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Finger auf deinem Herzen

von Gabi

Kapitel 1

Unsterblichkeit heißt: ein Mensch
stirbt und seine Worte leben.

(Chinesisches Sprichwort)



Warum um alles auf Bajor hatte sie diesen Raum verlangt? Zynisch überlegte Kira, wann sie wohl den Hang zum Masochismus entwickelt hatte. Sie durchquerte den Aufenthaltsraum und betrachtete im Schlafzimmer das Bett. Die Augen der Bajoranerin füllten sich erneut mit Tränen, als ihre Finger wie von selbst über die Laken strichen. Er hatte hier geschlafen, in diesen Kissen, unter dieser Decke. Manches Mal hatte sie bei ihm gelegen, in seinen Armen - viel zu selten, wie ihr nun schmerzlich bewusst wurde. Jeder Millimeter des Raumes wirkte unecht und kalt ohne ihn.

Die Totenfeier war entsetzlich gewesen. Sie hatten Bareil in seiner roten Robe aufgebahrt; er hatte so friedlich gewirkt, so vertrauensvoll. Kira hatte sich immer wieder gesagt, dass ihre Schmerzen nicht nachlassen würden, wenn sie sein Gesicht ständig anstarrte, aber sie hatte nicht anders gekonnt. Mit aller Kraft hatte sie sich gewünscht, dass sich die Lider heben würden, dass in den großen dunklen Augen wieder das warme Licht schien, welches sie schon jetzt so sehr vermisste.

Kai Winn hatte eine Rede auf den Vedek gehalten. Kira hatte die Hälfte nicht mitbekommen. Alles, was sie hörte, war die Falschheit der Worte, der heuchlerische Unterton, als ob Winn sich jemals etwas aus dem Vedek gemacht hätte. Sie hatte ihn genau so lange gebraucht, bis der historische Friedensvertrag für immer mit ihrer Amtszeit in Verbindung gebracht werden würde, dann hatte er sterben können...

Kira hatte eine solche Wut und Verzweiflung in sich angestaut, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Es war ihr egal gewesen, ob die Umstehenden es bemerkten. Was ihr nicht mehr egal gewesen war, war der Augenblick, als die Kai ihren Namen nannte. Winn hatte ihn zweimal aussprechen müssen, bevor Kira überhaupt reagierte. Sie hatte ihren Blick von Bareils ruhigem Gesicht fortgerissen und die Frau vor dem Schrein angestarrt. Bajors geistliches Oberhaupt hatte etwas davon gesagt, dass Kira dem Vedek in letzter Zeit sehr nahe gestanden hätte, und noch ein paar weitere Dinge, die nicht ganz durch den Schleier hindurch zu Kiras Gehirn hatten durchdringen können. Was sie aber schließlich begriffen hatte, war, dass Winn sie aufforderte, auch etwas zu sagen. Es war entsetzlich gewesen! Wie in Trance war Kira vorgetreten, den Blick wieder gänzlich auf Bareils Gesicht fixiert. Was hätte sie sagen sollen? Warum sie? Aktiv hatte sie den Drang niederkämpfen müssen, sich heulend über seinen Körper zu werfen, ihren Schmerz hinauszuschreien. Sie war die einzige Militärangehörige unter all den Geistlichen gewesen. Was sollte sie sagen? Alles, was sie schließlich herausgebracht hatte, war ein leises "Ich habe ihn geliebt." Zu mehr war sie in dem Augenblick einfach nicht fähig gewesen.

Noch jetzt kam sie sich so dumm vor. War das alles, was sie über Bareil hatte sagen können? Dass sie ihn liebte? Es war so wenig im Vergleich zu den großen Worten, die Winn gemacht hatte. So wenig und so dumm.

Nach der Feierlichkeit hatte sie gebeten, die Nacht in Bareils Zimmer verbringen zu dürfen. Was ihr diese Idee eingegeben hatte, wusste sie nicht. Jetzt saß sie auf seinem Bett, starrte seine Wände an und wusste nicht, wie sie die Tränen jemals wieder würde trocknen können.

Zaghaft klopfte es an die Tür.

Kira fuhr wütend auf. Wütend über die Störung und wütend über sich selbst, dass sie heulte und dies nicht vor dem Gast würde verbergen können. Eilig wischte sie sich Tränen aus dem Gesicht, ging zum Waschbecken hinüber, um mit dem kalten Wasser die Hitze ein wenig aus den Wangen zu vertreiben, und trat dann wieder in den Aufenthaltsraum zurück.

