst. Ein Körper, den Sarek nie wieder an sich pressen würde. Der seidige Stoff hatte es da weit besser. Und er symbolisierte auch den Grund, warum Sarek seine Ehefrau verlor, denn es handelte sich um das traditionelle Ordensgewand der Priesterinnen von Amonak.
„Kein Gruß zum Abschied?“, fragte sie. Vulkanier rühmten sich dafür, ihre Gefühle nie offen zu zeigen. Doch zwischen Eheleuten verhielt sich das meist anders. So erklang in T’Reas Stimme ganz deutlich auch Trauer und Enttäuschung und im Licht der am fernen Horizont aufgehenden Sonne sah Sarek die Tränen in ihren Augen glitzern, die T’Rea versuchte zurückzuhalten.
Was sollte er dieser Frau sagen, die er innig geliebt hatte? Wie die meisten Eheschließungen unter den renommierten Familien des Planeten Vulkans war auch ihre Verlobung von ihren Eltern arrangiert worden als sie noch Kinder waren. Sowohl T’Rea als auch Sarek empfanden diese Tradition als nicht besonders logisch. Vulkanier sein bedeutete auch, logisch zu denken und uralte Traditionen hatten mit Logik nur sehr wenig zu tun. Doch in ihrem Fall hatte die Tradition sogar etwas Gutes an sich gehabt. Die beiden hatten Jahrzehnte zusammen verbracht, waren in Gegenwart des jeweils anderen aufgewachsen und tatsächlich hatten sie mit der Zeit einander lieben gelernt. Sie kannten einander und fühlten füreinander. Und als vor nicht einmal zwei Monaten in Sareks Leben erstmals das Blutfieber aufgetreten war, konnte sich ihr Glück endlich erfüllen und sie durften einander heiraten. Auch wenn das Blutfieber ein Krankheitssymptom war, so war sein Auftreten für einen Vulkanier in Sareks Rang doch ein Segen, denn es kündigte das Pon Farr an, jene Zeit, in der ein Vulkanier für einige wenige Tage seine Gefühle nicht mehr kontrollieren konnte und sich nur mehr der Leidenschaft hingeben wollte. In adeligen Familien war mit dem unvermeidlichen Auftreten des Blutfiebers jener Zeitpunkt gekommen, an denen arrangierte Ehen besiegelt wurden.
Zwei glückliche Monate hatten Sarek und T’Rea seither miteinander verbracht. Vulkanische Tradition, die sie früher so verachtet hatten, hatte diese kurze Zeit der Glückseligkeit ermöglicht. Doch eine andere vulkanische Tradition beendete diese Glückseligkeit nun so abrupt.
„Langes Leben und Frieden, T’Rea“, antwortete Sarek schließlich mit heiserer Stimme und hoffte, dass sie nun so schnell wie mögliche gehen würde. Ihr Anblick vor seinem geistigen Auge, den er für den Rest seines Lebens mit sich tragen würde, würde noch genug Schmerz und Kummer verursachen. Doch T’Rea stand wie angewurzelt da. Sie öffnete den Mund, rang um die Worte, die sie dann endlich herausbrachte: „Es tut mir leid.“
„Es gib nichts, was dir leidtun müsste. Du hast deine Verpflichtung. Du musst mich verlassen, es bleibt dir gar keine andere Wahl.“
Wären die Umstände nur ein wenig anders, hätte er versucht, T’Rea irgendwie zum Bleiben zu überreden. Doch in diesem Fall wäre es zwecklos gewesen.
Das Unglück hatte vor drei Tagen seinen Lauf genommen, als T’Rea vom viel zu frühen Tode ihres Vaters erfahren hatte. Sie hatte den Brief immer wieder und wieder gelesen und vor allem den letzten Absatz. Jener Absatz, der sie aufforderte, innerhalb von drei Tagen den Tempel von Amonak aufzusuchen und die Nachfolge ihres Vaters als Hohepriester des Ordens anzutreten. So verlangten es die Ordensregeln von ihr. Und dies bedeutete, ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen. Einschließlich Sarek. In ihrem privaten Zimmer hatte T’Rea stundenlang geweint. Jeder Emotionen unterdrückende Vulkanier, der sie in diesem Zustand gesehen hätte, hätte sich für sie geschämt, so sehr hatte sie bis zur Erschöpfung zugleich über den Tod ihres Vaters geweint wie auch darüber, dass sie Sarek verlassen musste. Als Hohepriesterin war es ihr nicht mehr erlaubt, ihr Leben mit einem Ehemann zu teilen. Sie würde den Großteil ihres restlichen Lebens hinter den Mauern des Tempels verbringen, dem Gebet, der Kontemplation und wohl auch der Politik und der Intrige gewidmet, die auch auf dem angeblich so aufgeklärten und zivilisierten Planeten Vulkan vor Tempelmauern nicht Halt machten.
Nun, drei Tage später, war sie nicht bereit, Sarek zu verlassen, aber sie war reisefertig. Ihr Gepäck war bereits im Heckabteil des Shuttles verstaut, das einige Meter entfernt auf sie wartete und sie von der Hauptstadt ShiKahr über die L-langon-Berge, über die weite Wüste des Glühofens und über die Feuerebenen hinweg fliegen würde. Hunderte Kilometer von dem Haus entfernt, in das sie gerade erst eingezogen war, würde sie den Rest ihres Lebens fristen müssen. Sie rechnete nicht, Sarek – auch bei offiziellen Anlässen – jemals wieder zu sehen. Sie wusste, er würde leiden, sollte er ihr wieder begegnen. Und daher hatte sie sorgfältig alles aus dem Haus entfernt, das ihn nur annähernd an sie erinnern würde. Sie nahm alles mit. Auch, weil sie wusste, dass sie selbst nicht so sehr unter den Erinnerungen leiden würde. Sie durfte es nicht, denn wie könnte sie ihrem gemeinsamen Kind jemals in die Augen blicken, ohne in Tränen auszubrechen. Sie wandte sich von Sarek ab. Während sie zum Shuttle ging strich sie sich unauffällig über den noch flachen Bauch, in dem das Kind heranwuchs, das sie und Sarek während des Pon Farrs gezeugt hatten.

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Erst Minuten nachdem das Shuttle mit T’Rea an Bord losgeflogen war, hatte es Sarek über sich gebracht, sich wieder zu bewegen. Die Sonne stand nun bereits deutlich über dem Horizont und erleuchtete einen großen Teil der Terrasse. Die Kühle der Nacht war entschwunden genauso wie T’Rea. Und während die Sonnenstrahlen des neuen Tages sich anschickten, diesen Tag zu einem besonders warmen zu machen, hinterließ T’Reas Abflug nur Kälte in Sareks Herzen. Er spürte einen Stich, der seine Seele erschütterte. Er atmete mehrmals tief durch und als er sich wieder gefasst hatte, drehte er sich um, ging durch das verzierte schmiedeeiserne Tor in den Vorhof seines Hauses und schloss hinter sich ab. Langsam und gedankenverloren ging er auf dem harmonisch gewundenen Weg aus Pflastersteinen zur Haustür und betrat das Gebäude, das große Haus, das er nun ganz allein bewohnte. Er fragte sich, ob er es nicht besser verkaufen sollte. Er benötigte allein nicht so viel Platz. Anderseits war es ein sehr schönes Haus. In der hohen Eingangshalle stand ein großer Springbrunnen, der aus dem dunklen Fliesenboden aufragte und mit den vielen kleinen hochspritzenden Wasserfontänen für angenehme Abkühlung an den zumeist heißen Tagen auf Vulkan sorgte. Durch die gläserne Kuppel der Eingangshalle konnte man die großen Türme im Zentrum der Hauptstadt ShiKahr sehen. Die Lage des Hauses war hervorragend. Nicht direkt im eng verbauten Zentrum der Stadt, aber auch nicht so weit außerhalb, dass Sarek lange brauchen würde, um zu seiner Arbeitsstätte, dem vulkanischen Außenministerium, zu gelangen. Außerdem war es üblich, dass Sarek als einer der hochrangigsten Diplomaten seiner Heimatwelt und der Vereinigten Föderation der Planeten auch Treffen und Empfänge in seinem eigenen Haus abhielt.
Alle logischen Argumente sprachen dafür, dass Sarek dieses Haus behalten sollte. Die Frage blieb jedoch, ob es die logischen Argumente waren, die den Ausschlag geben sollten. Denn auch wenn T’Rea ihre gesamte Habe mit sich genommen hatte, erinnerte ihn doch jeder Quadratzentimeter des Hauses an die Frau, die er nie mehr wieder sehen würde.
Auf seiner ziellosen Wanderung von einem Zimmer zum anderen kam er schließlich auch in sein Arbeitszimmer. Das Büro war schlicht aber zugleich elegant eingerichtet. Die wenigen Möbelstücke waren richtige kleine Kunstwerke, schienen aus dem schwarzen Holzboden heraus zu wachsen. Dies traf auch für seinen ordentlich aufgeräumten Schreibtisch zu. Derzeit lagen nicht besonders viele Unterlagen darauf, da er sich in letzter Zeit hauptsächlich mit administrativen Angelegenheiten beschäftigt hatte. Aufgrund seiner Hochzeit hatte er vor einigen Wochen die von ihm vorbereiteten diplomatischen Missionen an Kollegen abgegeben. Vielleicht war es nun an der Zeit, sich wieder seiner eigentlichen Arbeit zu widmen.
