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Asche 12 - Asche zu Asche ...

von Gabi

Kapitel 2

Die Stille im Eingangsbereich der Krankenstation war irritierend. Im Vergleich zu der überbordenden Fröhlichkeit, welche die Bajoranerin gestern Abend in Quark’s an den Tag gelegt hatte, wirkte sie nun scheu und zurückhaltend. Benteen fühlte sich unwohl, wie sie beide hier so schweigend nebeneinander standen und die gegenüberliegende Wand anstarrten.

Sie räusperte sich. „Die Frau ist eine Freundin von Ihnen?“ Es gab nichts Besseres, um Schweigen zu brechen als das Feststellen offensichtlicher Tatsachen.

Sito nahm ihren Blick von der geschlossenen Tür des Operationsbereichs. „Ja, sie ist … Archäologin“, es klang definitiv besser als Grabräuberin, und im Grunde ihrer Ausbildung war das ja auch tatsächlich Vashs erlernter Beruf. „Ich habe für sie gearbeitet, als Sie mich …“ Statt den Satz zu beenden, blickte sie die Terranerin bedeutungsvoll an.

„Ah, richtig“, Benteen rutschte ein wenig an der Wand. Sie hatte Sito immerhin quasi mit vorgehaltenem Phaser von der Ausgrabungsstätte fortgeholt.

Beide Offizierinnen starrten wieder die Wand an.

Nach einer Weile fühlte Benteen sich abermals bemüßigt mit Small Talk die Stille zu füllen: „Ist sie Ihre Lebensgefährtin?“ Noch bevor sie die letzte Silbe geäußert hatte, verfluchte sie sich darüber. Es war nicht ihre Art Privates von Kollegen zu erfragen – noch interessierte es sie normalerweise. Das wortlose Warten machte sie offensichtlich nervös.

Doch statt ihre Worte als die befürchtete Steilvorlage zu verwenden, reagierte die Bajoranerin so zurückhaltend wie zuvor. Ihre Gedanken waren ganz offensichtlich im Operationssaal. „Nein, Vash steht auf Männer. Ich bin zur Zeit ohne feste Partnerin.“

„Äh … ja …“, Benteen hatte das Gefühl, dass der Kragen ihres Uniformshirts in den letzten Sekunden um zwei Nummern enger geworden war. Halt bloß den Mund, verfluchte sie sich.

Erneute Stille folgte. Die Terranerin versuchte von der Seite auszumachen, was im Kopf der jüngeren Frau vor sich ging. Doch diese war ganz offensichtlich zu besorgt, um sich irgendwelche Gedanken um das laufende Gespräch zu machen. Hatte sie Sitos seltsames Verhalten gestern Abend in Quark’s so falsch interpretiert?

Benteen zuckte mit den Schultern. Auch sie wandte ihren Blick wieder der geschlossenen Tür zu. Nach einiger Zeit kam die Krankenschwester aus dem Diagnose-Bereich zurück. Ihr Patient verließ die Krankenstation.

„Können Sie uns sagen, wie lange Dr. Bashir noch in der Operation bleiben wird?“ nutzte Benteen augenblicklich die Gelegenheit.

Die medizinische Assistentin nickte knapp. „Einen Moment, Commander.“ Sie trat an die Anzeigentafel heran, welche sich in Kopfhöhe neben der geschlossenen Tür befand. Benteen war bereits aufgefallen, dass sich darauf laufend Daten veränderten, doch ohne medizinische Vorbildung sagten ihr die Kürzel nichts.

„Der Eingriff ist beendet“, erklärte die Assistentin, „Sie schließen jetzt die Wunde.“

„Danke.“ Obwohl Sito genau dasselbe gehört hatte, wie sie, wandte sie sich zu der Sicherheitsoffizierin um und bemerkte: „wir werden bald mehr wissen, wie es Ihrer Freundin geht.“

Jetzt huschte eine Regung über das angespannte Gesicht der Bajoranerin. Ein schwaches Lächeln spielte um ihre Mundwinkel, als sie leicht nickte. Egal, was das Resultat war, das Warten darauf war um etliches schlimmer.

