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Der zerbrochene Spiegel

von Martina Strobelt

Auf schmalem Grat – Teil 2

Außer dass anstelle von Quark ein Bajoraner hinter dem Tresen stand und hier vermutlich kein Synthehol ausgeschenkt wurde, unterschied sich die Bar auf Terok Nor in nichts von ihrem Gegenstück auf DS9.

Ungefähr die Hälfte der Anwesenden waren Cardassianer und Klingonen. Der Alkohol floss in Strömen. Mehr als ein uniformierter Gast war bereits mit glasigem Blick unter seinen Tisch gesunken.

Dax vermutete, dass dieses allgemeine Besäufnis dazu diente, die Gefangennahme von Will Riker zu feiern. Nachdem die Intendantin ihr Quartier verlassen hatte, um sich wieder ihren Pflichten zu widmen, war die Trill auf der Suche nach Informationen durch die ganze Station gegangen.

Sie war sogar unten in der Erzveredelungsanlage gewesen. Doch der Androide, der dort die Aufsicht führte, hatte sich von ihrer freundschaftlichen Beziehung zu seiner Vorgesetzten nicht beeindrucken lassen und sich geweigert, sie mit Will sprechen zu lassen. Da es ohnehin nicht einfach sein würde, Kira zu erklären, weshalb sie diesen Wunsch überhaupt geäußert hatte, war es Jadzia ratsam erschienen, sich mit diesem Lore besser nicht anzulegen. Zumal sie die Befürchtung hegte, dass Will ein solches Vorgehen ihrerseits würde büßen müssen. Seine Lage war auch ohne das schon schlimm genug.

Bei diesem Gedanken überkam die Trill ein Gefühl der Schuld. Nicht nur, dass sie es erheblich besser getroffen hatte. Vor wenigen Stunden noch hatte sie es sogar sehr genossen, hier auf Terok Nor zu sein. Trotz all der Grausamkeit und Gnadenlosigkeit, mit der die Intendantin ihre terranischen Arbeiter behandelte, war sie zu einem Maß an Zärtlichkeit fähig, das Dax einer Frau wie ihr niemals zugetraut hätte.

Sie verbannte diese Überlegung in den hintersten Winkel ihres Bewusstseins und konzentrierte sich auf die Lösung ihres Problems. Ihre bisherigen Nachforschungen hatten ergeben, dass der Will Riker dieser Welt vor einigen Jahren hier auf Terok Nor eine Revolte der terranischen Arbeiter organisiert hatte. Der Aufstand war zwar niedergeschlagen worden, aber ihm war die Flucht gelungen. Danach hatte er sich der Rebellion angeschlossen und war binnen kürzester Zeit zu einem ihrer wichtigsten Anführer aufgestiegen. Er hatte der Allianz unzählige Niederlagen zugefügt. Kein Wunder, dass man diesem Fang hier solche Bedeutung beimaß.

Aber nicht alle teilten die Siegeslaune.

Der laute Schrei einer Frau übertönte den Lärm im Kasino.

Obwohl Jadzia entschlossen war, sich aus allem herauszuhalten, wandte sie instinktiv ihren Kopf in die Richtung, aus der er gekommen war.

In einer Ecke hatten drei klingonische Soldaten eine der terranischen Kellnerinnen eingekreist und waren dabei, ihr unter johlendem Gelächter das Kleid vom Leibe zu reißen.

Vielleicht wäre die Trill fähig gewesen, sich nicht einzumischen, wenn die Terranerin sich nicht gewehrt hätte.

Aber genau das Gegenteil war der Fall.

Die bedrängte Frau riss ihr Knie hoch. Sie rammte es einem der Uniformierten zwischen die Beine, tauchte unter den Händen der anderen beiden, die nach ihr griffen, weg und begann zu rennen. Doch sie kam nicht weit. Unmittelbar neben Jadzias Tisch streckte ein bajoranischer Zivilist sein Bein aus. Die Terranerin stolperte und stürzte zu Boden. Noch im Fallen rollte sie sich herum und packte eine der leeren Flaschen, die überall herumlagen. Den Rücken an die Wand neben Jadzias Stuhl gepresst, schlug die Terranerin die Flasche mehrmals hart auf die Steinfliesen, bis sie nur noch aus einer gezackten Scherbe bestand. Diese streckte sie den sich nähernden Klingonen drohend entgegen.

„Ich töte den Ersten, der mich anfasst!“ Ihre Stimme klang erstaunlich fest. Nur ein leichtes Zittern verriet ihre Angst.

Plötzlich war die Trill sicher, diese Frau zu kennen.

Aber woher?

„Na dann versuch’s doch mal!“ forderte einer der Soldaten sein Opfer lachend auf, während er sich über es beugte. Um wenig später mit einem Schmerzenslaut zurückzuzucken. Seine Hand fuhr zu seiner linken Wange. Fassungslos starrte er auf das Blut an seinen Fingern.

„Dafür stirbst du, Terranerin!“ Damit zog er ein funkelndes Schwert und holte weit aus.

