TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Unter Wölfen

von Martina Strobelt

Kapitel 1

Weyoun, Botschafter des Dominions, hob seinen Blick von den Papieren auf dem Schreibtisch in seinem Büro auf Terok Nor und sah den Jem'Hadar, der unaufgefordert hereingekommen war, fragend an.
Der Soldat, der Fünfte seiner Einheit, verneigte sich respektvoll. »Ich entschuldige mich für die Störung. Draußen wartet ein Ferengi, der darauf besteht, mit Ihnen persönlich zu sprechen.«
»Was für ein Ferengi? Quark? Sein Bruder? Oder einer seiner Angestellten?«
»Weder noch«, antwortete der Jem'Hadar. »Ich kenne ihn nicht. Er ist gerade auf der Station eingetroffen und...«
»Sie verlassen Ihren Posten und erlauben es einem Unbekannten, unbeaufsichtigt vor der Tür zum Büro Ihres kommandierenden Vortas zu bleiben?«, fiel Omet'iklan, der Erste der Einheit, der den Botschafter des Dominions einem Schatten gleich begleitete, dem anderen Jem'Hadar ins Wort.
»Ich...«, der Soldat brach ab, als ihm bewusst wurde, dass es keine Rechtfertigung für seine Nachlässigkeit gab. Er hatte sich als unfähig erwiesen, seinen Vorta zu beschützen. Seine Pflichtvergessenheit fiel zudem auf Omet'iklan zurück, der als Führer der Einheit für das Verhalten seiner Männer verantwortlich war.
Omet'iklan sah Weyoun an.
»Die Jem'Hadar meiner Einheit müssen uneingeschränkt für mein Leben garantieren können«, sagte der Vorta. »Besonders an einem Ort wie diesem. Verstehen Sie das?«
»Ja«, erwiderte der Soldat ohne zu zögern.
»Gut.« Weyoun lächelte flüchtig. »Sie werden zur Front abkommandiert. Ich erwarte, dass Sie persönlich für die Zerstörung eines feindlichen Schiffes sorgen.« Es war ein Kamikaze-Befehl, mit dem der Botschafter seinem Fünften die Gelegenheit gab, mit seinem Tod dem Dominion zu dienen.
Der Jem'Hadar verneigte sich. »Ich werde Sie nicht enttäuschen.«
»Davon bin ich überzeugt«, meinte Weyoun. »Sie dürfen gehen. Rufen Sie den Dritten, damit er Sie ablöst. Danach schicken Sie den Ferengi herein.«


***


Quark stürmte in Odos Büro, ließ sich mit einem Aufstöhnen in den Besuchersessel fallen und sah Odo und die anwesende Kira gequält an. »Es ist eine Katastrophe!«
»Hat Dukat endlich herausgefunden, dass Sie ihn beim Dabo betrügen?«, fragte Kira.
Der Ferengi warf der Bajoranerin einen giftigen Blick zu. »Das ist nicht der Moment für Scherze, Major! Wir haben ein Problem!«


***


Weyoun schenkte seinem Besucher ein unverbindliches Lächeln, wobei er insgeheim einmal mehr für sich feststellte, dass die Ferengi die Rasse des Alpha-Quadranten war, die am schwersten zu durchschauen war. Er hätte nie damit gerechnet, dass ein Ferengi Interesse an einer vom Dominion kontrollierten Station haben könnte und sich freiwillig an einen Ort begeben würde, an dem Handel nebensächlich war, und der zudem mitten im Kriegsgebiet lag. Dieser Ferengi hatte es geschafft, ihn zu überraschen. Das allein bereits hatte Weyouns Neugier geweckt. Eine Regung, die er hinter einer scheinbar gleichgültigen Miene verbarg. »Sie wollten mich sprechen, Mister ...?«
Der Ferengi lächelte. »Brunt. FCA.«


***


Kira tauschte einen Blick mit Odo, bevor sie sich an Quark wandte: »Sind Sie ganz sicher? Morn könnte sich geirrt haben.«
Der Ferengi schüttelte den Kopf. »Morn irrt sich nie! Er hat ihn auf dem Promenadendeck gesehen. Brunt ist auf der Station!«
»Schön, er ist also hier. Und?«
Quark sah die Bajoranerin an, als hätte sie sich vor seinen Augen in einen Beutel mit Yamok-Soße verwandelt. »Das fragen Sie noch? Wann immer Brunt auf DS9 aufgetaucht ist, gab es Ärger!«
»Das ist richtig«, bestätigte Odo. »Für Sie!«
»Vielen Dank für Ihr Mitgefühl«, bemerkte Quark. »Ich hatte nicht den Eindruck, dass Sie seine früheren Besuche sonderlich genossen haben. Brunt ist ein gemeiner, hinterhältiger Intrigant, der vor nichts zurückschreckt, wenn es um die Erreichung seiner Ziele geht.«
»Eine interessante Einschätzung«, meinte Kira. »Besonders aus Ihrem Mund, Quark.«
»Machen Sie sich ruhig lustig über mich«, sagte der Ferengi. »Doch mein Instinkt verrät mir, dass Brunt nicht ohne Grund gekommen ist. Was immer ihn auch veranlasst hat, Ferenginar zu verlassen, es bedeutet mit Sicherheit nichts Gutes!«


