TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Kathy, oh Kathy!

von Die Katze mit Krawatte

Kapitel 1

Kathryn Janeway seufzte, fuhr sich mit der Hand verschlafen über die Augen und streckte ihren Oberkörper ein wenig in die Luft, um sich zu dehnen. Noch immer halb im Schlaf drehte sie sich auf dem Bett zur Seite. Sie versuchte, zurück in den Traum zu finden. Es war ein schöner Traum gewesen, doch mit jeder verstreichenden Sekunde verschwamm er mehr und mehr. Der Captain der Voyager runzelte die Stirn, fischte nach der Erinnerung, als sie plötzlich warmen Atem auf ihrem Gesicht spürte. Ruckartig riss sie die Augen auf und starrte wie paralysiert in eine ihr bekannte Visage.
„Ich liebe es, Ihnen beim Schlafen zuzusehen, Kathy“, schnurrte der Mann charmant.
Hier kehrte das Leben in die Frau zurück. Mit einem erschrockenen Aufschrei sprang sie auf und bedeckte ihren lediglich von einem rosafarbenen Negligé bedeckten Körper mit der dünnen Decke.
„Q!“, rief sie streng.
Das schelmisch dreinblickende, allmächtige Wesen erhob sich in einer fließenden Bewegung auf Knie und Hände.
„Was machen Sie hier in meinen Quartier!?
„Oh Kathy“, erwiderte Q grollend, während er sich über das breite Bett in ihre Richtung bewegte wie eine Katze. „Ich habe Sie mal wieder vermisst und beschlossen, Ihnen einen Besuch abzustatten.“
„Was wollen Sie?“, fragte Kathryn schmaläugig. „Brauchen Sie erneute Hilfe in Kindererziehung?“
Theatralisch mit den Augen rollend legte sich Q eine Hand auf die Brust.
„Dass Sie mich stets wider dem Feuer in Ihrem Inneren derart kalt zurückweisen!“, warf er ihr gespielt verletzt vor.
„Vor meinem ersten Kaffee kann man von mir grundsätzlich nichts anderes als Zurückweisung erhoffen“, kam es trocken zurück.
Dies wurde aber von Q geflissentlich ignoriert; in der Sekunde darauf stand er bereits vor Kathryn, die Hände an ihrer Taille.
„Sie sollten wissen, wie sehr mich das schmerzt. Und weswegen ich hier bin.“
Sie packte entschlossen seine Hände und stieß sie fort.
„Bedaure“, sagte sie streng und funkelte den vermeintlichen Mann an.
In einem normalen Fall hätte sie Eindringlingsalarm gegeben und ein Sicherheitsteam in ihr Quartier bestellt. Doch mit Q gab es niemals so etwas wie „einen normalen Fall“. Außerdem hatte sie die leidliche Erfahrung gemacht, dass man sich bei diesem Wesen immer durch das Labyrinth an unwichtigen Floskeln und Übertreibungen bis zu dem Kern bewegen musste. Sie konnte nur hoffen, dass es nicht allzu lange dauern mochte- ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie ohnehin in einer Stunde würde aufstehen müssen.
„Ich will Sie nach Hause schicken“, hörte sie plötzlich von Q. „Das will ich.“
Die Selbstgewissheit blühte auf seinem Gesicht auf, und selbst seine Brust schwoll ein wenig vor Stolz. Kathy aber schwieg. Irgendwann dämmerte es Q, dass dieses Vorhaben sie nicht sonderlich beeindruckt hatte.
„Ich finde das keineswegs amüsant, Q“, kam es nur von ihr. „Was erwarten Sie als Gegenleistung?“
Ein angedeutetes Grinsen legte sich auf seine Gesichtszüge.
„Wie wäre ein kleiner Kuss, Liebste?“
Und im Nu klebten seine Finger an ihrer Taille.
„Verschwinden Sie“, zischte Kathryn empört.
Sie war sogar so fassungslos über diese Dreistigkeit, dass sie vollkommen vergaß, ihn wegen des Körperkontakts zu rügen.
„Aber Kathy…-“
„Ich bin verlobt!“
„Ach, diese lächerlichen, menschlichen Bindungen…“
