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Im Schatten des Todes

von Martina Bernsdorf

„Widerstand ist zwecklos“ – Teil 1

Ihre Träume waren erfüllt von Schatten, und sie selbst war Teil dieser Schatten, bereit, alles zu verschlingen, was es an Licht gab. Sie hörte das vertraute Lied der Elektronik, die durch die Leitungen floss, die einzigen Stimmen, die es in dieser Welt gab.

Es war eine stille Welt, es gab keinen Bedarf für Sprache, sie war nur notwendig, wenn sie auf fremde Spezies trafen, und auch dann waren es meist nur wenige Worte, die ihre Lippen formten.

„Widerstand ist zwecklos“.

Sie bewegte sich im Schlaf, sich selbst auf dieser Ebene bewusst, dass dies nicht normal war. Wenn die Borg ruhten, dann waren sie in der bewegungslosen Starre, die sich nicht vom Tod unterschied. Nur eine Stimme konnte sie erwecken und nur ein Geist befehligen.

Sie irrte weiter durch die Schattenlandschaft ihrer Träume, die zunehmend bizarrer und bedrohlicher wurde, und doch war alles auf seltsame Weise vertraut. Die kalte Ästhetik von Metall und Mechanik, die Formbarkeit des Fleisches. Doch nun hatte alles die Qualität eines Alptraums. Die Schatten waren nicht länger vertraut, sie waren hart umrissen, schienen wie eine Klinge, die bereit war, sich in ihren Verstand zu fressen.

Ihren Verstand.

Selbst im Traum wusste sie, dass dieser Gedanke unmöglich war, dass sie nicht in der Lage sein dürfte, selbständig zu denken.

Sie bewegte sich wieder unruhig, lauschte in ihre Systeme und bewegte sich dabei auf kalten, leeren Bahnen, wo sie einst Tausende und Abertausende ihrer Art gefühlt hatte.

Es war ein erschreckendes Gefühl, so als sei sie mit einem Mal von all dem abgetrennt, das ihr vertraut war.

Sie hatte Angst. Ein weiteres Gefühl, das sie nicht haben sollte.

Sie schlug mit dem Arm nach den Schatten, die an ihr zerrten, nach den seltsamen Erinnerungen von einem rennenden Mädchen, das vor Wesen floh, die direkt aus einem Alptraum zu stammen schienen.

„Monster gibt es gar nicht, Annika.“ Die Stimme klang aus einem Ort tief in ihrer Seele empor. Sie kannte diese Stimme und versuchte in ihrem Geist das Bild der Frau heraufzubeschwören, die diese Worte gesprochen hatte. Die ihr die Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen hatte und mit ruhigen Worten versprach, dass es keine Monster gab.

Sie fühlte Zorn.

Zorn über diese Lüge, während sie in ihren Träumen vor den Wesen davonrannte, die so bedrohlich waren, die aus harten Kanten zu bestehen schienen und deren Körper groteske Verbindungen mit Metall und scharfen Klingen eingegangen waren.

„Monster gibt es doch.“

Seven of Nine erwachte am Klang ihrer eigenen Stimme und blickte sich mit einem beunruhigenden Gefühl der Desorientierung um. Cargo Bay 2, in den man das Borgequipment gebracht hatte, war verlassen. Seven trat aus der Regenerationseinheit, in die sie sich immer noch zurückziehen musste. Captain Janeway hatte ihr versprochen, dass es eines Tages nicht mehr nötig sein würde und sie in einem richtigen Bett schlafen würde, wenn der Doktor erst in der Lage war, sie von den verbliebenen Borgimplantaten zu trennen.

Janeway hatte bei diesen Worten gelächelt, so als sei die Aussicht darauf, in einem Bett zu schlafen, etwas, auf das man sich freuen sollte.