***


Weyoun lehnte sich zurück. »Wenn ich Sie richtig verstehe, Mr. Brunt, soll das Dominion Ihrer Regierung ein Angebot auf Mitgliedschaft unterbreiten. Verzeihen Sie meine Offenheit, aber in Anbetracht der freundschaftlichen Beziehung zwischen Ferenginar und der Föderation erscheint mir Ihr Vorschlag ein wenig ungewöhnlich. Zumal Ihre Heimatwelt weit hinter der Frontlinie und damit außerhalb unseres Machtbereichs in diesem Quadranten liegt.«
»Sie haben völlig recht«, stimmte Brunt zu. »Es ist ungewöhnlich. Aber sehen Sie, genau das ist der entscheidende Punkt. Ferenginar ist, zumindest für den Moment, sicher. Stellen Sie sich die Wirkung vor, die unser Beitritt zum Dominion auf die anderen Völker des Alpha-Quadranten hätte. Jeder weiß, dass Cardassia am Ende war und deshalb keine Wahl hatte. Doch Ferenginar ist eine freie und, nicht zu vergessen, wohlhabende Welt. Wer würde uns - und dem Dominion - unterstellen können, dass unsere Mitgliedschaft in irgendeiner Weise erzwungen wurde? Überlegen Sie, Weyoun, ich biete Ihnen eine Basis, die sich, wie Sie zutreffend erwähnten, hinter der Frontlinie befindet. Und ich könnte für eine sichere Passage durch die Territorien einiger Geschäftspartner garantieren. Ihre Schiffe könnten die von der Föderation und den Klingonen kontrollierten Gebiete umfliegen und tief im Herzen des Alpha-Quadranten einen Stützpunkt errichten.«
»Ich erkenne durchaus die Vorteile Ihres Vorschlages. Allerdings«, Weyoun lächelte, »frage ich mich, was Ihre Regierung zu einem derartigen Entgegenkommen veranlasst.«
»Die Föderation ist dabei, diesen Krieg zu verlieren, und es ist erheblich profitabler, auf einen Gewinner zu setzen. Wir gehen davon aus, dass die Gründer sich zu gegebener Zeit wohlwollend an unsere Unterstützung erinnern und unsere Loyalität mit dem einen oder anderen Handelsmonopol im Alpha-Quadranten belohnen werden.«
Weyouns Lächeln vertiefte sich. »Ich denke, das ließe sich arrangieren. Da wäre jedoch noch eine Sache, die Sie mir erklären müssen, bevor ich eine Weiterleitung Ihres Angebotes an die Gründer in Betracht ziehe. Soweit ich unterrichtet bin, ist die Beziehung zwischen dem großen Nagus Zek und Ihnen nicht gerade innig, seit Sie erfolglos versucht haben, ihn zu stürzen. Warum also sollte er Sie damit beauftragen, sich an mich zu wenden? Das erscheint mir abwegig, und ich schätze es nicht, meine Zeit zu verschwenden. Wenn Sie kein offizieller Repräsentant Ihrer Regierung sind, betrachte ich dieses Gespräch als sinnlos.«
»Im Augenblick mag unsere Unterhaltung Ihnen so erscheinen«, meinte Brunt. »Doch Dinge ändern sich. Der Nagus ist alt. Er könnte krank werden und sterben. Einfach so ...«


***


Missmutig starrte Quark an Kira, die an der Bar saß und in ihrem Drink rührte, vorbei zum Eingang des Kasinos. »Sehen Sie das?«
»Was?«, fragte die Bajoranerin, ohne ihren Blick vom Inhalt ihres Glases zu nehmen.
»Brunt! Und raten Sie einmal, wer bei ihm ist!«
»Hören Sie, Quark, ich hatte einen harten Tag. Dukat hat mich mit Annäherungsversuchen verfolgt und Damar mit seinen ewigen Verdächtigungen. Ich bin müde, und ich will nichts weiter als hier sitzen und in Ruhe meinen Drink genießen. Ich bin nicht in Stimmung für Ihre Spielchen. Also, spucken Sie es einfach aus oder lassen Sie es bleiben.«
»Weyoun!«
»Weyoun?« Unwillkürlich runzelte Kira ihre Stirn. Brunt, der die Station aufsuchte, war eine Sache. Brunt, der in Begleitung von Weyoun war, eine andere.
»Glauben Sie mir jetzt, dass hier etwas faul ist?«, meinte Quark, während er sich den Anschein gab, die Theke zu polieren.
»Es ist ungewöhnlich«, räumte Kira ein.
Abrupt hielt Quark inne. »Er winkt mir!«
»Weyoun?«
»Nein, Brunt! Offenbar will er, dass ich zu ihm komme.«
»Dann sollten Sie gehen«, sagte Kira. »Na los, machen Sie schon! Vielleicht können Sie dabei etwas über den Grund seiner Anwesenheit in Erfahrung bringen.«
»Ein Jammer, dass ich ihn nicht einfach rauswerfen kann.«
»Weil er mit Weyoun hier ist?«
Quark nahm ein Bestellpadd und setzte sich in Bewegung. »Weil er ein Kunde ist.«


