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Pathfinders: Tage wie diese

von VGer

Kapitel 2

„Tu’ mir einen Gefallen, Harry, und halt’ einfach die Klappe. Du hast nichts zu befürchten und nichts zu verlieren, im Gegenteil.“

Miral Paris quäkte nachdrücklich auf, als die Stimme ihres Vaters schärfer wurde, nur um gleich wieder in einen zufrieden schmatzenden Halbschlaf gewiegt und gesäuselt zu werden. Noch blieb sie völlig unbeeindruckt von dem Universum, in das sie so spektakulär wie noch niemand vor ihr gekommen war und erst kennenlernen musste.

Der schalkhaft trotzige Blick des jugendlichen Abenteurers, der er vor Beginn ihrer Reise gewesen war, war aus Tom Paris’ Gesicht gewichen. Ernsthaft, beinahe etwas traurig, fixierte er seinen besten Freund.

„Du bist und bleibst ein Goldjunge. Auf dich warten deine wunderbaren Eltern und die große Liebe deines Lebens, eine Beförderung und eine vielversprechende Karriere.“ Tom schüttelte verständnislos den Kopf und streichelte über den flaumigen Kopf seiner neugeborenen Tochter. „Ich kann dir prophezeien wie es für dich jetzt weitergeht. Du kriegst einen Orden und einen tollen neuen Posten und wenn du dich nicht allzu blöde anstellst irgendwann sogar das Kommando über die verdammte Enterprise. Und bald hast du eine wunderschöne Frau mit sündhaft langen dunklen Locken und einem Hintern zum Anbeißen, mit der du unheimlich glücklich sein wirst – verboten geiler Sex und ein paar blitzgescheite freche Kinder und ein hübsches Ferienhäuschen auf einem exotischen Planeten inklusive. Du spazierst da hinaus und einer sicheren Zukunft entgegen; und verdammt noch einmal, ich freue mich für dich ... nein, ich beneide dich.“

Harry Kim sah betreten zu Boden, knackte mit den Fingerknöcheln. Der bittere Sarkasmus in der Stimme seines besten Freundes war unüberhörbar und plötzlich dämmerte ihm, wie winzig und lächerlich seine Sorgen im Vergleich zu Toms und B’Elannas schienen. In sieben Jahren hatte sich so viel verändert und entwickelt, sodass er ganz vergessen hatte, wie unterschiedlich ihre Ausgangslagen ursprünglich gewesen waren – auch wenn B’Elanna Torres ihn hin und wieder noch scherzhaft „Sternenflotte“ nannte um ihn zu ärgern war sie schon lange nicht mehr „die Maquis“, ebensowenig wie ihr Ehemann.

Egal was sie früher gewesen waren: sie waren Voyagers, und egal was auch passieren würde wussten sie mit unumstößlicher Sicherheit, dass sie sich immer aufeinander und auf ihre Loyalität verlassen können würden. Sie wussten nur nicht, ob das allgemein bekannt war, ob das ausreichen oder überhaupt zählen würde.

„Hast du von deinem Vater gehört? Weißt du schon wie es weitergehen wird?“, fragte Harry. „Irgendetwas?“
„Nein, ich habe noch nichts vom Admiral gehört, ich weiß genauso viel oder eigentlich genauso wenig wie alle anderen.“ Tom zuckte mit den Schultern, und da war er wieder, der trotzige Sarkasmus, der ihn den Titel seines Vaters ganz besonders betonen ließ. „Und um ehrlich zu sein: es ist auch egal wie es weiter geht, solange ich nur meine Mädchen bei mir habe.“
„Sie können euch nichts anhaben, ihr habt sieben Jahre tadellos gedient ... und außerdem, erinnere dich doch daran was wir über den Pathfinder-Datastream von zuhause erfahren haben: die ganze Föderation verfolgt unser Schicksal und wir werden als Helden gefeiert! Das muss für etwas gut sein, Helden kann man nicht einfach rausschmeißen oder einsperren!“
„Sei bloß nicht zu optimistisch, Harry.“

Die beiden Männer starrten schweigend aneinander vorbei während das jüngste Besatzungsmitglied der Voyager glucksend schlummerte.



