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Die Nacht der langen Messer

von Martina Strobelt

Kapitel 2

***

Der Platz war voller Inder, die anscheinend gekommen waren, um dem denkwürdigen Ereignis beizuwohnen. Auf einer kleinen erhöhten Tribüne saß ein älterer Mann mit einem dichten Bart. Er war prächtig gekleidet, und in der Mitte seines kunstvoll geschlungenen Turbans war ein funkelnder Edelstein eingefasst. Kein Zweifel, es handelte sich um Fürst Chandra, Shalimars Vater. Der Mann, der ihre Hinrichtung befohlen hatte.
Unterhalb der Tribüne hatte man im Abstand von einigen Metern zwei kurze Holzpflöcke in die festgestampfte Erde gerammt.
„Haben Sie eine Ahnung, was die mit uns machen werden?“, fragte O’Brien leise.
„Ich glaube nicht, dass Sie das wirklich wissen wollen“, antworte Bashir, der mit auf den Rücken gebundenen Händen neben dem Chief über den Platz stolperte.
O’Brien, der ebenfalls gefesselt war, schluckte. „Doch“, widersprach er gepresst.
Anscheinend störten die Wachen in ihrem Rücken sich nicht an ihrer Unterhaltung. Bashir vermutete, dass ihr Gespräch in dem Stimmengewirr der Menge auf dem Platz unterging, falls nicht, so hoffte er, dass es zu leise war, um von den Indern, die mit gezückten Musketen, Beutestücken aus Überfällen auf Briten, hinter ihnen gingen, verstanden zu werden.
Bashir nickte in Richtung der Tribüne. „Sehen Sie dahinten die beiden Elefanten?“
O’Brien blickte in die angegebene Richtung. Dort, schräg hinter der Tribüne standen, von einigen Indern bewacht, zwei junge Elefanten. „Ja“, erwiderte er. „Ich sehe sie. Und?“ zwang er sich weiter zu fragen, obwohl er, wenn er ehrlich war, lieber nicht erfahren wollte, was es mit den beiden Elefanten auf sich hatte.
„In Indien war es damals eine übliche Methode, einen zum Tode Verurteilten mit seinem Handgelenk am Boden festzuketten“, erklärte Bashir tonlos. „Und zwar an demselben Holzpflock, an dem auch ein Elefant angebunden war. Danach brachte man den Elefanten dazu, im Kreis zu gehen, wobei die Kette, mit der er festgemacht war, sich immer weiter um den Holzpflock wickelte, wodurch der Radius immer enger wurde, bis ...“
„Danke, Julian“, wurde er von O’Brien unterbrochen, dessen Gesicht eine grau-grünliche Farbe angenommen habe. „Das genügt, denke ich. Den Rest kann ich mir vorstellen. Also, nur für den Fall, dass Sie eine Idee haben sollten, wie wir uns aus diesem Schlamassel befreien können, dann wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt, sie in die Tat umzusetzen.“
„Ich wünschte ich hätte eine.“
