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Vor der Dämmerung

von Gabi

Kapitel 1

"My candle burns on both ends,
it will not last the night.
But ah my foes and oh my friends,
it gives a lovely light."
(Edna St.Vincent Milay)





Captains Log, Sternzeit: 45708.5

"Die Enterprise hat vom Sternenflottenkommando eine Dringlichkeitsorder erhalten. Eine Erdkolonie im Quadranten A/235 ist vom Nachbarsystem aus angegriffen worden und die Kolonisten haben die Sternenflotte um Hilfe gebeten. Durch eine Verkettung unglücklicher Zufälle ist das Oberkommando erst jetzt im Stande ein Schiff zur Unterstützung zu senden.

Es scheint, dass zum Zeitpunkt des Überfalls jedes einzelne Schiff der Flotte mit einer wichtigeren Mission unterwegs gewesen ist. Unbeteiligte Beobachter haben jetzt gemeldet, dass in dem Quadranten Dilithium gefunden worden ist, was die Kolonie für die Sternenflotte nur noch wichtiger macht..."


Picard deaktivierte nachdenklich das Terminal in seinem Bereitschaftsraum. Er fühlte sich nicht wohl bei diesem Auftrag. Admiral Anaii hatte ihnen zwar ausdrücklich versichert, dass es unmöglich gewesen war, irgendein Schiff früher zu entsenden, aber der bittere Nachgeschmack blieb. Der Captain wusste nicht, wie lange die Kolonie schon unter dem Angriff stand, noch welche Situation sich ihnen bieten würde, wenn die Enterprise den Planeten erreichte - was in einer Viertelstunde der Fall war.

Langsam wandte er sich Commander Data zu, der auf der anderen Seite seines Tisches Platz genommen hatte.

"Was wissen wir über die Kolonie?"

"Es ist eine Farmersiedlung, Sir. Der Planet befindet sich weit entfernt von den üblichen Handelsrouten der Föderation und trägt so gut wie nichts zum allgemeinen Wirtschaftsverkehr bei. Einmal alle zwei Jahre fliegt ein Föderationsschiff den Planeten an, um den Kontakt aufrechtzuerhalten. Vor der Entdeckung der Dilithiumvorkommen war das System für die Föderation praktisch wertlos“, fasste der Androide emotionslos zusammen.

"Data, wir sprechen über Menschen. Ich möchte nicht, dass Sie in diesem Zusammenhang das Wort wertlos verwenden“, ermahnte Picard ihn frustriert.

Der Commander registrierte die Bemerkung mit einem knappen Nicken. "Jetzt hat sich der...", Data machte eine kaum merkliche Pause, als er sich selbst korrigierte, "...das Interesse der Sternenflotte an diesem Planeten aber gesteigert. Die Handelsrouten werden sicherlich ausgebaut werden..."

Picard winkte ab. "Das ist im Augenblick unwichtig. Wichtiger ist, was wir unternehmen können. Was wissen wir über die Nariner, die die Kolonie angegriffen haben?"

"So gut wie nichts, Sir. Sie bewohnen das angrenzende System und haben sich bisher der Föderation gegenüber neutral verhalten."

"Hm, das ist wirklich nichts“, stellte Picard fest. Er drehte seinen Sessel wieder dem Aussichtsfenster zu. "Das war alles, Commander. Informieren Sie mich, wenn wir den Planeten erreichen." Er wusste, dass es unnötig war, diese Anweisung zu geben, aber Data war nicht die Person, die darin eine persönliche Beleidigung sah.

Ein leises Knirschen des Sessels zeigte an, dass der Androide sich erhoben hatte. Kurz darauf konnte Picard das vertraute Zischen der Tür vernehmen. Er war wieder alleine mit seinen Gedanken.

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"Captain, Sie werden auf der Brücke benötigt!" der Ton des Klingonen war wie üblich: knapp, strikt nach Protokoll und immer mit diesem leichten Unterton, der einen davor warnte mit dem Besitzer der Stimme irgendwelchen Streit zu beginnen.

Augenblicklich öffneten sich die Türen des Bereitschaftsraumes und Picard trat auf die Brücke hinaus. Sich in der Mitte des Raumes aufstellen, seine Uniform geradeziehen und "Status?" zu verlangen, war eins beim Captain. Er hatte die Gabe trotz seiner geringen Körpergröße sofort die gesamte Aufmerksamkeit auf sich zu konzentrieren.