Sarek setzte sich hinter seinen Schreibtisch und holte mehrere Handcomputer aus einer Lade hervor. Er wusste sofort, wo er die entsprechenden PADDs finden konnte, denn er hatte ein für seine persönlichen Ansprüche hervorragend geeignetes Ablagesystem gefunden. So lagen nun die drei Handcomputer vor ihm auf dem Schreibtisch. Jeder einzelne dokumentierte seine Vorbereitung für eine spezifische diplomatische Mission, die Reisen zu Planeten außerhalb oder am äußersten Rand des Föderationsgebietes beinhalteten. Das erste PADD legte er gleich wieder ab. Die Mission nach Alpha Cygnus IX war auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Übrig blieben zwei Missionen. Die eine war ziemlich simpel. Es ging lediglich darum, als Repräsentant der vulkanischen Regierung bei der Einweihung der neuen Forschungsstation auf Vico V anwesend zu sein. Aus diplomatischer Sicht kaum eine Aufgabe, die einem angesehenen Botschafter wie ihm würdig war. Anderseits hatte Sarek in seiner Jugend an der vulkanischen Wissenschaftsakademie Astrophysik studiert und interessierte sich immer noch sehr für dieses Thema. Und Vico V soll sich, wie die Menschen es ausdrückten, durch den „wildesten Himmel des Alpha-Quadranten“ auszeichnen. Eine Reise dorthin würde ihm sicher die Gelegenheit bieten, seine wissenschaftlichen Kenntnisse auf dem Gebiet der Astrophysik aufzufrischen und sich über interessante Entdeckungen der letzten Zeit zu informieren.
Doch sein Pflichtgefühl stand Sarek leider im Wege und so wanderte auch dieses PADD wieder in die Schublade. Wenn Sarek schon beschloss, an einer diplomatischen Mission teilzunehmen, dann sollte seine Anwesenheit auch effizient genützt werden. Urlaub auf Vico V konnte er ein anderes Mal machen. Jetzt wollte er arbeiten. Und so blieb von den ursprünglichen drei Missionen nur noch eine übrig. Er blickte auf die erste Seite des Berichts. Dort stand, dass nun Botschafter Lojal für diese Mission eingeteilt worden war.
Sarek schob sein Computer-Terminal über die Tischfläche etwas näher heran und stellte eine Kommunikationsverbindung mit dem Außenministerium her. Nach einem kurzen Gespräch mit der Vermittlungsstelle und der Nennung seines Identifizierungscodes wurde er zu Lojal durchgestellt.
Der Vulkanier, der nun auf dem kleinen Bildschirm erschien, war deutlich jünger als Sarek, doch er wusste, dass Lojal in den wenigen Jahren, die er als Sonderbotschafter tätig war, schon einige Erfolge bei heiklen Verhandlungen erzielt hatte. Seine Fähigkeiten waren sicher ausreichend, um die Mission zu einem erfolgreichen Ende zu bringe. Das brachte Sarek jedoch in die unangenehme Lage, um die Übertragung der Mission an ihn zu bitten, ohne dass der junge Mann glaubte, Sarek zweifle an seiner Befähigung.
So erzählte Sarek ihm im Grunde die volle Wahrheit und sparte lediglich seine private Motivation aus. Er erklärte lediglich, dass sich für ihn kurzfristig wieder die Möglichkeit ergeben hätte, eine der Missionen, die er vorbereitet hatte, selbst zu übernehmen und nach welchen Kriterien er sich für genau diese Mission entschieden hatte. Glücklicherweise war Lojal sehr kooperativ und kündigte an, sofort ein Ansuchen zur Übertragung der Mission an Sarek zu veranlassen. Dieses würde zweifelsohne akzeptiert werden. Lojal versicherte, dass sich seit Sareks Vorbereitungsarbeiten die Sachlage nicht verändert hatte. Bevor Sarek Lojal danken und die Kommunikationsverbindung zu ihm beenden konnte, fragte der jüngere Vulkanier nun doch nach, warum Sarek diese Mission übernehmen wollte und sich nicht die Vorbereitung einer neuen Mission zuteilen ließ. Sarek überlegte kurz und beendete dann das Gespräch mit dem Satz: „Ich verspüre den Wunsch, den Planeten für einige Zeit zu verlassen.“
Auf einen Tastendruck hin wurde das Display seines Computer-Terminals dunkel. Dann blickte er wieder zum PADD und überflog seine Notizen. Eine interessante Aufgabe stand ihm auf Tagus III bevor.

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„Wir beginnen mit einer einfachen Aufgabe. Sie fliegen nach Vulkan um dort einen Botschafter abzuholen, den Sie dann nach Tagus III bringen, wo er im Namen der Föderation Verhandlungen mit der dortigen Regierung aufnehmen wird. Ihre Aufgabe ist es, den Botschafter bei seiner Aufgabe jedwede Unterstützung zukommen zu lassen“, erklärte Archer. Während er sprach ging er, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, an der Reihe von Bullaugen vorbei, die Teil von Captain Robaus Quartier war. Robau selbst verstaute in der Zwischenzeit seine beiden Reisetaschen in einem Schrank im hinteren Teil des Quartiers. Der Raum bestand aus zwei Bereichen. Im Eingangsbereich, dem Hauptraum, stand abgesehen von einem Aktenschrank und einem Regal auch der Schreibtisch des Captains mit einem Computer-Terminal und einem darin eingebauten Intercom-Anschluss. Mit einem Blick zur Seite konnte der Captain von seinem Schreibtisch aus jederzeit durch eines der Bullaugen einen Blick hinaus werfen. Hinter einem Raumteiler befand sich der zweite Teil des Quartiers mit einem großen Bett, dem Kleiderschrank und dem Zugang zum Badezimmer. Alles in allem für ein Militärraumschiff schon beinahe eine luxuriöse Unterkunft mit angenehm hellen, gelblich schimmernden Wänden. Der Bereich in dem die Offiziersquartiere lagen stellte einen richtigen Kontrast dar zu den eher düsteren und industriell wirkenden Maschinen- und Hangarsektionen.
„Klingt nicht gerade nach einem Auftrag, für den man normalerweise das beste Schiff der Flotte einsetzt, oder?“, fragte Robau etwas skeptisch, als er hinter dem rot vergitterten Raumteiler hervor und in den Hauptraum trat.
„Das stimmt“, gestand Archer ein, doch der Tonfall, mit der er das sagte, ließ vermuten, dass da noch mehr war, als er bisher gesagt hatte. Der Admiral trat an ein Bild an der Wand heran, das gegenüber dem Schreibtisch aufgehängt worden war. Es handelte sich um eine Kohlezeichnung, die die Kelvin zeigte.
Archer strich mit dem Daumen am linken Rand des Bilderrahmens entlang und die Zeichnung wurde von einem Computerdisplay überblendet. Es handelte sich offenbar um die gleiche Technologie, die bei den großen Sichtfenstern auf der Brücke zum Einsatz kam. Über ein kleines Tastenfeld, das neben dem Bild an der Wand montiert war, rief Archer eine Sternenkarte auf, die die Position des Planeten Tagus III zeigte.
„Nur einen Sektor vom Klingonischen Imperium entfernt“, stellte Robau fest, während er sich in den bequemen Sessel hinter seinem Schreibtisch setzte. Nun wurde im einiges klar. Die Kelvin sollte nicht nur den Botschafter transportieren, sondern nebenbei auch Flagge zeigen. Die Klingonen, die nie besondere Freunde der Menschen oder der Föderation gewesen waren, sollten mal einen ersten Blick auf ein Schiff der Iowa-Klasse werfen, damit sie nicht auf dumme Gedanken kamen.
Die werden ganz schön Augen machen. Kein klingonischer Schlachtkreuzer ist auch nur annähernd halb so groß wie die Kelvin.
„Genau. In unmittelbarer Nähe des Tagus-Systems befinden sich zwar keine Kolonialwelten der Klingonen, aber ihre Raumschiffe dringen regelmäßig in diesen Bereich vor.“
„Warum denn das?“
„Die Klingonen rechtfertigen es gar nicht. Sie pochen einfach auf ihr Recht, diesen Teil des Alls durchfliegen zu dürfen. Er gehört weder der Föderation noch dem Imperium und solange sich die dort heimischen Lebensformen nicht beschweren, können auch wir nichts unternehmen.“
„Fühlen die sich denn nicht bedroht, wenn klingonische Kreuzer in ihre Sonnensysteme eindringen?“, fragte Robau verwirrt. Er erinnerte sich an seine Kindheit zurück, als beinahe jeden Tag ältere – und damit zugleich auch größere und stärkere –Kinder ihren Heimweg von der Schule über das Grundstück von Robaus Familie abgekürzt hatten. Das hatte ihn damals ziemlich genervt. Aber er erinnerte sich, dass er auch nie etwas dagegen unternommen hatte.
