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Instinctial Fear

von Jana

Kapitel 2

Was folgte, war ein halbstündiger Vortrag über höhere Neurophysiologie. Chakotay fühlte sich wie in seinem ersten Jahr auf der Akademie - Er verstand kein Wort.
"Mein Gott, mit diesem Niveau an Neuropeptiden hätte jeder Betazoid Suicid begangen. Und eigentlich müßte jeder Mensch, der solchen Dosen ausgesetzt ist, komplett paranoid werden. Es ist erstaunlich, daß sie noch bei so klarem Verstand war."
"Was heißt das? Wird sie wieder gesund werden?"
"Dank meiner herausragenden Fähigkeiten wird sie wieder vollkommen genesen, Commander."
"Was hat die erhöhten Neuropeptide eigentlich ausgelöst?"
Der Doctor druckste herum, "Nun ... wissen Sie ..."
"Doctor!"
"Ich weiß es noch nicht. Und ehrlich gesagt bin ich nicht sehr zuversichtlich, daß wir die Ursache jemals herausfinden werden."
Chakotay war fassungslos, "Wie können wir dann verhindern, daß es wieder geschehen wird?!"
"Wir?", der Doctor musterte den aufgelösten ersten Offizier der Voyager, "Ich wußte nicht, daß Sie dem medizinischen Stab zugeteilt wurden, Commander."
"Doctor!"
"Schon gut. Offensichtlich hat auf diesem Schiff niemand Verständnis für meine Art von Humor."
"Mir ist momentan nicht nach Scherzen zumute, Doctor. Wie wollen Sie verhindern, daß sic das Neuropeptidniveau des Captains erneut erhöht?"
"Ich kann es nicht verhindern", stellte der Doctor anteilnahmslos fest. Er erhob aber zugleich seine Hand, um Chakotay zu beschwichtigen, "Da sieht man wieder einmal, wie wenig Sie mit einem Vulkanier gemeinsam haben. Ich werde Ihnen jetzt eine Reihe von Argumenten liefern, die mich zu der Schlußfolgerung führen, daß ein erneuter Rückfall höchst unwahrscheinlich ist."
Chakotay strich sich nervös durch die Haare. In der Tat war er durch seine Gefühle zu Kathryn derart stark befangen, daß er nicht mehr klar denken konnte.
"Haben noch andere Besatzungsmitglieder solche Symptome aufgewiesen?", fragte der Doctor.
"Nein. Nein, ich bin über keine weiteren Vorfälle informiert", antwortete Chakotay wahrheitsgemäß.
"Das dachte ich mir. Vor wievielen Tagen haben wir Taurus III verlassen?"
"Gestern morgen. Wieso fragen Sie?", Chakotay war noch verwirrter als zuvor.
"Wann bemerkten Sie zum ersten Mal ein abweichendes Verhalten bei Captain Janeway?", setzte der Doctor, ohne auf die Frage des Commander einzugehen, seine Befragung fort.
"Heute morgen. Sie hatte verschlafen. - Sie verschläft sonst nie."
"Aha! Gab es Momente auf Taurus III, in denen der Captain allein war?"
"Möglich. Ich weiß es nicht genau. Doctor, was soll diese Fragerei? Offensichtlich kennen Sie alle Antworten doch bereits!"
Der Doctor strahlte über das ganze Gesicht. Wieder einmal war er einer mysteriösen Krankheit auf die Schliche gekommen, "Und was schließen Sie aus all dem, Commander?"
Chakotay, der langsam genervt war durch das Fragespiel, stemmte die Hände in die Hüften, "Ich weiß es nicht. Sagen Sie es mir!"
Das medizinisch holographische Notfallprogramm begann gewichtig durch die Krankenstation zu gehen, "Ich schließe daraus, Commander, daß Captain Janeway, als sie allein auf Taurus III war, mit etwas in Berührung kam, das langsam aber allmählich ihr Neuropeptidniveau erhöhte. Was heute abend zu ihrem Kollaps führte. Was auch immer ihren Zustand ausgelöst hat, liegt also schon etliche Lichtjahre hinter uns, weswegen ein Rückfall so gut wie ausgeschlossen ist."
"Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?" Chakotay trat an das Biobett, auf dem Janeway lag.
Der Doctor runzelte bei soviel Ungeduld nur verständnislos die Stirn, "Sie wird sich wieder erholen. Allerdings wird es eine Weile dauern. Ich kann die überschüssigen Neuropeptide nur langsam abbauen. Sie wird den Rest der Nacht jemanden brauchen, der auf sie aufpaßt. Und da Sie der einzige sind, dem sie vertraut, übertrage ich Ihnen hiermit diese Aufgabe."
Chakotay nickte geistesabwesend.
"Wenn Sie bereit sind, werde ich Sie jetzt aufwecken. Ich habe alles für sie getan, was ich konnte. Nun liegt es an Ihnen, Commander."