"Ich registriere drei Schiffe im Orbit", meldete Worf, "starke Bewaffnung, Schutzschilde."

"Rotalarm!" Commander Riker erhob sich aus dem Kommandosessel und baute sich neben dem Captain auf. Die Beleuchtung auf der Brücke veränderte ihre Intensität. Jede Person, jedes Gerät tauchte ein in das flackernde Rot der Alarmstufe.

"Greifen sie uns an?" wollte der bärtige Mann wissen.

"Negativ“, berichtete Worf von der Galerie aus. "Ich kann keine Bewegung ausmachen."

"Data?" mehr brauchte Picard nicht zu sagen.

"Die Planetenoberfläche weist Ansammlungen von starken Waffen- und Explosivakonzentrationen auf. Da die Kolonisten Farmer sind, würde ich das als Hinweis auf die Anwesenheit der Nariner werten."

"Genaueres?"

"Nein, Sir."

Picard wandte sich zur taktischen Station um. Öffnen Sie eine Frequenz zu den Schiffen der Nariner, Mr. Worf - und finden Sie den Kanal, auf dem die Kolonisten die Hilferufe gesendet haben."

"Frequenz offen."

Die Haltung des Captains versteifte sich. "Hier spricht Jean-Luc Picard, Captain des Föderationsschiffes Enterprise."

Kurze Zeit starrten alle die Atmosphäre des Planeten an, die sich auf dem Hauptschirm zeigte, dann wurde das Bild durch einen Nariner ersetzt.

"Was wollen Sie?"

"Im Namen der Föderation fordere ich Sie auf, die Angriffe auf die Kolonie einzustellen und sich von dem Planeten zurückzuziehen."

Der Nariner kniff die Augen zusammen. "Unsere Sensoren melden nur EIN Schiff. Sie glauben doch wohl nicht, dass Sie uns damit einschüchtern können? Eine Verhandlung ohne die nötige Rückendeckung ist sinnlos. Es wäre besser, SIE zögen sich zurück, bevor es zu einer Auseinandersetzung kommt."

Das Bild erzitterte kurz, und dann war wieder die blaue Atmosphäre des Planeten zu sehen.

"Mr. Worf. Wie sehen unsere Chancen aus?"

Der Klingone brummte, "Nicht gut. Die Enterprise würde auf jeden Fall mit schweren Schäden zu rechnen haben."

Picard wandte sich zu seinem Ersten Offizier um. Dieser schüttelte nachdenklich den Kopf. "Ich würde vorschlagen, dass wir uns etwas zurückziehen und die Flotte um Verstärkung anfordern."

"Meine Meinung, Nummer Eins... Mr. Worf, haben Sie den Kanal gefunden?"

"Ja, Sir. Nur Audiokontakt."

„Öffnen und sichern!"

Picard wandte sich zu seinem Sessel um und setzte sich. "Hier spricht das Föderationsschiff Enterprise, können Sie uns hören? Ich wiederhole, hier spricht Captain Picard von der Enterprise."

Es folgte statisches Rauschen, ab und zu unterbrochen von einem unregelmäßigen Knistern. Picard sah sich fragend zu Counselor Troi zu seiner Linken um. Diese schüttelte stumm den Kopf, um anzudeuten, dass sie keine Informationen beisteuern konnte.

"Sternenflotte?"die Stimme erklang für die meisten überraschend.

"Ja, hier ist die Sternenflotte“, bestätigte Picard erleichtert, "mit wem spreche ich?"

"Ist die Frequenz sicher?" das Misstrauen in der Stimme war nicht zu überhören.

"Ja, die Nariner können Sie nicht orten."

"Endlich kommen Sie. Wir hatten die Hoffnung ehrlich gesagt schon aufgegeben..."

"Wie lange stehen Sie schon unter Beschuss?"

"Wie lange?" die Worte wurden wie Gift ausgespuckt. "Das wissen Sie doch verdammt genau! Die Frage heißt eher, warum kommen Sie erst jetzt?"

Picard tauschte besorgte Blicke mit seinen Offizieren aus.

"Können Sie uns Ihre Koordinaten geben? Ich möchte persönlich mit Ihnen sprechen."

" Unsere Koordinaten", äffte die Stimme ihn nach, "Mann, wir haben keine Ahnung wie unsere Koordinaten sind!"

Data wandte sich von Ops um. "Sir, ich kann die Quelle der Transmission ausmachen."

Der Captain nickte dankend. "Wir haben Ihre Koordinaten. Wir werden sofort zu Ihnen hinunter beamen."

