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Routinemission mit Folgen: Zweiter Teil: Dunkle Nebel

von leni1983

Verbunden

Kirk betrat die Krankenstation und sah sich suchend um. Schwester Christine Chapel kam ihm entgegen. Sie sah ziemlich erschöpft und mitgenommen aus. „Mr. Spock ist dort drüben, Sir. Dr. McCoy ist gerade bei ihm.“, sagte sie mit einem schwachen Lächeln, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandte. Der Schiffarzt hatte ihr zwar geraten, sich in ihr Quartier zu begeben und auszuruhen, doch sie konnte sich unmöglich hinlegen, jetzt wo es Mr. Spock so schlecht ging.

„Danke, Miss Chapel.“ Captain Kirk erwiderte ihr Lächeln kurz und wandte sich dem von ihr angegebenen Zimmer zu. Noch bevor er den Raum betreten hatte, wusste er, dass Spocks Zustand sich nicht verbessert hatte. Er sah, dass Spock immer noch bewusstlos war und er erkannte es auch an McCoys niedergeschlagener Haltung. Der Arzt betrachtete gerade die Daten von Spocks Biomonitor. Auch der Captain warf einen kurzen Blick darauf. Selbst für ihn war es offensichtlich, dass die Werte schlecht waren. Spocks Blutdruck, sonst kaum vorhanden, zeigte sich ziemlich deutlich am Monitor.
„Hallo, Pille.“, sagte er leise, weil er den Arzt nicht erschrecken wollte.
Seufzend drehte sich McCoy um. Er sah schrecklich aus, fand Jim. Seine Augen waren gerötet und von tiefen Ringen gezeichnet. „Hallo, Jim. Es gibt noch nichts Neues.“, erwiderte der Arzt ebenso leise. „Aus irgendeinem Grund erwacht er nicht. Dr. M’Benga hat ihn sich auch schon angesehen.“
Dr. M’Benga war Spezialist für die vulkanische Physiologie an Bord der Enterprise, aber auch er hatte Spock nicht helfen können. McCoy fuhr fort: „Dr. M‘Benga glaubt nicht, dass Spock eine Heiltrance eingeleitet hat und deshalb bewusstlos ist, denn er hat ja keine äußerliche Verletzung. Wir wollen ihn nicht mit Medikamenten aufwecken, weil wir befürchten, ihm dadurch mehr zu schaden als das es ihm nützt. Sein Blutdruck ist viel höher als normal. Wir vermuten, dass die Organe, die bei ihm eine ähnliche Funktion wie unsere Nieren und unsere Leber ausführen, nicht richtig arbeiten, aber weder haben wir keine Idee warum, und daher auch kaum eine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. Die vulkanische Biologie ist viel komplizierter und Spock ist durch seine halbmenschliche Biologie ohnehin ein einzigartiger Fall.“ McCoy schloss seinen Bericht mit einem schweren Seufzen. „Zurzeit kann ich leider nicht viel für ihn tun, außer ihn zu beobachten und abzuwarten. Es tut mir leid, Jim.“, schloss der Schiffsarzt.

Jim nickte nur und vergewisserte sich dann, dass sie alleine waren, dann nahm der Captain seinen Freund kurz in den Arm und drückte ihn einen Moment tröstend an sich. Leonard lehnte sich erschöpft an ihn. Eine Weile standen sie schweigend dicht beieinander, jeder mit seinen Gedanken bei Spock.
Dann blickte Jim dem Doktor ernst in die müden Augen. „Geh jetzt schlafen, Pille. Wenigstens ein paar Stunden. Du hast eine Pause mehr als nötig.“ Jim rechnete mit Widerstand und bereitete sich innerlich darauf vor, seinem Freund den Befehl zum Ausruhen zu geben. Oft war die Situation genau umgekehrt gewesen und der gute Doktor hatte seine Autorität als Schiffsarzt herauskehren müssen, um Jim während einer Krise zum Ausruhen zu bewegen.