Seven war froh darüber, dass Janeway sie nicht näher befragt hatte, denn in Wahrheit lag ihr nichts daran, wie Menschen zu schlafen. Borg schliefen nie, sie arbeiteten, oder sie standen in der Regenerationseinheit, füllten ihre Energiereserven auf und warteten darauf, dass sie benötigt wurden.

Schlaf war etwas, das Seven of Nine sehr abstrakt fand, ebenso wie Träume, sie hatte nie geträumt. Zumindest nicht mehr, seit sie eine Borg geworden war, und das Leben, das sie davor geführt hatte, war so fern und unreal wie die Bilder, die ihr Geist nun begann, in den Ruhezeiten der Regenerationseinheit zu formen.

Seven hob die rechte Augenbraue, die im Gegensatz zur linken Seite nicht einem Borgimplantat hatte weichen müssen. War sie bereits an der Schwelle zum menschlichen Schlaf? Wenn sie träumte, bedeutete das, dass sie bald in einem Bett schlafen musste?

Der Gedanke erfreute Seven wenig, sie beschloss, diese Information über ihre Erlebnisse in der Regeneration für sich zu behalten. Sie wünschte, sie hätte die Sache mit der Zuführung von Energie auch für sich behalten können. Leider reichte die Energie, die ihr die Regeneration bot, nicht länger aus, um ihren Körper leistungsfähig zu erhalten. Nur noch die biomechanischen Komponenten ihres Körpers regenerierten sich auf diese Weise, und das bedeutete, dass sie ihrem übrigen Körper Energie zuführen musste, wie es die Menschen taten.

Es bedeutete, sie musste essen.

Seven schüttelte sich leicht. Die Zeit damit zu vergeuden, sich verschiedenfarbige Substanzen einzuverleiben, sie zu kauen und zu schlucken, war etwas, das sie als ausgesprochen ineffizient empfand.

Sie führte einen internen Systemcheck durch, ihr Magen gab seltsame Geräusche von sich. Es war lange her, seit sie einen funktionierenden Magen gehabt hatte. Die Freude des Doktors, dieses lahmgelegte System wieder erfolgreich in ihre Körperchemie eingefügt zu haben, konnte Seven nicht im Geringsten nachvollziehen.

Das Knurren bedeutete, dass ihr System nach Energie verlangte. Seven seufzte leise. Was wiederum bedeutete, dass sie in die Mannschaftslounge gehen musste und auf Mr. Neelix treffen würde.

Sie begriff sehr viele der Verhaltensweisen der Menschen und anderen Rassen an Bord nicht, und noch weniger begriff sie, warum Mr. Neelix darauf bestand, aus der notwendigen Energieaufnahme ein seltsames Ritual zu machen. Jeden Tag beharrte der Talaxianer darauf, dass sie verschiedene Arten von Nahrung in sich aufnahm. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie jedes Mal dasselbe gegessen, die gleiche Menge in der gleichen Zusammensetzung, das hätte zumindest ihrem Bedürfnis nach Effizienz entsprochen.

Stattdessen musste sie verschiedene Speisen zu sich nehmen, von denen Neelix behauptete, sie seien Spezialitäten. Einige dieser Spezialitäten hatten Seven mit einem neuen Phänomen ihrer neugewonnen Individualität und Menschlichkeit bekannt gemacht. Der Doktor hatte es Magenverstimmung genannt.

Seven wusste, warum sie nicht sonderlich glücklich über die neue Funktionsfähigkeit dieses Organs war.



* * * * *




Die Mannschaftlounge war nur spärlich besetzt, ein Umstand, den Seven begrüßte. Sie erwiderte die Floskeln, die die Mannschaftsmitglieder scheinbar immer austauschten, wenn sie sich das erste Mal während einer Schicht trafen, und ging zu einem der leeren Tische. Sie bemerkte den Blick, den die Chefingenieurin auf ihr ruhen ließ, die zusammen mit weiteren Senioroffizieren an einem Tisch saß. Seven fragte sich, was dieser Blick bedeutete. Sie verstand die menschlichen Verhaltensweisen oft nicht, aber noch weniger verstand sie die von B´Elanna Torres.