Ohne nachzudenken sprang Dax auf, fing seinen Arm ab und versetzte ihm einen Stoß.

Der Schwung schleuderte ihn geradewegs in eine Gruppe Cardassianer, die von ihrem Tisch aus sichtlich belustigt das Geschehen beobachtet hatten. Die Wucht, mit der der Klingone zwischen sie stürzte, riss sie von den Sitzen. Als sie sich wieder aufgerappelt hatten, war die Erheiterung in ihren Mienen einem Ausdruck der Verärgerung gewichen, der eindeutig Jadzia galt.

Aus den Augenwinkeln bemerkte Dax, dass die Terranerin ihre Hand mit den Überresten der Flasche hatte sinken lassen und sie aus großen blauen Augen verblüfft musterte.

Die Klingonen waren von dem unerwarteten Eingreifen der Trill nicht minder überrascht. Die Kellnerin war vergessen, nun, da es ein neues Ziel gab, das weitaus interessanter zu sein schien.

Der Soldat, den sie davon abgehalten hatte, die Terranerin zu töten, kam gerade schwankend wieder auf die Füße. Mit zwei schnellen Schritten hatte er Jadzia erreicht und baute sich drohend vor ihr auf. „Wie kannst du es wagen, Weib?! - Wir stehen im Dienst der Intendantin!“

Offenbar wusste nicht jeder auf der Station über die enge Beziehung zwischen Kira und der Spiegel-Dax Bescheid. Natürlich, es würde ihre Tätigkeit als Spionin bei den Rebellen sicher erschweren, wenn es anders wäre...

„Und wenn schon“, erwiderte Dax betont arrogant, um ihre wachsende Sorge angesichts der Übermacht ihrer klingonischen Gegner, zu verbergen. „Ich mag es nicht, beim Genuss meines Blutweines gestört zu werden, nur weil du und deine Freunde nicht wissen, wie man sich als Angehörige der Allianz zu benehmen hat!“

„Habt ihr das gehört?!“ wandte der Soldat sich an seine Kameraden. „Sie wagt es, uns zu erzählen, wie wir uns zu benehmen haben! - Kann es sein, Trill, dass dieser Wurm in deinem Körper einen üblen Einfluss auf den Rest von dir ausübt?“ fuhr er unter dem Beifallgebrüll seiner Kumpane fort. „Wenn dem so ist, wäre es vielleicht angebracht, ihn dir herauszuschneiden!“

Dax spürte, wie ihr der Schweiß in einem dünnen Rinnsal den Nacken hin abzurinnen begann. Diese Situation gefiel ihr immer weniger. Fast bereute sie schon, sich eingemischt zu haben. Das hier war nicht ihre Welt. Wills und ihre Rettung hing davon ab, dass sie keinen Verdacht erregte, etwas anderes zu sein, als das, was sie vorgab - und genau das war sie gerade im Begriff zu tun...

Aber hätte sie tatenlos zusehen sollen, wie die junge Terranerin im wahrsten Sinne des Wortes abgeschlachtet wurde? Nein, es gab Dinge, die man einfach tun musste - ganz gleich, welches Risiko damit verbunden war. Um sich am nächsten Morgen immer noch achten zu können...

„Die Tapferkeit der Klingonen ist in der Allianz berühmt“, rief sie laut. „Zu Unrecht, wie mir scheint! - Drei gegen Eine, das nenne ich echten Heldenmut!“

Ihr Spott verfehlte seine Wirkung nicht. Der Soldat runzelte die Stirn und bedeutete seinen Kameraden mit einem Wink, ihre Waffen stecken zu lassen. Sein Blick glitt verächtlich über Jadzias schlanke Gestalt. „Ich brauche keine Hilfe, um dich in Stücke zu hauen, Weib!“

„Ach nein?“ konterte sie. „Eben sah es eher so aus, als wolltest du nicht mich, sondern den Tisch da in seine Einzelteile zerlegen. Nicht gerade ein überzeugender Beweis deiner überragenden Fähigkeiten im Nahkampf!“

Mit einem Wutschrei sprang der so Verhöhnte vor und warf sich auf seine Widersacherin. Seine Hände griffen nach ihrer Kehle.

Doch nach unzähligen simulierten Bat’leth-Kämpfen in einer von Quarks Holo-Suiten war Dax auf eine derart plumpe Strategie mehr als vorbereitet. Sie wich geschickt aus und hieb ihre rechte Handkante mit aller Kraft auf die Schulter des Klingonen, die unter diesem Schlag mit einem hässlichen Knirschen brach.

Sie hätte auch ohne weiteres seinen Nacken als Ziel auswählen können. Aber sie wollte ihn nicht töten. Es widerstrebte ihr, Leben auszulöschen...

Ihr Gegner indessen kannte keine solchen Hemmungen. Ungeachtet seiner Verletzung trat er der Trill heftig in die Seite und schickte noch einen harten Schlag gegen ihre Brust hinterher.