„Sie haben Angst“, erklärte Archer schließlich.
Ja, das war auch der Grund, warum ich nie etwas gegen diese Bengel unternommen habe.
„Warum bitten sie dann nicht um den Schutz der Föderation?“
„Das ist etwas kompliziert. So zwischen zwei interstellare Supermächte eingepfercht, will es sich natürlich niemand mit einer der Seiten verscherzen. Das ist zumindest einer der Gründe, warum die Tagusianer nur sehr zögerlich agieren, wenn es um Kontakte mit Außenweltlern geht. Wir hoffen, dass sich das durch die Mission des Botschafters ändern wird.“
Archer deaktivierte den Bildschirm, worauf wieder die Kohlezeichnung im Bilderrahmen sichtbar wurde.
„Wenn alles gut geht“, ergänzte er, „dann schaffen wir uns bei dieser Mission mit den Tagusianern neue Freunde und verhindern zugleich, dass die Klingonen auf die törichte Idee kommen, zu unseren Feinden zu werden, wenn sie erstmals sehen, über welche Schiffe wir nun verfügen.“
„Um was genau geht es bei den Verhandlungen mit den Tagusianern eigentlich? Ein politisches Bündnis oder eine Kooperation auf wirtschaftlicher Ebene?“
Archer lächelte breit: „Um archäologisches Ausgrabungen.“
„Archäologische Ausgrabungen?“, widerholte Robau ungläubig und Archer nickte, nun mit einem noch breiteren Grinsen im Gesicht. Der Admiral wusste genau, was Robau diesbezüglich dachte.
Uralte, inzwischen kaputte und nutzlose Gegenstände aus schlammiger Erde ausbuddeln. Wahnsinn, ist das spannend.
„Angeblich handelt es sich bei der dortigen Ruinenstadt um das letzte Überbleibsel der ältesten bisher bekannten Zivilisation der Galaxie“, erklärte Archer, konnte Robau dadurch aber auch nicht mehr für seinen ersten Auftrag begeistern. Er erhob sich aus seinem Sessel und ging auf den Admiral zu:
„Nun, nachdem wir in nicht mal zweieinhalb Stunden aufbrechen, werde ich mich nun den Startvorbereitungen widmen. Vielen Dank, Admiral. War mir eine Ehre …“
„Hervorragend!“, unterbrach Archer den Captain. „Wenn es für Sie bisher schon eine Ehre war, dann wird es Sie sicher begeistern, dass ich während der nächsten paar Tage noch an Bord bleibe.“
Damit hatte Robau nun ganz und gar nicht gerechnet. Ein Admiral, der ihn während seiner ersten Mission mit einem neuen Raumschiff und einer neuer Crew ständig beobachten würde? Na das konnte ja heiter werden. Um zu verhindern, dass ihm ein derartiger Kommentar über die Lippen kam, antwortete er einfach nur mit „Aye, Sir“.
Zufrieden klopfte Archer Robau auf die Schulter und wandte sich ab, um das Quartier zu verlassen. Doch kurz bevor er in den Erfassungsbereich des Türsensors kam, machte er nochmals kehrt:
„Moment, warten Sie, ich habe da noch was.“
Wieder etwas, das mich begeistern wird?
Archer wühlte in den Taschen seiner Uniformhose und fand schließlich, was er gesucht hatte. Er zog ein kleines, silbernes Metallstück hervor und reichte es Robau. Es handelte sich um das pfeilförmige Schiffsabzeichen wie es von jedem Besatzungsmitglied der Kelvin getragen wurde. Mit ein wenig Wehmut entfernte Robau das an das Sternzeichen Stier angelehnte, k-förmige Schiffsabzeichen der Taurus von seinem Uniformhemd und befestigte dort, über dem Herzen, das neue Abzeichen.

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Früher als gedacht war die U.S.S. Kelvin startbereit. Zwei Stunden nach dem Gespräch zwischen Robau und Archer im Quartier des Captains begann der Startcountdown.
„Werftkontrolle gibt uns Startfreigabe. Alle Vertäuungen und Verbindungen wurden gelöst“, gab Commander April bekannt während sich Robau zum ersten Mal in seinen neuen Kommandosessel setzte. Er hatte schon schlechter gesessen, bemerkte er angenehm überrascht. Robau hielt seinen Kopf ein paar Sekunden gesenkt und tat so, als ob er die in die rechte Armlehne eingebauten Tasten studieren würde. In Wirklichkeit wollte er nur nicht wieder hochblicken, so lange er noch angestarrt wurde. Er wusste, dass Captains von ihren Brückenbesatzungen immer angestarrt wurden, wenn sie erstmals den Platz in der Mitte einnahmen. Robau gab ihnen ein paar Sekunden und blickte dann zum mittleren Sichtfenster, dem größten der drei. Die beiden Fenster links und rechts waren durch Statusanzeigen überblendet worden. Aber durch das mittlere Fenster sah er nun, wie sich die Gitterstruktur des Werftkomplexes langsam zusammenfaltete und den Weg frei machte. Ein paar Sekunden später öffneten sich in der Außenhülle der Raumstation die riesigen Schleusentore. Fast ein Drittel der Außenhülle der Station wurde bewegt, damit die Kelvin mit ihrer breiten Untertassensektion hinausgelangen konnte.
Auf Robaus Befehl hin steuerte Lieutenant Lin die Kelvin mit den Manövriertriebwerken langsam ins All hinaus, wo das Schiff hingehörte. Kaum hatte die Kelvin die Raumstation hinter sich gelassen, aktivierte Lin die Impulstriebwerke. Erstaunlich schnell beschleunigte dieser Koloss von einem Schiff auf volle Impulskraft und flog durch das Inferna-System. Als ob das Schiff es gar nicht mehr erwarten konnte, zu seinem ersten großen Flug aufzubrechen.
Robau aktivierte das Intercom an seinem Kommandosessel:
„Captain an Maschinenraum.“
„Hier O’Shannon, Sir.“
„Ist das Schiff bereit um auf Warp zu gehen?“
„Aber auf jeden Fall. Geben Sie nur den Befehl, Sir.“
„Das habe ich vor.“
Er deaktivierte das Intercom und wandte sich wieder an die Steuerfrau:
„Setzen Sie Kurs auf Vulkan, die schnellste Route.“
„Aye, Sir. Kurs auf den Highway ist gesetzt“, bestätigte Lin und so wie sie sich anhörte, hatte sie den Kurs bereits vor Stunden festgelegt.
„Na dann. Gehen Sie auf Warp 7.“
Robaus Blick bemerkte eine Bewegung und drehte seinen Kopf nach links. Dort stand Admiral Archer, der ihm mit erhobenen Daumen deutete. Das war jedoch kein Zeichen dafür, dass Robau bisher so gute Anweisungen gegeben hatte. Robau verstand, was der Admiral meinte und sagte dann wieder an Lieutenant Lin gewandt:
„Warten Sie. Bringen Sie uns besser gleich auf Warp 7,5. Wir wollen keine Zeit verschwenden.“
„Aye, Sir.“
Selbst einige Decks vom Maschinenraum entfernt, spürte Robau, dass der Warpkern, die Hauptenergiequelle des Schiffes, nun bedeutend mehr Energie freisetzte. Sie wurde durch EPS-Leitungen geleitet, quer durch das ganze Schiff bis hinab zur Warpgondel unterhalb der Untertassensektion. Der hintere Teil der Gondel leuchtete in gleisendem Licht auf und eine Sekunde später beschleunigte die Kelvin auf eine Geschwindigkeit die weit über jener des Lichts lag und raste durch die Dunkelheit des Alls ihrem ersten Ziel entgegen.

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Es gab nichts ärgerlicheres, als während des Essens gestört zu werden und so kämpfte Rurik dagegen an, auf das beständige Summen des Türmelders zu reagieren. Doch eine ganze Minute verging und immer wieder erklang der gleiche Summton. Rurik steckte sich gerade eine Scheibe Zilm’kach in den Mund und spülte sie mit einem Schluck Warnog hinunter, als er merkte, dass er den Geschmack gar nicht richtig genießen konnte, solange diese Lärmbelästigung anhielt.
„Verdammt noch mal, kommen Sie endlich rein!“, schrie Rurik wütend und stand von seinem Tisch auf. Die Tür zu seinem Quartier öffnete sich und ließ jene Person eintreten, die Rurik am allerwenigsten sehen wollte.
Der hat mir noch gefehlt.
Warum der Archivar noch an Bord war, wusste Rurik nicht. Laut Kor war er einverstanden gewesen, die B’Rel mit den Artefakten zu verlassen. Und nun, Stunden später, war er immer noch hier.
„Was machen Sie denn noch hier?“, fragte Rurik ganz offen ohne zu verschleiern, dass er sich den Archivar fort von seinem Schiff wünschte.
