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Leute und Andere Unfälle

von Heidi Peake

Kapitel 1

So etwas wie Unfälle gibt es nicht wirklich –
Nur Pläne, die andere Leute machen
und dann vergessen, sie uns mitzuteilen.

(aus „Ninas Alibi“)


Sie erwachte mit dem übermächtigen Gefühl allein zu sein. Da sie letzte Nacht mit niemandem ins Bett gegangen war, kam dies zwar nicht unerwartet, dennoch war das Gefühl allumfassend. Sie schüttelte ihren Kopf, richtete sich auf einen Ellbogen auf und blickte auf den Chronometer. Noch eine Stunde bis zu ihrem Dienstantritt auf OPS. Genügend Zeit für eine Dusche, Frühstück und um herauszufinden, was es war, das sie so sehr irritierte.

Sie überlegte es sich anders und beschloss, als erstes Kira aufzusuchen. Das war eine gute Idee, denn es verkürzte erheblich die Zeit, die es sie normalerweise gekostet hätte, um zu der Erkenntnis zu gelangen, dass sie sich deswegen so alleine fühlte – weil sie alleine war.

Vollständig alleine.

Zu dieser Stationszeit sollte sich eine bestimmte Anzahl an Leuten außerhalb ihres Quartiers im Korridor befinden. Sie hätte das immerwährende leise Zischen sich öffnender und schließender Turbolifttüren vernehmen müssen. Und sie hätte eine Antwort von Kiras Quartier erhalten sollen.

Es hätte hier einfach noch jemanden anderes außer Jadzia Dax geben sollen.

„Computer“, sie betrachtete nachdenklich das Informationsterminal auf der Promenade. „lokalisiere Major Kira Nerys.“

„Major Kira Nerys befindet sich nicht auf der Station“, informierte die freundliche Stimme.

Dax’ Stirnrunzeln vertiefte sich. „Aha! Und wie sieht es mit Captain Sisko aus?“

„Captain Sisko befindet sich nicht an Bord der Station.“

„In Ordnung! Was ist mit allen anderen?“

„Bitte spezifizieren Sie.“

Sie war sich ziemlich sicher, dass sie aufgewacht war, doch das verschlimmerte die Dinge nur noch. Gerade noch am Vortag hatte sie sich Kira gegenüber über die Armee von Leuten beschwert, die jeden Tag nur darauf warteten, jemandem im Weg herumzustehen. Ihre Meinung hatte sich allerdings sehr rasch geändert, als sich das nächste ‚Hindernis‘ als ein extrem charmanter junger Diplomat entpuppt hatte, der gerade ein wenig Freizeit sein eigen nennen konnte, sowie ein profundes Verständnis dafür, wie genau man einer Trill Komplimente machte. Dax lächelte, als sie sich daran erinnerte, dann jedoch zwang sich wieder das Stirnrunzeln auf ihr Gesicht. Was war wohl mit ihm geschehen? Von allen anderen einmal abgesehen?

„Computer. Wie viele Personen befinden sich auf der Station?“ fragte sie ohne Hoffnung.

„Drei Personen“, wurde sie informiert.

Ihre Augenbrauen schossen in die Höhe.

„Drei? Du meine Güte! Lokalisieren!“

„Lt. Commander Jadzia Dax befindet sich auf OPS ...“

„Ja, von ihr wissen wir, überspringe ...“

Entgegen allgemeingültiger Annahme ist es tatsächlich jeder Lebensform möglich, rückwärts zu denken, wenn sie in akuten Stress gerät. Dies geschieht normalerweise jedoch sehr langsam.

Als Jadzia Dax den aufwändigen Vorgang beendet hatte, ihr eigenes Gehirn zurückzuspulen, fand sie, nach was sie gesucht hatte.

„Computer“, flüsterte sie. „wiederhole die letzte Information.“

„Lt. Commander Dax befindet sich im Augenblick auf der OPS.“

Die Frage, die sich ihr aufdrängte, war so unausweichlich wie lächerlich. Zum ersten Mal seit sie aufgewacht war, war sie darüber froh, alleine zu sein. Sie fragte: „Wie oft?“

Mit der erfreulichen Missachtung jeder Plausibilität, die nur Maschinen zu eigen war, ließ der Computer seine Antwort vernehmen. „Lt. Commander Dax befindet sich zweimal auf der OPS.“

Dax starrte das Terminal mit einer seltsamen Erleichterung an. Es war die Art von Erleichterung, die sich einstellte, wenn das Warten auf die Erfüllung eines Alptraums endlich ein Ende hatte. Ihre Hand bewegte sich beinahe in Zeitlupe auf die Tür des Turbolifts zu.