Dax taumelte und rang nach Atem, während sie sich vor Schmerzen zusammenkrümmte. Die Welt um sie herum schien von einem Moment auf den anderen in wabernden Nebeln zu versinken. Wie durch einen Schleier sah sie über sich das grinsende Gesicht des Klingonen...

„Was ist hier los? - Auseinander! Sofort!“

Der Soldat gab ein wütendes Schnauben von sich. Aber zu Jadzias Erleichterung gehorchte er dem Befehl der uniformierten Frau, in der Dax jene Klingonin wiedererkannte, die sie vor wenigen Stunden ihrerseits im Kontrollzentrum beinahe umgebracht hätte.

Die Trill klammerte sich an einen der Tische, zwischen die sie gestürzt war, und zog sich mit einem Stöhnen daran hoch.

„Danke...?!“ Sie erinnerte sich schemenhaft daran, dass Garak Rang und Namen der anderen bei ihrer Ankunft auf der OPS erwähnt hatte. Aber er wollte ihr nicht einfallen. Ihr Kopf schien ihr ebenso wenig zu gehören, wie der Rest ihres Körpers.

„Major Torres“, sagte die Klingonin kurz. „Sicherheitschefin von Terok Nor.“

„Sie hat mich angegriffen, Major!“ Jadzias Gegner funkelte sie hasserfüllt an. „Damit hat sie nicht nur mich beleidigt, sondern auch Bajor und die gesamte Allianz! - Gestatten Sie, dass ich sie dafür bestrafe!“

„Sie ist Gast der Intendantin, Duras!“

Die Klingone erbleichte. Sein Blick wanderte unsicher zwischen seiner Vorgesetzten und der Trill hin und her. Schließlich blieb er an der Terranerin hängen, die nach wie vor, den Rücken an die Wand gepresst, mit der zerbrochenen Flasche in der Hand am Boden kauerte.

„Sie wollte Vash zur Flucht verhelfen!“

„Das ist nicht wahr!“ entfuhr es Dax und der Terranerin, die nun die Flasche losließ und hastig aufstand, gleichzeitig.

Jadzias Gedanken rasten.

Vash, natürlich! Kein Wunder, dass sie ihr bekannt vorgekommen war. Vash, die das Abenteuer liebte und es mit der Wahrheit nicht so genau nahm, wenn es um ihre archäologischen Ausgrabungen ging...

„Sei still!“ herrschte Major Torres Vash an, ehe sie sich an Dax wandte: „Ich bitte für diesen Vorfall um Entschuldigung. Ich versichere Ihnen, dass Lieutenant Duras und auch diese Terranerin streng bestraft werden!“

„Was wird mit ihnen geschehen?“ fragte Jadzia.

„Das entscheidet die Intendantin. Wahrscheinlich wird sie Beide hinrichten lassen, das braucht Sie nicht weiter zu kümmern.“

„Und wenn doch?“ Dax war nicht bereit, den Kampf um das Leben der Terranerin so schnell aufzugeben. Nicht nachdem sie gerade das ihre riskiert hatte, um es zu retten.

„Warum sollte es das?“

Das ehrliche Erstaunen in der Stimme der anderen ließ Jadzia frösteln.

Was war das nur für eine Welt, in der ein Leben so wenig galt, dass man es nach Lust und Laune einfach so nehmen konnte? Natürlich konnte sie darauf vertrauen, Kira dazu überreden zu können, Gnade walten zu lassen. Aber eine solche Bitte würde die Herrin von Terok Nor womöglich misstrauisch machen, und das wollte sie nur riskieren, wenn sich kein anderer Ausweg bieten sollte. Ein kurzer Seitenblick zeigte ihr, dass Duras aschfahl geworden war.

„Hören Sie, Major“, änderte die Trill ihre Taktik. „Weshalb wollen Sie die Intendantin unnötig belästigen, wegen einer kleinen, privaten... Meinungsverschiedenheit unter... Freunden?“

„Unter Freunden?“

„Aber ja doch!“ Dax trat zu dem Klingonen und legte ihm mit einem strahlenden Lächeln ihre Hand auf den Unterarm. „Duras und ich könnte man gut und gerne als solche bezeichnen, oder?“ Diese Frage war an den Soldaten gerichtet, der heftig nickte und seinerseits seinen Arm um die Trill schlang.

„Freunde, ganz richtig, ich und...“, er stockte.

„Jadzia“, kam ihm Dax ihm zu Hilfe.