Während Rurik jedoch nur etwas verärgert war, war der Archivar richtig aufgebracht. Der alte Mann zitterte regelrecht vor Wut, was an seinem rechten Zeigefinger deutlich ersichtlich war, den er anklagend auf den Dahar-Meister richtete:
„Sie! Was denken Sie, wer Sie sind? Denken Sie, Sie könnten tun und lassen, was Sie wollen?“
Der alte Mann hatte zwar kein Wort darüber verloren, was ihn so erzürnte, aber es war für Rurik offensichtlich. Irgendwie hatte der Archivar rausgekriegt, was er plante. Rurik aktivierte kurz das Intercom und rief Kor zu sich. Diesen Zivilisten loszuwerden erwies sich wohl als schwieriger, als erwartet.
„Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden“, log Rurik. Zwar war ihm klar, dass der Archivar ihn durchschaut hatte, aber so konnte er ihm wenigstens eine Antwort entlocken, woher er von Ruriks Plan erfahren hatte. Er wurde nicht enttäuscht:
„Versuchen Sie nicht, mich für dumm zu verkaufen. Ich habe mit Ihrem Steuermann gesprochen und der sagte mir, dass Sie ihm befohlen hätten, einen Kurs nach Tagus III zu setzen.“
Mit jedem weiteren Wort war die Stimme des Archivars lauter und kreischender geworden. Rurik begegnete dem mit gespielter Gelassenheit, auch wenn er sich über die Dummheit seines Steuermanns ärgerte.
„Verstehe. Und dass Sie nun hier in meinem Quartier sind, bedeutet wohl, dass Sie auch mit meinem Kommunikationsoffizier gesprochen haben, richtig?“
„Ja, richtig. Und der hat mir gesagt, dass Sie ihm strikte Funkstille verordnet haben, weshalb es mir nicht möglich war, den Hohen Rat von Ihrem Ungehorsam zu unterrichten.“
In diesem Moment summte abermals der Türmelder und kurz darauf trat Kor in das Quartier:
„Archivar? Ich dachte, Ihr wäret bereits zum Kurierschiff hinüber gebeamt worden. Das Schiff ist startbereit …“
„Ich bleibe hier!“, schrie der Archivar aus sich heraus und verstummte, als Rurik ihm den Lauf seiner Disruptor-Pistole unter das Kinn hielt:
„Sie wollen den Hohen Rat über meinen Ungehorsam informieren? Dann beamen Sie besser zum Kurierschiff, fliegen nach Kronos und informieren ihn persönlich. Eine andere Möglichkeit werden Sie nicht bekommen. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?“
Der Archivar blieb stumm, nickte aber bestätigend, zumindest so weit, wie es die gegen sein Kinn gedrückte Disruptor-Pistole zuließ.
„Sehr gut. Kor wird Sie persönlich zum Kurierschiff hinüber beamen. Sie werden damit in vier oder fünf Tagen auf Kronos eintreffen. Zu spät, um mich von dem abzuhalten, was ich vorhabe. Gehen Sie schon mal vor zur Transporterkammer. Kor wird gleich nachkommen.“
Der Archivar fügte sich in sein Schicksal. Das war auch klug so, denn es war die einzige Möglichkeit am Leben zu bleiben, die Rurik im anbot. Nachdem er gegangen war wandte sich Rurik an Kor:
„Wenn Sie den Materietransporter bedienen, wird es eine Fehlfunktion geben. Der bedauernswerte Archivar wird inmitten des Vakuums und der Kälte des Alls materialisieren. Haben wir uns verstanden?“
„Was?“ fragte Kor ungläubig. Er konnte wohl kaum fassen, dass ein Daher-Meister von ihm forderte, einen Transporterunfall zu inszenieren, der für den Archivar tödlich enden sollte. Es war nicht so, dass Kor irgendwelche Sympathien für den Abgesandten des Hohen Rates hegen mochte, aber um klingonische Zivilisten zu töten war er sicher nicht Soldat geworden. Und genau das sagte er Rurik auch.
„Sehen Sie es so, Kor: Sie dienen dem Imperium und wenn der Archivar während des Transports stirbt, erweisen Sie dem Imperium einen Dienst.“
„Und gleichzeitig helfe ich Ihnen dabei, mit einer Befehlsverweigerung durchzukommen, nicht wahr?“, entgegnete Kor provokant. Doch das amüsierte Rurik nur:
„Indem ich mich nicht an meine Befehle halte, diene ich ebenfalls dem Imperium. Vertrauen Sie mir einfach und erledigen Sie Ihre Aufgabe. Sollte man Sie jemals zur Rechenschaft ziehen, verweisen Sie auf meinen Befehl.“
„Ich will Ihnen nicht vertrauen, ich will verstehen, um was es hier geht!“, forderte Kor lautstark. Und langsam wurde Rurik bewusst, dass die Zeit drängte. Je länger der Archivar in der Transporterkammer wartete, desto misstrauischer würde er werden.
„Wir haben jetzt keine Zeit dafür. Gehen Sie los. Wenn Sie Ihre Aufgabe erledigt haben und wir unterwegs zu unserem neuen Ziel sind, dann werde ich Sie über alles aufklären.“
Dann ergänzte Rurik noch ein Wort, das absolut untypisch für einen klingonischen Krieger war und das der alte Dahar-Meister dementsprechend selten aussprach:
„Bitte.“
Für einen kurzen Moment überlegte Kor und stimmte dann zu.
„Sie schwören es bei Ihrer Ehre, Rurik. Einverstanden?“
„Einverstanden. Mehr als meine Ehre habe ich nicht.“
Nicht überzeugt aber zumindest vorübergehend beschwichtigt verließ Kor das Quartier seines Kommandanten. Als sich die Tür hinter dem Bekk schloss, lachte Rurik laut auf. Ja, er mochte diesen Kor. Er würde ihm ein sehr guter Offizier und Vertrauter sein. Mit der Ermordung des Archivars würde er beweisen, dass man auf ihn zählen konnte, selbst bei heiklen Angelegenheiten. Und irgendwie hatte Rurik sogar etwas Mitleid mit Kor, dass er ihn in diese Lage gebracht hatte. Ein heimtückischer Mord war nicht gerade eine besonders ehrenvolle Tat. Klingonen töten ihre Feinde lieber von Angesicht zu Angesicht.
Aber hätte ich den Archivar hier einfach mit meiner Pistole niedergeschossen, hätte jemand in meinem Quartier sauber machen müssen. Kein klingonischer Krieger sollte das Blut eines Feiglings aufwischen müssen.
Über diesen Gedanken amüsiert setzte sich Rurik wieder an seinen Tisch, nun bereit, sein Mahl richtig zu genießen. Es gelang ihm so halbwegs, denn ihm kamen auch belastende Gedanken, die die Ereignisse von vorhin betrafen, in den Sinn.
Es war nicht alles nach Plan verlaufen und das mochte Rurik überhaupt nicht. Er zog es vor, selbst den Ablauf bestimmen zu können und Zeitpunkt und Reihenfolge von Ereignissen festzulegen. Der Archivar und auch Kor hatten ihm nun einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vor allem aber sein offenbar viel zu redseliger Steuermann. Es wurde Zeit, für diesen Mann eine andere Beschäftigung zu finden und ihn durch jemanden zu ersetzen, der etwas mehr Verstand besaß.
Ob Kor eine Flugausbildung hat?, überlegte Rurik.
Rurik griff in eine Schüssel und entnahm ihr etwas Racht, das er sofort genüsslich verschlang. Er mochte das Gefühl, wenn sich die glitschigen Würmer den Weg durch seine Speiseröhre hinab wanden.

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Der Schlag traf Kirk unvermittelt. Schmerz explodierte in seinem Gesicht, nur knapp unterhalb seines rechten Auges. Aus einem Reflex heraus schloss er seine Augen für einen Moment und sein Gegner nützte dies gnadenlos aus. Die Faust seines Gegenübers knallte gegen seine Brust und presste die Luft aus seinen Lungen. Kirk taumelte zurück und hatte nur noch den Wunsch, von den ihn attackierenden Fäusten so weit wie möglich weg zu kommen. Doch nach nicht einmal einen Meter im Rückwärtsgang stieß er gegen ein Hindernis. Er spürte die drei dicken, gespannten Seile, die den Boxring in der Mitte der Sporthalle an Bord der U.S.S. Kelvin umgaben.
Kirk sog hastig wieder Luft in sich und blinzelte den Schweiß aus seinen Augen, bis er wieder klar sehen konnte. Vor ihn in der Mitte des Rings stand sein Kollege Alnschloss K'Bentayr mit den Händen gegen seine Hüften gestemmt. Eine Triumph-Pose. Und der Monchezekianer konnte auf jeden Fall sehr zufrieden mit sich sein.
„Du musst schon dorthin schlagen, wo du mir weh tun kannst, George“, riet K'Bentayr seinem menschlichen Trainingspartner.
„Leichter gesagt als getan. Sag‘ mir doch einfach, wo ich dir weh tun kann.“
„An meinem Kopf zumindest nicht. Oder warum glaubst du, habe ich auf einen Kopfschutz verzichtet?“
Zur Demonstration hob K'Bentayr seine beiden in Boxhandschuhen steckenden Hände zu seinem eigenen Kopf, legte sie links und rechts an die Schläfen und begann zu drücken. Daraufhin gab sein Schädel mindestens zehn Zentimeter nach, ohne dass K'Bentayr auch nur eine Miene verzog. Als er seine Arme wieder senkte, verblieb sein Kopf für einen kurzen Moment so deformiert, ehe er mit einem dumpfen „Plopp“ wieder seine ursprüngliche Form annahm.
