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Eine kleine Revolution

von Gabi

Kapitel 2

„Nein!“ Der frustrierte Ausruf erklang zweistimmig im dämmrigen Licht des Quartiers. Der Kommunikator piepste erneut. Kiras Arm tastete sich zur Kommode neben dem Bett. Murrend fischte sie nach dem Störenfried.

Der unter ihr liegende Bareil schlang seine Arme um ihren nackten Körper. „Kannst du dieses Ding nicht nachts abschalten?“ wollte er wissen, während er sie an sich drückte. Sie schüttelte den Kopf: „Wenn ich nicht antworte, haben wir die Sicherheit innerhalb kürzester Zeit hier... Antos!“ Kira keuchte auf, „beweg' dich jetzt bloß nicht noch einmal, wenn ich spreche.“

Das Piepsen des Kommunikators schien ungeduldiger zu werden. „Kira hier.“

„Major! Warum dauert das so lange?“ Der Tonfall des Commanders verhieß nichts Gutes.

„Ich... ich habe geschlafen“, verteidigte Kira sich lahm, aber Sisko schien nicht an einer Erklärung gelegen zu sein.

„Ich muss Sie sofort in meinem Büro sehen!“

„Was? Jetzt?“ Die Bajoranerin spürte die besitzergreifenden Arme des Vedek. Sie hatte nicht die geringste Lust, ihn jetzt zu verlassen.

„Haben Sie Probleme damit?“

„Ich, nein... aahhh!“ Kiras Stimme brach ab, als sich Bareil doch bewegt hatte. Er sah unschuldig zu ihr auf, während sie versuchte, ihn mit Blicken festzunageln.

„Major? Ist alles in Ordnung?“ Siskos Stimme war ungewohnt ungeduldig.

Kira beschloss, seine Geduld nicht noch länger auf die Probe zu stellen. „Ja, Sir. Ich bin sofort da, Sir.“ Damit deaktivierte sie ihren Kommunikator.

„Was ist passiert?“ wollte Bareil wissen, als Kira sich aus seiner Umarmung schälte. Sie zuckte mit den Schultern und machte sich daran, ihre verstreute Kleidung zusammenzusammeln. „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber es muss etwas Großes sein, Sisko klang ungemütlich.“

„Soll ich dir beim Anziehen helfen?“ Kira seufzte. Der Vedek hatte sich im Bett aufgerichtet, die verrutschte Decke gab verführerische Ausblicke auf seine Haut frei.

„Bleib, wo du bist, Antos. Sonst komme ich hier nicht mehr raus.“ Sie zog sich den zweiten Stiefel an, fuhr mit den Fingern durch ihr Haar und befand sich schon auf dem Weg zur Tür. Über die Schulter rief sie ihm noch zu: „Bleib nicht auf, ich weiß nicht, wie lange das dauern wird!“

Der Vedek blickte frustriert der davoneilenden Kira hinterher.

* * *



Der Gesichtsausdruck des Commanders verhieß wahrlich nichts Gutes. Er sah aus, als hätte man ihn mitten aus dem Tiefschlaf gerissen, und der Blick, mit welchem er die ankommende Kira bedachte, schien ihr die volle Schuld dafür geben zu wollen. Als die Bajoranerin den neben dem Bürotisch stehenden Horkk bemerkte, dämmerte ihr Übles.

„Major, Horkk hat mich aus dem Schlaf geholt“, begann Sisko ohne einleitende Worte. „Und ich hoffe sehr, dass Sie mir erklären können, warum!“

Kira hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und erwartete in schweigender Habachtstellung das Donnerwetter, welches nun unzweifelhaft erfolgte. Der Synthehol musste den Hedronka-Frauen übel mitgespielt haben.

Sisko lehnte sich auf dem Bürotisch zu ihr vor. „Sie haben den Frauen der Hedronka Alkohol gegeben?“ verlangte er zu wissen.

„Synthehol, Sir“, berichtigte Kira, um ihre harmlose Absicht zu verdeutlichen.