„...ich und Jadzia... sind... genau das!“

„Hey, Duras...“ Die Trill knuffte ihn scheinbar liebevoll in die Seite. „Weißt du noch, wie wir bei meinem letzten Besuch gemeinsam eine komplette Kiste Blutwein geleert haben?“

„Sicher.“ Er lachte dröhnend. „Danach war ich so betrunken, dass ich auf allen Vieren in mein Quartier kriechen musste. Das sollten wir gelegentlich mal wiederholen!“

Dax musste zugeben, dass dieser Klingone über ein erhebliches schauspielerisches Talent verfügte. Ohne es zu wollen, fing diese Sache an, ihr Spaß zu machen. „Und diese Kellnerin, die hast du doch nur festgehalten, damit ich hier verdurste, während ich auf meinen Drink warten muss. Weil du dachtest, ich würde mich darüber ärgern! - Und weißt du was...?“ Die Trill wand sich aus seiner Umarmung und schlug ihm die geballte Faust gegen die Brust. „Ich habe mich geärgert!“

„In der Tat!“ Duras bewegte vorsichtig seine Schulter. „Das habe ich gemerkt.“

„Eine ehrenvolle Verwundung, mein Freund.“ Jadzia deutete eine Verneigung an. „In einem ehrenhaften Kampf. - Sofern man davon absieht, dass du diese Terranerin darin verwickelt hast.“

„Prashlar!“ Der Soldat winkte verächtlich ab. „Sie stand zufällig im Weg, das war alles, sie...“

„... ist unwichtig! Wir sollten die Erinnerung an einen guten Kampf nicht dadurch trüben, dass wir einer Terranerin die Ehre zu Teil werden lassen, ihn mit verursacht zu haben. Allein der Gedanke daran würde den Stolz eines jeden wahren Kriegers beleidigen!“

„Bei Kahless, Jadzia, du sprichst wie eine echte Klingonin!“

„Schluss damit!“ Major Torres Nasenflügel bebten. Sie nickte Vash zu. „Verschwinde!“

Das ließ diese sich nicht zweimal sagen. Nachdem sie in den Zügen der Klingonin vergeblich nach Anzeichen dafür gesucht hatte, dass es sich bei diesem Befehl nur um einen Scherz gehandelt hatte, drehte Vash sich um und tauchte, nach einem letzten dankbaren Blick auf Dax, hastig in der Menge der Anwesenden unter.

Major Torres hatte sie bereits vergessen, als sie sich nun mit einem: „Wie es scheint, Duras, hast du mal wieder mehr Glück als Verstand!“ abwandte, um die Bar zu verlassen.

„Verfluchtes Halbblut!“ zischte der Soldat leise.

Jedoch nicht leise genug...

Die Sicherheitschefin von Terok Nor wirbelte herum. Aus dieser Drehung heraus zog sie ihr Schwert und stieß es Duras mit solcher Heftigkeit in den Leib, dass die Spitze in seinem Rücken wieder heraustrat.

Der Mund des Soldaten öffnete sich zu einem Schrei, der jedoch von einem Strom roten Blutes erstickt wurde, der daraus hervorquoll. Seine Hände packten die Klinge, so als wolle er sie sich aus dem Körper reißen, was ihm jedoch von seiner Vorgesetzen abgenommen wurde.

Ohne sichtliche Regung sah die Major zu, wie Duras einen halben Schritt auf sie zuwankte, bevor er mit einem gurgelnden Laut in sich zusammensackte.

Niemand bemerkte das leichte Zittern, das die Sicherheitschefin durchlief, als sie die Waffe wieder fortsteckte.

Schockiert starrte Jadzia auf den sterbenden Soldaten. Das allgemeine Schweigen, das dieser Exekution gefolgt war, verriet ihr, dass eine solche Tat selbst für einen von Gewalt geprägten Ort wie diesen hier alles andere als üblich war.

„Es tut mir leid für Sie“, durchschnitt Torres Stimme die lastende Stille.

Es dauerte einige Sekunden, bis die Trill begriff, dass diese Worte an sie gerichtet gewesen waren. Einige weitere, bis es ihr gelungen war, ihren Blick von Duras Leiche zu lösen und auf die ausdruckslosen Züge der Klingonin zu richten.

„Leid...?!“ echote sie verständnislos.

„Nun, immerhin war er doch Ihr Freund, oder?“

Jadzia nickte mechanisch.

Warum fiel ihr erst jetzt auf, wie relativ glatt, ja beinahe zart, dieses Gesicht war? Wie hatte der Soldat sie genannt? - Halbblut...

„Himmel, Sie sind...“ Dax verschluckte den Rest, als ihr bewusst wurde, in welche Gefahr sie sich gerade brachte. Der Soldat hatte seine Anspielung auf die Abstammung seiner Vorgesetzten mit dem Leben bezahlt. Das wilde Funkeln in den Augen der Sicherheitschefin und die Art, wie ihre Hand den Griff ihres Schwertes umklammerte, waren deutliche Anzeichen dafür, wie wenig die Trill davon trennte, sein Schicksal zu teilen.

„Was...?!“ Der warnende Unterton galt sowohl Jadzia, als auch den übrigen Anwesenden, die sich geflissentlich den Anschein gaben, die Worte der Trill überhört zu haben.

„... wirklich mutig, einen meiner Freunde einfach so vor meinen Augen zu töten“, rettete Dax die Situation.