„Alles Wichtige im Inneren meines klugen Köpfchens ist bestens geschützt.“
„Also, K'Bentayr, wenn …“
„Nenn‘ mich einfach Ben. Den Spitznamen habe ich schon seit der Akademie und soll für Menschen angeblich einfacher auszusprechen sein.“
„Kannst mir glauben, das stimmt. Okay, Ben. Also wenn dein Kopf so gut geschützt ist, wo soll ich sonst hinschlagen.“
Die Mundwinkel in Bens ledrigem Gesicht zogen sich ein bisschen nach oben und seine langen, schlitzförmigen Augen verengten sich, wodurch er nun richtig schelmisch wirkte:
„Tja, George, das musst du schon selbst rausfinden. Kenne deinen Gegner.“
„Ich dachte wir sind Freunde?“, fragte Kirk mit gespielter Enttäuschung.
„Nicht während des Kampftrainings. Und ich finde, du hast für heute genug.“
Damit hatte Ben recht. In den letzten beiden Stunden hatte sich George Kirk tatsächlich ziemlich verausgabt und sein graues T-Shirt war vom Schweiß so durchnässt, dass es fast schwarz aussah.
„Okay. Du hast gewonnen. Machen wir Schluss für heute.“
Die beiden klatschten ab und hielten sich gegenseitig die Ringseile hoch um den Boxring zu verlassen. Sie gingen zu den Sitzbänken und Spinden, die die beiden Längsseiten der Sporthallte säumten. Die Halle selbst war hervorragend ausgestattet. An den Wänden entlang führte eine 200-Meter-Laufbahn, die derzeit ausgiebig genutzt wurde. Wem es dort zu eng wurde, konnte auch eines der Laufbänder verwenden, die im Innenfeld der Bahn zusammen mit verschiedenen weiteren Trainingsgeräten aufgestellt worden waren. Dort im Innenfeld gab es neben dem Boxring und den obligatorischen Sandsäcken und Punchingbällen auch noch Matten auf denen weitere Kampfsportarten wie Aikido, Judo oder vulkanisches Suus Mahna ausgeübt werden konnte. Die wenigsten Sporthallen auf der Erde konnten in Sachen Ausstattung mit dieser hier mithalten und dabei war es nur die größere von zwei Hallen an Bord. In der zweiten Sporthalle lag der Schwerpunkt auf Turnübungen und Gymnastik.
„Warum trainierst du eigentlich wie ein Wilder, George? Du hast echt einen mächtigen Schlag drauf, der jedem anderen außer mir wohl den Schädel zerschmettern würde.“
„Übung macht den Meister“, erwiderte Kirk schulterzuckend, während sie langsam über das Innenfeld spazierten. „Ich möchte die Fähigkeiten die ich habe so weit wie möglich verbessern um das Fehlen anderer Fähigkeiten auszugleichen.“
„Wovon redest du?“, fragte Ben verwirrt. „Du bist doch in hervorragender Form und Lieutenant Caraatic hat dich gerade erst zum Team-Leiter ernannt. Also warum dieser Selbstzweifel?“
„Ach ich weiß nicht. Es liegt vielleicht an den Mitgliedern meines Teams. Da hätten wir Navarin, der seine Flügel ausbreiten und in Sekunden in der Luft gewaltige Distanzen überbrücken kann, ehe er sich mit seinen Klauen auf den Gegner stürzt. Oder was ist mit D’Sass, die schneller als ein Leopard sprinten und jedem Angreifer mit ihren Fangzähnen die Kehle zerfetzen kann?“
„Caitaner würden niemals ihr Gebiss auf diese Weise einsetzen. Das sind sehr zivilisierte Wesen“, berichtigte Ben, doch Kirk ließ sich nicht unterbrechen:
„Und dann wärst da noch du, der lebende Punchingball, der wie eben im Boxring Minuten lang einstecken kann und dann plötzlich, wie aus dem Nichts, selbst mit voller Härte zuschlägt. Jetzt sag‘ mir mal einen Grund, mein Freund, warum ich keine Minderheitskomplexe haben soll?“
„Oh, das kann ich dir sagen“, sagte Ben sofort und zählte sämtliche Gründe, die er nannte, an seinen langen Fingern mit:
„Erstens, weil du keinen so langen Schnabel wie Navarin hast und damit nicht ständig gegen Wände, Türen oder im peinlichsten Fall gegen ranghöhere Offiziere stößt. Zweitens, weil du nicht wie D’Sass ständig darauf achten musst, wo dein Schweif gerade ist. Weißt du wie oft sie sich den schon in den automatischen Türen hier an Bord eingeklemmt hat?“
Kirk schmunzelte leicht, als er sich diese Situation bildlich vorstellte.
„Und der dritte und wichtigste Grund ist folgender“, fuhr Ben fort: „Weil du es gar nicht notwendig hast, so viel Prügel wie ich einzustecken sondern schon viel früher damit beginnst, Schläge auszuteilen. Und wegen dem allen hat dich Caraatic zum Team-Leiter ernannt. Herzlichen Glückwunsch.“
Die beiden gingen eine Weile schweigend Seite an Seite, ehe Kirk schließlich nur sagte: „Danke.“
„Wozu hat man Freunde?“, entgegnete Ben lächelnd.
Kirk und K'Bentayr mussten nun die Laufbahn überqueren, um zu ihren Spinden zu gelangen. Und das war angesichts der Menschenmasse, die sich über die rote Kunststoffbahn in unterschiedlichstem Tempo bewegte gar keine leichte Aufgabe. Als sie die erstbeste Lücke sahen huschten sie schnell quer über die Bahn. Ben war dabei etwas schneller als Kirk. Obwohl er mit seinen drei Beinen auf den ersten Blick etwas ungelenk aussah, war der Mann vom Planeten Monchezke verdammt flott unterwegs.
Die Beinarbeit ist sein Geheimnis. Darauf muss ich das nächste Mal achten, wenn wir wieder gegeneinander boxen, dachte Kirk und gelangte schließlich auch auf die andere Seite der Laufbahn. Zumindest mit einem Fuß.
Während sein linker Fuß vorne aufsetzte, spürte er plötzlich, wie sein rechter Fuß hinter ihm in der Luft von etwas getroffen und herumgerissen wurde. Einer der Läufer auf der Bahn hatte ihn zweifellos erwischt. Er hörte einen kurzen, erschrockenen Aufschrei hinter sich kurz bevor er mit dem Kopf voraus auf dem Boden aufschlug. Während er so da lag ging ihm nur ein Gedanke durch den Kopf: Warum habe ich meinen Kopfschutz beim Boxring zurückgelassen?
Er stemmte sich langsam hoch, während er hinter sich Schritte näher kommen hörte. Und aus genau dieser Richtung ertönte auch die Stimme, die sagte:
„Können Sie nicht besser aufpassen?“
Kirk glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Das waren die falschen Worte gewesen.
„Ich soll besser aufpassen?“, erwiderte er harsch, während er sich umdrehte. Er wollte gerade eine Belehrung aufsagen, nach der man die Augen offen halten sollte während man auf einer Laufbahn ist und klar stellen, dass er selbst im Hinterkopf keine Augen habe, als ihm diese Worte im Halse stecken blieben.
Jetzt konnte er sich sehr gut in Ensign Navarin hineinversetzen, der mit seinem Schnabel versehentlich gegen vorgesetzte Offiziere stieß. Bei Kirk war es jedoch das Bein gewesen und wenn er seinen Schnabel nicht hielt, würde er bald in großen Schwierigkeiten stecken.
Ich stecke schon in Schwierigkeiten, dachte er. Ich bin verliebt.
Vor ihm stand Lieutenant Winona Giles und ihr Blick war so streng wie der Knoten, zu dem sie ihr sonst offenes, brünettes Haar zusammengesteckt hatte. Ihre Arme hatte sie abweisend vor ihrer Brust verschränkt. Ihr Anblick erinnerte Kirk im ersten Moment an den eines Ausbilders, unter dem er während seiner MACO-Ausbildung an der Militärakademie in West Point gelitten hatte. Ein echter Schleifer war das gewesen, der nicht den kleinsten Fehler oder nur die kleinste Unachtsamkeit hatte durchgehen lassen.
Es war absurd, da dies normalerweise sicher kein Anblick war, auf den hin man sich verliebte. Auch nicht, wenn dieses strenge und rechthaberische Auftreten an einer wunderschönen Frau zu beobachten war. Aber in diesem einen Moment, als George Kirk sich umdrehte und nicht einmal einen Meter von Winona Giles entfernt stand, wusste er genau, was mit ihm geschah.
„Wollten Sie etwas sagen?“, forderte sie ihn heraus. Sie hatte natürlich sofort begriffen, dass Kirk gerade dazu angesetzt hatte, die nicht gerade allerfreundlichsten Worte der Welt an sie zu richten. Nun aber, wo er erkannt hatte, in wen er da hineingelaufen war, war sie gespannt, ob diese Landratte den Mumm besaß, ihr trotzdem die Meinung zu sagen.
