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All I Ask Of You

von Gabi

Kapitel 1

Überlebende der Besatzungszeit, Befreierin Bajors, Kämpferin für ein freies Cardassia, Kommandantin einer der wichtigsten Raumstationen im Alpha-Quadranten. Sie hatte alles erlebt, sie hatte alles überlebt. Eine Aufgabe nach der anderen, welche die Propheten ihr auferlegt hatten, hatte sie ausgeführt. Sie hatte nicht gewankt, nicht gefragt. Sie war diejenige, welche die Aufgabe durchführen konnte, also war sie auch diejenige, die es tat. Sie hatte geweint, gelitten, war von Stolz erfüllt gewesen, von Trauer zerrissen. Immer wieder hatte sie sich erhoben und war weitergegangen. Sie war heute hier, weil sie stark war, innerlich wie äußerlich.
Doch noch nie in ihrem Leben hatte Kira Nerys sich so verletzlich, aufgeregt und unsicher gefühlt wie in diesem Moment. Noch nie hatte sie sich so sehr wie das kleine Mädchen gefühlt, das sie nie hatte sein dürfen.
Ein Lächeln, welches beinahe schüchtern zu nennen war, huschte über ihre Züge, als sie sich in der kleinen Halle umsah, in welcher sie hier in Ashalla zusammengekommen waren. Lediglich der Bereich, in welchem sie nun stand, war von großen Kerzen erleuchtet. Im Halbdunkel an den Rändern des Kerzenscheins standen die anderen: Freunde, die sie Teile ihres Weges begleitet hatten, Personen, die sie schätzte, und andere, die sie nicht kannte, die jedoch ihre Karriere verfolgt hatten. Kira war es unangenehm bewusst, dass sie für die anderen weit deutlicher sichtbar war, als es anders herum der Fall war. Ihr Blick glitt an ihrem Körper hinunter zu dem wunderschönen Mädchen, das in ein weißes Rüschenkleid gekleidet ihre Hand hielt und erwartungsvoll zu ihr aufblickte. Sie schenkte ihrer Tochter ein liebevolles Lächeln und für einen Moment war ihre Nervosität verschwunden.
Der Mann jedoch, der nun in den Kerzenschein und an ihre Seite trat, ließ ihren Atem wieder ein wenig rascher gehen. Er war ganz in weiß gekleidet, mit einer Tunika, die bis zum Hals hinauf geschlossen war. Ein seltener Anblick bei ihm, der immer so gerne Hemden trug, die bis auf die Brust offen waren. Trotz des mehr an Stoff erhöhte dies die Sinnlichkeit seiner Erscheinung. Durch sein dunkles, dichtes Haar war er nach dem Waschen lediglich mit der Hand hindurch gefahren. Kira war froh darum. Es wäre nicht er gewesen, hätte er versucht die langen Strähnen in seiner Stirn zu bändigen.
Als er ihre freie Hand ergriff, blickte sie ihm die Augen. Er war wunderschön und für einen kostbaren Moment hielt das Universum den Atem an, als nur noch seine hämatitfarbenen Augen ihren Horizont ausfüllten.

Say you share with me one love one lifetime


Als Bareil ihre Finger berührte, spürte er, dass sie genau so sehr zitterte wie er selbst. Auf gewisse Weise beruhigte und erstaunte ihn diese Erkenntnis. Sie, die immer so sicher und unerschütterlich wirkte, konnte auch weich und verletzlich sein. Er lächelte, als er spürte, wie sie den Druck ihrer Finger verstärkte, wie um ihm zu versichern, dass sie das Richtige taten. Bareil umfasste sie seinerseits ebenfalls fester. Er war sich in diesem einen einzigen Punkt immer sicher gewesen, dass er das Richtige tat. Doch es war sie, die Bestätigung benötigte. Sie, die nun so wundersam vor ihm stand, lieblich und unschuldig wie am Tag ihrer Geburt. Das schlichte weiße Gewand umspielte ihre schlanke Gestalt, das dunkle Haar trug sie aufgesteckt mit kleinen, weißen Blüten verziert, welche in der Wärme der Kerzenflammen einen angenehmen Duft verströmten. Noch nie zuvor hatte er sie in einem Kleid gesehen, noch nie zuvor so weiblich. Selbst unbekleidet hatte sie für ihn noch nie eine solche Aura der Verletzlichkeit ausgestrahlt wie in diesem Moment, da sie voreinander standen und ihre Hände hielten.
Vom ersten Moment an, da er sie gesehen hatte, hatte er sich in sie verliebt. Doch erst jetzt wurde ihm bewusst, dass dies nur ein Schatten des Gefühls gewesen war, was er nun verspürte. Mit einer Klarheit und Tiefe spülte das Verlangen über ihn hinweg, für sie da zu sein, sie zu halten und zu schützen, ganz gleich, was vor ihnen lag. Es war so übermächtig, dass Bareil nicht verhindern konnte, dass ihm Tränen über die Wangen liefen.

