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Asche 09 - Unbekannte Partner

von Gabi , Martina Strobelt

Kapitel 3

Ich denke, das ist alles von mir. Lediglich bei der Anfangsszene am Strand bin ich mir nicht sicher, ob das nicht ev. aus Martinas Tastatur stammt.
Die Wellen trieben träge ans Ufer, bedeckten den feinen Sand, gaben ihn wieder frei, mäandrierten in Phantasiezeichnungen ins endlos erscheinende Meer zurück. Botschaften aus Wasser verharrten für einen Moment auf dem feuchten Strand, bevor die nächste Woge wieder alles gleichmäßig mit schäumender Eifersucht bedeckte.

Glitzernde Sonnenstrahlen tanzten unbeschwert auf den kleinen Wellenbögen, gaukelten dem Auge einen Teppich aus Licht vor.

Mit erfreutem Auflachen warf sich die Trill in den nächsten der näherkommenden Wasserberge. Kurzzeitig tauchte ihr dunkler Schopf unter, bevor das nächste Wellental sie prustend wieder frei gab.

Es war einige Zeit her, dass Ezri Dax Urlaub genommen hatte. Genaugenommen war das noch in ihrem Leben als Ezri Tigan gewesen. Der dominische Krieg, in dessen Mitte sie nach der Vereinigung geschleudert worden war, hatte wenig Zeit zum Entspannen geboten. Und als die Verträge unterzeichnet waren, standen sie einer der halben Führungsmannschaft beraubten Station gegenüber, die jedem der Übriggebliebenen mehr als genug zu tun gegeben hatte. Die vom Sternenflottenkommando versprochenen Sonderurlaube waren immer weiter hinausgeschoben worden. Dax hatte alle Hände voll damit zu tun gehabt, sich durch tagelanges Studium verschiedener Aufzeichnungen ein wenig von Jadzias wissenschaftlichem Wissen anzueignen, um wenigstens zu einem Teil die immer noch unbesetzte Stelle auszufüllen. Es hatte ihr Spaß gemacht, wurde ihr dadurch doch die Chance gegeben, sowohl auf der Seite der Patientenbehandlung als auch in der Forschung mit Bashir zusammen zu arbeiten.

Überraschenderweise war es schließlich Bashir gewesen, der vorgeschlagen hatte, endlich den Urlaub einzufordern. Dax‘ Freude darüber hatte allerdings einen gehörigen Dämpfer erhalten, als er ihr erklärt hatte, wo er gerne ein paar freie Tage verbringen wollte – ohne Hintergedanken natürlich.

Erst nachdem er ihr mehrere Holosimulationen vorgespielt hatte, hatte sie eingewilligt. So waren sie schließlich an der ilvianischen Küste gelandet. Nicht sehr weit von dem Forschungszentrum entfernt, das momentan Dreh- und Angelpunkt der Ausführungen der um die Schürfrechte konkurrierenden Industrievertreter war.

Sie ahnte, dass Bashir sich die fixe Idee in den Kopf gesetzt hatte, sie mit ihrer Mutter wenigstens halbwegs zu versöhnen. Sie wünschte sich, er würde sich um andere Dinge kümmern ...

Dennoch musste sie gestehen, dass der Ort nicht ungeschickt gewählt war. Jadzia hatte sich nicht oft auf dem Planeten befunden, meist nur in der Hauptstadt und deren näherer Umgebung. So hatte Dax keine Erinnerungen an die wunderbare einsamere Landschaft Bajors. Der Symbiont kannte sie nur aus den Erzählungen Benjamins.

Ezri Dax ließ sich von der nächsten Welle rücklings an den Strand zurücktreiben. Sie begann nun zu verstehen, was ihr Freund immer gesehen hatte. Bajor war weit weniger industrialisiert und dicht bevölkert als andere Planeten. Man spürte die Natur intensiver.

Sie befanden sich nun schon seit den frühen Morgenstunden an diesem Strand: Feiner weißer Sand, meergrünes Wasser, noch bis weit hinaus konnte man den Ozeangrund sehen, so klar war es. Und doch waren sie den ganzen Tag noch niemandem begegnet. An anderen Orten im Universum hätten sie schon längst diesen Platz mit unzähligen anderen Besuchern teilen müssen.