***


Brunt nickte Quark, der an den Tisch trat, an dem er mit Weyoun saß, herablassend zu. »Ich hatte nicht erwartet, Sie hier anzutreffen.«
»Dies ist immer noch meine Bar«, erwiderte Quark. »Trotz Ihrer Versuche, das zu ändern.«
Weyouns Blick wanderte von einem zum anderen. »Sie kennen sich?«
»Flüchtig«, antwortete Brunt. »Wir hatten in der Vergangenheit miteinander zu tun. Leider, wie ich sagen muss. Ich bin überrascht, dass Captain Sisko Sie bei seiner Flucht nicht mitgenommen hat«, wandte Brunt sich wieder an Quark. »Immerhin sind Sie doch fast so etwas wie ein inoffizieller Bürger der Föderation, oder?«
»Offenbar nicht«, konterte Quark. »Andernfalls wäre ich wohl kaum hier.«
»So kann man sich irren.« Brunt lächelte süffisant. »Ich hätte geschworen, dass Sie geblieben sind, um Constable Odo das Leben schwerzumachen.«
Weyouns Kopf ruckte in Quarks Richtung. »Wie meint er das?«
»Ich habe keine Ahnung. Vielleicht sollten wir Odo fragen, ob es derzeit auf der Station einen Ferengi gibt, dessen Anwesenheit ihm missfällt.«
»Nicht nötig«, wehrte Brunt ab. »Es war lediglich ein Scherz. Von Ferengi zu Ferengi.«
»Man treibt keine Scherze mit Göttern.« Die Beiläufigkeit von Weyouns Feststellung täuschte weder Quark noch Brunt über den gefährlichen Ernst, der sich dahinter verbarg.
»Natürlich nicht«, versetzte Quark mit aller Aufrichtigkeit, deren er fähig war. »Was darf ich Ihnen bringen?«
»Haben Sie frische Rohrmaden?«, erkundigte Brunt sich. »Eine wahre Delikatesse«, ergänzte er, als er den Ausdruck auf Weyouns Miene bemerkte. »Sie sollten sie probieren, einfach köstlich.«
»Eine Portion Rohrmaden«, bestätigte Quark die Bestellung. "Dazu Schneckensaft?«
»Kenariuskäfer-Nektar! Echten, keinen synthetisierten!«
Quark sah Weyoun an. »Hasperat und Juma-Tee?«
Wie erwartet nickte der Vorta. Während seines Aufenthalts hier hatte Weyoun eine Vorliebe für bajoranische Speisen und Getränke entwickelt. Kira vermutete, dass es dem Botschafter darum ging, damit seine Verbundenheit zum bajoranischen Volk öffentlich zu dokumentieren. Quark war es gleich, solange Weyoun überhaupt etwas bestellte und nicht einfach nur dasaß und zahlenden Gästen den Platz stahl, wie die Jem'Hadar es taten.
»Sagen Sie, Brunt«, bemerkte Quark scheinbar nebenbei, »welchem Umstand verdanken wir eigentlich die Ehre Ihres Besuches?«
»Geschäfte«, erwiderte der andere Ferengi nach einem kurzen Seitenblick auf Weyoun. »Wo viel verloren wird, gibt es manches zu gewinnen. Erwerbsregel Nummer 95.«
»Ich kenne die Erwerbsregeln, danke.« Quark steckte das Bestellpadd ein und drehte sich um. Während er zurück zur Theke eilte, fühlte er Brunts Blick in seinem Rücken, der seine dunkle Ahnung bestärkte, gerade die falsche Frage gestellt zu haben.