„Synthehol...“, Sisko seufzte. „Das scheint bei ihrem Metabolismus keinen Unterschied zu machen...“

„Sir, es tut mir leid, wenn ich den Frauen damit Übelkeit bereitet habe. Ich wollte...“

„DAS ist nicht das Problem“, unterbrach Sisko seinen Ersten Offizier. „Wenn ich Sie, Horkk, richtig verstehe, geht es den beiden prächtig.“

„Das tut es“, in der Stimme des Hedronka schwang ein scharfer Unterton mit, der Kira aufhorchen ließ. Wo lag dann das Problem? Sie sah ihren Vorgesetzten verwundert an. „Ich verstehe nicht ganz...?“

„Das Problem liegt in dem, was Sie ihnen dabei erzählt haben, Major“, Sisko ließ sich frustriert wieder in den Sessel zurückfallen. Allmählich bekam Kira das Gefühl, nicht ganz wach zu sein. Es war ihr schleierhaft, wohin das Gespräch führen sollte. Sie wünschte sich in ihr Bett zu Bareil zurück. „Sir?“

Sisko wechselte einen ungemütlichen Blick mit Horkk. Dessen Miene schien deutlich zu sagen 'Warum haben Sie Ihre Frauen auch nicht besser unter Kontrolle?' Und plötzlich wurde es Kira bewusst, wo das Problem lag. Sie musste sich zusammenreißen, ein neutrales Gesicht zu wahren, als Sisko mit der Erklärung ansetzte: „Die Frauen, nun...“, wieder ein Blick zu Horkk hinüber, „... sie, ähem... weigern sich... mit ihm zu...“, Sisko stockte, das Gespräch war ihm sichtlich unangenehm. Er blickte frustriert zu Kira auf. „Sie wissen, was ich meine, Major!“

Aus Angst, ihre Stimme könne ihre Amüsiertheit verraten, nickte die Bajoranerin lediglich. So hatten sie und Bareil also als Vorbild für eine Rebellion im Schlafzimmer gedient... nicht der unangenehmste aller Gedanken. Eine Einstellung, welche ihr Commander ganz offensichtlich nicht teilte. Es war Sisko deutlich anzusehen, dass er nicht recht wusste, wie er sich verhalten sollte. Da Kira ganz offensichtlich keinen Kommentar hinzusteuern wollte, wandte er sich wieder an Horkk.

„Würde es Ihnen etwas ausmachen, uns kurz alleine zu lassen, Horkk?“, fragte er den Hedronka, „Ich möchte ihr ordentlich ins Gewissen reden.“

Dieser nickte zufrieden. Eine richtige Zurechtweisung war das Mindeste, was er sich vorgestellt hatte. Sisko erhob sich und begleitete Horkk in den Besprechungsraum, wo dieser warten sollte.

Als der Commander in sein Büro zurückkehrte, sah Kira ihn fragend an. „Major Kira“, Sisko ließ sich wieder in seinen Sessel fallen. Der Blick, mit welchem er die Bajoranerin jetzt betrachtete, hatte einiges an Strenge verloren. „In was haben Sie mich da wieder hineingebracht? Können Sie mir erklären, wie wir diese Angelegenheit geradebiegen sollen?“ Er griff nach seinem Baseball und begann, ihn zwischen den Fingern zu drehen. „Was haben Sie den Frauen überhaupt erzählt? Ich dachte, Sie wollten einen Rundgang durch die Station machen.“

„Das haben wir auch, Sir“, bestätigte Kira. „Aber das Gespräch verlief etwas einseitig“, sie zuckte mit den Schultern, „und ich dachte mir, die Atmosphäre bei Quark's und etwas zu Trinken würde sie auflockern. Sie müssen verstehen, Sir, die Frauen getrauen sich überhaupt nichts ohne irgendeine Genehmigung zu tun. Sie haben sich schließlich nur mit Nicken oder Kopfschütteln mit mir unterhalten.“

„So“, Sisko blickte wieder von seinem Baseball auf. „Und wie ist DAS dann passiert?“

Kira verzog reuevoll den Mund. „Irgendwie kamen wir auf das Thema zu sprechen, und dann gesellte sich Vedek Bareil zu uns... den Hedronka muss die Art, wie wir miteinander umgegangen sind, imponiert haben.“

Sisko verkniff sich die zynische Frage, was die beiden Bajoraner den Gästen denn dargeboten hätten. Zu dem Satz, den er eigentlich sagen wollte, kam er aber nicht mehr, da er über Kiras Schulter hinweg durch seine Bürotüre eine rote Bewegung in der Ops wahrnahm, die dort nicht hingehörte. Als Sisko aufstand, wandte sich Kira ebenfalls um. Beide traten sie auf die Ops hinaus.

