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Mäusejagd

von Oriane

Mäusejagd

Montgomery Scott stand mit auf dem Rücken verschränkten Händen im Transporteraum der USS Enterprise und wartete auf die Ankunft von Captain Kirk, Spock und Doktor McCoy. Sie befanden sich gegenwärtig auf dem Planeten Oka 5, einer Welt mit immensem Dilithiumvorkommen. Der Auftrag lautete, über Schürfrechte mit den Okati zu verhandeln. Diese nur wenige Zentimeter großen Wesen sind sehr lustig anzusehen, aber keinesfalls zu unterschätzen. Sie sind nicht imstande den Weltraum zu erkunden, aber als primitiv kann man sie ebenfalls kaum bezeichnen. Doch auf eine seltsame, eben sehr kleine, wuselnde Art haben sie eine moderne Zivilisation aufgebaut.

Die drei Offiziere rematerialisierten auf der Transporterplattform. Kirk blieb noch einen Moment stehen, seufzte dann erleichtert und rieb sich die Stirn.
„Willkommen zurück, Sir“, begrüßte Scotty ihn und musterte ihn vorsichtig.
„Danke.“ Er lächelte dem Ingenieur zu. „Wie lief die Warpkerndiagnose? Haben Sie das Problem gefunden?“
Scotty zögerte. Nun musste er entscheiden, wie er vorging. Der Transporterchief warf ihm einen beunruhigten Blick zu. Er hatte gehört, was Captain Kirk von seinem Chefingenieur zum Abschied gefordert hatte: „Halten Sie hier die Stellung. Ich will nichts hören, über unangenehme Zwischenfälle, die hatten wir schon oft genug in letzter Zeit.“
„Natürlich, Sir“, hatte Scotty geantwortet und genickt. Nun, leider war es etwas anders gekommen. Er begann seinen Bericht.
„Es gab leider einige Verzögerungen, weil wir auch den Impulsantrieb überprüfen mussten, aber wir konnten alle Fehler beheben. Die Enterprise sollte ohne Probleme den Rückweg antreten können.“
Bei dem Wort „Verzögerungen“ hatte der Captain alarmiert den Kopf gehoben, doch Scott hatte ihn beruhigen können. 'Ich habe die Wahrheit gesagt', dachte er bei sich. 'Ich habe nur einige unwichtige Details ausgelassen'. Er schluckte.

=A=


Sechs Stunden früher

„Also gut, Captain. Ich wünsche Ihnen viel Glück.“
„Danke Scotty.“ Kirk nickte ihm zu bevor er zusammen mit Mister Spock und Doktor McCoy von der Transporterplattform verschwand.
„Na dann wollen wir mal“, sagte Scotty geschäftig, mehr zu sich selbst, als zum anwesenden Transporterchief. Auf dem Flug nach Oka 5 hatte der Warpantrieb nicht ordnungsgemäß funktioniert. Volles Warppotential war nicht gegeben und so war die Enterprise später als angekündigt bei dem Planeten eingetroffen. Zum Glück hatte Scotty nun fast sechs Stunden Zeit, eine ausführliche Diagnose vorzunehmen. Zusätzlich hatte er allerdings das Kommando über das Schiff. Das Problem bei Oka 5 war, dass die Föderation nicht die einzigen waren, die sich für das Dilithium interessierten. Natürlich nicht. Oka lag nicht weit von der klingonischen Grenze, da jedoch die Bewohner nicht warpfähig waren, interessierte sich meist keine der beiden Seiten für sie. Und nun mussten sie jede Minute mit dem Auftauchen der Klingonen rechnen.
Scott gab zur Brücke durch, dass er mit den Diagnosen beginnen würde und übergab das Kommando an Lieutenant Sulu. „Aber benachrichtigen Sie mich sofort, wenn Ihnen etwas ungewöhnlich erscheint!“ Eigentlich wäre es nicht nötig gewesen Sulu daran zu erinnern. Scotty tat es trotzdem, der Situation wegen.

