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Letting go

von Tale Lara

Kapitel 1

Captain Janeway lief durch die Voyager. Sie war auf dem Weg zu ihrem Quartier. Ihr Dienst war zu Ende, und sie war einfach nur erschöpft. Den ganzen Tag dieses Suchen nach einer Energiequelle, das zehrte an ihren Nerven. Vor allem weil sie ihren Kaffeekonsum stark einschränken musste aufgrund der Ressourcenknappheit. Ganz in Gedanken versunken, den Blick nach unten gerichtet und die Gedanken auf einen Lösungsweg fixiert, bemerkte sie niemanden, der ihr eventuell begegnete. Aber ihre Gedanken drehten sich, wie den ganzen Tag schon, im Kreis. Frustriert seufzte sie auf und beschloss sich im Casino noch einen von Neelix' inzwischen genießbaren Kaffee-Ersatz zu holen. Zwar kam es nicht an ihr Lieblingsgetränk heran, aber es enthielt definitiv Koffein. Und das brauchte sie jetzt. Ihre Schritte gingen vorbei an ihrem Quartier, führten sie in die Richtung des nächsten Turboliftes und brachten sie auf ihre Anweisung hin ins Casino.
Auf dem Weg versuchte sie ihre Erschöpfung zu verbergen. Es ist nicht gerade förderlich für die Moral der Crew, wenn ihr Captain hier herumläuft und die Nachricht verbreitet, dass sie genauso wenig daran glaubt, dass die Lage sich in absehbarer Zeit verbessert. Sie zwang ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen, als sie durch die Tür trat. Dann sah sie sich kurz um. Noch bevor sie an der Theke und bei Neelix angekommen war, gefror ihr Lächeln. Da saß er. Und er war nicht allein. Sie war bei ihm. Es war wie ein Stich ins Herz. Sie hatte sich immer noch nicht daran gewöhnt, dass er jetzt mit ihr zusammen war. Einen Moment lang bemerkte Seven den Blick des Captains, aber bevor sie ihn erwidern konnte, hatte sie bei Neelix ihren Kaffee-Ersatz geordert und floh regelrecht aus dem Casino. Sie wollte nur noch in ihr Quartier. Den Tag vergessen. Ihn vergessen. Am besten das Leben vergessen, dass sie nie haben konnte, von dem sie aber immer geträumt hatte. Sie dachte an das Bild, dass sich ihr im Casino dargeboten hatte. Chakotay saß da, den Kopf nahe bei Seven. Allein der Gedanke brach ihr das Herz.

Seven of Nine hatte gerade zum ersten Mal, seit sie mit Chakotay zusammen war, Captain Janeway gesehen. Ein kurzer Blick auf ihr Gesicht und ihren Mund hatten genügt, um ansatzweise erkennen zu lassen, was in ihr vorging. Und Seven war nicht blind. Sie war so glücklich über ihre Beziehung zu Chakotay, dass sie sich noch keine Gedanken gemacht hatte, wen sie auf dem Weg zurücklassen würde. Den ganzen Tag könnte sie tanzen und die Welt umarmen. Natürlich war das unlogisch, aber es war ihr Glück. Ihr war noch nicht einmal in den Sinn gekommen, dass sie jemanden damit unglücklich machen könnte. Doch nun sah sie mit schmerzhafter Klarheit, dass sie genau das getan hatte. Und zwar bei der Person, der sie am meisten verdankte. Sie räusperte sich und meinte etwas abrupt zu Chakotay: "Ich fühle mich nicht wohl, ich werde mich in den Frachtraum zurückziehen." Besorgt sah er sie an: "Ist alles in Ordnung mit Dir? Soll ich den Doctor rufen?" "Es geht mir gut. Ich möchte nur alleine sein", erwiderte Seven etwas schroff und ging, bevor er ihr anbieten konnte, sie in den Frachtraum zu begleiten. Sie ließ einen völlig verwirrten Chakotay zurück.