Sie hatten die Pflöcke fast erreicht, da bedeuteten die Wachen ihnen, stehen zu bleiben. Gleichzeitig setzten sich die Inder hinter der Tribüne in Bewegung, die beiden Elefanten an ihren Halsfesseln hinter sich herführend.
„Ich schätze, dann bleibt uns wohl nichts weiter übrig, als unser Leben so teuer wie möglich zu verkaufen“, meinte O’Brien grimmig, während er beobachte, wie die beiden Elefanten mit langen Riemen an die Pflöcke gebunden wurden. „Wenn die uns mit einer Hand anketten wollen, müssen sie vorher unsere Fesseln lösen. Sobald sie das getan haben, schlagen wir zu!“
„Was wollen Sie denn gegen diese Übermacht ausrichten, noch dazu in Ihrem Zustand?“
„Meine körperliche Verfassung ist besser als sie sein wird, wenn wir uns nicht wehren. Außerdem, was ist mit Ayla? Himmel, im Krieg hatte ich es oft mit einem zahlenmäßig überlegenen Gegner zu tun. Wie Sie sehen, bin ich immer noch am Leben. Und ich lege Wert darauf, dass das so bleibt! Nur, Mut, Julian, vergessen Sie nicht, Sie und ich wurden in allen nur denkbaren Nahkampftechniken ausgebildet. Was sind da schon ein paar Säbel oder Musketen.“
Bashir fand insgeheim, dass ein paar Säbel und Musketen eine Menge ausmachten, aber da er ebenso wenig wie O’Brien das Bedürfnis verspürte, sich widerstandslos umbringen zu lassen, verzichtete er auf einen entsprechenden Kommentar. Stattdessen beschäftigte er sich in Gedanken mit der Frage, wie O’Brien und er möglichst schnell von hier verschwinden konnten. Denn aller Zuversicht des Chiefs zum Trotz, bezweifelte der Arzt, dass sie beide sich länger als einige Minuten gegen diese Menge würden behaupten können.
Der Inder hinter Bashir hieb ihm den Kolben seiner Waffe in den Rücken, einmal, zweimal. Aus den Augenwinkeln bemerkte der Arzt, dass die Wachen auch den Chief mit Stößen zwangen, sich wieder in Richtung der Pflöcke in Bewegung zu setzen Es war offensichtlich, dass sie nun an der Reihe waren, ihre Plätze als Hauptdarsteller diesem grausamen Szenario einzunehmen.
Nein, verbesserte Bashir sich in Gedanken, als er sah, wie sich aus der Menge einige Frauen und Kinder lösten, zu den beiden Elefanten liefen und sie unter begeistertem Beifall liebkosten und gleichzeitig anfeuerten, ihre Sache gut zu machen.
Nicht wir sind hier Hautakteure, dachte Julian, sondern die Elefanten.
Die Elefanten, DAS war es!
„Sind Sie schon einmal geritten, Miles?“, rief Bashir, während zwei Inder ihn neben dem für ihn bestimmten Pflock auf die Knie zwangen. „Ich meine so richtig, ohne Sattel?“
„Geritten?“, echote O’Brien verständnislos. Dann begriff er. „Nein, noch nie“, schrie er gegen das lauter werdende Kreischen der Menge zurück. „Aber Keiko meint immer, dass man alles kann, wenn man es nur wirklich will!“
***

