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Wie werde ich ihn los in 10 Tagen?

von Anke

Alles hat ein Ende – heißt es

Chakotay war nervös. Es war schon verdammt lange her, dass er eine Beziehung beendet hatte. Die Sache mit Seska war damals einfach auseinander gegangen und bei den paar Begegnungen danach war es von vornherein klar gewesen, dass es sich nur um Beziehungen auf Zeit handeln konnte. Diesmal war die Sache anders. Er hatte sich gleich am Morgen bei Seven gemeldet um sich für den heutigen Abend zu verabreden. Hätte er es länger hinausgeschoben, hätte er vermutlich erst recht nicht mehr den Mut aufgebracht. Nun saß er hier in einem netten kleinen Restaurant, spielte nervös mit seiner Serviette und wartete darauf, den Schafrichter für eine nichts ahnende Seven zu spielen. Sie war so fröhlich und nett bei ihrem Gespräch am Morgen gewesen. Gar nicht ihr übliches kühles Borg-Selbst. Mist, Mist, Mist. Wie hatte er sich überhaupt erlauben können, in eine solche Lage zu kommen?

„Hey, Liebster.“

Chakotay wäre fast vom Stuhl gesprungen als auf einmal von hinten Sevens Stimme in sein Ohr gurrte. Jawohl gurrte!

„Hallo Seven.“

„Ich hoffe, du musstest nicht zu lange warten?“

„Nein, nein“, hörte Chakotay sich selbst mit vollkommen fremder Stimme sagen, während sein Verstand immer noch versuchte, das Bild, das sich im bot, zu verarbeiten. Seven war immer schon eine schöne Frau gewesen – na ja, zumindest seit dem Zeitpunkt, als der Doktor ihre Haare hatte nachwachsen lassen – aber diese Erscheinung war überirdisch. Sie trug ein rosa Cocktailkleid, silbrige High Heels und hatte eine Strähne ihres offenen Haares um den Finger gewickelt, während sie mit rotem Schmollmund ihre Frage gestellt hatte.

Nun ließ sie sich geziert ihm gegenüber nieder, beugte sich vor und gewährte einen detaillierten Blick in ihren Ausschnitt.

„Da bin ich aber froh“, kicherte sie.

Chakotays Neuronen tanzten Samba.

„Ich muss mit dir reden, Seven“, sagte sein Mund. Ich muss hier raus, ganz schnell, sagte sein Verstand.

„Oh.“ Seven sah ihn mit großen Augen an. „Was für ein Zufall, ich auch.“

„Ach ja?“, sagte Chakotay schwach.

„Ich habe nämlich etwas ganz tolles für dich!“

=/\=

„Was sollte ich machen, B’Elanna? Sie hatte Karten für die Endausscheidung der Sternenflotten-Boxmeisterschaften organisiert. Keine Ahnung, wo sie die her hatte – ich habe für Geld und gute Worte keine mehr bekommen.“ Chakotay fand selbst, dass seine Worte sich lahm anhörten, als er am nächsten Tag B’Elanna Bericht erstattete. Und der Gesichtsausdruck seiner alten Freundin sagte ihm, dass B’Elanna genau dasselbe dachte.

„Karten für die Boxmeisterschaft“, schnaubte sie.

„Außerdem stimmte etwas nicht mit ihr. Die richtige Seven hätte sich nie so verhalten. In der Situation wäre es fahrlässig gewesen, einfach mit ihr Schluss zu machen.“

„Und wenn sie genau darauf abgezielt hat?“, fragte B’Elanna.

„Du meinst, dass sie gemerkt hat, dass ich unsere Beziehung beenden möchte und so gegensteuern wollte?“

„Das wäre zumindest eine Erklärung.“

„Vielleicht sollte ich dann…“

„Chakotay“, sagte B’Elanna scharf. „Du hast mir gestern gute Gründe genannt, warum diese Beziehung um deinet- aber auch um ihretwillen beendet werden sollte. Kneif jetzt nicht. Mit jedem Tag machst du es nur noch schlimmer.“

„Ich werde einfach die Box-Meisterschaften heute Abend abwarten“, beschloss Chakotay. „Ich muss wissen, was mit ihr los ist. Ich habe sie gerne und ich wenn es ihr schlecht geht, kann ich sie nicht einfach verlassen. Das geht nicht.“

„Tu, was du für richtig hältst.“

=/\=

Es war richtig gewesen, die Meisterschaften abzuwarten. Zusammen mit tausenden anderer Fans saßen Chakotay und Seven in der großen Boxhalle und fieberten dem finalen Kampf entgegen. Chakotay hatte Seven den ganzen Abend über beobachtet, sie war zwar etwas anschmiegsamer als sonst, aber es schien ihr gut zu gehen. Doch, bestimmt würde er heute Abend ihre Beziehung ohne schlechtes Gewissen beenden können. Er würde Seven nach dem Kampf in ein kleines Café führen und sie würden sachlich miteinander reden und alles würde gut werden. Chakotay wandte sich wieder dem Geschehen vor ihm zu. Bisher war alles nur belangloses Geplänkel gewesen, doch gleich würden mit Andie Anderson und Benjamin Barry zwei Giganten des Boxsports aufeinander treffen. Alle waren sich einig, dass es eine epochale Begegnung werden würde und er war dabei. Die beiden Kontrahenten waren gerade eingetroffen, nur ein paar Minuten noch…

„Chakotay, ich habe Durst.“

Chakotay sah Seven entgeistert an. Das war kein Satz den er jemals aus ihrem Mund erwartet hätte.

