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Dieser Traum ein Leben

von VGer

Traum

Eine Gutenachtgeschichte für Schafi95
Jadzia Dax wand sich genüsslich in seinen Armen, räkelte ihren wohlgeformten nackten Körper leise seufzend gegen seinen. Sein Zeigefinger mäanderte zärtlich an ihrer Seite entlang, von der Schläfe bis in die Zehenspitzen malte er spielerisch den Weg ihrer Zeichnung nach, ließ sie Punkt für Punkt erschaudern. Sie waren befriedigt, verschwitzt und atemlos und konnten doch nicht voneinander lassen; sie kannten sich schon zu gut, wussten um wie viel sensibler sie reagierten, nachdem sie sich zuerst zügellos ausgetobt und abreagiert hatten, um Platz zu schaffen für das, was den blanken leidenschaftlichen Wahnsinn, und die Knochenbrüche, die damit einher gingen, überragte. Zwei klingonische Herzen, denen sich nichts in den Weg stellen sollte, und die unaufhörlich im Gleichtakt füreinander und miteinander schlugen.

Worf knurrte guttural und liebestoll, seine parMach’kai drehte sich gemächlich zu ihm um und fixierte ihn einige Momente lang mit einem verklärt funkelnden Blick, an den er sich für immer erinnern würde. Verwegen schmunzelnd leckte sie sich lasziv über ihre Lippen und versenkte ihre Zähne tief in seiner Wange. Eine uralte Geste der Liebe und der absoluten Hingabe, er bäumte sich donnernd auf während ihm die Bedeutung dessen erneut bewusst wurde und der süße Schmerz seinen Körper durchfuhr. Sie besaß die Eleganz eines Raubtiers und jede Faser ihres Körpers machte ihm klar, dass er, der stolze und unbesiegbare Krieger, jetzt ihre begehrte Beute war. Ihre zarten Hände, und vor allem ihre spitzen Fingernägel, eroberten und erkundeten ihn geschickt und erfahren, mit herrlich quälender Langsamkeit spielte sie zuerst mit den strammen Muskeln an seiner Brust und seinem Bauch, zwischendrin ein gehauchter Kuss von ihren kühlen Lippen, sein Name geflüstert als sei er ein inniges Gebet, und nach und nach glitt sie tiefer und weiter nach unten.

Worf beobachtete sie hitzig erregt, er bebte, als sie mit dem energischen Rhythmus ihrer Hände und einem leichten Flackern ihrer Zunge dort ankam wo sie sein und er sie haben wollte, er packte sie besinnungslos vor Leidenschaft bei den Schultern und drückte sie fester an sich, sich tiefer in sie. Es war ihre Hochzeitsnacht und er hatte noch nie, niemanden, nichts so sehr geliebt.





Mit einem gellenden Schrei erwachte der Klingone.

Schweißüberströmt saß er aufrecht im Bett, die Hände brutal in das Bettzeug gekrallt, und es brauchte einige Minuten, bis sein Keuchen abflaute und er nicht mehr nach Luft ringen musste. Mindestens ebenso lange blieb er völlig desorientiert, und ein potentieller Feind hätte ihn währenddessen längst und mit Leichtigkeit überwältigen können, noch bevor er erkannte, dass er sich mitnichten in seinem und Dax’ früheren Quartier auf Deep Space Nine sondern in seiner Residenz in der Föderationsbotschaft auf Q’onoS befand. Seine Eingeweide hatten sich zu einem üblen Gefühl der Angst und der Überwältigung zusammengekrampft und sein Herz raste willenlos.

„Worf“, sagte eine Stimme neben ihm, die eindeutig nicht Jadzia gehörte. „qaHoy“, mein Lieber, „Du hast wieder geträumt.“



Allmählich dämmerte die Realität zitternd zurück in sein Bewusstsein. Natürlich. Jadzia war tot und er war allein, seit vielen Jahren schon, mit der Zeit hatte er sich damit abgefunden – sie blieb geliebt und unvergessen, und auch der Schmerz ließ nach und wurde zur stumpfen Erinnerung. Trauer, wie er sie empfand, war nichts, was normale Klingonen nachvollziehen konnten, nicht einmal er selbst - er schob es auf seine menschliche Erziehung und verdrängte es in die hinterste, die dunkelste Ecke seines klingonischen Herzens. Es war nicht der erste derartige Traum, aber er hatte schon lange nicht mehr von ihr geträumt, nicht so.

