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Die Sonne Auslöschen

von Heidi Peake

Kapitel 1

Kunst verlor ihren kreativen Antrieb in dem Augenblick,
in welchem sie von Verehrung getrennt wurde.
(Ingmar Bergman)






„Stellt Euch eine geschlossene Schachtel vor, die ein einziges Atom eines radioaktiven Materials mit einer Halbwertszeit von einer Stunde enthält. Nach einer Stunde ist die Chance, das Atom noch in seinem ursprünglichen Zustand zu finden 50:50. Nun fügen wir der Schachtel einen Mechanismus hinzu, welcher giftiges Gas entströmen lässt, wenn die Strahlung des zerfallenden Atoms eine photosensitive Zelle trifft, und eine Katze, die in dieser Schachtel eingeschlossen ist. Das Gas ist ausgeströmt, wenn das Atom zerfallen ist, es ist nicht ausgeströmt, wenn das Atom nicht zerfallen ist...“ Für einen Moment ließ Keiko O’Brien ihren Blick über einen Raum voller Gesichter in verschiedenen Stadien des Desinteresses schweifen. Dann gab sie ein paar Anweisungen in den Computer ein, welcher mit jedem Tisch verbunden war. „Nach einer Stunde“, fuhr sie fort „beträgt die Chance, die Katze lebend vorzufinden genau 50:50. Dies ist Schrödingers Katze.“ Sie berührte eine Taste, welche gleichzeitig jeden Bildschirm zum Leben erweckte. Was er zeigte, war eine mehr oder weniger gelungene Skizze einer reichlich verwirrt aussehenden Katze in einer Schachtel.

Dies traf die Kinder unvorbereitet. Es entstand allgemeines Gemurmel, ein paarmal unterdrücktes Kichern, ein paar witzige Bemerkungen, doch jedermanns Aufmerksamkeit hatte sich plötzlich auf das Thema gerichtet.

Keiko genehmigte sich ein kleines Lächeln. Für sie waren die befriedigendsten Aspekte des Lehrens immer die überraschenden Einsichten, die es ihr bot. Eine von ihnen war, dass Unterschiede in Rasse und Kultur nicht wirklich auf Kinder zutrafen. Es waren immer die einfachen Dinge, die diese fesselten.

„Wer kann mir also sagen, ob die Katze lebendig oder tot ist?“ fragte sie.

Ein Raum angefüllt mit verwirrten Gesichtern wandte sich ihr zu. Ihr Lächeln wurde breiter.

„Zur Abwechslung habt ihr absolut recht damit zu schweigen, denn die Antwort lautet: Wir wissen es nicht. Beide Zustände des Atoms sind an diesem Punkt gleichermaßen wahrscheinlich, daher sind auch beide Gesundheitszustände der Katze gleich wahrscheinlich. Die einzige Möglichkeit, das herauszufinden, ist nachzusehen.“

Mit einem weiteren Befehl wurde Information aus ihrem System in die Konsolen der Schüler geladen. „Die Tatsachen werden abhängig von der Gegenwart eines Beobachters. Bevor die Schachtel geöffnet wird, ist die Katze gewissermaßen zugleich lebendig und tot... Du hast eine Frage, Nog?“

„Ja, Mrs.“, der junge Ferengi zeigte mit einem Ausdruck von wahrhaftiger Besorgnis auf den Schirm. „Warum sieht die Katze so elendiglich aus?“

* * *


Das erste, was Keikos Misstrauen weckte, war die Tatsache, dass er ihr die Tür öffnete.

Auf einer Station, die von vollständig computerisierten Türmechanismen regiert wurde, war dies eine ziemliche Leistung. Er hatte irgendwie den exakten Moment vorhergesehen, in welchem sie ihre Hand heben würde, um den Mechanismus zu betätigen.

Dann sah sie sein Lächeln und ihre Besorgnis vertiefte sich.

Das Lächeln brachte es zustande, dass sich Gesichtszüge, die von Natur aus rechteckig waren, in ein perfektes Quadrat verwandelten - und außerdem schien es noch ein wenig über die Grenzen des Gesichtes hinaus zu reichen.

Es beinhaltete auch - beinahe als Notwendigkeit - Hände, die hinter dem Rücken versteckt waren.

„Hattest du einen schönen Tag, Liebling?“ fragte Chief O’Brien fröhlich, während er eifrig in Richtung ihres Wohnzimmers nickte, wo eine dampfende Tasse Jasmintee auf sie wartete.

Sie hatte schon ein paar überraschte Schritte in Richtung des Sofas getan, als ihre Instinkte wiedererwachten und sie mit Fäusten in die Taille gestemmt stehenblieb.

„Miles O’Brien“, donnerte sie mit der Autorität, die aus dem Versuch etlicher Jahre herrührte, die Unlehrbaren zu lehren, „Was hast du zerbrochen?“

Es war nicht so, dass O’Brien ein unaufmerksamer Mann gewesen wäre. Eher das Gegenteil - er gab sich jede Mühe, seine Zuneigung zu seiner Familie zu zeigen. Aber für einen Ingenieur war er in seiner häuslichen Umgebung unglaublich unfallgefährdet und fähig, sogar den ereignislosesten Nachmittag in einen Kampf ums Überleben zu verwandeln.

