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Arbeitsteilung

von Gabi

Kapitel 1

Die Blicke der Offiziere der Sternenflotte und des bajoranischen Militärs wandten sich dem Turbolift zu, als dieser OPS erreichte. Colonel Kira Nerys trat heraus, schenkte ihren Offizieren ein lächelndes „Guten Morgen“ und wies sie dann an, ihre Arbeit fortzusetzen. Trotz dieser Aufforderung folgten hinter Geschäftigkeit getarnte Augen ihrem Weg zum Kommandanturbüro hinauf. Sie konnte es ihren Leuten nicht verübeln, doch es machte sie ein wenig unsicher. Es würde noch einige Zeit dauern, bis sie ihre neue Rolle mit derselben Selbstverständlichkeit ausfüllen konnte, die sie in ihrer beruflichen Karriere bisher immer an den Tag gelegt hatte.

Kira atmete erleichtert aus, als sich die Türen des Büros hinter ihr schlossen.

„So, das hätten wir schon einmal geschafft“, erklärte sie dem kleinen Wesen, welches sich in einer Trageschlinge vor ihrem Bauch befand – und der Grund dafür war, dass ihre Offiziere nicht sofort wieder ihrer Arbeit nachgegangen waren.

Die ersten zwei Wochen nach der Geburt ihrer Tochter Sul hatte Kira Mutterschutzzeit auf Bajor genommen. Sie hatte es genossen und war überrascht darüber gewesen, wie selbstverständlich sie die Mutterrolle übernommen hatte. Die Hormonumstellung durch die Schwangerschaft war eine ganz wunderbare Sache der Evolution, sie ließ sogar in einem alten Haudegen wie Kira Nerys mütterliche Gefühle aufkommen.

Doch länger als zwei Wochen wollte sie keine Auszeit nehmen. Sie verspürte wenig Lust, das Kommando über DS9 – wenn auch nur auf Zeit – an jemanden anderes zu übergeben. Es war ihre Station. Sie war sich sicher, dass sie das Baby und ihre Arbeit unter einen Hut bringen konnte. Wenn nicht sie, wer dann?

Wie Chief O'Brien ihr versprochen hatte, befanden sich nun im rückwärtigen Bereich des Kommandanturbüros ein kleiner Wickeltisch und eine Wiege. Hier konnte Sul den Tag verbringen, während sie ihrer Arbeit nachging. Sie hatte ihre Tochter jederzeit im Blick. Ein ideales Arrangement.

Es dauerte nicht lange, bis ihr Erster Offizier zur morgendlichen Besprechung eintraf.

„Setzen Sie sich, Commander.“ Kira deutete auf den Stuhl vor ihrem Arbeitstisch. „Wie waren die letzten beiden Wochen?“

Erika Benteen nahm Platz und legte ihr PADD vor sich auf die Tischplatte. Ihr Blick wanderte jedoch in die Ecke des Büros, in welcher das Baby in seiner Wiege lag. Ihr Ausdruck entsprach demjenigen, den Kira noch vor einiger Zeit auch bei sich selbst ob dieser häuslichen Zurschaustellung erwartet hätte.

„Geht alles gut?“ erkundigt sich die Terranerin ein wenig befangen.

Kira schenkte ihr ein offenes Lachen. Seit sie das Baby hatte, fühlte sie sich irgendwie komplett, sie hatte das Gefühl, sie könne es mit Allem aufnehmen. „Es ist wunderbar, Commander“, erklärte sie daher in einer seltenen Anwandlung von Fröhlichkeit. "Sul ist ein wunderbares Baby.“

Benteen nickte lediglich und hob dann das PADD auf, um mit dem Briefing ihrer Kommandantin zu beginnen.

Eine Zeit lang gingen die beiden Frauen die Punkte in Ruhe durch, dann begann das „wunderbare“ Baby sich zu regen und nach Aufmerksamkeit zu verlangen. Kira schenkte Benteen ein entschuldigendes Lächeln und bedeutete ihr, dass sie ihre Besprechung fortführen sollten. Doch es fiel ihr zusehends schwerer sich zu konzentrieren.

