TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

An seiner Seite

von leni1983

An seiner Seite

James Tiberius Kirk hatte sich erkältet. Ziemlich sogar. Er lag in seiner Kabine auf seinem Bett unter zahlreichen Decken begraben und einen Schal um den Hals geschlungen. Trotzdem war ihm schrecklich kalt. So kalt, dass sein ganzer Körper zitterte und seine Zähne klapperten, wenn er nicht fest den Mund geschlossen hielt. Womit hatte er das nur verdient?
Er seufzte theatralisch. Nicht nur, dass es ihm so mies ging, viel schlimmer war es für ihn zur Untätigkeit verdammt zu sein. Wenn nun plötzlich eine Gefahr seine geliebte Enterprise bedrohte… Eine Raumanomalie…. Oder Klingonen…. Oh Gott, wenn die ihn so sehen könnten….

Jim verscheuchte diese Gedanken mit einem Kopfschütteln. Dann angelte er umständlich nach seinem Kommunikator, der auf dem Kopfteil seines Bettes lag. Auf keinen Fall wollte er Wärme verlieren und zu weit unter den Decken hervorkommen. Wie gut, dass ihn über Kommunikator niemand sehen konnte.
„Kirk an Spock. Lagebericht.“, forderte er und versuchte trotz Zähneklappern so entschlossen wie immer zu klingen.
„Captain, die Erforschung dieses Sektors ist zu 76,83 Prozent abgeschlossen und wir halten den Zeitplan ein. Alles verläuft zufriedenstellend.“, antwortete Spock sofort.
„Danke, Mr. Spock. Weitermachen.“, gab Jim zurück. Alles bestens, seine Crew konnte auch ohne ihn hervorragende Arbeit leisten. Er wollte sich gerade verabschieden, als er Spocks Stimme hörte, allerdings sehr viel leiser als zuvor.

„Captain… Jim, geht es Ihnen besser?“
Jim nahm sich zusammen und versuchte das Zähneklappern zu unterdrücken.
„Ja, Spock. Etwas besser.“, presste er hervor.
„Ansonsten kann ich Dr.McCoy verst…“, begann Spock.
Jim schüttelte den Kopf, dann fiel ihm ein, dass Spock ihn ja nicht sehen konnte. „Nein, nein, Spock. Schon gut. Ich kann Pille auch selbst rufen, wenn es schlimmer wird. Kirk Ende.“

Spock schaltete den Kanal ab und blieb noch einen Moment nachdenklich im Kommandosessel sitzen. Er war so in Gedanken versunken, dass er nicht bemerkte, dass sich Lieutenant Nyota Uhura hinter ihn stellte.
„Wie geht es dem Captain, Mr. Spock?“, fragte sie leise und Spock musste sich schwer beherrschen, um nicht in menschlicher Manier zusammen zu zucken. Betont langsam drehte er sich samt Sessel zu ihr um. „Er sagt, es geht ihm schon besser.“
„Sie machen sich trotzdem Sorgen, Mr. Spock.“, gab Uhura zurück und blickte den Vulkanier mitfühlend an.
Spock wandte den Blick ab. Nach kurzem Schweigen stand er auf. „Sie haben das Kommando, Lieutenant Uhura.“, sagte er im üblichen, emotionslosen Ton, bevor er in den Turbolift trat. Die Kommunikationsoffizierin blickte ihm schmunzelnd nach.


Jim verkroch sich bibbernd tiefer in die zahlreichen Decken. Er hatte nicht erwartet, dass es noch schlimmer werden konnte. Vielleicht sollte er doch mal mit Pille reden. Ach, was! Es war nur eine blöde Erkältung… Die würde schon wieder von alleine verschwinden… Oder?
Hin und her gerissen griff er nach dem Kommunikator. Gerade hatte er die Krankenstation rufen wollen, als sein Türsummer ertönte. Er klappte den Kommunikator wieder zu.
„Herein.“, rief er.
Mit einem Zischen öffnete sich die Tür.

