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Machtspiele

von Martina Bernsdorf

Kapitel 1

Einige Wochen später

Dukat verschränkte die Arme hinter dem Rücken und wippte leicht auf den Absätzen seiner Stiefel. Sein Blick glitt ruhig über die Promenade, während ein stilles Lächeln auf seinen dünnen Lippen lag.
„Sie scheinen dies zu genießen, Gul Dukat.“ Die weiche Stimme des Vorta ließ Dukats Lächeln gefrieren. Selbst in der Stunde seines größten Sieges mußte dieser heuchlerische Diener der Gründer ihm die Stimmung verderben. Im Grunde verdarb seine bloße Anwesenheit auf Terok Nor Dukat den Genuß, den er sonst empfunden hätte, endlich wieder Herr dieser Station zu sein.
Er warf Weyoun einen Blick zu, der geziert die Hände verschränkt, neben ihn trat und einen nur vage interessiert wirkenden Blick auf das Promenadendeck huschen ließ. Der Vorta legte leicht den Kopf schief und betrachtete Dukat mit dem Interesse eines Kindes, das mit Vergnügen einer Heuschrecke die Beine einzeln ausreißt. „Was genau genießen Sie an diesem Ausblick, Dukat?“
Der Cardassianer beugte sich leicht vor und stützte die Hände auf die Metallrohrkonstruktion, die das über der Promenade gelegene Deck sicherte. Er umfaßte das Metall und drückte zu, während er sich vorstellte, es sei der Hals des Vorta. Wie sehr verachtete er den Mann! Keine Sekunde in seiner Anwesenheit verging, ohne daß Dukat sich bewußt war, daß er einen hohen Preis für die neue Macht Cardassias hatte bezahlen müssen. Die kalten, zornerfüllten Worte von Major Kira klangen noch in seinen Ohren, die ihm vorwarf, sein Volk verraten und verkauft zu haben. An das Dominion, an die Gründer.
Weyoun ließ einen weiteren Blick aus seinen fahlvioletten Augen auf den Bajoranern ruhen, die vorbeiströmten. Hier und da warf jemand einen verstohlenen Blick hoch zu dem Mann in cardassanischer Kampfuniform.
Ein leichtes Lächeln glitt über Weyouns Lippen. „Ist es die Angst in den Augen dieser Bajoraner, die Sie so sehr genießen, Dukat?“
Dukat straffte die Schultern. „Sie respektieren mich als den Machthaber dieser Station, etwas Furcht gehört dazu.“
Der Vorta lachte gestelzt und hob leicht die Hand, als Dukat sich wütend zu ihm umdrehte. Er winkte ab. „Verzeihen Sie, Gul Dukat, wenn ich lache. Es ist nur so faszinierend, wie die Bewohner dieses Quadranten Macht definieren.“
Dukat hob leicht die Mundwinkel an, zu einer Parodie eines Lächelns. „Und was genau, ist daran so faszinierend, Weyoun?“
Der Vorta ließ einen Blick auf Dukat ruhen, der sehr deutlich machte, wie sehr er auf ihn herabsah. „Natürlich die Kurzsichtigkeit dessen, was Sie als Macht ansehen, Gul Dukat.“
„Große Worte für einen Mann ohne jede Macht.“ Dukat nahm für einen winzigen Sekundenbruchteil ein Zucken im Gesicht des Vorta wahr, was seine ansonst so kontrollierte Mimik ein wenig ins Wanken brachte. Kein militärischer Sieg konnte befriedigender für den Cardassianer sein.
Der Vorta hob leicht die Hände an, in einer seiner typischen, kriecherischen Gesten, die Dukat so verachtete und von denen er dennoch wußte, daß sie nur ein Spiel waren. Er war nicht so dumm, den Vorta zu unterschätzen, er war der Mann, auf den die Jem´Hadar hörten, zumindest auf dieser Seite des Wurmloches.
„Ich bin ein Diener der Gründer, ich muß Macht nicht in Worte kleiden, die Gründer sind die Macht. Wahre Macht, Gul Dukat.“ Weyoun deutete auf die dahinströmenden Bajoraner auf dem Promenadendeck. „Nicht diese kleinen Spielchen hier.“ Der Vorta verneigte sich ein wenig vor Dukat, eine Geste, die man von weitem als Unterwürfigkeit hätte interpretieren können, aber die nichts dergleichen war. Selten hatte Dukat eine deutlichere Kampfansage erhalten.
Er blickte dem Vorta nach und verfluchte still die Umstände, die ihn dazu gezwungen hatten, die Allianz mit dem Dominion einzugehen.