Mit dem Ausdruck unschuldiger Verwunderung manövrierte er sie in Richtung Sofa. „Ich habe eine Überraschung für dich, das ist alles.“

Sie seufzte und gestattete, dass sie niedergesetzt wurde.

„Das ist süß von dir, Miles. Was ist es?“

Obwohl es nach normalen anatomischen Betrachtungen unmöglich gewesen sein sollte, verbreiterte sich sein Grinsen noch. Dann holte er mit einer dramatischen Geste etwas hinter seinem Rücken hervor. Auf seiner Handfläche lag ein Holochip. Keiko sah erstaunt zu, als er das Bild aufrief. Mit einem schwachen Geräusch entfaltete sich Licht in das kleine, aber perfekt interpretierte Bild einer Frau, die eine delikat geschwungene Milchstraße von purem Licht zu gebären schien. Die Formen waren fließend und abstrakt, doch es gelang ihnen, die Ehrfurcht und die dankbare Freude darzustellen, mit welcher sie sich dem Unmöglichen öffnete. Sogar in dieser reduzierten Größe waren die Schönheit und die Kraft des Bildes atemberaubend. Keiko erkannte das Kunstwerk augenblicklich.

„Oh, Miles“, flüsterte sie, während sie eine zögernde Hand ausstreckte. „Wo hast du das gefunden?“

„Nur eine einfache Reproduktion.“ Er versuchte, unbeteiligt zu klingen, doch er konnte nicht ganz den Stolz unterdrücken, darüber, dass ihm diese Überraschung gelungen war. „Du wirst von dem Echten wesentlich beeindruckter sein.“

„Ich weiß, ich hatte Glück, es einmal zu sehen. Sogar du wärst beeindruckt...“

„Ja? Nun, wir werden es morgen Abend sehen.“

Sie blickte verwundert von dem Bild auf und wurde einmal mehr von diesem manischen Grinsen begrüßt. „Dies, meine kleine Blüte, ist eine persönliche Einladung“, er drückte einen weiteren Knopf und eine knappe Nachricht erschien über dem Bild, „für die Begrüßungszeremonie des großen Künstlers Min Sarei Go auf Deep Space Nine, wo er seine neuste Ausstellung eröffnen wird.“

Sie starrte ihn an, ihr Mund offen, ihre Augen groß vor Überraschung.

„Sarei kommt nach Deep Space Nine?“ wisperte sie.

„So gewiss wie ich hier stehe. Und du“, er stupste sie zärtlich auf die Nasenspitze. „wirst beim Empfang der Senior-Offiziere anwesend sein.“

* * *


Mein Name ist Keiko O’Brien.

Ich habe einen Ehemann, den ich liebe, und eine Tochter, die ich anbete.
Von meiner Ausbildung her bin ich Biologin, von Beruf Lehrerin.
Dies war ein Kompromiss, der aus Miles’ Versetzung auf eine Station, auf der nicht einmal ein Pilz zu wachsen wagt, herrührte.

Gesichertes Wissen weiterzuvermitteln ist nicht so spannend wie neue Einsichten durch Feldarbeit zu erlangen, es ist nicht so essentiell wie die Sicherheitsüberprüfungen, die Miles jeden Tag durchführt, es ist unbedeutend, wenn man es mit den diplomatischen Anstrengungen vergleicht, mit denen Commander Sisko Konfrontationen zwischen unterschiedlichen Rassen abwendet.

Dennoch glaube ich in meinen weniger bescheidenen Momenten, dass meine Arbeit die wichtigste auf dieser Station darstellt. Wenn ich die leicht zu beeindruckenden Gesichter meiner Schützlinge betrachte, dann weiß ich, dass ich mit den richtigen Worten dazu beitrage, eine neue Generation hervorzubringen, deren technisches Wissen Reparaturen zu einer Angelegenheit der Vergangenheit werden lässt, und deren moralische Stärke sie von Konflikten ablassen wird, während sie stattdessen ihre Unterschiede feiern.

In der Öffentlichkeit bin ich an erster Stelle eine Wissenschaftlerin, ein Mitglied der großen Gemeinschaft von Rassen, welche die Föderation darstellt, und ich verhalte mich dementsprechend. In der Intimität meines Herzens jedoch bin und werde ich immer eine Japanerin sein, und meine Liebe gehört der Kunst meines Volkes. Von den Künstlern unserer Generation war Min Sarei Go zweifellos einer der Größten. Nur zum Teil Japaner, genaugenommen nur zum Teil Mensch, gelang es ihm, die Essenz unserer Sichtweise der Welt zu nehmen und sie dem Universum zu öffnen.

Ihn zu treffen war die Erfüllung meiner Träume.

