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Routinemission mit Folgen: Dritter Teil: Fremde Lebensform(en)

von leni1983

Verlust der Kontrolle

Captain James T. Kirk versuchte, sich keinerlei Unsicherheit anmerken zu lassen, obwohl sein Schiff von etwas verfolgt wurde, was sich eigentlich gar nicht hätte fortbewegen dürfen.
„Korrigieren Sie unseren Kurs um einige Grad, Mr. Chekov. Fliegen Sie einen leichten Bogen.“, befahl er und als ihm bewusst wurde, dass er aus seinem Sessel aufgestanden war, ließ er sich wieder hinein sinken. Trotzdem starrte er genau wie alle anderen auf den Hauptbildschirm, Mr. Sulu hatte dort eine Graphik eingeblendet, im Hintergrund zeigt sie die Raster des Quadranten. Die Enterprise war als kleiner weißer Punkt zu sehen und der Nebel als viel größere, unregelmäßig wabernde weiße Fläche, die sich langsam aber stetig dem kleinen weiße Punkt näherte.

Nach einigen Minuten und einigen weiteren Ausweichmanövern wurde allen klar, dass der Raumnebel, wenn es denn überhaupt einer war, ihre Kurskorrektur jedes Mal mitgemacht hatte. Das unbekannte Etwas verfolgte sie noch immer, wenn auch zum Glück nicht mit allzu hoher Geschwindigkeit.
Captain Kirk befahl Mr. Sulu gerade, die Geschwindigkeit der Enterprise zu erhöhen, als er plötzlich wie aus dem Nichts stechende Kopfschmerzen bekam. Er biss die Zähne zusammen, doch schon nach wenigen Sekunden wurde ihm klar, dass es keine normalen Kopfschmerzen waren. In seinem Inneren spürte er glühende Hitze und schwarze Nebelschwaden waberten am Rande seines Bewusstseins.
Spock. Irgendetwas war mit Spock. ‚Verdammt!‘, fluchte er stumm.

Mühsam konzentrierte sich der Captain, er wollte sich die Schmerzen nicht anmerken lassen, aber er musste unbedingt wissen, was mit Spock war. „Kirk an Krankenstation.“, presste er hervor, nachdem er den entsprechenden Knopf gedrückt hatte.
Einen Moment geschah gar nichts. Niemand antwortete ihm und Jim kontrollierte, ob er auch die richtige Taste gedrückt hatte.
Er rieb sich die schmerzende Stirn und wiederholte den Vorgang, seine Stimme klang nun aber drängender und besorgter: „Kirk an Krankenstation! Pille, bitte melde dich!“

Auf der Krankenstation meldete sich noch immer niemand, dafür sagte aber Lieutenant Uhura: „Captain! Ich erhalte Meldungen von allen Decks! Einige Leute haben für ein paar Sekunden das Bewusstsein verloren, wieder andere fühlen sich seltsam, ihnen ist schwindlig. Manche haben auch Visionen gehabt. Die Leute sind auf dem Weg in die Krankenstation bzw. haben von dort Hilfe angefordert.“

„Danke, Lieutenant Uhura.“, bestätigte Kirk und nickte der Kommunikationsoffizierin zu. Vielleicht konnte aufgrund dieser seltsamen Vorfälle auf der Krankenstation gerade niemand antworten. Jim rieb sich erneut die Stirn und versuchte dann wieder die Krankenstation zu erreichen.

Nach einigen quälenden Sekunden erhielt er nun endlich eine Antwort, wenn auch nicht von Doktor McCoy. „Hier ist Schwester Chapel, Captain. Wir erhalten von allen Decks Meldungen über Zusammenbrüche. Crewmitglieder verlieren das Bewusstsein oder halluzinieren. Außerdem ist Mr. Spock gerade vor einer Minute aufgewacht, allerdings ist er nicht wirklich bei Sinnen. Er hat mehrere Pfleger überwältigt und ist aus der Krankenstation geflohen. Wir haben bereits die Sicherheit verständigt und Doktor McCoy verfolgt ihn ebenfalls, in der Hoffnung ihn zur Vernunft zu bringen.“

Captain Kirk ballte eine Faust, sowohl aufgrund seiner Schmerzen, als auch angesichts der Ereignisse. „Wurde jemand ernsthaft verletzt?“, fragte er und meinte sowohl die zusammengebrochenen Crewmitglieder, als auch die Opfer von Spocks Fluchtversuch.
„Die körperlichen Verletzungen sind allgemein nur leicht gewesen.“, gab Christine Chapel nach einem Zögern zurück, scheinbar hatte sie gerade einen kurzen Blick auf die Opfer von Mr. Spock geworfen.