Das Problem beim Warpantrieb war schnell gefunden, allerdings dauerte die Reparatur eine ganze Weile. Auf der Brücke wurde er nicht gebraucht, daher zog er es vor, im Maschinenraum zu bleiben und alles zu überwachen, bis auf einmal die Impulstriebwerke ein ungleichmäßiges Stottern von sich gaben.
„Maschinenraum an Brücke!“
„Sulu hier. Scotty, wir bewegen uns, ich wollte Sie gerade kontaktieren. Haben Sie den Impulsantrieb aktiviert?“
„Nein, ich dachte, das hätten Sie getan!“
„Ich würde niemals einen so verrückten Kurs fliegen. Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie sich das hier einmal ansehen.“
„Ich bin gleich da.“
Er schloss die Verbindung und eilte auf die Brücke.
„Wir bewegen uns immer noch, allerdings nur mit zwei Prozent des Antriebs. Und er wird unregelmäßig ein und ausgeschaltet.“
Ungläubig blickte Scotty auf die Anzeigen. „Heißt das, wir kriechen durch den Weltraum, ohne ein bestimmtes Ziel? Können Sie mir das erklären?“
„Vielleicht eine Fehlfunktion beim Impulsantrieb?“, schlug Chekov vor. „Immerhin hab es auch mit den Soltriebwerken Probleme.“
„Nein.“ Scotty schüttelte bestimmt den Kopf. „Das ist nicht möglich, das Problem dort war ein anderes. Aber ich werde der Sache auf den Grund gehen. Wenn sie mich brauchen, ich bin im Maschinenraum.“

Das hin und her zwischen Maschinenraum und Brücke hatte noch keineswegs sein Ende gefunden. Ein paar Minuten, nachdem Scotty zusammen mit einem Team begonnen hatte, den Impulsantrieb zu untersuchen, hörten die Antriebsschübe urplötzlich wieder auf. Es beunruhigte den Chefingenieur zwar, dass man keine Fehlfunktionen hatte finden können, doch er konnte nichts anderes tun, als abzuwarten. Ein paar Stunden später konnte der Warpantrieb wieder in Betrieb genommen werden. Das Problem beim Impulsantrieb schon beinahe vergessen und zufrieden mit seiner und der Arbeit seiner Techniker kehrte Scotty auf die Brücke zurück.

=A=


„Hatten Sie Probleme mit den Klingonen?“, fragte Kirk, während sie durch die Korridore der Enterprise gingen. „Auf dem Planeten hatten wir jedenfalls welche, diese kleinen Okati sind gewitzte Kerlchen. Sie haben schnell erkannt, dass das Dilihtium auch für andere interessant sein könnte, und wir mussten harte Verhandlungen mit den Klingonen führen. Der Preis, den die Okati verlangten, als wir sie kontaktierten ist...nun ja, sagen einfach nur: gestiegen.“
Scotty wiegte den Kopf hin und her, versuchte wieder nur das zu berichten, was ihm wirklich wichtig war. Oder besser gesagt, er versuchte das herauszufiltern, das er nicht berichten wollte.
„Probleme kann man nicht wirklich sagen. Schon, sie waren erst mal schockiert uns zu sehen und haben dann völlig ohne Grund angefangen auf unser schönes Schiff zu schießen, aber wir konnten sie davon überzeugen, dass die Verhandlungen auf dem Planeten stattfinden und nicht im Orbit.“
„Schäden?“, fragte Kirk sofort alarmiert.
„Keine nennenswerten“, antwortete Scotty bestimmt. „Die Reparaturen sind bereits abgeschlossen.“
„Gut.“
In Gedanken korrigierte Scotty sich.

