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Die Frucht der Versuchung

von VGer

Süßigkeit

Spielt etwa drei Monate nach den Ereignissen von "Maggie Janeway küssen".
Landurlaub! Süßer klang wohl kaum ein Wort, egal in welcher Sprache.

Auf dem Markt herrschte geschäftiges Treiben. Unter den Arkaden an allen fünf Seiten des Platzes reihte sich Stand an Stand und Händler priesen lautstark ihre vielfältig bunten Waren an, in seiner Mitte scharten sich Tische und Stühle um mehrere kleine Pavillons, die ihren entspannt plaudernden Gästen Speisen und Getränke servierten, zwischendrin tobten etliche Kinder und einige Vögel zwischen den eiligen Passanten, und Straßenmusikanten mit ebenso seltsam aussehenden wie seltsam klingenden Instrumenten malten ihre Lieder in den Lärm. Maggie Janeway seufzte. Was für all die Leute, die hier ihrer Wege gingen, ihre Einkäufe erledigten und ihre Freunde zum Frühstück trafen, das ganz normale Leben war, fand sie unheimlich exotisch und spannend. Die fremde Vielfalt an Aromen, an Gerüchen, an Farben, an Eindrücken war überwältigend.

Ganze zehn Tage lang würden sie im Orbit dieses Planeten – Zeruko, einer kleinen Koloniewelt in einem dünnbesiedelten Teil des Föderationsterritoriums – bleiben, warum genau wusste sie nicht und eigentlich war es auch egal, irgendeine Mission, wichtige diplomatische oder wirtschaftliche Verhandlungen mit den lokalen Autoritäten, die nur die Führungsoffiziere und die zivilen Verbindungsleute der Föderation, die sie von der Sternenbasis 313 abgeholt und hierher chauffiert hatten, betrafen. Umso besser für den Rest der Besatzung, so konnten sie den Landurlaub unbeschwert genießen.

Sie hatten den Planeten fast schon schon zur Gänze erforscht, nun ja, jedenfalls so ausführlich wie man einen ganzen kleinen Planeten in wenigen Tagen erforschen konnte: sie hatten die drei größten Städte besucht und ihre kulturellen Stätten bewundert; sie hatten einen herzförmigen kleinen Kontinent namens Cyfandir besucht, der für die Schönheit seiner Natur bekannt war, und eine Wanderung in einem Nationalpark unternommen; sie hatten auf einem anderen Kontinent namens Traeth einen entlegenen Strand mit schier endlosem rosafarbenem Sand besucht, im Meer gebadet und den Sonnenuntergang betrachtet; sie hatten vom höchsten Gebäude des Planeten auf die Silhouette der Hauptstadt heruntergesehen; sie hatten ein ziemlich absurdes Gesangstheater, das sie nicht wirklich verstanden, besucht und die Kostüme bewundert; sie hatten festgestellt, dass die Einheimischen, hauptsächlich untersetzte Glatzköpfe in verschiedenen Purpurschattierungen, völlig fasziniert von Haaren, und vor allem von Maggies dichten schwarzen Locken, waren; sie hatten donnernde Kopfschmerzen nachdem sie sich einmal quer durch die lokale Cocktailkarte gekostet und eine gewisse Vorliebe für einen sauren Likör namens edari entwickelt hatten; sie hatten neugierige Küsse und überschwängliche Heiratsanträge von den jungen Männern dieses Planeten bekommen; ... Kurz und gut, sie hatten in kürzester Zeit fast alles getan, was man eben normalerweise nicht tun konnte wenn man auf einem Raumschiff lebte.