Irgendwie hatten sie es geschafft in sein Quartier zu gelangen, ohne daß ihnen ein anderes Crewmitglied begegnet war. Der Doctor hatte ihm aufgetragen sie nicht unbeaufsichtigt zu lassen und so hatte er es als am Sinnvollsten erachtet, in sein Quartier zu gehen. Obwohl ihm dabei nicht ganz wohl zumute war. - Er, mit ihr allein in seinem Quartier.
Dennoch waren die Umstände keineswegs so, wie er sich es immer erträumt hatte. Kathryn ging es zwar ein bißchen besser, trotzdem litt sie noch unter völlig unmotivierten Panikanfällen. Ihr Zustand brachte mit sich, daß sie so gut wie nichts sagte. Und so saßen sie sich nun schon eine Weile schweigend gegenüber, nachdem sie ein Getränk abgelehnt hatte.
"Nun", er rieb die Hände verlegen gegeneinander und versuchte sie an seinen Hosenbeinen zu trocknen, "Es ist spät - Vielleicht sollten wir schlafen gehen."
"Ja", erwiderte sie leise. Ihr Gesicht war ganz blaß und man sah ihr an wie kräftezehrend all dies war.
Ohne hastige Bewegungen stand er auf, "Sie können in meinem Bett schlafen. Ich werde Ihnen nur schnell etwas zum Anziehen holen."
Als er einen Schlafanzug aus einer Schublade im Schlafzimmer genommen hatte und gerade wieder zurück gehen wollte, bemerkte er, daß sie in der Tür stand.
"Und wo werden Sie schlafen?"
"Auf der Couch", er lächelte sie an. Für wenige Sekunden hatte er vergessen, daß es ihr nicht gut ging.
"Ich machen Ihnen unnötig Umstände", wollte sie sich entschuldigen.
"Hey", erwiderte er sanft, "Sie machen mir keine Umstände. Hier, der ist für Sie", er reichte ihr den Schlafanzug und ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer zurück. Dann drehte er sich noch einmal um, "Träumen Sie etwas Schönes."
"Ja, Sie auch."
Ein deja vu überkam ihn und erzeugte eine Gänsehaut auf seinem Rücken.

Zum wiederholten Male wälzte er sich herum. Es war einfach nicht möglich eine angenehme Position auf dem Sofa zu finden. Oder war er durch seine weiche Matraze verwöhnt? Mit dem Kopf versuchte er das Kissen zu formen, so daß es ideal lag und er zog sich die Decke bis über die Schulter. Doch trotz all dieser Bemühungen stellte sich der Schlaf nicht ein. Deprimiert öffnete er die Augen. Mit diesem Anblick hatte er jedoch nicht gerechnet.
Kathryn stand mit einem von seinen kurzen Schlafanzügen in der Tür zum Schlafzimmer und betrachtete ihn. Mit der einen Hand hielt sie den und der Hose fest, damit diese nicht rutschte. Die andere Hand steckte nervös ein paar Haare hinter das Ohr zurück.
Verwirrt stemmte er sich hoch und blickte sie fragend an, "Könenn Sie nicht schlafen?"
Ohne zu antworten, kam sie auf ihn zu, hob die Decke an und legte sich zu ihm auf die Couch. Ganz eng schmiegte sie sich an ihn, denn die Couch bot nicht viel Platz. Mit einem Arm hielt er sie umfaßt, da er befürchtete, sie könnte hinunter fallen. Erst jetzt merkte er, daß sie am ganzen Körper zitterte.
"Hatten Sie einen Alptraum?"
Sie nickte nur und schmiegte sich noch inniger an ihn. Als ihre Beine das seine umschlangen, schnellte sein Puls in die Höhe.
"Bitte, ich möchte nicht allein sein", gab sie leise von sich.
"Ich bin ja da. Sie müssen keine Angst haben", beruhigte er sie. Sanft strich er über ihren Rücken. Er selbst konnte nicht mehr an Schlaf denken, denn seine Hormone spielten vollkommen verrückt. Und er konnte eine Reaktion seines Körpers nicht mehr hinauszögern. Er konnte nur hoffen, daß sie es in ihrem Zustand nicht bemerkte.
Nach nur wenigen Minuten wurde ihre Atmung ganz flach und gleichmäßig. Vereinzelt zuckte noch unwillkürlich ein Muskel und da wußte er, daß sie eingeschlafen war.