„Oh nein!“ wisperte sie. „Nicht schon wieder!“

* * *


Die Türbolifttüren hatten sich kaum weit genug geöffnet, um sie hindurch zu lassen, als sie auch schon den halben Raum durchquert hatte. Sie stürmte auf die große Figur zu, die im Moment vor dem Hauptbildschirm stand.

„Was im Namen der Propheten machst du hier?“ rief sie.

Das nur zu bekannte Lächeln begrüßte sie.

„Ich habe nicht die geringste Idee, doch ich würde mal raten, dass es tatsächlich im Namen der Propheten ist, dass wir hier sind. Hi, Jadzia, wie schön, dich wieder zu sehen.“

Es war Dax unmöglich ihren Ärger im Angesicht von sich selbst aufrechtzuerhalten, wenn sie sich so nett begrüßte. Sie begann zu grinsen.

„Ich hatte gedacht, es geht dir langsam auf die Nerven, mich immer wieder zu sehen“, foppte sie. „Wo ist die andere?“

Ihr Gegenpart nickte mit dem Kinn zu einem der Stühle vor den Computern. Die zusammengesunkene Gestalt von Jadzia Dax konnte dort ausgemacht werden. Ihr Rücken war sehr deutlich ihnen zugewandt.

„Sie schmollt da drüben.“ Die neue Dax zuckte mit den Schultern. „Wir sprechen gerade nicht miteinander ... eine kleine Meinungsverschiedenheit ...“

„Oh, gut.“ Mit einem Seufzen ließ sich Dax in einen freien Stuhl fallen. „Normalerweise hilft es ungemein, wenn man damit aufhört, mit sich selbst zu reden.“

Sie warf dem Bildschirm vor sich einen Blick zu. Er zeigte eine skizzenhafte 3D-Darstellung der Station. Es gab drei rote Punkte und sonst war Leere. „Ihr habt es also auch schon herausgefunden: Wir haben ein paar Leute verloren.“

„Natürlich habe ich es herausgefunden. Wir denken gleich, schon vergessen?“

„Warum müssen wir also noch einmal hier durch?“ Die dritte Dax gab ihrem Stuhl einen kräftigen Tritt, so dass sie sich elegant zu ihren Alternativen herumdrehte. „Wir werden diesmal nicht von jemandem verfolgt?“

Die anderen deuteten nur auf das Display. Die drei Punkte hatten ihre Positionen nicht verlassen. „Jedenfalls von niemandem mit einem Energiepotential.“

„Sprich nicht von Energiepotentialen“, sie warf ihnen einen verärgerten Blick zu. „Sie verursachen mir Kopfschmerzen.“

„So.“ Diejenige Dax, welche vor dem Display saß, versuchte es mit einem aufmunternden Lächeln in der Runde. „Darf ich es wagen zu fragen, ob jemand eine Ahnung hat, weswegen wir hier sind?“

„Um herauszufinden, wohin die anderen gegangen sind“, schlug Dax 1 vor.

„Um herauszufinden, warum wir nicht gegangen sind“, bemerkte Dax 2.

„Um herauszufinden, wer gerade im Quark’s erschienen ist“, bestimmte Dax 3.

Sie wandten sich dem Display zu.

In der Tat gab es nun einen vierten roten Punkt auf der Habitatebene. Innerhalb von Sekunden waren sie im Turbolift und schon auf halbem Weg, bevor eine von ihnen die Tatsache in Erwägung zog, dass es keine so brillante Idee war, wenn alle gleichzeitig gingen...

* * *


Sie konnten ihn hören, bevor sie ihn sahen. Das unverwechselbare Geräusch von Latinum, welches über eine feste Oberfläche geschoben wurde, gab die Identität ohne Zweifel preis.

„Oh, hallo Quark“, sagte Dax, „wie nett von Ihnen vorbeizusehen.“

Der kleine Ferengi sprang vor Schrecken beinahe aus seiner Haut. Aus einem Reflex heraus, der nur seiner Rasse zu eigen war, warf er sich beschützend über die goldenen Streifen, die er gerade gezählt hatte, womit seine latinumgreifenden Hände für eine Verteidigung nutzlos wurden und der Rücken schutzlos einem Angriff ausgesetzt war. In Augenblicken wie diesen fragte Dax sich ernsthaft wie die Ferengi die Evolution überlebt hatten.