„Es steht Ihnen frei, sich bei der Intendantin über mich zu beschweren.“

Jadzia entschied, dass es an der Zeit war, sich wieder auf ihre Rolle in diesem Spiel zu besinnen. Duras war tot. Obwohl sie ihm ein solches Ende nicht gewünscht hatte, war es sicher kein Anlass, um Trauer zu empfinden, oder sich deswegen mit der Sicherheitschefin von Terok Nor anzulegen. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um eine Frau handelte, in deren Adern nicht nur klingonisches Blut floss.

Torres hatte Vash laufen gelassen, Duras sie als Halbblut beschimpft...

Nein, die Major konnte den menschlichen Teil ihres Erbes ebenso wenig verleugnen wie ihre Umgebung ihn auf Dauer völlig ignorieren konnte. Eine halbherzige Feindin, aus der, wenn sie es geschickt anstellte, eine wertvolle Verbündete werden könnte...

„Barkeeper...?!“ rief Dax über ihre Schulter dem Bajoraner hinter der Theke zu. „Eine Runde Blutwein für alle! - Duras ist von der Hand einer echten Kriegerin gestorben! - Ehrenvoll für ihn und ehrenvoll für Major Torres! - Kann es einen besseren Tod für einen Klingonen geben als den durch das Schwert einer Klingonin? Ich als sein Freund hätte ihm keinen schöneren Abgang wünschen können, und er hätte das gewiss auch nicht! - Also lasst uns sein Ende feiern wie es den Traditionen seiner Heimat entspricht!“ Sie hob das bis zum Rand gefüllte Glas, das ein terranischer Kellner ihr hastig reichte. „Duras ist tot...“

Die übrigen Anwesenden hoben ebenfalls ihre Gläser, ohne dabei ihre Bewunderung dafür zu verbergen, wie elegant die Trill sich aus der Affäre gezogen hatte.

„... es lebe Duras!“ stimmten sie lauthals in Jadzias Trinkspruch ein.

„Auf Major Torres!“ fuhr Dax fort. „Und ihren Mut!“ Sie leerte ihr Glas in einem Zug, während um sie herum aus unzähligen Kehlen ein: „Auf die Major!“ erscholl.

Über den Rand ihres Glases traf Jadzias Blick den der Sicherheitschefin. Torres’ dunkle Augen glitzerten, dann verzogen sich ihre Lippen leicht.

Nur die Andeutung eines Lächelns.

Doch Dax, die es erwiderte, verbuchte es als Sieg...

* * *


„Ich habe gehört, dass es in der Bar einen Zwischenfall gegeben hat, in den auch du verwickelt gewesen sein sollst...?!“

Seit sie die Kabine der Intendantin betreten hatte, war Dax auf diese Frage gefasst gewesen. Man herrschte nicht wirklich über eine Station wie Terok Nor, ohne stets über alles informiert zu sein, das hier vorging...

Von ihrem Platz auf dem Sofa musterte Jadzia die Intendantin, die mit dem Rücken zu ihr nur mit einem Handtuch bekleidet vor einem Spiegel stand, der fast ein Drittel der Wand für sich allein beanspruchte. Wie alles hier in Kiras Räumen, war er ebenso kostbar wie pompös.

Die Trill dachte an die nüchterne zweckmäßige Einrichtung des Quartiers der Kira Nerys ihres Universums und fragte sich dabei unwillkürlich, ob ihre Freundin ohne ihre von Entbehrungen geprägte Vergangenheit wohl auch einen derartigen Hang zum Luxus entwickelt hätte. Wenn man den Theorien über das Spiegeluniversum Glauben schenken durfte, dann musste diese Neigung auch irgendwo tief in der Nerys stecken, die sie so gut kannte. Die Wissenschaftler der Föderation waren überzeugt, dass die jeweiligen Personen beider Universen von ihren Anlagen her über dieselben Charaktereigenschaften verfügten, sich lediglich beeinflusst durch die unterschiedliche Umgebungen anders entwickelt hatten...

Selbst wenn man dies bezweifeln wollte, blieb es doch eine unumstößliche Tatsache, dass die Intendantin über eine nicht weniger gute Intuition als die Kira Nerys ihrer Welt verfügte. Weswegen es alles andere als einfach war, sie zu täuschen...

„Eine unbedeutende Auseinandersetzung, weiter nichts“, sagte Jadzia leichthin.

Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis die Intendantin von dem Vorfall im Kasino erfahren würde. Blieb nur offen, welche Schlüsse sie daraus ziehen würde...

Major Torres hatte das taktische Geschick, mit dem die Trill die heikle Situation in der Bar gemeistert hatte, gewürdigt, indem sie ihren Vorschlag angenommen hatte, gemeinsam eine Flasche Blutwein zu leeren. Die Sicherheitschefin war im Kasino geblieben, bis ein dringender Ruf sie in einen anderen Teil der Station beordert hatte.

Doch sie war nicht gegangen, ohne Jadzia, zuvor anzubieten, sie künftig bei ihrem Vornamen, B’Elanna, zu nennen...