"Ja?" eine geringe Genugtuung erfüllte sie, als sie hörte, dass ihre Stimme die gewohnte Schärfe besaß.

Die Tür öffnete sich, und ein junger Prylar trat ein. Kira hatte ihn vorher bei der Totenfeier schon einmal gesehen. Jetzt stand er im Türrahmen, hielt eine Schatulle in der Hand, und seine Augen wirkten nicht minder rotgerändert als diejenigen Kiras es ohne Zweifel sein mussten.

"Major... ich bitte vielmals um Verzeihung für diese Störung..."

Kira gelang es endlich, das Gesicht einzuordnen. Sie hatte ihn schon des Öfteren in Bareils Gefolge gesehen. Wenn sie nicht alles täuschte, war er sein persönlicher Assistent gewesen... Wie wenig sie doch überhaupt über den Vedek wusste!

"Prylar... Tan?" versuchte sie vorsichtig.

Der Angesprochene nickte.

Kira atmete erleichtert aus. In gewisser Weise hätte sie sich geschämt, wenn sie den Namen falsch geraten hätte.

"Sie stören nicht", log sie. "Kommen Sie herein... was kann ich für Sie tun?"

Der Prylar verließ den Türrahmen. Auf dem Sofa, welches die eine Wandseite zierte, nahm er Platz. Mit einem schwachen Lächeln bedeutete er Kira, sich zu ihm zu setzen. Die Bajoranerin bemerkte, wie sehr auch dem jungen Prylar Bareils Tod zu schaffen machte. Die gemeinsame tiefe Trauer wob ein unsichtbares Band zwischen ihnen. So war sie mehr als bereit, sich zu ihm zu setzen. Vielleicht konnten sie sich gegenseitig ein wenig Trost spenden.

"Bareil bat mich, Ihnen dies zu übergeben", begann Tan, indem er Kira die Schatulle auf den Schoß legte.

Die Bajoranerin starrte den Behälter ungläubig an, noch nicht gewillt, ihn zu berühren. 'Bareil bat mich...'

"Er wusste, dass er sterben würde?" der Klang ihrer Stimme klang unwirklich schrill in ihren Ohren. Hastig versuchte sie die Worte aus dem Raum zu nehmen, indem sie leise wiederholte: "Bareil wusste, dass er sterben würde?"

Der Prylar schüttelte den Kopf. "Nein, nicht mit Sicherheit. Die Propheten blieben unklar über sein Schicksal. Er hatte gewusst, dass er verändert aus den Friedensverhandlungen mit Cardassia hervorgehen würde, aber nicht wie tiefgreifend dies sein würde." Gedankenverloren strich der Bajoraner über die Schatulle. Der leichte Druck übertrug sich auf Kiras Oberschenkel. "Doch der Vedek hat mit seinem Tod gerechnet. Bevor er aufbrach, gab er mir dies, um es für Euch zu verwahren." Prylar Tan griff nach Kiras Hand, die immer noch unschlüssig neben ihrem Körper auf dem Sofa lag, und legte sie auf den verzierten Deckel der Schatulle. Das Holz fühlte sich warm und organisch unter ihrer Berührung an. Automatisch griff Kira auch mit der zweiten Hand zu. Der Prylar bedeckte die Hände der Frau mit seinen eigenen.

"Er wird immer bei uns sein", sagte er leise. "Er wandelt nun mit den Propheten, um über Bajor und uns zu wachen. Wenn wir jetzt Tränen vergießen, dann weinen wir im Grunde nicht um ihn sondern um uns..."

Kira spürte, wie eine erneute Welle in ihrem Hals aufstieg, die sie nicht unterdrücken konnte. Kraftlos lehnte sie ihren Kopf gegen die Schulter des Prylar und ließ ihren Tränen freien Lauf. Der junge Mann drückte ihre Hände, und sie glaubte auch ihn schluchzen zu hören.

Als die Tränen allmählich versiegten, hob sie ihren Kopf wieder. Tan lächelte sie schwach an, dann beugte er sich vor und küsste sie auf die Stirn. Kira ließ es ohne Protest geschehen. Es tat so gut, jemanden gefunden zu haben, der ihren Schmerz ohne jedes Wort verstand und nachvollziehen konnte. Ein klein wenig schien es ihr, als sei Bareil in diesem Moment mit ihnen zusammen im Raum. Sie versuchte sich vorzustellen, wie der Vedek jetzt bei den Propheten war und vielleicht auf sie herabblickte... aber ihre Vorstellungsgabe scheiterte schon daran, dass sie sich nicht für die Farbe der Umgebung entscheiden konnte. Unter ihren Tränen bildete sich ein kleines Lächeln. "Ja, ich glaube auch, dass Bareil bei uns ist und dass er weiß, wie sehr wir ihn lieben."