Unzählige Geräusche durchbrachen die Stille der Nacht. Etliche Tiere des Dschungels erwachten erst mit Sonnenuntergang zum Leben. Bashir wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie viele Arten von giftigen Schlangen, Spinnen und anderen gefährlichen Geschöpfen es hier wohl gab, von wilden Tigern gar nicht zu reden.
O’Brien, der sich neben ihm seinen Weg durch das Dickicht der üppigen Vegetation bahnte, schien diese Sorgen nicht zu kennen. Für den Moment schien der Chief einfach nur zufrieden, dass sie ihre steifen britischen Uniformen gegen leichtere indische Kleidung eingetauscht hatten.
Eine harmlose Umschreibung für einen Diebstahl, dachte Julian ironisch. Andererseits, der Eigentümer war ja nur eine Holographie. Genau wie die verstörten Elefanten, die sie nach ihrer geglückten Flucht im Dschungel zurückgelassen hatten. O’Brien hatte natürlich vollkommen recht gehabt, ihn, Bashir, auf diese Tatsache hinzuweisen, als er Skrupel gezeigt hatte, die beiden hilflosen Jungtiere den auf sie lauernden Gefahren auszuliefern.
Genau wie alles hier, waren auch die beiden kleinen Elefanten lediglich holographische Projektionen, und als solche verspürten sie nicht wirklich Furcht, oder Schmerz, wenn ein Tiger sie anfallen würde, was ziemlich sicher war, das Gesetz des Dschungels war hart ...
Energisch schob Bashir das Bild zweier junger Elefanten in ihrem Blut beiseite. Es war schon seltsam, was für Gedanken einem so durch den Kopf schossen, wenn die Grenze zwischen Phantasie und Realität zu verschwimmen drohte.
Aber war es denn verwunderlich, dass es ihm von Minute zu Minute immer schwerer fiel, seine Umgebung nicht als real zu empfinden? Das Programm ließ sich nicht beenden, der Computer reagierte auf keinen Befehl, die Schutzvorkehrungen waren deaktiviert, Ayla war verschwunden, womöglich war sie gar nicht mehr am Leben. O’Brien und er waren am Morgen nur knapp selbst dem Tod entronnen.
Bashir schauderte jetzt noch bei der Erinnerung daran, wie knapp.
Das wütende Geheul der Inder, die alle auf einmal auf O’Brien und ihn losgegangen waren, würde ihn sicher noch eine Weile im Schlaf verfolgen. Wie der Chief es vorausgesagt hatte, war es die lehrbuchmäßige Anwendung verschiedener Nahkampftechniken gewesen, die sie gemeinsam mit dem Überraschungsmoment - und natürlich den Elefanten - gerettet hatte.
Wäre die Situation anders gewesen, hätte er sicher über die komische Figur lachen können, die O’Brien auf dem Rücken des Elefanten abgegeben hatte, wie er sich krampfhaft an der Halskette des Tieres festgekrallt und dabei unaufhörlich „Ich kann es, verdammt, ich kann es!“ gebrüllt hatte.
Ja, vielleicht hätte er darüber lachen können, wenn es nicht ihr Leben gewesen wäre, das da auf dem Spiel gestanden hatte - und wenn er nicht vor Angst um Ayla dem Wahnsinn nahe wäre ...
Den ganzen Tag über hatten sie sich im Dschungel versteckt. So lange es hell war, hatte es nur wenig Sinn, zum Fürstenpalast zurückzukehren, um nach Ayla zu suchen. Zu groß wäre die Gefahr, entdeckt und erneut gefangengenommen zu werden. Und ein zweites Mal würden die Inder sie nicht mehr entkommen lassen, da war Bashir ganz sicher.
„Sagen, Sie, Julian haben Sie mir überhaupt zugehört?“
„Wie bitte?“ Bashir war so in Gedanken gewesen, dass er es tatsächlich nicht gemerkt hatte, dass O’Brien offenbart mit ihm gesprochen hatte.
„Ich wollte wissen, wie lange dieses Programm eigentlich laufen sollte“, wiederholte der Chief seine Frage. „Ich meine, auch wenn wir die Simulation nicht stoppen können, so besteht doch die Hoffnung, dass sie von alleine endet, wenn der von Ihnen vorgegebene Zeitabschnitt vorbei ist.“
Bashir nickte. „Ja, und falls nicht, dürfte die Überziehung zumindest unseren Freund Quark auf den Plan rufen, immerhin habe ich die Holokammer nicht unbegrenzt gemietet. Spätestens, wenn der nächste Gast hinein möchte, werden die da draußen merken, dass hier etwas nicht stimmt. Aber bis die Nacht vorbei ist, sind wir auf uns allein gestellt. Die von mir programmierte Simulation endet erst am Morgen nach dem Aufstand, als Asherton und Shalimar sich auf dem Schlachtfeld wiedersehen und sich in die Arme fallen.“
„Und ihrer beider guter alter Freund Kensington hoffentlich quicklebendig wie eh und je daneben steht“, ergänzte O’Brien trocken.
„Nun, der Überlieferung zu Folge haben tatsächlich alle drei das Massaker überlebt. Ob das auf diese Simulation auch zutreffen wird, hängt wohl leider von anderen Dingen als den historischen Fakten ab.“