Schließlich räusperte sich ihr Erster Offizier verlegen. Kira sah Benteen an und merkte, dass diese ihr etwas mitteilen wollte, ohne es auszusprechen. Die Augen der Terranerin zuckten vielsagend in ihre Richtung.

„Was?“ verlangte Kira schließlich irritiert zu wissen.

„Colonel, Sie …“ Benteen rang um die richtigen Worte. Etwas war ihr augenscheinlich höchst unangenehm. „Ihre … Uniform.“

Die Bajoranerin blickte irritiert an sich hinab. Ein feuchter Fleck zierte die rostbraune Jacke über ihrer rechten Brust. Ohne Nachzudenken fuhr ihre Hand nach oben, um den Fleck abzudecken. Das hatte ihr noch gefehlt. Das Gequengel des Babys hatte ihren Milchfluss ausgelöst. Ihr Blick begegnete nun ebenso betreten demjenigen Benteens. „Stört es Sie wenn ich …?“ Sie deutete mit dem Kinn in Richtung der Wiege.

Benteen hob die Hände, senkte ihren Blick jedoch verlegen auf das PADD. „Natürlich nicht, Colonel.“

Kira erhob sich, holte ihre Tochter aus der Wiege und nahm sie auf den Arm. Mit der freien Hand öffnete sie die Uniformjacke. Auf das dazugehörige Untershirt hatte sie verzichtet, denn es erschwerte das Stillen. Sie trug lediglich einen – nun feuchten – BH mit vorne liegendem Verschluss. Das Baby wurde noch unruhiger, als es die Milch roch. Es gab sein Gezappel erst auf, als sich die Lippen um die dunkle Brustwarze geschlossen hatten. Zufriedene Sauggeräusch erklangen nun in der etwas betretenen Stille des Büros.

Kira ließ sich erleichtert in ihren Sessel zurückfallen. Zwar war Commander Benteen die Situation offensichtlich unangenehm, doch war Kira erleichtert, dass Starfleet ihr einen weiblichen Ersten Offizier an die Seite gestellt hatte. Hätte sich nun ein Mann ihr gegenüber befunden, wäre alles noch befremdlicher gewesen.

„Wir können gerne weitermachen …“, erklärte sie eben, als OPS sich meldete.

„Colonel, ein Funkspruch von Admiral Nechayev für Sie.“

„Was? Jetzt?“

„Äh ja, jetzt …“, bestätigte die irritierte Stimme ihres Komm-Offiziers.

„Einen Augenblick.“ Kira unterbrach die Verbindung. Sie schenkte der Terranerin einen drängenden Blick. „Commander, könnten Sie vielleicht … eine Decke?“ Sie blickte zur Wiege hinüber.

Benteen sprang auf. „Ja, ja … natürlich.“ Sie eilte zu dem Bettchen hinüber und zerrte ein weißes Laken daraus hervor. Kira nahm es dankbar entgegen und drapierte es sich über Schulter und Brustbereich. „Sie können durchstellen“, informierte sie dann OPS.

Einen Bruchteil später blickte ein irritierter Admiral in das unnatürlich breit grinsende Gesicht der bajoranischen Kommandantin, die wirkte, als hätte sie sich eine überdimensionale Serviette umgebunden.

Kira war erleichtert, als sie sowohl das Gespräch mit Starfleet als auch das Briefing mit Commander Benteen hinter sich gebracht hatte. Irgendwie hatte sie es währenddessen sogar geschafft, die Brust zu wechseln.

Was sie nun dringend brauchte, war frische Kleidung. Und das Baby brauchte frische Windeln, wie ihre Nase ihr unmissverständlich mitteilte. Sie trug die Kleine zum Wickeltisch hinüber und machte sich an den unappetitlichsten Teil des Mutterdaseins.

