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Deep Space K-7 / Qriosity: Geheimagent

von VGer

Geheimagent

Vermutlich war es das sehr authentisch geheimagentige Flair, das ihn auf mysteriöse Weise so attraktiv erschienen ließ. Der Charme der alten Schule, zweifellos. Er war keiner dieser pompösen Geheimagenten – keine potenzsteigernden Fahr- und Spielzeuge, keine verruchten Verführungskünste, keine luxuriösen Cocktails, noch nicht einmal eine Fliege, was eigentlich schade war, denn Fliegen sind cool. Er war einer der verwegenen Geheimagenten, denen das nackte, testosterongetränkte Abenteuer aus jeder Pore triefte – einer von denen, die sich ohne mit der Wimper zu zucken und ohne sich auch nur im Geringsten von Gesetzen des Staates oder der Physik aufhalten zu lassen im Unterhemd und mit dem Maschinengewehr im Anschlag vom höchsten Turm abseilen würden, um im Alleingang die Welt zu retten. Genau richtig, denn auch wenn sie alles andere war als eine holde Maid in Nöten schwebte sie nun einmal in Lebensgefahr. Soweit die Fakten, und die machten mehr als deutlich, dass sie jede helfende und schützende Hand brauchen konnte die sie kriegen konnte. Auch, wenn diese ausgerechnet einem wandelnden Klischee in Form dieses enervierenden Geheimagenten gehören musste.



„Hast du eine Minute?“
„Nun ... gibt es einen besonderen Grund dafür, mich mitten in der Nacht zu besuchen? Denn wenn du auf etwas Bestimmtes aus bist, muss ich dir leider mitteilen, dass du dich dabei sehr, sehr ungeschickt anstellst.“
„Nein. Darum geht’s hier nicht.“
„Worum dann? Du hast es ja ganz offensichtlich nicht für nötig gehalten, mich per Kommunikator über dein Kommen zu informieren. Ich schließe daraus, dass es entweder zu geheim oder irgendwie peinlich für dich wäre, als dass jemand zufällig mithören dürfte. Soweit richtig?“
„Richtig.“
„Also. Willst du mir vielleicht endlich sagen, was los ist? Oder liegt das auch wieder oberhalb meiner Besoldungsstufe?“
„Nicht dieses Mal.“
„Warum bloß habe ich das Gefühl, dass das eine lange Nacht werden wird?“




Er musste sehen, und er litt, doch er wollte es wohl so haben, denn er musste es mit ansehen, musste ihn mit ansehen, musste sehen, wie er sie ansah und sie ihn.

Ein Blick, dann noch einer – seiner eindringlich possessiv, ihrer verstohlen schmachtend – diesen einen Augenblick zu lang um flüchtig zu sein und doch nicht lang genug um allgemein aufzufallen. Eine Hand, die wie zufällig eine Schulter berührte, eine Geste, in der mehr Gewicht steckte als dass sie nur ermutigend und freundschaftlich sein konnte. Ein anzüglicher Kommentar, ein nur schlecht versteckter Flirt. Ein unschuldig unanständiger Gedanke, wie sich sein kurz geschorenes blondes Haar wohl unter ihren Händen anfühlen würde, ob es kitzeln würde oder prickeln. Ein verheißungsvolles Augenzwinkern, ein Lächeln, ein Lachen, ein Scherz, und dieser gewisse Unterton in ihrer Stimme. Auch wenn sie es in der Zukunft immer vermeiden würde ihm von dieser Zeit zu erzählen, und auch wenn sie sich zu diesem Zeitpunkt so sehr entfremdet hatten, dass sie ihn aus ihrem Leben verbannt hatte – er kannte sie zu lange und zu gut um davon nicht beunruhigt zu sein.



Sie hatte ja weglaufen wollen, möglichst weit weg von ihm und all dem woran sie nicht denken wollte, und praktischerweise war das mit einer Beförderung und einer Versetzung kollidiert. Auch wenn es bei weitem nicht der glorreiche Karrieresprung war, von dem sie insgeheim zu phantasieren gewagt hatte – es war ein Kommando, ihr erstes eigenes, und Deep Space K-7 kam objektiv betrachtet der Definition von „möglichst weit weg“ ziemlich nahe, eine kleine Raumstation die man normalerweise nur zufällig fand, nämlich dann, wenn man sich auf den Weg von der Erde nach Q’onoS ziemlich dämlich verirrte, und so weit außerhalb gelegen, dass es denen, die in modern ausgestatteten und designten Büros in San Francisco saßen, beinahe entfallen wäre, dass sie überhaupt existierte und man sie auch instand halten könnte. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Sie hatte ihm ihre Wünsche nur allzu klar gemacht bevor sie gegangen war, so klar nämlich, dass es fast schon körperlich weh tat. Doch er konnte nicht anders, er musste sie sehen, auch wenn sie ihn nicht sehen wollte, und nicht nur deshalb, weil er ihre Stimme in seinem Kopf und ihre Hände in seinem Schoß mehr vermisste als er sich das jemals eingestehen würde, es gab wichtigeres. Er musste sehen, dass sie in Sicherheit war. Er wusste Bescheid über die Gefahren dieser Zeit, besser als sie, und er durfte sie nicht warnen. Er wusste, dass er sich zu sehr einmischte – sie hatte ihm das fast noch deutlicher klar gemacht als das Kontinuum, jedenfalls hatten ihre Worte ihn härter getroffen als die des Kontinuums –, doch er konnte zumindest versuchen sie zu beschützen, er konnte zumindest über sie wachen. Das allein war ihm ein Bedürfnis, und nichts, was er dahergelaufenen Geheimagenten kampflos überlassen würde.