„Ma’am, tut mir leid wegen dem Zusammenstoß. Aber Sie sollten künftig beim Laufen etwas besser auf die Personen achten, die die Bahn überqueren wollen.“
Lieutenant Giles musste anerkennen, dass George bei seinem Standpunkt blieb und nun mit Bedacht wesentlich höflichere Worte verwendet hatte, als er ursprünglich verwenden wollte. Trotzdem blieb er bei seiner Ansicht, keinen Fehler gemacht zu haben.
„Tja, tut mir leid, aber im Gegensatz zu Ihnen bin ich in die richtige Richtung gerannt, während Sie einfach quer über die Bahn gelatscht sind“, erwiderte sie tadelnd, was bei Kirk jedoch auf taube Ohren stieß. Jetzt war es ihm langsam schon egal, dass vor ihm das bezauberndste weibliche Wesen der Galaxie stand. Jetzt wollte er nur noch eins: rechthaben!
„Na wenn Sie alles richtig gemacht haben, dann hätte Ihnen ja auch auffallen können, dass zwischen diesen schmalen weißen Linien auf der Bahn, auf der Sie gelaufen sind, auch noch mein Fuß war. Der war wohl kaum zu übersehen, oder?“
Der etwas abseits stehende Ben wandte sich unauffällig ab und wollte nicht in der Nähe sein, wenn der Streit zwischen Kirk und Lieutenant Giles eskalierte. Sogar Kirk selbst spürte, dass dies jeden Moment geschehen konnte und versuchte nicht daran zu denken, dass er noch immer seine Boxhandschuhe trug.
Behalt‘ jetzt die Nerven, George!, versuchte er sich zu beruhigen. Doch Lieutenant Giles war nicht gewillt, ihm dabei zu unterstützen.
„Passen Sie auf Ihren Tonfall auf … Wer sind Sie überhaupt?“
„Ensign George Kirk, Team-Leiter von Sicherheitsteam Alpha.“
Jetzt wusste Winona wenigstens, woher der Junge sein Selbstbewusstsein nahm. Im selben Moment verfluchte sich Ben dafür, George‘ Selbstbewusstsein vorhin gestärkt zu haben. Wäre er doch bloß ein Häufchen Elend geblieben.
„Also etwas muss ich schon sagen, Ensign: Für einen Elitesoldaten sind Sie ganz schön tollpatschig.“
„Und so etwas muss ich mir von der Frau anhören, die den ganzen Tag vor ihrer Kommunikationsstation nur rumsitzt und die Telefonvermittlung macht“, stellte Kirk mit einem höhnischen Unterton fest, den er noch Jahre später bereuen würde.
Jetzt war Winona wütend. So richtig wütend. Sie ließ sich wie jeder andere Mensch klarerweise nicht gerne beleidigen, aber sie war doch fähig, einiges von sich abprallen zu lassen. Aber Kirk hatte nun eine Grenze überschritten.
„Hören Sie mir mal genau zu, Sie Arsch. Ich bin Spezialistin auf einem Gebiet, das wohl weit mehr Können und Sensibilität erfordert als die Tätigkeit, der Sie nachgehen. Wie schwer kann’s schon sein, jemanden mit einem Phaser-Gewehr zu erschießen oder ihm im Zweikampf die Zähne auszuschlagen?“
„Richtig, das geht ganz leicht. Soll ich es demonstrieren?“
Ben verließ die Sporthalle so schnell ihn seine drei Beine tragen konnten. Nichts hören, nichts sehen. Das war nun sein Motto.
Kirk und Gilles starrten sich aus vor Wut zusammengekniffenen Augen an. Jeder bereit auf das zu reagieren, was der andere als nächstes tat oder sagte.
„Gibt es hier irgendein Problem?“
Sie waren so sehr auf ihr Streitgespräch fixiert gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatten, dass sich ihnen jemand genähert hatte. Und dieser jemand war Captain Robau. Beide salutierten und erwiderten ohne zu zögern unisono:
„Nein, Sir!“
Eines musste man dem militärischen Protokoll lassen: Es funktionierte bestens, um Streitereien untereinander zu beenden. Robau blickte mit ernster Miene von einem zum anderen. Egal wie lange er die beiden auch schon beobachtet hatte, die letzten sehr lauten Worte von Kirk und Giles hatten ihn offenbar zum Eingreifen bewogen. Robau ließ die beiden ein paar Sekunden strammstehen und befahl ihnen schließlich wegzutreten.
Winona Giles machte kehrt und nahm ihr Lauftraining wieder auf. Sie trug nun jede Menge Frust mit sich herum und den wollte sie sich nun von der Seele laufen.
Kirk blieb noch kurz stehen und beobachtete, wie Giles zur Laufbahn zurücktrabte und sein Blick fiel auf die enge Jogginghose, die sie trug.
Vom Rumsitzen an der Kommunikationsstation bekommt man doch einen sehr hübschen …
„Ist noch etwas, Mister …?“, fragte Robau und unterbrach damit Kirks Gedankengang.
„Kirk, Ensign George Kirk, Sir“, beantwortete Kirk die unausgesprochene Frage nach seinem Namen. Daraufhin wirkte Robau kurz erstaunt.
„Ich habe gerade vorhin mit Sicherheitschef Caraatic gesprochen. Sie sind tatsächlich der Leiter vom Sicherheitsteam Alpha?“
Eine gewisse Skepsis konnte der Captain nicht aus seiner Stimme vertreiben, was Kirk durchaus beunruhigt feststellte. An sich selbst zu zweifeln war eine Sache. Aber dass der Captain schon jetzt an ihm zweifelte war keine gute Sache.
Kirk bestätigte und Robau nickte zögerlich, bevor er weiterging und seine Besichtigungstour fortsetzte. Erst jetzt bemerkte Kirk Commander April, der den Captain begleitete und sich im Hintergrund gehalten hatte. Er warf Kirk nur einen vorwurfsvollen Blick zu und ließ den Ensign etwas ratlos dreinblickend zurück. Als Kirk zu seinem Spind gehen wollte um die Boxhandschuhe dort zu verstauen, fragte er sich, wo Ben abgeblieben war.
Inzwischen hatte Lieutenant Giles gerade ihre nächste Runde auf der Laufbahn absolviert und rannte an Kirk vorbei. Er bemerkte, dass sie ihn aus den Augenwinkeln beobachtete, während sie ihn passierte.
Ich glaube, sie mag mich trotz des Streits. Oder gerade deshalb.

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Die Kiste lag seit einer Ewigkeit unberührt da. Kein Blick war auf sie gefallen seit jenem schicksalshaften Tag vor einer Milliarde Jahren, als ihr Besitzer sie verloren hatte. Dort, wo die Kiste damals zu Boden gefallen war, lag sie nun noch immer, im Lauf der Zeit von Sand und Erde bedeckt, von Wind und bebendem Boden wieder freigelegt worden. So lag sie nun da, dieses unscheinbare Objekt. Ein perfekter Würfel in seiner Form mit golden schimmernder, glatter Oberfläche, die nicht den kleinsten Kratzer aufwies. Wie neu sah die Kiste aus, rein gar nichts deutete darauf hin, dass sie bereits seit Äonen darauf wartete, geöffnet zu werden.
Dieses kleine Objekt, mit einer Seitenlänge von gerade einmal dreißig Zentimetern, war der Grund für den Untergang von mehr als nur einer Zivilisation gewesen. Und erstaunlicherweise wusste dieses auf den ersten Blick leblos wirkende Objekt das auch und kannte seinen Zweck und seine Bestimmung. Auf merkwürdige Art und Weise hatte dieses Ding ein Bewusstsein. Die Kiste wusste ganz genau, was sie in diese trostlose Gegend verschlagen hatte. Sie wusste ganz genau, was sie in ihrem Inneren trug.
Aber sie wusste beim besten Willen nicht, ob es eine gute Idee war, ihren Deckel zu heben und das, was in ihr schlummerte, hinauszulassen.
Diese Entscheidung oblag alleine dem Besitzer der Kiste, ein Wesen, das seit einer Milliarde Jahren tot war. Und so kannte die Kiste nur einen Wunsch: Sie wünschte sich einen neuen Besitzer. Aber natürlich nicht irgendeinen. Viele hundert Male waren Wesen – sowohl zweibeinige als auch vierbeinige und manchmal welche mit wesentlich mehr oder gar weniger Beinen über sie hinweggegangen, während sie Zentimeter oder gar nur Millimeter weit unter ihnen in der Erde gelegen hatte. Doch keines dieser Wesen war ein Meister gewesen. Keiner von ihnen hatte etwas an sich, das der Kiste eine Reaktion entlocken hätte können. Und diese Kiste war tatsächlich fähig zu einer Reaktion. Ein leichtes Zittern, ein unscheinbares Glühen. Sie reagierte immer dann, wenn sie die Möglichkeit spürte, dass sich ein neuer Meister für sie näherte. Auch auf große Entfernungen konnte die Kiste diese tatsächlich auserwählten Wesen oder besser gesagt jenes an ihnen, das sie zu Meistern machte, erspüren.