Genüsslich drehte sich Dax auf den Bauch, als ihr Körper den Sand berührte. Eine Zeitlang lag sie einfach nur da, ließ sich von jeder neu anbrandenden Welle ein wenig weiter nach vorne schieben, bis sich schließlich unerträglich viel Sand im Ausschnitt ihres Badeanzugs angesammelt hatte. Sie stützte die Hände auf und erhob sich.

Bashir lag weiter von der Wasserlinie entfernt, Sonnenbrille auf, die Arme über dem Kopf verschränkt, und genoss die Sonne.

Mit einem schrägen Grinsen auf dem Gesicht näherte sie sich ihm, darauf bedacht, nicht vor die Sonne zu laufen. Er bemerkte ihre Gegenwart erst als ein kühler Regen auf ihn hinab rieselte.

„Arrgl!“ Unter Dax‘ Lachen sprang der Arzt wie von einer Tarantel gestochen auf und schlug sich die Arme demonstrativ um die Schultern. „Bist du verrückt?!“

„Du bekommst ja gar nichts vom schönen Wasser mit“, verteidigte sie sich lachend, während sie aus seiner Reichweite hüpfte.

„Aber ich hätte gerne noch mehr von der schönen Sonne mitbekommen.“ Er bückte sich und warf ihr ein Handtuch zu.

Als sie sich abzutrocknen begann, trat er hinter sie und übernahm das Abrubbeln ihres Rückens. „Na, immer noch der Meinung, dass ich eine üble Umgebung ausgesucht habe?“

Sie wandte ihren Kopf um und küsste ihn auf die Wange. „Nein, absolut nicht. Ich nehme alles zurück.“

„Gut.“ Er lächelte. „Und jetzt sollten wir uns beeilen, damit wir noch rechtzeitig zur Demonstration deiner Mutter kommen ...“

Mit einem frustrierten Stöhnen warf sie ihm das Handtuch ins Gesicht.

* * *


Der bajoranische Premierminister lauschte den Ausführungen der Ingenieurin. Er verstand genug von Technik, um ein vages Bild zu bekommen, jedoch zu wenig, um die Feinheiten zu verstehen. Von Zeit zu Zeit versicherte er sich mit einem Seitenblick, dass seine Wirtschaftsministerin den Erklärungen folgte. Sie stand mit einem technischen Berater an ihrer Seite im Kreis einiger bajoranischer Experten und dem Trill-Team vor dem großen Aussichtsfenster, welches den Blick in die Halle dahinter ermöglichte. Die oberen Teile des kombinierten Bohr- und Schürfgeräts waren dort zu sehen. Jedem der Mitbieter war die Möglichkeit gegeben worden, in einem Abstand vor der ilvianischen Nordküste eine Bohrinsel zu verwenden und darauf die beabsichtigte Vorgehensweise Vertretern der bajoranischen Regierung zu demonstrieren. Um Industriespionage zu verhindern, war der Zugang zu den jeweiligen Versuchszentren den konkurrierenden Unternehmen untersagt.

Da sich die Peronium-Vorkommen in einem leicht instabilen Gebiet befanden, welches durch Seebeben gefährdet war, musste bei der Auswahl der Methoden behutsam vorgegangen werden. Shakaar war fest entschlossen, den Zuschlag nicht demjenigen Anbieter zu geben, der den höchsten Preis nannte, sondern demjenigen, dessen Technik ihn überzeugte. Im ilvianischen Hinterland lagen weitläufige Botonfelder, die kurz vor der Ernte standen. Ein nicht unerheblicher Teil der bajoranischen Nahrungsversorgung wurde von dieser Provinz aus bestritten. Jeder Eingriff in das Ökosystem musste daher sorgfältig geplant sein.