Natürlich ertönte just in diesem Moment das Türsignal.

„Herein“, rief sie, während sie in einer Hand die stinkende Windel hielt und mit der anderen so gut wie möglich ihr feuchtes Oberteil verdeckte.

Chief O'Brien stand im Durchgang. Sein Gesicht verzog sich augenblicklich, er rümpfte die Nase. „Ich wollte Sie eigentlich fragen, ob Sie noch etwas brauchen, Colonel. Aber ich kann schon erkennen, dass dem so ist – einen geruchsneutralen Abfallvernichter.“

Sie schenkte ihm ein schräges Lächeln und gestikulierte, dass er ganz eintreten solle, damit sich die Türen wieder schlossen und der Geruch nicht auch noch auf OPS hinaus strömte.

„Das wäre in der Tat eine glänzende Idee“, erklärte sie ein wenig sarkastisch, während sie die volle Windel entsorgte.

Es piepte erneut. Dieses Mal betrat Commander Benteen das Büro. „Colonel, ich hab hier Ihre Ersatzuniform.“

Chief O'Brien sah Kira erstaunt an. Diese winkte mit der nun wieder freien Hand ab. „Danke, ich brauche sonst nichts mehr Chief“, als der Mann den Hinweis zum Wegtreten nicht sofort verstand, fügte sie mit leicht bedrohlichem Unterton hinzu: „Ich möchte mich gerne umziehen.“

„Oh ja, Sir, natürlich!“ O'Brien machte auf dem Absatz kehrt.

„Wenn Sie mich auch nicht mehr brauchen? …“ Commander Benteen hatte die frische Uniform auf den Tisch gelegt und verzog überdeutlich die Nase. Ein gewisser Geruch von Babys war offensichtlich nur von hormongesteuerten Müttern zu ertragen.

„Ja, natürlich, Commander. Danke.“

Endlich wieder in trockener Kleidung gönnte Kira sich einen kurzen Moment der Entspannung, während Sul friedlich eingeschlafen war. Es gestaltete sich doch ein wenig schwieriger als sie sich das in ihrer ersten Begeisterung vorgestellt hatte.

Aber sie würde es schaffen!

Ein paar Stunden später hatte sie tatsächlich einiges an Arbeit erledigen und einen weiteren Milchfluss verhindern können, indem sie Sul rechtzeitig an die Brust angelegt hatte. Während das Mädchen abermals trank, studierte Kira die Berichte, die auf diversen PADDs vor ihr auf dem Schreibtisch lagen.

Das Baby ließ schließlich ihre Brustwarze los und gab ein gurgelndes Geräusch von sich. Ein dankbares Lächeln breitete sich über Kiras Zügen aus. Sie nahm das kleine Bündel Leben hoch und sah ihm fest in die Augen. „Wir beide, das wird noch ein ganz tolles Team werden.“

Sul verzog ein wenig den Mund, dann löste sich ein durch und durch zufriedenes Blubbergeräusch aus ihrer Kehle und sie spie Milch und anderen Mageninhalt quer über die PADDs und Kiras frische Uniform.

Entsetzt starrte Kira ihre Tochter und die angerichtete Sauerei an. Dann schlug sie auf ihre Komm-Einheit. „Kasidy Yates, dringend!“

* * *

„Wie war dein …?“ Bareil brach ab, als Kira völlig erschöpft das Quartier betrat. Sie drückte ihm ihre Tochter in den Arm, ließ sich auf das Sofa fallen und legte die Füße auf den Couchtisch.

„Das war es!“ verkündete sie. „Ich werde abpumpen.“ Ihr ausgestreckter Arm zeigte auf den verdutzten Bareil. „Ich habe mit Kasidy gesprochen. Du bist für ein halbes Jahr für Vaterschaftsurlaub freigestellt!“

„So schlimm?“ brachte er schließlich mit erhobenen Augenbrauen hervor.

„So schlimm!“

ENDE
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