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Es wird immer wieder Tag

von Martina Strobelt

Kapitel 1

Unmittelbar vor „Der Funke des Lebens“


Zufrieden lehnte Vedek Sarius sich zurück und betrachtete die gefällige Anordnung der Büsche und Sträucher. Dieser Garten war natürlich sehr viel kleiner als der des Klosters. Aber trotzdem musste er im Hinblick auf Schönheit den Vergleich nicht scheuen. Er war perfekt. Nur die Hand eines Meisters auf seinem Gebiet konnte etwas Derartiges erschaffen. Noch dazu in so kurzer Zeit.
„Ich weiß immer noch nicht, wie ich dir jemals danken kann“, sagte Sarius.
Der Bajoraner, der neben ihm auf der steinernen Terrasse saß, lächelte. „Ich habe kaum etwas dazu getan.“
Sarius erwiderte das Lächeln. „Du solltest dich nicht unterschätzen, Bareil. Ohne deine Hilfe wäre das dort lediglich ein hübscher Garten geworden. Nun ist es ein Ort, über dem ein besonderer Zauber zu liegen scheint. Verrate mir, mein Freund, was ist dein Geheimnis?“
„Wenn es eines gibt, dann ist es mir bislang genauso verborgen geblieben wie dir.“
Einige Minuten schwiegen beide, in den Anblick ihres gemeinsamen Werkes versunken.
„Ich habe gehört, dass es in der Hauptstadt Unruhen gegeben hat“, nahm Bareil das Gespräch wieder auf.
„Das ist richtig“, bestätigte Sarius. „Jaro hat trotz seiner Verurteilung noch immer viele Anhänger. Sollten sie von deinen Verhandlungen mit Legat Turel erfahren, dürfte es zu gewalttätigen Ausschreitungen kommen.“
„Oh, ja“, wehrte er Bareils Einwand ab, „du und ich wissen, dass ein Frieden mit Cardassia der einzig richtige Weg ist. Aber es gibt andere, die bereits die Aufnahme von Gesprächen als Verrat an Bajor betrachten.“
Bei diesen Worten flog ein Schatten über Bareils Gesicht. „Wie könnten wir cardassianischen Mördern jemals unsere Hand reichen“, zitierte er leise. „Erinnerst du dich noch an die Frau, von der ich dir vor einigen Monaten erzählt habe?“, fügte er hinzu, als Sarius die Stirn runzelte.
Der blonde Vedek nickte. „Natürlich! Was ist mit ihr?“
„Kurz vor Beginn der Verhandlungen habe ich sie im Kloster aufgesucht. Ich deutete an, dass ich die Zeit für reif halten würde, einen Frieden mit Cardassia in Betracht zu ziehen. Daraufhin geriet sie völlig außer sich. Vermutlich hat sie nur der Respekt vor meinem Amt davon abgehalten, ihren Standpunkt so deutlich zu vertreten, wie sie es gern getan hätte. Ihr Vater wurde von Cardassianern vor ihren Augen zu Tode gefoltert. Fast ihr ganzes Leben hat sie damit verbracht, gegen die Cardassianer zu kämpfen. Erst auf Bajor, später dann beim Maquis. Sie würde sich niemals mit Cardassianern an einen Tisch setzen und über einen Vertrag reden.“
„Ich dachte, sie wäre auf der Suche nach Frieden?“
„Frieden ja“, antwortete Bareil. „Mit den Propheten, doch nicht mit den Cardassianern.“ Er seufzte. „Es mag abergläubisch klingen, aber irgendwie hatte ich gehofft, sie würde einer solchen Mission Erfolg wünschen. Die Erkenntnis, dass sie es nicht tut, bedrückt mich. Es ist, als würde sie mit ihrer Meinung stellvertretend für Bajor stehen. Ich wünschte, ich könnte noch einmal mit ihr sprechen, bevor ich aufbreche, um Legat Turel persönlich zu treffen. Leider erlaubt es mir mein Terminplan nicht. Schon diesen einen Abend hier mit dir musste ich mir stehlen.“
„Wenn dir so viel daran liegt, rede ich mit ihr“, bot Sarius an. „Die Vedekversammlung tagt erst wieder in einer Woche.“
Ihre Blicke verfingen sich kurz ineinander, bevor Sarius den seinen abwandte. Sie kannten sich nun schon so viele Jahre. Heute so wie damals gab es nichts, dass er nicht getan hätte, um Bareil glücklich zu machen. Doch er zog es vor, den wahren Grund dafür vor seinem Freund zu verbergen. Sofern Bareil den Ausdruck in den Augen des anderen richtig gedeutet hatte, war er taktvoll genug, sich nichts anmerken zu lassen und sich auf ein zustimmendes Nicken zu beschränken.