"Das wusste er schon, als er noch hier auf Bajor war."

"Es ist ein schönes Gefühl, nicht wahr?"

"Zu wissen, dass man geliebt wird?"

Kira nickte.

Tan nickte ebenfalls, dann erhob er sich langsam wieder vom Sofa. "Ich denke, Sie möchten jetzt ein wenig alleine sein“, sein Kinn deutete auf die Schatulle. "Wenn Sie mich brauchen, Major. Ich bin jederzeit für Sie da."

Kira erhob sich ebenfalls. Mit dem Behälter in der Hand begleitete sie den Prylar zur Tür. Dort angelangt schlich sich ein beinahe schüchterner Ausdruck auf ihr Gesicht. "Das ist jetzt vielleicht etwas vermessen, wenn ich das zu einem Geistlichen sage, aber Sie sollen wissen, dass ich auch für Sie da bin, wenn Sie jemanden zum Reden brauchen..."

Der Prylar lächelte. "Ich weiß das sehr zu schätzen, Major." Dann glitt die Türe zu und Kira befand sich wieder alleine im Raum. Nachdenklich betrachtete sie die Schatulle in ihren Händen. Wollte sie wirklich wissen, was Bareil ihr hinterlassen hatte? Sie hatte nicht einen Moment daran gedacht, dass der Vedek vielleicht gewusst haben könnte, was ihn erwartete. Sie hatte geglaubt, dass die wenigen weltlichen Güter, die Bareil besaß, an seine Familie gesandt wurden. So trug sie den kleinen Schrein mit gemischten Gefühlen zum Sofatisch hinüber, setzte sich, legte ihr Kinn auf die Tischkante und starrte den Behälter einige Zeit unentschlossen an. Schließlich gab sie sich doch einen Ruck, griff nach dem verzierten Deckel und klappte ihn zurück. Innen war die Schatulle mit weichem, dunkelroten Stoff ausgeschlagen, auf dessen Oberfläche drei Gegenstände glänzten. Eines war ein liebevoll gearbeiteter Armreif, den Kira als das Verlobungsschmuckstück seiner Mutter erkannte. Wehmütig hob sie den Reif aus seinem roten Bett. Sie hatte gewusst, dass Bareil ihr das Armband hatte überreichen wollen, aber sie hatte ihm keine Chance dazu gegeben. Sie hatte geglaubt, dass sie noch so viel Zeit haben würden, um sich besser kennenzulernen, bevor sie sich überstürzt zu einem gemeinsamen Leben entschieden. 'So viel Zeit', der Gedanke hallte leer und bedeutungslos in ihrem Kopf. In ihren 28 Jahren sollte Kira es wirklich gelernt haben, dass die Zeit immer gegen einen arbeitete. Fast behutsam streifte sie das Schmuckstück über ihren Arm.

"Wenn schon nicht im Leben, dann im Tod", flüsterte sie ihm zu, so als ob Bareil darin existierte.

Der zweite Gegenstand war eine lange einfache Kette, an deren Ende ein bläulich leuchtender Stein befestigt war. Kira hob sie ins Licht, wusste aber im ersten Moment nichts damit anzufangen. Sie hatte Bareil nie damit gesehen. Also legte sie das zweite Schmuckstück wieder zurück, um ihre Finger nun zitternd über das dritte Objekt gleiten zu lassen. Sie wusste nur zu gut, was dieser obsidianfarbene achteckige Block bedeutete. Am liebsten hätte sie den Deckel wieder geschlossen. Bareil hatte eine Nachricht für sie aufgezeichnet und sie war sich nicht sicher, ob sie ihn anhören wollte. Doch schließlich beschloss sie, dass auch ihre Tränen einmal versiegen mussten. Noch in der Schatulle betätigte sie den Abspielsensor des Hologrammes. Während sich das Bild Bareils aufbaute, zogen sich ihre Finger rasch zurück, so als hätte sie Angst, sich daran zu verbrennen. Ein kleiner Teil ihres Bewusstseins registrierte den Umstand, dass sich das helle Rot seiner Robe und das dunkle des Stoffüberzuges bissen, und sie bedauerte es, dass sie den Hologramm-Würfel nicht ebenfalls aus der Schatulle genommen hatte. Aber als Bareil zu sprechen begann, waren diese Überlegungen vergessen.