=====



„Hallo, Fremder.“ Dr. Leah Brahms lächelte schelmisch, als sie mit geübtem Blick auf das Kommunikationsterminal erkannte, dass ihr Ehemann sich auf einem gesicherten Kanal meldete. „Es ist also wahr.“
„Streng geheim. Ich darf nichts bestätigen und nichts dementieren.“ Einen Planeten weit weg zuckte Captain Janko Brahms unschuldig mit den Schultern.
„Ach komm’ schon, Janko, spiel’ nicht mit mir! Ich war seit fünf Uhr früh in den Werfthallen, ich habe die Flugraumüberwachung auf dem Funk gehört und da ist es rund gegangen wie sonst nur im Krieg oder am Gründungstag.“, protestierte Leah sofort. „Ihr Pfadfinder seid nicht besonders schlau und glaubt wohl, dass alle anderen genauso dumm sind. Dass ihr alternativ U.S.S. Scout oder U.S.S. Baden-Powell als Codenamen verwendet ist allgemein bekannt; außerdem habt ihr die Marsschleuse komplett sperren lassen und den gesamten planetaren und systemischen Flugverkehr lahmgelegt. An einem Montagmorgen!“
„Was für ein seltsamer Start in den Tag, nicht wahr?“, schmunzelte Janko, und er bemühte sich redlich nicht herauszuplatzen und alles haarklein zu erzählen. „Leah, Liebling, ich weiß, dass wir eigentlich bald Urlaub haben und wir in ein paar Tagen zu deinen Eltern nach Alpha Delphi fliegen wollten, aber ich fürchte daraus wird nichts. Es ist dienstlich etwas dazwischengekommen, ganz unerwartet, und ich kann nicht so einfach weg. Bist du mir böse?“

Langsam, ganz langsam, begannen Leahs Augen zu strahlen – und das lag nicht daran, dass sie ihre Eltern nicht besuchen wollte, im Gegenteil, auf diesen Urlaub hatte sie sich seit langem schon gefreut. Sie war zweiundvierzig Jahre alt und hatte mehr erreicht als sie jemals zu erreichen gehofft hatte: sie war nicht nur Universitätsprofessorin, zivile Beraterin für die Technik- und Innovationsabteilung der Sternenflotte sowie ordentliches Mitglied in den Gremien des renommierten Daystrom-Instituts, sie war eine vielfach ausgezeichnete Wissenschaftlerin und trotz ihrer vergleichsweise jungen Jahre eine unangefochtene Koryphäe in ihrem Fachbereich. Außerdem war sie praktischerweise verheiratet mit einem Sternenflottencaptain, der für das Pathfinder-Projekt arbeitete, und selbstverständlich wusste Leah Brahms alles was Janko Brahms ihr niemals erzählen hätte dürfen. Sie wusste, dass die Voyager vielfach modifiziert worden war und sowohl mit Transwarp- wie auch mit Slipstreamantrieb experimentiert hatte – etwas, woran ihr Team am Daystrom und der Universität vehement aber noch vergeblich theoretisierte. Die Voyager, so viel war sicher, würde den Zenith von Leah Brahms’ Karriere markieren. Ihre Hände schwitzten und als sie weitersprach wurde ihre Stimme ganz zittrig vor Aufregung, wie die eines kleinen Mädchens das gleich ihr größtes Gründungstagsgeschenk auspacken durfte.

