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Im Schatten der Vernichtung

von Martina Bernsdorf

Prolog

Es war die Zeit der großen Kriege, es war die Zeit der Vernichtung, die Zeit, in der sich das Schicksal ihrer Rasse entschied.

Myriaden von Lichtfunken stoben auf, selbst die elektronischen Komponenten ihrer Augen wurden geblendet, Fehlinformationen flackerten wie bunte Lichter durch ihre Synapsen, und sie fühlte, wie ihre Arme unkontrolliert zuckten, ehe sie die Gewalt über ihren Körper zurückgewann. Überraschenderweise erwies sich als einfacher, die humanoiden Teile zu kontrollieren, als die künstlichen. Vor ihrem linken Auge flackerte es, Schneegestöber, Fehlinformationen, sie kniff das Auge zu und überließ ihrem rechten Auge die Herrschaft.

Überall lagen Trümmer, Rauch quoll dick und schwarz über den Boden, Kühlflüssigkeit tropfte aus zerfetzten Schläuchen. Einige Mitglieder ihres Kollektivs lagen zerfetzt auf dem Boden, Finger, die keine Verbindung mehr zu einem Körper hatten, zuckten, noch immer erfüllt von dem Willen, ihren Befehlen Folge zu leisten, ein letztes Aufflackern von Energie, der Totentanz der Elektronik.

Sie schritt über die Konsolen, während ihr Gehirn überflutet wurde von Meldungen, all die Schäden an ihrem Schiff, die Todesschreie eines ganzen Borgwürfels, der unter den Laserstrahlen des Feindes zerschnitten wurde und in einem Aufwallen von destruktiver Energie zerplatzte, all dies erfüllte ihren Geist.

Sie verlor den Kampf, Metall- und Plastikteile knirschten unter ihren Stiefelabsätzen, als sie sich zum Hauptcomputer durch kämpfte.

Die Information, dass Borg des feindlichen Kollektivs ihr Raumschiff geentert hatten, drang in ihren Geist, sie wusste, dass sich die fremde Herrscherin nicht die Genugtuung nehmen lassen würde, sie selbst zu vernichten. Sie war überall zugleich im Schiff, bei jedem Mitglied ihres Kollektivs, kämpfte in Abschnitt C gegen ein Enterkommando, starb in Abschnitt F unter den Laserstrahlen eines feindlichen Borg.

„Widerstand ist zwecklos“.

Wenn es in ihrer Existenz Bedarf an Humor gegeben hätte, dann hätten diese Worte, die ihre Schaltkreise überfluteten, ihr ein Lachen entlockt. Sie war da, die fremde Herrscherin, die Borg, deren Kollektiv sich in diesem jahrhundertelangen Kampf schließlich durchgesetzt hatte.

Noch war sie nicht besiegt, sie blendete all die Informationen in ihrem Geist aus, schnitt sich das erste Mal, seit sie dem Kollektiv vorstand, von der Gemeinschaft ab. Die Stille war fast destruktiver als jeder Treffer des feindlichen Schiffes, allein, seit Jahrhunderten das erste Mal allein.

Die künstlichen Finger ihrer linken Hand zuckten unkontrolliert, während ihre rechte Hand, humanoid, aber nicht mehr an die schnelle Sterblichkeit des Fleisches gebunden, Schaltkreise verband, Steckverbindungen schuf und sich nicht von den elektronischen Funken stören ließ, mit denen der Hauptcomputer diese ungewöhnlichen Eingriffe beantwortete.

„Eine seltsame Handlungsweise, sich von seinem Kollektiv zu trennen, sie sind ohne dich nicht einmal mehr in der Lage, gegen meine Krieger zu kämpfen, ist dies die Art, einen Krieg zu gewinnen?“

Sie drehte sich langsam und vorsichtig um, um nicht die Verbindungen zu unterbrechen, die sie in Eile, aber dennoch sorgfältig, geschlossen hatte.

Die Borgqueen trat lächelnd über die bewegungslosen Borg des feindlichen Kollektivs, durch die Trennung von ihr waren sie nicht länger fähig zu kämpfen, aber sie wusste, dass dieser Kampf vorbei war.

Sie sah die Borg des feindlichen Kollektivs, die Waffen, die auf ihren Körper gerichtet waren, bereit, sie zu zerstören und damit einen langen Krieg enden zu lassen.