Die Terranerin runzelte ein wenig die Stirn. Sie hatte sich noch nie die Muse genommen, Sito näher zu betrachten. „Sie tragen gar keinen Ohrring“, stellte sie nun verwundert fest.

„Wie bitte?“ Die Bajoranerin blickte von dem OP-Display auf. Erst jetzt bemerkte sie, wie nahe sie eigentlich der brünetten Terranerin stand, die sie gestern Abend noch versucht hatte aus der Reserve zu locken. Unbewusst trat sie einen Schritt zurück. Dann fuhr ihre Hand an ihr rechtes Ohrläppchen. Das schwache Lächeln erhielt eine reuevolle Note. „Der Ohrring ist ein Zeichen der Familienzugehörigkeit und des bajoranischen Glaubens – beides habe ich schon lange abgelegt.“

Benteens Brauen hoben sich. „Sie glauben nicht an die Propheten?“

„Warum sollte ich?“ Sito sah sie ihrerseits überrascht an. „Für mich sind die Wurmlochwesen eine höher entwickelte Rasse. Eine Sternenflottenausbildung zu durchlaufen und dann an so etwas wie Götter zu glauben, passt für mich nicht zusammen.“

Commander Benteen schenkte ihr einen anerkennenden Blick. „Das halte ich für eine sehr vernünftige Einst…“

Die Türen des Operationsbereichs öffneten sich endlich und gaben den Blick auf einen recht erschöpft wirkenden Dr. Bashir noch in voller Chirurgenmontur frei.

Die Terranerin hielt Sito zurück, die bereits vorstürmen wollte. Sie wartete ab, bis der Arzt von sich aus das Wort ergriff.

Der zog sich die Haube vom Kopf und entledigte sich der Handschuhe, die er seiner Assistentin zur weiteren Versorgung reichte. Dann fuhr er sich mit der Rechten durch das schweißnasse Haar. „Ich denke, sie kommt durch“, merkte er schließlich an. „Das Messer hat die Bauchschlagader so eben und eben gestreift. Es war knapp. Doch sie muss auf jeden Fall für mindestens 52 Stunden im Heilkoma bleiben“, kam er jeder Bemerkung der Offiziere zuvor. „Die Befragung muss warten!“

* * *


Es machte Lieutenant Nog ein wenig nervös, dass Colonel Kira hinter seinem Stuhl stand und ihm über die Schulter sah. Natürlich hatte sie auf diese Weise den besten Blick auf den Monitor, auf welchem der Sicherheitschef gerade die Aufzeichnungen der Korridorüberwachung ablaufen ließ. Dennoch wäre es ihm lieber gewesen, sie hätte an einem anderen Ort im Raum Aufstellung genommen. Er spürte ihren Atem an seinem Ohr, als sie frustriert ausrief: „Nochmals die Geschwindigkeit verringern.“

Nog wusste, dass das nichts nützte, denn er hatte es in den letzten Minuten selbst bereits mit allen möglichen Variationen der Abspielung versucht. Doch es hatte keinen Zweck, das der Kommandantin zu erklären, sie musste es mit eigenen Augen sehen. Also kam er ihrem Befehl nach ohne mit den Ohren zu zucken.

Das Bild änderte sich nicht. Die Kamera, welche den Bereich des Korridors überwachte, der zu dem Teil der Gästequartiere führte, in welchem auch Vashs Zimmer gelegen hatte, zeigte eine verschwommene Form, die sich in die fragliche Richtung bewegte. Es war nicht einmal auszumachen, ob sich unter den wabernden Konturen eine humanoide Gestalt verbarg. Ein wenig wirkte es wie eine Raum-Zeit-Störung, die sich den Korridor hinunter fortpflanzte, bis sie aus dem Bereich der Sensoren verschwand.

