TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Das neue Grenzland

von Trini

Kapitel 2

- 2 -

Das Fenster des Bereitschaftsraumes bot den ungewohnten Ausblick auf die Wüste New Wichitas, an deren Horizont Kathryn nur mit Mühe die Umrisse der nächsten Siedlung von den staubigen und verschwommen Wüstenboden trennen konnte. Im Bereitschaftsraum war es angenehm kühl, doch außerhalb herrschten unsagbar hohe Temperaturen. Eines stand für Captain Janeway fest: Sobald die Reparaturen an der Voyager abgeschlossen waren, würden sie diesen Planeten verlassen und ihm keine Träne nachweinen.
Nachdenklich nippte sie an einer Tasse Kaffee. Das Padd mit dem Bericht der letzten Besprechung zwischen den Star Sheriff Team A01 und den Führungsoffizieren im Konferenzraum der Voyager lag auf ihren Schoß und sie brauchte nur einen flüchtigen Blick darauf zu werfen, da drifteten ihre Gedanken schon wieder ab.
Sie hätte sich es nicht erträumen lassen, so etwas hier vorzufinden, als sie vor vier Monaten in den weit ausgedehnten, sternenlosen Raum geflogen waren: fünf Sternensysteme mitten im Nichts. Es war nicht nur überraschend für sie gewesen, festzustellen, dass auf den Planeten dieser Sonnensysteme intelligentes Leben existierte, noch überraschender kam die Erkenntnis, dass dies eine Zivilisation von Menschen, Bajoranern und Vulkaniern war.
Levett Ronan, der bajoranische Anführer des Star Sheriff Teams, welches sich noch aus drei weiteren Menschen zusammensetzte, hatte die Geschichte der Voyager, wie sie im Deltaquadranten strandete und sich von da an auf den langen Weg in die Heimat machte, als bemerkenswert umschrieben, doch gegen das, was er ihr erzählt hatte, fand sie ihre Geschichte unspektakulär. Im Stillen dachte sie noch einmal über die Worte Ronans nach, der ihr alles erzählt hatte, was er über die Historie des Neuen Grenzlandes wusste. Der Bajoraner hatte ihr berichtet, wie die hochentwickelte, aber stark dezimierte Zivilisation der Binari durch den Alphaquadranten gezogen war, und Tausende von Menschen, Bajoranern, Vulkaniern, Klingonen und Cardassianern entführt hatte, damit sie ihnen als Sklaven bei dem Aufbau einer neunen Heimat dienen konnten. Wie sich die Binari auf den Planeten niederließen, der heute von den Bewohnern des Neuen Grenzlandes Juma genannt wurde. Wie sich die stark in der Überzahl befindlichen Sklaven gegen ihre eigenen Herren aufgelehnt hatten und diese in eine unbekannte Dimension flüchten mussten. Wie sich kurz danach, auf Grund der fehlenden Aufsicht durch die Sklavenhalter, die Stämme der Cardassianer und Klingonen gegenseitig ausgelöscht hatten und nur noch Menschen, Bajoraner und Vulkanier zurückgeblieben waren und wie schließlich, nach fünf Jahrhunderten des Friedens, die Binari zurückkehrten und das für sich in Anspruch nehmen wollten, was einst ihnen gehört hatte: der Planet Juma samt aller Kolonien des Neuen Grenzlandes.
Kathryn schüttelte mit dem Kopf, als sie über die Binari nachdachte. Obwohl sie weit in der Unterzahl gegenüber ihren Sklaven gewesen waren, hatten sie sich durch ihre überlegene Technik sicher gefühlt. Nur hatten sie mit einem nicht gerechnet: der Drang nach Freiheit und die Möglichkeit, dass ihre Sklaven, selbst wenn sie sich in einer niedrigeren Entwicklungsstufe befanden, in der Lage waren, die Binari-Technik gegen sie selbst einzusetzen.

Kathryn nahm das nächste Padd in die Hand, welches oben auf einem kleinen Stapel lag. Es stellte die Sternenkarte des Neuen Grenzlandes dar, welche sie als relativ unkompliziert beschrieben hätte, denn nur fünf Sternensysteme waren darauf abgebildet, die sich inmitten eines schwarzen Hintergrundes, des sternenlosen Raumes, befanden. Am zentralsten war das Sternensystem des Planeten Juma gelegen, ein Klasse M Planet, welcher der Erde nicht hätte ähnlicher sein können. Ohnehin war die gesamte Zivilisation und die Kultur des Neuen Grenzlandes mehr von der menschlichen geprägt, als von der bajoranischen oder vulkanischen, was Kathryn darauf zurückführte, dass mehr als zwei Drittel der Bevölkerung menschlich waren und das restliche Drittel Vulkanier, Bajoraner oder Kreuzungen zwischen den drei Spezies darstellten.
In den anderen vier Sternensystemen gab es noch fünf weitere bewohnte Planeten: New Wichita, New Dallas, Alamo, Durango und Dakota. Diese waren Wüstenplaneten, welche nur unter erschwerten Bedingungen besiedelt werden konnten.
Der Captain der Voyager schaute wieder hinaus zum Fenster. Die Sonne brannte gnadenlos auf das vertrocknete Land des Planeten New Wichita nieder. Wie sehr bewunderte sie die Siedler, die sich hier niedergelassen hatten, um die Grenzen zu erweitern und neue Siedlungen zu schaffen, als der Lebensraum auf Juma zu knapp wurde.
Erst vor einem Jahrhundert, so Levett Ronan, hatte man begonnen, vereinzelte Kolonien auf den fünf Wüstenplaneten zu gründen. Das war auch der Zeitpunkt, an dem das Kavalerieoberkommando und die Star Sheriffs ins Leben gerufen wurden, denn das rauhe Leben in den Siedlungen fern ab von Juma forderte seinen Tribut und Anarchie herrschte vor Recht. Nie hätte die Institution der Star Sheriffs damals mit einer solch hohen Bedeutung wie heute gerechnet, denn bei ihrer Gründung war man nicht davon ausgegangen, dass sie die Bewohner in den Kolonien nicht nur vor sich selbst beschützen mussten, sondern auch vor den Binari.

Kathryn legte das Padd mit der Sternenkarte nun beiseite und nahm sich das Nächste auf dem Stapel vor, die ersten Berichte über vervollständigte Reparaturen und über die Vorbereitung einer Rekalibrierung der Phaser, die in ihrem jetzigen Zustand den Binari keinerlei Schaden zufügen konnten. Kathryn war dankbar, dass sich die Star Sheriffs bereit erklärt hatten, ihnen dabei behilflich zu sein. Sie brauchte sich keine Sorgen mehr darum zu machen, und konnte sich, zumindest während ihres kurzen Aufenthaltes auf New Wichita, ein wenig Entspannung gönnen. Sie würde wieder genug Stress haben, wenn sie zum Planeten Juma aufbrachen. Pausenlose Feste, Banketts, Empfänge, all das stand ihr dort bevor und sie würde die Voyager perfekt repräsentieren müssen. Kathryn seufzte, das gehörte auch zu dem harten Los eines Captains.
Rezensionen