„Unter einer Bedingung, Mister Brahms.“, sagte sie so kontrolliert wie irgend möglich. „Du holst mich ins Team, wir hatten ja schon mehrmals darüber gesprochen. Ich bin die beste Subraumphysikerin und Warpingenieurin im Sektor, wenn nicht im ganzen Quadranten. Ihr denkt vor lauter Bürokratie und Sternenflottensachen noch nicht daran, aber ihr werdet mich brauchen.“
„Betrachte es als erledigt, Liebling. Paris weiß schon Bescheid, Barclay hätte fast hyperventiliert bei dem Gedanken, einer der Adjutanten des Admirals kümmert sich um die Formalitäten.“, lächelte Janko. „Tu’ uns beiden den Gefallen und tu’ ahnungslos und überrascht wenn du kontaktiert wirst.“
„Danke, Janko, wirklich. Du weißt gar nicht ... ach was, du weißt ganz genau wie sehr ich mich darüber freue! Ich kontakte umgehend meine Eltern, ihnen wird das gar nicht gefallen.“ Leah rollte mit den Augen, als sie allmählich wieder auf dem Boden der Tatsachen ankam.
„Grüß’ sie recht herzlich von mir.“, bat Janko und fügte hinzu, „Du solltest dir besser frei nehmen und baldestmöglich zur Erde kommen.“
„Vermisst du mich schon so sehr?“, fragte Leah anzüglich und klapperte mit den Wimpern.
„Nicht nur ich.“, schmunzelte Janko ernsthaft, und nach einem Blick auf den Chronometer schien er es plötzlich eilig zu haben – kein Wunder an einem Tag wie diesem! „Die Enterprise ist zu uns unterwegs, aus Gründen. Wenn wir schon in Arbeit ertrinken und der Urlaub gestrichen ist können wir wenigstens die Gelegenheit nutzen und Zeit mit alten Freunden verbringen.“
„Geordi!“, rief Leah, noch fröhlicher als sie sowieso schon war. „Gut, Liebling. Danke für alles. Ich beeile mich und regle alles, ich lasse es dich wissen wann ich ankomme.“

Als sie die Verbindung getrennt hatte, seufzte sie tief und schlenderte zu der riesigen Fensterfront, die ihr Büro erhellte. Allmählich war die planetentypisch lange Dämmerung dem Tageslicht gewichen, es war ein strahlend schöner Tag. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah hinauf in den Himmel, betrachtete beinahe liebevoll die silbrigen Bahnen, die tausende und abertausende Shuttles und Raumschiffe in die Atmosphäre und entlang der Schleusenflugrouten hinaus in den Weltraum zogen, und das komplexe Konstrukt aus Stahl und Tritanium, das sich kilometerweit in alle Richtungen erstreckte und stets stumm und doch so voller Leben über Utopia Planitia, die Marshauptstadt, zu wachen schien: die Flottenwerft. Wie jeder Marsmensch wurde auch Leah Brahms regelmäßig grantig, wenn die Stadt und die Werft salopp gleichgesetzt wurden, denn die Stadt war viel mehr als nur die Werft, doch sie wusste auch, dass es eine Tatsache war: es war die Werft, die vor zweihundert Jahren ein interstellar bedeutsames Zentrum der Forschung und der Innovation und der Bildung aus der relativ unbedeutenden Marskolonie gemacht hatte. Seit den Tagen von Captain Naoko Yaakov – der sprichwörtlichen „Mutter aller Marsmenschen“, Kommandantin der Ares-IX-Mission und Gründerin der ersten erfolgreichen Marskolonie in Utopia Planitia – gehörte Pioniergeist zu den wichtigsten Eigenschaften der stolzen Marsianer. Jetzt sollte hier ein neues Kapitel der Raumfahrtgeschichte begonnen werden, das die Gesellschaft der Föderation in noch unendlichere Weiten führen würde. Die Voyager war ein Meilenstein, der wirklich etwas bewegen würde, und sie durfte ein Teil davon sein.

Noch nie war Leah Brahms stolzer gewesen als an diesem Tag.



=====



Sie war nicht nervös. Fähnrich Gleenh Nmoovgrak räusperte sich selbstbewusst, fummelte ein letztes Mal ihre widerspenstige Frisur sowie die Abzeichen an ihrem Kragen und an ihrem Ärmel zurecht, dann trat sie energisch durch die Tür.

Empfangen wurde sie von einer klickenden, surrenden, sausenden Kakophonie, die immer lauter zu werden schien je näher sie dem Podium kam. Sie hatte ja schon viel gehört, doch es gab wohl kaum ein schlimmeres Geräusch als das sensationsgierig geifernder Reporter die sich zu übertönen versuchten während sie sich gegenseitig für die beste Geschichte und das exklusivste Detail zu zertrampeln bereit waren. Entnervt wedelte sie mit der Hand eine dieser nervigen ferngesteuerten Holokamerakugeln, die unentwegt keine zehn Zentimeter vor ihrem Gesicht schwirrte, weg.

Als sie das Podium betrat und die Übertragungstechnik aktivierte verfiel der Saal in geschäftiges Schweigen.