Kira seufzte frustriert, wobei sie abermals ihren warmen Atem über Nogs empfindliche Ohrmuscheln stieß. Der junge Ferengi wünscht sich, sie würde das endlich unterlassen. Sie hatte offensichtlich keine Ahnung, was sie damit bei einem Angehörigen seiner Rasse anrichtete.

„Die nächste Person, die aufgezeichnet wurde, ist dann Quark?“ erkundigte sie sich.

„Ja, Colonel.“

Die Bajoranerin richtete sich zur unendlichen Erleichterung des Sicherheitschefs auf und begann, zwischen Sessel und hinterer Wand auf und ab zu gehen.

„Lassen Sie das Gästequartier nach allen Arten von ungewöhnlicher Strahlung möglicher Körperschilde scannen“, orderte sie.

Lieutenant Nog nickte. „Chief O’Brien ist bereits vor Ort und arbeitet daran.“

„Sehr gut.“

„Meine Leute befragen momentan sämtliche Personen, welche nach der Terranerin den Korridor passiert haben“, erklärte der Ferengi. „Bisher haben alle ein glaubwürdiges Alibi.“

Kira nickte ohne in ihrem Schritt innezuhalten. „Ich wette, diese verdammte Anomalie ist das, was wir suchen. Ich traue Ihrem Onkel jede Schandtat zu, aber keinen Mordversuch … zumindest nicht an einer Frau“, fügte die Bajoranerin mit der ihr eigenen Logik hinzu.

„Ich denke …“

Kiras Kommunikator piepte. „Colonel?

„Sprechen Sie, Commander.“ Kira blieb stehen. Es hätte die innerstationäre Kommunikation nicht gestört, wenn sie weiterhin Furchen in den Bodenbelag des Sicherheitsbüros gelaufen wäre. Doch aus reinem Reflex verharrte Kira stets in der Bewegung, wenn sie über das Interkom sprach.

Dr. Bashir ist eben aus der Operation gekommen. Die Patientin ist sehr schwach, doch momentan stabil. Sie kann jedoch für die nächsten zwei Tage nicht aus dem Heilkoma geholt werden.

„In Ordnung.“ Kira beendete die Verbindung. Dann wandte sie sich wieder dem Ferengi zu. „Sie haben es gehört, Lieutenant, momentan müssen wir auf Zeugenaussagen verzichten.“

* * *


Die Verschlossenheit seiner Frau entging Shakaar an diesem Abend nicht. Während er wie stets mit Katalya vor dem allabendlichen Feuer spielte, saß sie in einem Sessel und beobachtete die beiden nachdenklich. Es war zutiefst egoistisch, doch sie wollte das, was sie hier gefunden hatte, nicht mehr hergeben. Es gab keine Möglichkeit, das ihrem ersten Mann begreiflich zu machen, und es war keine Option für sie, ihren zweiten Mann aufzugeben.

Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte.

Nachdem Shakaar Katalya ins Bett gebracht hatte, kehrte er in das kleine Wohnzimmer zurück, wo seine Frau wie zuvor unbeweglich saß. Er kniete vor dem Sessel nieder und bedeckte die Hand der Cardassianerin mit den seinen.

Yaani, was ist mit dir los?“

Ihr Blick kehrte aus einer Weite zurück, zu der er keinen Zugang hatte. Für den kürzesten Moment wirkte sie erstaunt darüber, dass er sie angesprochen hatte, dann zwang sie sich zu einem Lächeln. „Es ist nichts, Edon. Ich hatte heute etliche Güterströme zu koordinieren und nicht genügend Transporter zur Verfügung. Ich fürchte, ich bin in Gedanken immer noch dabei, Frachterdienstpläne zu erstellen.“

Er wirkte nicht überzeugt. „Das ist alles?“

Sie konzentrierte ihre Gedanken auf das Hier und Jetzt. „Das ist alles.“ Die Finger ihrer freien Hand strichen über sein Haar, ihre Lippen berührten seine Stirn.