„Sie sind seit millionen von Jahren mit einer Q zusammen, mit der sie auch einen Sohn haben!“
„Ach, dieser alte Hausdrachen…“
„Weshalb sollten Sie Interesse daran haben, meine Crew und mich zurück in den Alpha-Quadranten zu schicken? Was versprechen Sie sich davon?“
Enerviert seufzte Q und trat einen Schritt zurück.
„Ich habe Ihr Schiff und Ihre Mannschaft jahrelang beobachtet, sogar aus verschiedenen Dimensionen. Langsam wird es langweilig. Dieses Ganze: oooh, eine Katastrophe naht, Kim blabla, Tuvoks genialer Lösungsvorschlag bla, Chakotays Mut blablablabla, und am Ende alles juhu, gerettet, nichts hält uns auf.“ Q verdrehte die Augen. „Nicht mehr so amüsant, wie es früher einmal war- und da dachte ich mir: Wieso nicht einmal zur Abwechslung etwas Gutes tun?“
„Für einen Kuss als Gegenleistung?“
Kathryn lachte schnaubend auf und ging energischen Schrittes an dem allmächtigen Wesen vorbei. Dabei beförderte sie die Decke zurück aufs Bett. Dann tauchte ein Gedanke in ihrem Kopf auf, der immer klarer wurde. Schwungvoll drehte sie sich um.
„Sekunde, Sie haben uns alle beobachtet? Jahrelang?“, fragte sie entsetzt.
„Ab und an wird es langweilig im Kontinuum“, schmollte Q. „So ganz ohne Revolution, und Junior wird langsam auch selbstständiger.“
Ungläubig über eine solche Unverfrorenheit schüttelte Kathryn den Kopf. Einen Wimpernschlag später stand Q wieder bei ihr, diesmal in einer Tanzposition, in der die Frau wackelig nach hinten lehnte.
„Kathy, oh Kathy“, schnurrte er. „Ein kleiner Kuss erspart Ihnen und jedem aus Ihrer Mannschaft Jahrzehnte einer gefährlichen Reise…“
„Wir wurden dafür ausgebildet!“, bellte sie ungehalten und machte sich daran, sich aus seinem Griff zu befreien.
Es war dennoch ein verlockendes Angebot, ein wirklich verlockendes. Jahre über Jahre im Delta-Quadranten gegen einen winzigen Verrat ihrer Prinzipien. Tode, die vielleicht niemals geschehen würden. Doch andererseits- wenn sie nachgab, könnte dann nicht der kleinste Verrat an ihren Grundsätzen die Tür zu einer größeren Anarchie öffnen? Zur Prostitution? Vorgegaukelte Liebe im Austausch gegen einen „Trip“ an einen Wunschort? Dann wiederum… Nur ein Kuss. Mark würde es verstehen. Vielleicht würde er es nicht glauben, aber wenn, dann verstehen. Bestimmt würde er das.
„Ich bin verlobt!“, stieß sie zusammenhanglos hervor.
„Ein Kuss, Kathy, ein Kuss“, trällerte Q.
„Auf die Wange, nicht mehr und nicht weniger!“
Q grinste von einem Ohr zum anderen, wie ein Troll.
„So soll es sein.“
Binnen weniger Momente kam Kathryn auf Q zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihre Lippen kurz auf seine Wange. Sie wusste nicht, weshalb er das gewollt hatte, was ihm das brachte. Doch er schien zufrieden zu sein. Eine Sekunde- und Qs breites Lächeln war verschwunden. Wie auch der Rest seiner Gestalt.
Eine kleine Weile stand Kathryn in der plötzlichen Stille da. Sie fragte sich, ob das nicht vielleicht eine Ausgeburt ihres vorherigen Traumes gewesen sein könnte, dann ertönte etwas.
Chakotay an Janeway“, hörte sie durch das InterCom.
„Sprechen Sie.“
Es tut mir leid, Sie zu stören, Captain. Etwa sieben Lichtjahre voraus hat sich ein stabil wirkendes Wurmloch aufgetan. Es wäre besser, wenn sie auf die Brücke kommen würden.
Sie atmete tief durch.
„Ich bin unterwegs. Janeway Ende.“
Skeptisch blickte sich die blonde Frau in ihrem Quartier um.
„Eines muss ich diesem Mistkerl lassen“, murmelte sie. „Er hält sein Wort.“
Rezensionen