Hin und wieder hatte er nach zu viel Blutwein nachgegeben, wenn Martok, sein Bruder und sein treuer Freund, besonders beharrlich gewesen war und ihm wieder eine Frau geschickt hatte, wohl um ihn aus seinem selbstauferlegten Elend zu erlösen. Er hatte sich nichts vorgemacht, hatte immer gewusst worauf er sich einließ. Routinierter, animalischer, hilfloser, unbefriedigender Sex, der ihm nichts bedeutete. Die Kurtisanen verschwanden lautlos mit dem Morgengrauen, und als Martok ihm irgendwann die Tochter des Lomakh vorstellte, seines Zeichens einer der engsten Verbündeten ihres Hauses, durchschaute er seine Hintergedanken und lehnte so ehrenvoll es ihm möglich war ab. Er wollte nichts davon wissen, auch nicht von den anderen glorreichen Junggesellinnen des Reiches, manche schöner und jünger als andere, die Wind davon bekommen hatten, dass einer der tuqnIgh des Martok, einer der Brüder des mächtigen Kanzlers, einer der Mitglieder in seinem Haus, ohne Gefährtin war. Martok schüttelte den Kopf und Sirella rümpfte die Nase, verständnislos, während sein Sohn Alexander und seine menschlichen Eltern und vor allem Ezri ihn anflehten, nach vorne zu sehen und wieder glücklich zu sein. Doch Worf zeigte kein Interesse, er war vieles, doch bereit für eine neue Liebe war er nicht.

Die letzten Tage und vor allem die letzte Nacht hatten alles verändert.

„Ich wollte dich nicht wecken. Schlaf weiter“, sagte er harsch.
„Du hast von Jadzia geträumt“, murmelte sie, plötzlich wach, und im roten Zwielicht der Nacht sah er aus dem Augenwinkel, wie sie ihren verschlafenen Körper hochwuchtete und sich neben ihn setzte, spürte ihre Hand beruhigend auf seinem Knie. Es schien sie nicht zu stören.
„Ja“, gestand er mit erstickter Stimme, schluckte und erinnerte sich nochmals zu deutlich an die beunruhigend erotischen Bilder seiner lange verstorbenen Frau in seinem Unterbewusstsein und an die realen Ereignisse der vergangenen Nacht mit einer ziemlich lebendigen Frau. „Es tut mir leid.“
„Glaubst du wirklich, dass ich das nicht verstehe?“, fragte sie leise und umfasste sein Handgelenk, wie er es am Abend zuvor getan hatte, nur viel sanfter diesmal. Er hatte ihres genommen, zu seinem Mund und seiner Nase geführt, seine Fingernägel in ihre Handfläche gegraben bis sie blutete und begierig ihren Duft und ihren Geschmack in sich aufgesogen, hatte sie mit allen Sinnen in sich aufgenommen und auf dieselbe Weise hatte er sich ihr angeboten. Sie, die sie nur an die menschliche Art des Küssens gewöhnt war, hatte ihn nicht nur gewähren lassen, sie hatte es uneingeschränkt genossen, als sei es ein bislang unentdeckter oder wohl verborgener Teil ihrer Selbst gewesen, den er mit dieser einen Geste zum Leben erweckt hatte.
„Du musst jetzt gehen“, sagte er gequält, denn diesmal machte es ihm mehr aus als er sich eingestehen wollte. „Ich kann das nicht, es ist meine Schuld und es tut mir leid. Auch, dass ich Schande über dich gebracht habe.“
„Nein, Worf. Ich bleibe“, widersprach sie bestimmt. „Du und ich, wir sind beide in derselben Situation. Erinnerst du dich, was du zu mir gesagt hast, als du mich nach Q’onoS eingeladen hast? Es würde mir guttun, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und ein neues Leben zu beginnen. Du hattest recht damit, aber für dich gilt dasselbe. Du quälst dich schon viel zu lange.“
„Vermutlich“, sagte er unschlüssig.
„Du hast mich in dein Leben gelassen, und ich kenne dich inzwischen gut genug, um zu wissen, dass du das nicht ohne guten Grund und reifliche Überlegung getan hast“, schmunzelte sie in die Dunkelheit.
„In der Tat“, sagte er und nickte, was sie nicht sehen konnte, aber fühlen. „Ich frage mich nur, ob es richtig ist, dir das aufzubürden.“
„Was mir eine Bürde ist und was nicht entscheide immer noch ich“, sagte sie und legte alle Stärke die sie noch erübrigen konnte in ihre Stimme.
Sein Atem stockte einmal mehr.
B’Elanna Torres streichelte nachdenklich schweigend Worfs Haar. Was das alles zu bedeuten hatte wusste sie nicht, wusste keiner von beiden.
Sie saßen zusammen bis der Morgen in einer blassen Schattierung von Altrosa und Gold graute, nackt im Bett und jeder in seinen eigenen Gedanken versunken. Der Beginn einer Romanze sah anders aus, doch das Leben wie es war, das war kein Traum sondern die Realität, der sie sich mit dem ersten Licht stellen mussten, wenn die Gespenster der Nacht, und damit auch die Gesichter und das Lachen von Jadzia Dax und Tom Paris in ihrem Geist, durch die blutrote Sonne vertrieben wurden.