Jedoch ist jede Erfüllung auch gleichzeitig ein Ende.


* * *


Die Promenade war noch stärker als sonst bevölkert. Trotz seiner wichtigen Position am Eingang des Wurmlochs zog DS9 selten Unterhaltung an. Eine Ausstellung wie diejenige, die sich nun über zwei angrenzende Sektionen der Promenade erstreckte, erhielt daher sogar von den weniger künstlerisch Interessierten Zulauf.

Die Natur der Ausstellungsstücke, die vorzugsweise Energieformen als Rohmaterie verwendeten, zwang zu größeren Abständen zwischen den Objekten. Trotz der ausladenden Fläche, die sie beanspruchten, waren auf diese Weise nur wenige Kunstwerke ausgestellt.

Was jedoch zu sehen war, ließ die meisten Besucher sprachlos zurück.

Wie Keiko richtig angenommen hatte, war O’Brien von der zerbrechlichen Schönheit der Stücke beeindruckt. Auf gewisse Weise ließ ihn sein technischer Hintergrund nur um so verständiger für die neuen und beeindruckenden Formen werden, in welche Energien, mit denen er täglich in Berührung kam, geformt worden waren.

„Ich könnte das auch“, murmelte er, nachdem er einige Zeit damit zugebracht hatte, eine Installation zu begutachten. Dann wandte sich seine Aufmerksamkeit wieder dem eigentlichen Ausstellungsstück zu und er fügte hinzu: „Wenn ich wüsste wie.“

Keiko schenkte ihm ein abwesendes Lächeln.

Sie schrieb es der überspannten Vorfreude über die Aussicht, Sareis Werk wieder in seiner ganzen Schönheit zu sehen, zu, doch irgendwie hinterließ das, was sie sah, eine gewisse Leere in ihr.

Wie jeder andere auch konnte sie die gewagten Formen schätzen und die eindrucksvollen Materialien. Doch das Gefühl, das sie einst zu Sareis Arbeit hingezogen hatte, das Gefühl, als ob eine Faust aus Feuer ihren Körper durchdrungen hatte und einen festen Griff um ihr Innerstes gelegt hatte, dieses Gefühl, dass ein Mann, den sie niemals getroffen hatte, auf gewisse Weise in ihre Seele geblickt und ihre Gedanken bloßgelegt hatte, dieses Gefühl fehlte nun.

Ihr war nach Weinen zumute.

„Was ist los, Schatz? Du siehst trübsinnig aus.“ O’Brien hatte es geschafft, seine Aufmerksamkeit von dem Kunstwerk loszureißen. Er hatte erwartet, dass seine Frau strahlte, und schien nun ehrlich beunruhigt über ihren Ausdruck.

Sie schüttelte sacht ihren Kopf.

„Es tut mir leid, Miles, aber... dies alles... ist falsch.“

„Falsch?“

„Ich meine... was ist mit ihm geschehen? Dies hier ... sagt einfach nichts mehr aus.“

O’Brien blickte ein wenig verwirrt. Während er zwar Schönheit und Geschick in einem Kunstwerk bewundern konnte, war er nie wirklich jemand gewesen, der sich in Diskussionen über Motivation und Bedeutung verwickeln ließ. Die Frustration seiner Frau war ihm nicht zugänglich.

„Ich dachte, du magst das Zeug“, murmelte er.

„Ich mag es... ich mochte es...“, sie lachte hilflos. „Vergib mir, ich habe wahrscheinlich viel zu viel erwartet.“ Mit dem schönsten Lächeln, das sie aufbringen konnte, bot sie ihm ihren Arm an und zusammen betraten sie den zweiten Raum.

Der Eindruck traf sie beinahe physisch.

Der Raum war viel kleiner als der erste, er enthielt nur ein paar Exponate, und ein einfaches Schild informierte den Besucher, dass es sich hier um ältere Werke handelte, die schon einmal ausgestellt worden waren.

Für Keiko stand der Raum in Flammen.

Sie drehte sich um und warf einen erneuten Blick in den Bereich, den sie gerade verlassen hatten. Die kühle Perfektion in der Linienführung seiner neueren Werke stand in krassem Gegensatz zu den zögerlichen, suchenden, manchmal gar fehlerhaften Formen der älteren. Wohingegen allerdings die Schönheit der Neuen gänzlich in der äußeren Form lag, atmeten die Ausstellungsstücke in diesem kleinen Raum mit einem eigenen Leben.

Sie bemerkte erst, wie kräftig sie den Arm ihres Mannes gepackt hatte, als dieser sanft ihre Finger zu lösen begann.

„Siehst du den Unterschied?“ fragte sie leise.

„Ja“, stimmte er zu, während er seinen Arm rieb, „einiges hiervon wabert.“

In der ihm eigenen, praktischen Art hatte O’Brien exakt den Punkt getroffen. Jedes Objekt beinhaltete seine eigene Geschichte, zeigte Spuren vom Ringen des Künstlers mit dem Material, seinen kompromisslosen Visionen. Verglichen mit dem vorigen Raum war dieser hier ein Schlachtfeld.