„Hat Commander Spock etwas gesagt, als sie ihn sahen?“, fragte der Captain die Krankenschwester weiter und bemerkte erst jetzt, wie gespannt die restliche Brückencrew ihn anstarrte. Sein Blick fiel auf den Hauptbildschirm, auf dem der unheimliche Nebel immer näher rückte. Warum hatte er ständig das Gefühl, an mehreren Orten gleichzeitig sein zu müssen?
„Nein, Captain. Er ist einfach aufgewacht, so als wäre er niemals krank gewesen und wollte die Station verlassen. Er hat nicht gesprochen und er war – naja – er war einfach anders, irgendwie nicht wirklich er selbst. Als wir ihn aufhalten wollten, hat er ziemlichen Widerstand geleistet und dann ist er geflohen. Captain, ich bin sicher, er kann nichts dafür.“ Beim letzten Satz war die Krankenschwester leiser geworden.
Jim nickte. „ Das denke ich auch. Danke, Schwester Chapel. Halten Sie mich auf dem Laufenden.“
„Aye, Sir.“, erwiderte Christine, bevor die Verbindung unterbrochen wurde.

Jim Kirk stand aus seinem Sessel auf. Langsam bekam er die stechenden Schmerzen in seinem Kopf in den Griff. Als er sich umwandte, meldete Lieutenant Uhura: „Captain, die Sicherheit meldet gerade, dass sich Mr. Spock auf der Hilfsbrücke eingeschlossen hat.“
„Danke, Uhura.“ Er nickte ihr zu und wandte sich an Mr. Sulu: „Sie haben das Kommando, Mr. Sulu. Versuchen Sie uns diesen Nebel vom Hals zu halten. Mr. Scott, Sie kommen mit mir zur Hilfsbrücke.“
„Ja, Sir.“, bestätigte der Steuermann.
„Aye, Captain.“, kam es von Scotty.

Zusammen mit dem Schotten betrat der Captain den Turbolift und wurde sich unbehaglich darüber bewusst, dass der Chefingenieur ihn während der kurzen Fahrt besorgt musterte. „Captain? Ist alles in Ordnung? Sie sehen ziemlich blass aus.“
„Es ist schon gut, Scotty. Das mit Spock und der Crew ist jetzt wichtiger.“, winkte Jim ab, aber wusste, dass Scotty ihn nicht aus den Augen ließ. Er unterdrückte den erneuten Impuls, sich die schmerzende Stirn zu reiben.

Am verriegelten Zugang zur Hilfsbrücke trafen sie auf die Sicherheitsleute. Doktor McCoy stand ebenfalls vor der verschlossenen Tür. „Jim, Spock ist nicht bei Sinnen. Er wirkte, als hätte irgendetwas von ihm Besitz ergriffen. Er kann nichts dafür.“ Jim nickte und blickte dann zu dem leitenden Sicherheitsoffizier.

„Er ist da drin, Sir. Wir konnten ihn nicht aufhalten. Er hat meine Leute durch die Gegend geschleudert wie Spielzeug.“, meldete ein ziemlich großer Mann mit breiten Schultern in der roten Uniform der Sicherheit. Der Captain dankte ihm mit einem Nicken für den Bericht und wandte sich dann an Scotty. „Wie kommen wir am besten an Spock ran, ohne ihn zu gefährden und wichtige Schiffsysteme zu beschädigen?“

Scotty kam zunächst nicht dazu, seinem Captain zu antworten, denn McCoy gesellte sich dazu und dem Arzt fiel sofort auf, dass mit Jim etwas nicht in Ordnung war. Statt zu fragen, packte er gleich seinen medizinischen Scanner aus, Jim drehte sich um, als er das leise Piepsen hörte.
„Was soll das, Pille?“, brummte er verärgert.
„Jim, mit dir stimmt was nicht. Du hast Schmerzen.“, gab McCoy mit einem Blick auf die Instrumente zurück.
„Lass das!“, erwiderte Jim. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit!“