Gerade als Dax ihrerseits die Bar hatte verlassen wollen, war sie von der Intendantin hierher zitiert worden. Während sie der Herrin von Terok Nor beim Baden zugesehen hatte, war der scharfe Verstand der Trill damit beschäftigt gewesen, eine Strategie zu entwickeln, wie sie sich diese neue Freundschaft am besten zu Nutze machen konnte - und sich gleichzeitig eine überzeugende Antwort auf die unvermeidliche Fragen zurechtzulegen, die Kira ihr stellen würde.

„Du enttäuschst mich, Jadzia“, fuhr die Intendantin fort, ohne die ausgiebige Betrachtung ihres Spiegelbildes zu unterbrechen. „Traurig, dass ich solche Dinge von anderen erfahren muss, weil du es nicht für nötig hältst, mir davon zu erzählen...“

„Es tut mir leid.“ Die Trill erhob sich und trat neben die Intendantin. „Ich wusste nicht, dass du einem kleinen Streit eine derartige Bedeutung beimisst.“

„Alles, was dich betrifft, ist für mich wichtig, Jadzia. - Das solltest du niemals vergessen.“

„Ich werde es mir merken.“ Dax beugte sich über Kiras nackte Schulter und hauchte einen zarten Kuss auf diese Haut, die sich unter ihren Lippen so seidig, so glatt anfühlte. So vertraut...

Sie hätte sich gerne eingeredet, dass es ihr lediglich darum ging, die Intendantin von weiteren Fragen abzulenken, ihr aufkeimendes Misstrauen zu zerstreuen.

Doch wenn sie ehrlich war, genoss sie den wohligen Schauer, unter dem die Herrin von Terok Nor bei dieser Berührung erbebte...

„Wer hat dir davon berichtet?“ murmelte sie in Kiras Halsbeuge. „Major Torres?“

„Vielleicht.“ Die Intendantin verharrte einen Moment in der Liebkosung. Dann schob sie die Trill sanft, aber bestimmt von sich. „Das spielt keine Rolle. Für den Augenblick interessiert es mich viel mehr, was dich veranlasst hat, dieser terranischen Kellnerin, wie hieß sie doch gleich...?“

„Keine Ahnung.“ Dax hatte nicht vor, sich in eine Falle locken zu lassen. „Du erwartest doch nicht etwa, dass ich die Namen sämtlicher terranischer Sklaven kenne?“

„Vash“, beantwortete Kira ihre Frage selbst. „Warum hast du ihr geholfen?“

Da war sie, die entscheidende Frage, von deren Beantwortung die ihr Schicksal und damit auch das Will Rikers besiegeln konnte...

„Haben dir das deine Informanten nicht berichtet? - Ich wollte Duras eine Lektion erteilen.“

„War das der einzige Grund?“

Da schwang ein feiner Unterton in Kiras Stimme, der Jadzia irritierte.

Es klang beinahe so, als ob...

„Bist du eifersüchtig...?!“ fragte Dax verblüfft.

„Nein!“ Die Heftigkeit, mit der die Intendantin dies hervorstieß, strafte sie Lügen.

„Also wirklich, Nerys“, sagte die Trill. „Wie kannst du mir nur unterstellen, ich könnte an dieser Vash Gefallen finden! - Willst du meinen Geschmack beleidigen?“

„Soll das heißen, daß es unter deiner Würde ist, sich mit Terranern abzugeben?“

Jadzia dachte an Benjamin. An all die zahlreichen terranischen Liebhaber der Intendantin. Sie schüttelte den Kopf. „Durchaus nicht. Aber ein Barmädchen! Du kannst mir doch nicht ernsthaft zutrauen, dass ich so tief sinke, einen Gedanken an jemanden zu verschwenden, der für eine warme Mahlzeit mit jedem mitgeht. Für was hältst du mich eigentlich?“

Das gedämpfte Licht im Quartier warf Schatten auf den Spiegel und auf Kiras Gesicht, das sie nun langsam von ihrem Bild abwandte und der Trill entgegen hob.

„Ich liebe dich, Jadzia...“

Dieses Geständnis kam so unerwartet, dass es Dax im ersten Moment die Sprache verschlug. Anders als die meisten hier war sie zwar sicher, dass die Herrin von Terok Nor zu tieferen Emotionen fähig war. Aber trotz aller Gunst, die Kira ihr erwiesen hatte, überraschte es sie, wie viel die Jadzia dieser Welt der Intendantin bedeutete...

Dax war sich bewusst, wie viel Überwindung es die Herrin von Terok Nor gekostet haben musste, diese Worte auszusprechen. Sie dachte daran, wie leichtfertig die Jadzia dieses Universums mit den Gefühlen anderer umging, die ihr vertrauten. Sisko, die terranischen Rebellen...

Jadzia war sicher, dass ihr Spiegel-Bild die Liebe der Intendantin nicht erwiderte, sie lediglich für eigene Zwecke ausnutzte.

Genau wie sie...