„Es ist nicht so leicht zugänglich wie das vorherige Zeug“, fügte er nach einer Weile hinzu.

„Leicht“, wiederholte Keiko sanft, „Das Leben ist nicht leicht.“

O’Brien wollte gerade einen Witz machen, um die Stimmung seiner Frau zu heben, als sein Kommunikator ihn informierte, dass der Empfang nun begann. „Komm“, er klopfte ihr fröhlich auf die Schulter, „vielleicht kannst du dem Mann selbst sagen, was du über das Leben denkst.“

Es war unmöglich, Min Sarei Go nicht augenblicklich zu bemerken: Wenn auch von schlanker Gestalt, war er groß, er ragte beinahe einen Kopf über den Commander an seiner Seite hinaus. Er hatte die frühen Anzeichen des kommenden Alters, das grau werdende Haar, in eine weitere Zurschaustellung seiner Kreativität verwandelt. Sowohl sein langes offenes Haar als auch seinen Bart zierten beinahe marmorne Muster. In einfaches Schwarz gekleidet sah er eindrucksvoll aus. Keiko hatte bisher nur Bilder von ihm gesehen, ihn nun wahrhaftig zu treffen, ließ sie beinahe ihre unangenehmen Gefühle vergessen - bis er sich umwandte und sie anblickte.

Er lächelte, reagierte automatisch auf jedwede Unterhaltung, an der er Teil nahm, doch seine Augen blieben statisch, kein Lächeln, keine Missbilligung erreichte sie. Keiko bemerkte, dass der Künstler ebenso leer war wie die Werke, die er ausstellte.

Sie wollte sich gerade zu ihrem Mann umdrehen, um ihn zu bitten zu gehen, zur Not eine Übelkeit vorzutäuschen, als Commander Sisko sie bemerkte und mit erhobenem Glas durch den Raum rief: „Ah, da ist sie ja. Mrs. Keiko O’Brien, die Lady, die unsere Aufmerksamkeit zuerst auf Sie gelenkt hat.“

Sofort schaltete sie das erwartete Lächeln für diese Gelegenheit ein, als sie vorwärts geschoben wurde und sich schließlich Sarei gegenüber wieder fand.

Er schenkte ihr seine abwesende Höflichkeit.

„Ah, Mrs. O’Brien“, sagte er, seine warme Stimme gab den Anschein von wirklichem Interesse. „Sie sind es also, der ich auf gewisse Weise für diesen schönen Empfang zu danken habe.“ Er hauchte einen eleganten Kuss auf ihre Hand. „Hat Ihnen die Ausstellung gefallen?“

All die erwarteten Antworten versammelten sich in ihrem Bewusstsein, vermischt mit dem gestammelten Geständnis, wie lange sie ihn schon bewundert hatte. Doch die leeren, schwarzen Löcher, die seine Augen hätten sein sollen, erfüllten sie mit einer plötzlichen, kalten Klarheit. Mit einem nur halb geformten Lächeln schüttelte sie den Kopf.

„Nein, hat sie nicht“, sie war entsetzt, sich selbst dies sagen zu hören. „Es ist, als ob man einen Friedhof besucht...Oh, es tut mir leid...“

Sie nutzte den Augenblick der gelähmten Stille, entzog ihm ihre Hand und floh aus dem Raum.

* * *


„Was für eine wirklich elende Kreatur.“

Die unerwartete Stimme ließ Keiko so heftig aufspringen, dass sie es schaffte, jedes einzelne Stück von ihrem Tisch auf dem Boden des Klassenzimmers zu verteilen.

Min Sarei Go betrachtete mit Interesse ihre Skizze der Katze in der Schachtel, welche immer noch auf dem Hauptschirm projiziert wurde. „Was macht sie so unglücklich?“

„Sie weiß nicht, ob sie lebt oder tot ist“, stammelte Keiko hilflos

„Wirklich“, er hob belustigt eine Augenbraue und schenkte ihr ein warmes Lächeln. „Ich kenne das Gefühl!“

„Es ist Schrödingers Katze...“, fuhr sie stotternd fort, überwältigt von der Veränderung in seiner Erscheinung.

„Schrödinger wird doch sicherlich wissen, ob seine Katze tot oder lebendig ist?“ Er schien weniger vibrierend als sie sich erinnerte, und doch zur gleichen Zeit lebendiger. Der Kontrast verstärkte ihre Verwirrung nur noch mehr.

„Er ... weiß es! Ich meine... er wird es wissen, wenn er die Schachtel öffnet.“ Es wurde ihr vage bewusst, dass nichts von dem, was sie sagte, einen Sinn ergab.

Er wandte seine Aufmerksamkeit von dem Bildschirm ab und ihr zu, während er sich auf den Tisch ihr gegenüber setzte. Sie bemerkte, dass die Müdigkeit, die sie wahrgenommen hatte, sich auch in seinen Augen zeigte.