Shakaars Blick wanderte von dem großen Bohrgerät zu der kleinen Gestalt hinunter, die ihn an der Hand hielt. Serina war in die Hauptstadt zurückgekehrt. Sie hatte ihr Büro nicht zu lange verlassen wollen, weil die widersprüchlichen Erlasse der Regierung in Bezug auf die Hilfslieferungen natürlich die Logistik empfindlich durcheinandergebracht hatten. Sie hatte Katalya bei ihrem Mann gelassen, damit die Kleine noch ein wenig die Sonne genießen konnte, bevor sie wieder in ihr verschneites Zuhause zurückkehren musste. Shakaar wusste jedoch sehr gut, dass Serinas eigentlicher Hintergedanke dabei gewesen war, dass nicht er auf das Mädchen, sondern das Mädchen auf ihn aufpasste. Zwar hatte die Sonne ihm in der letzten Woche gut getan, doch seine frühere Zuversicht war noch nicht vollständig zurückgekehrt. In Katalyas Nähe jedoch vergaß er seine düsteren Gedanken. Er liebte das Mädchen und es erfüllte ihn mit tiefer Dankbarkeit, dass es diese Liebe erwiderte. Er hatte sich immer eigene Kinder gewünscht. Doch seit er mit Serina zusammen war, hatte er diesen Gedanken verdrängt. Ihrer beider Welten waren noch nicht so weit, einen Mischling zu akzeptieren. Die Behandlung mancher Mischlingskinder aus der Besatzungszeit zeigte das deutlich. Sie wollten das einem Kind nicht antun, nur um ihre eigenen Wünsche zu befriedigen.

Ein leichtes Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus, als er beobachtete, wie Katalya offensichtlich fasziniert den Bohrer betrachtete und den Ausführungen lauschte. Das Mädchen konnte nicht ein einziges Wort verstehen, doch das schien ihm nichts auszumachen. Den bajoranischen Ohrschmuck, der ein exaktes Replikat von Shakaars eigenem war, trug sie mit sichtlichem Stolz. Es war eine für alle sichtbare Verbindung mit ihrem Vater.

Er beugte sich hinunter, umfasste sie und hob sie auf den Arm.

Durch die Bewegung gestört hielt Mrs. Tigan in ihrer Ausführung inne. Die Gegenwart des Kindes hatte sie ohnehin von Anfang an irritiert.

Vater und Tochter lächelten ihr entgegen. „Lassen Sie sich von uns nicht stören. Fahren Sie fort.“

Kopfschüttelnd wandte sich die Ingenieurin wieder dem Display zu, an welchem sie gerade die Vorgehensweise erklärte. Ihr wäre es damals niemals in den Sinn gekommen, ihre jungen Kinder zu geschäftlichen Treffen mitzunehmen. Es störte sie, dass der Premierminister ganz offensichtlich nicht vollständig bei der Sache war. Das waren keine Umstände, unter denen sie es gewohnt war zu arbeiten. Doch sie wollte dieses Vorkommen, also schluckte sie jede Bemerkung hinunter.

Bevor sie weiter sprechen konnte, öffnete sich die Tür zu einer erneuten Unterbrechung. Ihre Tochter und der Arzt betraten den Raum. Mrs. Tigan nickte ihnen zu. Beide trugen Zivilkleidung – was ihr an Ezri wesentlich besser gefiel als die schlafanzugähnliche Sternenflottenuniform – und zumindest Bashir lächelte freundlich.

„Ich hoffe, wir stören nicht. Hat die Demonstration schon begonnen?“ Bashir fand sich einigen irritiert blickenden bajoranischen Gesichtern gegenüber.

„Lieutenant Dax, Dr. Bashir, seien Sie willkommen“, begrüßte der Premierminister die beiden. „Machen Sie es sich bequem. Der spannende Teil steht noch bevor.“

Die bajoranischen Gesichter wandten sich wieder der Ingenieurin zu, jetzt, da ihr Regierungsoberhaupt die Neuankömmlinge identifiziert hatte. Die beiden Sternenflottenoffiziere gingen in den hinteren Teil des Raums, wo sie niemandem im Weg standen. Bashirs Aufmerksamkeit driftete von dem Bohrer zu Shakaar. Er beobachtete den Mann aus den Augenwinkeln. Der Arzt war einer von nur wenigen Personen, welche die wirkliche Geschichte kannten. Shakaar sah nicht gut aus. Zwar strahlte er in diesem Raum Zuversicht aus, doch sie schien nicht unter die Oberfläche zu gehen. Seine sonst kraftstrotzende Gestalt wirkte eingefallen und bleich. Mit geübtem Blick konnte Bashir erkennen, dass dies nur zu einem geringen Teil Nachwirkungen des zu langen Wasserentzugs während seiner Gefangenschaft waren. Das seelische Gerüst des großen Bajoraners war erschüttert worden.

