Hallo!
Ich würde mich über jedes Review freuen, ihr schreibt hier nämlich super Geschichten und ich will mich verbessern :D
Danke schon mal im voraus!!! b29;
Kasino
Kathryn Janeway senkte langsam den Löffel in die Linsen-Leolawurzelsuppe und verfluchte sich zum 100sten Mal an diesem Tag, dass sie dem Zwischenstopp auf der Handelsstation genehmigt hatte. Das hatte ihr und der Crew wiederum einen neuen Vorrat an Leolawurzeln beschert. Ihr eigenes entsetztes Gesicht hatte sich in dem ihres Ersten Offiziers gespiegelt. Widerwillig führte sie den Löffel zu ihrem Mund und testete mit der Zunge, wie heiß die Suppe sei. Wenigstens war sie angenehm warm und der Leolawurzelgeschmack würde nicht so pelzig ihren Hals hinunterfließen. Mit Mühe konnte sie sich und ihren Gaumen davon überzeugen, von den ‘Höllenwurzeln‘, wie die Crew das Kraut heimlich hinter ihrem Rücken nannte, zu kosten. Sie verzog keine Miene und senkte den Löffel abermals in die Suppe. Die Linsen machten die neuste Kreation ihres selbsternannten Moraloffiziers nur subtiler und fragwürdiger, aber auch schmackhafter.
Chakotay betrat das Casino und der, ihm inzwischen nur zu gut bekannte, Duft gekochter Leolawurzeln schlug ihm entgegen. Er überlegte, ob er noch schnell umkehren sollte, denn noch hatte Neelix ihn nicht entdeckt, da entdeckte er wiederum einen rotbraunen Schopf an einem Tisch an den Panoramafenstern. Sofort änderte er seine Meinung und steuerte den Tresen an. Dort wurde er sofort bemerkt.
„Ah, Commander. Was darf‘s sein?“, wollte der quirlige Talaxianer wissen. Chakotay lächelte ihn freundlich an.
„Was gibt’s denn, Neelix?“, wollte er wissen. Neelix lächelte und ratterte die Speisekarte herunter.
„Es gibt Linsen-Leolawurzelsuppe, Leolawurzellasagne, Gemüseauflauf mit einer Schicht Leolawurzeln und einen Leolawurzelpudding.“ Chakotay stöhnte innerlich.
„Der Gemüseauflauf mit Leolawurzeln hört sich fantastisch an, Neelix.“, flunkerte er und machte so dem kleinen netten Mann eine große Freude. Der tat einen riesigen Schöpfer auf einen Teller und reichte ihm dem Commander.
„Und einen Kräutertee?“, riet der Koch und drückte Chakotay einen in die Hand. Neelix kannte seine Pappenheimer eben – Kaffee, schwarz für den Captain, Kräutertee für den Commander.
Chakotay machte sich beladen auf den Weg zu den Panoramafenstern.
„Ist da noch frei?“, fragte er höflich. Sofort musterten ihn zwei eisblaue Augen.
„Natürlich. Setzen Sie sich.“, kam die freundliche Antwort. Erleichtert stellte er den Teller ab und sein Getränk, dann zog er einen Stuhl zurück und setzte sich.
Kathryn Janeway musterte ihren ersten Offizier. Er war groß und muskulös, ohne aufgeblasen zu wirken, und schlank. Seine Muskeln zeichneten sich deutlich unter der Uniform ab. Ihre Augen wanderten weiter zu seinem Gesicht. Es war ausdrucksstark und das Tattoo verlieh ihm ein unbezwingbares Aussehen. Doch davon ließ sie sich nicht täuschen. Leichte Fältchen um seinen Mund herum zeugten von vielem Lachen, und wer viel lachte konnte kaum Einschüchternd sein – oder? Erst jetzt fiel ihr auf, dass Chakotay sie mit hochgezogener Braue musterte. Sie räusperte sich und riss sich von seinem Anblick los.
„Entschuldigen Sie. Was sagten Sie?“
„Ich fragte, wie Ihnen die Pampe schmeckt.“ Er lächelte schief – ihr geliebtes Lächeln. Sie lachte leicht.
