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Krank

von Gabi

Kapitel 1

„Du hast gehört, was der Arzt gesagt hat – strikte Bettruhe!“ Sarish Rez, seines Zeichens Adjutant und Kindermädchen des bajoranischen Premierministers hinderte Shakaar daran, sich im Bett aufzusetzen. „Du sollst liegen bleiben und absolut nichts machen außer dich zu erholen.“

„Aber doch nicht jetzt!“ Shakaars Augen blickten seinen Berater hilfesuchend an. Doch in Sarishs Blick konnte er keinerlei Gnade erahnen.

„Zugegeben, es ist ein unglücklicher Zeitpunkt, um sich mit Coum-Fieber anzustecken, aber Kai Winn und die anderen Minister werden dich sicherlich adäquat vertreten.“

„Kai Winn, ha!“ Shakaar richtete sich erneut auf – erneut drückte ihn der andere Mann wieder auf die Kissen zurück. Alleine schon der Umstand, dass er ihm nichts entgegenzusetzen hatte, zeigte, wie dringend der Premierminister die Bettruhe benötigte. „Verdammt, Rez, ich habe dafür geschuftet, dass das Aufnahmeverfahren für Bajor abgekürzt wird, hab mir Wochen mit diesen Betonbürokraten der Föderation um die Ohren geschlagen, und jetzt soll ich bei der Unterzeichnung nicht dabei sein? Die schaffen es nicht einmal den Termin zu verlegen, bis ich wieder gesund bin. Was bin ich auch Unwichtiges, bloß der erste Mann Bajors! Stattdessen Winn? Was hat sie schon anderes getan, als gegen den Beitritt mobil zu machen?“

Sarish hob frustriert die Schultern. „Ich habe nicht gesagt, dass es gerecht ist. Doch auf der einen Seite würdest du in deinem Zustand den Flug nicht wirklich durchstehen, und auf der anderen bist du immer noch ansteckend.“

„Ha!“ erklärte Shakaar zum wiederholten Mal, verschränkte die Arme in Protest vor der Brust und starrte die Zimmerdecke an.

* * *


Shakaar hatte das Gefühl, dass er nur ein paar Minuten in einem verärgerten Dämmerschlaf zugebracht hatte, als sein Adjutant aufgeregt das Zimmer betrat.

„Was ist los?“ murrte er. „Hat der Quacksalber mich endlich frei gegeben?“

„Nein, Edon.“ Sarish ließ sich auf den Stuhl fallen, der sich neben dem Krankenbett befand. „Captain Sisko hat B’Hala gefunden.“

„Captain Sisko hat … was?“ Der Premierminister richtete sich auf, das Fieber musste wieder zurückgekehrt sein, wenn er bereits solch befremdliche Dinge glaubte zu hören. Doch der Umstand, dass Sarish nicht aufsprang, um ihn wieder in eine liegende Position zu zwingen, zeigte ihm, dass tatsächlich etwas Wichtiges vorgefallen war.

„Der Abgesandte hatte ein Pagh'tem'far, das ihm B’Halas Lage verraten hat.“ Sarish schenkte seinem Arbeitgeber einen hilflosen Blick. Er war mit dieser Nachricht offensichtlich genau so überfordert wie sich Shakaar fühlte.

„Und er geht einfach hin und schafft das, was unseren besten Archäologen über Jahre nicht gelingt?“ Der große Bajoraner hob die Hände in einer frustrierten Geste, ließ sie jedoch sogleich wieder sinken, da die rasche Bewegung einen Schwindel bei ihm ausgelöst hatte. „Na prima! Ein weiteres Hoch auf die bajoranische Unfähigkeit.“

Sarish lächelte etwas unsicher. „Es ist der Abgesandte, Edon. Da ist das zu verzeihen.“

„Verdammt, ich will aus diesem Bett raus! Da draußen wird Geschichte geschrieben und ich häng hier mit diesem unsäglichen Fieber!“

* * *


Der Schlaf der Nacht hatte ihm gut getan. Leider nicht gut genug, dass der Arzt ihn für einen Flug nach DS9 fit geschrieben hätte. In diesem Augenblick saßen seine Stellvertreter gemeinsam mit Kai Winn dort oben an einem Tisch und unterzeichneten ein Papier, welches Bajor wirtschaftliche und militärische Vorteile bringen würde – oder es in eine neue Abhängigkeit stürzte, wie die Beitritts-Gegner betonten. Und er saß hier in einem Krankenbett zum Nichtstun verurteilt. Es nützte nichts zu wissen, dass er den Vertrag nachträglich noch durch seine Unterschrift in Kraft setzen würde. Er war jetzt nicht dabei. Jetzt, wo Geschichte geschrieben wurde.

Stattdessen studierte er auf seinem Padd die ersten Berichte über B’Hala, die Sarish ihm gestern im Lauf des Tages zusammengestellt hatte.

Als sein Adjutant dieses Mal das Krankenzimmer betrat, geschah dies in einer noch aufgelösteren Verfassung als zuvor bei der Nachricht über B’Halas Entdeckung.

Shakaar hob fragend die Augenbrauen und bereitete sich mental auf das nächste nationale Ereignis vor, das sich ausgerechnet seine Krankenzeit zum Stattfinden ausgesucht hatte. „Und?“

Sarish atmete ein paar Mal tief durch, nachdem sein Dauerlauf neben dem Bett zum Stillstand gekommen war. „Der Beitritt ist geplatzt“, erklärte er schließlich. Seine Stimme betonte mit jeder Silbe die Ungläubigkeit, die er fühlte.

Shakaar starrte ihn weiterhin an, schweigend auf die Pointe wartend, die sicherlich noch folgen musste.

„Der Abgesandte hat unseren Leuten dringend davon abgeraten zu diesem Zeitpunkt Mitglied der Föderation zu werden“, erklärte der Adjutant, „er hat in einem Zwiegespräch mit den Propheten erfahren, dass es wichtig sei, dass wir in der kommenden Zeit neutral bleiben.“

Der Premierminister öffnete den Mund, schloss ihn wieder, öffnete ihn erneut. „Und keiner hat es für nötig empfunden, meine Meinung zu Rate zu ziehen? Was bin ich hier? Eine Spaßfigur?“

„Er war offensichtlich sehr überzeugend.“

„Ich fasse es nicht!“ Er starrte Sarish an. „Und wie haben die Delegierten der Föderation reagiert?“

„Die waren stinksauer – allerdings weniger auf uns als auf den Abgesandten.“

„Und dafür habe ich mich krummgelegt?“ Shakaar legte das Padd auf dem Nachttisch ab, ließ sich zurück ins Bett fallen und zog die Decke demonstrativ über den Kopf.

„Das war’s“, murmelte er unter den Laken hervor. „Für eine Wiederwahl stehe ich nicht zur Verfügung!“

ENDE

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