„Lt. Commander Dax ...“, Quark erlangte allmählich seine Fassung wieder. „Ich hatte nicht gedacht, dass noch jemand hier wäre.“

Dax zog einen Stuhl heran, schwang ein langes Bein hinüber als sie sich setzte und betrachtete den Ferengi.

„Es ist auch niemand hier. Und bis vor ein paar Minuten waren Sie ebenfalls noch nicht da.“

„Ich weiß, ist das nicht verrückt? Ich habe gerade an den neuen Schichtplänen gearbeitet und plötzlich finde ich mich hier in der Bar wieder. Verlassen. Nicht ein Lebenszeichen auf der Station ...“ Der Ferengi versuchte ein kleines Lachen, doch er kam nur bis zu einem Räuspern. „Nun ich ... Ich habe die Realität dieses Ortes überprüft. Sehen Sie, das Latinum war noch genau da, wo ich es hingetan hatte. Das ist ein gutes Zeichen, nicht?“

„Vielleicht.“ Dax schien jemandem vage über seinem Kopf zuzunicken. „wenn auch verschwindende Objekte bisher nicht unser Problem waren.“

„Unser ... es sind also noch andere hier?“

„Ja und nein ...“

Durch ihren schweifenden Blick und ihr seltsames Verhalten irritiert, wandte sich der Ferengi langsam um – und starrte direkt zu Lt. Commander Dax hinauf, von einem Winkel aus, den er unter normalen Umständen enorm genossen hätte. Sein Kiefer klappte auf.

„Wie haben Sie das gemacht?“ stammelte er.

„Das liegt in der Familie“, sagte die dritte Dax als sie in sein Blickfeld trat, und ihn beinahe in Ohnmacht schickte. „Danke Propheten!“ rief sie gegen die Decke. „Danke für Quark. Das ist wirklich hilfreich!“

„Ich ... wie ...“ der kleine Barkeeper suchte immer noch nach Worten.

„Wir erklären alles auf dem Weg zur OPS. Ich denke, wir sollten noch einmal einen Blick auf das Display werfen. Falls uns die Propheten noch mehr ‚Materialisierungen geschickt haben“, sagte eine der Dax‘ mit freundlicher Bestimmtheit.

Der Ferengi unternahm einen weiteren Versuch, sich an der Unterhaltung zu beteiligen.

„Errrrr ... warum erwähnen Sie laufend die Propheten?“

Natürlich wurde er vollständig ignoriert, als die dreifachen Trill aus seiner Bar marschierten...

Sie hatten es noch nicht bis zum Turbolift geschafft, als sie eine Stimme hörten. Jemand in ihrer Nähe fluchte in einer Sprache, die sie nicht sofort erkannten. Sie blieben stehen, wo sie waren.

„Hier benötigen wir kein Display“, wisperte eine von ihnen als sie den anderen bedeutete um die Verstrebung auszuschwärmen, hinter welcher die Quelle der Stimme sich zu befinden schien.

Sie hatte den Ferengi nicht mit einbezogen. Dieser hatte sich schon längst in der Sicherheit der Turbolifttüren versteckt, angespannt als sie aus seinem Blickfeld verschwanden, zusammenzuckend als die ersten Geräusche seine Ohren erreichten.

Es war ein unterdrückter Aufschrei zu vernehmen, ein abgebrochenes Seufzen, ein gequältes Stöhnen und dann – eine verständliche Konversation.

„Würde eine von Ihnen drei hier“, donnerte die Stimme von Gul Dukat mit bewundernswerter Missachtung der Tatsache, dass er dieselbe Person dreimal ansprach, „freundlicherweise erklären, wie ich hierher gekommen bin?“

* * *


Sie hatten sich wieder auf der OPS eingefunden. Ein rascher Blick auf das Display hatte bestätigt, dass zumindest für den Moment keine weiteren Überraschungen zu erwarten waren. Die drei Dax‘ hatten sich darin abgewechselt ihre Existenz gegenüber den beiden Männern zu erklären. Der Ferengi versuchte angestrengt so zu erscheinen als ob er verstand, während der Cardassianer angestrengt versuchte so zu erscheinen als wäre er nicht beeindruckt.