Sie erwachte, weil ein leichter Windzug über ihre Wange streifte und einige Haare zum Tanzen brachte. Es roch unglaublich angenehm, auf gewisse Weise sogar anregend. Sie konnte sich im Halbschlaf nicht erinnern, woher sie diesen Geruch kannte. Aber er erschien ihr sehr vertraut. Sie rutschte näher an die Quelle des Geruches und sog den Duft aktiv ein. Nicht bewußt darüber, was sie tat, begann sie die Quelle zu küssen und das immer intensiver als ihre Küssen erwidert wurden. Allmählich rückte der behutsame Druck auf ihre Lippen in den Fokus ihrer Aufmerksamkeit. Ihre Wangen fingen an zu glühen, sie spürte das Prickeln überall in sich und wußte, daß sie mehr wollte. Der Schleier des Schlafes lichtete sich und blinzelnd öffnete sie die Augen.
Abrupt brach sie den Kuß, stieß sich von ihrem ersten Offizier ab und sprang auf. Reflexartig fuhr eine Hand durch ihre Haare.
Chakotay hatte sich im Schock aufgesetzt und blinzelte verstört. Offensichtlich hatte er sie auch nicht bewußt geküßt, obwohl ihm jetzt klar zu sein schien, was geschehen war.
Ihm war die Situation genau so peinlich wie ihr und so lenkte er davon ab, "Geht es Ihnen wieder besser?"
Die Hand immer noch in den vom Schlaf verwühlten Haaren nickte sie. Und dann fügten sich die aufsteigenden Remineszensen in ihrem Kopf zu zusammenhängenden Bildern: Wie er für sie gesorgt hatte, als sie kurz davor war, wahnsinnig zu werden. Wie sie ihm vollkommen vertraut hatte, da sie von seinen Gefühlen ihr gegenüber wußte und vor allen Dingen, da sie von ihren Gefühlen ihm gegenüber wußte. Wie er sie zurück ins Bett getragen und die ganze Nacht im Arm gehalten hatte.
Und da wußte sie, daß sie nichts anderes, als dahin zurück wollte. Langsam krabbelte sie wieder zu ihm.
"Chakotay", flüsterte sie seinem Gesicht ganz nah, "Glaubst du, der Doctor hätte irgendwelche Einwände, wenn ich mir den heutigen Tag frei nehmen würde?"
Nicht ganz sicher darüber, wie er ihr Verhalten interpretieren sollte, fing er zuerst zu stottern an, "Ich ... ich denke, er würde das sogar empfehlen."
Sie ließ ihre Hand von seiner Schulter über seine Brust den Bauch hinab gleiten. Ein Lächeln stahl sich in ihr Gesicht, als sie ihn tief einatmen hörte. Zärtlich gab sie ihm einen Kuß, den er nur zögerlich erwiderte. Scheinbar hatte er noch nicht realisiert, daß es ihr ernst war und daß sie wieder vollkommen genesen war.
"Chakotay?"
"Ja?", frage er atemlos, nachdem er die Luft geräuschvoll entweichen lassen hatte.
"Ich möchte, daß du einen Tag Urlaub beantragst."
"Hmm?"
"Frag' nicht. Tu' es einfach", bat sie ihn, während sie weitere Küsse auf seine Lippen hauchte.
"Captain, ich würde mir gerne einen Tag frei nehmen."
"Gewährt", sagte sie sofort, drückte ihn in die Kissen und verschloß seine Lippen leidenschaftlich.

-Ende-
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