TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Seeing you again

von Inca

Kapitel 1

Kathryn streckte sich ausgiebig, schon seit 5 Stunden war sie unterwegs nach Trebus. Chakotays Frau war vorgestern gestorben und heute würde die Trauerfeier stattfinden. Sie hatte an einer äußerst seltenen Zellkrankheit gelitten, für die auch im 24. Jahrhundert keine Heilungsmöglichkeit bestand. Seufzend setzte Kathryn sich wieder in den Sessel des Shuttletransporters, der sie und ungefähr 20 andere von der Erde zu Trebus bringen würde. Sie kannte keinen der Mitreisenden und konnte so ungestört ihren eigenen Gedanken nachgehen. Sie ließ erneut die letzten 3 Jahre vor ihrem geistigen Auge passieren und seufzte bei den vielen unangenehmen Erinnerungen.

***

Als die Voyager vor 3 Jahren zurückgekehrt war, waren sie und Chakotay tatsächlich eine Beziehung eingegangen und am Anfang war es auch der Himmel auf Erden, sie verstanden sich prächtig, gaben sich ganz ihren Gefühlen hin und beide waren glücklich. Doch schon nach ein paar Monaten begann die Beziehung zu bröckeln. Kathryn wollte ihre berufliche Chancen nutzen und schlug kaum ein Angebot für eine neue Mission aus. Chakotay aber wollte das neue Leben genießen und fand es nicht gut, dass Kathryn häufig nicht zu Hause war. Kathryn hörte nicht auf ihn, sondern verfolgte weiterhin ihre eigenen Ziele und achtete wenig darauf wie sehr Chakotay dies verletzte. Als sie eine 3 monatige Deep Space Mission angeboten bekam, hatten die beiden einen heftigen Streit und Kathryn nahm die Mission trotzig an. Kurz bevor sie startete, erklärte Chakotay ihr, dass dies nicht das Leben war, dass er führen wollte und dass er sich von ihr trennen würde. Kathryn hatte nur genickt und war gestartet.
Als sie von der Mission zurückkehrte, hatte sie über vieles nachgedacht und ihr eigenes egoistisches Verhalten bedrückte sie sehr, doch sie bekam keine Chance Chakotay dies mitzuteilen, da sie, sofort als sie zu Hause ankam, die Nachricht erhielt, dass Chakotay in zwei Tagen seine neue Freundin Jennifer heiraten würde. Kathryn hätte gelogen, wenn sie behauptet hätte, dass ihr dies nicht gehörig den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. Sie entschloss sich ihre Einladung wahrzunehmen und fuhr gemeinsam mit Tom und B’Elanna zu der Trauung.
Jennifer war eine hübsche Frau mit dunkelblonden Haaren und einem sympathischen Lächeln. Kathryn schätzte sie auf 40. Von den anderen erfuhr sie, dass Jennifer Kunst und Handarbeit liebte und sich so sehr gut mit Chakotay ergänzte. Kathryn selbst musste zugeben, dass ihr die andere Frau imponierte, sie schien sehr selbstbewusst und sie ging sehr liebevoll mit Chakotay um. Kathryn wusste, dass Chakotay mit ihr glücklich werden würde. Sie wohnte der Zeremonie bei, verließ jedoch sehr früh die anschließende Feier. Sie wünschte Chakotay und Jennifer alles Gute und Chakotay sah, dass sie es ernst meinte.
In den nächsten Wochen ließ Kathryn das Leben vor sich hinplätschern, sie ging weiterhin ihren Pflichten nach, verbrachte jedoch die meiste Zeit mit Grübeln. Die Ergebnisse dieses Nachdenkens gefielen Kathryn ganz und gar nicht. Sie erkannte selbst wie falsch sie sich Chakotay gegenüber verhalten hatte.
Diese Phase verging augenblicklich, als sie Peter kennen lernte. Einen höflichen und charmanten Admiral in den Endvierzigern. Peter und Kathryn trafen sich häufig zu gemeinsamen Abendessen und Kathryn genoss die Unterhaltungen, die sie mit Peter führte. Nach und nach kamen die beiden sich näher und schließlich wurden sie ein Paar. Die ersten Monate lief alles gut und Kathryn blühte erneut auf. Sie gab sich große Mühe nicht die selben Fehler wie bei Chakotay zu machen. Doch nach 5 Monaten begann es erneut zu kriseln. Kathryn erkannte, wie sie Peter immer mehr mit Chakotay verglich und Peter schnitt jedes Mal schlechter ab, tat er dies nicht, fand Kathryn eine Möglichkeit ihn schlechter aussehen zu lassen. Sie merkte, dass es nicht fair war Peter nur als Chakotay-Ersatz zu benutzen und so trennten sich die beiden freundschaftlich voneinander. 6 Monate später hatte Peter eine nette Admirälin Anfang 50 geheiratet und war mit ihr auf einen kleinen Planeten bei Bajor gezogen.
Kathryn erfuhr von einigen ehemaligen Crewmitgliedern, dass Chakotay und seine Frau glücklich wie nie zu sein schienen. Angeblich schwärmte Chakotay in den höchsten Tönen von seiner begabten Frau. Dies verwunderte Kathryn insofern, als Chakotay gar nicht der Typ Mann war, der über eine Frau reden musste, um zu zeigen, wie sehr er sie liebte. Normalerweise würde er durch Gesten und Berührungen klar machen, wie sehr er seine Frau liebte. Aber vielleicht hatte er sich, ebenso wie sie, geändert.
Vor 2 Monaten war Kathryn informiert worden, dass Chakotays Frau im Sterben lag. Zuerst hatte Kathryn versucht zu Chakotay zu reisen und ihm beizustehen, erkannte dann jedoch, dass sie nur stören würde. Des weiteren waren Tom und B’Elanna bereits da, um Chakotay durch diese Zeit zu helfen.