***

Ro Laren musterte den Vedek, der sich ihr als Sarius vorgestellt hatte, und fragte sich dabei, ob und wie viel er von ihr und ihrer bewegten Vergangenheit wusste. Er war kein Unbekannter für sie. Vedek Bareil hatte seinen Namen öfter erwähnt. Stets hatte seine Stimme dabei einen warmen Klang gehabt. Den gelegentlichen Andeutungen hatte Ro entnehmen können, dass die beiden Männer sich schon kannten seit sie Prylare gewesen waren, und dass sie sich sehr nahe standen.
Insgeheim beneidete die Bajoranerin den Geistlichen um die Freundschaft, die ihn mit Vedek Bareil verband. Einmal hatte es eine Zeit gegeben, da hatte auch sie Freunde gehabt. Doch sie waren tot. Ihr Blut klebte an ihren Händen, so als ob sie es selbst vergossen hätte. Es war ihre Schuld. Es änderte nichts, dass sie in den Augen der Propheten das richtige getan hatte. Sie hatte gehofft, im Kloster einen Weg zu finden, zu vergessen und sich endlich zu vergeben.
Aber wie konnte man Erlösung erlangen, wenn man genau wusste, dass man vor die Wahl gestellt dieselbe Entscheidung wieder treffen würde?
„Vedek Bareil hat mich gebeten, Sie von ihm zu grüßen“, holte die sanfte Stimme von Sarius ihre Aufmerksamkeit von diesen Erinnerungen zurück ins Hier und Jetzt. „Er bedauert, dass er keine Zeit für einen Besuch hat. Er wird ihn nachholen, sobald seine Pflichten es ihm erlauben.“
Obwohl Ro über kein Gespür für diplomatische Taktik verfügte, erkannte sie mühelos, in welche Richtung der Vedek das Gespräch mit seinem letzten Satz zu lenken gedachte. Offenbar hatte Sarius nicht vor, sie über den Grund seiner Anwesenheit im Unklaren zu lassen. Er war Bareils bester Freund. Es war nur natürlich, dass er von der unerfreulichen Unterhaltung wusste, die hier in diesem Garten vor Kurzem stattgefunden hatte. Doch Ro hatte nicht die Absicht, sich diesem Vedek, den sie praktisch gar nicht kannte, gegenüber zu rechtfertigen. Längst bereute sie ihre schroffe Reaktion auf Bareils offen geäußerten Wunsch nach Frieden. Sie verdankte ihm ihr Leben. Er hatte sie vor Gul Dukat gerettet, obwohl sie auf DS9 beinahe seinen Tod verschuldet hätte.
Mit ihrem Verhalten hatte sie ihn verletzt. Das tat ihr leid, und sie war entschlossen sich dafür bei ihm zu entschuldigen. Doch das änderte nichts daran, dass sie nicht begriff, wie er davon sprechen konnte, Bajor müsse all die Gräuel und den Terror der Besatzung vergessen und Cardassia die Hand reichen. Wie dem auch sei, sie war ehrlich bereit, sich alle Argumente noch einmal anzuhören und ihre Meinung danach kritisch zu überdenken. Allerdings beschränkte diese Bereitschaft sich auf Vedek Bareil. Ihm würde sie zuhören. Sarius mochte Bareils bester Freund sein, aber er war nicht Bareil. Mit ihm wollte sie nicht über all das sprechen.
Sarius blickte in das verschlossene abweisende Gesicht der Frau in der schlichten Kutte und wusste, dass sein Besuch vergeblich gewesen war. Sie war entschlossen, nichts, das er sagte, gelten zu lassen. Keines seiner Worte würde die Wälle durchdringen, die sie um ihr Bewusstsein errichtet hatte. Trotzdem würde er es versuchen. Er hatte es Bareil versprochen.
Das Geräusch war kaum wahrnehmbar. Doch Ro hörte es. Ein leises Stöhnen, das eindeutig aus den Yamak-Büschen kam. Sie warf Sarius einen prüfenden Seitenblick zu. Der Vedek schien den Laut nicht bemerkt zu haben. Vermutlich war er in Gedanken so damit beschäftigt, nach geeigneten Worten zu suchen, dass er darüber nicht auf seine Umgebung achtete.
