TrekNation

Das ultimative Archiv deutscher Star Trek Fanfiction!

Nebel

von VGer

Kapitel 1

(Nach dem Ende von Ex Astris - Kalte Krieger.)




Krieg.

Krieg war ein völlig abstraktes und surreales Konzept. Sie waren eine Generation des Friedens und der Hoffnung, aufgewachsen in einer durch und durch pazifistischen Gesellschaft, mitten im Wohlstand den sie für so selbstverständlich hielten wäre es ihnen nie in den Sinn gekommen, dass es je anders gewesen war oder anders sein könnte. Vielleicht war genau das der Fehler der Generationen vor ihnen, sie hatten vom Krieg erzählt, von den beiden Kriegen die sie erlebt hatten, und ihre Perspektive erschien immer fast verklärt und etwas zu nostalgisch. An die Grausamkeiten und Gräueltaten die sie erdulden mussten und die sie begangen hatten wollten oder konnten sie sich nicht erinnern, ob bewusst oder unbewusst hatten sie, wenn sie erzählten, kaum mehr gesagt als die Geschichtsbücher längst verraten hatten, gespickt mit einigen glorifizierten Schilderungen von Heldenmut und Kameradschaft. Ihre Großeltern und teilweise sogar noch ihre Eltern erinnerten sich an den Tag, als der Dominionkrieg ausbrach oder an dem die Breen die Erde bombardierten, doch alles was danach von universalpolitischer Wichtigkeit gewesen war, war so weit weg passiert, irgendwo am äußersten Rand des Föderationsterritoriums und so weit weg von ihrem alltäglichen Leben. Man nannte es euphemistisch „Grenzkonflikte“, die um Deep Space K-7 wie auch die an der Romulanischen Neutralen Zone, man hatte es in den Nachrichten gesehen und gleich wieder vergessen. Sie selbst waren noch zu klein gewesen um sich erinnern zu können, es war die große Zeit ihrer Eltern gewesen, schließlich waren das die Ereignisse, die später Wendepunkte und Meilensteine in ihrer Karriere sein würden. Danach war man optimistisch gewesen und hatte nach vorne geblickt statt zurück, bar jeder Reflexion, und man hatte nicht mehr darüber geredet, weil es so irrelevant schien, schließlich war es ja nur das übliche diplomatische Gerangel gewesen und kein richtiger Krieg. Man hatte es sich so lange eingeredet bis man es selbst glaubte – sogar die, die mittendrin gewesen waren.

Als der Krieg begann und sie mit all seiner Wucht überrannte saßen sie in der kleinen Kadettenwohnung am Campus der Sternenflottenakademie, der mit einem Schlag und einer Bombe mehr gespenstisch still geworden war, stiller noch als sie selbst, die es nicht wahr haben wollten, es waren. Und währenddessen war auch das wahrscheinlich für so viele Milliarden im Universum so weit weg, viele Lichtjahre von ihren Lebensrealitäten und ihren Heimatplaneten entfernt, nur ein lächerlicher kleiner Konflikt, nur ein Bürgerkrieg, nur ein paar wütende Klingonen mit denen man schon fertig werden würde, denn Klingonen waren immer wütend und man wurde doch immer mit ihnen fertig, das hatte doch schon Captain Kirk bewiesen, und die Andorianer spien auch immer Frost und tosende Eiszapfen ohne je etwas zu erreichen. Doch wenn man mittendrin war, war alles so anders.

Der Nebel legte sich über San Francisco wie an jedem anderen Tag im Spätsommer, er waberte sanft und salzig über die Bucht herein, wie er es seit Jahrtausenden schon tat. Manchmal erstickte er die Stadt und manchmal tröstete er sie; heute war er wie eine vertraute Decke, unter der man sich von der harschen Realität und dem Rest des Universums verstecken konnte, nur für einen kurzen Moment, nur noch fünf Minuten, bevor sie weggerissen wurde und ein neuer Morgen unbarmherzig graute.

Yulia schenkte Vodka nach und lächelte, denn sie lächelte meistens, auch wenn ihr ganz und gar nicht danach war. Sie wussten, dass es ihr letzter Abend zusammen sein würde.

„Erinnert euch.“, sagte Yulia und erhob zynisch ihr Glas. „Für jede Generation gibt es den einen Moment an den sich immer alle erinnern werden, wo noch die alten Leute wissen werden wo sie waren als es passierte. Das hier ist unserer.“
„Das kannst du nicht wissen, Yuli.“, widersprach Teddy schwach.
„Doch.“, sagte Telaya bitter. „Genau das ist es, und es soll so sein.“

Und sie würden sich erinnern, an das Blut und den Schmerz und den staubigen Nebel den die Bomben hinterließen.
Rezensionen