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Bound in Blood and Shadow

von Arielen

Ein Tanz voller Mysterien

Trommelklänge, ein 7/8-Takt, der in den Ohren der meisten westlich geprägten Sternenflottenangehörigen ungewohnt exotisch klang, und Instrumente, die eine ganz eigene fremdartige Harmonie besaßen begleiteten die Tänzerin auf der Bühne.
Sie selbst balancierte mit scheinbarer Leichtigkeit einen mehrarmigen, mit brennenden Kerzen bestückten, Leuchter auf dem Kopf und folgte dabei mit dem Rest des Körpers dem Rhythmus der aufpeitschenden Melodie.

Während James T. Kirk eher gelangweilt wirkte, weil die zierliche junge Frau von Kopf bis Fuß in seidig schimmernden Stoff gehüllt war und nur im Gesicht, an den Fußknöcheln und Händen blanke Haut zeigte, konnte Spock nicht seinen Blick von ihr wenden, studierte sehr genau jede ihrer Bewegungen.
Seinen vulkanischen Augen entgingen nicht, wie präzise die Gesten waren, welche Kraft hinter jedem Schritt, jeder Beugung der Glieder steckte. Was umhüllt von der Musik so leicht, verspielt und anmutig wirkte war in Wirklichkeit eine Meisterleistung an Körperbeherrschung, wie er sie sonst nur aus einigen vulkanischen Meditationstechniken kannte. Isolierte Bewegungen der Hände, der Füße und des Beckens fügten sich dabei zu einem harmonischen Ganzen zusammen.

Er war fasziniert, von der Tatsache, dass ein Mensch so etwas zustande brachte, und doch gleichzeitig auch noch Emotionen damit vermittelte. Die Leidenschaft und der Stolz der Tänzerin war bis zu ihm spürbar, berührte ihn auf eine seltsam unaufdringliche und doch sehr intensive Weise.
Die junge Frau erzählte ihren Zuschauern eine Geschichte von Ehrfurcht und Liebe gegenüber dem Licht und ruhte in diesem Moment doch ganz in sich selbst.

Er konnte nicht leugnen, dass ihn das in den Bann schlug und fesselte, wenn auch nicht auf eine erotische Art und Weise. Seine leidenschaftlichen Gefühle waren einer einzigen anderen vorbehalten: Nyota Uhura, die an seiner Seite saß und im Halbdunkel der Vorführung ihre Hand auf die seine gelegt hatte.
Durch die Finger spürte er ihre Anspannung und Aufmerksamkeit und blickte kurz zu ihr hin, versuchte das, was er durch die Berührung wahrnahm zu ergründen.
War sie eifersüchtig? Nein – die Darbietung schien sie eher mitzureißen, tatsächlich wirkte es eher so, als hätte sie ebenfalls Lust, sich auf die Bühne zu gesellen und sich dem Rhythmus hinzugeben.

Die Tänzerin hatte den Leuchter inzwischen mit einer eleganten Bewegung von Kopf genommen und einer ihrer Helferinnen übergeben.

Nun wechselte sie zu einem kraftvollen, wilden Schwerttanz über, zeigte mit schnellen gezielten Bewegung, dass aus der würdevollen Lichterkönigin auch eine wilde Kriegerin werden konnte - furchtlos und mutig, wild und unbezähmbar.
Dann doch wiederum verlockend, eine Quelle leidenschaftlicher Verheißungen, mit blitzenden Augen einem leicht geöffneten roten Mund und herausfordernd zurückgeschleudertem Haar.
Spock bemerkte, dass sich James T. Kirk an seiner Seite wieder interessiert aufsetzte und auf die lockenden Bewegungen der Tänzerin einzugehen schien, obwohl sie weiterhin Distanz wahrte und die Bühne nicht verließ.

Das war erneut sehr ... faszinierend!

Bisher hatte sein Captain beim weiblichen Geschlecht doch mehr auf offenkundige Reize reagiert, hübsche Gesichter mit vollen Lippen, wohlgerundete Körper und nicht zuletzt viel nackte Haut. Doch das war das erste Mal, dass James T. Kirk sich so von einer vollständig verhüllten Frau in den Bann schlagen ließ.

Spock nahm die Tänzerin auf der Bühne noch einmal genauer in Augenschein. Er zog eine Augenbraue hoch. Eigentlich passte sie mit ihrer Größe und der knabenhaften Statur nicht unbedingt in das Beuteschema Kirks.

Und das Gesicht ... war trotz des gezielt gesetzten Make-ups eher hart, wirkte lange nicht so ansprechend wie die Züge des grünhäutigen Mädchens vom Orion – wenn er sich recht erinnerte, Fähnrich Oa aus der botanischen Abteilung, dass seine sinnliche Schönheit bewusst ausgespielt hatte.