Jetzt war Maggie Janeway alleine unterwegs in der Hauptstadt, die Baskent genannt wurde, zum ersten Mal in aller Ruhe und ohne ihre Freundinnen, denn Kate Barclay besuchte das Technische Museum und würde dort Stunden verbringen (denn Kate, die immer neugierige Ingenieurin, hatte es sich zum Lebensziel gemacht, alle Technischen Museen im bekannten Universum zu besuchen) und Petrea Radosta hatte einen ernsthaften Rausch auszuschlafen. Während sie sich ganz bewusst im schier endlosen Labyrinth der immer enger werdenden Straßen verlaufen hatte, obwohl sie eigentlich gar nicht so weit entfernt vom Regierungsviertel mit seiner imposanten Architektur sein konnte, hatte sie dieses Kleinod von Markt gefunden. Sie schlenderte an den Ständen entlang, ließ sich von den Händlern und Passanten begaffen, denn offenbar fanden nicht allzu viele Touristen fremder Spezies ihren Weg hierher, und bestaunte die Vielfalt der Produkte. Es schien sich hauptsächlich um Nahrungsmittel zu handeln, doch das meiste hatte sie noch nie zuvor gesehen und vieles konnte sie nicht einmal genau definieren. Sie war fasziniert, schließlich war sie ein echtes Kind des späten 24. und beginnenden 25. Jahrhunderts und Speisen kamen wie selbstverständlich, fix und fertig auf einem Teller angerichtet, aus dem Replikator. Allein die Idee, die Speisen quasi in ihren Einzelteilen zu kaufen und frisch zuzubereiten, fand sie unheimlich altmodisch und beinahe schon exotisch. Bei einem Stand, der Früchte und Gemüse verkaufte – zumindest hielt sie es für Früchte und Gemüse, so sicher konnte man sich da auf fremden Planeten niemals sein – hielt sie inne und betrachtete die bunte Vielfalt. Allmählich bekam sie Hunger, schließlich waberten Essensdüfte von überallher in ihre Nase, und dass sie die lokale Küche mochte hatte sie schon bei mehreren Gelegenheiten festgestellt. Sie würde es jetzt einfach wagen.

„Sind diese zum Verdauen sehr fähig, sehr schön!“, sagte der Händler mit einem breiten Lächeln und Maggie lächelte zurück. Der Universalübersetzer hatte so seine Mühe mit einer der drei Sprachen, die auf diesem Planeten gesprochen wurde, offenbar war ihre Struktur so fremdartig dass es den Algorithmus zeitweilig überstieg, das war ihr schon aufgefallen doch es machte nichts. „Sind diese zum Versuch sehr schön!“

„Dann werde ich die wohl probieren.“, unterbrach eine Stimme direkt hinter ihr im schönsten Föderationsstandard.

Es durchfuhr sie heiß und kalt und sie wirbelte herum, beinahe hätte sie dabei unversehens Obst vom Stand hinabgestoßen. Sie kannte diese Stimme, sie kannte sie viel zu gut, und sie kannte auch das zugehörige Gesicht, das sie so herzlich anlächelte. Harry. Sie hatte mit vielem gerechnet aber ganz bestimmt nicht mit ihm, zu unwahrscheinlich war so eine zufällige Begegnung auf einem Planeten mit neun Kontinenten und drei Milliarden Einwohnern auf dem sich die 375 Besatzungsmitglieder der U.S.S. Kirk unbemerkt in der Menge verloren.

„Du hier? Wie hast du mich gefunden?“
„Ich habe dich nicht gesucht, aber ich liebe Zufälle.“

Er legte seine Hand sanft auf ihre Schulter und beugte sich zu ihr hinüber, streifte ihre Wange mit einem zarten Kuss, als sei es das Selbstverständlichste im Universum. Sie lächelte, etwas verunsichert zuerst, doch dann brach sie in ein Strahlen aus, das ihre tiefen Grübchen zum Vorschein brachte.