Die feindliche Borgqueen lächelte. „Mit dir endet dieser Krieg, und die Borg werden endlich als Einheit fähig sein, ihrem wahren Ziel zu folgen, das Weltall zu erforschen, um fremde Welten zu assimilieren, neue Techniken der unseren einzuverleiben. Du hättest dich mir anschließen können.“

Lächeln war ihrer Existenz nie als Notwendigkeit erschienen, aber sie fühlte, wie sich ihre Mundwinkel hoben. „Ich hätte ein Teil deines Kollektives werden können, beraubt meines Bewusstseins, meiner Macht, meinem Denken. Ich bin nicht geboren und nicht erschaffen worden, um zu dienen, sondern um ein Kollektiv zu beherrschen, der Tod, die Vernichtung ist die logische Wahl, um meine Existenz zu beenden, nicht ein Teil von dir zu werden.“

Die Borgqueen trat einen weiteren Schritt näher und mustere ihre Gegnerin, seit Jahrhunderten tobte nun schon dieser Kampf der verschiedenen Borgkollektive, eine Gegnerin nach der anderen war gefallen, manche hatten sich unterworfen und waren ein Teil von ihr selbst geworden, ein Teil des Kollektivs, ohne eigenes Bewusstsein, ohne eigenständiges Denken. Die Borg, die vor ihr stand, war die letzte Herrscherin, die noch zwischen ihr und der absoluten Macht stand, danach würde es nur noch die Borg geben und nur noch sie, die über alle Borg herrschte.

Ihre Fingerspitzen wanderten fast schon zärtlich anmutend über den Körper des letzten Hindernisses zur Macht. Ihre humanoiden Fingerspitzen liebkosten das Fleisch des Gesichts ihres Gegenübers, während ihre künstlichen Finger über das schwarze Leder und die elektronischen Komponenten ihres Körpers strichen.

„Ich hätte auch die Vernichtung gewählt, wenn du siegreich gewesen wärst.“ Die Hand der siegreichen Borgqueen bohrte sich in ihren Körper, wühlte mit strenger Präzision und übermenschlicher Kraft in ihrem Körper. Lichtblitze flackerten vor den Augen der besiegten Herrscherin, sie fühlte, wie ihr Körper seine Energie verlor, die künstlichen Komponenten begannen zu schmelzen, Schmerz jenseits ihrer Vorstellungskraft schüttelte ihren Körper, sie fühlte, wie diese unermesslich grausame Hand durch ihr Fleisch schnitt, auch ihr humanoides Leben zerstörte.

Fehlinformationen rasten durch ihre Synapsen, sie erinnerte sich an das Fleisch, Funken der Erinnerung an ein humanoides Leben flackerten in ihr auf, verloschen wieder, Dunkelheit griff nach ihr, eine Dunkelheit, die nur ihre Entsprechung in den unerbittlich schwarzen Augen ihrer Mörderin fand.

Notprogramm Code A7/2, dieser Gedanke flackerte wild durch ihr schwindendes Bewusstsein, durch ihre zusammenbrechenden Nervenbahnen.

„Was für einen Trick versuchst du?“ Die siegreiche Borgqueen zog die Hand zurück, die im Leib ihrer Feindin gewütet hatte, Blut und Metallverbindungen, in denen elektronische Feuer wüteten, mit sich reisend.

Notprogramm Code..., die Borgqueen zerfetzte zornig die Verbindungen zwischen ihrem Opfer und dem Computer. Stille trat ein, sie fühlte, wie das Bewusstsein der letzten feindlichen Borgherrscherin schwand, verlosch, ein elektronisches Wimmern drang aus der Kehle der besiegten Borg, das Todeslied der versagenden künstlichen Komponenten.

Das Licht im künstlichen Auge der Borg schwand, ihr humanoides Auge starrte blicklos und gebrochen zu ihrer Bezwingerin auf.

„Ich bin die Siegerin, allein ich bin die Borg, ich beherrsche das gesamte Kollektiv!“ Der Triumphschrei der Borgqueen hallte durch die Gänge des Borgwürfels, hallte durch jedes Borgbewusstsein.

Sie warf einen letzten mitleidlosen Blick auf die Leiche ihrer Gegnerin. „Schaltet die Energie ab, es lohnt sich nicht, diesen Borgwürfel noch meinem Kollektiv einzuverleiben, soll er im All treiben, als Monument meines größten Sieges.“

* * *


Stille war der Herrscher über diesen Ort, der Borgwürfel trieb steuerlos im All, nur bewegt von Gravitationsfeldern, die er auf seinem Weg streifte, von Sonnenwinden und Sternennebeln.

Keine Borg reparierten die Zerstörungen des Schiffes, keine Energie flackerte im Gleichklang mit den Sternen, im kalten Licht der Unendlichkeit.

Stille.

Sternenstaub setzte sich auf den bewegungslosen Körpern der Borg ab, die getrennt von ihrem Kollektiv zu Boden gesunken oder die im letzten Kampf für ihre Königin zerfetzt worden waren.

Stille.

Nur ein einziges winziges Licht glühte in dieser Finsternis, ein einziges Programm wurde von Notenergie gespeist, ein einziger Gedanke wartete in der Finsternis.

Ich bin nicht tot.
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