Doch heute war McCoy zu erschöpft zum Widerstand und nickte nur. „Jim…“ Er wollte noch etwas sagen, doch der Captain ließ ihn nicht ausreden. „Keine Sorge, Pille. Spock wird nicht allein sein. Ich bleibe hier bei ihm und wenn ich gehe, schicke ich nach jemandem, der meinen Platz einnimmt. Und wenn sich etwas ändert, lasse ich dich oder Dr. M’Benga sofort rufen. Ich habe zwei Spezialisten mit der Analyse der gesammelten Daten über den Raumnebel beauftragt. Vielleicht finden sie auch etwas, was dir helfen kann, Spock zu helfen. Geh jetzt schlafen.“ Sie wechselten noch einen letzten Blick, dann verließ Leonard das Zimmer und Jim wandte sich Spock zu.

McCoy schleppte sich mit Mühe in sein Quartier. Dort angekommen, zog er nicht mal mehr seine Stiefel aus, denn er zweifelte daran, dass sie sich von seinen schmerzenden, geschwollenen Füßen lösen würden. Er ließ sich einfach auf sein Bett fallen und schloss die Augen. Noch bevor er sich Gedanken um die vergangenen Tage oder Spocks kritischen Zustand machen konnte, war er zum Glück schon erschöpft eingeschlafen.

Jim betrachtete derweil besorgt aber auch nachdenklich Spocks Gesicht. ‚Wenn ich ihm doch nur helfen könnte...‘, dachte er stumm. Gedankenverloren nahm er die warme Hand des Vulkaniers in seine und drückte sie sanft. Jim schloss die Augen und fühlte in sich hinein. Er horchte nach den fremden und ihm doch so vertrauten Mustern, und suchte Spuren von Spocks Bewusstsein. Doch alles blieb still.
Einem plötzlichen Impuls folgend, legte Jim Spocks Hand an sein eigenes Gesicht, mit seiner anderen Hand berührte er vorsichtig Spocks Schläfe. Dann schloss er die Augen und konzentrierte sich. Irgendwie musste er Spocks Bewusstsein erreichen.

Urplötzlich war die Verbindung da und heißes mentales Feuer flutete Jim entgegen. Instinktiv wollte er zunächst vor der schmerzenden Hitze zurückweichen, doch er nahm sich zusammen und blieb sowohl geistig als auch körperlich an Ort und Stelle. Das Atmen fiel ihm immer schwerer, er kam sich vor wie in einem Glühofen, doch er biss die Zähne zusammen und konzentrierte sich noch stärker auf Spock.
Schwarze Schleier aus gleißendem Schmerz umwogten ihn, doch inmitten der Dunkelheit und dem glühenden Chaos spürte er schwach etwas Vertrautes. Jemanden. Spock.

Jim konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, die wabernden Nebel des Schmerzes und der Hitze einzig mithilfe seiner Gedanken zu sich zu ziehen, um Spocks Bewusstsein davon zu befreien. Kurz darauf fühlte er, dass er zumindest teilweise Erfolg damit hatte. Die Schmerzen fuhren stechend und bohrend in seinen eigenen Körper, er presste die Lippen fest zusammen, um nicht zu schreien. Schweiß rann über seinen Körper, doch seine Hände ließen Spock nicht los.

Es dauerte nicht lange und Jim spürte verzweifelt, wie seine Kräfte allmählich schwanden. Er wusste nicht, wie Spock solche Schmerzen dauerhaft ertragen konnte. Trotzdem gab der Captain nicht auf und versuchte so viel Schmerz und Dunkelheit wie möglich in sich selbst zu ziehen. Schließlich erstarkte die vertraute Präsenz von Spock und Jim atmete erleichtert auf.
‚Spock!‘, begrüßte er ihn trotz seiner Erschöpfung mit einem mentalen Freudenschrei.
Ein vulkanisches Wort wehte ihm entgegen wie eine sanfte Umarmung. ‚Thyla…‘ - Bruder…‘
Und dann: ‚Das war unklug, Jim.‘ Trotz des Tadels echoten Spocks Gedanken sanft wie ein leiser, warmer Windhauch durch Jims Bewusstsein.