Auf keinen Fall würde sie ihn und sein Amt mit diesen Neuigkeiten belasten. Er hatte durch seine Zuneigung zu ihr schon genug Schwierigkeiten erfahren.

Dies war ihre Angelegenheit. Ganz alleine.

* * *


Sie waren noch keinen nennenswerten Schritt weitergekommen. Colonel Kira marschierte in Gedanken versunken weit nach Schichtende den Korridor zu ihrem Quartier hinunter. Chief O’Brien hatte keine Rückstände irgendwelcher Schilde finden können, die eventuell die Sensoren gestört hätten. Das einzige, was er mit Sicherheit sagen konnte, war, dass Vashs letzter Besucher bajoranischer Herkunft war. Das engte die Suche zwar ein wenig ein, doch auf einer bajoranischen Station in bajoranischem Hoheitsgebiet mit täglich mehreren regulären bajoranischen Transiten, wäre Kira so ziemlich jede andere Rasse als Anhaltspunkt lieber gewesen.

Sie hielt abrupt inne, als sie jemanden vor ihrem Quartier auf dem Boden sitzen sah. In einem ersten panischen Moment kam ihr der pah wraith von gestern Abend wieder in den Sinn. Doch dieser Schreck dauerte nur eine Sekunde.

Bareil Antos sprang rasch auf, so als ob er befürchtete, wegen Herumlungerns einen Verweis zu erhalten.

„Antos! Ich habe dich vollkommen vergessen.“

„Nicht gerade die Begrüßung, die ich erhofft hatte“, bemerkte der dunkelhaarige Mann mit schrägem Grinsen. „Ich wollte schon mal hier warten, damit du nicht alleine dem was-auch-immer in deinem Zimmer ausgesetzt bist.“

„Natürlich“, sie trat an ihm vorbei und entriegelte die Tür. „Wir hatten einen versuchten Mord und bisher keinen gescheiten Anhaltspunkt auf den Täter. Da habe ich alles andere komplett vergessen.“

Er folgte ihr sicherheitshalber dichtauf, falls sie es sich doch im letzten Moment noch anders überlegte mit der Einladung. „Wer ist denn das Opfer? Jemand Bekanntes?“

„Eine terranische Archäologin.“ Kira ließ sich auf das Sofa fallen. Sie presste die Hände an ihren Nacken, um die Spannung ein wenig zu lösen.

„Könnte ein Streit unter Kollegen sein. Wie ich so mitbekommen habe, sind die sich als nicht besonders grün … jedenfalls in meinem Universum war das so.“ Bareil ging vor dem Sofa in die Knie und machte sich daran, Kira die Stiefel auszuziehen.

Sie richtete sich ein wenig auf und entzog ihm ihre Beine. „Was machst du da?“ fragte sie irritiert.

„Ich dachte, ich könnte mich nützlich machen. Du siehst ziemlich fertig aus.“ Er streckte den Arm aus und packte eines ihrer Beine. Dieses Mal mit einem kräftigeren Griff, so dass sie es zulassen musste, dass er ihr den Stiefel auszog.

Mit leichtem Kopfschütteln lehnte sie sich wieder gegen das Sofa zurück. Der zweite Stiefel folgte dem ersten, dann spürte sie seine Finger ihre Füße kräftig kneten. Es tat unwahrscheinlich gut. „Wenn die Frau ansprechbar wäre, könnten wir feststellen, ob etwas aus ihrem Quartier fehlt“, murmelte Kira, während sie ihre Fußsohlen noch ein wenig stärker gegen Bareils Hände drückte. „Dann wäre das ein Hinweis in Richtung deiner Vermutung. Aber alles, was wir haben, ist das Indiz, dass es sich um einen Bajoraner gehandelt haben könnte.“

„Ausgesprochen hilfreich“, bemerkte Bareil. Er rollte ihre Socken ab, um sich noch intensiver ihren Füßen widmen zu können.

Kira zuckte zurück, als er mit beiden Daumen den Ballen ihres rechten Fußes knetete.