„Spontan Lust auf ein Picknick?“
„Ich habe nicht gefrühstückt, und hier gleich um die Ecke ist ein Park...“
„Das klingt phantastisch, Maggie. Wirklich phantastisch.“
„Schön. Dann machen wir es so.“

Sie kauften drei verschiedene Früchte – eine kugelrunde blaue, weil Maggie sie hübsch fand und noch nie eine derart blitzblaue Frucht gesehen hatte, slast sagte der Händler; eine längliche purpurfarbene mit glänzenden Schuppen, die Harry aussuchte, tatilik sagte der Händler; und eine leicht sphärische dunkelgrüne mit einer seltsam flaumigen Oberfläche, saldums sagte der Händler, die würde am Besten von allen schmecken. Und schließlich kauften sie noch ein kleines Säckchen Bonbons, weil der Händler so nett lächelte, gozotasuna sagte der Händler und lachte gönnerhaft über Harry, als dieser vergeblich versuchte ihm nachzusprechen.

Gozotasuna. Sehr schön. Essen wie Mädchen süß.“

Bei einem der Pavillons im Zentrum des Marktplatzes kauften sie noch die hiesige Variante von Kaffee, topli napitak sagte die Kellnerin, und sie waren fasziniert, dass sie das Getränk nicht in Bechern sondern in kleinen, kegelförmigen Beuteln mit Trinkhalmen ausgehändigt bekamen.

„Weißt du, ich finde Marktplätze haben etwas Gruseliges.“, sagte Harry als sie, bewaffnet mit ihrem spontanen Frühstück, in Richtung des Parks schlenderten.
„Gruselig? Wieso das denn?“, fragte Maggie und sah sich um, und auch wenn alles fremd für sie war konnte sie nichts gruseliges entdecken.
„Ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich habe ich viel zu viele Holoromane gespielt, in denen Geheimagenten und Mafia sich Schießereien auf Marktplätzen liefern, oder in denen man Bananen kaufen möchte und stattdessen von einer Bande Ferengi oder Nausikaaner gekidnappt wird, oder in denen es spektakuläre Verfolgungsjagden mit Hovercrafts voller Aalen gibt, oder...“
„Okay, okay, ich glaube ich verstehe worauf du hinaus willst. Du hast wirklich zu viele Holoromane gespielt. Dafür, dass du ein erwachsener Kommandant mit richtig viel Verantwortung bist, bist du manchmal richtig kindisch, Harry, weißt du das?“
„Das gehört zu meinem unwiderstehlichen Charme...“

Maggie schnaubte schallend und legte für einen kurzen Moment des Kicherns ihren Kopf an Harrys Schulter, bevor sie strauchelte und sich daran erinnerte, dass sie in der Öffentlichkeit waren und ihr Verhalten absolut unangebracht war. Erschrocken zuckte sie zurück und ging vorsichtshalber auf Abstand. Harry besah sie mit einem irritierten Seitenblick und einem Runzeln der Augenbrauen, bevor er die entstandene Lücke wieder schloss und ihre Hand nahm als sei nichts dabei.

Es war das erste Mal, das erste Mal seit dem Unfall, dass sie alleine waren.

„Gefällt dir der Planet?“
„Unheimlich gut. So viel Spaß bei einem Landgang hatten wir schon lange nicht mehr.“
„Du musst mir alles erzählen. Ich habe nämlich nichts davon gesehen, abgesehen von Konferenzräumen und Bankettsälen und Regierungsgebäuden, und höflichkeitshalber einem Rundflug mit Fremdenführer, aber der dauerte nur anderthalb Stunden und wir haben das Shuttle nicht verlassen.“
„Das ist schade. Du verpasst wirklich viel.“
Privileg des Captains.“
Harry zuckte resigniert schmollend mit den Schultern, Maggie schenkte ihm einen mitleidigen Blick und drückte kurz seine Hand etwas fester, wie zur Aufmunterung.
„Pippa – Admiral Louvois, meine ich natürlich – war so nett mich für ein paar Stunden freizustellen. Eigentlich kommt sie ganz gut ohne mich zurecht, und sie schuldete mir noch einen Gefallen. Ich habe für sie und Picard mehr als einmal dasselbe getan.“
„Sie und Picard?“ Maggies Augen weiteten sich überrascht.
„Oh. Das wusstest du nicht?“ Harry errötete leicht und räusperte sich umständlich. „Ich dachte ... naja, weil Picard mit deiner Mutter befreundet ist. Egal ... ich ... ich habe nichts gesagt, ja?“
Maggie nickte bekräftigend. „Es ist aber schon irgendwie absurd, oder?“
„Was, Jean-Luc und Pippa Louvois? Sicher, wenn man Stargazer bedenkt, aber ...“
„Nein, nein, das meinte ich eigentlich gar nicht ... ich meinte die Einstellung der Sternenflotte zu Beziehungen im Allgemeinen. Sie trauen uns zu, das Universum verteidigen zu können, aber nicht unsere eigenen Emotionen im Griff zu haben. Und alle lassen sich das gefallen und hinterfragen das keinen Moment, und wirklich jeder vom Kadetten bis zum Viersterneadmiral hat irgendein seltsames Versteckspiel am Laufen und steckt unheimlich viel Zeit und Energie in die Inszenierung von irgendwelchen skurrilen Scharaden. Das ist so ... argh!“ – sie fauchte frustriert und wenig eloquent.