=A=


„Ein klingonischer Bird of Prey enttarnt sich Backbord voraus!“, rief Chekov plötzlich, der Spocks „Wundertüte“ übernommen hatte.
„Zum Teufel, auch das noch! Rufen Sie sie, ich will wissen, was die hier zu suchen haben“, befahl Scotty.
„Verbindung steht. Sie können Sprechen“, ließ sich Uhura vernehmen.
Kaum merklich richtete sich Scotty ein wenig in Kirks Sessel auf. „Hier spricht Montgomery Scott, Kommandant des Föderationsraumschiffs Enterprise.“
„Enterprise. Geben Sie den Grund Ihres Aufenthalts hier an!“
„Wir stehen in Verhandlungen mit den Okati.“ Scotty beschloss, hier freundlich zu sein, aber nicht konkreter zu werden, sofern es nicht nötig sein sollte.
„Wir ebenfalls“, knurrte der Klingone auf dem Bildschirm.
„Dann schlage ich vor, dass wir diese Sache auf dem Planeten von unseren Stellvertretern regeln lassen. Wir müssen keinen Konflikt hier oben beginnen.“
Es dauerte eine Weile, bis eine Antwort kam. „In Ordnung. Aber seien Sie gewarnt, wenn sie sich nicht an diese Abmachung halten sollten!“
Die Verbindung wurde unterbrochen und Scotty lehnte sich zurück. Das war ja noch einmal gut gegangen.
„Sir, der Warpantrieb wurde aktiviert!“
„Wie bitte? Schalten Sie ihn wieder ab!“
Doch es war schon zu spät. Die Triebwerke gaben ein Heulen von sich, dann sprang das Schiff auf Warp.
„Kurs?“, rief Scotty alarmiert.
Sulu nannte ihn ihm, doch noch bevor seine Stimme verklungen war, fiel das Schiff wieder zurück auf Impuls und stoppte dann ganz unvermittelt. Scotty meinte, die Trägheitsdämpfer ächzen zu hören, doch das Manöver ging gut. Bloß, dass er es nicht befohlen hatte.
„Was WAR das?! Wo sind wir?“
„Nicht weit von unserer letzten Position.“ Sulu schaltete den Sichtschirm ein. „Wir befinden uns noch im Okasystem und sind nur etwa 200 Millionen Kilomenter gesprungen.
„Scott an Maschinenraum.“
„Gabler hier. Sir, haben Sie gerade...“
„Nein, habe ich nicht, was ist dort unten bei Ihnen los?“
„Ich kann es nicht genau sagen, Sir“, erwiderte der Lieutenant, als sich die Warptriebwerke erneut regten. Wieder beförderten sie die Enterprise unter ächzen und stöhnen des Schiffs an eine andere Position innerhalb des Sonnensystems. Nachdem sie wieder zum Stillstand gekommen waren, sprang Scotty auf.
„Mr. Sulu, Sie haben die Brücke. Passen Sie auf unsere Klingonen auf. Ich will wissen, wer hier Mus aus meinem Warpantrieb macht!“