„Vedek Bareil“, Sisko deutete ein leichtes Kopfnicken an. „Was führt Sie mitten in der Nacht hierher?“

Der bajoranische Geistliche hatte in typischer Haltung die Hände vor dem Körper gefaltet. „Da ich mitbekommen habe, dass es Schwierigkeiten gibt, wollte ich meine Hilfe anbieten.“

Der Commander blickte vom Vedek zu seinem Ersten Offizier und langsam dämmerte ihm, wobei er Kira mit seinem 'Notruf' vorhin wohl gestört hatte. „Oh.“

„Die beiden Hedronka-Frauen scheinen sich zu verweigern, Antos“, warf Kira hilfreich in die entstehende Stille ein. „Und es sieht so aus, als seien wir mehr oder weniger daran schuld.“

Die Veränderung auf dem Gesicht des Geistlichen dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde. Aber Sisko bekam dennoch das Gefühl, als müsse Bareil sich ein Grinsen unterdrücken. „Und ich darf annehmen, dass sich Horkk deswegen beschwert hat?“ fragte der Bajoraner mit gewohnt ruhiger Miene nach.

„Das dürfen Sie ohne weiteres annehmen, Vedek“, bestätigte der Commander. „Und ich glaube nicht, dass wir diese Nacht noch Schlaf finden, bevor die Angelegenheit aus der Welt geschafft ist.“

Bareil nickte. „Wenn ich irgendwie helfen kann...“

„Wenn ich wüsste, wie.“ Sisko hob resigniert die Arme. „Wie sollen wir die Frauen dazu bringen, dass sie ihm wieder ... ähem... 'zu Willen' sind?“

„Überhaupt nicht!“ fuhr Kira auf. „Sie haben sich endlich dazu durchgerungen, auch ein wenig auf ihr Recht zu pochen. Ich weigere mich standhaft, das rückgängig zu machen!“

„Major...“, unterbrach der Commander sie. „Ich kann Ihre Einstellung verstehen. Aber ich glaube kaum, dass Horkk das tut. Unsere oberste Aufgabe ist es, die Handelsverträge zum Abschluss zu bringen. Ich denke nicht, dass die Föderation und die bajoranische Regierung besonderes Verständnis dafür aufbringen, wenn die Verhandlungen aufgrund von Schlafzimmerangelegenheiten platzen!“

Kira warf ihrem Kommandanten einen 'was ist denn das für eine Einstellung?'- Blick zu, aber ehe sie etwas erwidern konnte, sprach Bareil. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann würde ich gerne mit Horkk sprechen, Commander.“

Sisko nickte. Das war vielleicht nicht die schlechteste aller Ideen. Dem Commander war gestern während der Vorverhandlungen schon aufgefallen, dass der Hedronka die ruhige Art des Geistlichen schätzte. „Er wartet im Besprechungsraum.“


* * *



„Botschafter.“ Der Hedronka blickte vom Tisch auf, an dem er saß. Statt des erwarteten Commander Sisko stand der bajoranische Geistliche im Türrahmen. Horkks Augen wurden zu Schlitzen, was Bareil im Laufe des gestrigen Tages als Äquivalent von Lächeln kennengelernt hatte.

„Vedek, ich freue mich, Sie zu sehen.“ Beide Männer deuteten eine Verneigung an. „Was verschafft mir die Ehre?“

Bareil deutete mit dem Kinn auf einen Stuhl, Horkk nickte. Nachdem der Bajoraner sich gesetzt hatte, faltete er seine Hände auf dem Tisch vor sich. „Botschafter Horkk, ich habe von den Komplikationen erfahren, die unglücklicherweise aufgetreten sind. Ich bin hier, um mit Ihnen zusammen eine Lösung zu finden - denn ich fühle mich direkt verantwortlich dafür...“

Der Hedronka blickte ihn überrascht an. „Dieses Weib ist ihre Frau?“

„Ich bin sozusagen Major Kiras Mann“, drehte Bareil die 'Besitzverhältnisse' um. „Ja. Und was auch immer geschehen ist, ist meine Schuld genauso wie die ihre.“