Verblüfft sah er Seven nach. Er hatte gar nicht mitbekommen, was los war. Erst jetzt, nachdem er sich umsah und Bruchstücke dessen, was einige Crewman flüsterten, verstand, begriff er, dass sie hier gewesen sein musste. Und sie hatte ihn mit Seven gesehen. Das erklärte auch Sevens überstürzten Aufbruch. Nun schloss er die Augen. Er wollte es Kathryn nie so vorführen, wollte auf ihre Gefühle Rücksicht nehmen. Na das ist dir ja gelungen! Hörte er eine ironische Stimme in seinem Hinterkopf. Er hatte ja gewusst, dass es irgendwann zu einem Treffen kommen würde, aber dass es solche Schmerzen und ein lähmendes Gefühl in ihm auslöste, hatte er nicht einmal im Entferntesten geahnt. Er hing doch mehr an ihr, als er zugeben wollte. Er mochte Seven sehr gerne, aber all die Jahre auf eine besondere Art und Weise hatte er, trotz der Beteuerungen, dass es nie mehr als Freundschaft zwischen ihnen gab, Kathryn geliebt. Vielleicht ist es besser, wenn ich mich ebenfalls in mein Quartier begebe. Ich glaube für heute ist schon genug schiefgelaufen. Mit diesem Gedanken verließ er das Casino und ging niedergeschlagen in sein Quartier zurück.

Inzwischen war Kathryn in ihrem Quartier angekommen. Zwar wusste sie nicht mehr genau wie, aber sie trat ein und verriegelte es. Sie erwartete nicht, dass jemand hereinkommen würde, aber sie hatte nun ein Gefühl der Sicherheit, des Ausgeschlossenseins, abseits von allem zu stehen. Sie ließ sich in ihren Sessel fallen und zog die Beine an. So zusammengekauert, trank sie einen Schluck aus der Kaffee-Ersatz-Tasse. Ich weiß ja, dass wir uns nicht immer aus dem Weg gehen können, aber heute, das war zu unerwartet. Sonst hätte ich meine Maske vorbereiten können. Niemand hätte etwas bemerkt. Es tut nur so weh. Ich habe dich hingehalten, wieder und wieder. Aber du warst immer da für mich. Ich hätte wissen müssen, dass dir irgendjemand über den Weg läuft, der offener für dich ist, für deine Bedürfnisse. Aber dass es so plötzlich geschah tut weh. Als ob du dich schon lange von mir verabschiedet hast. Dich emotional distanziert hast. Es ist seltsam, ich hatte mich davor schon mit dem Gedanken befasst, dass du dich einmal in jemand anderen verlieben würdest und dachte ich könnte mit der Situation umgehen. Anscheinend war das ein großer Irrtum. Aber jetzt ist es sowieso zu spät. Ich habe dich verloren. Für immer. Aber das ausgerechnet an sie. Sie, von der ich es am wenigsten erwartet hatte. Vielleicht ist es das. Oft sah ich sie als eine Schülerin. Ich vergaß, dass auch sie eine Frau ist. Ich denke sie hat einiges von mir, von meinen Idealen, meiner Lebensanschauung. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Die Tasse hatte sie inzwischen geleert und sie entglitt leise ihrer Hand, als der dringend benötigte Schlaf Kathryn Janeway einholte. Traurig, aber dennoch ruhig schlummerte sie ein.

Als Seven im Frachtraum angekommen war, setzte sie sich auf die Stufe vor ihrem Alkoven. Sie war aufgewühlt. Erinnerte sich an die Tage auf Wolke sieben, an denen sie jeden anlächelte, der ihr über den Weg kam, sich über Kleinigkeiten freute, die funktionierten, und zu schweben schien. Sie war so sehr mit ihrem eigenen Glück beschäftigt, dass sie nicht daran dachte, dass für dieses Glück jemand anders litt. Sie ahnte nicht einmal etwas davon. Ich habe so oft Gespräche mit ihr geführt, sie hat mich unterrichtet und mir gezeigt, was es heißt menschlicher zu werden. Und ich habe all die Zeit nicht bemerkt, dass sie in Commander Chakotay verliebt ist. Hat sie es so gut versteckt, oder war ich so blind? Es hätte mir eher auffallen müssen, dann hätte ich das hier vermeiden können. Natürlich empfand auch sie Zuneigung für Commander Chakotay, aber Liebe war es noch nicht. Es war eine Art Aufleben ihres Abenteuers mit ihm auf dem Holodeck, von dem er bis heute noch nichts wusste. Die Erinnerungen daran waren noch das schönste, aber schon jetzt entdeckte sie Seiten an ihm, die ihr das Holodeck verschwiegen hatten. Seiten, die ihr nicht zusagten. Langsam erhob sie sich und betrat ihren Alkoven. Vielleicht würde es ihr helfen, wenn sie etwas regenerierte. Ihr letzter Gedanke war: Noch etwas, das uns trennt. Wir werden niemals wie ein Paar im Bett einschlafen und aufwachen. Ich werde immer regenerieren müssen.