„Also“, fasste Dukat schließlich zusammen, „wir sind in diesem Chaos wegen irgendwelcher bajoranischer Götter? Das passt!“ Er stand von der Konsole auf, auf welcher er gesessen hatte und gesellte sich zu den drei Starfleet-Offizieren am Display. „Die Station scheint unversehrt zu sein“, bemerkte er.

„Ja, alle Computer funktionieren innerhalb der normalen Parameter“, stimmte diejenige Dax zu, welche versuchte, Informationen von dem Gerät zu erhalten.

„Errrr ...“, konnte die Stimme des Ferengi vernommen werden.

Niemand schenkte ihm Beachtung.

„Also muss es Aufzeichnungen darüber geben, wann die anderen die Station verlassen haben?“

„Nicht unbedingt. Nach diesen Daten war niemals jemand hier.“

„Entschuldigung ...“, versuchte Quark noch einmal.

„Eine einfache Manipulation.“ Dukat hatte schon damit begonnen, Befehle einzugeben. „Wir sollten imstande sein, sie zu umgehen.“

„Diese Propheten ...“ Der Ferengi gab nicht auf.

„Es gab keine Manipulationen, ich habe das schon überprüft.“

„Nur weil Sie nichts finden können, heißt das nicht, dass nicht daran herumgespielt wurde.“

„Entschuldigung, diese Propheten ...!“

„Quark, wir versuchen uns zu konzentrieren.“

„Ich weiß“, beklagte sich der Barkeeper, „ich frage mich nur gerade, ob sie wohl als eine wirbelnde Energiewolke mit mehreren Köpfen erscheinen?“

„Seien Sie nicht albern.“

„Ich soll sie also einfach ignorieren?“

Vier Augenpaare wandten sich langsam vom Computer ab, hin zu dem Ferengi auf der anderen Seite der Balustrade. Im Raum zwischen ihnen hatte sich eine wirbelnde Energiewolke materialisiert.

Sie hatte in der Tat mehrere Hände.

Sie hatte mehreres von allem.

Daran gewöhnt, die Gestalt derjenigen Personen anzunehmen, die sich am lebendigsten im Unterbewusstsein derjenigen befanden, mit denen sie zu tun hatten, hatten die Propheten nun ein deutliches Problem, einen gemeinsamen Nenner für die fünf in Ops gestrandeten Personen zu finden.

Schließlich kamen sie zu einer Lösung: Unter den erstaunten Blicken ihrer Beobachter erschien die Gestalt von Kira Nerys.

Dass es Kira war, überraschte niemanden. Jedoch der Zustand ihrer Kleidung – korrekter die Abwesenheit derselben. Gekleidet in eine fließende Tunika, welche wichtige Teile ihrer Anatomie unbedeckt ließ, lächelte sie ihnen zu. Augenblicklich bohrten sich die Augen der drei Dax‘ in den Ferengi.

„Ich bin unschuldig“, zischte er.

Nicht ein Muskel bewegte sich in Gul Dukats lächelndem Gesicht als er die Erscheinung musterte.

„Willkommen“, sang die vielschichte Stimme der Propheten. „Ihr seid auf ein anderes Energieniveau transportiert worden.“

„Willkommen.“ Eine der Dax‘ trat vor, um sie zu begrüßen. „Ich denke, wir haben euch erwartet.“

„Diejenigen, die ihr Dominion nennt, versuchen aktiv die Kontrolle über diese Station zu erlangen und damit Zugang zu diesem Quadranten. Diese Aktivitäten ...“

„Lass mich raten“, murmelte eine andere Dax. „Sie gefährden die Sicherheit der Konstruktion, die wir Wurmloch nennen?“

Die Propheten waren nicht bewandert in Sarkasmus.

„ ... gefährden die Sicherheit der Konstruktion, die ihr Wurmloch nennt“, fuhren sie fort. „Wir haben euch als erfolgreichste Kombination gewählt, sie zu stoppen.“

Die dritte Dax übernahm die Unterhaltung, indem sie ihren Gegenstücken einen warnenden Blick zuwarf. „Wie wird sich diese Aktivität manifestieren?“

„Die Auslöschung allen Lebens auf dieser Station durch einen virulenten Organismus“, informierte die unverändert freundliche Stimme sie.

Sie tauschten einen entsetzten Blick aus.

