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Asche 07 - Die dunkle Seite des Mondes (Teil I)

von Martina Strobelt

Prolog

„Ohne Dunkelheit wären wir nicht in
der Lage, das Licht zu erkennen.“

(Kira zu Odo in „Dunkelheit und Licht“)


Der Mann stand im Schatten einer schmalen Gasse und beobachtete das ständige Kommen und Gehen auf dem großen Platz vor der Residenz des Kai. So fremd und dabei so vertraut waren die Straßen dieser Stadt. Er hätte sich vermutlich blind in ihnen zurechtgefunden, obwohl er gerade erst angekommen war. Es war eine lange, beschwerliche Reise gewesen. Nun war er am Ziel und er wartete auf den Mann, den zu treffen er hier war. Er hatte ihn nie zuvor gesehen, aber er würde ihn dennoch sofort erkennen. Diejenigen, die ihn hergeführt hatten, hatten ihm das versichert, und ohne zu wissen, weshalb, glaubte er ihnen. In der dunkelsten Stunde seines Lebens war er ihnen begegnet, als es nichts mehr gegeben hatte, für das es sich zu leben lohnte. Sie hatten ihn vor der Dunkelheit in seinem Innern gerettet und ihm einen neuen Weg gezeigt, ein neues Ziel offenbart, an das er glauben und für das er kämpfen konnte.

Ein Bajoraner, gekleidet in eine elegante, rote Robe, trat aus dem Portal der Residenz heraus auf den Platz. Er verweilte kurz am Ende der breiten Treppe, so als wäre er unschlüssig, wohin er seine Schritte lenken sollte, dann setzte er sich langsam in Bewegung. Die Bajoraner, die seinen Weg kreuzten, wichen respektvoll zur Seite und verneigten sich. Er erwiderte ihre Ehrerbietung mit einem leichten Senken des Kopfes. Eine Frau in einem schlichten Kleid näherte sich ihm. Sie hielt ein Kind an der Hand, das mit großen Augen auf das kostbare Gewand des Mannes starrte. Die Frau sagte ein paar Worte, worauf der Vedek sich lächelnd zu dem Kind hinab beugte. Sein prächtiger Ohrschmuck funkelte im Sonnenlicht. Er streckte die Rechte aus und berührte das Ohrläppchen des Kindes. Einige Sekunden verharrten beide, wie erstarrt, dann riss das Kind sich los und brach in ein lautes, unwilliges Geheul aus. Die Frau, vermutlich die Mutter, versuchte, ihr schreiendes Kind zu beruhigen, während sie gleichzeitig einige Sätze hervorsprudelte, zweifellos eine tausendfache Entschuldigung für das schlechte Benehmen ihres Sprösslings.

Den Vedek schien das Verhalten des Kindes weitaus weniger zu bekümmern als seine Mutter, die wortreich auf es einredete, bis es zumindest aufhörte zu brüllen. Doch es schien entschlossen, die Distanz, die es zwischen sich und den Vedek gebracht hatte, zu wahren, jeglichem guten Zureden seiner Mutter zum Trotz. Schließlich gab sie auf.

Der Vedek akzeptierte ihre neuerliche Bitte um Vergebung für diese Ungehörigkeit mit einem Lächeln und setzte seinen Weg fort. Als er sich auf der Höhe des Hauses befand, an dem der Mann lehnte, blieb er stehen. Er drehte sich zur Seite. Seine Augen weiteten sich.

„Seien Sie gegrüßt, Vedek.“

„Wer ... sind Sie?“

„Sie wissen, wer ich bin.“ Der Mann lachte leise. „Denn Sie haben mich erwartet.“

* * *


Shakaar Serina, die gerade von dem Bonsai, einem Geschenk, das Chief O’Brien und seine Frau zu ihrer Hochzeit nach Bajor geschickt hatten, einige zarte Zweige abschnitt, blickte auf.

„Was ist mit dir?“ fragte sie besorgt. „Du zitterst ja.“

„Es ist nichts.“ Shakaar, der neben ihr im Wohnzimmer saß und einen Moment gemeinsamer Ruhe genoss, lächelte. „Mir ist lediglich ein wenig kühl.“

Serina runzelte die Stirn. In dem offenen Kamin flackerte ein Feuer. Selbst für cardassianische Maßstäbe war es ziemlich warm im Raum. Sie forschte in den Gesichtszügen ihres Ehemanns nach Anzeichen einer beginnenden Erkrankung, aber abgesehen davon, dass er wie stets ein wenig abgespannt wirkte, was kein Wunder angesichts all der Arbeit und Verantwortung war, die auf ihm lastete, konnte sie nichts entdecken, was auf eine Krankheit hinwies.

Sie wollte ihm vorschlagen, eine Jacke überzuziehen, als sie plötzlich vermeinte, einen kalten Hauch zu verspüren. Doch so schnell, wie dieses Gefühl gekommen war, verschwand es auch wieder, und die junge Cardassianerin schalt sich lächelnd eine Närrin, weil sie sich Dinge einbildete, die gar nicht da waren.

So wie das leise Lachen, das im Knistern der Flammen zu liegen schien, welche die Holzscheite im Kamin zu Asche verbrannten ...
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