„Erzählen Sie mir von der Katze“, bat er.

„Es ist... ähem... die Geschichte der Quantenphysik.“ Es gelang ihr schließlich, sich zu erheben und damit zu beginnen, ihre Tischutensilien hastig wieder zusammenzulesen. „Bewusstsein als das kreative Element im Universum... sehen Sie...“ Sie stapelte die Sachen wieder auf ihrem Tisch. „Es ist die Beobachtung, welche über das Schicksal der Katze entscheidet. Bis nicht jemand hingeht und nachsieht, befindet sie sich ... in einer Art Limbo. Beide Ausgänge ... sind gleich wahrscheinlich ...daher sind beide Ausgänge in gewisser Weise...“, ihre Stimme wurde leiser, „...parallel existent.“ In all ihren Jahren als Lehrerin hatte sie niemals jemanden getroffen, der so zuhörte, wie Sarei das tat. Seine Aufmerksamkeit saugte ihre Worte auf und ließ sie sprachlos zurück.

„Die Katze weiß doch sicherlich, ob sie lebendig oder tot ist?“ fragte er sanft.

Sie versuchte, ihn nicht anzustarren. „Ich glaube nicht“, antwortete sie lahm, „dass irgendjemand jemals die Katze gefragt hat... Es tut mir leid wegen gestern Abend. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.“

„Ein Augenblick der Wahrheit vielleicht?“ Er lächelte über ihre offensichtliche Verlegenheit, und das Lächeln reflektierte ebenfalls in seinen Augen. Es war, als ob der Mann aus der leeren Hülle herausgekommen war, die sie beim Empfang gesehen hatte. „Ich erhalte nicht mehr oft welche. Deswegen wollte ich Sie sehen, es tut mir leid, wenn ich sie erschreckt habe.“

„Nun, ähem...“, sie bewegte ihre Hand vage in Richtung des Bildschirms. „Wie Sie sehen können, bin ich nicht wirklich qualifiziert, Kunst zu kritisieren.“

„Wer ist das schon?“

„Pardon?“

„Wenn Kunst nicht mehr länger das ‘unvorbereitete’ Publikum anspricht, was sagt sie dann noch aus?“

Sie sahen sich einen Moment schweigend an, dann fand Keiko ein Lächeln. „Das ist eine rhetorische Frage, richtig?“

„Unglücklicherweise ist sie das mein ganzes Leben lang gewesen.“ Er erhob sich und kam zu ihrem Tisch. „Sie haben meine Arbeit mit einem Friedhof verglichen...“

„Oh, Gott, Ich ... es sollte nicht so schrecklich klingen. Es ist nur... bei Ihren früheren Werken habe ich immer etwas gefühlt...“

„Ich ebenfalls.“ Erneut traf er sie unvorbereitet.

„Pardon?“

„Was ist die Natur der Kunst?“ fragte er, nicht direkt an sie gerichtet. „Ein Kollege des frühen 20sten Jahrhunderts sagte einmal, dass das Ziel der Kunst sei, den Stein steinern zu machen, zu zeigen, wie sich die Dinge wirklich anfühlen, wie sie aussehen, wenn man ihnen ihre Vertrautheit nimmt.“ Er hatte damit angefangen, einige der Dinge, die Keiko achtlos auf den Tisch zurückgeworfen hatte, zu betrachten. „Es setzt aber wohl voraus, dass der Künstler an die Realität glaubt.“

„Wie kann man nicht an die Realität glauben?“ Ihr Blick folgte jeder seiner Bewegungen.

„Drogen?“ schlug er witzelnd vor, dann wurde er wieder ernst. „Ich weiß es nicht, aber ich habe es jetzt schon für einige Zeit geschafft. Ich versuche Dinge zu zeigen, an die ich nicht mehr länger glaube... Ich denke, das ist nicht weit entfernt von Friedhöfen, deren Aufgabe es ist, uns an Dinge zu erinnern, die nicht mehr existieren.“ Er stellte das Objekt seiner letzten Untersuchung wieder ab und blickte zu ihr auf. „Sie sind eine Lehrerin, Mrs. O’Brien, lehren Sie mich über Realität.“

„Warum sind Sie Künstler geworden?“ fragte sie leise, scheinbar seine Bitte ignorierend.