„Kitzlig?“ fragte Bareil scheinheilig.

Kira schüttelte den Kopf. Sie versuchte, den Fuß stillzuhalten. Der dunkelhaarige Mann hatte treffsicher den Punkt bearbeitet, der ihr wohlige Schauer in höher sitzende Körperbereiche sandte, und sie war sich sehr sicher, dass er das genau wusste.

Er lächelte – dieses sanfte, gemeine, hinreißende Lächeln, das sie sich vorgenommen hatte, nie mehr zu beachten, weil sie sich ihm so schwer entziehen konnte. „Magst du dich auf das Sofa legen und mir erzählen, warum ich eigentlich hier bin?“, schlug er vor. „Ich massiere dabei Rücken und Schultern. Ich kann das ziemlich gut … habe ich mir sagen lassen“, fügte er mit schrägem Grinsen hinzu, da weder er noch Kira daran erinnert werden wollten, wo er seine Fingerfertigkeit gelernt hatte.

Ihr erster Impuls war es abzulehnen, doch dann schüttelte sie nur resigniert den Kopf. „Warum nicht?“ Sie zog ihre Uniformjacke aus und warf sie über die Sofalehne und legte sich dann bäuchlings auf das Sofa. „Sobald deine Finger irgendwo hin wandern, wo sie nichts zu suchen haben, fliegst du raus“, drohte sie ihm halbherzig.

„Aye, Colonel!“ Bareil machte es sich neben ihr auf der Sitzfläche bequem. Er schob ihr Shirt nach oben, dann berührte er den Verschluss ihres BHs. Er wartete einen Moment, doch als kein Protest kam, öffnete er ihn und schob auch diesen störenden Stoff beiseite. Dann fischte er ein kleines Fläschchen aus seiner Jackentasche, öffnete es und verrieb den duftenden Inhalt in seinen Handflächen.

Kira hob den Kopf von ihren Armen und schnupperte. „Das riecht gut, was ist das?“

Bareil legte beide Handflächen zwischen ihre Schulterblätter. Das Öl verursachte ein angenehmes Kribbeln auf ihrer Haut. „Ich habe es vorhin bei einem Händler auf der Promenade erstanden, ich wollte nicht unvorbereitet erscheinen.“

Sie seufzte. Das war typisch Bareil. Doch das Öl war angenehm und der kräftige Druck seiner Hände ausgesprochen entspannend. Sie hatte keine Lust, sich mit ihm wegen plumper Annäherung zu streiten. Kira ließ ihren Kopf zurück auf die Arme sinken, drehte ihr Gesicht zur Seite und begann dann zu erzählen, was ihr am letzten Abend geschehen war.

Bareil unterbrach sie kein einziges Mal. Er fuhr damit fort, ihren Rücken großflächig zu verwöhnen. Als sie geendet hatte, schwieg er noch immer. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht sehen, weil er hinter ihr saß.

„Ich danke deinen Propheten, dass ich rechtzeitig gekommen bin“, erklärte er schließlich ernst. Er hatte bei Sarius und in den Drehkörpererfahrungen schon so viele unerklärliche Dinge erlebt, dass ihm gar nicht der Gedanke kam, Kiras Schilderung in Frage zu stellen. „Und ich verstehe jetzt gut, warum du nicht alleine bleiben möchtest. Dieser …“

pah wraith

„… kann jederzeit wieder erscheinen?“

Sie schauderte leicht unter seinem Griff. „Ich befürchte es. Ich dachte, der Abgesandte hätte sie besiegt.“

„Sisko?“

Kira nickte.

Bareil verstand nicht viel von den religiösen Hintergründen, doch er begriff, dass Kira tatsächlich Angst hatte. Er spürte ein Gefühl von Dankbarkeit, dass er ihr wichtig genug war, dass sie ihm ihre Sicherheit anvertraute. Auch wenn er nicht die erste Wahl war, wie sie etwas zu stark betont hatte. Er vermutete viel eher, dass sie tatsächlich seine Gegenwart willkommen hieß, das aber weder vor sich noch vor ihm eingestehen wollte.