Horkk schien ehrlich überrascht - und enttäuscht. „Ich habe mich in Ihnen getäuscht, Vedek. Ich hatte den Eindruck eines Ehrenmannes von Ihnen gewonnen.“

„Es ehrt mich, das zu hören, Botschafter“, erwiderte Bareil. „Und ich möchte nicht, dass Sie Ihre Einschätzung vorschnell ändern. Ich bin hier, um Sie demütig um Vergebung dafür zu bitten, dass wir unbedacht in ihre Kultur eingegriffen haben. Es geschah aus Unachtsamkeit, nicht aus Bösartigkeit.“

Horkk schien nachzudenken. „Ich möchte Ihnen glauben, Vedek. Aber das löst mein Problem nicht, “ er machte wieder eine Pause. „Werden Sie Ihre Frau bestrafen?“

„Nein“, Bareil schüttelte seinen Kopf. „Wir haben hier keine Macht über unsere Partner.“

Der Hedronka blickte ihn schweigend an. Dann wagte er die Frage zu stellen: „Die Frau hat Macht über Sie?“

Lächelnd schüttelte der Vedek abermals seinen Kopf. „Nein, nicht im Sinne von 'Besitzanspruch'...“

Deutlich war dem Botschafter die Erleichterung über diese Tatsache anzusehen.

„... aber auf einer viel persönlicheren Ebene sehr wohl.“

Horkk horchte auf. Bareil legte seine Hand auf die Brust, um seine Worte zu verdeutlichen. „Major Kira bedeutet mir sehr viel, deswegen kann sie mich mit ihren Worten, ihren Gesten in ihren Bann ziehen. Sie hat insofern Macht über mich, als dass sie Macht über meine Gefühle besitzt. Ich kann das, was ich fühle, nicht immer davon trennen, was sie fühlt. Wenn sie glücklich ist, dann bin ich das zumeist auch, “ er überlegte kurz, wie er das Prinzip am besten verdeutlichen konnte. „... und so versuche ich natürlich, es ihr gut gehen zu lassen, weil es mir dann ebenfalls gut geht.“ Das war eine recht egozentrische Sichtweise, aber der Vedek hatte das Gefühl, so besser bei dem Hedronka durchzukommen.

Horkk wendete das Gesagte deutlich in seinen Gedanken hin und her. Schließlich öffnete er seine Armpaare in einer resignierend anmutenden Weise. „Es mag ja sein, dass das Ihre bajoranische Vorgehensweise ist - aber was hat das mit dem Geschlechtsverkehr zu tun?“

Bareil verschränkte seine Hände wieder. „Gerade dies ist der Punkt, an welchem man am meisten gewinnen kann, wenn man auch gibt. Ist es für Sie nicht ebenfalls erfüllender, wenn Ihre Frauen Spaß dabei haben?“

„Spaß?“

„...,“ der Vedek seufzte leise. „Ist es zu indiskret, wenn ich Sie frage, wie Sie den Geschlechtsakt vollziehen?“

Horkks Gesicht war es deutlich anzusehen, dass diese Frage in der Tat zu indiskret gewählt war.

Bareil nahm sie augenblicklich mit entschuldigender Gestik zurück. „Entschuldigung. Ich werde das Thema anders herum angehen. Ich werde Ihnen beschreiben, wie es bei mir und Major Kira abläuft, und dann können wir sehen, ob wir Gemeinsamkeiten finden, an denen wir ansetzen können. Wäre das in Ordnung?“

Ein skeptischer Blick begegnete ihm, aber nicht mehr die gleiche Zurückhaltung wie vor wenigen Sekunden. „Wenn Sie das für nötig halten, Vedek.“

„Ja, ich glaube, es ist nötig. Wenn wir ökonomische Vereinbarungen beschließen wollen, sollten wir uns im Grunde unseres Herzens verstehen, nicht wahr? Es ist mir wichtig, dass Sie begreifen können, warum wir so sind, wie wir sind.“