"Geliebte Nerys, wenn du diese Aufzeichnung siehst, werde ich bei den Propheten sein. Ich hoffe, ich hatte vorher noch die Gelegenheit, dir zu sagen, wie sehr ich dich liebe..."

"Nein, das hattest du nicht", flüsterte Kira, "du warst zu sehr mit deiner Arbeit beschäftigt. Du bist einfach gegangen... einfach gegangen, ohne mich..." sie schlug auf den Sensor, während sie erneut versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Einen Teil dessen, was Bareil sagte, hatte sie ohnehin nicht mitbekommen. Mit verheulten Augen starrte sie den unscheinbaren dunklen Block an, der auf dem roten Stoff ruhte. Wollte sie das wirklich auf sich nehmen? Sie sollte sich umdrehen, wieder an ihre Arbeit zurückkehren und einfach vergessen. Aber das konnte sie Bareil nicht antun.

Bevor sie das Hologramm erneut aktivierte, nahm sie den Würfel aus der Schatulle heraus und stellte ihn auf den Tisch. Sie zögerte noch ein wenig, sah sich im Raum um, bis sie den Platz gefunden hatte, den sie suchte. Als sie mit dem Würfel in der Hand aufstand, schalt sie sich in Gedanken für ihr kindisches Benehmen. Natürlich war ihr klar, dass ein Hologramm nicht sehen konnte, aber in ihr hatte sich das Gefühl breitgemacht, dass Bareil seinen geliebten Garten sehen wollte. Also setzte sie sich mit dem Aufzeichnungsgerät an den Schreibtisch des Vedek, der an der Seite des großen Bogenfensters stand. Als sie den Sensor berührte, musste sie bemerken, dass das holographische Bild hier wesentlich schwächer war als am Sofatisch, weil das einfallende Licht interferierte. Aber vielleicht war es auch besser, wenn sie sein Gesicht nicht so deutlich sehen konnte.

"... wie sehr ich dich liebe. Doch wenn es der Wille der Propheten ist, bin ich gegangen ohne dich noch einmal zu sehen. Für diesen Fall sitze ich nun hier und zeichne diese Worte auf...", sein Bild lächelte sanft. "Ich hoffe, du trauerst nicht zu sehr, Nerys. Vergiss nicht, dass ich nun bei den Propheten bin und nicht leide. Ich bin mir sicher, dass der einzige Verlust, den ich jetzt spüre, derjenige deiner Nähe sein wird. Ich bitte dich also, dein Leben in Frieden weiterzuleben. Du hast so viel Schlimmeres als den Tod eines einzelnen Bajoraners erlebt - und du hast alles durchgestanden," das Bild erzitterte kurz, als sich der holographische Bareil nach etwas bückte, das neben dem Sessel auf dem Boden liegen musste. Trotz der Tränen konnte Kira ein kleines Lachen nicht unterdrücken. "Bareil, du warst auf Technik nie gut zu sprechen... bei diesen Aufzeichnungen sollte man stillhalten", flüsterte sie dem Bild zu, bis der Vedek sich im Sessel wieder aufgerichtet hatte, und das Bild deutlicher wurde. Jetzt lag die Schatulle in seinem Schoß. "Neben dieser Aufzeichnung", fuhr er fort, "findest du den Verlobungsarmreif meiner Mutter", sein Gesicht verzog sich zu einem fast reuigen Lächeln. "Ich weiß, dass ich unsere Beziehung immer weitaus gebundener gesehen habe als du. Ich hoffe, du verzeihst mir im Nachhinein diesen Besitzanspruch...“, Kira nickte ernst, "...und nimmst diesen Armreif als Geschenk an. Denk von Zeit zu Zeit ein wenig an mich, wenn du ihn in die Hand nimmst... Außerdem habe ich dies für dich“, Bareil griff in die Schatulle und beförderte die Kette mit dem blauen Anhänger zutage. "Dies hier ist ein Bruchstück einer Träne der Propheten...", Kiras Hand schoss vor, um das Hologramm zu stoppen. Vergessen waren die Tränen. Während Bareil stumm mitten in der Bewegung innehielt, eilte sie zum Sofatisch zurück, um ehrfurchtsvoll das schlichte Schmuckstück aus dem dunkelroten Stoffbett zu nehmen. Eine Träne der Propheten! Wie kam Bareil dazu, ihr etwas so Wertvolles zu geben? Vorsichtig legte Kira die Kette neben das Hologramm auf den Arbeitstisch, dann erlaubte sie Bareil weiterzusprechen.