***

Fahles Mondlicht beleuchtete nur unzureichend die schmale Gasse zwischen der Mauer des Palastes und den baufälligen Hütten der Armen, die hier im Schatten der Reichen und Mächtigen ihr jämmerliches Dasein fristeten.
Nirgendwo war jemand zu sehen, Bashir vermutete, dass diejenigen, die zu jung, zu alt oder zu schwach gewesen waren, Fürst Chandra auf seinem Ritt zur britischen Garnison zu folgen, sich voller Furcht, vor dem, was die Nacht ihnen bringen würde, versteckt hatten.
Sofern Ayla noch am Leben war - und er verbot sich, etwas anderes zu denken, musste sie hier irgendwo sein. Wahrscheinlich in der Behausung des Inders, der den Stall bewacht hatte, sofern diese überhaupt außerhalb der Mauern lag, andernfalls hätten sie ein ernsthaftes Problem.
Aber der Inder hatte nicht besonders wohlhabend gewirkt.
Bashir blieb so abrupt stehen, dass O’Brien, der hinter ihm ging, nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte und mit ihm zusammenprallte.
„Hören Sie das, Miles?“, fragte der Arzt, ohne O’Briens herzhaften Fluch zu beachten.
Der Chief legte seinen Kopf ein wenig schief und lauschte angestrengt in die Dunkelheit. „Klingt wie das Weinen einer Frau“, stellte er fest.
„Das muss sie sein!“ Bashir orientierte sich, aus welcher Richtung das Geräusch kam, dann marschierte er entschlossen los.
„Sind Sie ganz sicher, Julian? Ich meine, in einer Nacht wie dieser, so kurz vor einer Schlacht, da wird es doch bestimmt mehr als eine Frau geben, die ...“
„Es ist Ayla!“ Bashirs Tonfall duldete keinen Widerspruch, und eigentlich wollte O’Brien auch gar keiner anderen Meinung als Bashir sein. Alles, was er wollte, war, das Mädchen so rasch wie möglich finden, diese verdammte Simulation endlich beenden, das Holodeck verlassen und sich in Keikos liebevoller Umarmung von dem Alptraum der vergangenen Stunden erholen.
Bashir lief so schnell, dass O’Brien Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten. Vor einer der Hütten blieb der Arzt stehen. „Hier ist es!“
Der Chief nickte, das Weinen kam unverkennbar aus dieser Behausung.
„Ayla?“ Bashir drückte vorsichtig gegen die Tür, um überrascht festzustellen, dass sie nicht verschlossen war. Das Licht des Mondes fiel in einen kleinen Raum. Und auf die Gestalt einer Frau, die mit angezogenen Knien in einer Ecke hockte.
„Ayla? Bist du es Ayla?“ Bashir öffnete die Tür ganz und trat ein.
Im selben Moment hob die Frau den Kopf und stieß einen schrillen Schrei aus.
Trotz der nur sehr spärlichen Beleuchtung erkannte Bashir, dass es tatsächlich Ayla war. Voller Entsetzen sah er, dass sie bis auf ein zerrissenes Kopftuch, das sie wie einen Schild vor ihre Brust gepresst hielt, nackt war. Ihr langes schwarzes Haar hing ihr in wirren Strähnen in die Stirn. Ihre Wangen waren geschwollen, die Lippen aufgeplatzt.
„Ayla, mein Gott, Ayla!“ Bashir machte einen Schritt in ihre Richtung, worauf sie erneut aufschrie und so weit wie möglich an die kahle Wand in ihrem Rücken zurückwich, wie ein Tier, das wusste, dass es in der Falle saß ...
„Verdammt!“, stieß O’Brien erschüttert hervor.
„Miles.“ Bashirs Stimme zitterte. „Sie müssen mir helfen. Ayla kann nicht hierbleiben, aber ich fürchte ich werde es nicht alleine schaffen, sie ...“
In diesem Moment begann ihre Umgebung zu vibrieren und dann wabernd ihre Substanz zu verlieren. Ein helles Summen erfüllte den Raum - und wenige Sekunden später war die dunkle Hütte dem charakteristischen gelb-schwarzen Projektoren-Gitter des Holodecks gewichen.
„Julian, Chief“, ertönte hinter ihnen Kiras erleichterte Stimme. „Den Propheten sei Dank, Ihnen ist nichts passiert, wir haben schon das Schlimmste befürchtet als ...“ Die Bajoranerin brach ab, als ihr Blick an Bashir und O’Brien vorbei auf Ayla fiel.
Die junge Inderin starrte durch Kira hindurch.
„Vögelchen“, wisperte Ayla so leise, als würde sie mit sich selbst reden, als ob niemand der anderen anwesend wäre. „Ich bin ein Vögelchen, ein hübsches kleines Vögelchen ...“ Dann plötzlich warf sie den Kopf in den Nacken und begann zu schreien.
Sie schrie und schrie und schrie. Sie schrie in einem fort immer weiter, bis ihre Stimme schließlich brach und in ein haltloses Schluchzen überging ...