Horkk neigte zustimmend den Kopf. Bareil holte tief Luft, richtete sich ein wenig in seinem Stuhl auf und machte sich bereit, mit der Aufklärung zu beginnen. „Wenn ich sehe, dass ich Major Kira mit Berührungen und Zärtlichkeiten erregen kann, dann ist das für mich selbst sehr viel erotischer, als wenn ich nur darauf achten würde, selbst rasch zur Befriedigung zu gelangen. Bajoranische Frauen besitzen bestimmte Stellen, an denen sie sehr gerne berührt werden...“


* * *



Von Zeit zu Zeit wagte es Kira, einen Blick auf das Chronometer zu werfen. Sie hatte es sich in ihrem Stuhl auf der Ops bequem gemacht, die Füße auf die Sensorfläche gelegt und kämpfte tapfer - aber nicht immer erfolgreich - dagegen an, einzuschlafen. Immer öfter schrak sie davon auf, dass ihr Kopf unsanft auf ihre Brust sackte. Commander Sisko erging es nicht besser.

Bareil war mit dem Botschafter der Hedronka nun schon über zwei Stunden im Besprechungsraum. Einmal war er in die Ops gekommen, um sich zeigen zu lassen, wie man auf dem Bildschirm die Dateien über bajoranische Physiologie aufrufen konnte. Vor etwa zehn Minuten war er wieder erschienen und hatte nach speziellen cardassianischen Freizeitprogrammen gefragt, wobei sich Kira doch sehr gewundert hatte, dass der Geistliche überhaupt von deren Existenz wusste. Kira hatte sich bei dem Gedanken ertappt, dass man Männer einfach nicht alleine lassen sollte, aber sie hatte ihn rasch wieder abgeschüttelt. Es fehlte noch, dass sie nun ebenfalls in diese geschlechterspezifische Denkweise abgleiten würde. Mit einem unterdrückten Gähnen wanderte ihr Blick wieder zur Chronometeranzeige.

„Wenn die nicht endlich zu einem Ende kommen, lohnt es sich überhaupt nicht mehr, noch ins Bett zu gehen“, fluchte sie leise.

„Ehrlich gesagt, spiele ich schon seit einer halben Stunde mit dem Gedanken, meinem Quartier einen Besuch abzustatten“, gestand Sisko, der sich in einen Stuhl neben Kira hatte fallen lassen. „Vielleicht sollten wir mal leise anfragen, ob der Vedek uns überhaupt noch braucht. Sie scheinen sich ja alleine recht gut zu unterhalten.“

„Mir ist eben wieder klargeworden, was ich an diplomatischen Aufgaben so hasse...“

Sisko hob müde eine fragende Augenbraue.

„Alles!“ Kira lächelte schief. „Man verbringt den größten Teil seines Lebens mit Reden - nicht gerade meine Auffassung von Zeitvertreib...“

Sie blickten auf, als die beiden Männer endlich Ops betraten. Horkk wirkte äußerst skeptisch und nachdenklich, Bareil ausgesprochen müde. Kira warf ihm einen fragenden Blick zu, den der Vedek mit einem Schulterzucken beantwortete.

Sisko stand auf. „Horkk, konnte Vedek Bareil zur Lösung Ihres Problems beitragen?“

Der Hedronka sah sich zu dem Geistlichen um. „Ich denke, ich kann ihn ein wenig besser verstehen, und ich denke nicht, dass sie...“, er bedachte Kira mit einem Blick, der auch ein wenig Neugierde ausdrückte, „in böser Absicht gehandelt hat. Aber mein Problem löst das nicht.“ Damit wandte sich der Botschafter zum Lift um.

„Werden Sie die Verhandlungen fortführen?“ rief Sisko ihm hinterher.

„Ich denke schon...“

Nachdem der Lift aus dem Sichtfeld verschwunden war, wandte der Commander sich zu Bareil um.

„Vielen Dank, Vedek. Ich hatte für einen Moment die Befürchtung, dass die Hedronka die Gespräche abbrechen würden.“

Bareil schüttelte den Kopf. „Es ist sehr schwierig, sich in die Lebensart anderer Völker hineinzuversetzen. Ich muss gestehen, dass ich in meinem Leben nicht viele Möglichkeiten hatte, mich in dieser Fähigkeit zu üben.“

Als sie nun ebenfalls die Ops verließen, stieß Kira Bareil in die Seite. „Was, bei den Propheten, hast du ihm da gezeigt?“ flüsterte sie.