Der Arzt ließ sich nicht abwimmeln und fasste den Captain an den Schultern. „Jim! Dein ganzes Blut, sämtliches Gewebe von dir ist voll mit demselben Zeug, was auch von Spocks Körper Besitz ergriffen hat! Dir könnte es bald ähnlich ergehen wie Spock! Und nicht nur dir! Fast alle, die ich bis jetzt untersucht habe, hatten Spuren von diesen seltsamen Atomen im Körper, einige schwächer, andere stärker. Aber am schlimmsten ist es bei dir und bei Spock und bei Crewmitgliedern mit hohen ESP-Wert* oder anderen besonderen psychischen Fähigkeiten. Und jetzt noch diese Vorfälle! Überall auf dem Schiff brechen die Leute zusammen, haben Tagträume, halluzinieren…“

„Was bedeutet das genau?“, fragte der Captain. „Werden wir alle nach und nach durchdrehen?“
Der Arzt zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht genau, Jim. Die Tests laufen noch, das sind nur die vorläufigen Ergebnisse. Aber inzwischen glaube ich, dass deine erste Vermutung richtig war. Irgendetwas hat die Kontrolle über Spocks Bewusstsein übernommen. Vielleicht versucht sich dieses Etwas nun auch den Rest der Crew zu schnappen...“ McCoy unterbrach sich und musterte seinen Captain und Freund.

Jim war nicht wirklich erfreut darüber, dass McCoy ihm nun zustimmte. Er sah jetzt überaus besorgt aus. Der Captain grübelte einen Moment fieberhaft vor sich hin und schien alles um ihn herum einen Moment ausgeblendet zu haben. Wie konnte er seine Crew und sein Schiff retten? Wie konnte er Spock retten?
Lieber hätte Jim sich zugunsten von Spock, zu ihrer aller Vorteil, geirrt. Er wollte McCoy erzählen, dass die Enterprise von dem Raumnebel oder was auch immer es war, verfolgt wurde, er wurde aber von einem Ruf von der Brücke daran gehindert.
„Brücke an Captain Kirk! Brücke an Captain Kirk.“
„Hier, Kirk! Was ist passiert, Mr. Sulu?“ Schon an der Stimme seines Steuermanns hatte Jim gemerkt, dass irgendetwas gewaltig schief lief.
„Sir, ich habe die Kontrolle über das Steuer verloren. Die Enterprise reagiert nicht mehr auf meine Konsole. Sie wird jetzt von der Hilfsbrücke gesteuert. Und Sir, wir nehmen Kurs auf den Nebel! Ich hab alles versucht, es tut mir Leid, Sir.“ Hikaru Sulu klang ziemlich niedergeschlagen.
„Verstanden, Mr. Sulu. Melden Sie mir jede Veränderung. Wir versuchen, das Problem von hier aus zu lösen.“
„Ja, Sir.“

„Verdammt!“ Jim schlug frustriert eine Faust gegen das Schott. Es schmerzte, aber das machte für ihn keinen Unterschied. Die Schmerzen in seinem Kopf überlagerten alles. „Scotty! Spock hat die Kontrolle über das Schiff und steuert uns direkt in den Raumnebel, der uns verfolgt hat! Wie kommen wir in diesen Raum? Wir müssen ihn aufhalten!“

Der Chefingenieur, der schon die ganze Zeit versucht hatte, den Öffnungsmechanismus der Tür manuell zu überbrücken, ließ die Hände nun sinken. „Ich hab alles versucht, Sir. Da hilft nur der Schweißbrenner!“
Kirk nickte. „Dann los!“ Er wollte noch etwas sagen, wurde aber erneut vom Interkom unterbrochen.
„Brücke an Captain Kirk!“ Diesmal meldete sich Lieutenant Uhura.
„Hier Kirk. Sprechen Sie, Uhura!“
„Sir, ich empfange erneut von überall auf dem Schiff Nachrichten, dass immer mehr Leute sich eigenartig verhalten. Einigen ist nur schwindlig, andere verlieren urplötzlich das Bewusstsein und wieder andere verhalten sich noch ungewöhnlicher. Berichte über Schlafwandeln, Paranoia und seltsame Wachträume sind auch wieder dabei. Ist Doktor McCoy bei Ihnen? Er soll bitte, so schnell es geht, in die Krankenstation kommen.“

McCoy hatte mitgehört, trotz seiner Sorge um Spock und Jim machte er sich sofort auf den Weg. Er nickte seinen Captain nur noch kurz zu. Jim nickte zurück.
„Danke, Uhura. Doktor McCoy ist unterwegs.“, meldete der Captain, bevor er die Verbindung unterbrach.

* ESP=Extra Sensory Perception (außersinnliche Wahrnehmung); siehe auch TOS-Where No Man Has Gone Before/ Spitze des Eisbergs
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