Die Bajoranerin nahm das ferne Läuten einer Glocke zum Anlass, sich von Sarius mit dem Hinweis zu verabschieden, dass es Zeit für ihre tägliche Meditation sei. Sie versprach ihm, über das, was er gesagt hatte, nachzudenken. Allein.
Es war dem Vedek anzusehen, wie ungern er ihr Gespräch unterbrach. Doch es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, einem anderen seine Gegenwart aufzudrängen, zumal wenn diese offenkundig unerwünscht war.
Ro wartete, bis Sarius um eine Ecke bog und ihren Blicken entschwand. Dann richtete sie all ihre Aufmerksamkeit auf die Yamak-Sträucher. Vorsichtig bog sie die dünnen Zweige auseinander. Inmitten der dichten Büsche lag ein Mann. Sein helles Hemd war in Höhe der Brust blutverschmiert. Ro kniete neben ihm nieder und drehte ihn behutsam auf den Rücken.
Es war ein Bajoraner. Er schien schwer verletzt zu sein, aber er war bei Bewusstsein. Seine blauen Augen starrten sie an. „Vedek, bitte ...“ Der Rest seines Satzes ging in einem erneuten Stöhnen unter, das sich seiner Kehle entrang.
Bilder formten sich in Ros Kopf. Fast vergessene Erinnerungen an die Nacht, in der sie Bajor verlassen hatte.
An das Rauschen der Bäume, das wie ein Klagelied geklungen hatte.
An eine Handvoll roten Sandes, der langsam durch ihre Finger rieselte.
An ein Versprechen, das vor langer Zeit gegeben wurde.
Solltest du je zurückkehren, gibt es hier jemanden, der dich willkommen heißt...
Er schien sie in ihrer roten Kutte nicht zu erkennen. Vielleicht trübte der Schmerz auch sein Gedächtnis.
„Kyan!“
Er blinzelte verständnislos, versuchte offenbar zu begreifen, woher sie ihn kannte, ihr Gesicht mit einem Namen in Verbindung zu bringen.
„Ich bin es, Kyan“, sagte sie. „Laren!“
„Laren?“, echote er. „Ro Laren?“ Ein Funke des Erkennens blitzte in seinen Augen auf.
„Ich hole Hilfe! Du brauchst einen Arzt!“
„Nein!“ Seine rechte Hand verkrallte sich im Stoff ihrer Kutte. „Keinen Arzt! Niemand darf erfahren, wo ich bin! Bitte, ich ...“, an dieser Stelle verlor der Bajoraner das Bewusstsein.

***

Ro musterte Kyans bleiches Gesicht. Sie hatte seinem Wunsch entsprochen und weder einen Arzt gerufen, noch irgendjemand im Kloster über seine Anwesenheit informiert. Es war keine leichte Entscheidung gewesen. Ohne medizinische Versorgung bestand die Möglichkeit, dass Kyan starb. Ro hatte sich in ihrer Zeit beim Widerstand und später beim Maquis zwar etliche Kenntnisse über die Versorgung von Verwundeten angeeignet, aber sie war weit davon entfernt, auch nur annähernd die Fähigkeiten eines ausgebildeten Sanitäters oder gar die eines Arztes zu besitzen.
Doch was hätte sie tun sollen? Kyan hatte keinen Arzt gewollt. Die Art seiner Verletzung ließ Ro den Grund erahnen. Kyan war angeschossen worden. Dies, gepaart mit seinem Verhalten konnte nur bedeuteten, dass er auf der Flucht war. Blieb die Frage; vor wem und warum?
Kyans Atem ging flach. Die Blutung war von Ro gestillt worden, nachdem sie den Bajoraner in einen Abstellraum geschleppt hatte, der schon lange nicht mehr benutzt wurde. Sie hatte seine Wunde so gut wie möglich versorgt. Dann hatte sie gewartet, in der Hoffnung er würde das Bewusstsein wiedererlangen. Sie hatte neben dem provisorischen Lager aus alten Säcken, auf das sie ihn gebettet hatte, gekniet und die Propheten angefleht, Kyans Leben zu retten.