„Weil ich ihnen zeigen wollte, dass die Sonne nicht der hellste Punkt im Universum ist.“ Ihre Verwirrung führte nur zu einer Verstärkung seiner plötzlichen Erheiterung. „Sehen Sie, als ich klein war, bin ich oft an Flüsse gegangen und habe beobachtet. Und ich habe herausgefunden, dass die Sonne zu gewissen Tageszeiten von der Oberfläche mit einer Helligkeit reflektiert wurde, welche die Helligkeit der Quelle überstrahlte. Jahre lang war ich überzeugt, dass dies das hellste Licht im Universum war... bis mir die Physik erklärte, dass eine Reflexion, auch auf einer perfekten Oberfläche, immer nur ... eine Reflexion ist. Was ich gesehen hatte, war Folgendes: Der Sonnenstrahl, aus seinem vertrauten Umfeld herausgebrochen, hatte die Wirklichkeit verstärkt. Nun“, er beugte sich so plötzlich über den Tisch, dass Keiko erneut auffuhr. „Dies ist mein Ziel: Zu zeigen, dass es möglich ist, heller als die Sonne zu scheinen!“ Die Energie schien ihn so rasch zu verlassen wie sie aufgekommen war und er sank in seine ursprüngliche Position zurück. „Ich denke mir, das ist das, auf was jeder Künstler auf die eine oder andere Weise hin arbeitet.“

„Und nun... glauben Sie nicht mehr länger ... an die Sonne?“ fragte sie ungläubig.

„Ah“, ein wenig seiner Aufregung strömte zurück, als er ihre Hand nahm. „Sehen Sie, das ist, was ich brauche: Jemanden, der mich daran erinnert, wie lächerlich das alles ist. Würden Sie mir die Ehre erweisen, mir zu zeigen, was genau in meinem Werk fehlt?“

Sie öffnete ihren Mund, um verlegen abzusagen, doch die flehenden Augen verboten ein ‘nein’.

„Morgen?“

* * *


Immer noch betrachte ich die leuchtenden Lichtreflexionen auf einer gekräuselten Wasseroberfläche mit Ehrfurcht. Ich denke, der Grund, warum sie manchmal heller als ihre Quelle erscheinen, ist, dass unsere Augen nicht direkt große Mengen von hellem Licht aushalten ohne dass sich die Pupillen schließen, doch sie können kleine Fragmente ertragen. Auf gewisse Weise können wir die Sonne nur durch diese Reflexionen ansehen.

Wenn ich meine Hand erhebe, um meine Augen vor dem Licht abzuschirmen, realisiere ich, dass es zwei Wege gibt, um die Sonne zu verdunkeln: Ein Licht zu erschaffen, welches stärker als sie strahlt, was den schwierigen Weg darstellt.

Der leichtere Weg ist, etwas in den Weg zu stellen, was ihre Strahlen auslöscht.

Das eine ist der Pfad des Lichtes, der andere der des Schattens.

Sareis Unglück war es, dass er den falschen Weg gewählt hatte.


* * *


Sie wartete etwa eine Stunde in den Ausstellungsräumen bevor sie sich auf den Weg zu seinem Quartier machte. Es störte sie nicht allzu sehr, dass der Künstler sie versetzt hatte, denn das entließ sie aus der peinlichen Aufgabe, ihm sein eigenes Werk erklären zu müssen. Doch er hatte sie mit solchem Ernst am vorangegangenen Tag angefleht, dass sie sich zumindest verpflichtet fühlte, ihn wissen zu lassen, dass sie gekommen war.

An seinem Quartier erhielt sie ebenfalls keine Antwort, doch zu ihrer Überraschung stand die Tür offen. Im Gegensatz zu ihrer sonst so zurückhaltenden Natur trat sie ein.

„Hallo?“

Der Raum war leer. Nicht nur frei von Personen, sondern überhaupt leer. Alle Möbelstücke waren entfernt worden, und der einzige Hinweis auf einen Bewohner war ein Haufen Decken, der sich in einer Ecke ausbreite und als Bett diente, eine kleine Menge an Papier und Stiften (es veranlasste sie zu einem Lächeln zu sehen, dass er auf die altmodische Methode zurückgriff, um seine frühen Entwürfe zu machen), und eine kleine Schachtel, welche offen neben den Decken zurückgelassen worden war und Flaschen von Medizin zu enthalten schien.

„Hallo?“

In Ermangelung von Möbeln setzte sie sich auf den Boden, um Sareis Rückkehr abzuwarten, überzeugt, dass er bei einer offenen Tür nicht weit fort sein konnte. Da es sonst nichts zu tun gab, nahm sie eine der Flaschen und warf einen flüchtigen Blick auf das Etikett.

Der Name sagte ihr erst nichts, doch in Verbindung mit den anderen begann sich ein Bild zu formen. Sie wusste genug über Botanik, um mindestens zwei der Substanzen als hoch toxisch zu identifizieren.

„Erhöhte Realität“, wisperte sie betäubt.

„Jede Faser die missbilligende Lehrerin.“

Und wieder veranlasste Sareis Stimme sie dazu, alles fallen zu lassen und aufzuspringen.

„Es... es tut mir leid...“, als sie sah, dass er lächelte, fand sie genügend Haltung wieder, um ihm zu antworten: „Genaugenommen war es die missbilligende Biologin. Dieses Zeug ist giftig... es macht süchtig ... und es ist wahrscheinlich illegal!“

„Könnte ich nicht sagen, ich habe vorsichtshalber gar nicht gefragt.“ Er ging an ihr vorbei, kniete neben seinem Bett nieder und breitete eine Anzahl von Objekten aus, die er getragen hatte. „Ich bin gerade bei Ihrem Mann gewesen, denke ich.“ Er beantwortete ihren fragenden Blick mit einem Lächeln.