Irgendetwas war mit ihr passiert, das er nicht ganz verstand, irgendetwas hatte sie verändert, und wahrscheinlich war das sogar seine Schuld und er konnte nichts dagegen tun, irgendetwas war in ihr verstummt an dem Tag, an dem sie beschlossen hatte wegzulaufen. Sie war irgendwo zwischendrin, noch so jung und unerfahren, aber schon lange nicht mehr das wilde Kind, das er damals entführt hatte, und noch lange nicht die weise und abgeklärte Persönlichkeit, die sie später sein würde. Sie war die Kommandantin, intelligent und gefährlich, doch das schien sie just zum Zeitpunkt ihrer Ankunft auf der K-7 vergessen zu haben, als ihr dieses blaue Wunder von Sicherheitschefin die Sprache verschlagen und der feine Herr Geheimagent sie in einen Teenager zurückverwandelt hatte.



Eine orionische Auftragskillerin war hinter ihr her. Das war ihr voll und ganz bewusst, doch sie bevorzugte es, nicht darüber nachzudenken sondern zu handeln. Praktisch, effizient, militärisch. Allein die Nacht machte ihr dabei einen Strich durch die Rechnung, dabei gab es nichts schlimmeres als unausgeschlafene Kommandanten in Krisensituationen. Er hatte nicht aufgehört sie zu beobachten, er sah jeden ihrer Albträume in seinem Geist und konnte doch nichts tun um sie von diesem Terror zu befreien. Das Kontinuum hatte es ihm verboten, sie hatte es ihm verboten, sogar zweimal, einmal gegenwärtig und einmal zukünftig, und er wusste, dass er den Rest seines Daseins als Amöbe fristen würde wenn er sich nicht daran hielt, denn er hatte die Naturgewalt, der er sein Leben verschrieben hatte, gegen sich aufgebracht. Also blieb er unbemerkt bei ihr und sah sie in ihren Träumen tausendmal sterben, sie wurde abgestochen und aufgeschlitzt von einem schemenhaften grünen Monster und kein Bisschen Würde oder gar Schönheit lagen in diesen Toden, der Geheimagent immer an ihrer Seite, er ließ Leben um Leben für sie, für ihre Verteidigung an der er scheiterte, und auch darin kein Funken nobler Edelmut oder gar Romantik, nur Blut. Und wieder erwachte sie, schreiend und schweißgebadet.

Beim dritten Mal war es nicht der Name des Geheimagenten, den sie in die Dunkelheit des Weltraums und der Todesangst schrie bis sich ihre Stimme überschlug und erstickte. Es war seiner.

Tief in ihm zerbarst etwas unerwartetes und erfüllte ihn mit einer unbändig undefinierbaren Emotion, die ihr und nur ihr allein gehörte und die er nicht mehr zu berühren gewagt hatte seit sie gegangen war. Eine körperliche Form anzunehmen wagte er nicht, doch er war sich sicher, dass sie ihn wahrnehmen und empfinden konnte wenn sie das wollte. Behutsam schnipste er sich in ihr Quartier, zuerst berührte er nur ihre linke Wange, wie er es so oft tat, dann legte er sich schwerelos um sie und flüsterte zärtlich Ungesagtes und Unsagbares in die endlose Leere zwischen ihnen. Sie seufzte tief und schlief wieder ein, und diesmal blieb ihr Schlaf blutleer und messerlos.



Allmächtige Entitäten konnten nicht verlieren, das lag in der Natur der Sache. Und er wollte nicht aufgeben, das war ihm so klar wie nie zuvor, wollte sie nicht verlieren, nicht an eine Auftragskillerin und an einen blöden Geheimagenten schon gar nicht. Nicht sie. Das Einzige was er brauchte war etwas Zeit – Zeit für sie, um sie auf Deep Space K-7 ihre Angelegenheiten regeln zu lassen, ihre Selbstzweifel und sonstigen Dämonen zu verjagen und zu einer ganz passablen Kommandantin zu werden, und vor allem Zeit für ihn, um sich den unschlagbarsten aller Pläne auszudenken.

Naturgewalten konnte man nur mit Naturgewalten schlagen, und Geheimagenten nur mit Geheimagenten.
Und genau deshalb war Omnipotenz definitiv von Vorteil.

Q lehnte sich zurück und wartete geduldig.


Der Dialog zwischen Naomi und Phil ist nicht mein Werk, sondern leicht gekürzt zitiert aus dem dritten Kapitel von road runners Deep Space K-7: Racheakt. Die Handlung rund um Deep Space K-7, der Geheimagent (a.k.a. Lt. Philip Redbay) und das blaue Wunder (a.k.a. Lt. Kerra Thelv) gehören nicht mir sondern dem phantastischen road runner, dessen Geschichten ich uneingeschränkt empfehlen kann! Ich bedanke mich hiermit sehr b25;lich dafür, dass meine unbezähmbare Horde an Plot-Tribbles seine Geschichten auch als Spielwiese nutzen dürfen und dass er einen so hervorragenden und wichtigen Beitrag zur Erziehung meines / seines / unseres Wildchilds leistet. Danke! :-)
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