„Geschätzte Medienvertreter.“ – nein, sie schätzte sie ganz und gar nicht. „Ich bin Fähnrich Nmoovgrak und ich bin als Verbindungsoffizier für das Pathfinder-Projekt heute ...“ – an diesem Punkt wurde sie schon von tausend gellenden Fragen erstickt.

Mehrere Ordnungsrufe und sogar eine Intervention der zahlreichen Sicherheitsoffiziere im Saal waren nötig bevor sie fortfahren konnte, manche der durcheinanderwimmelnden Journalisten bedrängten sich sogar körperlich und wollten sich aufs Podium drängen. Die Manieren und Methoden der Medienvertreter, das hatte die Erfahrung Gleenh gelehrt, waren immer noch das Allerletzte. In orionische Filzläuse sollte man sie verwandeln, allesamt! Dann wäre Ruhe und die Qualität der Berichterstattung würde auch nicht weiter leiden, dachte sie bei sich während sie nonchalant am Podium lehnte und darauf wartete, dass der Tumult sich legte.

„Im Auftrag von Admiral Owen Paris, dem Leiter des Pathfinder-Projekts, darf ich mit großer Freude die Neuigkeit verkünden, dass die U.S.S. Voyager heute überraschend in den Alpha-Quadranten zurückgekehrt ist. Captain Kathryn Janeway ist zu Recht ein Vorbild und eine Heldin für alle in der Föderation. Ich kann Ihnen fürs Erste versichern, dass die Mannschaft den Umständen entsprechend wohlauf ist. Im Moment läuft die persönliche Benachrichtigung der Angehörigen sowie interne Sicherheitsmaßnahmen zur Vorbereitung der Rückkehr auf die Erde, deshalb bitten wir um Verständnis, dass wir im Moment nichts weiter bekanntgeben können. Um 20:00 Uhr SFT findet die nächste Medienkonferenz statt. Danke für Ihre Aufmerksamkeit, keine weiteren Fragen.“



Gleenh hastete durch die schier endlosen Korridore des Hauptquartiers zu dem Turbolift der sie zurück in die Pathfinder-Abteilung im Kommunikationsturm bringen würde – sicherheitshalber im Zickzack, um nicht von Medienvertretern verfolgt und beinhart niedergerungen zu werden. Ihr war immer noch ganz schwindlig vom Blitzlichtgewitter, sie erlaubte sich eine kurze Pause.

„Hey du!“ Sie sah auf. Die Stimme gehörte einem lächelnden Jüngling in Zivilkleidung, einem Menschen mit dunkler Haut und kahlem Kopf, der wohl kaum älter war als Mitte Zwanzig – in Erdstandardjahren gerechnet natürlich – sein konnte. „Hey, hör’ mal, das ist jetzt wahrscheinlich ziemlich frech weil wir uns ja gar nicht kennen und so, aber hättest du vielleicht Lust mit mir einen Raktajino trinken zu gehen? Du bist süß, und du siehst so aus wie jemand der Raktajino mag.“

Sie kannte ihn, nein, sie erkannte ihn. Er trug eine Besucherlegitimation für zivile Angehörige von Sternenflottenpersonal direkt neben dem Medienausweis. Diese Chuzpe! – Gleenh hätte beinahe laut aufgelacht. Sie wusste es, so wie sie alles (naja, fast alles jedenfalls) wusste. Er war einer der besonders Penetranten in der Herde von Reportern gewesen, einer der besonders unverschämt die besonders dummen Fragen stellte und sich besonders laut empörte wenn er keine Antwort erhielt die ihm gefiel.