***


Weyoun stand neben Brunt an einem der Dabo-Tische und fragte sich, was den Ferengi an diesem Spiel so faszinierte. Als Vorta hatte Weyoun kein Interesse an materiellen Gütern. Damit fehlte ihm die Grundvoraussetzung, um Gefallen an Glücksspielen zu haben. Wenn Dabo wenigstens eine geistige Herausforderung dargestellt hätte. Aber die Regeln waren denkbar einfach. Vermutlich, um jedes auch noch so schlichte Gemüt dazu zu verleiten, sein Latinum in der fälschlichen Annahme einzusetzen, dieses Spiel mit Leichtigkeit zu beherrschen.
Weyoun empfand diese Art des Zeitvertreibs als nutzlos und langweilig. Doch da Brunt Dabo offenbar mochte, verlangte es die Diplomatie, ein gewisses Vergnügen daran vorzutäuschen.
»Dabo!« sagte die Bajoranerin, die das Rad bediente. Sie beugte sich vor und schob Brunt mit einem Lächeln seinen Gewinn zu. »Sie haben eine Glückssträhne!«
Der Ferengi nahm einen Streifen Latinum und drehte ihn zwischen seinen Fingern. »Wie ist Ihr Name?«
»Jana«, hauchte sie.
»Zauberhaft.« Brunt strich mit dem Latinumstreifen sanft über die Halsbeuge der Bajoranerin, bevor er ihn in den Ausschnitt ihres Kleides schob. »Gönnen Sie sich eine kleine Pause, Jana.«
»Ich fürchte, mein Boss sieht das nicht gerne«, wandte sie zögernd ein.
»Das«, Brunt ließ einen zweiten Streifen folgen, »lassen Sie meine Sorge sein.«
»Entzückend, nicht wahr?«, bemerkte der Ferengi, als das Mädchen sich nach einem letzten unsicheren Blick umdrehte und den Dabotisch verließ. »Diese Bajoranerinnen haben so reizende Ohrläppchen. Bei so viel Ablenkung fällt es schwer, sich auf das Spiel zu konzentrieren.«
»Finden Sie?« Weyoun sah der Bajoranerin nach, die am Ausgang des Kasinos von Quark aufgehalten wurde.
Es folgte ein kurzer Wortwechsel, der damit endete, dass Quark Jana in Richtung der Bar scheuchte und seinerseits zu Brunt und Weyoun an den Dabotisch kam.
»Jana behauptet, Sie hätten von ihr verlangt, eine Pause einzulegen?«
Brunt lächelte. »Das ist richtig.«
»Jana ist meine Angestellte! Ich entscheide über ihre Pausen! Ich bezahle sie dafür, ein Dabo-Rad zu drehen, nicht damit sie ihren Arbeitsplatz während ihres Dienstes verlässt!«
Brunts Lächeln wurde breiter. »Wenn es Sie stört, dass dieses Dabo-Rad hier stillsteht, warum bedienen Sie es nicht selbst? Bewerte Stolz niemals höher als Profit«, zitierte der FCA-Agent aus den Erwerbsregeln, als Quark zögerte. »Sie sind ein jämmerlicher Ferengi. Kein Wunder, dass Sie es in all der Zeit lediglich zu dieser drittklassigen Bar gebracht haben.«
»Also schön.« Entschlossen ergriff Quark den Spielstab. »Machen Sie Ihre Einsätze!«
Brunt schob ein Häufchen Latinum vor. »Neunzehn, rot!«
Quark sah Weyoun an.
»Bedaure.« Der Vorta lächelte entschuldigend. »Ich befürchte Sie werden ohne mich spielen müssen. Ich habe kein Latinum.«
»Wenn Sie erlauben, Botschafter«, Brunt platzierte ein weiteres Häufchen Latinum auf dem Einsatzfeld, »geht dieses Spiel auf mich.«
»Oh nein, bitte.« Weyoun hob abwehrend die Hände. »Das kann ich nicht annehmen.«
»Ich bestehe darauf«, beharrte Brunt.
»Sie sind sehr großzügig«, gab der Vorta nach.
»Erstaunlich großzügig«, bemerkte Quark.
Der FCA-Agent ignorierte es. »Worauf wollen Sie setzen, Botschafter?«
»Ich weiß nicht.« Weyouns Blick glitt über den Spieltisch, bevor er Brunt ansah. Die hellen Augen des Vortas vermittelten Ratlosigkeit. »Was empfehlen Sie mir?«
»Lassen Sie sich von Ihrer Intuition leiten!«
»Wie wäre es mit sieben, schwarz?« schlug Quark vor. »Die sieben ist eine Glückszahl.«
»Einverstanden«, sagte Weyoun. »Obwohl Glück ein irrationales Konzept ist.«
Das Dabo-Rad drehte sich. Als es anhielt, lag die kleine Kugel auf der roten Zwölf.
»Die Bank gewinnt.« Quark sammelte das Latinum ein.
»So viel zum Konzept des Glücks«, meinte Weyoun mit einem gleichgültigen Achselzucken.
»So viel zum Konzept des Falschspieles!« berichtigte Brunt.
Der Vorta runzelte die Stirn. »Wie darf ich das verstehen?«
»Quark hat Sie getäuscht und seinem Glück ein wenig nachgeholfen«, erwiderte Brunt.
»Was reden Sie da?!«, empörte Quark sich.
»Er hat das Dabo-Rad gebremst«, fuhr der FCA-Agent ungerührt fort. »Ein alter Trick. Unter dem Tisch befindet sich ein entsprechender Mechanismus. Er hat ihn betätigt. Ich habe es gesehen.«
Auf ein kaum wahrnehmbares Zeichen des Vortas schob Omet'iklan, der Weyoun wie stets begleitete, Quark ungeachtet aller Proteste beiseite, kniete sich nieder und untersuchte die Unterseite des Dabo-Rades. »Der Ferengi hat recht!« grollte der Jem'Hadar.
Weyouns Blick richtete sich auf Quark. »Sie wollten mich betrügen!«
»Nein!«, widersprach der Ferengi. »Das würde ich niemals wagen!«
In der Bar war es still geworden. Alle starrten auf das Geschehen am Dabo-Tisch.
»Ich vertrete das Dominion.« Weyouns Stimme klang sehr freundlich, wodurch sie jedoch nur noch bedrohlicher wirkte. »Mich zu betrügen, heißt das Dominion zu betrügen. Und das«, der Vorta nickte Omet'iklan zu, »kann ich nicht dulden!«
Der Jem'Hadar stand auf und ging auf Quark zu.
Der Ferengi wartete nicht, bis Omet'iklan ihn packte. Mit einem angstvollen Quieken tauchte Quark unter den Händen des Jem'Hadar weg, drehte sich um und begann zu rennen.