„Das ist gefährlich!“ bestand sie.

„Wirklich? Sie müssen es wissen, Sie leben mit ihm.“ Doch er bemerkte, dass sie sich nicht von dem Thema abbringen ließ und so setzte er sich mit einem Seufzen zurück. „Es ist nicht gefährlich, solange man bei den richtigen Mengen bleibt“, erklärte er ruhig. „oh, und man darf es nicht mit Schlafmitteln mischen, wurde mir gesagt. Doch da Schlaf noch nie ein Problem für mich gewesen ist...“

„Es wird Ihnen nicht helfen, die Realität zu finden.“

„Natürlich nicht, es macht aber das Reden mit den Leuten manchmal einfacher. Und wenn die Wirkung nachlässt, dann glaube ich mich für einen Moment daran zu erinnern, wie sich ‘real’ angefühlt hatte...“

„Wenn das hier hinter Ihren neusten Werken steckt, dann macht es Sie auch nicht zu einem besseren Künstler.“

Eine lange Stille folgte ihren letzten Worten, lange genug für sie, um zu realisieren, dass sie den Mann überhaupt nicht kannte, den sie gerade kritisiert hatte. Sie wollte sich eben entschuldigen, als er plötzlich und überraschend das Thema wechselte.

„Ich habe über Ihre Katze nachgedacht“, sagte er.

Für einen Augenblick fühlte sich ihr Gehirn so leer an wie der Raum, in dem sie stand. „Welche Katze?“

„Die Katze in der Schachtel. Diejenige, die nicht weiß, ob sie lebt, bis es ihr jemand sagt.“

„Oh, diese Katze...“

„Wir haben vieles gemeinsam.“

Zögernd folgte sie seiner einladenden Geste und setzte sich wieder auf den Boden zurück. Sie beobachtete ihn, als er die Flaschen einsammelte, die sie fallen gelassen hatte.

„Kunst“, erklärte er, „existiert ebenfalls nicht ohne einen Beobachter. Ich kann darin arbeiten, ich kann Wunder erschaffen, doch bis nicht jemand sieht, was ich getan habe, kann es auch genauso gut nicht existieren. Vielleicht habe ich ein Kunstwerk erschaffen, vielleicht nur Müll. Bis jemand nachsieht stehen die Chancen 50:50. Und ich sitze in der Schachtel und sehne mich nach dem Moment, in welchem der Deckel gehoben wird und jemand über mein Schicksal entscheidet. - Und ich fürchte diesen Moment, denn dieser Augenblick entscheidet, ob ich ein Künstler bin oder nicht. Es endet niemals.“ Die Erschöpfung, die sie am vorangegangenen Tag bemerkt hatte, war nun überwältigend. „Jedes Mal, wenn ich erneut etwas kreiere, findet derselbe Prozess statt. Meisterwerk,“ er wog die Flaschen in seinen Händen, „oder Müll. 50:50. Manchmal ist die Angst lähmend. Manchmal inspiriert es mich. Eine Weile war mein Ruf derart, dass mir das Urteil erspart geblieben ist... bis Sie meine Schachtel vor zwei Tagen geöffnet haben und mein Werk als Müll deklarierten.“

„Es ist kein Müll“, sagte sie sanft. „Es ist nur einfach nicht... real.“

„Exakt.“ Er warf die Flaschen auf die Decken. „Was also ist real?“

Für einen Moment suchte sie nach Worten, unfähig das zu definieren. „Alles“, meinte sie schließlich, „ist real. Ich bin real. Sie sind real. Der Boden, auf dem wir sitzen ist real.“ Sie ließ ihre Hand auf die kalte Oberfläche krachen. „Es tut weh, wenn ich darauf schlage“, erklärte sie, „das macht es real! Der Schmerz ist real... Es gab eine Zeit, in der Sie alle Dinge in Schönheit verwandeln konnten! Können Sie überhaupt noch Schmerz empfinden?“ Sie verstummte, als sie bemerkte, dass er sie mit ruhigem Interesse betrachtete. Eine Weile lang sprach keiner von beiden.

„Es war jemand nicht unähnlich Ihnen selbst, der mich als erstes inspiriert hat. So vertrauensvoll dem Leben gegenüber. So einfach in ihrer Wahl. Wenn es schmerzt, ist es real. Wenn es kein Meisterwerk ist, ist es Müll. Ich wollte der Schönheit, die sie überall sah, eine Form geben.“ Er nahm eines der Objekte auf, die er in den Raum gebracht hatte und hielt es Keiko wie ein Geschenk entgegen. „Erlauben Sie mir, Ihrer Welt eine Form zu geben, Mrs. O’Brien?“

Sie starrte das Stück Kabel an, das in seinen Händen lag und darauf wartete, zu Kunst zu werden.

