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Augen

von Schafi95

Kapitel 1

Disclaimer: Ich besitze keinerlei Rechte an Star Trek und veröffentliche diesen Text ohne die Absicht, damit einen Gewinn zu erwirtschaften.



Irgendwann in der ersten Hälfte des 24. Jahrhunderts irgendwo im Romulanischen Sternenimperium.
Der Romulaner schoss aus seinem nicht allzu tiefen Schlaf hoch und hatte innerhalb von Sekundenbruchteilen einen Disruptor in der Hand. Jemand oder etwas war in seinem Quartier, da war er sich sicher. Nach nicht allzu langem Suchen hatte er dann auch das paar blauer Augen, das ihm aus der Dunkelheit entgegen funkelte, entdeckt. „Computer, Licht auf 20 Prozent.“
Wie befohlen wurde der Raum in dämmriges Licht getaucht und der Subcommander der romulanischen Flotte konnte sein Gegenüber endlich erkennen. Ein blonder Mensch mit hageren, eingefallenen Gesichtszügen saß auf einem Stuhl gegenüber seinem Bett, die Fingersitzen bedächtig aneinandergelegt.
„Wenn ich Sie erschreckt haben sollte, tut mir das Leid“, begann der Mensch das Gespräch.
„Wer sind Sie und was zum Vorta Vor haben Sie in meinem Quartier zu suchen?“, fauchte der Romulaner zurück.
„Wer ich bin? Für Sie kurz und bündig Sloan. Was ich hier will? Ein Freund von Ihnen – Senator Koval – behauptete, sie könnten mir … behilflich sein.“
Der Romulaner schüttelte nur den Kopf. „Was fällt Ihnen ein, mitten in der Nacht in meinem Quartier aufzutauchen und Forderungen zu stellen, Mensch? Wenn man unangebrachter Weise meine Nachtruhe stört, werde ich nämlich sehr ungehalten!“ Kurz entschlossen richtete der Romulaner seinen Disruptor auf Sloan, betätigte den Abzug – und nichts geschah.
„Machen Sie sich nicht die Mühe. Das Ding funktioniert im Moment nicht“, merkte der Mensch lakonisch an.
„Wie Sie wollen! Dann werden Sie jetzt eines deutlich schmerzhafteren Todes sterben!“, fauchte der Romulaner und zauberte ein Messer unter der Bettdecke hervor, um damit nach dem Eindringling zu werfen.
Doch dieser ließ den remanischen Dolch – denn um ein en solchen Gegenstand handelte es sich bei dem Wurfgeschoss – durch eine geschickte Drehung des Kopfes an sich vorbei sausen und klirrend an der Wand zu Boden fallen. „Sind sie jetzt bereit, mir zuzuhören, Subcommander Syvak?“, fragte Sloan geduldig.
Der Romulaner fletschte die Zähne. „Na gut. Sprechen Sie.“
Sloan lehnte sich etwas zurück, die Fingersitzen immer noch aneinandergelegt, und begann, zu erzählen.

Zu Beginn der zweiten Hälfte des 24. Jahrhunderts auf dem Campus der Zweigstelle der Sternenflottenakademie auf Andoria
Der Andorianer war auf dem Heimweg, hin zu den Wohnquartieren der Kadetten der Akademie. Er hatte mit einigen seiner Kommilitonen die Erteilung ihrer Offizierspatente begossen – schließlich musste es gebührend gefeiert werden, dass sie nun endlich der Föderation dienen durften – und schwankte deshalb ein wenig. Doch die blauen Augen, die plötzlich aus der Dunkelheit vor ihm auftauchten, konnte er dennoch sofort zuordnen. Schließlich hatten sie ihn während seiner Studienzeit mehr als ein Mal heimgesucht. „Was wollen Sie, Sloan“, rief er dem blonden Menschen, der nun in den Schein einer Straßenlaterne getreten war, entgegen.
„Sie an Ihren Eid erinnern, Thy'lek.“ Der warme Atem Sloans kondensierte in einer Wolke vor seinem Mund, während er sprach.
„Ihnen gegenüber habe ich keinen Eid geleistet!“ Die zunehmende Aggressivität in der Stimme des Andorianers war kaum zu überhören, genauso wie sein leichtes Lallen.
„Aber der Föderation gegenüber haben Sie einen Eid geleistet. Sie erinnern sich doch noch an Ihre Graduierungsfeierlichkeit heute Abend, oder nicht?“ Sloan schien nicht zu Frieren. Zumindest zitterte er trotz seiner dünnen Kleidung und den für menschliche Verhältnisse immer noch sehr niedrigen Temperaturen Andorias.
„Kommen Sie schon zur Sache, Sloan. Ich habe besseres zu tun, als auf einer verlassenen Straße mit Ihnen zu plaudern.“ Während er sprach, fielen erste Schneeflocken vom düsteren Himmel der andorianischen Heimatwelt.
„Dem ist tatsächlich so. Denn Sie sollten besser noch heute mit dem Packen ihrer Sachen beginnen. Hier ist ihr Versetzungsbefehl.“
Misstrauisch nahm der Andorianer das PADD entgegen, das Sloan aus einer Innentasche seines dünnen Mantels gezogen hatte. „Auf die USS Sovereign? Sollte ich nicht ursprünglich auf Forschungsaußenposten 47...“
„Ihre Befehle wurden geändert, wie Ihnen eine entsprechende Mitteilung auf der Kommunikationseinheit Ihrer Unterkunft bestätigen wird.“ Die vereinzelten Schneeflocken waren inzwischen so zahlreich geworden, dass sie sich noch in der Luft zu kleinen Klumpen zusammenballten, bevor sie zu Boden fielen.
„Und was haben sie damit zu tun?“, hakte Thy'lek nach.
„Im Moment noch gar nichts. Ihnen sei nur gesagt, dass Sie dort lediglich als Ersatzmann für einen weiteren Agenten meiner Behörde fungieren sollen. Sollte also alles nach Plan laufen, werden Sie auf der Sovereign nichts tun müssen, was Sie nicht auch auf ihrem Forschungsaußenposten hätten tun müssen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend, Thy'lek.“
Sloan stapfte, ohne den Andorianer eines weiteren Blickes zu würdigen, an Thy'lek vorbei. Dieser blickte Sloan noch einige Minuten nach, bevor er seinen Blick gen Himmel wandte. Man hatte für den Abend seiner Graduierung die für Andoria typischen Himmelslichter – eines den irdischen Polarlichtern ähnliches Phänomen – vorausgesagt, doch nun schneite es.
Er schüttelte in einer fließenden Bewegung den Schnee von seinen Fühlern, dann zog auch er wieder seines Weges. Was er nicht wusste, dass er die Nordlichter für die nächsten Jahre nicht mehr sehen, aber auch nicht vermissen sollte. Dafür hatten sich jedoch an diesem Abend die Augen Sloans in seinen Geist eingebrannt, um ihn zu verfolgen, bis er, Jahre später, den von den Toten auferstandenen Sloan wiedersehen sollte.
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