"Wunderbar. Tijut wird begeistert sein, mit Ihnen sprechen zu können, Captain."

Picard gab Worf das Zeichen, den Kontakt zu beenden. Er erhob sich aus dem Sessel.

„Dr. Crusher, treffen Sie uns in Transporterraum 3", befahl er über das Intercom.

"Commander, Counselor, Lieutenant, Sie kommen mit mir. Mr. Data, Sie haben das Kommando. Bringen Sie die Enterprise außer Reichweite der Nariner-Schiffe, falls diese irgendwelche Aktionen beginnen und verfolgen Sie ununterbrochen unsere Signale."

Riker und Troi öffneten gleichzeitig den Mund: "Captain..." Sie sahen sich verwirrt an, aber Riker ließ der Counselor mit einem Nicken den Vortritt.

"Captain. Wir befinden uns in einer potentiellen Gefechtsituation. Es ist unangemessen, dass Sie die Enterprise verlassen. Es gibt hier nichts, das Commander Riker nicht ebenso gut durchführen könnte."

"Doch Counselor. Ich bin kein Empath, aber sogar ich habe gemerkt, dass die Leute da unten uns NICHT mit offenen Armen empfangen werden. Wenn sie wirklich schon länger auf ein Zeichen von der Flotte warten, als ich dachte, bin ich es ihnen schuldig, mich selbst um die Angelegenheit zu kümmern."

"Nur unter meinem Protest“, stellte Troi klar.

Picard nickte. "Ich werde ihn im Logbuch vermerken...."

"Meinen können Sie gleich dazusetzen, Sir“, pflichtete Riker der Counselor bei.

"In Ordnung. Wenn das also geklärt ist, können wir endlich aufbrechen!" Picard ging mit raschen Schritten auf den Turbolift zu. Worf, Riker und Troi folgten ihm wenig begeistert.

+++++++


Sie materialisierten in einer Höhle. Der Raum war schwach beleuchtet durch zwei tragbare Lampen, die an den gegenüberliegenden Wänden aufgehängt worden waren. An der einen Seite des Raumes stand auf Holzkisten eine Sende- und Empfängeranlage. Der Mann, der davor gesessen hatte, erhob sich beim Eintreffen der Offiziere von einer weiteren Kiste. Er musterte die Leute mit unverhohlenem Misstrauen.

Picard entschloss sich für die Taktik der entwaffnenden Freundlichkeit. "Ich bin Captain Jean-Luc Picard“, stellte er sich mit einem Lächeln auf den Zügen vor, während er seine Hand ausstreckte.

Sein Gegenüber schien kurz zu überlegen, dann erfasste er die dargebotene Hand mit einer 'was-soll's?' Miene. "Ich bin Benaii. Wir sind froh, dass Sie endlich hier sind."

Picard beschloss, die Frustration in Benaiis Stimme zu überhören. Er deutete auf seine Leute. "Sicherheitschef Worf, Commander Riker, Counselor Troi und unsere Ärztin, Dr. Crusher“, stellte er sie vor.

Benaii nickte jedem kurz zu. "Kommen Sie mit, ich bringe Sie zu Tijut. Dann werden wir die Lage besprechen."

Er ging zur Kammer hinaus, die anderen folgten ihm. Außerhalb schloss sich ein System von Gängen der kleinen Höhle an. In unregelmäßigen Abständen hingen dieselben Lampen an den Wänden, die sie auch in der Kammer gesehen hatten. Auf ihrem Weg begegneten ihnen öfter Kolonisten, welche die Leute von der Enterprise argwöhnisch betrachteten. Schließlich öffnete sich der Gang in eine große Kammer. An die 100 Menschen befanden sich hier, beschäftigt mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten.

Die Offiziere näherten sich einer kleinen Gruppe. Einige Männer und Frauen hatten sich über einen Plan auf einem der provisorisch aufgestapelten Kistentische gebeugt.

"Wartet hier“, wies ihr Führer sie an. Picard und die anderen blieben stehen. Benaii näherte sich der Gruppe und sprach leise mit ihnen. Einige hoben ihre Köpfe und warfen den Enterprise-Offizieren misstrauische Blicke zu. Dann löste sich eine Gestalt aus der Versammlung und trat auf sie zu. Sie war jung, sie war blond und sie blickte den Offizieren mit Augen entgegen, aus denen jede Wärme und Hoffnung verschwunden war.