So viele Jahre hatte sie nicht mehr an Kyan gedacht. Er gehörte zu einer Vergangenheit, die zu schmerzlich war, als dass sie sich daran erinnern wollte. Doch in den einsamen Stunden, in denen sie an seiner Seite verharrte, wurde die Zeit, die sie gemeinsam beim Widerstand verbracht hatten, vor Ros innerem Auge wieder lebendig. Kyan war ihr bester Freund gewesen. War das alles wirklich schon über zehn Jahre her? Ro war es, als wäre es erst gestern gewesen, dass sie zusammen gegen die Cardassianer gekämpft hatten. Er hatte sich verändert. Er war kein Junge mehr, sondern ein Mann. Würden sie das Rad der Zeit zurückdrehen können? Wollte sie das überhaupt? Ro wusste es nicht. Doch eines wusste sie; sie wollte, dass Kyan lebte. Unzählige Freunde und Gefährten hatte sie verloren. Die Propheten durften nicht so grausam sein, ihr diesen Freund zu nehmen. Nicht jetzt, da sie ihn nach so langer Zeit endlich wiedergefunden hatte.
Vor wenigen Sekunden hatte Kyan die Augen aufgeschlagen. Noch schien er Schwierigkeiten zu haben, sich zu erinnern, was geschehen war. Doch immerhin war er wieder bei Bewusstsein. Nach einigen Minuten, die Ro wie eine Ewigkeit vorkamen, drehte er seinen Kopf in ihre Richtung und sah sie das erste Mal bewusst an. „Laren!“ Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Es ist lange her...“
„Ja, das ist es“, bestätigte Ro. Sie wollte nach Laila fragen, doch die Angst hielt sie zurück.
Als hätte Kyan ihre Gedanken erraten, flog ein Schatten über sein Gesicht. „Sie ist tot“, sagte er leise. „Wir zwei haben als einzige aus ihrer Gruppe die Besatzung überlebt!“
„Es tut mir so leid“, flüsterte Ro, „wenn ich geblieben wäre...“
„Hättest du nichts geändert“, unterbrach er sie. „Ich habe dich vermisst“, ergänzte Kyan nach einer Pause. „Wir waren ein gutes Team!“
Ro nickte. „Ja, das waren wir! Du hast mir gefehlt!“ Es war keine Lüge. Anfangs hatte sie oft an Kyan gedacht und sich nach seinem Lachen gesehnt.
„Wie ist es dir ergangen, Laren? Hast du dort draußen zwischen den Sternen das gefunden, wonach du gesucht hast?“
Ihr Schweigen war Antwort genug.
Sein Lächeln vertiefte sich. „Also bist du zurückgekehrt, um dein Leben den Propheten zu widmen. Ich hätte nie gedacht, dich ausgerechnet in einem Kloster wiederzufinden. Das Schicksal geht bisweilen seltsame Wege.“
Offenbar glaubte er, dass sie dem geistlichen Stand beigetreten war. Ein verständlicher Irrtum angesichts dieses Ortes und der Kutte, die sie trug.
„Ich gehöre keinem Orden an“, klärte Ro ihn auf. „Ich bin hier nur Gast.“ Sie erzählte Kyan von der Sternenflotte, davon wie sie desertiert war und sich dem Maquis angeschlossen hatte. Von dem missglückten Sabotageakt des Maquis auf DS9, der zu einer Geiselnahme im Kasino der Station geführt hatte. Von ihrem inneren Konflikt, als sie entdecken musste, dass unter den Geiseln, die sie und ihre Gefährten in ihrer Gewalt hatten, auch ein Vedek und eine ehemalige Widerstandskämpferin waren. Sie berichtete von dem entsetzlichen Nervenkrieg und seinem blutigen Ende. Davon, wie Gul Dukat ihre Auslieferung verlangt hatte, und von ihrer Rettung durch Vedek Bareil, der sie hierher in dieses Kloster gebracht hatte, um ihren Frieden mit sich und den Propheten zu machen.
Ro erwähnte weder die Umstände, die zum Tod der anderen Maquis geführt hatten, noch die Rolle, die ihre cardassianische Geisel Garak später bei ihrer Flucht von DS9 gespielt hatte. Instinktiv ahnte sie, dass Kyan kein Verständnis dafür aufbringen würde, und sie wollte ihr Wiedersehen nicht mit einem Streit über vergangene Ereignisse belasten, die selbst dann, wenn sie es gewollt hätte, nicht mehr zu ändern waren.
„Was ist mit dir?“, fragte Ro, nachdem sie geendet hatte. „Was hast du seit dem Abzug der Cardassianer getan?“
Kyan zögerte, schien mit sich zu ringen, ob er ihr nach all der Zeit immer noch vertrauen konnte. „Ich nehme an, dass Der Kreis für dich ein Begriff ist?“, meinte er schließlich.