Let me lead you from your solitude

Kira löste ihre Hand von der seinen und strich ihm mit dem Rücken ihres Zeigefingers die Tränen von der Wange. Sie führte den Finger an ihren Mund und berührte die Feuchtigkeit mit ihren Lippen. Als sie die Lider wieder hob, sah sie, wie er angespannt jede ihrer Bewegungen verfolgte. Sie lächelte ein scheues Lächeln, welches er ebenso scheu erwiderte.
Dann löste sie sich vom Anblick des eleganten Mannes und wandte sich der Person zu, die geduldig vor ihnen wartete, bis sie die Aufmerksamkeit des Paares besaß.
Kai Sarius stand in vollem Ornat im Zentrum des Kerzenmeeres und lächelte ihnen wohlwollend zu. Kira neigte ihren Kopf vor ihm und sah aus dem Augenwinkel, wie Bareil es ihr gleich tat. Ihre Tochter ließ die Hände der Eltern los und schmiegte sich ganz dicht an das Bein ihrer Mutter, während sie den fremden Mann beobachtete. Kira bildete sich nicht ein, dass sie wichtig genug war, dass der Kai persönlich ihre Zeremonie vornahm. Es war Bareils Bitte gewesen, die dieses besondere Ereignis ermöglicht hatte. Seine Ähnlichkeit mit dem verehrten Vedek hatte ihm im Bereich der Klöster Türen geöffnet, welche für den Normalsterblichen verschlossen blieben – und nicht nur im Bereich der Klöster …
Kira tastete mit der Hand nach ihm und war erleichtert, als seine Finger sich um die ihren schlossen. Gemeinsam ließen sie sich auf die Knie nieder. Sul kuschelte sich zwischen sie.
Der Kai trat vor und legte seine Hände auf die gesenkten Köpfe der beiden Bajoraner. Im Saal wurde es leise, lediglich das gelegentliche Knistern der Kerzenflammen war zu vernehmen. Es verging eine Weile, ehe der Kai sich mit einer leichten Verlagerung des Gewichts bewegte.
„Diese beiden Bajoraner sind hier zusammengekommen, um sich im Angesicht der Propheten zueinander zu bekennen“, war seine Stimme schließlich zu vernehmen.
Kiras Hand begann ein wenig zu schmerzen, als Bareil sie bei diesen Worten fest drückte. Er war eindeutig noch nervöser als sie selbst.
Der Kai kniete sich nun ebenfalls nieder. Von dem Kissen, welches vor ihm lag, nahm er einen kleinen blauen Splitter einer Träne auf. Auf ein Zeichen von ihm streckte Kira ihre Rechte Handfläche nach oben aus. Der Geistliche legte ihr den Splitter in die Hand. „Nerys, umfasse die Propheten.“ Sie hob ihren Blick zum Kai, wo sie seinem gütigen Lächeln begegnete, dann schloss sie die Augen und gab sich dem warmen Pulsen auf ihrer Haut hin. Sie spürte, wie Bareil sie losließ um seine Hand auf ihre zu legen, so dass sie beide den Splitter einhüllten.
„Antos, umfasse die Propheten. Konzentriert euch nun ganz auf die jeweilige Person an eurer Seite und auf das, was die Propheten euch mitteilen. Wenn ihr euch gegenseitig annehmen wollt, dann sollt ihr das in der Gesamtheit der Person tun, die nun vor euch sitzt. Ihr sollt wissen, dass ihr zusammengehört, euch aber dennoch eurer eigenen Unabhängigkeit bewusst sein ...“
Jetzt war es soweit. Zwei Jahre hatten sie miteinander gelebt. Sie hatte nicht gedacht, dass es einen großen Unterschied machen würde, wenn sie ihre Verbindung offiziell machten. Doch es war ein gewaltiger Unterschied, einer der ihr Angst gemacht hatte. Doch diese Angst perlte nun Lage um Lage von ihr ab, löste sich auf in der organischen Vibration des Splitters. Zum ersten Mal begann Kira daran zu glauben, dass sie tatsächlich ihr Leben teilen konnte.