"Ich bin Tijut“, ihre Stimme klang hart.

Mit einiger Überraschung bemerkte Picard, dass er nicht wusste, was er sagen sollte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sich hinter Tijut eine junge Frau verbarg, und die Autorität und Entschlossenheit, die sie umgab, trafen ihn vollkommen unvorbereitet.

"Ich...", räusperte er sich schließlich, "ich bin Captain Jean-Luc Picard. Die Sternenflotte ..."

"Sternenflotte!" Sie spuckte verächtlich auf den Boden. Ein Großteil der anderen tat es ihr gleich. "Die Sternenflotte bequemt sich endlich jemanden zu schicken?!" fuhr sie kalt fort. "Und warum? Ist es, weil hier Dilithium gefunden worden ist, ist es das?"

Den Blick in ihren Augen hatte Picard schon zu oft gesehen. Er hob beschwichtigend die Hände und wollte ansetzen, etwas zu erwidern, aber Tijut schnitt ihm das Wort ab: "Wir haben die Hälfte unserer Leute verloren. Gute Leute! Ich habe sie sterben sehen...", trotzig warf sie ihre Haare zurück. "Wissen Sie, wie es ist, Menschen sterben zu sehen?"

"Ich...", begann Picard erneut.

"Wie Vieh!" Sie wirbelte auf dem Absatz herum. "Wie Vieh", wiederholte sie leiser, als sie sich wieder ihren Leuten näherte.

"Tijut!" rief Picard schließlich. "Wir sind hier, um zu helfen!"

"Ach?!" sie fuhr herum. "Wirklich? Verdammt, wer ist die Sternenflotte, dass sie das Recht haben, Prioritäten zu setzen, zu entscheiden, wer leben darf und wer nicht... und warum kommt die Hilfe gerade dann, als die Meldung über Dilithiumvorkommen öffentlich wird? Zufall? Oh nein, davon wird mich niemand überzeugen können!"

"Es reicht!" Picards sonore Stimme hallte durch den Tunnel. Sie verfehlte ihre Wirkung nicht. Für einen Augenblick hatte er die volle, stille Aufmerksamkeit eines jeden Einzelnen.

"Wir sind hier!" stellte er langsam fest. "Wir sind JETZT hier. Und wir sollten etwas daraus machen." Für eine kurze Pause fixierte er die zornigen Augen der Frau. "Was glauben Sie, wie viele noch sterben werden, wenn wir es nicht schaffen zusammenzuarbeiten?"

Die anderen sahen ihre Anführerin fragend an. An ihren Gesichtern konnte Picard erkennen, dass er an diese Leute über Tijut herankam - oder gar nicht.

Die Frau strich sich eine Strähne aus dem Gesicht und betrachtete die Offiziere abschätzend. Schließlich verschränkte sie ihre Arme. "Wenn Sie schon hier sind, können Sie sich auch als nützlich erweisen!"

Das war wahrscheinlich das nächste an ein "Willkommen", das Picard erwarten konnte. Zustimmend neigte er den Kopf. "Es wäre gut, wenn wir uns zusammensetzen könnten und Sie uns die Lage erklären würden."

Tijut nickte. "Kommen Sie mit."

Der Captain und seine Offiziere schlossen sich ihr und ihren Leuten an. In einer Nebenkammer wies sie auf die herumliegenden Kisten und Bretter.

"Machen Sie es sich bequem", bemerkte sie sarkastisch, "Etwas Besseres haben wir leider nicht mehr."

Picard sah, dass die anderen - besonders Riker - allmählich wütend wurden. Mit einem besänftigenden Nicken wies er sie an, sich zu setzen.

"Commander William Riker und Lieutenant Worf", stellte Picard die beiden Offiziere vor, "werden mit Ihnen zusammenarbeiten, was die Verteidigung und die Evakuierung an..."

"Evakuierung?!" Tijut richtete sich abwehrend auf. "Das Eine lassen Sie uns gleich klarstellen, Picard. DAS hier ist unsere Heimat! Wir wollen nicht von ihr fliehen, wir wollen sie zurück!"

"Lassen Sie den Captain gefälligst ausreden“, fuhr Riker schließlich doch auf. Er hatte Picard in ihrer gemeinsamen Arbeit zu viele weise Entscheidungen treffen sehen, als dass er es einfach hinnehmen konnte, dass diese Frau so mit seinem Captain redete.