***

Langsam schritt Kathryn durch den, mit Menschen gefüllten, Saal. Sie war erstaunt, wie wenige Personen sie kannte. Einige alte Crewmitglieder waren anwesend, doch ansonsten schienen nur gemeinsame Freunde von Jennifer und Chakotay anwesend. Kathryn sah sich suchend um und entdeckte Chakotay mit B’Elanna und Tom abseits stehend. Sie erschrak, wie erschöpft Chakotay aussah. Doch wahrscheinlich waren die letzten Tage und Wochen auch sehr anstrengend gewesen.
Als Chakotay seinen Kopf hob und sie erblickte, huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Kathryn ging auf ihn zu und schloss ihn fest in die Arme.
Danach begrüßte sie B’Elanna und Tom, die ihre beiden kleinen Kinder bei den Paris’schen Großeltern gelassen hatten.
Nach einiger Weile schlenderten Kathryn und Chakotay in den Garten. Sie gingen eine Weile stumm nebeneinander her, bis Chakotay das Gespräch eröffnete: „Und, wie ist es dir ergangen? Wie geht es Peter?“ Kathryn war verwundert, dass er noch nicht mitbekommen hatte, dass sie sich getrennt hatten, vermutete aber dann, dass er anderes um die Ohren gehabt hatte: „Wir sind nicht mehr zusammen, schon lange nicht mehr. Er ist mittlerweile verheiratet und lebt auf Klados.“ Chakotay nickte ernst. „Und im beruflichen? Ich habe gehört, du bist zur Admirälin vorgeschlagen worden?“ Kathryn nickte: „Ja, aber die Abstimmung steht erst noch bevor und selbst wen ... ich weiß nicht, ob ich annehme.“ Chakotay sah erstaunt auf: „Wie das?“ Kathryn lächelte: „Nun, ich habe mich geändert. Guck nicht so fassungslos, auch eine Kathryn Janeway kann sich ändern.“ Chakotay lächelte verlegen.
„Waren die letzten Monate schlimm?“ Kathryn und Chakotay setzten sich auf eine kleine Bank und Kathryn sah Chakotay mitfühlend an. „Ja, es war schlimm. Das Endstadium dieser Krankheit ist nicht sehr angenehm, sie hatte große Schmerzen. Es war furchtbar, so etwas wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht.“ Kathryn nickte verständnisvoll und legte tröstend ihre Hand auf seinen Arm. „Aber du warst für sie da, ich glaube, dass ihr das sehr geholfen hat, mir hätte es jedenfalls geholfen.“ Chakotay schüttelte traurig den Kopf: „Ich war eben nicht so für sie da, wie ich gesollt hätte.“ Kathryn blickte ihn fragend an: „Chakotay, das versteh ich nicht...“ Chakotay atmete tief ein: „Nun, zum Zeitpunkt ihrer Krankheit waren wir bereits getrennt.“ Kathryn sah ihn überrascht an: „Wusste irgendwer davon?“ Chakotay schüttelte den Kopf: „Wir wollten unsere Scheidung geheim halten, bis alles über die Bühne gegangen war, doch dann......