Beinahe automatisch fielen ihre Blicke nach unten, auf ihre ineinander verschränkten Finger. Es schien so selbstverständlich zu sein, und doch hatten sie sich noch nie in der Öffentlichkeit bei den Händen gehalten. Jetzt hielten sie sich etwas fester.



Bald hatten sie den Park erreicht, und das ganz ohne sich zu verlaufen. Er mäanderte in Pastellfarben auf sanften Hügeln vor sich hin, er war wesentlich größer als erwartet und schien, ebenso wie der nahegelegene Markt, seltsam deplatziert mitten in der modernen Hauptstadt, die vor Verkehr und Technologie und schrillen Lichtern nur so zu donnern schien.

In einer kleinen Ausbuchtung des Weges, versteckt zwischen Büschen und Bäumen, fand Harry eine Sitzbank und ließ sich mit einem glücklichen Seufzen nieder. Maggie sah sich hektisch um.

„Maggie ... keine Panik, bitte, lass’ uns das genießen.“

Kurz hielt er inne um über ihre Wange zu streicheln, dann packte er den kleinen Einkaufsbeutel weiter aus und arrangierte die Ausbeute auf der Bank zwischen ihnen: die slast, die tatilik, die saldums, das Säckchen voller gozotasuna und die zwei Kegel mit topli napitak. Die richtigen Namen in der Landessprache waren ihnen schon längst wieder entfallen, doch das machte nichts.

Maggie leckte lasziv über ihre Lippen. Harry grinste und küsste sie, zart und ganz keusch.

„Das ist schon etwas ganz Besonderes.“
„Hmmm?“, machte sie, die Augen halbgeschlossen räkelte sie sich in der Sonne.
„Das hier.“ Er deutete mit einer ausladenden Handbewegung auf ihre pittoreske Umgebung und das kleine Picknick. „Versteh’ mich jetzt bitte nicht falsch, Maggie, ich liebe es in einem unbeobachteten Moment im Turbolift oder im Bereitschaftsraum über dich her zu fallen...“
„Und wenn ich dir rein zufällig natürlich als Privatpilotin zugeteilt werde, und wir drei Stunden ganz allein in einem Shuttle totschlagen müssen... das liebst du auch.“
„Ja, das auch.“ Harry lächelte vieldeutig und sah geradewegs in Maggies große graue Augen. „Aber das meinte ich gar nicht. Sieh’ dich um, ich meinte dich und mich und das alles hier. Das ist ... neu, das ist einmal etwas anderes.“

Erinnerungsfetzen der erotischsten Natur durchströmten wohlig kribbelnd ihre Körper. Sie konnte nicht anders, sie schob alle Bedenken beiseite und schmiegte sich an ihren Liebhaber, lehnte sich an seine breite Brust und ließ seinen heißen Atem ihren Nacken kitzeln.