Die Kiste hatte in diesen Millionen von Jahren schon hin und wieder dieses Gefühl gehabt, dass sich ein Meister nähern könnte. Doch sie alle waren an ihr vorbeigezogen. Nur Sekunden hatten diese Kontakte gedauert, ehe die Meister aus der Wahrnehmung der Kiste wieder verschwunden waren. Viel zu kurz, als dass die Kiste auf sich aufmerksam hätte machen können.
Nun war es wieder soweit. Ganz am Rande ihrer Wahrnehmung erspürte die Kiste die Gegenwart eines Meisters. Die Kiste vibrierte ganz leicht, ließ herabgefallenen Staub von sich herunter rieseln, und begann, in der Dunkelheit der Nacht, die sie umgab, zu leuchten. Nicht besonders hell. Es reichte nicht einmal, um einen blassen Lichtschimmer auf eine der nahen Mauern zu werfen. Doch die Kiste reagierte instinktiv. So wie immer. Und wie immer war sie bereits darauf vorbereitet, dass die Präsenz des Meisters wieder verschwand. Sie wartete Sekunden ab. Dann Minuten. Dann Stunden. Und schließlich hatte sie endlich Gewissheit: Der Meister näherte sich ihr. Mit jedem Augenblick kam er näher und mit jedem Augenblick wurden das Zittern und das Leuchten der Kiste einen so gut wie überhaupt nicht wahrnehmbaren Deut stärker. Es war noch nicht genug, um auf sich aufmerksam machen zu können. Aber das war auch noch nicht nötig, denn der Meister war noch viele Lichtjahre entfernt. Es würde noch Tage dauern bis zu seinem Eintreffen. Und selbst dann gab es noch keine Garantie dafür, dass er diese kleine Kiste auf diesem riesigen Planeten auch finden würde. Aber es gab Hoffnung. Und Hoffnung war das einzige, das dieser kleinen Kiste nach einer Milliarde Jahren noch geblieben war.

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Die Flotte unter Ruriks Kommando war unterwegs. Angeführt von der B’Rel flogen die klingonischen Schiffe dieser kleinen Armada mit höchstmöglicher Geschwindigkeit durch das All, der dritten Himmelswelt und der Stätte der Träume entgegen.
Unmittelbar nachdem Kor über Intercom seinem Kommandanten gemeldet hatte, dass der Transfer des Archivars „wie gewünscht“ durchgeführt worden war, hatte sich Dahar-Meister Rurik mit der Kommandobrücke in Verbindung gesetzt und für die gesamte Armada den Befehl ausgegeben, in geschlossener Formation mit Höchstgeschwindigkeit nach Tagus III zu fliegen. Ein stetes Vibrieren war nur wenige Sekunden später durch die Deckplatten und Wandverkleidungen gegangen, was für Rurik auch in seinem fensterlosen Quartier ein sicherer Hinweis war, dass seine Befehle ausgeführt worden waren.
Nun begann für ihn das Warten. Einerseits das Warten auf die Ankunft bei Tagus III. Anderseits das Warten auf Kor, der zweifelsohne bereits auf dem Weg zu ihm war. Es war nicht so, dass Rurik Kors Segen benötigen würde, um seinen Plan umzusetzen. Dennoch hoffte Rurik darauf, dass er nun, wo er endlich so kurz vor der Erfüllung seiner Träume stand, vom Schicksal einen Weggefährten zur Seite gestellt bekam. Jemanden, der seinen Traum von einem mächtigen, alles beherrschenden Klingonischen Imperiums teilte. Welcher Krieger würde sich dies verwehren? Höchstens einer, der zu viel denkt und zu viele Fragen stellen könnte. Einer wie Kor.
Rurik hatte gerade die leeren Teller, auf denen sich sein üppiges Mahl befunden hatte, in den Recycler geschoben, der in eine Wandnische eingelassen war. Er wischte sich den Mund mit einem Stofffetzen ab und warf diesen ebenfalls hinein und schloss die Klappe des Recyclers. In diesem Moment ertönte ein weiteres Mal in dieser ereignisreichen Stunde der Türmelder von Ruriks Quartier. Er öffnete seinem erwarteten Gast persönlich die Tür und deutete ihm, vor dem Schreibtisch Platz zu nehmen. Kor kam dem Angebot mit versteinerter Miene nach. Nichts gab Aufschluss darüber, wie die Gemütslage des Soldaten war, nachdem er wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben einen anderen Klingonen getötet hatte und das auf nicht gerade ruhmreiche Art und Weise.
Doch ein Hauch von Verwirrung huschte über Kors Gesicht, als er bemerkte, was da auf Ruriks Schreibtisch lag. Es waren sehr vertraut wirkende Gegenstände.
„Sind das …“
„Allerdings“, antwortete Rurik mit einem zufrieden Grinsen auf den Lippen noch ehe Kor den Satz beenden konnte. Rurik ließ seinen massigen Leib in den Sessel hinter den Schreibtisch fallen und deutete zu den Gegenständen, die er sich hatte heimlich bringen lassen, als der Archivar ihren Transport zum Kurierschiff veranlasst hatte:
„Hier liegen die größten Schätze der Sompek-Dynastie. Sompeks Wappen und sein goldenes Zepter. Die Streitaxt, mit der der Imperator höchstpersönlich die Tore der Stadt Tong Vey niedergerissen haben soll. Was hier vor Ihnen liegt, Kor, ist die ruhmreiche Vergangenheit des Imperiums.“
„Sompek war ein legendärer Krieger. Vielleicht der einzige, den man im selben Atemzug mit Kahless, dem Unvergesslichen, nennen darf“, bestätigte Kor mit Ehrfurcht. Wie jedem Klingonen waren auch ihm von Kindheit an die Sagen und Geschichten über Kahless, dem Begründer des Imperiums, erzählt worden. Und ebenso auch die Geschichten der anderen großen Krieger, die ihm nachgefolgt waren. Dabei übertraf Sompek, ein Mann der vor über tausend Jahren über die klingonische Heimatwelt geherrscht hatte, alle anderen was Ruhm, Mut, Weisheit und auch Grausamkeit anging.
„Ja“, bestätigte Rurik. „Aber so groß Sompeks Heldentum auch war, so groß war leider auch die Feigheit seiner Nachkommen, als ungefähr hundert Jahre nach seinem Ableben die Hur'q über Kronos herfielen.“
Selbst nach so langer Zeit galt die Hur'q-Invasion vor 900 Jahren noch immer als das schändlichste Ereignis in der Geschichte des Klingonischen Imperiums, wusste Kor nur zu genau. Auch die Geschichte dieser Invasion hatte er schon in Kindertagen gehört.
In jener Zeit kurz nach der ruhmreichen Ära von Sompek, als das Imperium sich in größter Blüte befunden hatte und begann, zu den Sternen aufzubrechen, machten die Klingonen einen schmerzhaften ersten Kontakt mit einer fremden Spezies. Die Invasoren hatten es nie für notwendig gehalten sich vorzustellen, aber die Klingonen hatten ihnen den Namen „Hur'q“ gegeben, was so viel wie „Außenstehende“ bedeutete. Dabei wäre eine andere Bezeichnung für sie viel besser gewesen: Diebe!
Es hieß, die Hur’q wären mit riesigen Schiffen, die die Sonne verdunkelt haben, über den größten Städten vom Kronos in Stellung gegangen und hätten von dort aus ihren größten technologischen Vorteil ausgespielt: ihre Materietransporter. Mit diesen Geräten beamten sie damals ihre Truppen ohne Zeitverlust und ohne Vorwarnung in die Städte, wo sie sofort damit begonnen hatten zu morden, zu brandschatzen und zu plündern. Angeblich hatte diese Invasion nur wenige Stunden gedauert, aber nachdem die Hur’q wieder abgezogen waren, war von den alten, traditionsreichen Städten auf Kronos kaum etwas übrig geblieben und das Volk der Klingonen war um seine Reichtümer – materiell wie kulturell – gebracht worden. All die Statussymbole von Imperator Sompek, das Schwert des Kahless, die von diesem Schwert geköpfte Statue von Molor, die Krone von Lukara oder das Messer von Kirom. All diese Artefakte waren ein fundamentaler Teil der klingonischen Geschichte gewesen und gestohlen worden.