„Es tut mir leid, Nerys“, sagte sie leise. „Ich wollte dir nicht wehtun.“

Kiras dunkle Augen hielten die ihren fest. Eine stumme Aufforderung, das zu bekennen, was sie hören wollte. Hören musste...

Die Trill beugte sich nach vorn. Sie wollte nicht, dass die andere in ihrem Blick die Lüge las.

Und die Schuld...

„Ich liebe dich auch, Nerys“, murmelte sie in das weiche rote Haar der Intendantin. „Das weißt du doch...“

„Aber diese Terranerin gefällt dir trotzdem... Leugne es nicht ab“, fuhr die Bajoranerin fort, als Jadzia erneut aufbegehren wollte. „Damit würdest du meine Intelligenz beleidigen. - Außerdem bin ich die Letzte, die dafür kein Verständnis hat. Mögen sie sonst kaum zu etwas zu gebrauchen sind, haben diese Terraner durchaus gewisse Reize. - Also nimm sie dir, wenn du sie willst. Betrachte sie als ein Geschenk. - Oder als Belohnung für deine Treue, wenn dir das besser gefällt...“

„Du willst sie mir schenken?“ fragte die Trill verblüfft. „Einfach so?“

„Warum nicht? Sie hat in der Bar für Unruhe gesorgt. Allein dafür hätte sie es verdient, dass ich sie hinrichten lasse. Aber ich habe mich entschlossen, großmütig zu sein. Ich werde sie am Leben lassen, so oder so. Wenn du sie nicht möchtest, schicke ich sie in die Erzveredlungsanlage oder nach Bajor in eine Mine.“

„Was im Ergebnis einem Todesurteil gleichkommen würde...“

Kiras leichtes Stirnrunzeln warnte Jadzia, dass ihre Reaktion nicht der Rolle entsprach, die sie hier spielte. „Schick sie von mir aus in eine Mine...“, meinte sie daher.

Die rechte Augenbraue der Intendantin kletterte nach oben.

„... wenn ich genug von ihr habe“, ergänzte die Trill nachlässig.

Offenbar hatte sie genau die richtige Mischung zwischen Interesse am Körper einer Terranerin und Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Schicksal in ihre Stimme gelegt.

Die Lippen der Bajoranerin verzogen sich zu einem zufriedenen Lächeln.

Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Spiegel zu, dessen Bild ihr eine Wirklichkeit zeigte, in der sie liebte und geliebt wurde.

Ohne zu ahnen, wie trügerisch dies war...

* * *


Es war kalt. Das einzig Warme im Raum war das Blut, das von seinen geschundenen Handgelenken seine nackten Arme hin abrann und von dort auf den Boden tropfte. Bildete er es sich nur ein oder konnte er wirklich das Geräusch hören, mit dem die Tropfen auf die Metallplatten unter seinen Füßen klatschten? Möglicherweise war das stete Plop, das er zu vernehmen glaubte, laut wie Donnerschläge, nur ein erstes Anzeichen dafür, dass er anfing den Verstand zu verlieren?

Stunden...

Tage...

Will Riker konnte sich nicht entsinnen, wie lange es her war, dass bajoranische Wachen ihn aus der Erzveredelungsanlage geholt und hierher gebracht hatten. Sie hatten ihm schweigend die Kleider vom Leib gerissen, seine Hände mit Schellen gefesselt und ihn an einem Haken an der Decke aufgehängt. Dann waren sie gegangen und hatten ihn hier in der Dunkelheit zurückgelassen.

Der erste Offizier der Enterprise kannte diese Taktik ein Verhör zu beginnen.

Zermürbe dein Opfer... Zerbrich seinen Willen... Seinen Stolz... Dann wird es dir alles sagen, was du wissen willst...

Er erinnerte sich noch gut an das Grauen, mit dem er vor einigen Jahren den Bericht Captain Picards über die Zeit seiner Gefangenschaft auf Celtris-III gelesen hatte. Nun war er selbst Teil eines solchen Szenarios, das damals so viel Entsetzen in ihm ausgelöst hatte, fühlte die gleiche Mischung aus Hilflosigkeit und Angst, die sein Vorgesetzter empfunden haben musste. Wie anmaßend waren sie alle gewesen. Er, Beverly, ja sogar Deanna, sich einzubilden zu verstehen, was der Mensch Jean-Luc Picard durchgemacht hatte. Hier und jetzt begriff Will zum ersten Mal wirklich, was es bedeutete, sich in einer solchen Lage zu befinden.

Allein zu sein mit dem Schmerz, der Furcht vor dem, was andere einem antun konnten, vor fremder Macht - und der eigenen Schwäche...

„William T. Riker...“ Die dunkle Stimme war sehr leise. Sehr sanft. Doch etwas in der Art, wie sie seinen Namen aussprach, signalisierte Gefahr. Ohne Vorwarnung flammten Lichter auf. Grell und blendend. Die plötzliche Helligkeit stach in seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen.