Doch als er im Maschinenraum ankam, herrschte eine gespenstische Stille. Niemand sprach, alle bewegten sich schleichend umher, lugten in Winkel hinter und unter den Konsolen und gaben sich wilde Handzeichen, die selbst ein Meister der Gebärdensprache nicht hätte entziffern können.
„Was geht hier vor?“, flüsterte Scotty einem Techniker zu, der ihn sofort in einen Nebenraum zog um die Situation zu erklären.
„Das klingt jetzt vermutlich seltsam, aber wir haben ein paar der Wesen an Bord, die unten auf Oka 5 leben. Sie haben es irgendwie geschafft, sich in die Schaltungen der Steuerung des Warpantriebs einzunisten. Sie sind für diese waghalsigen Sprünge verantwortlich.“
„Sind sie sicher?“, fragte Scotty skeptisch. Die Geschichte klang nicht nur ein bisschen haarsträubend.
„Absolut.“ Der Fähnrich nickte heftig.
„Also schön. Und was tun Sie nun gerade da drin?“
„Wir suchen die Okati und versuchen sie zu fangen.“
„Mit bloßen Händen?“
Der Techniker zuckte mit den Schultern. „Es sind intelligente Lebewesen. Sie müssten eigentlich dazu bereit sein, mit uns zu reden.“
Entschieden schüttelte Scotty den Kopf. „Haben Sie schon einmal versucht, Mäuse zu fangen?“
„Ähm....nein, Sir.“
Scotty kam nicht dazu, eine Erklärung zu seiner Frage abzugeben, da ein Ruck durch das Schiff ging und Sulu zu ihm durchgestellt wurde. „Sulu an Mr. Scott. Wir werden beschossen. Die Klingonen haben offenbar beschlossen, dass unsere Hüpferei durch das System ein feindlicher Akt der Verwirrung sein soll.“
„Ausweichmanöver. Erwidern Sie das Feuer, wenn nötig! Ich kümmere mich hier unten um unser anderes Problem.“
„Aye, Sir.“
Ein erneuter Ruck schüttelte das Schiff durch, sodass Scotty sich an der Wand abstützen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. In diesem Moment sprangen die Warptriebwerke erneut an.
„So das reicht jetzt!“, knurrte der Chefingenieur und stiefelte zurück in den Maschinenraum.
Laut, sodass man ihn auf jeden Fall im hintersten Winkel hören konnte, begann er, Selbstgespräche zu führen.
„Ich denke, die Okati haben nun ausreichend bewiesen, dass sie mit unserer Technologie, die für sie doch einen sehr großen Sprung nach vorne bedeutet, umgehen können. Wenn es nach mir ginge, wäre ich vielleicht bereit, sie ihnen zu überlassen, aber nur, wenn sie endlich aufhören damit herumzuspielen!“
Gemurmel wurde laut. „Oberste Direktive“, war herauszuhören, doch Scotty störte sich nicht daran. „Ich werde mit Captain Kirk darüber sprechen.“
Unter einer Konsole begann sich etwas zu regen. Eine kleine Gestalt schlüpfte schließlich hervor, mit übergroßem Kopf und fast streichholzdünnen Armen und Beinen.
„Entschuldigen Sie“, piepste das Wesen. „Ihre Technologie zu erwerben war niemals unsere Absicht.“
Ohne sich daran zu stören, dass gerade ein Okati aus seinem Warpantrieb gekrochen war, hockte sich Scotty vor ihm hin.
„So, und was war dann ihre Absicht?“
Das Männchen trat vor, legte die Hände auf den Rücken und richtete sich vollständig auf, was sicher nicht viel war. Hinter ihm krochen nach und nach sieben weitere Okati aus ihren Löchern.
„Wir sind ein neugieriges Volk, müssen Sie wissen, aber unserer Größe wegen, werden wir oft nicht ernst genommen. So sind wir vor einiger Zeit dazu übergegangen, unsere Neugier heimlich zu befriedigen.“
Ernst nickten die anderen Gesichter. Perplex starrte Scotty auf die Okati. „Ihnen ist aber sicher klar, dass Sie kurz davor waren die Warptriebwerke zu Brei zu verarbeiten und da rede ich noch nicht von der ganzen Enterprise, wir sind nämlich angegriffen worden, durch Ihr rücksichtsloses Vorgehen!“ Wenn es um die Enterprise ging, war mit Scotty nicht zu spaßen. „Ich schlage vor, sie begeben sich jetzt auf dem gleichen Weg zurück, auf dem Sie hergekommen sind. Ich werde Captain Kirk und Ihre Regierung kontaktieren.“
Jetzt fing das Männchen an, herumzudrucksen. „Es wäre mir wirklich lieb, wenn Sie das nicht tun würden, denn...wir sind sozusagen illegal hier.“ Schuldbewusst sah er auf seine Füße.
„Illegal?“
„Ja, man hat an oberster Stelle von unseren Forschungsausflügen gehört und verboten, doch wir können so Vieles lernen!“
„Ihr Okati habt vielleicht einen Sockenschuss!“, rutschte es Scotty heraus. Zum Glück wusste niemand der Gäste, was das Wort „Sockenschuss“ überhaupt bedeutet. Dann überlegte der Chefingenieur weiter. Die Okati wollten nicht von ihrer Regierung erwischt werden. Er wollte nicht von Captain Kirk erwischt werden, denn, ganz ehrlich, diese Vorkommnisse waren ihm mehr als peinlich. Warum also aus einer Mücke einen Elefanten machen, es war ja nichts passiert...
Plötzlich fielen ihm die Klingonen wieder ein. Wie hatte er das vergessen können. Wie von der Tarantel gestochen rannte er zum nächsten Sprechgerät und rief die Brücke.
„Sulu hier. Sir, die Klingonen hat anscheinend das gleiche Phänomen erwischt, wie uns. Sie springen ziellos im System umher.“
Jetzt musste Scotty schmunzeln. „Machen Sie sich keine Sorgen, Mr. Sulu. Das Phänomen, wie Sie es nennen, ist...übergesprungen.“
Er sah zum Anführer der Okatigruppe. Zerknirscht blickte der in die Runde. „Ich schätze, Sie haben soeben unser zweites Team entdeckt“, murmelte er.
Schief grinsend blickte Scotty hinunter. Dann beugte er sich vor und ging in die Hocke. „Also gut. Wenn Sie mir versprechen, dass Sie die Klingonen noch ein Weilchen beschäftigen, bin ich bereit, Sie gehen zu lassen.“
„Aber natürlich!“ Jetzt strahlten alle Okati wieder. Eine kleine Verbeugung später krochen sie zurück unter die Konsolen und schlichen sich auf dem gleichen Weg hinaus, auf dem sie herein gekommen waren.

=A=


„Es hab also ein unbekanntes Phänomen, dass das Schiff im System auf Warp hin und her springen ließ?“, fragte Kirk ungläubig.
„Ja, Sir“, bestätigte Scotty. „Aber es hat nicht lang gedauert, da ist es übergesprungen.“
„Wie hat es sich ausgewirkt? Irgendwelche Schäden?“
Sie waren mittlerweile auf der Brücke angekommen. Der Sichtschirm war eingeschaltet.
„Das fragen Sie am besten unsere klingonischen Freunde, Captain.“
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