“ Chakotay schluckte und Kathryn wartete geduldig, bis er fortfuhr, „sie war wegen häufiger Kopfschmerzen beim Arzt und dieser hat dann die Diagnose gestellt. Wir waren beide am Boden zerstört. Wir hatten uns sehr freundschaftlich getrennt und obwohl ich sie nicht liebte, waren wir doch immer noch enge Freunde, also entschloss ich mich bei ihr zu bleiben, um ihr durch die schwere Zeit zu helfen. Sie hatte keine Familie mehr und ich war der einzige, der ihr noch blieb. Nun ja......“ Kathryn blickte ihn gerührt an: „Chakotay das war doch....ich glaube nicht, dass du sie im Stich gelassen hast, du warst für sie da, als sie dich brauchte. Das ist das wichtigste.“ Chakotay sah sie lächelnd an: „Danke.“
Beide saßen eine Weile stumm auf der Bank und sahen zwei kleinen Vögeln zu, die sich gegenseitig durch den Garten jagten. Plötzlich fing Chakotay an zu lächeln. „Was ist? Hab ich irgendwas im Gesicht?“ Kathryn sah Chakotay amüsiert an. „Nein, ich habe nur gerade nachgedacht. Es ist komisch, da sehen wir uns anderthalb Jahre gar nicht und dann sprechen wir über die intimsten Dinge miteinander.“ Kathryn lächelte nun auch: „Stimmt. Wieso habt ihr euch eigentlich getrennt, du und Jenni?“ Chakotay überlegte einen Moment: „Ich habe erkannt, dass ich sie nicht liebe. Ich dachte, ich würde sie lieben, aber..... . Und du und Peter? Was war bei euch der Grund?“ Kathryn sah ihn lange an: „So ungefähr dasselbe.“ Beide nickten und schwiegen erneut. Nach einiger Zeit kam BElanna angelaufen: „Hey, ihr zwei. Ist euch das nicht zu kalt hier draußen? Tom und ich fahren jetzt zum Hotel, die meisten Gäste sind schon weg.“ Chakotay und Kathryn sahen erstaunt auf: „Was? Wie spät ist es denn? Wie lange waren wir hier draußen?“ B’Elanna grinste die beiden an: „Ihr ward gut 2einhalb Stunden hier draußen. Ich habe die meisten verabschiedet, Tom und ich kommen morgen früh wieder.“ Kathryn sprang auf: „Verdammt, ich habe meinen Transport verpasst. Ich fahre mit zum Hotel, vielleicht haben die da noch ein Zimmer frei.“ Chakotay schüttelte den Kopf und stand ebenfalls auf: „Du kannst hier bleiben, wir haben ein Gästezimmer, du kannst die eine Nacht gerne hier verbringen.“ Kathryn sah ihn forschend an: „Macht dir das nichts aus?“
„Würde ich sonst fragen?“ Kathryn lächelte ihn sanft an: „Ja, würdest du.“ Chakotay schüttelte nur lächelnd den Kopf: „Nun komm schon, ich zeig dir wo das Zimmer ist.“
B’Elanna blickte ihren beiden ehemaligen Führungsoffizieren nachdenklich hinterher, bis sie auch ins Haus ging. Sie würde mit Tom darüber sprechen.