Seven, setzen Sie sich doch zu uns.“ Ensign Kim hob schüchtern die Hand und ignorierte das Feixen von Tom Paris, ebenso wie das missmutige Brummen von B´Elanna.

Seven hatte ihre Beobachtungen über menschliche Verhaltensweisen gemacht und wusste, dass es für sie üblich war, sich in kleinen Gruppen zusammenzufinden. Etwas, das ihr als Borg entgegenkam, bis sie gemerkt hatte, dass die Verhaltensregeln in solch einer Gruppe ausgesprochen undurchschaubar waren. Zudem hatte sie deutlich bemerkt, dass die meisten Angehörigen der Crew keinen Bedarf daran zu haben schienen, sie ihn ihre Gruppenbildungen einzubeziehen. Deshalb saß Seven in der Mannschaftslounge normalerweise allein.

Sie blieb unschlüssig stehen, auf halbem Weg zu dem leeren Tisch, und überlegte, wie wohl angemessenes menschliches Verhalten in diesem Fall aussah.

„Kommen Sie schon, Seven, wir beißen nicht.“ Tom Paris ließ ein Lächeln aufblitzen und zwinkerte B´Elanna zu, er wusste aus Erfahrung, dass die Halbklingonin durchaus beißen konnte, aber er bezweifelte, dass sie Seven of Nine abknabbern würde. Bei Klingonen galten Bisse im Kampf als unehrenhaft und waren nur bei sexuellen Praktiken gesellschaftlich anerkannt.

Kim sah, wie Seven etwas zweifelnd die Stirn runzelte, was ihm ein leichtes Lächeln entlockte. Die ehemalige Borg erlernte zunehmend mimische Fähigkeiten, und im Fall von B´Elanna Torres war die zweifelnde Mimik durchaus berechtigt.

Er sprang auf die Beine und zog galant einen Stuhl zurück, etwas, das Sevens Stirnrunzeln noch vertiefte, er begriff, dass die Borg mit Galanterie nicht sehr viel anfangen konnte.

„Setzen Sie sich, bitte.“ Harry Kim deutete auf den Stuhl neben sich und hoffte, dass Seven sich wirklich setzte und aufhörte, ihn mit ihren eisblauen Augen mit einer Intensität anzustarren, die einem Scan gleichkam. Er konnte sich das Grinsen auf Paris´ Lippen gut vorstellen, er brauchte es nicht einmal zu sehen.

Die Borg nahm nach kurzem Zögern Platz, während bereits Mr. Neelix mit einem Tablett zu ihnen eilte und es vor einer ausgesprochen skeptisch dreinschauenden Seven auf den Tisch stellte. Der kleine Talaxianer grinste so breit, dass seine Ohren in Gefahr liefen, Besuch zu bekommen.

„Ich habe Ihnen heute Morgen etwas ganz Besonderes zubereitet, Seven.“ Neelix wippte aufgeregt auf seinen Stiefelabsätzen.

„Das habe ich ebenfalls befürchtet.“ Seven blickte unglücklich auf den Teller, wo sich blaue und grüne Bestandteile von Nahrung schon allein farblich höchst abschreckend vereinten.

Paris prustete leise und versuchte ein Lachen hinter einem rasch improvisierten Gähnen zu verbergen, was natürlich misslang. Seven und Neelix sahen ihn gleichermaßen scharf an. Seven, um seine Verhaltensweise zu analysieren, Neelix, weil er sich in seiner Ehre gekränkt fühlte. Er deutete auf den Teller. „Glaumanische Blaunudeln mit feiner kiliannischer Sauce, das ist eine absolute...“

„Spezialität?“ Seven beendete seinen Satz mit einem kläglichen Unterton in der Stimme.

„Delikatesse!“ Neelix atmete tief ein und reckte stolz die Brust vor.

