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Imprisoned

von Die Katze mit Krawatte

Prolog/ In der Höhle

Ich weiß nicht, wie mich der Transporter hierher gebracht hat, doch plötzlich bin ich da. Es ist kein schöner Ort, kein angenehmer Ort, denn ich sehe einen gewaltigen Feuersturm auf mich zukommen. Ich kann mich nicht bewegen, der Schock sitzt in jeder meiner Zellen und macht mich bewegungsunfähig. Das Einzige, was ich zu tun vermag, ist auf die immer näher rückende Feuersbrunst zwischen den rotbraunen Felsen zu starren.
Das nächste, das ich wahrnehme, ist ein Schrei. Er gehört nicht zu mir, doch er klingelt gedämpft in meinen Ohren. Dann reißt mich etwas um. Etwas hat sich gegen mich geworfen. Ich spüre, wie mein Körper durch die Luft fliegt und hart aufkommt. Doch ich bleibe nur gefühlte zwei Sekunden liegen, denn schon zerrt mich dieses Etwas fort, irgendwo hin, wo es dunkel ist. Meine Beine prallen gegen etwas Massives, ich spüre aus dem Nichts einen festen Luftzug, der mich mitzuziehen droht. Doch meine Rettung zieht mich weiter in die Höhle, immer tiefer ins Dunkel.
Obwohl meine Augen geöffnet sind, sehe ich kaum etwas. Dafür lenkt mich mein Herzklopfen zu sehr ab. Allerdings erlange ich nach einigen holprigen Atemzügen wieder meine Konzentration zurück und starre auf ein merkwürdiges Gesicht, das über mir schwebt.
Ein Schrei entweicht meinen Lippen und ich rutsche auf dem Rücken so schnell es geht aus dem Angriffsfeld und rappele mich halbwegs auf.
Auf den ersten Blick könnte ich noch nicht einmal sagen, ob das vor mir stehende Wesen weiblich ist oder männlich. Es ist auf jeden Fall humanoid, doch es hat keinerlei Körperbehaarung oder erkennbare Ohren, dafür aber eine dunkelrote Haut, die von schwarzen, grauen und weißen Linien überzogen ist. Und die Augen. Es gibt kein Weiß in ihnen und auch keine Pupillen. Und auf dem Kopf sind seltsame, kleine Erhebungen. Und wie ich bemerke, trägt es… keine Kleidung. Aufgrund ihres eindeutigen Brustkorbes glaube ich, dass es weiblich ist, doch-
Meine weiteren Überlegungen werden von einem Schmerz unterbrochen, der in meinem linken Bein explodiert. Als ich hinsehe, wünschte ich, ich hätte es nicht getan. Denn was auch immer es gewesen ist- es hat einen Großteil der Haut und scheinbar sogar einen Teil des Fleisches meiner Wade weggerissen. Ganz zu schweigen von dem Schaden an der Uniform. Ich habe es wohl nur dem Adrenalinstoß zu verdanken, dass ich bisher nichts gemerkt habe.
Das Wesen kommt näher, mit langsamen, zögernden Schritten.
„Sicher“, sagt es langsam. Seine Stimme klingt hoch und melodisch. „In der Höhle bist du sicher.“