***

Nachdem Tom und B’Elanna ins Hotel gefahren waren und auch der letzte Gast gegangen war, aßen Kathryn und Chakotay eine kleine Mahlzeit und setzten sich dann mit einer Tasse Kaffee an den Kamin.
Sie unterhielten sich hauptsächlich über alte Crewmitglieder und die Schicksale, die ihnen wiederfahren sind. „Was?!? Fähnrich Ayla ist jetzt Lieutenant Commander? Wie hat er das denn geschafft?“ Kathryn schüttelte lächelnd den Kopf: „Mich würde eher interessieren, wie es Tal Celes zum Lieutenant gebracht hat.“ Beide lachten. „Und Harry hat seine Verlobte geheiratet?“ Kathryn nickte: „Ja, aber ich habe gehört es läuft nicht so gut.“ Chakotay seufzte: „Armer Harry, stimmt, er hatte irgendetwas von persönlichen Problemen geredet, als er die Einladung zu Jennis Beerdigung absagte.“ Damit fiel sein Blick auf ein gesticktes Tuch, das an der Wand hing. Kathryns Blick folgte seinem: „Vermisst du sie?“ Chakotay nickte: „Ja, das tue ich. Sie war fast wie eine Schwester für mich.“ Er seufzte, „ich werde das Haus verkaufen.“ Kathryn sah ihn erstaunt an: „Wieso das denn? Es ist so ein schönes Haus.“ Chakotay nickte wehmütig: „Ja, aber ich kann hier nicht länger wohnen, jedes zweite Möbelstück erinnert mich an Jenni und außerdem, was soll ich alleine in einem so großen Haus?“ Kathryn sah sich um: „Schade.“ Dann wand sie sich Chakotay zu: „Und, wo wirst du hinziehen?“ „Ich denke San Francisco. Ich werde meine Arbeit bei der Sternenflotte wieder aufnehmen, ich bin ja nur beurlaubt und mal sehen was passiert.“ Kathryn nickte. „Und wann?“ Chakotay überlegte einen Moment: „So schnell es geht. Ich werde das Haus einem Makler anvertrauen und Jennis Sachen vorläufig in ein Möbellager geben. Ich werde schon eine Wohnung finden.“ Kathryn sah ihn nachdenklich an: „Weißt du, du könntest bei mir wohnen.....natürlich nur bis du eine eigene Wohnung gefunden hast.“ Fügte sie schnell hinzu, als sie Chakotays erschrockenen Blick sah. „Das kann ich nicht annehmen, Kathryn, aber trotzdem danke. Ich weiss dein Angebot zu schätzen, wirklich. Trotzdem ich will dir nicht zur Last fallen.“ Kathryn schüttelte ärgerlich den Kopf: „Ach nun hör aber auf. Du fällst mir doch nicht zur Last. Dein Zimmer ist immer noch frei. Das einzige was passieren könnte ist, dass Tom irgendwelche Wetten abschließt.“ Kathryn grinste Chakotay breit an. „In Ordnung, ich brauche allerdings eine Weile, bis ich alles erledigt habe.“ Kathryn nickte: „Ich werde dir helfen. Ich habe noch etwas Urlaub übrig und Trebus im Sommer soll wunderschön sein.“ Beide lächelnd sich an und Kathryn drückte sanft Chakotays Hand. „Das wird schon.“