***


Kira lehnte neben Odo an der Balustrade der oberen Galerie des Promenadendecks. »Ich fürchte, Quark hat recht. Brunts Anwesenheit bedeutet nichts Gutes.«
Der Formwandler nickte. Kira hatte ihn auf dem Weg in ihr Quartier getroffen und ihm von ihrer Bobachtung im Kasino erzählt. Brunt und Weyoun. Wenn der Vorta sich mit einem Mann wie Brunt abgab, dann konnte dies nur heißen, dass der Agent der FCA dem Dominion nützlich war. Und alles, was dem Dominion nützte, schadete dem Alpha-Quadranten.
Ein lauter Aufruhr lenkte Odos Aufmerksamkeit auf die Promenade unter ihnen. »Wo wir gerade von Quark sprechen ... «
Kiras Blick folgte dem des Wandlers. Auf dem unteren Deck rannte der Ferengi, als gelte es sein Leben zu retten. Was vermutlich der Fall war, da er von Jem'Hadar verfolgt wurde. Weiter hinten erkannte die Bajoranerin Weyoun und Omet'iklan. Sie beugte sich über die Brüstung. »Quark!«
»Major Kira! Odo!« Der Ferengi schlug einen Haken. Offenbar versuchte er, die Treppe zur oberen Galerie zu erreichen. Ein sinnloses Unterfangen, da die Jem'Hadar bereits viel zu dicht waren.
Odo schwang sich über das Geländer. Im Fall verwandelte der Wandler sich in einen Vogel, der mit ausgebreiteten Schwingen über Quarks Kopf flog, zwischen ihm und seinen Verfolgern landete und aus dieser Bewegung heraus seine humanoide Gestalt wieder annahm.
»Halt!«
Die Jem'Hadar gehorchten.
»Was bin ich froh Sie zu sehen«, keuchte Quark hinter Odos Rücken. »Sie müssen mir helfen! Die wollen mich töten!«
»Stimmt das?«, fragte Kira, die die Treppe heruntergelaufen war und neben Odo trat.
»Antworten Sie!«, befahl Odo, als die Jem'Hadar schwiegen.
»Bitte verzeihen Sie uns diese Belästigung, Gründer.« Weyoun, der den Ort des Geschehens inzwischen erreicht hatte, verneigte sich mit abgewinkelten Armen.
»Was wird diesem Mann vorgeworfen?«
»Er hat versucht, mich beim Dabo zu betrügen.«
»Das ist nicht wahr!«, kreischte Quark. »Beim großen Nagus, ich schwöre, ich bin unschuldig. Bitte glauben Sie mir, Odo, ich würde so etwas niemals riskieren! Ich bin doch nicht lebensmüde!«
»Es gibt einen Zeugen«, stellte der Vorta mit respektvoll gesenktem Blick fest.
»Ach ja«, mischte Kira sich ein. »Wen?«
»Ein anderer Gast«, antwortete Weyoun ausgesucht höflich, eingedenk dessen, dass diese Bajoranerin sehr hoch in Odos Gunst stand.
»Brunt!«, ergänzte Quark.
Odo und Kira tauschten einen vielsagenden Blick, der dem Vorta nicht entging.
»Sie kennen Mr. Brunt?«, vergewisserte er sich.
Odo nickte. »Allerdings. Und ich hege ernsthafte Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit.«
»Er lügt, wenn er den Mund aufmacht«, fügte Kira hinzu. »Es ist seine Natur.«
»Ich hatte ja keine Ahnung.« Weyoun verneigte sich erneut vor Odo. »Offenbar habe ich die Situation falsch eingeschätzt. Ich danke Ihnen, Gründer. In Ihrer Weisheit haben Sie mich vor einem fatalen Irrtum bewahrt.«
»Heißt das, ich kann gehen?«, fragte Quark hoffnungsvoll.
»Aber natürlich.« Weyoun lächelte. »Entgegen dem, was manche behaupten, sind die Gesetze des Dominions gerecht. Wir verurteilen nur Schuldige.«
»Tatsächlich?« Kiras Stimme troff vor Sarkasmus.
Der Vorta überhörte ihre Bemerkung geflissentlich. »Wenn Sie gestatten, Gründer, wir haben uns Ihnen lange genug aufgedrängt.« Weyoun machte den Jem'Hadar ein Zeichen.
Odo sah dem Botschafter des Dominions nach, der, gefolgt von Omet'iklan und den anderen Soldaten, das Promenadendeck in Richtung OPS verließ.
»Sie hatten recht, Quark«, meinte der Constable. »Wir haben ein Problem!«