Und doch fesselte sie ihre Zuschauer, wie Spock nach einem kurzen Blick in die Runde bemerkte. Männer wie Frauen starrten gleichermaßen fasziniert auf die Bühne und verfolgten jeden Schritt, jede Geste, während die Musik ihre Schnelligkeit steigerte und auf den Höhepunkt, das Finale zusteuerte.

Lag es vielleicht an den Augen, die in einem goldenen Honigton schimmerten, wach und aufmerksam in die Runde blickten, jeden von ihnen einzeln anzusprechen schienen, wenn sich die Blicke trafen?
Oder an den Zügen, sich nicht ganz einordnen ließen, weil sie gleichzeitig asiatisch und kaukasisch wirkten, an dem seidig fließenden blauschwarzen Haar, das im Licht der Scheinwerfer glitzerte und wie ein natürlicher Schleier wirkte.
War es vielleicht sogar alles - das Zusammenspiel von Gestik und Mimik, die Kunst mit wenig doch so viel auszudrücken und die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen ohne es offensichtlich zu machen?

Die Augen des Vulkaniers wurden schmal, als ihn plötzlich eine Ahnung überfiel, die mit Logik nicht zu erklären war.

Es war etwas an dieser seltsamen Mischung, das ihn stutzig machte, auch als die Musik plötzlich endete und sich die Tänzerin mit einer letzten Verbeugung von der Bühne zurückzog, ohne den nach folgenden Applaus so lange zu genießen wie die Frauen vor ihr.
Es schien, als nähme sie die Aufmerksamkeit und Begeisterung der Zuschauer als selbstverständlich hin, schien ihrer aber nicht aber nicht wirklich zu bedürfen ...
Warum?
Spock legte den Kopf schief, als er sich wieder einmal von der reichhaltigen Palette menschlicher Emotionen überfordert fühlte und versuchte seine Wahrnehmung logisch zu ergründen. Mit der menschlichen Schwäche der Schüchternheit hatte dies sicherlich nichts zu tun.

Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als das bisher eher gedämpfte Licht im Raum wieder heller wurde. Die tänzerischen Darbietungen waren wohl erst einmal zu Ende und nun war es an der Zeit, dass sich die Gäste erfrischen und kleine Häppchen zu sich nehmen konnten, wie er an den Massen bemerkte, die zum Buffet strömten.

„Das war einfach atemberaubend, fandest du nicht?“, sagte Nyota an seiner Seite und lenkte damit seine Aufmerksamkeit auf sich. „Ich glaube, ich sollte demnächst auch mal schauen, ob ich die Zeit finde, mich bei einem Tanzkurs von Yeoman Kazan einzuschreiben.“

„Tanzkurs?“

Auf seinen fragenden Blick hin ergänzte die dunkelhäutige Kommunikationsoffizierin und Linguistin: „Hast du nicht davon gehört, Spock? Um das Gemeinschaftsgefühl der Mannschaft auf einer so lange Reise zu stärken, haben unsere beiden Schiffscounselor die Idee angeregt, dass Mannschaftsmitglieder gefördert werden, die bereit dazu sind Kurse zu geben, wenn sie über künstlerische oder musische Fähigkeiten verfügen oder Lust darauf haben, besondere Sportarten zu unterrichten. Die Idee wurde wohl vor allem in letzterem Bereich aufgegriffen.
Aber bisher haben sich bisher nur wenige dazu überreden lassen, so etwas wie Musik- oder Tanzunterricht zu geben. Als es dann darum ging, noch mehr Leute zu ermutigen, sich den bestehenden Gruppen anzuschließen oder neue zu gründen, hat Fähnrich Oa wohl Yeoman Kazan so lange bearbeitet bis sie damit einverstanden war, mit ihren Frauen dieses Programm auf die Beine zu stellen. Und ich würde sagen, das der Abend war ein voller Erfolg: Mir hat es jedenfalls Lust gemacht, mich ihnen anzuschließen.“

„Es war tatsächlich faszinierend und ich muss zugeben, ich habe die Anregungen zwar zur Kenntnis genommen, aber nicht weiterverfolgt. Vielleicht sollte ich das ändern.“, entgegnete Spock nachdenklich und kam dann zu dem Punkt der ihn eigentlich immer noch mehr beschäftigte: „Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich bei der letzten Tänzerin um den Yeoman selbst handelte?“