Chakotay betrat sein Quartier und seufzte. Als er sich auszog, um sich Schlafen zu legen, kreisten auch seine Gedanken um die beiden Frauen. Warum er sich mit Seven eingelassen hatte, wusste er auch nicht so genau. Sie hatte irgendetwas an sich. Unter ihrer kühlen Fassade war etwas, ganz jung, ganz zerbrechlich, aber es zog ihn unwiderstehlich an. Und doch auf der anderen Seite gab es da noch Kathryn. Seinen Captain. Die Frau, der er die tiefsten Gefühle entgegenbrachte. Noch nie hatte sie seine Gefühle erwidert, zumindest hatte sie es ihm nie gezeigt. Aber ein Blick aus ihren Augen ließ sie bis in seine Seele blicken. Er sehnte sich nach ihr. Aber sie blieb unerreichbar. Bis jetzt. Sie hatten so viel gemeinsam. Aber mit dem Schlaf kam der Gedanke: Vielleicht habe ich Seven nur deshalb an mich herangelassen, weil Kathryn für mich unerreichbar war. Seven hat so viel von ihr. Viel gelernt und vieles von ihrer Einstellung übernommen. Aber war sie wirklich ein guter Ersatz? Das ist nicht fair, Seven gegenüber. Und doch will ich Kathryn. Und wenn ich sie nicht haben kann, so wenigstens einen Teil von ihr. In ihrer Schülerin, in Seven. Dennoch hat Kathryn andere Vorzüge. Und ich liebe sie. Er dachte an sie, an ihr Lächeln und etwas berührte sein Herz. Mit dem Gedanken an ihr Lächeln schlief er ein.

Der nächste Morgen begann für Captain Janeway mit Verspannungen. Da sie die Nacht im Sessel verbracht hatte, ging es ihr nicht gerade gut. Jeder Muskel rebellierte. Und während sie unter der Schalldusche versuchte, die schlimmsten Verspannungen zu lösen, kehrten ihre Gedanken zu gestern Abend zurück. Doch sie konnte es sich nicht leisten, lange darüber nachzudenken. Es würde schon schwer genug für sie werden. Ab heute hatten sie und Chakotay wieder gemeinsam Brückendienst. Dafür brauchte sie all ihre Kraft. Sie verließ die Schalldusche und während sie ihre Uniform anzog, überflog sie ihre mageren Replikatorrationen. Einen Kaffee für heute morgen konnte sie sich noch leisten. Und als der Replikator das Gewünschte rematerialisierte und sie den köstlichen Duft roch, waren alle Gedanken wie weggeblasen. Jetzt gab es nur ihren Kaffee. Langsam und genießerisch trank sie die Tasse Schluck für Schluck aus. Ihr war, als ob sie mit jedem Tropfen Kaffee stärker wurde. Als sie die Tasse geleert hatte, fühlte sie auch genug Kraft, um den Morgen mit Chakotay zu überstehen. Sie begab sich auf den Weg zur Brücke.

"Regenerationszyklus komplett!", ertöne es aus dem Computer. Seven schlug die Augen auf, und trat von der Plattform. Nun wusste sie, was zu tun war. Sie war schon für genug Leid verantwortlich gewesen. Es wäre nicht richtig von ihr, bei Chakotay zu bleiben, wenn sie ihre Gefühle von einem früheren Erlebnis speisen ließ. Sie trat an die Konsole und schickte ihm eine Nachricht: 'Wir werden uns nicht mehr treffen. Seven.'
Sie überlegte kurz, ob sie mehr hinzufügen sollte, aber es erschien ihr ineffizient. Wenn er ihre Gründe nicht schon ahnte, so musste er sie eben direkt aufsuchen. Sie seufzte. Es fiel ihr nicht leicht, aber es gab jemanden, der ihn wirklich und aufrichtig liebte. Und dieser Liebe wollte sie nicht im Wege stehen.

Chakotay erwachte, als sein Wecker ihm mitteilte, dass sein Dienst in dreißig Minuten begann. Nachdem er seine Uniform zusammengesucht hatte und den Aufenthalt in der Schalldusche hinter sich gebracht hatte, rief er seine Nachrichten ab. Als er die von Seven las, erschrak er zwar, aber er konnte sie nachvollziehen. Sie hatte es also bemerkt gestern Abend. Trotzdem spürte er leisen Schmerz. Er beschloss sein Frühstück ausfallen zu lassen und stattdessen mit ihr zu sprechen. "Computer, wo befindet sich Seven of Nine?" "Seven of Nine befindet sich in der Astrometrie", lautete die gleichgültig klingende Stimme des Computers. Chakotay machte sich auf den Weg.