***


Gul Dukat lehnte sich in seinem Stuhl zurück und musterte Kira mit sichtlichem Wohlgefallen und unverhohlenem Interesse. »Was verschafft mir die Freude Ihres Besuchs, Major?«
»Ich bin hier, um mich über Damar zu beschweren!«
»Warum?«
»Er verfolgt mich auf Schritt und Tritt. Sogar in meiner dienstfreien Zeit! Er beobachtet mich und spioniert mir nach, wohin ich auch gehe. Ich mag das nicht!«
»Sie müssen das verstehen.« Dukat nahm Siskos Baseball aus seiner Halterung und rollte ihn in seiner Hand. »Damar erinnert sich noch gut an die Zeiten, in denen jeder Bajoraner auf Terok Nor eine potentielle Gefahr war. Können Sie es ihm da verübeln, dass er ein wenig nervös ist?«
Kira stützte ihre Fäuste auf Dukats Schreibtisch und beugte sich vor. »Ich kann mich ebenfalls noch gut an Zeiten erinnern, in denen das Leben eines Bajoraners auf Terok Nor in potentieller Gefahr durch Sie war! Aber deswegen laufe ich Ihnen nicht ständig nach und starre Sie an.«
»Nein«, bestätigte Dukat. »Obwohl ich dagegen gewiss nichts einzuwenden hätte.«
»Heißt das, Sie werden nichts unternehmen?«
Dukat wechselte den Baseball in seine andere Hand. »Ich bedaure, so ist es.«
»Wie Sie wollen.« Kira richtete sich wieder auf. »Dann wende ich mich in dieser Sache eben an Weyoun! Ich bin sicher, er wird Damar zurückpfeifen.«
»Damar untersteht allein meinem Befehl.«
»Sicher.« Kira lächelte. »Genau wie diese Station ...«
Dukats Augen wurden schmal. »Wie meinen Sie das?«
»Kommen Sie schon, Dukat.« Die Bajoranerin lachte. »Sind Sie wirklich so naiv, oder tun Sie nur so? Sie stolzieren arrogant in ihrer Uniform umher und gebärden sich als Herrscher, obwohl jeder weiß, dass Weyoun die Zügel in der Hand hält. Sie sind nichts weiter als ein unbedeutender Lakai des Dominions. Sie träumen von Macht, während Weyoun sie ausübt!«
»Vorsicht, Major. Ich erlaube niemandem, so mit mir zu reden. Nicht einmal Ihnen.«
»Sie erlauben es nicht?« Kira lachte erneut. »Wer fragt schon danach, was Sie erlauben? Dazu müsste ich Sie ernst nehmen. Und wie könnte ich das wohl, wenn nicht einmal die Ferengi es tun?«
»Was soll das heißen?« Dukats Stimme klang gefährlich leise.
»Das heißt«, Kira zog ihre Worte genüsslich in die Länge, »daß ein Vertreter von Ferenginar sich auf der Station befindet, um Weyoun als Vertreter der neuen Machthaber hier, seine Aufwartung zu machen. Das wussten Sie nicht, oder?«, fuhr die Bajoranerin nach einer kleinen Pause fort, die dem Cardassianer die Gelegenheit geben sollte, die tiefe Bedeutung dieser Mitteilung zu erfassen. »Nun, das überrascht mich nicht. Schließlich verrichten Sie nur die Drecksarbeit für das Dominion. Warum sollten die Ferengi oder eines der anderen Völker Interesse an Ihrer Person zeigen? Nur wer Macht besitzt, wird hofiert, Dukat. Wer keine hat«, Kira machte eine verächtliche Geste, »wird übersehen.«
Dukats Faust umschloss den Baseball so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
Die Bajoranerin drehte sich um und ging mit einem lässigen »Ich wünsche einen angenehmen Tag, Dukat, träumen Sie weiter!« hinaus.
Der Cardassianer starrte auf die Tür, die sich hinter der Major geschlossen hatte.
Dann holte er aus und warf den Baseball mit aller Kraft dagegen.


***


Das Replimat war nur schwach besucht. Seit dem Rückzug der Föderation aßen hier in erster Linie Cardassianer, was die übrigen Bewohner der Station davon abhielt, ihre Mahlzeiten ebenfalls im Replimat einzunehmen.
Brunt saß allein an einem Tisch und war so sehr mit dem Inhalt seines Tellers beschäftigt, dass er Quark erst bemerkte, als er direkt neben ihm stand.
»Hallo. Darf ich?« Quark griff sich einen Stuhl.
Brunt wischte sich den Mund mit einer Serviette ab. »Was wollen Sie?«
»Ich bezweifle, ob es im Replimat Rohrmaden gibt. Warum begleiten Sie mich nicht in meine Bar? Dort serviere ich Ihnen ein Rohrmaden-Soufflée, dass Ihnen die Augen übergehen.«
»Was wollen Sie, Quark?«, wiederholte der FCA-Agent gelangweilt.
»Ihre Freundschaft. Auf Dauer ist Ihre Feindschaft zu kostspielig und zu gefährlich.«
Brunt lachte. »Sie besitzen nicht genug Latinum, um meine Freundschaft zu erwerben. Und soweit, dass ich Sie Ihnen umsonst anbiete, können Sie sich gar nicht erniedrigen.«
»Ich erwarte nicht, Ihr Wohlwollen kostenlos zu erhalten«, sagte Quark. »Es stimmt, ich kann es mir nicht leisten, Ihre Freundschaft mit Latinum zu kaufen. Doch ich könnte dafür in einer anderen Währung bezahlen. Zum Beispiel mit einer Information.«
»Was können Sie schon wissen, das für mich wertvoll wäre.«
»Wie Sie meinen.« Quark erhob sich. »Dann eben nicht.«
»Warten Sie!«, hielt der andere Ferengi ihn auf. »Vielleicht kommen wir tatsächlich beide ins Geschäft. Das hängt von der Information ab, die Sie zu bieten haben. Ich höre?«
»Das werden Sie.« Quark nahm wieder Platz. »Nachdem Sie mir einen kleinen Gefallen getan haben.« Er zog ein Datenpadd aus seiner Tasche und legte es auf den Tisch.
»Was ist das?«
»Eine Erklärung, dass Sie nicht gesehen haben, wie ich versucht hätte, Botschafter Weyoun beim Dabo zu betrügen. Unterschreiben Sie!«
»Warum sollte ich?«
»Weil ich Ihnen sonst die Information nicht gebe. Betrachten Sie es als Vorschuss.«
Brunt seufzte hörbar. »Ich hoffe für Sie, dass die Information ihren Preis wert ist«, meinte er, während er die Erklärung unterzeichnete.
»Das ist sie.« Quark steckte das Padd ein. »Ich weiß nicht, warum Sie gekommen sind, und ich will es auch gar nicht wissen. Doch es war ein Fehler, sich an Weyoun zu wenden. Nein, lassen Sie es mich erklären«, winkte er Brunts Erwiderung ab. »Es ist richtig, Weyoun vertritt die Interessen des Dominions im Alpha-Quadranten. Er ist ein wichtiger Mann. Für den Moment. Aber sobald das Dominion diesen Krieg gewonnen hat, wird es sich in den Gamma-Quadranten zurückziehen und es den Cardassianern überlassen, den Alpha-Quadranten in seinem Namen zu regieren. Dann wird Gul Dukat ein äußerst mächtiger Mann sein. Vermutlich wissen Sie nicht, dass Dukat und Weyoun sich hassen. Damit sind Weyouns Freunde automatisch Dukats Feinde. Können Sie mir folgen?«
Brunt nickte langsam. »Ich denke schon. Reden Sie weiter!«
»Sie umschmeicheln Weyoun«, fuhr Quark fort. »Doch damit erreichen Sie nichts. Vorta sind anders. Sie streben nicht nach Reichtum. Weyoun wird Sie nur soweit und solange protegieren, wie es den Interessen des Dominions dient. Dukat dagegen ... Cardassianer schätzen Latinum. Dadurch sind sie korrumpierbar. Und es ist erheblich einfacher, sich die Gunst eines bestechlichen Cardassianers zu erhalten, als die eines Vortas, dessen sämtliche Wünsche sich darin erschöpfen, ein loyaler Diener des Dominions zu sein. In diesem Sinn wäre es klug, anstelle von Weyoun Gul Dukat zu umwerben. Statt dessen beleidigen Sie Dukats Stolz, indem Sie ihn ignorieren. Und das, wo er in diesem Punkt überempfindlich ist. Ich befürchte, Dukat wird Ihnen das ziemlich übel nehmen.«
»Meinen Sie?«, fragte Brunt beunruhigt. »Er weiß nicht einmal, dass ich hier bin.«
»Da irren Sie sich«, widersprach Quark. »Glauben Sie mir. Wer lange genug unter Wölfen lebt, lernt ihre Verhaltensmuster. Ich kenne die Cardassianer, und von allen kenne ich Gul Dukat am besten. Er lässt sich nicht so leicht täuschen.«
Wie um diese Worte zu unterstreichen, trat ein uniformierter Cardassianer an ihren Tisch. »Hallo, Quark!«
»Zu Ihren Diensten, Damar«, erwiderte der Ferengi die Begrüßung.
»Sind Sie Brunt?«, wandte der Cardassianer sich an den FCA-Agenten.
»Ja«, antwortete dieser unbehaglich. »Sie wünschen?«
»Gul Dukat möchte Sie sprechen. - Jetzt!« fügte Damar hinzu, als der Ferengi keine Anstalten machte, sich zu erheben.
Quark zuckte mit den Achseln. »Was habe ich Ihnen gesagt?«, meinte er, während Brunt mit der Miene eines Aktionärs aufstand, der gerade erfahren hatte, dass der Wert seiner Aktien von einer Sekunde zur nächsten auf Null gesunken war.