„Gefällt es dir?“
„Natürlich gefällt es mir, und du gefällst mir auch.“ Seine Arme wickelten sich um sie, seine Finger spielten leise Melodien auf ihrer Haut, und gerade als sie einen anzüglichen Kommentar machen wollte sprach er und seine Stimme war so ernst und aufrichtig wie selten zuvor. „Maggie... du glaubst mir das jetzt vielleicht nicht, und ich kann es dir auch gar nicht verdenken, aber ich bin mehr als der Ruf der mir vorauseilt, weißt du? Und ich mag dich auch dann, wenn du nicht nackt in meinem Bett liegst und dich nach mir verzehrst, weißt du?“
„Und das ist dir klar geworden, als ich auf der Krankenstation lag, nach dem Absturz?“
„Woher weißt du...?“
„Das war nicht schwierig zu erraten, so seltsam wie alles seither war ... vergiss nicht, du bist vielleicht mein Captain und mein Sexspielzeug, aber du bist auch nur ein Mensch.“
„Dein ... dein Sexspielzeug?!“ Er prustete hysterisch und beinah obszön und verpasste ihr einen spielerischen Klaps auf den Oberarm. „Du bist ein Phänomen, Maggie Janeway. Du hast keine Ahnung, was du mir alles antust...“
„Oh doch, die habe ich. Und ich weiß auch, dass ich das lieber lassen sollte, weil es völlig wahnsinnig ist, und gefährlich, und unkontrollierbar, und destruktiv, und geil.“ Mit jedem Wort sprach sie langsamer, langgezogener und tiefer, bis ihre Stimme endgültig verebbte.
„Ja.“

Harry sah Maggie tief in die Augen, bevor er sie ganz nah zu sich zog und mit einem intensiven Kuss den ganzen Planeten und alles um sie herum einfach vergessen machte. Seine heißen Lippen eroberten begierig ihren Mund, sie erwiderte das Spiel seiner Zunge fordernd und forschend obwohl sie ihn schon so gut kannte knabberte sie zart an seiner Unterlippe während ihre Hände besitzergreifend in seinem Nacken lagen und über seine Schultern streichelten. Er ließ sich völlig fallen, wie noch bei keinem Kuss zuvor, und als ihm ein summendes, genüssliches Seufzen entfuhr spürte er unmittelbar die Antwort ihres Lächelns. Ihre Augen waren vertrauensvoll geschlossen, die Lider und die tiefschwarzen langen Wimpern zitterten leicht – noch nie hatte er etwas Schöneres gesehen.

Als sie sich voneinander lösten, starrten sie sich lange und atemlos an.

Harry zog schließlich, bemüht um einen Themenwechsel oder zumindest ein geschicktes Ablenkungsmanöver, ein kleines Klappmesser mit filigran verziertem Griff aus seiner Jackentasche hervor und schnitt die drei Früchte in verführerisch süß aussehende, mundgerechte Stücke.

„Glaubst du, dass man diese Kerne mitessen kann?“
Er deutete auf die kleinen weißen Punkte im Zentrum der blitzblauen Frucht.
„Lieber nicht. Schönes Messer, übrigens.“
„Das ist noch aus dem Deltaquadranten. War ein Geschenk von Tom Paris.“
Maggie schluckte schwer und ihre Augen wurden so düster, dass Harry sich am Liebsten auf die Zunge gebissen hätte. Wie unachtsam, das genau jetzt zu sagen, genau jetzt mit einem kurzen Satz und einem Namen alles auszusprechen, was bedrohlich zwischen ihnen stand, was sie trennte obwohl es sie verband, was eine unausgesprochen unmögliche Tatsache in Worte fasste. Verdammt. Er nahm ihre Hand, drückte sie fest, und begann dann ganz bewusst wieder zu lächeln.

„Lass uns einfach unser Picknick machen, ja?“, sagte sie eilig, bevor sie sich weiter in traurige und schuldbewusste Gedanken verirren konnten. Die Stimmung war völlig abrupt wieder umgeschlagen.