„Oh, jederzeit gerne.“, säuselte sie mit dümmlichem Blick und sein breiter werdendes Grinsen verriet ihr, dass er sich schon triumphieren sah. „Ich mag meinen Raktajino extrastark und ungesüßt. Ich darf annehmen Sie haben Lust, dass ich Ihnen bei einer Tasse oder vielleicht auch zweien exklusiv alles über die Voyager erzähle was ich in der Medienkonferenz nicht sagen durfte, Mister Sisko?“
„So ... sorry! So war das nicht gemeint, wirklich nicht.“ Der Jüngling sackte fassungslos in sich zusammen und seine aufsässig kecke Attitüde war mit einem Mal verschwunden und zu einem errötenden Stottern geworden. „Sie haben da wohl etwas falsch verstanden, Miss ...“
„Nicht Miss sondern Fähnrich. Fähnrich Nmoovgrak – und nein, Sie dürfen das nicht abkürzen.“, antwortete Gleenh kalt. „Und seien Sie unbesorgt, Mister Sisko, ich habe Sie ganz richtig verstanden. Sie arbeiten für das verschriftlichte und bebilderte Subraumrauschen in irgendeinem Randsektor dessen Existenz dem Rest des Universums unbekannt ist und das Sie für ein Qualitätsmedium halten.“
„Also wirklich! Ich bin Chefkorrespondent der Deep Space News & Style.“, protestierte Jake Sisko indigniert und dabei doch unheimlich wortkarg für einen Mann der Worte.
„Wie ich schon sagte.“, bemerkte Gleenh amüsiert. „Und Sie dachten wirklich, ich sei naiv genug im Austausch für einen lauwarmen Flirt, einen verwässerten Raktajino, die hochheilige Versicherung anonym zu bleiben und trotzdem fünf Minuten Ruhm zu erlangen meine Uniform zu verraten?“
„Weshalb so aggressiv?“, konterte Sisko schwachbrüstig. „Hätte nicht ein einfaches nein danke gereicht? Ich wäre schon nicht beleidigt gewesen.“
„Wir K’tarianer kennen 42 verschiedene Ebenen der Hölle, Mister Sisko, wussten Sie das?“, sagte sie unverwandt anstelle einer Antwort. „Mindestens eine davon ist nur für Journalisten reserviert.“

Jake Sisko sagte nichts, er öffnete und schloss den Mund perplex und tonlos, doch Gleenh hatte noch nicht genug. Sie fand eine unverschämte kindische Freude daran ihm seine Präpotenz heimzuzahlen.

„Ich sehe, Sie sind mit einer Angehörigenlegitimation hier, Mister Sisko.“, fuhr sie mit einem verweilenden Blick unter seine Gürtellinie, wo die Ausweise baumelten, fort. „In diesem Fall muss ich Ihnen leider mitteilen, dass ich nicht die Person bin mit der Sie einen Raktajino trinken möchten. Sie haben sich wohl geirrt, denn wie Sie vielleicht sehen können bin ich kein Ferengi und wie Sie zum Raumdock finden erkläre ich Ihnen nur zu gerne, denn hier haben Sie rein gar nichts verloren. Die Enterprise dockt innerhalb der nächsten Stunde.“

Jake Sisko wurde fahl wie die Wand und starrte Gleenh ungläubig an. Zu gerne hätte sie sich ein Paar Ferengi-Ohren wachsen lassen, doch sie ließ die Dummheiten bleiben und machte lieber eine mentale Notiz, die Sicherheitskräfte in den für Pathfinder designierten Stockwerken zu alarmieren. Jake Sisko war vielleicht der erste, unter Umständen auch der dreisteste, aber aller Wahrscheinlichkeit nach leider nicht der letzte Reporter, der mit irgendwelchen fragwürdigen Tricks sich Zugang zu Insider-Informationen über die Voyager verschaffen wollen würde.

„Sie müssen wissen, nicht nur die dunkle Seite hat ihre Quellen – und Kekse. Wir haben Kekse.“ Gleenh lächelte ihr süßestes Lächeln, das die furchterregenden Hörner auf ihrer Stirn und die Schärfe ihrer Zunge eindeutig abschwächte. „Einen schönen Tag noch, Mister Sisko.“



=====



„Chakotay.“

Kathryn Janeways Stimme war kalt und ihr Blick erschöpft. Sie hatte die vergangenen Stunden in überwältigenden Besprechungen mit der Admiralität verbracht, die ihr mehr Kraft gekostet hatten als Gefechte mit den Vidiianern, den Borg, Spezies 8472 oder alle anderen Widrigkeiten, die in den letzten sieben Jahren ihr Alltag gewesen waren. Sie registrierte seine Worte kaum, nahm nur den beruhigenden Klang seiner vertrauten tiefen Stimme wahr.