Warum sollte er nicht die Situation ausnutzen und einen Vorstoß wagen? Bareil nahm allen Mut zusammen und beugte sich nach vorne, bis seine Lippen fast ihr Ohr berührten. „Nerys“, hauchte er mit leiser, tiefer Stimme. „Erlaubst du mir heute Nacht eine Ganzkörpermassage? Ich möchte dich auf andere Gedanken bringen.“

Sein Atem und seine Stimme sandten wohlige Schauer über ihren Nacken. Sie drehte sich auf die Seite und betrachtete ihn nachdenklich. Sie hatte ihm wieder und wieder erklärt, dass sie keine Beziehung mit ihm eingehen wollte, dass sie ihm und seinen Motiven dafür nicht genug traute. Sie betrachtete die tiefdunklen großen Augen, in denen sich auf diese Nähe deutlich der Silberblick zeigte, den sie selbst ebenfalls in etwas abgemilderter Form besaß, die elegante Nase mit den vier gleichmäßig ausgeprägten Rippen, den Hals, dessen starke Sehnen sie schon bei dem Vedek immer so anziehend gefunden hatte … war sie nicht einfach nur albern, wenn sie sein Angebot, sie zu verwöhnen, ablehnte? Er wusste ja genau, dass er keine Chance hatte …

„Nur so weit ich möchte, und es hat überhaupt nichts zu bedeuten.“

Er half ihr vom Sofa hoch und schob sie in Richtung ihres Schlafzimmers. „Nur so weit du möchtest – und es hat überhaupt nichts zu bedeuten“, raunte er ihrem Nacken zu.

Kurz darauf entschied Kira, dass Herz und Verstand in dieser Nacht eine Auszeit nahmen. Ihr Körper sagte eindeutig ja zu diesen Händen und Lippen, die sich überall auf ihrer Haut befanden. Als nach einem ausgesprochen langen Vorspiel die Wellen ihres Höhepunkts langsam verebbten, hielt sie ihre Hände in seinen Hintern verkrallt. Sie ließ ihn auch nicht los, als er kurz darauf ebenfalls die Kontrolle verlor. Mit schläfrig trägem Lächeln vernahm sie wie er ihren Namen keuchte. Das war der Punkt, den sie bei Odo vermisst hatte. Der hatte sich zu ihrer vollsten Zufriedenheit formen können, doch es war immer nur für sie gewesen. Er selbst hatte es nicht gebraucht, nicht in der Art wie es ein bajoranischer Mann brauchte.

Jetzt würde sie aufstehen, sich duschen, ihr Nachthemd anziehen und vielleicht die Laken wechseln. Bareil würde draußen auf dem Sofa die Nacht verbringen. Sie hatten beide ihren Spaß ohne weitere Verpflichtungen gehabt.

Kira rutschte ein wenig in Position, so dass sie ihren Kopf in die Kuhle zwischen seiner schweißnassen Brust und dem kräftigen Hals legen konnte. „Das war einfach nur Sex, sonst gar nichts weiter“, murmelte sie.

Er kam langsam wieder zu Atem und legte die Arme um ihren Rücken. „Richtig“, bestätigte er mit zufriedener Trägheit. „Ich zieh jetzt auf mein Sofa um.“

„Ganz genau.“ Sie löste ihre Hände von seinem Hintern und streichelte seine Brust. Ihr Bein legte sie über seine Hüfte, um zu verhindern, dass sich ihre Becken voneinander trennten.

„Es war nur Sex“, murmelte Bareil schläfrig. Er bewegte seinen Körper ein wenig, bis er einer Position fand, in welcher sie den größtmöglichen Hautkontakt hatten.

„Nur Sex“, bestätigte Kira mit bereits geschlossenen Lidern.

Dann schliefen beide eng aneinandergeschmiegt ein.
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