„Wann planen sie das?“

„Der Prozess hat schon begonnen.“

Sie warteten vergeblich auf ein Zeichen, dass diese Behauptung nur der zirkulären Sicht des Wesens der Propheten entsprach. „Einer von ihnen hat diesen Ort betreten und wird die erste Probe aktivieren, an dem Punkt der Zeit, welchen ihr ‚Morgen‘ nennt.“

„Vergeben Sie die Frage“, versuchte Dax es noch einmal. „aber warum mussten wir hierher kommen?“

„Die Form zu verändern ist eine Energie-Manipulation“, erklärte die singende Stimme geduldig. „Auf dem Niveau, welches wir für diese Begegnung gewählt haben, ist Transformation nicht länger möglich.“

„Das heißt, der Formwandler steckt fest?“

Eine lange Pause zeigte an, dass das Konzept von ‚feststecken‘ die Propheten ebenfalls nicht beeindruckte.

Schließlich formulierte Dukats Stimme die Frage, die in ihrer aller Köpfe war. „Warum uns?“

„Ihr bringt alle spezielle Talente zur Lösung dieser Aufgabe ...“

Sie blickten sich einen Moment an. Die Trill zuckten ihre Schultern beinahe entschuldigend. „Wir sind an diesen Umstand gewöhnt.“

„Und ich kenne die Station besser als jeder sonst“, überlegte Dukat. „Aber Quark ...?“

„Er wird ganz nützlich sein, wenn wir eine Tür einrammen müssen.“

„ ... Und niemand von euch wird sein Leben für das der anderen riskieren“, fuhren die Propheten fort. „das wird die Chancen auf Erfolg erhöhen.“

Die Worte hinterließen eine unangenehme Stille.

„Wir können den Formwandler nicht ausmachen“, sagte Dukat schließlich und zeigte auf das Display.

Die Propheten schenkten ihm die Art von Lächeln, welche die wahre Kira niemals an den Cardassianer verschwendet hätte.

„Wir werden ihn bringen“, sang die Stimme, dann löste sich die leichtbekleidete Form der Bajoranerin auf.

Beinahe hypnotisch wurden ihre Blicken von dem Display angezogen. So unterschiedlich sie von Rasse, Kultur und Aussehen waren, sie alle teilten eine gemeinsame schleichende Furcht, wenn es um die Gründer ging. Diese Furcht hing nicht nur mit deren Fähigkeit zusammen, sich in jede gewünschte Form zu verwandeln. Sie hatte etwas mit der Tatsache zu tun, dass der kleine rote Punkt, als er endlich erschien, genau eine halbe Sekunde benötigte, um sich zielsicher in eine Richtung zu bewegen.

Sie hatten nur wenig unter einer Stunde benötigt, um überhaupt übereinzustimmen, wer sie waren. Das war das Problem mit den Gründern: Sie besaßen ein Bewusstsein, welches an ständige Veränderung gewöhnt war. Es gab nur weniges, das sie verwirrte.

„Wohin geht er?“

Sie beobachteten die rasche Bewegung des roten Punkts für eine Sekunde.

„Wohin würden Sie gehen, wenn Sie jedes lebende Wesen auf dieser Station vergiften wollten?“ entgegnete Dukat schließlich.

Quark’s?“ schlug Dax mit einem Schulterzucken vor. Sie starrten das Display an, dann einander, dann kam ihnen die Erkenntnis. „Lebenserhaltung!“

Nach der Berührung einiger Sensorfeldern legte sich eine komplexere Ebene über die skizzierte Darstellung der Station. Die roten Punkte konnten immer noch ausgemacht werden, doch nun waren sie überlagert von einer Vielzahl technischer Informationen.

„Wir könnten ihn hier oder hier abfangen!“ Dukats Finger wurde kurzzeitig von dem 3D-Display verschluckt, als er auf die entsprechenden Sektionen deutete. „Doch wir werden nicht rechtzeitig dort sein. Nicht bei der Geschwindigkeit, in welcher er sich bewegt.“

„Dann werden wir etwas gegen die Geschwindigkeit unternehmen.“ Eine der Trill schob den Cardassianer sanft aber bestimmt aus dem Weg und begann eine Überprüfung. „Wir können einige der Sicherheitsschleusen schließen. Wir können ihn vielleicht sogar in dieser Sektion hier festsetzen.“

„Dann wird er einfach in der Wand verschwinden.“

„Er kann nicht formwandeln!“

„Wissen wir, in welcher Form er sich im Moment befindet?“

„Oh nein!“ Quark klang plötzlich weinerlich. „Er kann 3 Meter groß sein mit scharfen Zähnen und langen Klauen ...“

Die anderen betrachteten ihn fasziniert. Dann schüttelte Dukat langsam den Kopf. „Ich hoffe, ich lebe so lange um zu erfahren, welche spezielle Fähigkeit er zu diesem Unterfangen beisteuert.“

„Ich habe ihn!“

Sie konnten erkennen, dass der rote Punkt aufgehört hatte, sich zu bewegen.

