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Nackte Tatsachen

von Emony

Kapitel 1

„Ich wette Sie haben gekuckt.“ Julian Bashir ~ Gefährliche Liebschaften

Julians Worte hallten noch lange in seinem Geist nach, als Miles die Krankenstation längst wieder hinter sich gelassen hatte und auf dem Weg zu seinem Quartier war, wo Nerys vermutlich schon auf ihre Medikamente wartete.

„Ich wette Sie haben gekuckt“, äffte er grummelnd die Worte seines Freundes nach. Er wusste, dass er sich das noch länger würde anhören dürfen. Julian war eben doch noch ein Junge, unreif und infantil.

Miles war ein erwachsener Mann, der einer hochschwangeren Freundin aus der Wanne geholfen hatte, zum Donnerwetter! Da war absolut nichts dabei gewesen und er hatte sich redlich Mühe gegeben nicht hinzusehen.

Warum nur ärgerte es ihn so sehr, dass Julian ihn damit aufzog?

Das alles kam ihm so lächerlich vor.

Er wünschte sich Keiko herbei, aber er wollte sie nicht bei der Arbeit stören. Mit ihr darüber zu reden, würde ihm sicher helfen, die ganze Sache nicht so ernst zu nehmen. Keiko fand immer die richtigen Worte. Und sie wusste, dass nichts dabei war, wenn er Kira hin und wieder nackt sah. Sie hatte ihn ja sogar selbst darum gebeten, sich um Kira zu kümmern, wenn sie keine Zeit hatte. Es war schließlich auch sein Kind, hatte ihm gesagt, als er sich anfangs geweigert hatte.

Jedoch schien es keine Rolle zu spielen, wie sehr Miles versuchte die Worte seines Freundes nicht ernst zu nehmen, sie ließen ihn nicht los.

In Gedanken versunken tippte er seinen Code in das Panel an der Wand und betrat sein Zuhause.

„Miles, bist du das?“, hörte er Kiras Stimme gedämpft durch ihre Schlafzimmertür.

Er lächelte, kaum dass sie in ihrem Umstandskleid aus ihrem Zimmer auf ihn zukam. Außerhalb des Dienstes trug sie inzwischen gerne weite Kleider und sie standen ihr ausgezeichnet. „Jep, da bin ich. Julian hat mir ein paar neue Mittel für dich mitgegeben.“ Er reichte ihr die Kräuter gegen das Niesen und die Schwellung an ihren Fußgelenken.

Kira nahm beides dankbar entgegen, musterte Miles jedoch einen Moment länger als nötig gewesen wäre. „Stimmt etwas nicht?“

„Ach, es ist nichts“, winkte Miles ab und versuchte sich seinen Ärger nicht mehr ansehen zu lassen. Vor seinem geistigen Auge sah er plötzlich Kira wieder nackt vor sich stehen, kurz bevor er ihr das Handtuch um den Körper gelegt hatte. Sie hatte kleine Brüste, wie Keiko, alles in allem aber eine sehr weibliche, schöne Figur. Selbst jetzt, da sie sich im letzten Drittel der Schwangerschaft befand, war sie unglaublich schön und …

„Miles?“

Er zuckte regelrecht beim Klang ihrer Stimme zusammen.

Julian hatte recht! Verdammt, ja, er hatte gekuckt. Nicht bewusst, nicht absichtlich, aber er hatte es getan. Miles schluckte schwer, fühlte sich ertappt.

Es war doch nur eine nackte Frau gewesen, sagte er sich. Eine nackte, wunderschöne Freundin, die noch dazu sein Kind in sich trug.

Wem versuchte er etwas vorzumachen?

„Miles?“ Kira lächelte verunsichert. „Stimmt etwas nicht?“

Er atmete tief durch und reichte ihr die Salbe, die Julian ihm noch für sie mitgegeben hatte. „Die ist auch für dich“, sagte er, bemüht das Bild vor seinem geistigen Auge abzuschütteln und sich wieder wie ein erwachsener und vor allem verheirateter Mann zu benehmen. Seine Stimme hörte sich jedoch heißer und rau an. Er räusperte sich. „Mir ist gestern dein Ausschlag aufgefallen.“ Er zuckte verlegen mit den Schultern.

Kiras Lächeln wuchs in die Breite, ehe sie die Salbe nahm. „Danke, du bist so aufmerksam. Ich hab versucht das Jucken zu ignorieren, aber es wird immer schlimmer. Wärst du so lieb und hilfst mir dabei den Ausschlag einzucremen. Ich fürchte, ich komme nicht überall selbst hin.“ Sie hielt ihren Bauch zur Demonstration mit der einen freien Hand. „Ich fühle mich so unbeweglich …“

Miles schluckte schwer. „Sicher“, sagte er dann und zwang sich dazu, seine Stimme zumindest überzeugter und gleichgültiger klingen zu lassen, als er sich tatsächlich fühlte.

„Es macht dir wirklich nichts aus?“, erkundigte sich Kira, während sie in ihr Schlafzimmer vorausging und Miles ihr grüblerisch folgte.

„Nein“, erwiderte Miles knapp. Es machte ihm tatsächlich nichts aus und Keiko hätte Kira in wenigen Stunden behilflich sein können, sobald sie Feierabend hatte. Aber Miles wollte sich gern selbst beweisen, dass er reifer war, als Julian es ihm zutraute. Dass er ohne Hintergedanken eine andere Frau nackt sehen konnte. Dass er …

Kira ließ im selben Moment die Hüllen fallen und stand mit dem Rücken zu ihm, lediglich in ihrer Unterwäsche da. Darauf wartend, dass er die Salbe auftrug. Plötzlich war sein Verstand wie leer gefegt. Beinahe ehrfürchtige Stille herrschte jetzt dort, wo sich noch vor einer Sekunde seine Gedanken überschlagen hatten.

„Vielleicht … ähm … warten wir doch lieber auf Keiko“, krächzte er und spürte, wie seine Wangen und Ohren heiß wurden.

Kira ging in die Knie, um das Kleid wieder hochzuziehen. „In Ordnung, Miles“, nickte sie verständnisvoll. „Bist du sicher, dass alles okay ist? Geht es dir noch um den Streit von heute Morgen. Ich …“

„Nein, den Streit hab ich längst vergessen. Mir fiel nur eben ein, dass ich dringend noch …“ Ihm fiel auf Anhieb keine passende Ausrede ein und so geriet er ins Stocken. „Ich …“ Er deutete auf die Tür. „Ich geh dann mal. Wir sehen uns später.“

Kira konnte ihm nur verwundert nachsehen.

Miles verließ fluchtartig das gemeinsame Quartier und wusste mit einem Mal, dass die nächsten Wochen eine echte Tortur für ihn werden würden. Am besten war wahrscheinlich, wenn er sich ein paar Extraschichten holte, um möglichst wenig Zeit zuhause und insbesondere mit Kira verbringen zu müssen.

Verzweifelt sackte er an der Wand neben seinem Quartier auf den Boden und vergrub das Gesicht in seinen Händen.

Hätte er doch bloß nicht hingesehen …
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