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von Gabi

Kapitel 1

Sie lag wach. Es war still in ihrem Quartier, lediglich das konstante Brummen der Generatoren, die DS9s Lebenszentrum waren, war zu spüren. Ein Geräusch – mehr ein Gefühl – welches unter tags nicht auffiel, weil es im geschäftigen Treiben der Station unterging. Doch nachts, wenn alles ruhig war, dann war es da. Unaufdringlich und beruhigend. Der Puls der Station, er schlug sanft und gleichmäßig und bedeutete, dass alles gut war.

Colonel Kiras Unterbewusstsein hatte sich bereits so sehr an den Takt ihres Zuhauses gewöhnt, dass es ihr das letzte Mal, als sie auf Bajor übernachtet hatte, tatsächlich schwer gefallen war, in den Schlaf zu finden. Es war wie der Herzschlag einer Mutter für ihr ungeborenes Kind.

Sie lag auf dem Rücken, blickte zur dunklen Decke empor und versuchte, in sich hineinzuhorchen. Sie hatte das Gefühl, etwas zu spüren. Eine Veränderung in ihr. Doch war das möglich? Konnte man das? Sie hatte keine Erfahrung. Sie fühlte sich anders als gestern, vollständiger.

Ihr Blick ging zum Chronometer. Es war fast Zeit aufzustehen. Leise fasste sie hinüber und deaktivierte den Weckton. Er musste nicht geweckt werden. Ohne Chronometer würde er sicher bis 1000 durchschlafen.

Kira stand auf ohne den Mann zu berühren, der ihr Bett teilte. Sie verließ leise das Schlafzimmer und machte sich für den Tag bereit. Wenn sie sich nicht täuschte, dann fing Dr. Bashir morgens auch immer vor seiner Dienstzeit an. Er würde eine Antwort für sie haben.

* * *


Als Kira gedankenverloren die Krankenstation verließ, lehnte er gegenüber an einer der Streben auf der Promenade. Sie hob ihren Blick.

„Und?“ Er richtete sich ein wenig aus seiner angelehnten Haltung auf. Eine Spur von Anspannung in seinen Augen, eine Spur von Angst.

„Woher wusstest du, wo ich bin?“ fragte sie statt einer Antwort. Sie war sich seiner immer noch nicht sicher.

„Intuition“, ein flüchtiges Lächeln huschte über seine Züge. „ Ein gewisses Maß an Empathie kommt mit dem Job.“

Kira blickte sich auf der Promenade um. So früh am Morgen war es noch ruhig. Wer immer unterwegs war, befand sich auf dem Weg zum Replimaten oder zu Quarks einen Level über ihnen für ein Frühstück. Sie überquerte die Promenade, verringerte die Distanz zwischen ihnen. Sie musste den Schritt auf ihn zu tun, denn er war immer noch zu sehr gefangen in seiner Angst vor Zurückweisung.

Er war zurückgekehrt aus dem Spiegeluniversum und alles, was sie ihm entgegen geschleudert hatte, um ihn fernzuhalten, hatte er angenommen. Er war nach Bajor gegangen, hatte sich im Kloster um Verständnis für Kiras Glauben bemüht, er hatte dabei sogar die Achtung von Kai Sarius erlangt. Er hatte sich eine Arbeit gesucht, hatte Captain Yates bei den Hilfslieferungen für Cardassia unterstützt. Als er wieder zu ihr zurückgekehrt war und keiner ihrer sanften Hinweise, dass sie ihn nicht sehen wollte, fruchtete, war ihre einzige Möglichkeit gewesen, ihn mit deutlichen Worte aus ihrem Leben zu werfen.

Stattdessen hatte sie kapituliert.

Ihr gesamtes Leben nach dem Widerstand war eine Aneinanderreihung von verlorenen Liebschaften und vertanen Gelegenheiten gewesen. Sie war es leid. War es leid, abends in ein kaltes Bett zu steigen. Er hatte ihr warmes Vergessen angeboten und sie hatte zugegriffen.

Seit einer Woche schliefen sie jede Nacht miteinander.

Nach der ersten Nacht mit ihm, als es so war, als wäre nie etwas anderes zwischen ihnen gewesen als nackte Haut, hatte sie für sich beschlossen, dass sie den gesamten Weg gehen würde. Sie hatte es ihm nicht gesagt, doch es schien, dass er es geahnt hatte.

Jetzt stand sie vor ihm, zwei hämatitfarbene Augenpaare blickten einander an. Einen kurzen Moment der Ewigkeit schwiegen sie einfach nur. Möglichkeiten und Entscheidungen zogen an ihnen vorüber.

Dann lächelte Kira und nickte.

Sein Blick wankte. Er blinzelte mehrmals. Ein knappes, hoffnungsvolles Lächeln zuckte über seine Züge, wagte es jedoch nicht sich einzunisten. Die Hand, die er nun hob, zitterte ein wenig. Er legte sie auf ihren Bauch. Als Kira es zuließ, atmete er hörbar aus.

Er betrachtete ihre ausdrucksvollen Augen in dem zarten, weichen Gesicht. „Es wird wunderschön werden, Nerys“, flüsterte er.

Kira nickte. „Das wird es, Antos.“

„Bitte …“ seine zweite Hand legte sich zur ersten, er senkte die Lider. „… bitte lass mich das mit dir teilen.“ Die Stimme wurde noch leiser, mit einem einzigen Wort konnte sie seine Existenz zerschmettern. „Ich möchte nicht nur sein Erzeuger, sondern sein Vater sein. Ich …“

Sie legte die Finger unter sein Kinn und zwang ihn so dazu, ihr wieder in die Augen zu sehen. „Was immer aus uns wird, was immer passiert, du bist sein Vater.“

Er senkte seine Stirn auf ihre Schulter. „Danke“, hörte sie ihn kaum wahrnehmbar flüstern. Sein Oberkörper bebte ein wenig, sie glaubte, dass er weinte.

Vielleicht … , vielleicht würde es ihnen sogar gelingen mehr als nur ein Bett und ein Kind zu teilen.

Vielleicht würden sie es tatsächlich schaffen, ein Leben zu teilen.

ENDE

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