„Ihr habt während dieser Mission einige der damals an die Hur’q verlorenen Schätze wiederbeschafft, mein Herr“, merkte Kor an. Er sprach ganz ruhig, ließ Rurik weiterhin keinen Blick in seine Seele werfen. Nichts deutete darauf hin, ob Kor Rurik für seine Leistungen bewunderte oder ihm mit diesen Worten vorwarf, noch nicht genug der gestohlenen Schätze wiedergefunden zu haben. Rurik erzählte weiter:
„Trotzdem hat es 900 Jahre gedauert, ehe überhaupt ein Klingone losgeschickt wurde, um unser gestohlenes Erbe wiederzubeschaffen. 900 Jahre! Die Niederlage gegen die Hur’q hat das klingonische Volk damals zu Feiglingen gemacht.“
Rurik deutete auf die Gegenstände auf seinem Schreibtisch:
„Diese Dinge sind Zeugnisse für unser kriegerisches Erbe. Und als sie uns gestohlen wurden, haben wir dieses Erbe vergessen. Die Nachkommen Sompeks sind nicht den Hur’q hinterhergejagt. Sie haben nichts in die Wege geleitet, um diesen Diebstahl zu rächen. Sie haben nur die Hände in den Schoß gelegt und die Hur’q ziehen lassen.“
Kor konnte Ruriks Wut mehr als gut verstehen. Auch er war wütend darüber, wie sich die Geschichte nach der Hur’q-Invasion entwickelt hatte. Erst seit kurzem standen nun endlich wieder wahre Persönlichkeiten an der Spitze des Imperiums, die diesen Jahrhunderte alten Makel wieder ausmerzen und das Volk der Klingonen wieder in eine Zukunft voller Ehre und Ruhm bringen wollten. Die heutigen Klingonen waren nichts weiter als ein schwacher Abklatsch jener glorreichen Krieger aus der Vergangenheit. Über die Jahrhunderte durch Niederlagen deprimiert, von knappen Ressourcen bedroht und von Krankheiten deformiert und körperlich geschwächt worden. Von all diesem Unheil heimgesucht, waren die Klingonen nur noch eine Spezies von vielen in der Galaxie. Isoliert und ohne Perspektive.
Nun, zumindest konnten sich die Klingonen damit trösten, dass es den Hur’q noch schlechter ergangen war. Sie waren ausgestorben, von einem Virus dahingerafft. Ein unrühmliches Ende für ein unrühmliches Volk. Und seit fünf Jahren war Rurik mit seiner kleinen Flotte unterwegs und holte sich all das zurück, was die Hur’q nicht mit in ihren Untergang nehmen konnten.
„Mein Herr. Ich weiß, dass diese Mission vielleicht die wichtigste in der Geschichte des Imperiums ist. Es geht darum, unsere Vergangenheit wiederherzustellen.“
„Aus der Vergangenheit erwächst für uns eine neue Zukunft, Kor. Diese so ganz und gar leblosen Gegenstände auf meinem Tisch hier, werden uns den Weg dorthin leuchten. Ist das nicht ein Wunder?“
„Ja, sofern es denn funktioniert.“
„Zweifeln Sie daran, Kor?“
„Ich bin ein Patriot und ich will daran glauben. Aber ich denke auch, dass man jedem Wunder auch mit einem gewissen Grad an Skepsis begegnen sollte. Die Zeiten, in denen mythologische Helden nur die Strähne ihres Haares in einen Lavasee werfen mussten um daraus ein Schwert zu formen, sind lange vorbei.“
Kor bezog sich dabei auf die Legende, nach der Kahless auf diese Weise das erste Bat'leth, das klingonische Schwert der Ehre, erschaffen hatte.
„Nun, ich bin sicher kein mythologischer Held. Aber ich werde auch so etwas wie ein Wunder vollbringen“, antwortete Rurik darauf.
Bei diesen Worten schob er einige der Artefakte auf dem Tisch zur Seite und ergriff einen Gegenstand, der völlig anders aussah, als all die anderen Reliquien. Es war keine Waffe, kein Schmuckstück, sondern ein Buch. Ein sehr altes in einem brüchigen Ledereinband.
„Geborgen aus der Bibliothek von HarOs“, erklärte Rurik, als er Kor das Buch reichte.
Die HarOsaner waren früher selbst Opfer der Hur’q gewesen. Sie waren wie so viele kleine Völker unterdrückt und ihr Planet als Basis verwendet worden. Rurik konnte den HarOsanern im Grunde keinen Vorwurf machen, dass sie sich dann all jenes angeeignet hatten, das die Hur’q nach ihrem Aussterben zurückgelassen hatten. Aber wie so viele ehemalige Opfer der Hur’q waren sie stur gewesen und wie so oft in den letzten fünf Jahren seiner Mission musste Rurik auf Gewalt zurückgreifen, um klingonisches Eigentum zurückzuholen.
Kor nahm das Buch an sich und versuchte die Buchstaben zu entziffern, die in den Einband geprägt worden waren. Er fuhr die Vertiefungen nach und als er bemerkte, dass er soeben den Namen des Autors entziffert hatte, zuckte er erschrocken zusammen. Dieses Buch stammte von G’troc, dem vielleicht berühmtesten Schriftsteller der Geschichte. Er hatte ganz Kronos bereist, sämtliche Legenden, die sich um den sagenumwobenen Kahless drehten zusammengesammelt und neu verfasst. Seine Veröffentlichungen zu Zeiten der Sompek-Dynastie galten als Leitfaden und prägten das Bild, das heute jeder Klingone von Kahless hatte.
„Ein unbekanntes Werk von G’troc?“, fragte Kor erstaunt.
„Eines von vielen unbekannten Werken von G’troc. Ist es Ihnen denn nie merkwürdig vorgekommen, dass ein so großer Schriftsteller nur wenige Bücher in einem sehr kurzen Zeitraum verfasst hat? Die Wahrheit ist: Er hat viel mehr geschrieben. Was Sie da gerade in Händen halten, ist G’trocs erstes Werk, das er nicht auf der klingonischen Heimatwelt geschrieben hat.“
Rurik bemerkte die Verwirrung, die sich in Kor breitmachte. Soeben, das wusste der Dahar-Meister, zerstörte er Illusionen, mit denen der junge Bekk bisher gelebt hatte und ersetzte sie durch Wahrheit. Das war eine große Verantwortung. Und wenn er schon Illusion durch Wahrheit ersetzte, dann fühlte sich Rurik doch zumindest verpflichtet, dass diese Wahrheit angenehm war:
„G’troc war ein Pionier. Gefördert von Imperator Sompek durfte er an Bord eines unserer ersten Überlicht-Raumschiffe gehen und den Kurs bestimmen. Jahre verbrachte G’troc auf diesem aus heutiger Sicht langsamen Schiff, um nur die nahegelegenen Sonnensysteme zu besuchen. Jahrzehnte ehe die Hur’q uns angriffen, war G’troc unser erster Abgesandter, der Kontakt mit fremden Lebensformen hergestellt hatte. Seine Mission war absolut friedlich, denn er tat dort auf diesen fremden Planeten das gleiche, was er auch schon auf Kronos getan hatte: Er sammelte Geschichten, Legenden, Sagen.“
„Das ist … das ist doch nicht möglich. Von so einer Reise unseres größten Schriftstellers, die sicher Jahrzehnte gedauert haben muss, müsste man doch wissen, oder?“, fragte Kor mit der von ihm zuvor angesprochenen Skepsis. Rurik lachte bei diesen Worten jedoch nur verächtlich auf. Die Begründung, warum heutzutage niemand etwas über G’trocs große Reise zu den Sternen wusste, war vergleichsweise einfach:
„Oh, damals wusste das so gut wie jeder Klingone. Aber – so unfassbar es scheint – es hat niemanden wirklich interessiert.“
Rurik ließ ein paar Sekunden verstreichen um es Kor zu ermöglichen, diese fast absurd klingende Tatsache zu verdauen. Es war ein echter Witz! Einer der berühmtesten Klingonen begegnete erstmals fremden Lebensformen von anderen Planeten und niemanden kümmerte es.
„Die Klingonen dieser Zeit waren so auf sich selbst fixiert, dass sie sich für nichts interessierten, das nicht klingonisch war. Zudem waren all die Völker, denen G’troc begegnete, bei weitem nicht so hoch entwickelt, keines verfügte über eigene Raumfahrttechnologie. Sie waren alle vorindustriell oder Naturvölker. Keine Bedrohung für das Imperium und deshalb einfach uninteressant.“
„Das ist einfach unvorstellbar“, murmelte Kor vor sich hin legte seine flache Hand auf den alten Ledereinband des Buches, das auf seinem Schoß ruhte. Hier lag der Beweis für die erste Kontaktaufnahme eines Klingonen mit fremden Lebensformen vor tausend Jahren.
„Nichtsdestotrotz kam G’troc nach langer Reise wieder in die Heimat zurück mit mindestens acht neuen Büchern voller Geschichten. Und auch wenn sich die Bevölkerung nicht für diese interessierte, wurden sie Teil von Imperator Sompeks Bibliothek, der größten Literatursammlung, die es auf Kronos je gegeben hat.“
„Und diese wurde ungefähr hundert Jahre später – einschließlich sämtlicher Originale von G’troc – von den Hur’q geplündert“, ergänzte Kor.
„So ist es. Und als der Hohe Rat vor fünf Jahren mir den Auftrag gab, sämtliche alte Lagerstätten und Außenposten der Hur’q ausfindig zu machen um sie nach den damals entwendeten Artefakten zu durchsuchen und diese in die Heimat zu überstellen, führte mich mein erster Flug zum kleinen Planetoiden Morska. Es war ein voller Erfolg. Wir fanden Hinweise auf die Position von drei weiteren Basen, die die Hur’q einst verwendete hatten. Und auch einige der gesuchten Artefakte. Darun
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