***


Einen Monat später war der ganze Papierkram, den Chakotay noch zu erledigen hatte, abgearbeitet und das Haus an einen Makler weitergegeben, der Chakotay benachrichtigen würde, sobald er einen Interessenten gefunden hatte. Kathryn hatte den Monat über bei Chakotay verbracht und gemeinsam mit ihm betrat sie nun ihr Haus, am Rande San Franciscos, das die beiden schon zu ihrer Zeit als Paar bewohnt hatten. Chakotay sah sich lange um und stellte fest, dass sich selbst nach all der Zeit kaum etwas verändert hatte. Kathryn hatte alles so gelassen, wie er es in Erinnerung hatte. Schließlich entdeckte er ein Foto von sich und Kathryn auf der Kommode im Wohnzimmer. Er nahm es in die Hand und studierte es eingehend. Auf der Abbildung waren die beide im nahegelegenen Park zu sehen, wie sie sich lachend in den Armen hielten. Chakotay fragte sich, wieso Kathryn es aufgehoben hatte. Diese näherte sich ihm von hinten und nahm ihm das Foto verlegen lächelnd aus der Hand. „Erinnerungen.“ war alles was sie sagte und Chakotay ließ das Thema auf sich beruhen.
Nach zwei Monaten hatte Chakotay immer noch keine Wohnung gefunden und weder er noch Kathryn schienen es eilig zu haben. Abends gingen beide häufig spazieren, vermieden es jedoch sich als Thema bei einem ihrer zahlreichen Gespräche zu erwähnen.
Wie es zu erwarten war, machten schon früh erste Gerüchte die Runde, der Captain und Chakotay wären erneut ein Paar. Obwohl die beiden beteuerten, dass dem nicht so war, wurden die Vermutungen immer wilder und es ging soweit, dass Kathryn von einigen ihr vorgesetzten Admirälen darauf angesprochen wurde. Es hieß man wolle ihr nicht zu nahe treten, aber sie solle, als Führungsperson, darauf achten, dass sie ihr Privatleben regele.
Als sie an diesem Abend nach Hause kam, fand sie Chakotay packend vor. „Chakotay, was soll das? Was machst du?“ Chakotay hob seinen Kopf und lächelte Kathryn an: „Ich räume das Feld. Ich habe eine nette, kleine Wohnung gefunden, hier ganz in der Nähe. Nächste Woche kann ich einziehen, meine Möbel müssen nur noch geholt werden und bis dahin schlafe ich in einem Hotel. Ich möchte dir wirklich nicht länger zur Last fallen.“ Kathryn schüttelte verärgert den Kopf: „Du fällst mir nicht zur Last, Chakotay und außerdem, auf die eine Woche mehr oder weniger kommt es auch nicht an.“ „Tom hat mir erzählt, was heute passiert ist. Ich möchte einfach nicht, dass du wegen dieser Sache Probleme bekommst.“ Chakotays ruhiger Tonfall erzürnte Kathryn nur noch mehr: „Es ist interessiert mich nicht, was die bei der Sternenflotte denken oder sagen. Verdammt, ich bin über dieses Alter hinaus, es geht die einen Dreck an, was ich mache. Das kümmert mich gar nicht!“ Chakotay nahm seinen Koffer und ging an ihr vorbei, kurz vor der Tür drehte er sich um und sah sie sanft an: „Doch Kathryn, es interessiert dich und es wird es immer.“ Damit verließ er das Haus und ließ eine vor Wut schäumende Kathryn Janeway zurück. Als die Tür ins Schloss fiel, nahm Kathryn die neben ihr stehende Vase und schmetterte sie gegen die Wand. Eine Minute später war die irrationale Phase vorbei und Kathryn machte sich daran die Splitter vom Boden aufzusammeln. Wieso konnte ihr Leben nie in graden Bahnen verlaufen?

***

„Tom Paris!!!!“ Eine wütende Halbklingonin stürmte in das Bastelzimmer ihres Ehemannes. „B’E, was ist los? Warum bist du so wütend?“ Tom wischte sich seine ölverschmierten Hände ab und ging besänftigend auf seine Frau zu. „Das ist alles deine Schuld!“ B’Elanna funkelte ihren Mann böse an. „Was? Was ist meine Schuld?“ Tom war sich keiner Schuld bewusst. „Der Captain hat einen Heidenärger wegen dir und Chakotay ist auch ausgezogen und nur, weil du deine große Klappe nicht halten kannst!“ B’Elanna Torres hatte den dringenden Wunsch ihren Mann umzubringen. „B’E, ich weiß leider wirklich nicht wovon du redest.“ „Ich sag dir wovon ich rede! Ich rede davon, dass deine blöde Gerüchteküche wieder mal alles zerstört hat.“ „B’Elanna, ich habe keine Gerüchte in die Welt gesetzt, ich habe nur dem Doktor und Harry erzählt, dass die beiden wieder zusammenwohnen.“ „Genau und der Doktor hat es bei der nächsten Untersuchung Neelix erzählt, mit gewissen Abänderungen. Dieser hat es dann seinen zahlreichen Bekannten erzählt, mit gewissen Abänderungen. Harry erzählt es Seven, die kann damit nicht umgehen und erzählt es dem nächsten ehemaligen Crewmitglied, um zwanglose Konversation zu üben und so weiter und so weiter. Sag mal, wie naiv bist du eigentlich?!?“ Toms Miene sank während all der Zeit. „Oh mein Gott, du hast recht.“ B’Elanna nickte, der größte Teil ihres Ärgers bereits verraucht. „Ich denke, wir werden Chakotay mal einen Besuch abstatten.“ Tom sah sie fragend an, doch sie zog ihn nur am Ärmel nach draußen.