Harry presste sich die Hände auf die Ohren, als ein besonders durchdringender Schrei erfolgte. Ein solcher kam von ihr alle paar Stunden und raubte ihm den Schlaf noch mehr als die sonstigen. Er wusste nicht genau, wie lange sie schrie, denn durch die Feuerstürme draußen und die schwarzen Wolken am Himmel war es unmöglich, eine Tageszeit zu bestimmen. Inzwischen war auch sein Schlafrhythmus vollkommen aus dem Takt geraten, er nickte dann und wann einfach ein.
Wenn sie nicht gerade ihren Qualen Ausdruck verlieh.
Seit etwa fünf Schlafperioden wälzte sie sich auf ihrem dürftigen Lager aus verschiedenen Gräsern, das sie auch für Harry aufgebaut hatte. Irgendwann während des Essens hatte sich ihr rotes Gesicht verzogen und sie hatte aufgestöhnt. Auf Harrys Frage hin, ob es ihr gut ginge, hatte sie nicht geantwortet. Denn die Mak’tames hatten keine Ohren, und ohne seine Lippen zu lesen und den Schall seiner Worte zu empfangen, wusste sie nicht, was er sagte. Sie hatte sich gekrümmt, dann aber die hellblauen, pupillenlosen Augen aufgeschlagen und gelächelt. Stunden später hatten sich ihre Körperbemalungen mehr und mehr verdunkelt und sie hatte begonnen, zu wimmern.
Harry wusste nicht, wie er ihr helfen könnte, denn es gab scheinbar nichts, was er tun konnte. Wenn er Glück hatte, und die sieben Monate des Feuersturms wären fast vorbei, könnte ihn die Voyager wieder hochbeamen und dem Doktor wäre es möglich, seine Freundin retten. Vorausgesetzt, sie würde so lange durchhalten. Und danach sah es nicht aus.
Das Schlimmste war, dass er nutzlos herumsaß und zuhören musste, wie es ihr schlechter ging. Und egal, wie nervenzerrend ihr beständiges Schreien war, wie sehr es seinen Schlaf und seine Seelenruhe störte - es war wesentlich schrecklicher, wenn sie plötzlich vor Heiserkeit aufhörte zu weinen. In solchen Momenten schreckte der Fähnrich immer auf und ließ alles liegen, was er gerade tat. Er war selbst aus einem unruhigen Schlaf geschreckt, weil ihr Kreischen gefehlt hatte. Sofort rannte er dann immer zu ihrem Lager, um zu sehen, ob sie noch atmete. Dementsprechend erleichtert war er jedes Mal, wenn er die kleinen, flachen Atemzüge spürte, die gegen seine Hand prallten. Er selbst atmete dann einmal tief durch, wie um sich zu vergewissern, dass er es noch konnte, und sank dann wieder in diesen ungenügenden Halbschlaf, direkt neben ihrem Lager - bis es wieder losging.

Kathryn Janeway ging in ihrem Quartier auf und ab. Das tat sie in letzter Zeit häufiger. Um genau zu sein, seit dreieinhalb Monaten. Seit dem Tag, an dem der Transport Harry Kims auf das Schiff der Mak’tames schief gegangen war. Der Captain erinnerte sich noch genau, wie es dazu kam und was passiert war. Jeden Tag dachte sie daran. Denn seit der Fähnrich unten auf dem Planeten gelandet war, wartete die gesamte Crew der Voyager darauf, dass die Feuerstürme und die elektromagnetische Spannung geringer wurden - damit sie scannen konnten, ob Harry überhaupt noch lebte. Doch solange die Chance bestand, würden sie im Orbit des Planeten bleiben und abwarten. Etwas anderes kam gar nicht in Frage.
Zwar hatten sich einige dafür ausgesprochen, weiter zu fliegen… doch letztendlich wollte niemand die Chance versäumen, ihn zu retten, solange die Möglichkeit existierte, dass er am Leben war.
Sieben Monate. Sieben Monate dauerten die Stürme auf Mak’tam, die alle fünfzig Jahre ein Mal auftraten. Das andere Schiff, das mit der Voyager in der Umlaufbahn des Planeten war, war mit der Regierung des Planeten und etwa tausend Bewohnern besetzt. Der Präsident hatte ihnen alles erklärt und ihnen gute Hoffnung gegeben, dass der Fähnrich einen sicheren Unterschlupf gefunden hatte.
Hoffnung allerdings war kein Wissen. Seit dreieinhalb Monaten bangte sie um ein Mitglied ihrer eigenen Crew, das zur Voyager-Familie gehörte. Und seit dreieinhalb Monaten trieb sie B’Elanna und die anderen an, die Fehlfunktion des Transporters zu ermitteln. Doch bisher kein Ergebnis.
Ohne, dass sie es wollte, stieg Kathryn Janeways Wut auf die Mak’tames mit jedem Gedanken, den sie in deren Richtung wandte.
Die Mak’tames. Sie waren ihrer Meinung nach Schuld an dem ganzen Dilemma.
Ein Dank an den Betaleser Schafi95! :)
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