Nyota nickte. „Ja, das war sie. So weit ich gehört habe, arbeitet Shirin Kazan bei einem der Sicherheitsteams, die für die Lagerräume verantwortlich sind ... eine Verschwendung, wenn du mich fragst. So wie ich die Leute gelegentlich in der Messe reden höre und was ich heute hier gesehen habe ... werde ich das Gefühl nicht los, sie kann viel mehr ...“

„Ich stimme dir zu, Nyota.“ Spock überlegte. Er war nicht nur der Leiter der wissenschaftlichen Abteilung. Als erstem Offizier oblag es ihm auch, in Kontakt mit den Teams der Sicherheit zu bleiben.
Die Chiefs der einzelnen Gruppe erstatteten ihm Bericht, besprachen mit ihm den Einsatz von Personen und Material, hielten ihm über Leistungen, Vergehen und Schwächen der Leute auf dem Laufenden. Gemeinsam lösten sie die alltäglichen Probleme mit denen der Captain nicht belastet werden musste.

In diesem Rahmen hatte er auch immer wieder einen Blick auf die Personalakten der Crewman und Yeoman geworfen. Shirin Kazan war der Gruppe S18 von Chief O’Hara zugeteilt, daran erinnerte er sich, aber an nicht mehr. Doch das würde sich schnell ändern lassen ...

Nyota berührte ihn kurz am Arm. „Spock, bitte“, sagte sie leise aber ermahnend. „Eigentlich sind wir hierher gekommen, um uns unterhalten zu lassen und einmal die Dienstroutine zu vergessen. Du hast jetzt eigentlich frei und solltest diese Stunden genießen. Ich denke das Schiff ist bei Lieutenant Sulu in den besten Händen.“

„Das weiß ich.“ Spock nickte ihr zu und ließ doch noch einmal seinen Blick schweifen, als sie sich von ihren Stühlen erhoben.

Wie erwartet hatte sich James T. Kirk bereits wieder zu einer Gruppe weiblicher Crewmitglieder gesellt und flirtete mit ihnen. Auch ein oder zwei der Tänzerinnen waren unter ihnen und genossen die Aufmerksamkeit, die er ihnen schenkte, schienen nicht abgeneigt darüber zu sein, ihrem Captain mehr als ein süßes Lächeln zu schenken.
Irgendwo an einem der Tische sah er Chefingeneur Scott, der wie immer mit seinem Kollegen Keenser ein unzertrennliches Gespann bildete. Doktor McCoy war nicht anwesend, dafür aber einige seiner Mitarbeiter, die am Buffet standen und miteinander diskutierten.

Die meisten Besatzungsmitglieder jedenfalls unterhielten sich zwanglos miteinander, einige mit Gläsern, andere mit Tellern in den Händen und genossen einfach nur das gesellige Beisammensein ...

Nicht so Shirin Kazan. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckte er sie auf dem Seitenrand der Bühne sitzend. Still und unnahbar wie eine Statue beobachtete sie die Anwesenden aus dem Schatten des Baldachins, der die Auftrittsfläche überspannt hatte. Zwar reagierte sie darauf, wenn jemand sie ansprach, machte aber keine Anstalten, den Kontakt von sich heraus zu halten oder gar aufzunehmen. Und dann erwiderte sie seinen Blick so selbstbewusst und verschlossen , dass er erneut stutzte.
Doch warum?
Was machte ihn an ihrem eigentlich unverfänglichen Verhalten so nachdenklich und ließ ihn doch gleichzeitig vor seiner Wahrnehmung zurückschrecken, weil Logik in diesem Fall keine Rolle spielte, sondern eine nur all zu menschliche Regung, die ihm ganz und gar nicht behagte?
Genug davon!
Informationen und Antworten konnte er erst später suchen, jetzt zählten andere Dinge, das hatten ihm die Erlebnisse vor einem Jahr deutlich vor Augen geführt. Manchmal musste er auch seiner menschlichen Seite nachgeben und nicht zuletzt...

Er wandte sich Nyota wieder zu, während er den Captain in den Augenwinkeln beobachtete. Bevor dessen Verhalten gegenüber den Damen zu Intim wurde , würde er ihn und natürlich auch seine Bewunderinnen an einige wichtige Paragraphen der Dienstvorschriften erinnern müssen, die sich auf den privaten Umgang miteinander bezogen...

„Du hast recht. Nach den faszinierenden Darbietungen der Tänzerinnen, sollten wir jetzt vielleicht auch von den Speisen kosten, um den Abend abzurunden“, sagte er dann etwas steif.

„So, wie du es sagst“, lachte Nyota, der sein Seitenblick auf Yeoman Kazan nicht entgangen war. „Und glaube mir, irgendwann werde ich auch mal einen afrikanischen Abend in Angriff nehmen. Da wirst du erst recht staunen ...“
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