***


Odos Ruf ging fast vollständig im Geräuschpegel auf dem Promenadendeck unter, doch Weyoun vernahm ihn trotzdem. Vermutlich war das ohnehin ausgezeichnete Gehör des Vortas zusätzlich genetisch darauf programmiert, die Stimme eines Formwandlers herauszufiltern, ganz gleich wie laut es um ihn herum auch sein mochte.
Weyoun drehte sich um und ging Odo entgegen. In respektvoller Entfernung blieb der Vorta stehen und verneigte sich. »Womit kann ich Ihnen zu Diensten sein, Gründer?«
»Mit einer Erklärung!« Der Constable reichte Weyoun ein Datenpadd. »Brunt hat ausgesagt, er könne sich nicht daran erinnern, Quark des Betrugs beschuldigt zu haben. Er wäre zur fraglichen Zeit nicht einmal in der Nähe des Kasinos, geschweige denn gemeinsam mit Ihnen an einem Dabo-Tisch gewesen. Muss ich das so verstehen, dass Sie mich angelogen haben?«
Weyoun starrte auf das Padd. Seine Miene verriet Verwirrung. Ehrliche Bestürzung.
Angesichts dessen empfand Odo fast so etwas wie Mitleid für den Vorta. Was er sich jedoch nicht anmerken ließ. »Nun?«, hakte er statt dessen nach. »Haben Sie eine Erklärung?«
»Nein«, erwiderte Weyoun. »Ich kann Ihnen lediglich bei meinem Leben versichern, dass ich in Bezug auf Brunts Behauptung die Wahrheit gesagt habe.«
Odo war sich bewusst, dass die Beteuerung des Vortas mehr als eine bloße Floskel war. Sollte er Weyoun hier und jetzt öffentlich anklagen, ihn, einen Gründer, belogen zu haben, käme das einem Todesurteil gleich. Ein anderer hätte diese Macht genossen. Odo jedoch verspürte einmal mehr Abneigung gegen sein Volk, das die Angehörigen unterworfener Rassen zu Sklaven degradierte.
»Ich glaube Ihnen«, meinte der Wandler.
»Danke, Gründer«, sagte Weyoun leise und mit einem Maß an Demut, das erkennen ließ, dass er mit einer anderen Reaktion gerechnet hatte.
Erneut empfand Odo Widerwillen bei dem Gedanken daran, wie gering seine Art das Leben eines Solids erachtete. Laut sagte er: »Bleibt die Frage, warum Brunt versucht, Sie so offensichtlich in Misskredit zu bringen. Vielleicht sollten Sie dieses Thema gelegentlich mit Gul Dukat erörtern.«
»Dukat?«
»Ganz recht. Auf dem Weg zum Promenadendeck habe ich Major Kira getroffen. Sie kam gerade von der OPS und erwähnte, dass Brunt sich zur Zeit in Dukats Büro aufhält. Ich frage mich, was die beiden hinter verschlossenen Türen zu besprechen haben. Welches Interesse könnte jemand wie Gul Dukat wohl an einem Ferengi-Gauner wie Brunt haben, der für Latinum jeden verraten und verkaufen würde?«


