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Beziehungskrise

von Barbara

Kapitel 1

"Würdest du bitte ins Bett kommen?", fragte Chakotay etwas genervt.
"Ich bin gleich fertig, eine Sekunde noch?", erwiderte Kathryn.
"Das hast du vor einer halben Stunde auch gesagt!", erwiderte er prompt. "Wir haben schon seit drei Stunden Feierabend."
"Ich bin ja gleich so weit. Nur noch dieses Padd, okay?", sagte sie beruhigend. Sie blickte ihn nicht einmal an.
Chakotays Geduld war langsam zu Ende. Sie hatte sich heute noch keine freie Minute gegönnt. Und er fühlte sich etwas vernachlässigt. Er wälzte sich im Bett einmal mehr umher und starrte sie an, wie sie hinter dem Schreibtisch saß. *Wenigstens hat sie nicht mehr die Uniform an, sondern Zivilkleidung*, dachte er sich. "Jetzt komm schon, Kathryn, ich habe dich heute noch keine 5 Minuten am Stück gesehen."
"Du siehst mich doch jetzt.", antwortete sie.
"Ich meine aus der Nähe."
"Ich hab doch gesagt, ich bin gleich soweit."
Chakotay vergrub sein Gesicht ins Kopfkissen. Es lag schon die ganze Zeit über bekleidet auf ihrem Bett. Er wartete noch weitere 5 Minuten. "Bist du jetzt fertig?", fragte er ungeduldig.
"Nein.", war die knappe Antwort. Sie schaute immer noch nicht von dem Bericht auf.
"Was ist es denn für ein Bericht?", fragte er gelangweilt.
"Tuvoks Sicherheitsbericht!"
Chakotay entfuhr ein Stöhnen. Dann konnte es ja noch ewig dauern. Tuvok war nicht für die Kürze seiner Berichte bekannt.
"Okay, ich gebe dir noch fünf Minuten, Kathryn.", sagte er streng.
"Was dann?", fragte sie mit einem frechen Unterton zurück.
"Du wirst schon sehen.", erwiderte er mit einer undurchschaubaren Mine.
Die Minuten verstrichen quälend langsam - zumindest für Chakotay. Er blickte auf den Chronometer und zählte die Sekunden mit. Noch drei Sekunden - zwei - eins....
Er schwang sich aus dem Bett, ging zielstrebig auf den Schreibtisch zu, riß ihr das Padd aus den Händen und knallte es auf den Tisch. Kathryn blickte ihn vollkommen überrascht an. Aber nicht lange. Chakotay ging um den Schreibtisch herum, zog sie vom Stuhl auf und küsste sie stürmisch. Kathryn war zu perplex um sich zu wehren und lies es geschehen.
Er blickte sie entschlossen an und sagte ernst: "Ich habe dir gesagt, dass heute ein besonderer Abend werden sollte. Du hast dich seit einer Woche bei mir beschwert, daß du mal wieder etwas unternehmen willst. Du hast mich heute auf dem Holodeck versetzt und dich in deinen Berichten vergraben. Wenn du jetzt weiterarbeiten willst, dann sag mir, ich soll verschwinden. Aber wenn du etwas Abwechslung willst, dann vergiß das Schiff für die nächsten Stunden, okay?"
Kathryn war sprachlos. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Er hatte bis jetzt immer Verständnis dafür gehabt, wenn sie ihn versetzt hatte, aber heute schien es anders. "Chakotay, was ist denn mit dir los?", fragte sie verständnislos.
"Nichts ist los mit mir. Du bist anders. Ich möchte einfach mal wieder einen schönen Abend mit dir verbringen.", erwiderte er.
Sie sagte nichts. Sie war zu erstaunt über sein Verhalten.
Er blickte ihr noch einige Sekunden in die Augen. "Ich denke, ich gehe.", unterbrach er die Stille. "Es ist schon spät und ich habe auch noch einiges zu arbeiten. Gute Nacht!" Damit stürmte er aus ihrem Quartier.
Kathryn fand erst ihre Fassung wieder, als sich die Tür hinter Chakotay zischend schloss. Sie ließ sich wieder auf den Stuhl sinken. Sie grübelte darüber nach, was gerade eben passiert war. Sie hielt seine Geduld und seine Anwesenheit abends in ihrem Quartier immer für selbstverständlich. Er hörte ihr zu, gab ihr manchmal eine Massage, holte ihr ab und zu Kaffee vom Replikator, wenn sie noch arbeitete. Und er wartete auf sie, bis sie zu ihm ins warme Bett kroch. Er schlief nur noch selten in seinem Quartier, sondern war in seiner Freizeit meistens bei ihr, und sie fühlte sich wohl dabei. Sie fühlte sich nicht mehr alleine.
Kathryn verfluchte sich, weil sie so selbstsüchtig gewesen war. Ihr letzter wirklich gemeinsamer Abend, ohne irgendwelche Berichte lag schon wieder zu weit zurück.
Sie saß lange Zeit auf dem Stuhl. Aber irgendwann steckten ihre Gedanken fest. Es war ihre Schuld. Sie nahm ihn für selbstverständlich hin. Er war sehr geduldig, aber ihr heutiges Verhalten war wie der Tropfen, der das Faß zum überlaufen brachte. Sie seufzte und blickte auf den Chronometer. Es war spät; viel zu spät, um zu ihm zu gehen. Sie legte sich ins Bett und schlief seit langem wieder alleine ein. Bevor sie aber wegdriftete kam ihr noch eine Idee, wie sie alles wieder gut machen könnte.