Sie griff beinahe blind nach einem Stück Frucht und hielt es ihm entgegen, nachdem sie kurz daran geschnuppert hatte. Purpurroter Saft tropfte aus fasrigem Fruchtfleisch über ihre Hand und sah gepaart mit ihrem begehrenden Blick unzweifelhaft absolut verführerisch aus. Er streckte seine Hand aus und liebkoste ihre kurz, bevor er sich mit einem unschuldig lüsternen Lecken seiner Lippen zu ihr hinüberbeugte und seine Zähne in die Frucht, die sie in ihrer Hand hielt, versenkte.

Und Maggie lachte schallend.

Harrys Gesicht verzog sich beim ersten, intensiven Kontakt mit der Frucht zu einer gequälten Grimasse. Sie war sauer ... saurer als alles andere, was seine Zunge je berührt hatte.

Der purpurrote Saft tropfte ganz langsam aus seinem verzerrten Mundwinkel, triefte über sein Kinn und besudelte den hellgrauen Stoff der Galauniform, die er anlässlich der diplomatischen Verhandlungen tragen musste. Er beutelte sich reflexartig, als könnte er den krampfartig widerlichen Geschmack so abschütteln wie ein nasser Hund das Wasser und den Schlamm. Er spuckte und spie und wischte sich mit verzweifelten Tränen in den Augen immer und immer wieder über das Gesicht.

Es war durchaus erregend ... ekelerregend.

Und Maggie lachte und lachte und konnte nicht mehr aufhören.

„So schön, so verlockend, so hinterlistig ... tarnen und täuschen. Wie passend.“

Sie beugte sich vor und küsste seinen Mundwinkel, wo sich ein paar Tropfen des Saftes verschmiert hatten. Ebenso frech wie zielsicher leckte sie den Saft auf und verzog dann selbst das Gesicht.




Am Abend bevor sie den Planeten wieder verlassen sollten fand ein weiteres Bankett in einem der Prunksäle des Regierungsgebäudes statt, zu dem alle Offiziere der Kirk – sogar die dienstjüngeren wie Maggie Janeway – eingeladen waren. Es war eine festliche, formelle Angelegenheit mit Ansprachen und einem Orchester und einem äußerst opulenten Festmahl. Die jungen Leute auf dem Planeten feierten anders, so viel war sicher, schließlich hatten sie während ihres Landurlaubs nächtelang in den Discos der Hauptstadt und der Strandorte gefeiert und zur ziemlich atonalen Popmusik des Planeten abgetanzt – das hier war ein krasser Kontrast. Als geübte Admiralstochter kannte Maggie solche Feierlichkeiten nur zu gut, und sie amüsierte sich inmitten ihrer Freunde, denen unverhohlen erstaunt die Augen und Münder offenstanden. Der Abend wurde immer länger und die Stimmung allmählich immer gelöster.

Als sie am Nachspeisenbuffet stand, angeregt plaudernd mit Petrea Radosta und Kate Barclay und Goran Dijkstra, sah sie aus dem Augenwinkel Harry Kim, umgeben von Admiral Louvois und einem der örtlichen Würdenträger der vorher eine Rede gehalten hatte, auf der anderen Seite der Tafel stehen.

Er hielt eine tiefpurpurne tatilik-Frucht in der Hand und schien sie mit bemüht neutralem Blick zu studieren. Sie ahnte was er denken musste, wagte einen Seitenblick und ein verstecktes Lächeln, und bevor sie richtig darüber nachdenken und vernünftig bleiben konnte, sprach sie auch schon.

„Obacht, Captain. Diese Früchte sind ... nicht so süß wie sie aussehen.“

Harry lächelte sein übliches mild-gönnerhaftes Captainslächeln und das spitzbübische Funkeln in seinen Augen war für Uneingeweihte nicht zu erkennen.

„Danke für den Hinweis, Fähnrich. Ich denke aber, ich werde dennoch ... das Unbekannte wagen.“

Maggie lächelte mit gesenktem Blick und schloss, ganz kurz nur, beide Augen, bevor sie sie strahlend wieder öffnete.

Harry verstand.
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