Vielleicht sollte er doch Ezri ins Vertrauen ziehen. Der Mann brauchte jemanden, mit dem er sprechen konnte. Seine Frau stand ihm zu nah und Colonel Kira ... So sehr Bashir die bajoranische Kommandantin schätzte, sie würde eine miserable Counselor abgeben ...

„Jetzt wink‘ doch endlich zurück“, raunte Dax ihm zu, während sie ihn mit dem Ellenbogen anstieß.

„Wie bitte?“ Bashir blickte überrascht zu seiner Partnerin. Dann folgten seine Augen der Bewegung ihres Kinns. Er war so sehr in das Studium der Gesichtszüge Shakaars vertieft gewesen, dass er überhaupt nicht bemerkt hatte, dass sich das cardassianische Mädchen an dessen Schulter umgedreht hatte und ihn angrinste. In der kleinen Faust hielt es einen rosaroten Plüschhasen, mit dem es eifrig auf und ab wedelte.

Augenblicklich begann der Arzt ebenfalls zu grinsen. Er bewegte den Kopf zur Antwort und winkte.

Katalya gluckste leise. Zumindest sie hatte ihr traumatisches Erlebnis bestens überstanden.

„Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, werde ich die Probebohrung initialisieren“, war die Stimme von Ezris Mutter zu vernehmen. Bashir wandte seine Aufmerksamkeit wieder den erwachsenen Geschehnissen im Raum zu. Der technische Berater der Wirtschaftsministerin deutete noch auf ein paar Punkte des Displays, welche Tigan weiter erörterte, dann gab es keine Wortmeldung mehr.

Die Ingenieurin betätigte den Schalter eines Interkoms. „Ich werde der Technikzentrale Bescheid geben, dass sie die Bohrung einleiten.“

* * *


Die Techniker hatten die regulären Überprüfungen zum dritten Mal vorgenommen. Die Synchronisation der Scanner und der Materiewandler war perfekt. Die Energiezellen waren frisch aufgeladen, die Matrix der oberen bajoranischen Erdkruste eingestellt.

Das Prinzip des neusten Instrumentariums des Konsortiums beruhte auf einem Materieaustausch. Während leistungsstarke Sensoren sich Zentimeter für Zentimeter den Meeresboden entlang und hinab tasteten, wurden die von ihnen gelieferten Daten sofort im Rechner verarbeitet und steuerten einen feinen Transporter-Strahl, der gezielt Peronium in seine Molekularstruktur zerlegte und in ein Sammellager transportierte. Noch während sich das Metall auflöste, wurde über einen gekoppelten Strahl bajoranisches Erdreich in den entstehenden Hohlräumen materialisiert. Tigan hatte eine recht einfache Mineralzusammensetzung gewählt, um nicht mehr Energie für den Prozess zu verbrauchen als der Ertrag wert war. Doch auch so war diese Art der Erzgewinnung mit etlichem an Kosten verbunden. Sie eignete sich jedoch wie keine zweite für instabile Gebiete, in denen Veränderungen im Bodengefüge vermieden werden mussten.

Solange keine Höhlenbildungen auftraten, würde die ilvianische See nicht einmal ein Kräuseln an der Oberfläche verzeichnen. Solange ...

Aus dem Schutz der Seitenverstrebungen, in welchem er ausgeharrt hatte, löste sich einer der Techniker. Die anderen hatten den Bohrer verlassen, also würde die Demonstration in weniger als einer Minute beginnen. Das war alle Zeit, die er hatte – und alle Zeit, die er brauchte. Seine Auftraggeber waren für teures Geld in den Besitz der Unterlagen über den Prototyp gekommen. Er hatte sie studiert, bis er die erforderlichen Handgriffe im Schlaf beherrschte. Während er mit einer Hand die Abdeckplatte entfernte, hatte er mit der anderen schon begonnen, die Parameter im Anzeigenfeld zu verändern. Er zog die Hand zurück, als eine leichte Vibration den Beginn der Demonstration anzeigte.

Mit zufriedenem Ausdruck zog er sich wieder zurück, um sich der erwartungsvollen Menge der Techniker am Kontrollpult zuzugesellen.