„Es kann sein, dass er schon bald herausfindet, wie man den Türmechanismus umgeht.“ Die Dax am Computer lehnte sich mit einem zufriedenen Lächeln zurück. „Wir sollten uns also beeilen.“

„Können wir auf ihn schießen?“ fragte eine der anderen.

„Höchstwahrscheinlich. Odo hat es einmal getan. Und er kann sich nicht formwandeln ...“

„Ich bin dafür, dass wir ihn ins All beamen ... hallo! Warum haben wir daran nicht schon früher gedacht? Können wir ...“

Ein plötzliches Flackern durchlief das Display, dann begann es, sich elegant zusammenzufalten, bis nichts weiter als flimmernde Linien über der Konsole dargestellt waren.

Sie starrten diese verwirrt an.

„Was zum Chaos ist gerade eben passiert?“ knurrte Dukat.

Die sitzende Dax warf einen raschen Blick auf die Konsolen. „Ich glaube, er hat sich nicht damit aufgehalten, den Türmechanismus zu umgehen, ... er hat gerade das gesamte System lahmgelegt.“

„Können Sie es wieder hochfahren?“

„Natürlich, aber das wird ein wenig dauern ...“

„Wenn wir ihn nicht ausmachen können, kann er uns auch nicht ausmachen ...“ schlug eine andere Dax vor.

„Das braucht er auch nicht“, entgegnete ihr Ebenbild frustriert. „Er hat den Virus. Und er weiß, wo sich die Lebenserhaltungssysteme befinden.“

„Okay!“ Die dritte Dax zog ihren Phaser, stellte die Ladung in den roten Bereich. „Er ist nicht der einzige. Wer kommt mit mir?“

„Ich werde mit dir in Kontakt bleiben“, versicherte die andere Dax. „Sobald ich das System wieder gebootet habe, werde ich mich melden.“

„Wirst du es alleine schaffen?“

„Ich könnte Hilfe gebrauchen ...“ Sie warf der übriggebliebenen Dax einen Blick zu. „ ... jemanden, der wie ich denkt ...“

„Ich werde mit ...“ Dukat zog eine Grimasse, dann deutete er mit dem Finger. „mit dieser hier gehen.“

„Und ich werde auf Ops bleiben“, verkündete Quark zu niemandes Überraschung. „Jemand muss die Türen bewachen!“

Darauf gab es keine Antwort.

* * *


Mit Dukat Schritt zu halten erwies sich als etwas schwierig für Dax trotz der Tatsache, dass sie von einer gehörigen Menge Ärger angetrieben wurde. Sie wusste, wo sie hin wollte, doch Dukat war derjenige, der wusste, wie man dorthin gelangte.

Nachdem sie ein paar Minuten in eine Richtung gelaufen waren, die ihr falsch erschien, entschied er, den Korridor zu verlassen und durch die Wand zu gehen.

Im wörtlichen Sinne.

Sie fluchte leise, als er abermals eine Abdeckung öffnete, von deren Existenz sie nichts gewusst hatte. Die cardassianische Architektur hatte etwas Verdrehtes an sich, was sie misstrauisch ihrem Begleiter gegenüber machte. Verdrehte Architektur hatte die Angewohnheit verdrehten Gehirnen zu entstammen.

„Das ist wirklich nicht notwendig“, zischte sie als er es fertigbrachte, sich in einer Röhre, die zu eng für bequemes Atmen war, elegant umzudrehen, um ihr eine Hand zu reichen. Er war sehr darauf bedacht, den Gentleman zu geben. Sie begann zu verstehen, warum er Kira immer so auf die Palme brachte.

„Sind Sie sicher, Sie wissen, wohin wir gehen?“ wisperte sie als sie die Röhre entlang krochen.