Ein müdes Grinsen huschte über die Züge des Vedek. „Anschauungsmaterial, liebe Nerys. Nur Anschauungsmaterial.“


* * *



Der Commander sah unruhig auf das Chronometer. Die Besprechung hätte vor einer halben Stunde beginnen sollen, und allmählich wurden die Vertreter der Föderation und Bajors unruhig - alle außer Vedek Bareil. Dieser hatte sich gerade den dritten Kaffee in Folge geholt und wirkte dennoch nicht wacher als Sisko sich fühlte.

Der Commander aktivierte erneut das Intercom. „Befindet sich die Hedronka-Delegation noch an Bord der Station?“

Es war Dax deutlich anzuhören, dass sie bemüht war, die Belustigung aus ihrer Stimme herauszuhalten. „Ja, Benjamin. Auch in den letzten fünf Minuten hat sich ihr Schiff nicht vom Pylonen fortbewegt.“

Sisko seufzte. Wenn Horkk nicht in den nächsten zehn Minuten erschien, würde er nach ihm sehen.

Neun Minuten später öffnete sich die Tür des Besprechungszimmers. Gefolgt von seinen beiden Begleitern betrat Horkk den Raum. Sisko konnte bei der fremdartigen Physiologie natürlich nicht sicher sein, aber er hatte den Eindruck als ob der Hedronka ebenfalls äußerst erschöpft wirkte. Allerdings ging von dem Botschafter gleichzeitig eine Art inneres Glühen aus, welches Sisko instinktiv als Zufriedenheit interpretierte. Horkk nickte den versammelten Botschaftern zu, um dann zielstrebig auf Vedek Bareil zuzugehen. „Vedek. Ich denke, ich muss Ihnen für Ihre äußerst interessanten Ausführungen danken. Es hat ein wenig gedauert, aber ich habe die Stellen gefunden...“

Für die anderen Abgeordneten überraschend verliefen die Besprechungen an diesem Morgen recht erfolgreich. Es dauerte nicht lange, bis Hedronka und Bajor sich über die Konditionen einig waren. Die Föderationsabgesandten saßen ein wenig ratlos daneben, immer mit dem unbestimmten Gefühl im Hintergrund, nur die Statistenrolle zu spielen.


* * *



Vedek Bareil und Major Kira folgten Sisko zur Andockschleuse, um die Hedronka-Delegation zu verabschieden. Während der Commander ein paar Schritte voranging, flüsterte Kira ihrem Geliebten zu. „Wie hast du es geschafft, dass Horkk jetzt zufrieden ist? Hat er die Frauen etwa wieder unterdrückt?“

Bareil schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht. Ich denke, ich habe ihm ein wenig die Augen geöffnet, dass die Frauen unter Umständen auch gerne etwas beim Sex fühlen würden.“

„Und wie hast Du DAS angestellt?“

Er lächelte unschuldig. „Ich habe ihm einfach beschrieben, wie wir es machen, und wie schön es ist.“

Kira stockte kurz. „Du hast ihm von uns erzählt?“

Bareil nickte.

„Die Details?“

„Alle.“

Die Major spürte, wie sie rot anlief, als sie um die letzte Biegung traten und die Hedronka-Delegation vor der Schleuse stehen sahen. Sie hatte das Gefühl, dass Horkk ihr mühelos durch ihre Uniform hindurchsehen konnte. Um dieses Gefühl loszuwerden, wandte sie sich den beiden Frauen zu, die wieder unbeachtet daneben standen. Während Sisko sich von dem Botschafter verabschiedete, lächelte sie ihnen aufmunternd zu. „Ich hoffe, es hat Ihnen ein klein wenig hier auf DS9 gefallen.“ Kira nickte mit dem Kopf, um eine positive Reaktion herauszufordern. Doch statt eines Nickens beugte sich eine der beiden Frauen zu ihr vor. Ihre Augen waren lächelnde Schlitze. „Es hat uns außerordenlich gefallen, Major. Vielen Dank.“

Kira starrte der Delegation nach, als diese durch die Schleusen trat. Erst als Bareil sie in den Arm knuffte, schloss sie ihren Mund wieder.


ENDE

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