***

„Tom, B’Elanna, welch Überraschung, was macht ihr denn hier?“ Chakotay umarmte die beiden und bat sie in sein Hotelzimmer. „Nun, wir wollten mal sehen, wie es dir so geht.“ „Und deswegen kommt ihr extra von der Ostküste nach San Fransisco, noch dazu mit zwei kleinen Kinder zu Hause? Also, raus mit der Sprache, was ist los?“ B’Elanna spielte mit dem Tischtuch herum, bevor sie den Kopf hob und Chakotay ansah: „Chakotay, was läuft zwischen dir und Kathryn Janeway?“ Chakotay blickte die beiden lange an: „Zwischen uns läuft gar nichts und das haben wir auch oft genug gesagt!“ In seiner Stimme klang ein ärgerlicher Unterton mit. „Ich glaube dir ja, aber, ich weiß nicht, du hast den Tod von Jenni so schnell überwunden, ich frage mich ganz einfach...“ B’Elanna ließ den Satz ausklingen und für eine Weile im Raum stehen. Schließlich seufzte Chakotay schwer und begann dem Paar die Geschichte zu erzählen, angefangen bei seiner kaputten Ehe, bis hin zu dem Abend vor zwei Tagen, an dem er schließlich ausgezogen war. „Und warum wolltest du dich von Jenni trennen? Ja ich weiß“, unterbrach B’Elanna ihn, als er zu einer Antwort ansetzen wollte, „du hast sie nicht geliebt. Chakotay, wen willst du täuschen, das ist eine null-acht-fünfzehn-Antwort und du weißt es, also, was war der wahre Grund?“ „Ich wusste gar nicht, dass ich euch Rechenschaft schuldig bin.“ Nun schaltete Tom sich ein: „Das bist du nicht, wir wollen dir nur helfen.“ Chakotay nickte: „In Ordnung, ich habe Jenni verlassen, weil ich Kathryn liebe, habe nie aufgehört sie zu lieben und werde es immer tun. Jenni wusste, dass ich sie nie so lieben würde, wie Kathryn und es störte sie nicht. Aber mich störte es, ich konnte nicht mit ihr zusammen sein und ihr vormachen etwas für sie zu empfinden, was nicht da war. Also wollte ich mich trennen, aber nach der Diagnose konnte und wollte ich sie nicht alleine lassen.“ Tom und B’Elanna nickten verstehend. „Und, warum hast du dem Captain nicht gesagt, dass du sie liebst?“ Chakotay sah B’Elanna an, als ob sie gerade den Vorschlag gemacht hätte Bajor in die Luft zu jagen. „B’Elanna, du weißt genauso gut wie ich, dass die Zeit von mir und Kathryn weit zurück liegt. Ich weiß doch überhaupt nicht was sie für mich empfindet, ob sie noch etwas für mich empfindet.“ Chakotay senkte seinen Blick ab und B’Elanna schüttelte lächelnd den Kopf. Sie sah ihn schelmisch an: „Weißt du, ein alter, weiser Indianer hat mir mal gesagt ich solle meinem Herzen folgen. Hat der alte, weise Indianer das schon wieder vergessen?“ Tom und B’Elanna grinsten Chakotay frech an und dieser gab sich schließlich geschlagen: „Also gut, ich werde mit ihr reden. Ihr seid zwei Nervensägen!“ Das Grinsen auf den Gesichtern des Paares verebbte nicht.