Ro runzelte die Stirn. „Die Separatisten-Bewegung um Ex-Minister Jaro, die vor ungefähr einem Jahr zerschlagen wurde?“, vergewisserte sie sich. „Bist du einer ihrer Anhänger gewesen?“
„Nicht gewesen“, berichtigte er, „ich bin es nach wie vor!“
„Soweit ich weiß, wurde diese Organisation verboten.“
Kyan zuckte mit den Achseln. „Der Widerstand war auch verboten, trotzdem hat er existiert.“
„Heißt das, du befindest dich auf der Flucht vor den bajoranischen Behörden? Bist du deshalb angeschossen worden?“
„Bajoranische Behörden!“, wiederholte er verächtlich. „Speichelleckende Beamte, die vor der Föderation kriechen!“
Ro dachte an Captain Picard und die Crew der Enterprise. An den Föderationsarzt auf DS9, der bereit gewesen war, ihr zu helfen, obwohl sie ihn gefangengenommen und sein Leben bedroht hatte. An den Kommandanten der Station, der sich geweigert hatte, sie Gul Dukat zu überlassen.
„Die Föderation ist nicht schlecht!“, stellte sie fest.
„Ist das deine Meinung, oder die von Vedek Bareil?“
„Was soll die Frage? Vedek Bareil ist ein bewundernswerter Mann! Ihm liegt das Wohl von Bajor am Herzen. Deshalb möchte er Frieden mit Cardassia!“
Keiner war erstaunter über ihre Worte als Ro selbst. Hatte sie das eben wirklich gesagt? War es nicht genau das, was Vedek Bareil und Vedek Sarius zu ihr gesagt hatten? Wieso hatte sie darauf so ablehnend reagiert? Die plötzliche Erkenntnis, dass die beiden Geistlichen recht hatten, überwältigte Ro. Im Ansturm dieses Gefühls bemerkte sie das Interesse nicht, das von einem Moment auf den nächsten in Kyans Augen aufflackerte.
„Wie gedenkt Vedek Bareil denn Frieden mit Cardassia zu schließen? Hat er etwa Kontakt zum Oberkommando aufgenommen?“
„Wie kommst du darauf?“ Ro warf dem blonden Bajoraner einen erstaunten Blick zu. „Er hat lediglich erwähnt, dass die Zeit reif wäre, einen Frieden in Betracht zu ziehen.“
„Dann handelt es sich dabei allein um seine persönliche Meinung? Natürlich“, beantwortete Kyan seine Frage selbst. „Ein einfacher Vedek wäre wohl kaum in der Position, um mit Cardassia zu verhandeln. Trotzdem würde es mich sehr interessieren, was einen Mann wie Vedek Bareil veranlasst, über einen solchen Frieden nachzudenken. Ich würde mich gern einmal mit ihm unterhalten. Warum bittest du ihn nicht, dich im Kloster zu besuchen, Laren?“
„Wenn dir so viel daran liegt, werde ich ihn fragen, sobald er zurück ist.“
„Zurück?“
„Er begleitet die Kai auf einer Reise nach Neu-Bajor. Sie werden eine Weile fort sein.“
„Nun, in dem Fall“, Kyan schloss seine Augen, „werde ich warten. Im Moment fühle ich mich ohnehin zu schwach, um mich mit einem Mann zu messen, der für seine Redegewandtheit bekannt ist. Ich fürchte, in meinem Zustand schaffe ich es nicht einmal allein aufzustehen. Laren“, fügte Kyan nach einigen Sekunden des Schweigens hinzu, „da wäre etwas, das du für mich tun könntest. Meine Freunde werden sich sorgen, wenn sie nichts von mir hören. Ich würde ihnen gern eine Nachricht schicken. Kannst du mir ein Kommunikationsgerät beschaffen? Es muss nicht groß sein, solange seine Reichweite nur über die Mauern deines Klosters hinausgeht. Willst du das für mich tun?“
„Ich könnte deine Freunde persönlich aufsuchen“, bot Ro an.
„Nein!“, wehrte er ab. „Ich möchte dich nicht noch mehr in diese Sache hineinziehen!“
„Also gut“, stimmte Ro nach kurzer Überlegung zu. „Ich besorge dir eine tragbare Kommunikationseinheit. Unter der Bedingung, dass du ernsthaft darüber nachdenkst, ob dein Weg wirklich der richtige ist!“
„Einverstanden!“ Kyan hob seine rechte Hand und legte sie sanft an Ros Wange. „Zwischen uns hat sich nichts geändert. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann, Laren.“
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