„Spock?“ Jim war überrascht.
„Captain…“ Spock zögerte, so als hätte er vergessen, warum er gekommen war oder eher, als hätte er es sich anders überlegt.
Aber Jim bemerkte es zunächst nicht, denn er freute sich über die Ablenkung und die Gesellschaft. „Kommen Sie rein, Spock.“
Eilig wühlte der Captain sich etwas aus seinen Decken und Kissen und richtete sich auf. Vor Spock wollte er lieber frieren, als schwach zu wirken.
Der Vulkanier hatte sich nicht gerührt, er stand noch immer an der Tür, die sich nun hinter ihm mit einem schmatzenden Zischen wieder geschlossen hatte.
„Captain… Jim, ich wollte nicht stören...“
Jim winkte ab. „Ach was… Kommen Sie rein, Spock. Setzen Sie sich…“
Spock näherte sich zögerlich dem Bett und endlich entdeckte Jim, dass sein Erster Offizier heute irgendwie anders wirkte als sonst. Irgendetwas war komisch an Spock. War er etwa nervös? Nein, das konnte nicht sein. Vulkanier werden nicht nervös. Was für ein absurder Gedanke….

Spock setzte sich – in Ermangelung einer anderen Sitzgelegenheit und der Enge der Kabine auf den Rand von Kirks Bett. Mit hochgezogener Augenbraue registrierte der Vulkanier, dass es dem Captain wirklich nicht gut ging. Schweiß perlte auf seiner Stirn und sein Gesicht war vom Fieber gerötet.
„Nun, Spock…“, begann Jim, ohne zu wissen, was er eigentlich sagen wollte. Spock war heute irgendwie so nah. Und seit wann setzte er sich schon bei der ersten Aufforderung?

In diesem Moment beugte sich der Vulkanier näher zu ihm. Jim spürte wie ihm heiß und kalt wurde und mehr Schweiß rann ihm über die Stirn. Diese Erkältung wurde offensichtlich noch schlimmer… Aber mit Spock stimmte auch etwas nicht. Der Vulkanier war noch näher gekommen, unerwartet stützte er beide Arme rechts und links von Kirk auf die Matratze und blickte Jim fest in die Augen.
Jim beobachtete Spock, ob starr vor Faszination oder Entsetzen, konnte er selbst nicht sagen. Alles kam ihm seltsam verlangsamt vor. Und Spock sah merkwürdigerweise irgendwie grüner um die Nase herum aus als sonst. Ob er auch krank wurde? Konnten Vulkanier sich erkälten?

Ihre Nasenspitzen berührten sich beinahe, Spocks Arme rechts und links von ihm – Jim wurde es unheimlich zumute. Eine Hitzewelle erfasste ihn. Sein Fieber wurde definitiv schlimmer.
„Ähhm, Spock…?!?“
„…“
Keiner von beiden hörte das Zischen der Tür.

„VERDAMMT, JIM! SPOCK!!!“

Der Mensch und der halbmenschliche Vulkanier fuhren herum.

Dr. Leonard McCoy stand mit voller medizinischer Notfallausrüstung in der Tür, die Wangen rot und starrte seine zwei besten Freunde an. Er wirkte hin und hergerissen zwischen Überraschung, Scham, Wut und Erleichterung und brauchte offenbar einen Moment, um sich zu sammeln. Jim nutzte die Gelegenheit, soweit wie möglich von Spock abzurücken. Spock nutzte die Gelegenheit, um aufzustehen, sich zu straffen und seine übliche vulkanische Haltung einzunehmen.

McCoy hatte inzwischen seine Gefühle ausreichend sortiert, stemmte beide Hände in die Hüften und wandte sich wieder an seine beiden Freunde.
Jim Kirk zog unwillkürlich den Kopf ein und unterdrückte den Impuls, sich wie ein Kind unter der Bettdecke zu verstecken.
Spock dagegen hatte die Arme auf dem Rücken verschränkt und wirkte kein bisschen alarmiert.

„So, ihr Beiden! Was ist hier los? Ich bekam einen Ruf von deinem Kommunikator, Jim, aber das Signal wurde unterbrochen. Ich habe gedacht, es geht dir schlechter, also habe ich mich sofort auf den Weg gemacht…“ Der Arzt unterbrach sich und schaute beide vorwurfvoll an.
Jim und Spock wechselten Blicke und das entging McCoy natürlich nicht. Er griff sich seufzend an die Stirn.

„Das nächste Mal solltet ihr vielleicht so ein altmodisches "Bitte-nicht-stören-Schild" vor der Tür aufhängen.“, brummte er schließlich und klang schon nicht mehr ganz so schroff wie zuvor.
Jim wurde noch roter, als er es sowieso schon war. McCoy verschränkte die Arme und musterte ihn kritisch. Seine Stirn legte sich besorgt in Falten, als seine Erfahrung als Mediziner ihm mitteilte, dass Jim nicht nur verlegen, sondern auch ziemlich fiebrig aussah. Er wandte sich zu Spock um.