***

Als ihr Türmleder erklang erhob sich Kathryn Janeway wiederwillig von ihrem Stuhl. Sie war alles andere, als auf Besucher eingestellt, sowieso wunderte sie sich, wer die Frechheit besaß sie zu stören. Ihr Ärger verpuffte, als sie Chakotay als diesen nervigen Besucher identifizierte. „Hi Chakotay, was machst du denn hier?“ Sie fuhr sich mit der Hand durch die lieblos hinters Ohr geklemmten Haare. „Ich dachte, ich schaue einfach mal vorbei,“ er lächelte sie unsicher an, „hast du Lust spazieren zu gehen?“ Kathryn sah an sich herunter auf den Beigen Schlabberpullover und die graue Hose die sie trug. „Ich bin überhaupt nicht gesellschaftsfähig so wie ich aussehe.“ Chakotay lächelte sie an: „Du siehst wunderschön aus, wie immer.“ Damit nahm er ihren Mantel aus der Garderobe und legte ihn ihr um. Kathryn schaute ihm mit großen Augen zu. Hatte sie sich eben verhört oder hatte er sie tatsächlich als wunderschön bezeichnet? „Kommst du?“ Er hielt ihr galant den Arm hin und sie hakte sich ein. Arm in Arm schlenderten sie die Straße zu dem kleinen Waldstück, das ihr Ziel war, hinunter. „Tom und B’Elanna haben mich gestern besucht.“ Chakotay brach die Stille als erster. „So? Wie geht es ihnen denn, alles in Ordnung zu Hause?“ Chakotay nickte: „Ja, den beiden geht es gut und Lucas und Elizabeth sorgen für einige Bewegung im Paris’schen Haushalt.“ Kathryn lächelte vor sich hin: „Ja, die beiden sind ganz schöne Wirbelwinde.“ Erneut gingen beide schweigend nebeneinander her. Kathryn genoss den Spaziergang. San Francisco und Umgebung im Herbst waren ein Erlebnis und sie liebte es sich die Natur in ihren schillerndsten Farben anzusehen. „Kathryn, darf ich dich mal etwas fragen?“ „Natürlich.“ „Warum bist du damals gegangen? Warum hast du diese Mission angenommen?“ Kathryns Schritt verlangsamte sich und sie holte tief Luft, bevor sie zu einer Antwort ansetzte: „Glaub mir Chakotay, diese Frage habe ich mir mindestens 100 mal gestellt. Ich weiß es nicht, damals war ich einfach noch nicht so weit. Es mag komisch klingen, aber ich bin in den letzten Jahren reifer geworden. Tatsache, auf meine alten Tage.“ Sie lächelte Chakotay an: „Vor 3 Jahren war ich immer noch der festen Überzeugung, dass sich alles um mich zu drehen hätte. Nachdem ich 7 Jahre lang im Delta Quadranten nichts anderes getan hatte, als mich um meine Crew zu kümmern, wollte ich einfach mal nur für mich sorgen. Was für eine arrogante Einstellung das gewesen ist, wurde mir erst auf der Mission bewusst. Ich konnte nächtelang nicht schlafen, weil ich an den verletzten Gesichtsausdruck denken musste mit dem du mich verabschiedet hast. Aber als ich wiederkam, endlich bereit meine Fehler einzusehen und etwas zu ändern, hattest du dich bereits mit Jennifer verlobt und es waren nur noch zwei Tage bis zu eurer Trauung. Und da ich nun begriffen hatte, dass sich nicht alles um mich drehte und ich eingesehen hatte, dass ich dich durch meine Arroganz verloren hatte, wollte ich dir deinen Hochzeitstag nicht dadurch vermiesen, dass ich dir einen vorjammerte, wie sehr es mir leid tat. Und das tat es Chakotay, glaub mir, das tat es!“ Kathryn stockte und wartete auf Chakotays Reaktion. „Und Peter?