Seven wünschte sich, sie könne den Tricorder befragen, ob diese Delikatesse ihren Systemen Schaden zufügen würde.

„Und dazu frischgepresster Nagoonnektar.“ Neelix stellte ein Glas vor Seven, dessen purpurrote Farbe sich wunderbar mit den anderen Farben ihres Frühstücks biss.

„Herzliches Beileid.“ Torres konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken und erntete dafür ebenfalls einen bösen Blick von Neelix.

Seven wusste aus leidvoller Erfahrung, dass Neelix nicht von ihrer Seite weichen würde, ehe sie nicht von der Delikatesse gegessen hatte und es mit irgendeiner Reaktion bedachte. Sie nahm steif die Gabel auf, noch immer etwas unvertraut mit der Handhabung dieses so ineffizienten Werkzeuges, und versuchte eine der Nudeln zu fassen. Nach einigen frustrierenden Versuchen gelang es ihr schließlich. Seven kaute den Bissen vorsichtig, ihr Nervensystem übermittelte momentan noch keine Warnsignale. Sie blickte in Neelix´ Augen, der hoffnungsvoll auf eine Reaktion wartete. Seven schluckte den Bissen.

„Nun?“ Neelix rieb sich die Hände.

Seven überlegte, was eine angemessen höfliche Antwort war. Mr. Neelix hatte sicherlich Zeit und Energie darauf angewandt, diese Delikatesse zuzubereiten.

„Es ist eine neuartige Geschmackserfahrung.“ Seven versuchte, nicht daran zu denken, was ihr Magen nun mit diesem Bissen anstellte, die Spätreaktionen konnten noch kommen.

„Ja, aber was für eine Erfahrung? Gut, geht so, schlecht?“ Neelix machte zu jedem Vorschlag eine passende Mimik, und Seven wusste inzwischen genug über seine Verhaltensweisen, um zu wissen, dass „schlecht“ nicht die Antwort war, auf die Mr. Neelix hoffte.

„Es ist interessant.“ Seven versuchte ein kleines Lächeln, was ausgesprochen ungewohnt für ihre Gesichtsmuskeln war und sich fast genauso seltsam anfühlte wie die Delikatesse, die gerade mit ihren Magen ausfocht, ob sie genießbar war oder nicht.

Neelix erwiderte das Lächeln und schien zumindest momentan zufriedengestellt zu sein, er sah, wie ein weiteres Crewmitglied die Lounge betrat, und eilte flink zu seinem nächsten Opfer.

Seven griff nach dem Glas mit dem Nagoonnektar, zögerte dann jedoch und warf einen fragenden Blick zu Harry Kim.

„Ich finde den Nektar gar nicht schlecht.“ Kim nickte ihr mit einem aufmunternden Lächeln zu.

„Ich habe daraufhin einen anaphylaktischen Schock bekommen und den Rest der Schicht beim Doktor auf der Krankenstation verbracht.“ Torres warf dies ein, während Seven gerade das Glas an die Lippen setzte.

Seven senkte es wieder und blickte Torres an. War dies einer der menschlichen Scherze, die sie immer noch nicht verstand? Oder war es eine Warnung? In B´Elannas dunklen Augen glitzerte es, aber Seven konnte nicht entscheiden, was dies war. Humor? Schadenfreude? Sie begriff das Prinzip dieser Verhaltensmuster nicht. Ehe sie sich entscheiden konnte, ob sie das Risiko eingehen sollte zu trinken, fühlte sie, wie etwas ihren Verstand überflutete, ihre bioneuralen Netze und biomechanischen Borgbestandteile mit einer Vielzahl von verschiedenen Impulsen und verzerrten Befehlen überlastete.

Es tat weh.

Schmerz war ein neuer Bestandteil ihrer Veränderung, als Borg fühlte man keinen Schmerz. Das Glas in ihrer Hand zersprang, als sie unwillkürlich die Finger krümmte, sie hörte nur aus weiter Entfernung die Stimmen von Torres, Paris und Kim.