* * * * *


Knisternd entlud sich Energie an dem Schutzschild. Leeta zog die Finger zurück und ignorierte die Jem`Hadar, die ihre Sturmgewehre ein Stück erhoben hatten - eine deutliche Warnung.
„Tu das bitte nicht noch einmal, Liebling.“ Rom betrachtete sie mit einem Blick, der Leetas Herz hätte schmelzen können, voller Liebe und Sorge um sie. Er saß in einer Gefängniszelle, seine Hinrichtung als Saboteur war angesetzt und alles, woran er dachte, war ihre Sicherheit und daß sie sich nicht die Finger an der Energie der Schutzschilde verbrannte. Leeta fühlte, wie sich Tränen an ihren Wimpern fingen.
„Wie konnte das passieren, Rom?“ Leeta bemerkte den Blick des Ferengi, der kurz zu den Jem`Hadar glitt, doch sie waren außerhalb deren Hörweite.
„Es war ein wichtiger Plan, Leeta, ich weiß nur nicht, was schiefging. Major Kiras Pläne erschienen mir sonst immer sehr effektiv.“
Leeta verzog leicht schmollend den Mund. Natürlich, Major Kira, die einstige Widerstandskämpferin, hatte sicherlich ohne eine Gedanken an Sicherheit verschwendend, einen waghalsigen Plan entworfen, und nun saß Rom in einer Zelle und wartete auf seine Hinrichtung. Sie hatte oft, noch während der Besatzungszeit, gehört, daß es nur zwei Arten von Widerstandskämpfern gab, tote oder solche, die alle um sich herum in den Tod rissen.
„Sie hätte besser auf deine Sicherheit achten müssen, Rom! Und wo ist sie überhaupt? Sie sollte sich Gedanken darüber machen, wie man dich aus diesem Gefängnis herausholt.“
Rom schüttelte leicht den Kopf. „Wir wußten, daß es riskant ist, Leeta! Als ich hier auf Deep Space Nine blieb, wußte ich, daß es auch so enden könnte. Es war und ist immens wichtig, daß dieses Minenfeld im Wurmloch nicht deaktiviert wird, denn wenn dies geschieht, sind wir alle verloren.“
Leeta schüttelte leicht den Kopf. „Dann ist die Föderation verloren, Rom, aber das heißt nicht zwangsläufig, daß wir in Gefahr wären. Bajor ist neutral! Sollen das Dominon und die Cardassianer sich von mir aus den Rest des Quadranten teilen.“
Rom sah sie erschüttert an, dann schüttelte er bedauernd den Kopf. „Das meinst du nicht, mein Liebes. Das ist nur die Angst um mich, die dich das sagen läßt.“
Leeta schüttelte wild den Kopf, in diesem Moment wollte sie glauben, daß ihr alles andere egal war außer Rom.
„Glaubst du wirklich, man würde Bajor verschonen, Leeta?“ Rom wirkte geknickt, er wollte, daß Leeta begriff, warum er sich auf diese Sache eingelassen hatte, begriff, warum er keine Wahl gehabt hatte und er wollte, hoffte, daß sie ein wenig stolz auf ihn war, weil er dies getan hatte.
Leeta schüttelte stumm den Kopf, während Tränen über ihre Wangen strömten. „Ich will, daß du lebst, Rom.“ Sie wußte, daß Rom recht hatte, wußte genau, was es bedeutete, wenn die Föderation verlor, wenn durch das Wurmloch die Verstärkung des Dominion in diesen Quadranten strömte. Doch sie wollte nicht, daß Roms Leben der Preis dafür war, und so, wie momentan alles aussah, würde er vollkommen umsonst sterben. Seine Mission war gescheitert, in ein paar Tagen würden die Minen deaktiviert und der Alphaquadrant die sichere Beute der Gründer, die ihre Art der Ordnung allen angedeihen lassen würden, ob sie nun wollten oder nicht.
„Noch ist nicht alles verloren.“ Rom versuchte ein aufmunterndes Lächeln. „Vielleicht greift die Sternenflotte Terok Nor rechtzeitig an. Vielleicht haben Odo und Major Kira schon einen todsicheren Plan, um mich zu befreien.“
Leeta blickte Rom an. Sie kannte ihn zu gut, der kleine Ferengi hatte vor lauter Eifer, sie zu trösten und zu überzeugen, fast zu stottern begonnen, und doch wußte sie, daß er log. Sie sah es ihm an den Ohren an. Ihre langjährige Arbeit mit und unter einem Ferengi hatten sie all die kleinen Anzeichen gelehrt um zu wissen, wie subtil ihre Körpersprache war, und sie wußte immer, wann Quark sie um ein paar Streifen ihres Lohnes betrog. Rom hatte sie bisher nie belogen, und er war darin noch wesentlich ungeschickter als sein Bruder.
Rom senkte leicht die Augen unter Leetas durchdringendem Blick, sie blickte selten jemanden so intensiv an. In den Jahren der Besatzungszeit hatte sie gelernt, nach außen hin immer das kleine, dumme Dabomädchen zu sein, so daß diese Maske ein Teil von ihr geworden war. Rom hatte immer dahintergesehen, und er wußte auch jetzt, daß Leeta genau wußte, daß er gelogen hatte. Die Föderation würde nicht rechtzeitig kommen, der Krieg stand sehr schlecht, und in dem Moment, in dem das erste Schiff des Dominionnachschubkonvois das Wurmloch passieren würde, war der Krieg verloren. Und was Major Kira anging, hatte er selbst betont, daß es momentan nur ein Ziel geben durfte, die Zerstörung des Deflektorgenerators, mit dem man das Minenfeld zu deaktivieren gedachte.
„Es wird alles gut werden, Leeta.“ Rom versuchte, überzeugend zu klingen, für Leeta und für sich selbst. Er war kein Held, er wollte nicht sterben, eigentlich gab es nichts, was er wollte, außer mit seiner wunderschönen, geliebten Leeta den Rest seines Lebens zu verbringen. Und doch hatte er keine Wahl gehabt, gerade weil er liebte. Wie würden sie in einem Universum leben können, in dem sie nicht länger frei war? In dem irgendwelche gestaltwandlerischen Tyrannen über all jene zu herrschen und bestimmen gedachten, die sie nicht einmal verstanden. Sie waren in den Augen der Gründer nur Solids, ihr Leben zählte nicht im Angesicht der Großen Verbindung.
Leeta zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen, sie hatte vor langer Zeit gelernt zu lächeln, selbst wenn ihre Seele weinte. „Ja, das wird es, Rom. Das wird es.“
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