“ Kathryn überlegte einen Moment: „Er war so etwas wie ein Ersatz für dich. Ich habe mir am Anfang weißgemacht, dass ich in lieben könnte, wenn ich nur lange genug bei ihm bliebe, aber ich merkte, dass ich mir bei jeder Entscheidung, die Peter traf, vorstellte wie du entschieden hättest und jedes Mal gefiel mir deine Vorgehensweise besser und tat sie dies nicht, dann fand ich die Möglichkeit dazu. Es schien einfach nicht fair, dass ich Peter etwas vormachte und so gab ich ihn frei.“ Chakotay und Kathryn waren mittlerweile an den See gekommen, an dem sie früher häufig warme Sommertage verbracht hatten. Der See lag versteckt und wurde so kaum von anderen Leuten gefunden. Chakotay hatte aus Hölzern und Brettern eine Bank gezimmert, die, zu Kathryns und Chakotays Verwunderung, sogar noch existierte. Beide setzten sich vorsichtig, aus Angst, das morsche Holz könnte brechen.
Schließlich wand Chakotay sich ihr zu und blickte ihr lange in die Augen, als ob er nach einem Beweis für die Wahrheit ihrer Geschichte suchte. Er schien einen gefunden zu haben, denn plötzlich schloss er die Distanz zwischen ihm und Kathryn und küsste sie sanft auf den Mund. Kathryn zog den Kopf nicht zurück, sondern genoss das Gefühl von seinen Lippen auf den ihrigen. Nach einer halben Ewigkeit lösten sich beide wieder voneinander und Kathryn lächelte Chakotay fragend an: „Wofür war der?“ Chakotay antwortete nicht sofort: „Ich weiß es nicht. Kathryn, ich liebe dich, immer noch oder besser schon wieder. Du hast mich damals sehr verletzt mit deiner Abreise.“ Kathryn nickte und senkte ihren Blick. „Jennifer schien so verständnisvoll in dieser Situation und ich denke, ich habe die Beziehung zwischen ihr und mir missinterpretiert. Ich habe Freundschaft für Liebe gehalten, habe mir gewünscht ich könnet sie lieben, weil ganz ehrlich Kathryn, sie war so verdammt unkompliziert im Vergleich zu dir.“ Beide mussten unweigerlich lächeln. „Sie wäre auch damit zufrieden gewesen, wenn ich nur aus Freundschaft mit ihr zusammen geblieben wäre, aber das hätte ich nicht gekonnt. Ich habe schnell gemerkt, dass du diejenige bist, die ich liebe und am Anfang habe ich mich verflucht dafür, aber mittlerweile....... .“ Er nahm Kathryns Hand in seine und blickte sie durchdringend an. „Kathryn, ich liebe dich. Ich liebe deine Dickköpfigkeit, ich liebe deine Uneinsichtigkeit und ich liebe deine wunderschönen Augen. Ich liebe dich mit allem was du bist und ich dachte, du solltest das wissen.“ Kathryn sah ihn gerührt an, während sie einige Tränen wegblinzelte. „Chakotay ich liebe dich auch, glaub mir, mehr als mein Leben und ich habe mich geändert...“ Weiter kam sie nicht, denn Chakotay küsste sie erneut, diesmal bereits etwas leidenschaftlicher.

***

Genau 12 Monate später wurden Kathryn und Chakotay an dem kleinen See getraut. Beide waren sich dieses Mal sicher das richtige zu tun. Admiral Paris vollzog die kleine Zeremonie, bei der nur ein paar Freunde des Paares sowie die Familien anwesend waren. B’Elanna und Tom fungierten als Trauzeugen, denn ohne sie hätte es die Trauung vielleicht gar nicht gegeben. Später fand eine große Feier in einem der Luxushotels San Franciscos statt und die gesamte ehemalige Crew nahm teil. Nur wenige hatten damit gerechnet ihr ehemaliges Führungspaar jemals als Frau und Mann zu sehen, doch jeder ließ sich nur zu gerne positiv überraschen. Kathryn und Chakotay genossen die Feierlichkeit in vollen Zügen und erneuerten vor versammelter Menge ihre Treueschwüre. Nach der Feier waren sich alle sicher, dass diese Ehe für immer bestehen würde.


Ende
Rezensionen