Inzwischen betrat Captain Janeway die Brücke und fragte: "Statusbericht?" "Immer noch keine neuen Ergebnisse. Kein Nebel, kein Planet, nichts", antwortete Harry. Tuvok ergänzte nur: "Keine feindlichen Aktivitäten innerhalb der Sensorenreichweite." Sie nickte und setzte sich auf ihren Sessel. Also nichts Neues. Mit der Konsole zwischen den Kommandosesseln rief sie die neuesten Berichte der verschiedenen Abteilungen auf. Das beschäftigte sie eine Weile. Vor allem der von Neelix, der einen schiffsweiten Karneval veranstalten wollte, um die Moral anzuheben. Sie schüttelte den Kopf. Mir ist gar nicht nach Karneval. Aber das sollte die Crew nicht daran hindern selbst zu feiern. Aber sicher nicht schiffsweit! Das Deck des Casinos sollte dafür genügen. Dann kann sich jeder beteiligen der möchte, und andere, so wie ich, können dem Spektakel fernbleiben.

Seven drehte sich nicht um, als die Türen zum Astrometrischen Labor aufhissten. Sie wusste, wer mit ihr reden wollte. "Kannst Du mir bitte erklären, was es mit dieser Nachricht auf sich hat?"
"Nein. Aber wenn Sie sie gelesen haben, wissen Sie doch worum es geht."
"Ja, das weiß ich, aber... warum, Seven?" Er hielt sie am Arm fest, während seine Augen traurig blickten.
"Wir passen nicht zusammen. Dessen bin ich mir bewusst geworden. Würden Sie mich jetzt bitte loslassen?", fragend hob die Ex-Borg eine Braue.
Chakotay ließ sie los. "Das ist alles? Einfach so?"
"Ja, Commander. Ich habe meine Gründe."
"Darf ich sie erfahren?"
"Nein. Sie sind privater Natur", Seven konzentrierte sich wieder auf ihre Messungen und ignorierte Chakotay. Es tat ihr zwar weh ihn so zu behandeln, aber nach ihrem Ermessen war es so das Beste. Sie würde darüber hinweg kommen. Ebenso wie er. Jemand anderes brauchte ihn dringender. Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange. Zum Glück sah Chakotay sie nicht mehr. Denn er drehte sich um und verließ das Astrometrische Labor. Langsam machte er sich auf den Weg zur Brücke. Dort würde ihm wohl ein harter Tag bevorstehen. Sehr langsam und nachdenklich machte er sich auf den Weg dorthin. Sie hat es bemerkt, definitiv. Aber warum verschweigt sie mir die Gründe? Nur weil sich der Captain zu mir hingezogen fühlt, löst sie eine vielversprechende Verbindung auf? Was ist nur los mit ihr, so kenne ich Seven nicht. Das ist noch nie ein Hindernis für sie gewesen. Aber vielleicht hat sie die Gründe bemerkt, die mich dazu brachten, mich ihr zu nähern. Und wenn das der Fall ist, dann hat sie allen Grund verletzt zu sein. Ich verstehe, dass sie mir ihre Gründe nicht nennen will, aber ich wüsste dennoch gerne, was sie bewegt. Als die sich Türen des Turboliftes zur Brücke öffneten und den Blick auf den Kommandostand freigaben, atmete er tief durch und betrat den Hauptkontrollraum. Er nickte allen Anwesenden zu und ließ sich neben dem Captain im Sessel nieder. "Gut geschlafen?", fragte er, als er die blasse Gesichtsfarbe von Kathryn bemerkte.
Sie antworte ausweichend: "Einigermaßen, danke Commander."
Er beobachtete sie. Kein Lächeln, kein Blick in seine Richtung, so wie früher. Starr sah sie auf den Bildschirm. Und doch schimmerte eine unendliche Traurigkeit in ihren Augen. Es traf ihn fast wie ein körperlicher Schlag. Es tat ihm weh, sie so ansehen zu müssen. Leise fragte er sie: "Kann ich mit Ihnen sprechen?"
Etwas überrascht sah sie ihn an. Warum willst du jetzt mit mir sprechen? Was sollte das bringen? Aber sie nickte und deutete mit ihrem Kopf in Richtung ihres Bereitschaftsraumes. Dann stand sie auf und befahl: "Tuvok, Sie haben die Brücke." Der Vulkanier nickte knapp und transferierte die Kommandostation auf seine Konsole, während Chakotay Kathryn folgte.