„Wenn Sie mir versprechen, clean zu bleiben? Es zumindest versuchen? Niemand muss es sehen...“

Er antwortete nicht.

Er lächelte nur.

* * *


Drei Tage lang schloss sich Sarei in seinem Raum ein und mied jeden Kontakt.

Keiko hatte ihn mit der Überzeugung verlassen, dass es das letzte Mal gewesen war, dass sie ihn vor seinem Abflug gesehen hatte, und überzeugt davon, das letzte Mal etwas von der Kunst gesehen zu haben, die ihr einst so viel bedeutet hatte.

Als dann die Einladung kam, der Enthüllung eines neuen Kunstwerkes am letzten Tag der Ausstellung beizuwohnen, war sie sowohl überrascht als auch aufgeregt. Nicht ohne Stolz hatte Miles betont, dass dieses Werk mit Materialien aus seiner Abteilung erschaffen worden war. Nun stand er neben ihr in der Menge und hielt sie geduldig von dem Versuch ab, nervöse Knoten in ihre Finger zu schlingen, während sie darauf warteten, dass das schimmernde Energiefeld gehoben wurde.

Auf ein Zeichen hin desintegrierte das Feld und enthüllte das Exponat.

Es trug den Titel ‘die Katze’, doch was es zeigte, war die sich langsam drehende Figur einer Frau in einer Schachtel. Die Bewegung ließ die Linien beinahe fließend erscheinen und erschuf die Illusion einer schrumpfenden Schachtel, bis die Frau gleichzeitig in die Schachtel hinein sah und von ihr enthalten wurde, eins mit ihrer Umgebung, weil sie selbst einen Teil davon erschuf. Gesten von Gefangenschaft wandelten sich in eine Umarmung und kehrten zu Gefangenschaft zurück, Glück und Schmerz in immerwährender, einfacher Transformation. Es lag eine Unbeständigkeit in den Formen, eine quälende Zerbrechlichkeit, die jeden Gedanken bloß zu legen schien, jedes zögernde Ringen des Künstlers. Doch wenn sich am Punkt der Transformation die filigranen Linien der Energie kreuzten, explodierten sie in einem Licht so rein, dass es für einen Augenblick heller schien als die Sonne.

Und in diesem Augenblick schienen die fliehenden Konturen der Frau, welche die Schachtel hielt, welche die Frau beinhaltete, zu lächeln - und das Lächeln war dasjenige Keikos.

Es herrschte ehrfurchtsvolles Schweigen, dann brachte das erste zögerliche Klatschen einen Sturm von Applaus hervor. Erleichterung flutete über sie, so als ob es ihr eigenes Werk gewesen war, welches geehrt wurde, und eine Dankbarkeit, dass sie auf gewisse Weise eine wenn auch kleine Rolle in der Erschaffung solcher Schönheit gespielt hatte. Sie begann, sich nach Sarei umzusehen, begierig darauf, den Moment mit ihm zu teilen, doch sie konnte ihn nirgends entdecken.

„Er wird nicht hier sein“, informierte sie Dr. Bashir, der ihre Erregung richtig interpretiert hatte, „ich glaube, er fühlt sich nicht besonders gut. Er fragte mich früher an diesem Abend nach etwas, das ihm beim Einschlafen hilft...“

Die Aufregung der Menge um sie herum begann in den Hintergrund zu treten, als die Worte langsam in ihr Bewusstsein eindrangen.

Dann begann sie zu rennen.

Natürlich würde er auf den Empfang warten. Er würde zumindest auf ihr Urteil warten. Ganz gleich, wie abhängig er seine Existenz von einem zufälligen Betrachter gewähnt hatte, Sarei hatte sicherlich das Meisterwerk, das er erschaffen hatte, als solches erkannt.

Sie bekam keine Antwort an seinem Quartier.

Er war ausgegangen, der Computer würde das sicherlich bestätigen. Er wollte einfach nicht gestört werden. Er schlief lediglich. Eine Reihe von Möglichkeiten, doch nur zwei mögliche Ausgänge.

Die Hand schon halb zum Türmelder erhoben, hielt sie inne.


Sie sagen, das Bewusstsein ist das kreative Element im Universum. Wir wissen, dass das Bewusstsein physikalischen und chemischen Vorgängen unterworfen ist, also kann es sein, dass es seinerseits wieder diese Vorgänge beeinflusst.

Das würde heißen: Bei zwei Möglichkeiten, die gleich wahrscheinlich sind, bis der Beobachter eintrifft, könnte die Erwartung des Beobachters sogar das Ergebnis beeinflussen.

Bis diese Tür nicht geöffnet wird, ist Min Sarei Go ebenso wahrscheinlich am Leben wie er tot ist. Bevor diese Tür nicht geöffnet wird, ist keine Entscheidung gefallen.

Bald werden sie nachsehen kommen, sein Quartier betreten und das Gleichgewicht zerstören. Doch bis dahin werde ich warten und hoffen.

Und ich werde meine Erwartungen formen
.

ENDE

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