Ihr Nervensystem konnte mit dieser Flut von Bildern und bruchstückhaften Befehlen, alphanumerischen Codes und Informationen nicht länger fertig werden. Sie sah, wie ihre linke Hand, die immer noch von einem Borgnervensystem und Exoskelett bedeckt war, unkontrolliert zuckte und kleine blaue Energieblitze über die metallenen Bahnen leckten.

Es gab nur eines, das Seven of Nine tun konnte, abschalten, ehe das synaptische System zusammenbrach und irgendwas in ihrem Gehirn für alle Zeiten zerschmolz. Sie fühlte nicht mehr, wie ihr Körper auf dem Deck aufschlug.



* * * * *




„Vermutlich war es das Essen von Neelix, so ähnlich ist es mir ja auch schon gegangen.“ B´Elanna Torres konnte nicht gerade behaupten, dass sie sonderlich glücklich darüber war, eine Borg, oder eine ehemalige Borg, an Bord der Voyager zu haben, aber dennoch machte sie sich Sorgen um Seven.

Borg oder nicht Borg, Captain Janeway hatte Seven of Nine als Crewmitglied aufgenommen, und somit war sie ein Mannschaftsmitglied.

Der Doktor schüttelte nur den Kopf, während er die Werte des medizinischen Tricorders ablas und hin und wieder einen besorgten Blick auf die stille Gestalt der Borg warf.

„Nein, egal, was man von Mr. Neelix´ Kochkünsten auch halten mag, er hat bisher noch nicht geschafft, ein Mitglied der Besatzung zu vergiften.“

Torres schnaubte durch die Nasenlöcher.

Der holographische Arzt hob eine Augenbraue und dachte daran, dass die Halbklingonin häufig in seiner Behandlung war, weil ihre klingonische Hälfte auf irgendwas allergisch reagierte, das Neelix zusammenbraute.

„Nun gut, sagen wir mal, er hat noch nicht geschafft, jemanden tödlich zu vergiften.“ Der Doktor versuchte ein Lächeln, das bei Torres seine Wirkung glatt verfehlte.

„Es war also nicht das Essen?“ B´Elanna musterte Seven nachdenklich. Die blonde Frau wirkte noch blasser als sonst, das Licht der Krankenstation brach sich an den scharfen Schwüngen und Kanten des Borgimplantates, das ihre linke Stirnseite teilweise bedeckte.

„Sehen Sie sich das an, Lt. Torres.“ Der Holodoc hielt seinen medizinischen Tricorder so, dass B´Elanna einen Blick darauf werfen konnte. Torres stieß einen lautlosen Pfiff aus.

„Wenn Sie damit Ihr Erstaunen über diese Werte Ausdruck verleihen wollen, so teile ich diese Einschätzung. Es scheint, als würde Sevens Problem eher in ihr Fachgebiet fallen als in meines. Die Hälfte ihrer bioneuralen Systeme ist zusammengebrochen, doch die Nanotechnik in ihren Zellen repariert die Schäden bereits wieder.“

Er warf einen Blick auf die Frau auf der Liege. Sie mochte sich äußerlich nicht mehr sehr von einem normalen Menschen unterscheiden, aber sie war weit davon entfernt, ein normaler Mensch zu sein. Sie war Borg und würde das bis zu einem bestimmten Teil auch immer bleiben, es gab Grenzen, was die Rückverwandlung anging, und Seven hatte die meiste Zeit ihres Lebens als Borg verbracht. Die Nanotechnik und Biomechanik waren schon zu lange Teil ihres Körpers und waren mit ihm eine Symbiose eingegangen, die er nur teilweise rückgängig machen konnte.