Im Bereitschaftsraum setzte sie sich an ihren Schreibtisch, der wie eine Blockade alles von ihr fernhalten sollte. Sie bot ihm den Platz gegenüber an. Er nickte und setzte sich. Dann fing er an: "Gestern Abend...", sie unterbrach ihn mit leiser Stimme: "Sie haben das Recht eine Beziehung einzugehen, ebenso wie jedes andere Crewmitglied hier an Bord."
Er atmete tief ein und wählte seine nächsten Worte mit besonderem Bedacht: "Aber nicht, wenn ich jemand anderes anstelle dieser Frau sehe."
Überrascht hob sie den Kopf: "Ich dachte das Thema hätten wir geklärt!"
"Das haben wir, Captain. Und dennoch ist es nicht fair. Weder ihr noch Ihnen gegenüber. Wir haben unsere Beziehung beendet."
Sie zuckte zusammen. So weh es ihr auch tat, es war auch ein Schutz gewesen, dass er nun Seven hatte. Ein Schutz vor ihren eigenen Schuldgefühlen ihm gegenüber. "Das tut mir leid", brachte sie noch hervor.
"Warum?", fragte Chakotay. Sie fühlte sich in die Ecke getrieben. Eine ablehnende Körperhaltung gab ihm die Bestätigung, dass er sie mit seiner Frage dort getroffen hatte, wo sie es nicht erwartet hatte.
Warum es mir leid tut? Es tut mir für dich leid, Chakotay. Du sahst so glücklich aus. Oder war das nur eine Illusion? Habe ich mir das nur eingebildet? Vielleicht tut es mir auch für mich leid. Denn nun habe ich einen zwar sehr schmerzhaften, aber dennoch wirksamen Schutz verloren. Ich liebe dich immer noch. Aber ich darf diese Gefühle nicht haben. Ich kämpfe Tag für Tag dagegen an. Aber ich bin auch froh, dass du wieder frei bist. Denn nun habe ich noch eine Chance. Im Alphaquadranten. Aber ich möchte dich nicht noch einmal verlieren. Ich möchte dich spüren. Deine Arme um mich, die mich halten. Deine Augen sehen, wie sie mich liebevoll ansehen. Und doch werde ich es nicht haben dürfen. Deshalb wäre es falsch, dich jetzt darum zu bitten. Hoffnung in dir zu wecken. Während dieser Gedanken sah sie aus dem Fenster. Die Sterne zeigten sich myriardenfach und wundervoll schimmernd. Und doch hingen ihre Gedanken etwas ganz anderem nach. Dann begriff sie plötzlich, dass Chakotay eine Antwort wollte. Sie meinte nur: "Sie sahen glücklich aus. Und was für ein Captain wäre ich, wenn ich Ihnen Ihr Glück missgönnen würde?"
Er presste die Lippen aufeinander und sagte: "Vielleicht war ich nicht so glücklich, wie ich es mir vormachen wollte. Ich weiß was ich brauche, um glücklich zu sein", und sah ihr tief in die Augen.
"Es darf nicht sein, Chakotay. Ich kann es nicht", sagte sie resigniert, aber sie merkte, dass sie selbst nicht mehr an die Worte glaubte. Sie klangen wie ein leeres Mantra. Jeglicher Bedeutung beraubt. Ein hohler Satz, der sie nur daran hinderte zu leben. Und sie wollte leben. Aber sie durfte nicht.
Er konnte ihren Kampf in ihren Augen lesen. Dann wagte er einen letzten Vorstoß: "Meinst du das wirklich?"
Sie schloss die Augen, als sie die Worte hörte, die sie so sehr fürchtete. Sie versuchte all ihre Sicherheit in ihre Worte zu legen, als sie sagte: "Ja."
Er nickte und stand auf. Drehte sich um, und ging zur Tür. Kurz bevor sich die Türen öffneten sagte er leise: "Ich liebe dich immer noch, Kathryn", und drehte sich langsam um.
Sehnsucht und Trauer schimmerten in ihren Augen, als sie sagte: "Ich weiß." Und kurz bevor er gehen konnte, stand sie auf. Langsam näherte sie sich ihm. Als sie vor ihm stand streichelte ihre Hand seine Wange: "Ich wünschte, ich könnte es tun", er sah sie an, versank in ihren Augen, begriff mit welcher Disziplin sie ihre Leidenschaft zurückhielt. Er nickte. Dann lächelte er sie an und küsste sie ganz vorsichtig und zart auf die Stirn. Als er seine Lippen wieder löste, und sich umdrehte, um wieder auf die Brücke zu gehen, sagte sie nur: "Gib mir Zeit." Er nickte wieder, aber diesmal war sein Lächeln etwas hoffungsvoller.

-Ende-
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