„Danken Sie nicht mir, Chakotay, danken Sie ihr.“, sagte sie schließlich mit einem Anflug von Traurigkeit in der Stimme.
„Ich komme nicht umhin zu glauben, dass Sie mir einiges verschwiegen haben was Admiral Janeway und die genauen Umstände unserer Rückkehr betrifft.“, bemerkte Chakotay, und es war offensichtlich, dass er seine Worte mit mehr Bedacht wählte als sonst. Die kameradschaftlich-respektvolle Offenheit, sie sich im Laufe der Jahre eingebürgert und die ihren Umgang miteinander geprägt hatte, schien irgendwo im Deltaquadranten zurückgeblieben zu sein.
„Eines Tages werde ich Ihnen alles erzählen, versprochen.“, lenkte Kathryn ein, doch es klang so als würde sie das Gespräch beenden wollen noch bevor es begonnen hatte. „Nur nicht heute, bitte.“
„Schon gut.“, sagte er kühl und machte Anstalten sich trotzdem zu setzen. Was ihm auf dem Herzen lag wollte er lieber nicht so ganz beiläufig besprechen müssen. „Captain, ich bin immer noch Ihr Erster Offizier. Auch wenn – oder gerade weil – wir zurück im Alphaquadranten sind, sollte ich über alles Bescheid wissen was auf diesem Schiff vor sich geht.“

Kathryn Janeway schwieg unverwandt, faltete die Arme vor der Brust als könnte sie so eine Barriere um sich herum errichten. Chakotays Sorge war nicht unbegründet, schließlich hatte die Admiralität zu ihrer Verwunderung ausschließlich mit ihr und Commander Tuvok konferieren wollen. Es schien als würden sich ihre schlimmsten Befürchtungen doch noch bewahrheiten.

„Alle an Bord sind besorgt, Captain, weil niemand genau zu wissen scheint was als nächstes passiert. Sie wissen genauso gut wie ich, dass manche mehr Grund zur Besorgnis haben als andere.“, sprach Chakotay weiter, er formulierte vorsichtig und diplomatisch wie selten zuvor. „Tom und B’Elanna. Miguel Ayala. Chell. Lessing und Gilmore. Der junge Mister Icheb. Sie alle sind heute an mich herangetreten und ich konnte ihnen nicht weiterhelfen, sie alle erwarten Antworten und meiner Meinung nach haben sie auch ein Recht darauf ... also – was kann, was soll ich ihnen beim nächsten Mal sagen?“
„Die Wahrheit.“, sagte Janeway schlicht. „Wir können noch nichts genaueres sagen und werden nicht spekulieren. Unsere Heimkehr war so überraschend, dass alle mit ihren Konsequenzen überfordert sind – nicht nur wir, auch die Autoritäten. Aber versichern Sie allen, dass ich die Situation absolut unter Kontrolle habe und mein Möglichstes für meine Mannschaft tun werde.“

Chakotay knurrte wenig überzeugt, die Ereignisse seit der Rückkehr und der befremdlich distanzierte Unterton in Janeways Stimme wollten ihm gar nicht gefallen.

„Machen Sie sich mal keine Sorgen, Chakotay. Das ist das altehrwürdige Sternenflottenhauptquartier, dort ist selbst Lichtgeschwindigkeit etwas langsamer als überall sonst im Universum.“ Kathryn schmunzelte nur halb, ihr Versuch die angespannte Lage mit Humor aufzulockern versickerte ungehört in der so vertrauten und doch so fremden Atmosphäre unter ihnen.
„Ist es tatsächlich nur das, Kathryn?“, fragte Chakotay sofort, doch er konnte die Zweifel in seiner Stimme nur schlecht verbergen.
„Ich hoffe es.“ Wie an jedem anderen Tag auf der anderen Seite der Galaxie legte Kathryn eine beschwichtigende Hand auf seinen Arm. „Das ist für uns alle eine riesige Umstellung, die Zeit und Geduld braucht. Das kam alles viel zu plötzlich, wir waren so lange auf uns allein gestellt ... Owen Paris hat mich soeben gerügt wie ich zuletzt als Fähnrich gerügt wurde, weil mein Tonfall nicht respektvoll genug für meinen vorgesetzten Offizier war.“

Sie lachten kurz und einträchtig.

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