Jims Blick ging zwischen Spock und McCoy hin und her, die sich nun einen Moment schweigend anstarrten. Schlussendlich hob Spock eine Augenbraue und verlagerte sein Gewicht von einem Bein aufs andere. Für ihn ein Zeichen von Nervosität.
„Doktor, ich kam, um zu schauen, ob es dem Captain besser geht…“, begann der Vulkanier zu erklären, doch McCoy winkte ab. „Schon gut, schon gut, ich will es eigentlich gar nicht so genau wissen, Spock.“

Leonard McCoy wandte sich zu seinem Captain um. „Ich würde euch beide ja wirklich gerne alleine lassen…“, murrte er und ließ sich auf die Bettkante sinken, die Spock eben verlassen hatte. „…aber du siehst so aus, als könntest du einen Arzt gebrauchen, Jim.“
James T. Kirk widersprach nicht, was noch ein Grund mehr für McCoy war, sich Sorgen zu machen. Besorgt legte der Arzt eine Hand aufs Kirks glühende Stirn, mit der anderen fühlte er seinen Puls. „Verdammt, Jim!“, knurrte er. „Hast du vorhin versucht, mich zu erreichen, ja oder nein?“, fragte er dann und klang trotz seines schroffen Tons sehr besorgt.
Der Captain nickte, ein bisschen kleinlaut. „Ja, aber der Türsummer…“

McCoy warf Spock einen Blick zu, der jeden anderen dazu veranlasst hätte, umgehend den Raum zu verlassen. Spock erwidert den Blick des Bordarztes unbewegt und rührte sich nicht von der Stelle. McCoy ignorierte ihn wieder und kümmerte sich um den Captain.
Eine Weile war es still im Raum.

Jim schloss müde die Augen. Es entging McCoy nicht, er legte seinem Freund kurz eine Hand auf die Schulter, bevor er seinen medizinischen Tricorder auf ihn richtete. Eigentlich brauchte er das Ergebnis nicht abzulesen, er kannte es schon. Wider besseren Wissens hoffte er, dass er sich irrte. Er irrte sich nicht. Jims Fieber stieg immer noch.
„Spock. Da Sie nun schon mal hier sind. Bringen Sie mir eine Schüssel mit kaltem Wasser und ein paar Handtücher und Waschlappen.“ McCoy hatte nicht aufgesehen, er kümmerte sich um Jim. Aber er wusste auch ohne zu schauen, dass der Vulkanier sich sofort in Bewegung setzte.


Am Ende saßen McCoy und Spock zusammen an Jims Bett, jeweils jeder auf einer Seite des Captains. Und jeder hielt eine von Jims Händen. Und beide waren sich einig, dass es das Wichtigste war, dass Jim wieder so bald wie möglich gesund wurde. Und dass Sie beide dafür sorgen würden.

Jim schlief inzwischen friedlich. Nur ab und zu murmelte er im Schlaf.
„Spock… Pille….“

Gnädigerweise ließen sich die Klingonen für eine Weile nicht blicken, und auch nicht die Romulaner. Es gab keine seltsamen Raumanomalien, keine gefährlichen Asteroidenfelder, keine fremden Sonden und auch keine verirrten Planeten. Es gab keine neuen Aufträge von der Sternenflotte, keine Angriffe, keine Unfälle, keine Epidemien und auch sonst nichts, was den ruhigen Flug der Enterprise hätte stören oder gefährden können.

Und so hatten der Erste Offizier und der Schiffsarzt der Enterprise genug Zeit, ihren Captain und Freund wieder auf die Beine zu bringen. Sie wurden von der Crew eine Zeit lang nur selten gesehen, doch es gab kaum jemanden an Bord, der sich sonderlich darüber wunderte.


Einige Tage später….

Captain James Tiberius Kirk erwachte, setzte sich auf – und traute seinen Augen nicht. Er rieb sich die Augen. Mehrmals. Es änderte nichts. Merkwürdig… Er fühlte sich eigentlich viel besser und ziemlich ausgeruht, aber der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihn überlegen, ob er noch träumte. Oder ob sonst irgendetwas mit ihm nicht stimmte.
Spock und McCoy lagen jeweils rechts und links von ihm auf seiner Bettkante und schliefen beide tief und fest.


ENDE
Rezensionen