Say you need me with you here beside you


Bareil hielt seine Augen ebenfalls geschlossen. Der Kristallsplitter zwischen ihren Händen fühlte sich an, als sei er lebendig. Eine beruhigende Wärme ging von ihm aus, umhüllte ihn und nahm ihm die Nervosität. Seine Züge entspannten sich und glitten in ein erleichtertes Lächeln über. Die leisen zeremoniellen Worte des Kai bildeten ein angenehmes Hintergrundrauschen. Ohne die Augen zu öffnen, begann er damit, die Finger zu bewegen. Mit federleichten Berührungen liebkoste er das Handgelenk der geliebten Frau. Mit der anderen Hand hielt er Kontakt zu ihrer gemeinsamen Tochter. Alles war richtig, alles war gut.
Schließlich öffnete er die Augen. Kira war immer noch in ihre Erfahrung versunken. Die dunklen Wimpern lagen auf den Wangen eines entspannten Gesichts. Ein zauberhaftes Lächeln spielte um ihre Lippen. Es war als hätte sich ein Mantel der Ruhe über die gesamte Szene gebreitet, selbst ihre kleine Tochter sah schweigend zu ihren Eltern und spürte, dass es wichtig war ruhig zu sein.
Bareil umfasste Kiras Hand und den Splitter darin fest und sagte mit deutlicher Stimme: „Nerys, ich gehöre dir.“ Erst als er die Worte gesprochen hatte, wurde ihm bewusst, dass er den Kai in seiner Zeremonie unterbrochen hatte.
Das geistliche Oberhaupt Bajors stoppte mitten im Satz und blickte ihn an. Der Hauch eines Schmunzelns verriet die Gefühle des Kai. Kira öffnete die Augen. Verblüfft blickte sie von Bareil zum Kai. Ihr Partner lächelte entschuldigend.
Der Geistliche beugte sich zu ihnen vor und bemerkte so leise, dass nur sie es hören konnten: „Ihr hättet mir vorher ruhig sagen können, dass euch die Zeremonie zu lang ist.“ Er nickte ihnen zu.
Kira neigte ihren Kopf vor dem Kai, dann wandte sie sich an Bareil. Sie atmete tief durch, dann sprach auch sie die unzeremoniellen Worte: „Ich gehöre dir, Antos.“ Und in diesem Augenblick fühlten sie sich durch und durch richtig an.
Bareil beugte sich vor, fasste ihren Nacken und zog sie in einen innigen Kuss.

Anywhere you go let me go, too


Sie hatten sich so oft schon geküsst, flüchtig in der Öffentlichkeit der Promenade, leidenschaftlich in der Zurückgezogenheit ihres Quartiers. Doch auf gewisse Weise war dieser Kuss wie das erste Mal. Sie erfühlten einander, erforschten einander, umtanzten einander, legten Versprechen und Hoffnung in diese eine nicht mehr enden wollende Vereinigung. Erst der langsam anschwellende Applaus ihrer Gäste und das vorsichtige um Aufmerksamkeit Bitten ihrer Tochter unterbrach ihn – den ersten Kuss als Mann und Frau.

Love me that’s all I ask of you


Der Titel und die kursiv gesetzten Liedzeilen stammen aus dem Song "All I ask of you" aus dem Phantom der Oper von Andrew Lloyd Webber
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