"Die Sternenflotte hat die Pflicht, unsere Heimat hier und jetzt zu verteidigen!" fuhr Tijut bestimmt fort, ohne ihren Blick von Picard abzuwenden. "Das ist unser Recht!"

"... was Ihnen auch niemand abstreiten wird“, schaltete sich Picard beschwichtigend ein. "Aber es wäre sicherer, wenn wir Ihre Verletzten auf die Enterprise bringen könnten." Er wandte sich zu der Ärztin um. "Dr. Crusher überwacht die medizinische Versorgung."

"Es wäre einfacher, als die Instrumente hier herunter zu bringen", stellte die Ärztin fest.

"Natürlich...", als Tijut die Schultern hängen ließ, schien zum ersten Mal eine Ahnung ihrer Verwundbarkeit durch. "Ich will keinen meiner Leute mehr verlieren, verstehen Sie? Keinen einzigen!"

Ärgerlich wandte sie ihren Kopf ab, aber das verräterische Glitzern in ihren Augen hatte sie nicht völlig verbergen können. Mit einer ungeduldigen Handbewegung lenkte sie von ihrem Gesicht ab. "Benaii, führ' Dr. Crusher zu den Lagern." Sie sah den Offizieren wieder in die Augen. Ihre Züge stellten die kalte Maske vom Anfang dar.

"Doctor“, sprach sie Crusher an, die sich schon erhoben hatte, "ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Sie haben den einzigen vernünftigen Beruf in dieser ganzen verdammten Welt!"

Die Ärztin nickte schweigend und folgte dann dem Kolonisten. Als sie aus dem Blickfeld der anderen verschwunden war, nahm Tijut das Gespräch wieder auf.

"Welche Hilfe können Sie uns bieten? Waffen? Leute?"

Picard war einmal mehr von der Leidenschaftslosigkeit der jungen Frau überrascht. Von der Verletzlichkeit, die sie ein paar Augenblicke zuvor gezeigt hatte, war nichts mehr zu sehen.

"Beides", teilte er ihr mit, "aber ich möchte als erstes wissen, ob es Möglichkeiten gibt, aus dem Orbit zu operieren. Das wäre mit wesentlich geringerem Risiko verbunden..."

"Ich glaube nicht“, Tijut wandte sich zu einem ihrer Leute um. "Die Karten!"

Sofort wurden ihr mehrere Rollen ausgehändigt, die sie auf einer Kiste in der Mitte der Runde ausbreitete. Die Enterprise-Offiziere beugten sich darüber, als Tijut zu erklären begann: "Wir haben hier die Stützpunkte eingezeichnet, die wir kennen. Sie liegen im gesamten Gebiet verstreut. Ein Luftangriff würde unweigerlich die Zivilbevölkerung treffen."

"Ich verstehe, „ Picard rieb sein Kinn, "wie viele Soldaten haben die Nariner?"

"Fünf- bis sechstausend", bemerkte sie trocken.

"Und wie viele Leute haben Sie hier?"

"Fünfhundert."

Eine kurze Pause folgte, in die hinein Worf brummte: "Ein offener Angriff hat keine Chance."

"Was glauben Sie, warum wir aus dem Untergrund heraus arbeiten?" fuhr Tijut ihn an.

„Wir waren einmal über tausend Leute hier! Aber sie wurden mehr und wir weniger – und niemand kam, um zu helfen", fügte sie anklagend hinzu.

Picard hob die Hände. "Ich werde mich mit dem Hauptquartier in Verbindung setzen. Die Flotte muss weitere Schiffe schicken..."

"Und bis dahin ziehen Sie sich auf Ihre Enterprise zurück“, stellte die junge Frau kalt fest.

"Das habe ich nicht gesagt."

"Ist es nicht übliche Sternenflotten-Politik, nur dann aufzutreten, wenn Sie auf der sicheren Seite sind?"

Picard erhob sich, Tijut tat es ihm gleich. Die beiden starrten sich schweigend an. Mit ihren Blicken wurde ein Machtkampf ausgetragen, der keinem der Anwesenden entging. Schweigend beobachteten die beiden Gruppen ihre jeweiligen Anführer. Dann sprach der Captain ruhig: "Ich werde das gesamte entbehrliche ausgebildete Personal zu Ihrer Verstärkung abkommandieren - und ich werde selbst hier bleiben."

Den Protest Rikers erstickte er mit einer Handbewegung im Keim. Tijuts kalte Augen veränderten sich nicht, als sie die Hand hob, aber ihre Stimme klang eine Spur weicher. "Danke."
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