‚Es war notwendig.‘ Energische Entschlossenheit flutete dem Vulkanier entgegen.
‚Unklug und gefährlich dazu.‘ Spock vertrieb mit neugewonnener Kraft die letzten Nebelschwaden, verbannte sie in tiefere Bewusstseinsschichten, um seinen Captain und besten Freund davor zu schützen. Jim hatte auch das Gefühl, dass Spock die Hitze in seinem Inneren für ihn etwas dämpfte.

Sie standen sich in Gedanken gegenüber und sahen sich einen Moment lang einfach nur an. Zwei getrennte Bewusstseinssphären, zwei sehr unterschiedliche Individuen vereint und tief miteinander verbunden. Kein Platz für Ränge, nur Spock und er.

Jim blickte in Spocks dunkle Augen, er bot ihm seine Seele dar wie ein aufgeschlagenes Buch. ‚Spock, ich bin froh, dass ich dich wiederhabe.‘, sagte er.
Spock erwiderte den Blick und sein Abbild zog amüsiert eine Augenbraue hoch. Einen Moment ließ er Jim seine eigene Freude und Erleichterung fühlen, bevor er antwortete: ‚Jim, ich bin froh, wieder hier zu sein. Aber meine Stärke ist nicht von Dauer.‘
Jim spürte besorgt die wallenden Nebel, die im Hintergrund von Spocks Gedanken noch immer wüteten und er fühlte außerdem, wie scheinbar weit entfernt von ihm selbst, seine körperlichen Kräfte ebenfalls schwanden. Er hatte ebenfalls nicht mehr viel Zeit, er würde diese Art der Verbindung nicht dauerhaft aufrechterhalten können. ‚Spock, was ist geschehen? Was können wir tun?‘
Spocks Antwort nannte wie üblich die Fakten, so als würden sie zusammen auf der Brücke stehen. Mit dem Unterschied, dass er sich aufgrund der drängenden Zeit kürzer fasste.
‚Der Raumnebel. Vermutlich eine Art Vergiftung. Ein schädliches Element auf atomarer Ebene. Ich kann es jetzt für eine Weile isolieren, aber es muss ein Gegenmittel gefunden werden. Sonst werde ich sterben, Jim.‘ Ein Hauch von Bedauern huschte durch Spocks Gedanken, dabei spürte Jim, dass er sich nicht so sehr vor seinem möglichen Tod fürchtete, sondern viel mehr vor Jims Umgang damit.
‚McCoy wird helfen.‘, erwiderte Jim zuversichtlich, der seine Ängste um Spock zu verbergen suchte, was aber während der Gedankenverschmelzung praktisch unmöglich war. Kurz darauf kam sein körperliches Abbild in Spocks Bewusstsein ins Schwanken.
‚Jim! Du musst jetzt gehen. Bevor es auch für dich gefährlich wird. Unterbrich die Verbindung. Wach auf!‘, drängte ihn Spock. Jim wollte nicht gehen. Er wollte bei Spock bleiben, Spock brauchte ihn und er brauchte Spock. Doch etwas zerrte an ihm, zog ihn fort von Spocks Bewusstsein und zurück in seinen schmerzenden Körper und auf Spocks mentales Drängen hin, ergab er sich schließlich. Blinzelnd schlug er die Augen auf.

