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Mit den Augen der Liebe

von Gabi

Kapitel 1

Sie hat mich noch nicht gesehen. Ich bleibe einfach ein wenig hier an der Strebe stehen und sehe ihr zu. Allzu oft habe ich nicht die Gelegenheit, sie bei der Arbeit zu beobachten.

Ich liebe die Art, wie sie sich über OPS bewegt. Es ist für jeden deutlich zu erkennen, dass diese Station ihr gehört. In ihrem Schritt liegt keinerlei Zögern, kein Abwarten. Platz da, ich komme, strahlt ihre Haltung aus. Und wie sie kommt …

Ich darf nicht zu laut seufzen, sonst werde ich zu früh bemerkt und mir entgeht diese schöne Gelegenheit.

Jetzt kommt einer der Starfleet-Typen zu ihr und zeigt ihr etwas auf einem Pad. Ist ja klar, wo er hinschaut, während sie liest. Pah, diese Flachnase soll sich bloß keine Hoffnung machen. Sie gehört mir! … Na ja … ich hoffe es jedenfalls. Manchmal kommen mir schon Bedenken, ob ich wirklich Manns genug bin sie zu halten. Ich denke schon, dass sie mich gern hat. Aber ob sie mich braucht? Oder ob sie mir vertraut? Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen.

Sie gibt ihm das Pad zurück, ein Nicken und ein schwaches Lächeln. Ha! Mehr bekommst du nicht. Ihr schönes Lächeln, bei dem ihre Augen so wunderbar funkeln ist nur für private Augenblicke.

Jetzt wendet sie sich einem Offizier auf der oberen Galerie zu. Sie streckt ihren Körper ein wenig, um zu hören, was der Typ zu sagen hat. Ich liebe diesen Körper, so schlank und langgliedrig und so ein süßer kleiner runder Po. Ich würde nur zu gerne wissen, warum sie unbedingt diese enge Uniform tragen muss. Die Starfleet-Typen haben doch auch weite Overalls an und selbst die Uniformen der anderen bajoranischen Offiziere sind weniger figurbetont geschnitten. Warum muss sie ein Teil tragen, das wirklich nichts der Fantasie überlässt? Und ich kann es doch an den Blicken des männlichen Personals hier sehen, welche Fantasien in deren Köpfen umherschwirren. Vielleicht ist es ganz gut, dass ich sie nicht so oft bei der Arbeit sehe. Ich würde mich sicherlich mit dem einen oder anderen hier anlegen. Einfach nur für diese Blicke.

Oh oh, irgendetwas passt ihr nicht. Diesen Ausdruck in ihren Augen kenne ich leider nur zu gut. Sie können dann hart wie dunkler Lavastein werden. Sie nimmt jetzt die Stufen zur oberen Galerie und stellt sich zu dem Offizier, der mit ihr gesprochen hat. Ja, er hat definitiv etwas nicht richtig gemacht. Wie sie schimpfen kann! In diesem Fall bin ich froh, dass es jemand anderes ist, der ihre Aufmerksamkeit hat. Ich versuche mich zu bessern, sie kann wirklich nicht sagen, dass ich nicht an mir arbeite. Ich versuche aus Schwierigkeiten heraus zu bleiben – und manchmal schaffe ich das auch. Wenn mir etwas besonders wichtig ist, kann sogar ich mich ändern. Und sie ist mir wichtig. Sie ist fast zum Wichtigsten in meinem Leben geworden. Wenn ich doch nur wüsste, ob ich auch für sie wichtig bin?

Wenigstens eines weiß ich. Ich konnte ihr etwas geben, was keiner ihrer vorherigen Liebhaber ihr geben konnte. Sie war so wunderschön, als ihr Bauch mit unserer Tochter immer runder wurde. Ich denke oft an Suls Geburt. Ich glaube, das war der perfekteste Augenblick in meinem Leben. Wie unglaublich sie gestrahlt hat und wie wunderbar das Baby war. Das war ein Ausdruck, den nicht einmal ihre Freunde zu sehen bekommen. In diesem Moment war so viel Leben, so viel Glück und so viel Liebe in ihren wunderbaren dunklen Augen, dass mir die Tränen gekommen sind. Natürlich galt ihre Liebe dem Baby, doch ich rede mir einfach ein, dass ein kleiner Teil davon auch für mich war. Es ist schade, dass ein solcher Moment so flüchtig ist. Ich würde ihn gerne festhalten.