„Es schmeckt nach Leolawurzeln mit Linsen.“, verriet sie ihm grinsend und nahm noch einen Bissen.
Chakotay lachte und versenkte seine Gabel in seinem Auflauf. Dann schob er ihn zum Mund. Während er kaute beobachtete er die zierliche Gestalt vor sich. Sie war nicht unbedingt groß, höchstens 1,65m und schlank. Sie hatte eine ansprechende Figur, vor allem, wenn sie ein Kleid trug und nicht diese eintönige Uniform. Ihr halblanges, kräftiges Haar hatte sie zu einer Frisur hochgesteckt und ihre eisblauen Augen funkelten lustig. In ihrer Gegenwart fühlte er sich immer für sie verantwortlich, doch er hütete sich davor, diese Gedanken laut auszusprechen.
Kathryn legte erleichtert ihren Löffel zurück in den Teller. Sie hatte sich vorgenommen, mindestens 1mal am Tag etwas im Casino zu essen. Das hatte mehrere Funktionen – 1. Der Doc wüsste, Sie würde etwas essen, 2. Ihr Moraloffizier wäre glücklich und 3. Wäre sie ein gutes Vorbild für die Crew, nicht die Energie für den Replikator zu nutzen. Außerdem mischte sie sich so unter die Leute an Bord und kam sich nicht mehr so einsam vor. Ja, einsam war sie. An der Spitzte konnte man sich Zweisamkeit oder gar eine richtige Familie nicht leisten. Wie einfach wäre es, sie zu erpressen. Wenn ihr Herz an einer bestimmten Person hinge? Viel zu einfach. Deshalb war es ihr entsagt. Manchmal, in ihren schwachen Momenten, dachte sie an ihr zukünftiges Leben – allein. Noch gut 60 Jahre. Sie wäre dann 95. In der heutigen Zeit war das kein sehr altes Alter. Eher war 90 das neue 70. Doch die Strapazen der Reise waren kräftezehrend. Sie wusste, dass viele ihrer Crew diese Art zu leben nicht allzu weit über die 80 schaffen würden. Sie selbst auch nicht. Sie rechnete in den nächsten 25 – 35 Jahren mit ihren Tode. Würde sie das laut sagen, so war sie sich sicher, würde sie von der Brückencrew zum Doc geschickt werden und der würde sie mit seinen medizinischen Geräten nerven. Es war also besser den Mund zu halten. Und trotzdem! Sie wünschte sich eine Familie. Einen Mann, den sie lieben konnte. Aber der Deltaquadrant war kein Spielplatz. Sie stand schon jetzt immer Angst um Crewmitglieder aus, die bei einem Kampf getötet werden könnten. Dazu kamen noch Seven, Itcheb, Kes und Naomi. Itcheb und Seven verstanden nichts davon, Mensch zu sein. Sie waren wie ihre eigenen Kinder. Kes, die junge Ocampa, war so liebenswürdig, neugierig und lebensfreudig, sodass Kathryn immer das Herz aufging, wenn die junge Frau sie mit ihrem warmen Lächeln auf der Krankenstation oder dem Gang, oder bei ihrem Freund Neelix im Casino begegnete. Und Naomi? Das erste Kind der Voyager. An ihr hing ihr Herz speziell, sie war ein Zeichen für Kathryn, dass die Crew und ihre Mission weiterleben würden.
„Woran denken Sie?“ Chakotays sanfte, aber neugierige Stimme, riss sie aus den Gedanken. Seine braunen Augen funkelten sie interessiert an – wirklich interessiert, nicht nur der Höflichkeit halber.
„Ich denke gerade an unsere Crew.“, gab sie zu. ‚Unsere‘ Crew. Diesen Wortlaut hatten sie vor 7 Jahren eingefügt, um den beiden gespaltenen Crews klarzumachen, dass sie zusammenarbeiten mussten, um zu überlegen. Dieses kleine Wort war ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Tom Paris, der Pilot der Voyager, ließ hin und wieder Sprüche wie ‚Mama und Papa‘ verlauten. Und so Unrecht hatte er nicht, bemerkte Kathryn. In gewisser Weise waren Sie wie Mutter und Vater für die Crew. Schon suspekt.