* * *


„Hier und hier hat der Scanner Peronium-Vorkommen ausgemacht.“ Mrs. Tigan deutete mit einem Zeigestab auf kleine gelbumfasste Bereiche auf der Anzeige. Eine geologische Abbildung des Ozeanbodens war darauf zu erkennen. Die Abtastspuren der sonischen Sensoren wurden durch feine rote Linien dargestellt. Je nach Abtastrichtung änderte sich das Display von Aufsicht in Profil und zurück. Von Zeit zu Zeit entstanden gelbe Flecken entlang der Abtastspuren.

Die Mitglieder der bajoranischen Regierung und die beiden Sternenflottenoffiziere beobachten fasziniert den Vorgang. Schließlich entstand ein gelber pulsierender Bereich.

Mrs. Tigan gab einige Befehle in das Terminal ein, dann nickte sie zufrieden. „Diese Stelle ist konzentriert genug, so dass sich ein Abbau lohnt. Wir beginnen.“

Nach einer erneuten Absprache mit der Technik gab sie eine Sequenz in die Codetafel ein. „Los geht’s.“

Gespannt verfolgten die Zuschauer die Veränderung am Display. Die Ränder des gelben Bereichs veränderten sich in ihrer Form, schrumpften zusehends.

„Der Dematerialisierungsprozess“, erklärte Mrs. Tigan. Auch aus ihrer Stimme konnte sie nicht ganz die Aufregung heraus halten.

„Und gleichzeitig werden die Bereiche mit Boden aufgefüllt?“ Shakaar verfolgte das schrumpfende Gebilde. Es wirkte wie ein Wasserfleck in der Mittagshitze. In ein paar Minuten würde nichts mehr davon vorhanden sein.

„Ganz genau. Sie sehen den Auffüllprozess an der grünlichen Farbe.“ Die Ingenieurin sondierte bereits einen neuen gelb pulsierenden Bereich in einer tieferen Bodenschicht. „Auf diese Weise entstehen keinerlei Instabilitäten im Bodengefüge.“

Dax wollte ihrer Mutter nicht kampflos einen Triumph überlassen. „Wenn du die Energie aufbringst, um mineralischen Boden zu replizieren, warum stellst du das Peronium dann nicht gleich im Replikator her, statt es mit einer solchen Energiemenge vom Meeresgrund zu holen?“

Die Counselor trafen ein paar missbilligende Blicke der bajoranischen Regierungsmitglieder.

Mrs. Tigan schüttelte nachsichtig den Kopf. „Peronium lässt sich nicht kostendeckend replizieren, Dummchen ...“ Dax starrte ihre Mutter empört an. „ ... ansonsten hätte ich schon längst die Sparte gewechselt.“

Dax spürte Bashirs beruhigende Hand auf ihrer Schulter, die sie davor bewahren wollte, etwas Unbedachtes zu äußern. Der Arzt beugte sich zu seiner Geliebten hinunter und küsste sie auf das Ohrläppchen. „Deine Mutter weiß sicher, was sie tut“, flüsterte er ihr zu.

Dax zuckte nur schmollend mit den Schultern, sagte aber nichts mehr. Etwas tief in ihr sehnte sich danach, ihre Mutter einen Fehler machen zu sehen, den diese niemandem anderes mehr in die Schuhe schieben konnte.

Der Vorgang wiederholte sich an drei Bereichen in unterschiedlichen Schichttiefen. Schließlich stellte Mrs. Tigan den Bohrer ab. Mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen wandte sie sich der versammelten Delegation zu. „Und nun bitte ich Sie, mich hinunter zu begleiten, damit wir uns die Ausbeute ansehen können.“



Umringt von ihren leitenden Technikern begutachtete Mrs. Tigan den Erzbrocken in ihrer Hand. Für den Rest der Delegation wirkte das Mineral recht unauffällig, doch der zufriedene Ausdruck der Trill teilte ihnen mit, dass der Versuch von Erfolg gekrönt war.