***


Brunts Blick folgte der Bewegung, mit der Dukat den Baseball auf der Platte seinen Schreibtisches kreiseln ließ. »Das alles ist lediglich ein bedauerliches Missverständnis.«
»In der Tat«, stimmte der Cardassianer zu. »Äußerst bedauerlich. Für Sie!«
»Bitte glauben Sie mir, es lag nicht in meiner Absicht, Sie zu kränken«, versicherte Brunt. »Es war dieser Vorta. Er riet mir ab, Sie aufzusuchen. Er behauptete, Sie hätten eine Aversion gegen die Ferengi. Und wer bin ich, mich einem Mann wie Ihnen gegen Ihren Willen aufzudrängen.«
Dukat warf seinen Kopf in den Nacken und lachte. »Eines muss man Ihnen lassen, Sie sind wirklich amüsant. Wenn ich Sie richtig verstehe, habe ich es demnach allein Weyoun zu verdanken, dass Sie es versäumt haben, mir den schuldigen Respekt zu erweisen?«
Brunt nickte eifrig. »Genau so ist es. Ein Mann in Ihrer Position ist leider allzu oft das Opfer hinterhältiger Intrigen. Und, unter uns, ich habe das Gefühl, dass dieser Vorta alles daran setzt, Sie in Schwierigkeiten zu bringen.«
»Schon möglich«, meinte Gul Dukat. »Mir will fast scheinen, dass Sie Weyoun nicht sonderlich schätzen. Da stellt sich mir natürlich die Frage, weshalb Sie so viel Zeit mit ihm verbracht haben?«
»Äußere Zwänge«, antwortete der FCA-Agent glatt. »Tatsächlich hatte ich überhaupt keine Wahl. Diese Jem'Hadar können sehr überzeugend sein. Eine scheußliche genetische Züchtung diese Jem'Hadar. Genau wie die Vorta. Einfach ekelhaft. Und von allen ist Weyoun der Schlimmste!«
»Ich werte das als Kompliment.«
Brunt fuhr herum und starrte Weyoun, der in der offenen Tür des Büros lehnte, entsetzt an.
Schräg hinter dem Vorta stand der Erste Omet'iklan, in seinen Händen das Gerät, mit dem er die Türsperre entriegelt hatte.
Dukat sprang auf. »Weyoun! Wie können Sie es ...«
Der Ausdruck in den hellen Augen des Vortas ließ den Cardassianer verstummen.
Brunts Blick irrte zwischen Gul Dukat und Weyouns ausdrucksloser Miene hin und her.
»Ich ... ich kann alles erklären«, stotterte er.
»Das ist nicht nötig!«, schnitt Weyoun ihm das Wort ab. »Ich verstehe vollkommen!«



Epilog


Die Bar war geschlossen. Odo und Kira saßen an der Theke und sahen Quark dabei zu, wie er den Inhalt einer bauchigen Flasche in drei hohe Gläser verteilte.
»Zu schade, dass ich Dukats Gesicht nicht sehen konnte, als Weyoun so unerwartet in sein Büro geplatzt ist«, bedauerte die Bajoranerin. »Ein Jammer, dass Weyoun ihn nicht kurzerhand aus der nächsten Luftschleuse geworfen hat.«
Quark zuckte mit den Achseln. »Das Dominion kann auf Dukat nicht verzichten. Das ist eben Politik. Allerdings werde ich wohl nie begreifen, warum Sie Weyoun daran gehindert haben, Brunt durch eine Luftschleuse hinaus ins All zu befördern, Odo.«
»Hätte ich einen Mord zulassen sollen?«, hielt der Wandler dagegen.
»Sie nennen es Mord«, meinte Quark. »Ich einen Gefallen unter Freunden.«
»Wir sind keine Freunde!«
»Mag sein«, räumte Quark ein. »Zumindest aber sind wir jetzt so etwas wie Kampfgefährten. Und darauf möchte ich mit Ihnen trinken.«
Kira rümpfte ihre Nase. »Mit Rootbier?«
»Ein Getränk der Föderation ist der Situation angemessen«, erklärte der Ferengi.
»Und dank der gesunkenen Nachfrage so günstig«, bemerkte die Bajoranerin trocken.
»Besonders bei Ihrem Vorrat«, ergänzte Odo. »Ich habe gehört, Rootbier hält sich nicht lange. Ich nehme an, diese Flasche da gehört zu jenen, die verbraucht werden müssen.«
»Lästern Sie ruhig«, meinte Quark würdevoll. »Ich jedenfalls erhebe mein Glas darauf, dass es hier bald wieder von Gästen nur so wimmelt, die lieber Rootbier als Kanar trinken!«
Der Ferengi nippte an seinem Getränk und verzog das Gesicht.
»Was haben Sie?« Misstrauisch beäugte Kira den Inhalt ihres Glases.
»Nichts!«, nuschelte Quark. »Dieses Rootbier ist ein ausgezeichneter Jahrgang!«
Die Bajoranerin runzelte die Stirn. Dann sah sie Odo an. »Replimat?«
»Einverstanden.« Der Wandler stand auf.
»Warten Sie!«, rief der Ferengi den beiden nach, die einträchtig in Richtung Ausgang strebten. »Ich habe noch jede Menge Flaschen Rootbier. Ich könnte eine andere öffnen ...«


Ende
Rezensionen