Worf drehte sich um, mühsam, er wuchtete seinen schweren Körper so zurecht, dass er B’Elanna direkt in die Augen sehen konnte. Er war ein stummer alter Krieger, des Kämpfens müde, und sozusagen über Nacht war die Mauer der Einsamkeit, die er so lange so akribisch errichtet hatte, einfach gefallen. Seine Hand fand ihr Gesicht, sein Daumen streichelte über ihre Wange, wo er sie Stunden zuvor wie benebelt gebissen hatte, als er für einen kurzen Moment vergessen konnte, wer sie war oder eher wer sie nicht war, seine Arme wickelten sich um ihren verdorrten Körper und drückten sie an seine Brust. Er wusste, dass er ihr den Halt geben konnte den er suchte. Er wusste auch, dass er sie niemals so lieben würde wie er einst geliebt hatte und auch, dass es ihr ebenso erging. Doch er wollte lieben können.
„Danke dir“, sagte er schlicht, dann ließ er die alten Worte entschlossen rollen: „jIH dok!“
Im warmen Morgenlicht, das den herannahenden Sommer auf Q’onoS’ nördlicher Hemisphäre ankündigte, spürte er sie unter der Decke frierend erzittern und schließlich erstarren. Als er die Augen schloss, sah er Jadzias, blitzblau funkelnd und voll des jugendlichen Leichtsinns gepaart mit der Erfahrung von über dreihundert Jahren, diesen schalkhaften, ernsthaften Blick, den er so sehr liebte und nie wieder sehen würde, so sehr er es sich auch wünschte. Als er die Augen wieder öffnete, sah er B’Elannas, dunkel und düster und alt wie seine eigenen, und voll von Emotionen, die sich nicht deuten ließen. Sie waren nicht jung und sie waren nicht frei, aber sie waren. Er fühlte sich auf eine unverständliche Weise gleichzeitig tot und auch lebendig. Er duckte sich und wartete. Es war mehr als ein Augenblick, vielleicht waren es zwei oder drei oder gar fünf Augenblicke, währenddessen er mit wachsender Sicherheit ihre Zurückweisung erwartete und sich vergeblich einzureden versuchte, dass das alles keine Bedeutung hatte.
„maj dok“, antwortete sie schließlich.
Mein Blut. Unser Blut. Der alte klingonische Schwur. Ein Versprechen. Eine Zukunft.
„Meinst du das ernst?“, fragte er schließlich.
„tlhIngan jIH, qaHoy.“, sagte sie; wir sind Klingonen, mein Lieber.
Aus Worfs Kehle drang ein erleichtertes Röhren, und B'Elanna stimmte darin ein. Sie waren Klingonen, so sehr sie es auch nicht waren, und es war auch kein Traum. Sie sprachen nicht von Liebe und würden es noch lange nicht tun, doch es war die Zukunft, die endlich und deutlich vor ihnen lag. Es war kein Traum, es war ein Leben.
Falls sich jemand wundert: Diese Geschichte gehört zu meinen Serien Voyagers&Wayfarers und Ex Astris, die ein (alternatives?) Post-Endgame-Universum erschaffen. Siebzehn Jahre nach Rückkehr der Voyager in den Deltaquadranten verunglückt Tom Paris bei einem Testflug tödlich und B'Elanna versucht ihr und Mirals Leben weiterzuleben. Naja, lest selbst ;-)
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