„Wenn Ihr Starfleet-Typen nicht lebenswichtige Teile der Station umfunktioniert habt, sollte diese Abdeckung hier ...“ er deutete auf irgendetwas vor sich, das sie nur erahnen konnte. Alles, was sie sah, waren Teile seines Kopfes und ziemlich viel von den überdimensionalen Schulterplatten seiner Uniform. „... uns direkt vor den Hauptturbinen für die Sauerstoffzufuhr herausbringen.“

Wie sich herausstellte, war dies nicht der Fall.

Dax blieben genau zwei Sekunden, um diese Tatsache zu genießen.

Zu dem Zeitpunkt, als Dukat das Kunststück fertiggebracht hatte, sich aus der Wand herauszuwinden, starrte er direkt in die Öffnung eines etwa armbreiten Schlauches. Dieser Schlauch wurde in einigem Abstand von dem Besitzer eines der biestigsten Lächeln gehalten, denen er jemals begegnet war. Kira eingeschlossen.

Von einem Plastikschlauch bedroht zu werden war nicht unbedingt auf der Top Ten Liste von Dukats Alptraumsituationen, doch etwas in diesem Lächeln machte es vollständig klar, dass er nur eine sehr begrenzte Zeitspanne besaß, um herauszufinden, was aus diesem Schlauch kommen würde.

Was Dax von innerhalb der Wandabdeckung mitbekam, war Dukats überraschter Ausdruck, und dann sah sie ihn sich langsam von den Knien erheben, mit den Händen über dem Kopf. Sein Körper verdeckte beinahe den gesamten Wandzugang.

Während sie nach ihrem Phaser griff unterdrückte sie einen Fluch. ‚Geh weg‘, dachte sie und versuchte, ihre Hand zu bewegen für den Fall, dass der Cardassianer in ihre Richtung blicken sollte.

Aber natürlich hatte er nicht die Absicht, ihre Gegenwart durch einen solchen Blick zu verraten.

Sie versuchte, ein leises Geräusch zu machen, um ihn an ihre Gegenwart zu erinnern. Immer noch starrte er unbeweglich geradeaus. Sie zischte leise, doch auch das erbrachte keinen Effekt.

Schließlich gab sie auf. Sie positionierte ihre freie Hand in der besten Position für einen Stoß und rief: „Zurück, Dukat.“ Dann warf sie sich vorwärts, befreite ihren Oberkörper aus der Wandverkleidung und feuerte blind in die Richtung von Dukats Blick.

Es hatte den gewünschten Effekt, ihren Gegner zu überraschen – und den unerwünschten Effekt, dass er den Schlauch losließ.

Ein Strom reinen Plasmas schoss in den Korridor und verfehlte die herunterfallende Trill nur um weniges. Bevor sie auf die Füße kommen konnte, hatte Dukat ihren Arm gepackt und rannte auf eine Seitentür zu.

Es gelang ihm, den Mechanismus gerade rechtzeitig zu überwinden, bevor ihr Verfolger die Kontrolle über die Situation und den Schlauch wiedererlangte und den Strom direkt auf sie richtete.

In diesem Augenblick erhaschte Dax einen klaren Blick auf das Gesicht, und sie erstarrte. Einzig Dukats fester Griff an ihrer Schulter, mit welchem er sie in die Kammer zog, rettete sie vor einem direkten Treffer.

Zischend und explodierend gab der Türmechanismus an der Innenseite unter ihrem Phaserfeuer nach und war zumindest für den Moment damit funktionsunfähig.

Dax‘ Communicator ertönte. „Hallo“, begrüßte sie ihre eigene Stimme, „wir sind wieder auf Sendung. Was macht ihr beiden da unten?“

Sie tauschte einen raschen Blick mit dem Cardassianer aus. „Wir scheitern gerade elendiglich, würde ich mal sagen. Kannst du den Korridor abschotten? Alles? Er hat eine Plasmaleitung ...“

„Ja, ich sehe es. Keine Sorge, wir halten ihn im Zaum. Könnt ihr raus?“

Dukat hatte schon damit begonnen, eine weitere versteckte Abdeckung zu entfernen. „Wie um alles in der Welt wusste er von den Leitungen in der Wand?“ fluchte er.

„Er muss einen Plan der Station in seine Hände bekommen haben“, antwortete die Trill ein wenig seltsam.

Mit einem verächtlichen Schnauben zog er die Verdeckung ab und gestikulierte Dax hinein. „Lassen Sie diese Pläne etwa im Quark’s herumliegen?“

Mit schmerzlichem Ausdruck bückte sich Dax und begann wieder zu kriechen. „Nicht exakt ...“
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