Gerne würde ich noch ein Baby mit ihr haben. In der Schwangerschaft ist sie näher bei mir als sonst, ich bekomme dann das Gefühl, dass ich sie beschützen kann. Vor was beschützen? Keine Ahnung. Einfach ein generelles Beschützen wie ein Mann das gerne für seine Frau machen würde. Aber ich trau mich nicht sie zu fragen. Bei Sul hat sie selbst entschieden, dass sie schwanger werden wollte. Sie hat es mir nicht mal gesagt. Naja, sie war sich zu dem Zeitpunkt auch nicht sicher, dass ich bei ihr bleiben würde. Ich hoffe, wenigstens diese Bedenken konnte ich ihr mittlerweile nehmen. Und selbst sie hat es schon zugegeben, dass ich ein guter Vater bin. Sul wird das mit Sicherheit auch bestätigen. Die Kleine ist einfach zum Vergöttern! Ich finde das haben wir perfekt hinbekommen.

So, die Strafpredigt ist zu Ende. Der Typ schaut ziemlich zerknirscht drein. Ob ich wohl auch so ein Gesicht mache, wenn sie mit mir schimpft? Peinlich! Gut, dass nie jemand dabei ist, der es sehen kann.

Jetzt schaut sie auf das Chronometer. Sie blickt noch einmal in die Runde, dann ruft sie ihren Ersten Offizier, die Terranerin mit Haaren auf den Zähnen. Ich kann nicht hören, was sie sagt, doch ich denke, sie übergibt jetzt ihre Schicht. Es wird auch langsam Zeit.

Wenn sie mit Benteen spricht, wirkt sie immer sehr sachlich. Ihre Augen blicken dann interessiert und wachsam, so als ob ihr kein Zucken im Gesicht der anderen Frau entgehen wollte. Ich glaube, sie hat Respekt vor der Terranerin, auch wenn sie das sicherlich nie zugeben würde. Sie und Respekt vor jemandem, der nicht mit den Propheten zu tun hat – niemals!

Erledigt, noch ein Blick in die Runde, noch ein Wunsch für eine ruhige weitere Schicht, dann kommt sie her. Jetzt hat sie mich gesehen. Sie hebt ihren Arm um mir zuzuwinken. Dabei rutscht ihr Ärmel ein wenig über den Unterarm hinunter und entblößt etwas Glitzerndes, was sie hinter dem Handgelenk trägt, und was sicherlich nicht den Kleidungsvorschriften des bajoranischen Militärs entspricht. Ich wusste nicht, dass sie im Dienst das Verlobungsarmband trägt, das ich ihr geschenkt habe. Ich muss es angestarrt haben, denn ich habe gar nicht mitbekommen, dass sie den Abstand zwischen uns bereits zurückgelegt hat. Sie steht nun vor mir. Mein verblüffter Gesichtsausdruck scheint ihr zu gefallen. Es ist, als ob jemand ein Licht in ihrem Gesicht entzündet hat, so wie sie mich nun anstrahlt. Ihre Augen funkeln dabei, diese wundervollen Augen, in denen ich mich einfach nur verlieren möchte. Wieder verspüre ich den brennenden Wunsch, der Mann zu werden, der ihrer wert ist.

Los, schaut her, so sieht sie mich an! Merkt es euch gut. Sie gehört mir. Das hoffe ich zumindest …

„Antos! Wartest du schon lange?“

Selbst der Ton ihrer Stimme nimmt mir den Atem. Ich weiß nicht, ob es ihr recht ist, dass ich sie beobachtet habe. „Nein, ich bin eben gekommen.“

Und warum lüge ich jetzt schon wieder …?

ENDE
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