"Ich möchte, dass du sie erhältst", er betrachtete die Kette in seiner Hand nachdenklich und gestand: "ich weiß natürlich, dass das nicht gerade die übliche Vorgehensweise ist. Opaka hat mir diese Kette vermacht, und im Prinzip sollte ich sie Kai Winn nach meinem Tod überlassen. Doch ich bin mir sicher, dass Opaka zugestimmt hätte, dass ich sie dir gebe, Nerys. Schüttel nicht den Kopf..." Kira hielt mitten in der Bewegung inne und starrte das Hologramm ungläubig an. Woher wusste er...?

Ein erneutes Lächeln hatte sich auf Bareils Zügen ausgebreitet. "... Ich bin mir fast sicher, dass du gerade eben den Kopf schütteln wolltest. Aber es wird Zeit, dass du akzeptierst, dass die Propheten dich nicht für das, was du im Widerstand begangen hast, verachten. Ganz im Gegenteil, du bist gesegnet vor ihren Augen, vergiss das nie. Als Verbindung zwischen Bajor und der Föderation haben die Propheten dich für eine wichtige Aufgabe für die Zukunft unseres Volkes ausersehen. Ich möchte, dass du diese Kette behältst, damit du nie vergisst, dass du nicht geringer bist als der Rest von uns“, er beugte sich im Sessel nach vorne. "Ich weiß, dass die Propheten ihren Finger auf dein Herz gelegt haben, Nerys." Bareil schwieg eine kurze Zeit, dann bückte er sich wieder, um die Schatulle abzusetzen. Aber dieses Mal beachtete Kira das zitternde Bild nicht. Sie hatte den blauen Anhänger in die Hand genommen und streichelte zärtlich darüber.

"Danke, dass du das für mich tust", flüsterte sie schließlich dem Hologramm zu. Bareil hatte sich dort aus dem Sessel erhoben, was ein fürchterliches Wackeln zur Folge hatte. Er bewegte sich viel zu schnell für den 3-D-Aufzeichner. Lächelnd schüttelte Kira den Kopf, während sie verfolgte, wie er sich auf den Boden setzte und die Beine kreuzte. Als er seine Robe zurecht gezogen hatte, stand das Bild wieder ruhig.

"Nerys, wenn du möchtest, dann würde ich gerne mit dir meditieren", Kira war sich nicht sicher, ob das einfallende Licht ihr einen Streich gespielt hatte, aber sie hatte den Eindruck, als ob der Hologramm-Bareil ihr eben zugezwinkert hätte - sie hatte Bareil niemals zwinkern sehen -, "ich verspreche dir auch, keine progressiven Auslegungen von mir zu geben."

Sie legte sich die Kette um den Hals, setzte sich nun ebenfalls neben ihren Stuhl, schloss die Augen und begann Bareils ruhiger Stimme zu lauschen...


* * *


Kira sah vom Sofa auf, als der Prylar am nächsten Morgen wieder im Türrahmen stand.

"Ich wünsche Ihnen einen guten Morgen und hoffe, dass Sie Schlaf gefunden haben", begrüßte Tan sie.

Die Bajoranerin deutete auf das Frühstück, welches vor ihr auf dem Tisch stand. "Haben Sie Hunger?"

Tan schüttelte den Kopf. "Ich habe schon vor zwei Stunden gefrühstückt, danke, Major."

"Nerys", beharrte Kira.

"Nerys", bestätigte der Prylar mit einem Nicken. Er betrat den Raum und setzte sich. "Wenn mir erlaubt ist, das festzustellen, Sie sehen ruhiger aus."

Kira setzte das Saftglas ab. Sie bückte sich, um nach der Schatulle zu greifen, die neben ihr stand. Einen kurzen Moment stellte sie sich vor, wie sehr ihr Hologramm nun zittern würde, so dass sie sich mit einem Grinsen auf dem Gesicht wieder aufrichtete.

"Können Sie sich vorstellen, dass Bareil mir eine Aufzeichnung hinterlassen hat, um mich aus meiner Trauer über seinen Tod zu reißen? Ich meine, was muss in ihm vorgegangen sein in diesem Moment? Er sitzt da und ist sich seines Todes in jedem Satz bewusst", sie streichelte zärtlich über das verzierte Holz des kleinen Schreines. "Er hat mir etwas zu lachen gegeben, etwas zum Nachdenken, er hat mich abgelenkt..."

Der Prylar nickte. "Ich kann es mir vorstellen, Nerys. Er hat dasselbe für mich getan, und ich bin ihm dankbar dafür."

"Ja, ich auch", sie betrachtete liebevoll den Armreif, der immer noch ihr Handgelenk zierte, "Ja, ich auch."


ENDE

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