„Dadurch, dass der Scanner nur die Peronium-Matrix erfasst, ist nach Gewinnung nur noch ein minimaler Reinigungsschritt anzuschließen. Ein Teil der Energie, die für die Gewinnung aufgebracht werden muss, kann hierdurch wieder eingespart werden.“ Sie reichte die Ausbeute dem Premierminister. „Bitte schön, fast reines Peronium, und die See hat sich nicht einmal gekräuselt.“

Shakaar betrachtete das Erz. Er wollte nicht eingestehen, dass die Trill ihm irgendetwas in die Hand hätte drücken können, er hätte ohnehin nicht sagen können, um was es sich handelte. Also nickte er anerkennend. Katalya an seiner Seite drückte ihre Enttäuschung über das unspektakuläre Stück Boden deutlicher in ihrem cardassianischen Gesichtchen aus. Sie hatte etwas Glitzerndes, Schillerndes erwartet.

„Und Sie können garantieren, dass auch bei großflächigem Abbau keine Störung im Mantel auftreten wird?“ wollte Shakaar wissen. So faszinierend diese Methode sich präsentierte, er hatte seine Bedenken.

„Sie haben mein Wort darauf, Premierminister. Sie werden keinen Unterschied merken, wenn diese Geräte hier ihren ...“

Die Tür öffnete sich, und ein bajoranischer Techniker betrat eiligen Schritts den Raum. Er hielt auf Shakaar zu. „Entschuldigen Sie die Störung, Minister Shakaar, doch die Beobachtungswarte empfängt Aktivitäten vom Meeresboden.“

„Was?“ Der große Bajoraner warf der Trill-Ingenieurin einen Blick zu, dann folgte er dem Mann in den Kontrollraum der Bohrinsel hinauf.



Als Dax und Bashir den Kontrollraum erreichten, waren alle Monitore zum Leben erwacht. Zuvor hatten sie für die Demonstration nur den Hauptschirm aktiviert gehabt, doch nun flimmerte das gesamte vordere Halbrund des Kuppelraums. In unterschiedlicher Geschwindigkeit veränderten sich Tabellen, Graphiken und Videodarstellungen.

Noch während die beiden Sternenflottenoffiziere einen Platz suchten, an welchem sie nicht im Weg herumstanden, hetzten Bajoraner in die Zentrale, um allmählich die freien Plätze vor den Konsolen zu füllen.

Shakaar stand hinter dem Techniker am Hauptschirm und rief von Zeit zu Zeit seine Anweisungen.

Dax begriff als erste die Lage. Sie machte Bashir auf einen Monitor aufmerksam, der denselben Bereich des Meeresbodens zeigte, den zuvor ihre Mutter für die Demonstration ihres Materietransportverfahrens ausgesucht hatte. Die durchgehend grün gefärbte Füllung der stabilisierten Lagerstätten zeigte nun Fehlstellen, die sich langsam vergrößerten.

„Das Material ist instabil!“ Sie war mit zwei Schritten neben dem Techniker an der entsprechenden Konsole. „Lieutenant Ezri Dax, Sternenflotte, kann ich mich irgendwie nützlich machen?“

Der Mann blickte auf und bemerkte die natürliche Tätowierung der jungen Frau. Dann zeigte er auf die Kommunikationseinheit. „Sie können die Vermittlung übernehmen. Ihre Leute versuchen gerade, das Problem zu finden.“

Dax nickte. Sie zog sich einen der leeren Stühle heran und aktivierte den Kanal. „Hallo Mutter, hier ist Ezri – was ist in deinem perfekten Plan schiefgelaufen? ...“

Bashir folgte dem Beispiel seiner Freundin. Er näherte sich dem großen Bajoraner in der Mitte der Überwachungsanlagen. Shakaar hatte mittlerweile eine Konferenzschaltung mit mehreren zuständigen Personen auf dem Hauptschirm herstellen lassen.

„Ich will zwei Überwachungsflieger über dem Gebiet ...“ noch ehe das eine Gesicht genickt hatte, sprach er schon mit dem zweiten. „ich brauche eine Analyse für den worst case – so rasch wie irgend möglich. Evakuierungseinheiten sollen sich bereit machen. – Jamil, informieren Sie die Ratsmitglieder, verhindern Sie jedoch, dass sie mich alle gleichzeitig sprechen wollen.“ Er ließ kurzzeitig seinen Kopf hängen, dann sah er über seine Schulter zurück. „Wie ist der Status?“ rief er der Überwachungskonsole zu.