„William T. Riker“, wiederholte die Stimme. „Ich habe immer gewusst, dass wir uns einmal wiedersehen würden...“

„Wer sind Sie?“ Der erste Offizier der Enterprise musterte den hochgewachsenen Bajoraner, der lautlos wie ein Schatten eingetreten war, blinzelnd. Die markanten Gesichtszüge. Das blonde Haar, das im Kontrast zu seiner schwarzen Kleidung stand. Die blauen Augen, in denen kein Funke einer Regung lag. Diesen Mann umgab eine Aura der Macht. So stark, dass sie fast greifbar war...

Will war sicher, ihm nie zuvor begegnet zu sein.

„Ich hätte dein Gedächtnis für besser gehalten. Auch wenn es Jahre her ist, ich habe dich nie vergessen...“ Der Bajoraner trat an die Wand zu seiner rechten und betätigte einen verborgenen Schalter. Mit einem Klicken gab der Haken die eingeklinkten Handschellen frei. Der erste Offizier der Enterprise versuchte, den Sturz so gut wie möglich abzufangen. Ohne großen Erfolg. Der Aufprall jagte eine Welle des Schmerzes durch seinen Körper. Stöhnend rappelte er sich auf.

„Es war leichtsinnig von dir, hierher zurück zu kommen, Will Riker...“ Der Bajoraner lächelte leicht. Es war ein kaltes Lächeln, das seine Augen nicht erreichte. „Leichtsinnig und dumm. Hast du tatsächlich geglaubt ich könnte dich vergessen? - Oder das, was du mir angetan hast? Dann bist du ein noch größerer Narr als ich angenommen habe. Leugne von mir aus, mich zu kennen. Das wird dir auch nicht helfen. Mit dem Hass ist es wie mit einem guten Wein. Beide gewinnen mit den Jahren an Intensität. Ich habe lange auf diesen Moment gewartet, sehr lange. Nun ist es endlich an der Zeit, dich zu lehren, was es heißt, mich zu bestehlen!“

„Ich habe keine Ahnung wovon Sie sprechen!“

„Du kannst mich nicht täuschen, Will. Du versuchst, sie zu schützen. Aber ich weiß, dass sie kommen wird, um dich zu retten. Sie wird kommen“, wiederholte der Bajoraner.

„Wer?“ fragte Riker müde. „Wer zur Hölle sollte wohl so verrückt sein, freiwillig hierher zu kommen?!“

„Wer schon!“ Der Ausdruck in den blauen Augen ließ Riker erschauern. „Ro Laren natürlich!“

* * *


Der Mann, seines Zeichens Anführer des Maquis, einer der vielen Widerstandsgruppen, die sich nach der erfolgreichen Flucht Captain Siskos von Terok Nor gebildet hatten, lehnte mit leicht aufgestützten Händen an einem großen runden Tisch, auf dem diverse Pläne und Papiere ausgebreitet waren. Neben ihm stand ein Indianer. Beide sahen auf, als eine junge Bajoranerin in die Höhle stürmte. „Du wolltest mich sprechen, Jean-Luc?“

„Ja, Chakotay hat einen Funkspruch der Allianz aufgefangen. Die Nachricht stammt von der Shakaar. Will ist auf Terok Nor in Gefangenschaft geraten. Sie schlagen einen Austausch vor. Will gegen...“ Er zögerte.

„...mich!“ beendete Ro an ihrer Stelle den Satz. „Nun, denn...“, sie lächelte schief. „Alles, was ich brauche, ist ein Shuttle und dann...“

Picard schüttelte den Kopf. „Nein!“

Ro starrte ihn an. „Heißt das etwa, du verbietest mir, ihn zu retten?!“

„Ich bezweifle, dass ich das kann, Laren“, sagte er. „Aber wir können kein Shuttle entbehren, nun da Wills Gefangennahme uns zwingt, unseren Stützpunkt zu evakuieren...“

„Befürchtest du, er könnte uns verraten?! Das wird er niemals tun!“

„Die Folter bringt jeden zum Reden, Laren“, mischte sich Chakotay ein. „Du solltest das besser wissen als wir alle! - Verstehe mich richtig“, winkte er ab, als sie auffahren wollte. „Niemand wirft dir deine Vergangenheit vor. Wir alle wissen, wie viel wir dir zu verdanken haben, und...“

„...du wärst schon lange tot, wenn Will nicht gewesen wäre!“ fiel sie ihm scharf ins Wort.

„Wie dem auch sei“, nahm Picard den Faden wieder auf. „Wir brauchen die Shuttles, um unsere Leute in Sicherheit zu bringen. Ich werde keines davon für eine Aktion opfern, die von vornherein zum Scheitern verurteilt ist. Wir dürfen nicht das Wohl eines Einzigen über das aller hier stellen. Ich kann dich nicht hindern, zu tun, was du tun musst. Doch ich werde dir kein Shuttle geben. Wenn du dein Leben wegwerfen willst, dann wirst du es allein tun müssen!“
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