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Himmelwärts

von Nerys

Kapitel 1

Himmelwärts


In knapp zehn Minuten sollte der Transporter planmäßig abfliegen. Jetzt da Kira Juno mit geschulterter Reisetasche vor der Luftschleuse stand, erschien es ihr furchtbar unwirklich, dass es endlich so weit war. Dieses Schiff würde sie zur Erde bringen, wo sie in drei Wochen ihr erstes Semester an der Sternenflotten-Academy beginnen sollte. In ihren Eingeweiden schienen kleine geflügelte Ummits zu tanzen. Seit sie wusste, dass sie die Aufnahmeprüfung bestanden hatte, war sie voller Vorfreude auf dieses große Abenteuer, das ihr nun bevorstand. Noch nie zuvor hatte sie das bajoranische System verlassen. Es fiel ihr nicht leicht Deep Space Nine, dem Ort ihrer Kindheit den Rücken zu kehren, denn die Station war ihr Zuhause, ihre Familie und alle ihre Freunde lebten hier. Unsicher sah sie ihre Mutter an, die ihr aufmunternd zulächelte. Daneben stand ihr kleiner Bruder, ein blonder Junge von zehn Jahren, der es faustdick hinter den Ohren hatte. Das tapsige Kleinkind auf ihrem Schoß lebte nur noch in ihrer Erinnerung.

„Du musst gehen, Schatz“, sagte Kira Nerys sanft zu ihrer Ziehtochter. Sie versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie schwer es ihr fiel, Juno ziehen zu lassen, weil sie als Mutter genau spürte, wie wichtig es für ihr Kind war, diesen Schritt zu machen. Der Wunsch, an der Academy zu studieren, hatte sich schon vor ein paar Jahren in Juno festgesetzt. Sie wollte das unbedingt und Nerys gönnte ihr diese Chance von Herzen. Ihre Tochter sollte all ihre Hoffnungen und Träume leben, sollte die Flügel ausbreiten und dem Himmel entgegen fliegen.

„Ja, es wird Zeit“, erwiderte die junge Frau ein wenig zögerlich. „Ich melde mich per Subraum, sobald ich angekommen bin.“

„Das will ich dir auch geraten haben, meine Liebe!“ Kira schmunzelte. Sie spürte Feuchtigkeit in den Augen, jetzt da der Moment des Abschieds da war. Die Ausbildung dauerte freilich nur ein paar Jahre und die Erde war nicht unerreichbar weit weg, aber sie ahnte, dass Juno diese Station wahrscheinlich nie wieder ihr Zuhause nennen würde. Ihre Tochter zog es ins All, sie besaß diese hartnäckige Neugier nach Wissen und Erkenntnissen, welche Nerys, die in ihrem Inneren immer eine Soldatin bleiben würde, nicht kannte.

Juno stieß es leises Seufzen aus. „Was ist, wenn ich nicht auf die Academy passe? Wenn ich mich komplett blamierte und bei jeder Prüfung versage?“

„Unsinn!“, widersprach Kira nachdrücklich. „Du hast alles in dir, was du brauchst. Intelligenz und einen starken Willen. Das wird bestimmt eine ganz besondere Zeit für dich. Vergiss nur nicht, deine Nase ab und zu auch mal aus den Büchern zu nehmen. Manche Dinge kann man daraus nämlich nicht lernen.“

Wortlos fiel die junge Frau ihrer Ziehmutter um den Hals. Eine Träne rann über ihre Wange hinab. „Ich hab dich lieb, Mama. Du wirst mir fehlen.“ Anschließend umarmte sie ihren Bruder. „Dich werde ich auch vermissen. Pass mir ja gut auf unsere Mutter auf.“

Obwohl der Junge sich mit seinen zehn Jahren in einer Phase befand, in der ihm derlei Zärtlichkeitsbekundungen furchtbar unangenehm waren, wusste sie doch, dass sie ihm ebenfalls fehlen würde. Von seiner Geburt an, waren sie nie getrennt gewesen.

„Geh endlich, bevor der Transporter ohne dich abfliegt“, sagte Kira mit vibrierender Stimme und sie gab ihrer Tochter einen sachten Stups in Richtung der Luftschleuse. „Du wirst mich stolz machen, das weiß ich.“

Mit einem letzten schwermütigen Blick auf ihre Mutter und ihren Bruder setzte Juno sich in Bewegung. Hinter ihr schloss sich die große runde Schleuse. Wenig später saß sie auf ihrem Platz im Transporter und beobachtete, wie die Deep Space Nine langsam kleiner wurde, während sich das Raumschiff mit Manövrierdüsen entfernte. Auf einmal öffnete sich hinter der Station, deren Andockmasten wie Ummitbeine ins All ragten, der himmlische Tempel wie eine vielfarbige Blüte. Obwohl sie dieses Schauspiel schon oft gesehen hatte, genoss sie es doch jedes Mal wieder aufs Neue. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als eines Tages, wenn sie ihre Ausbildung beendet hatte, selbst an Bord eines Raumschiffes den Tempel zu betreten und die ferne Gegend zu erkunden, die dahinter lag.
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