„Holst du mir etwas zu trinken?“

Chakotays Entgeisterung wuchs. Das konnte nicht real sein.

„Wie bitte?“

„Ein Root-Beer wäre ganz toll“, sagte Seven mit großem Augenaufschlag. „Wenn du jetzt gleich gehst, bist du wieder zurück bevor der Kampf beginnt.“

Chakotay fühlte sich in der Falle, entweder konnte er jetzt Sevens geistige Gesundheit mit ihr diskutieren oder nachgeben. Fürs erste entschied er sich fürs Nachgeben. Vielleicht hatte er dann wenigstens die Chance dem Kampf in Ruhe zu sehen.

Gereizt kämpfte Chakotay sich durch die Stuhlreihe nach draußen und wurde dabei mit etlichen Schubsen und Knüffen bedacht. Er konnte es den anderen Zuschauern nicht verdenken. Nur ein Idiot würde jetzt nach draußen gehen.

Wenigstens war kein Mensch am Getränkestand. Chakotay stürzte auf den Verkäufer zu, der sich auch nur unwillig von den Bildschirmen trennen konnte, die das Geschehen aus der Halle übertrugen.

„Ein Becher Root-Beer“, orderte er.

„Jetzt?“, fragte der Verkäufer pikiert.

„Jetzt!“ Chakotay war nahe daran die Geduld zu verlieren. Wollte der Kerl auch noch mit ihm diskutieren?

Mit dem hart erkämpften Root-Beer stürzte Chakotay in die Halle zurück. Die Knüffe seiner Sitznachbarn waren diesmal noch kräftiger. Immerhin war der Kampf noch nicht losgegangen. Als er sich setzte, entledigten sich die beiden Kontrahenten gerade ihrer Bademäntel. Glücklich reichte er Seven das Root-Beer.

Seven nahm einen Schluck.

„Dieses Root-Beer ist mit Koffein.“

„Ja?“, sagte Chakotay abwesend. Jetzt ging es gleich los.

„Ich kann nicht regenerieren, wenn ich Root-Beer mit Koffein trinke.“

„Wie bitte?“

„Holst du mir einen Becher entkoffeiniertes Root-Beer?“ Wieder dieser schmelzende Blick. Wo um Himmels Willen hatte sie den her? „Bitteeeeee.“

Okay, bei Seven waren anscheinend einige ihrer Borg-Schaltkreise durchgebrannt. Chakotay bahnte sich wieder seinen Weg durch die nun wirklich unwilligen Zuschauer und sprintete zum Getränkestand. Von hinten ertönte der Gong. Mist, jetzt hatte der Kampf ohne ihn begonnen.

„Ein entkoffeiniertes Root-Beer“, bestellt er barsch. Zum Glück hatte der Verkäufer dieses Mal auch keine Lust auf eine Diskussion und drückte ihm schnell das Gewünscht in die Hand. Chakotay sprintete zurück und hatte gerade den Eingang der Halle erreicht als erneut ein Gong und ein Grölen aus vielen tausend Kehlen ertönte. Nein, es durfte nicht schon vorbei sein! Und er hatte NICHTS gesehen. Doch. Es war vorbei. Schon strömten die ersten Zuschauer an ihm vorbei und unterhielten sich angeregt über den Jahrhundertsieg von Anderson, den er nun verpasst hatte. Chakotay ließ sich kraftlos gegen die Wand sinken. Da war auch schon Seven neben ihm.

„Was für ein Kampf“, strahlte sie. „Wie schade, dass du ihn verpasst hast.“

„Sehr schade“, waren die einzigen zwei Worte, die er heraus brachte.

Gemeinsam mit Hunderten anderen Zuschauern wurden sie auf die Straße vor der Halle gespült.

„Vielen Dank für den wunderschönen Abend und das Root Beer.“ Seven hauchte ihm einen Kuss auf die Wange, drehte sich um und verschwand in dem Gewühle der sich weiterhin unaufhaltsam die Straße ergießenden Zuschauermassen. Chakotay hatte noch nicht einmal die Zeit gefunden, sie wie geplant auf einen Kaffee einzuladen – ha, der wäre vermutlich auch nicht recht gewesen. Oder nur entkoffeiniert. Wenn sich B’Elanna morgen melden würde, würde er auf alle Fälle nicht zu sprechen sein.
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