Epilog

Julian Bashir stand am Fenster seines Quartiers und starrte hinaus ins All. Als der Türmelder summte, bat er den Besucher herein, ohne sich umzudrehen. Er wusste, wer es war. Hier und heute Nacht gab es auf dieser Station nur eine Person, die einen ausreichenden Grund hatte, ihn in seinem Schmerz, seiner Verzweiflung zu stören.
„Und?“, fragte er leise. „Hat Odo ihn gefunden?“
O’Brien schüttelte den Kopf. „Nein, es tut mir so leid.“
„Schon gut“, wurde er von Bashir unterbrochen. „Es hätte sowieso nichts mehr geändert.“
O’Brien schwieg. So schwer es ihm fiel, er musste dem Arzt recht geben.
Von Kira hatten sie erfahren, dass die Holosuite, von einem Klingonen manipuliert worden war, der sie vor ihnen für das Nachspiel einer klingonischen Oper benutzt hatte. Offenbar war er auf der Suche nach mehr Nervenkitzel gewesen, als eine Simulation bieten konnte, bei der Verletzungen und Tod des Gastes von vornherein ausgeschlossen waren, und die man jederzeit beenden konnte, wenn es zu gefährlich wurde. Danach hatte der Klingone berauscht vor Siegestaumel, eine Runde nach der anderen im Quark’s ausgegeben. Ob er jemals vorgehabt hatte, die Manipulation wieder rückgängig zu machen, oder ob er statt dessen der Meinung gewesen war, den verweichlichten anderen Besuchern die Möglichkeit zu geben, sich in echten Kämpfen zu stählen, würden sie wohl nie erfahren.
Irgendwann im Verlauf des Abends hatte der Klingone dann stockbetrunken gegenüber seinen Saufkumpanen mit dem geprahlt, was er getan hatte. Diese wiederum hatten seine lallende Behauptung zunächst für reine Angeberei eines Betrunkenen gehalten. Erst viel später, nachdem der Klingone längst zurück zu seinem Schiff getorkelt war, hatte einer von ihnen die Idee gehabt, dem Besitzer des Etablissements diese wertvolle Information im Austausch gegen einige Frei-Drinks anzubieten. Quark seinerseits hatte sich sofort im Gefängnis - und noch schlimmer, mit Forderungen auf Schadensersatz in astronomischen Höhen durch alle möglichen Hinterbliebenen bis ins sechste Glied konfrontiert gesehen. Diese Furcht hatte den Ferengi bewogen, die ihm genannte Holokammer zu überprüfen und die Sache - nachdem er die Manipulation entdeckt hatte, unverzüglich zu melden. Mehrere Techniker hatten unter Roms Leitung etliche Stunden fieberhaft daran gearbeitet, die laufende Simulation ohne Schaden für die Beteiligten zu unterbrechen. Odo indessen hatte alles versucht, den Klingonen ausfindig zu machen, aber der war mit seinem Schiff bereits abgeflogen...
„Wie geht es Ayla?“, fragte O’Brien, als er Bashirs Schweigen nicht mehr aushielt.
„Soweit es ihre körperliche Verfassung betrifft, gut“, antworte Julian.
„Kann man sie schon besuchen?“, erkundigte O’Brien sich unsicher.
„Sie ist nicht mehr auf der Station.“ Bashir, starrte immer noch zum Fenster hinaus.
„Oh.“
„Sie ist mit einem der terranischen Frachter abgeflogen, sie wollte zurück nach Hause.“
„Verstehe, natürlich ...“
„Sie wollte sich nicht von mir verabschieden, aber ich musste sie noch einmal sehen.“
O’Brien wusste nicht, was er sagen sollte, also beschränkte er sich darauf, Bashirs Rücken wortlos zu mustern.
„Sie meinte“, fuhr Bashir fort. „In ein, zwei Monaten vielleicht, oder in einem halben Jahr ...“
„Sicher, Julian“, stimmte O’Brien sofort zu.
Aber beide wussten, dass es nur eine tröstliche Lüge war, eine gnädige Selbsttäuschung, Ayla würde niemals wieder zurückkommen...
O’Brien fühlte sich angesichts von Bashirs Verzweiflung, dem stummen Schmerz, den die Haltung des anderen ausdrückte, so hilflos wie nur selten zuvor.
„Verdammt, Julian, es tut mir so furchtbar leid.“
„Ja“, sagte Bashir, ohne den Blick von den Sternen zu nehmen, „mir auch.“


ENDE
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