***

Nächster Abend

Die Stimmung zwischen ihnen auf der Brücke war eisig gewesen. Nur das Nötigste wurde besprochen. Sie wußte am Ende des Tages genau, daß er heute wieder in seinem Quartier schlief.
Nun saß sie auf seinem Bett und wartete auf ihn. Er hatte keine Ahnung, daß sie sich in seinem Quartier befand. Aber ein Captain hatte eben Privilegien. Er war gerade auf dem Holodeck, um einige Sportübungen zu absolvieren, wie er es jeden zweiten Tag machte. Bald würde er kommen und sich duschen. Normalerweise würde er danach dann ihr Quartier aufsuchen.
Zehn Minuten später ging die Tür auf. Er trat ins Zimmer. "Computer: Licht", befahl er. Das Licht ging an und er blieb wie versteinert stehen. Er hatte sie nicht erwartet. Sie war noch nie alleine in sein Quartier gekommen. Und sie war einfach zu stur, daß sie zu ihm kommen würde, und sich bei ihm für ihr Verhalten entschuldigen würde; dachte er zumindest. Ihm stockte der Atem. Aber nicht nur allein wegen ihrer Anwesenheit, sondern wegen ihrer Bekleidung. Sie trug ein fast durchsichtiges Nachthemd. Ihm war nicht bewußt, daß er sie anstarrte.
"Hallo Chakotay,", sagte sie mit der verführerischsten Stimme, die sie zu bieten hatte und trat auf ihn zu. "Heute abend schon etwas vor?". Sie lächelte ihn an.
"Wa-Warum?", stotterte er. Er hatte sie noch nie so gesehen. Ihre Haare waren leicht hochgesteckt und sie trug Make-up, das sie als Captain nie getragen hätte. Sie kam langsam auf ihn zu. Aber das alleine war es nicht, was ihn aus dem Konzept brachte. Es war, daß sie versuchte ihn zu verführen. Sie hatte es noch nie getan. Kathryn hatte sich nie irgendwelche Mühe gemacht. Sie wußte nur zu genau, daß sie ihn besaß.
"Ich möchte heute mit dir was unternehmen.", erwiderte sie mit einem eindeutig zweideutigen Unterton.
"Wenn das so ist, dann habe ich heute abend noch Zeit.", anwortete er. Er hatte seine Fassung wiedergewonnen. "Aber ich werde vorher noch Duschen."
"Warum denn?", fragte sie. Sie ging weiter auf ihn zu und er wich zurück, bis er mit dem Rücken gegen der Wand stand. "Es hat sowieso keinen Sinn. Du wirst später so oder so wieder schwitzen." Damit beugte sie sich vor und küßte ihn.
Ihm wurde heiß und kalt. So direkt war sie noch nie. Er erwiderte zaghaft den Kuß.
Sie ließ wieder von ihm ab. "Was ist los, Chakotay. Du warst doch gestern nicht so."
"Du warst gestern auch nicht so.", erwiderte er.
"Stimmt, aber darf ein Mensch seine Meinung nicht ändern?", fragte sie ihn mit gespielter Entrüstung.
Darauf wußte er keine Antwort. Das einzige, was ihm jetzt einfiel war: "Ich brauche jetzt eine Dusche!"
Damit flüchtete er ins Bad.
Er entledigte sich seiner Kleidung und sprang in die Dusche. Dort lehnte er sich gegen die Wand und atmete tief durch. Das Wasser prasselte auf seinen Körper. Erst gestern hatte er seine Geduld verloren und mit ihr mehr oder weniger gestritten. Ihm hatte es den ganzen Tag leid getan. Und er konnte es einfach nicht glauben. Kathryn, seine Kathryn stand nun in seinem Quartier und versuchte, ihn zurückzugewinnen. Er wußte nicht was er davon halten sollte. War es nur eine Notwendigkeit für sie, oder war sie bereit, ihr Verhalten ihm gegenüber zu ändern. Er wußte es nicht. Er wollte nicht weiter nur ihr Spielball sein.
Er hörte nicht, wie die Duschkabine aufgemacht wurde. Er hatte seine Augen geschlossen. Plötzlich fühlte er ihren Körper. Ihre Stimme war ganz nah an seinem Ohr. "Chakotay, es tut mir leid. Ich liebe dich, glaub mir. Laß mich nicht alleine."
Chakotay blickte ihr in die Augen. Wie konnte er ihr widerstehen. Er hatte keine Chance und küßte sie sanft.
Es folgte ein wunderbarer Abend. Und diesem folgten noch weitere.

Ende
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