„Der Druck auf die Kruste nimmt zu. Ich weiß nicht, wie lange sie noch hält!“

„Das war nicht die Antwort, die ich hören wollte.“

„Tut mir leid, Sir. Es ist momentan leider die einzige, die ich geben kann.“

„Hat Mrs. Tigan ...“ er bemerkte die Sternenflotten-Offizierin an der Kommunikation. Ein anerkennendes Lächeln huschte über seine Züge. „... schon das Problem gefunden?“

Die Trill schenkte ihm einen entschuldigenden Blick. „Negativ. Sie überprüfen gerade die Zusammensetzung des Füllmaterials. Sobald sie mehr wissen, versuchen sie einen erneuten Materialisationsprozess.“

„Danke ...“ Shakaar bemerkte nun auch den Arzt hinter sich stehen.

„Doktor?“

„Kann ich mich irgendwie nützlich machen?“ Bashir deutete mit dem Kinn auf die Monitorreihen.

„Ich weiß nicht ...“

„Premier, Menhir Gabro antwortet jetzt“, berichtete die für die Konferenzschaltungen zuständige Bajoranerin.

„Danke ...“ Shakaar sah noch einmal zu Bashir, bevor er an den Monitor trat. „Kümmern Sie sich bitte um Katalya.“

Bashir erblickte das Mädchen, welches an der instrumentenfreien Wand saß. Den Plüschhasen im Arm beobachtete es wie vorher schweigend das Treiben um sich herum. Der Arzt ging zu ihr hinüber und hockte sich neben sie. „Na, meine Kleine, dir kommt das alles hier auch reichlich seltsam vor, nicht wahr?“

Die kleine Cardassianerin sah zu ihm auf. Ihre hellen Augen wirkten erwachsen, als sie ihm ernst erklärte: „Papa hat Probleme. Wir dürfen ihn nicht stören.“

Trotz der angespannten Lage musste Bashir lächeln. Er beugte sich hinüber und nahm Katalya auf den Schoß. Es musste an ihrer Rasse liegen – er konnte sich an keinen Cardassianer erinnern, der jemals nicht diszipliniert und überlegen gewirkt hätte.

„Sie haben den Fehler gefunden!“ hörte er die Stimme seiner geliebten Ezri durch den Raum rufen. „Sie programmieren gerade um und starten dann den Vorgang erneut.“

„Gut.“ Shakaar erklärte dem Leiter des ilvianischen Landwirtschaftsministeriums, dessen Gesicht sich momentan im Zentrum des geteilten Konferenzschirms befand: „Es scheint noch einmal gut zu gehen. Die Ingenieure sind dabei, die entstandenen Hohlräume wieder zu füllen ...“

„Wie lange wird das noch dauern?“ war die Stimme von der Meeresbodenüberwachung von der anderen Seite des Raums zu vernehmen. Es lag unterdrückte Panik in dem Tonfall.

Dax sprach in ihr Mikrophon. „Noch etwa eine Minute. Sie lokalisieren gerade die Hohltaschen ...“ Ihr Blick war während der Worte von ihrer Station fort zum Monitor der Überwachungsstation gewandert. Ihre Lippen formten nahezu zeitgleich mit dem Techniker: „Wir haben keine Minute mehr ...“

„Die Kruste bricht!“

Für unendlich lange Sekunden starrten alle im Raum schweigend die Abbildung des Meeresbodens an. Die Messungen der seismischen Aktivitäten wurden zeitgleich in graphische Darstellungen umgewandelt, um die abstrakten Zahlenkolonnen besser zu veranschaulichen.

Nun wurden sie Zeugen, wie in diesem Modell die glatte Oberfläche der Kruste im größten der entstandenen Hohlräume Risse bekam.

„Mutter, Ihr müsst sofort materialisieren!“ Dax versuchte ihre Stimme ruhig zu halten, doch es gelang ihr nur teilweise. „Wir haben Anzeigen für vulkanische Aktivitäten.“

„Zu spät“

Die erschrockene Starre im Raum löste sich, als das Magma durchbrach.

„Evakuieren Sie sofort!“ Shakaars Befehl war an mehrere Adressaten gleichzeitig gerichtet.

Während Bashir aufsprang und Katalya auf den Arm nahm, hörte er noch wie Bodenflieger an die ilvianischen Strände geordert wurden, um Urlauber herauszuholen, dann war er auch schon mit dem Strom der bajoranischen Techniker zur Tür hinaus und auf dem Weg zu den Transportern.
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