Torres tippte mit dem Finger auf eine Anzeige. „Dies scheint ein alphanumerischer Borgcode zu sein, soweit ich es beurteilen kann, allerdings nur in Bruchstücken. Was der allerdings in Sevens neuralen Mustern zu suchen hat, weiß ich auch nicht. Wären wir noch im Borgsektor, würde ich es ein Befehlssignal nennen, aber dazu ist es eigentlich zu verzerrt.“

B´Elanna rieb sich mit der Hand geistesabwesend über die Stirn, die die charakteristischen Wülste einer Klingonin in abgeschwächter Form aufwies. Als Hologramm konnte der Doktor Kopfschmerzen nur bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen, aber er verstand, dass solche Gedanken einem Kopfschmerzen bereiten konnten. Er fühlte auch in seinen holographischen Emittern ein profundes Unbehagen. Sie alle waren mehr als glücklich darüber gewesen, dass sie den Borgsektor endlich verlassen hatten.

„Vielleicht sollten wir den Captain verständigen.“ Torres hoffte sehr, dass es nur ein Flashback war, eine alte Befehlsroutine, die irgendwie und durch irgendwas in Sevens Systemen aufgerufen worden war.

„SIE kommt.“ Seven of Nine fand so abrupt zurück ins Bewusstsein, wie sie es verlassen hatte. Sie richtete sich ruckartig auf und ignorierte die Schmerzen, die ihr von allen möglichen und unmöglichen Stellen ihres Körpers übermittelt wurden. Es hatte Vorteile gehabt, Borg zu sein, im Kollektiv gab es keinen Schmerz.

Sie rutschte von der Liege, ehe der Holodoc protestieren konnte, und fühlte, wie ihre Knie unter ihr nachgaben. Zwei kräftige Hände packten zu und stützen sie, bis sie ihren Gleichgewichtssinn wiedergefunden hatte.

„Vorsichtig.“ B´Elanna hielt die größere Frau mit einem festen Griff solange, bis sie merkte, dass Seven wieder Kontrolle über ihren Körper hatte.

Wären Sevens Gedanken nicht in heller Aufruhr gewesen, dann hätte sie sich über die Besorgnis in Torres´ Stimme gewundert. „Ich muss sofort zu Captain Janeway.“

„Ich habe Sie noch nicht aus der Krankenstation entlassen, alles, was Sie Captain Janeway zu sagen haben, können Sie auch...“ Der Holodoc kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, Seven eilte aus der Krankenstation, ohne auch nur im Schritt innezuhalten.

Mit einem irritierten Gesichtsausdruck blickte der Holodoc zu B´Elanna. „Das hat Seven aber nicht zufällig von Ihnen gelernt, Lt Torres?“

Doch auch Torres war bereits durch das Schott verschwunden, ehe er seinen Satz beendet hatte. Der Holodoc blickte auf seinen medizinischen Tricorder. „Gibt es überhaupt jemanden, der mir zuhört? Aber natürlich kann man das mit mir machen, ich bin ja auch nur ein medizinisches Notfallprogramm, warum auch höflich zu mir sein.“ Er schüttelte den Tricorder, aber der gab keine Antwort. Frustriert schaltete er sein Programm ab.



* * * * *




Seven of Nine fühlte sich nicht vollständig einsatzfähig. Ihre internen Systemdiagnosen zeigten ein Desaster an Schadensmeldungen an, es würde noch Stunden dauern, ehe die Beschädigungen repariert waren. Aber sie hatten keine Stunden. Niemand an Bord der Voyager hatte noch viel Zeit.

Sie rannte durch die Gänge, ignorierte die Blicke der Mannschaftsmitglieder, an denen sie vorbeihastete, und stieg in den Turbolift, der sie zur Brücke bringen würde. Sie hätte auch die Comleitung benützen können, aber sie bezweifelte, dass Captain Janeway nur auf ihre Worte hin den roten Alarm ausgelöst hätte und die Voyager mit höchster Warpleistung aus der Gefahrenzone gebracht hätte. Aus einer Gefahrenzone, von der niemand an Bord auch nur etwas ahnen konnte.
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