„Captain! Captain Kirk!“
„Ich bin hier.“, murmelte er leise und kaum verständlich. Das Licht im Raum blendete ihn. Sein ganzer Körper schmerzte wie nach einer üblen Prügelei. Er war einen Moment desorientiert und verwirrt. Er spürte eine Hand auf seiner Schulter und als er aufblickte, erkannte er schemenhaft die blaue Uniform der medizinischen Abteilung. Schlagartig fiel ihm alles wieder ein und er war hellwach. Er wollte aufstehen, doch jemand drückte ihn sanft, aber entschieden wieder zurück auf den Stuhl. Er blinzelte noch einige Male, bis er wieder klar sehen konnte und schaute direkt in die Augen von Dr. M’Benga. An dessen Seite stand Schwester Chapel, die ihn besorgt und auch ein wenig schuldbewusst musterte. Scheinbar hatte sie entdeckt, was er getan hatte und den Doktor dazu gerufen. Er konnte es ihr nicht verdenken. Seine Uniform war schweißgetränkt und wenn er so aussah, wie er sich fühlte...
Bevor er sich dem Unvermeidlichen stellte, warf er einen kurzen Blick auf Spocks Biomonitor. Zufrieden stellte er fest, dass die Werte sich deutlich verbessert hatten, wenn sie auch noch immer von der Norm abwichen.

Kirk wandte seine Aufmerksamkeit dem dunkelhäutigen Arzt und der Krankenschwester zu. „Nun?“ brummte er, als keiner der Beiden etwas sagte.
„Ich glaube, Sie schulden uns eine Erklärung, Captain.“, begann Dr. M’Benga schließlich.
„Sie haben uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Sir.“, ergänzte Schwester Chapel.
Jim nickte. „Das glaube ich gerne.“ Er bewegte versuchsweise die schmerzenden Arme und Beine und machte dann einen vorsichtigen Versuch aufzustehen. Diesmal hinderte ihn niemand und sein Körper gehorchte ihm, wofür er sehr dankbar war. Er streckte sich. „Ich konnte einen Kontakt zu Spocks Bewusstsein herstellen. Er vermutet, dass ein Element des Raumnebels ihn vergiftet hat. Er sagt, es wird ihn früher oder später töten, wenn wir es nicht isolieren können bzw. kein Gegenmittel finden.“
M’Benga sah ziemlich überrascht und auch zweifelnd aus und auf Schwester Chapels Gesicht zeigte sich ebenfalls Ungläubigkeit, gemischt mit Sorge.
Dr. M’Benga verschränkte unbehaglich die Finger beider Hände ineinander. „Captain, verstehen Sie das jetzt bitte nicht falsch… Ich weiß, dass Sie und Mr. Spock befreundet sind und dass er schon mehrfach eine Mentalverschmelzung mit Ihnen hergestellt hat. Aber sind Sie sicher, dass Sie nicht einfach nur eingeschlafen sind und geträumt haben? Sie selbst sind kein Telepath…“
Kirks Blick brachte ihn zum Schweigen. „Ich habe nicht geträumt, Doktor, glauben Sie mir. Und falls Sie an meiner geistigen Gesundheit zweifeln, unterziehe ich mich gerne einer psychiatrischen Untersuchung. Aber erst nachdem wir Spock gerettet haben.“ Er straffte seine Gestalt. „Bitte entschuldigen Sie mich jetzt, ich habe in einer halben Stunde ein Treffen im Konferenzraum und möchte vorher noch duschen und mich umziehen. Informieren Sie mich sofort, wenn sich bei Mr. Spock etwas ändert. Wenn Dr. McCoy seine Erholungsphase beendet hat, berichten Sie ihm von dem, was ich Ihnen eben sagte.“
„Aye, Sir.“, bestätigte der Arzt. Dann wandte er sich an Schwester Chapel. „Wenn Sie sich noch immer nicht ausruhen wollen…“ – an dieser Stelle schüttelte Christine Chapel den Kopf – „Bleiben Sie bitte bei Mr. Spock. Informieren Sie mich, sobald sich irgendetwas ändert.“
„Ja, Doktor.“
Captain Kirk hatte die Konversation der beiden mit angehört, da er noch einen Moment auf Spock geblickt hatte. Er spürte schwach das mentale Band zwischen sich und seinem Ersten Offizier. Die Verbindung war zwar jenseits der gewöhnlichen Intensität, aber sie war da… und das war die Hauptsache…
Er nickte dem Arzt und der Schwester zu und verließ das Zimmer.
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