„Wir haben eine wunderbare Crew – die beste im Deltaquadranten!“, meinte Chakotay nach einigen Sekunden und lächelte warm. Kathryn erwiderte das Lächeln.
„Das finde ich auch, Commander.“ Ihr Blick flackerte zum Chronometer.
„Entschuldigen Sie mich bitte, Chakotay, aber es ist spät und ich bin müde.“ Sie sah ihn aus eisblauen Augen an, seine Konzentration schwand … .
„Äh, ja. Ich auch. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie begleite?“ Kathryn schmunzelte.
„Hatte ich das je?“
„Nein.“, stimmte er ihr zu.
„Dann wäre das ja ein Unding, wenn es auf einmal doch so ist!“ Sie lächelte, stand auf, nahm Tasse und Teller und brachte sie zum Recycler und recycelte beides. Er tat es ihr gleich. Gemeinsam verließen sie das Casino.
Brücke
„Commander?“ Commander Chakotay sah von seiner Konsole rechts neben seinem Kommandosessel auf und musterte den Piloten der Voyager, Thomas Eugene Paris, der Sohn von Admiral Owen Paris, ein sehr guter Freund der Familie Janeway.
„Was gibt es, Mr. Paris?“, wollte er wissen. Tom drehte sich in seine Richtung.
„Nun, die Moral an Bord kippt und …“ Chakotay hob eine Augenbraue. Die Moral? Mit der war seiner Meinung nach alles in Ordnung.
„ … und Harry und ich veranstalten eine Party auf dem Holodeck, um die Stimmung ein bisschen zu heben und ich wollte Sie fragen, ob Sie und der Captain uns nicht gerne Gesellschaft leisten würden.“ Daher wehte also der Wind. Chakotay schmunzelte.
„Ich komme gerne, Mr. Paris. Aber ob der Captain …“
„Deshalb sollen auch Sie mit dem Captain sprechen.“, unterbrach Harry Kim, das ‚Baby‘ der Voyager, den Commander und sah ihn sogleich entschuldigend an.
„Ach? Damit sie mir den Kopf abreißt?“, schmunzelte der Erste Offizier. Beide, Fähnrich und Lieutenant, nickten vehement.
„Wer reißt wem den Kopf ab?“ Die Stimme des Captains ließ die Brückencrew – ausgenommen Mr. Tuvok – herumfahren.
„Captain!“
„Ja?“, wollte diese schmunzelnd wissen.
„Was gibt es?“ Tom warf Chakotay einen Blick zu. Dieser verdrehte die Augen gen Himmel, dann schmunzelte er.
„Captain, könnte ich mit Ihnen reden? In Ihrem Bereitschaftsraum?!“ Wenn er schon die ‚Drecksarbeit‘ machen sollte, dann intern. Die Frau nickte, etwas verwundert und ging voraus.
„Mr. Tuvok, Sie haben die Brücke!“, befahl sie noch. Das „Aye, Ma’am.“, bekam sie schon gar nicht mehr mit.
In ihrem Bereitschaftsraum setzte sich Captain Janeway hinter ihren Schreibtisch und schob einen Stapel Padds beiseite.
„Worum geht es, Commander?“, wollte sie wissen. Chakotay blieb vor ihr stehen und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.
„Nun, unser Lieblingspilot…“
„Haben wir denn mehrere Piloten?“, wollte sie sogleich neckisch wissen und wies zum Sofa. Ihr Gespür sagte ihr, dass das, was er mit ihr bereden wollte, nicht beruflich war. Deshalb entfernte sie sich von ihrem Abstandhalten, den sie allgemein als Schreibtisch bezeichnen würde, und setzte sich aufs Sofa, auf dem sie schon oftmals stundenlang mit Chakotay auf privater, nur freundschaftlicher, Eben unterhalten hatte.
„Nein.“, räumte Chakotay mit funkelnden Augen ein und beobachtete sie, wie sie einen Kräutertee und einen schwarzen Kaffee am Replikator bestellte und zum Couchtisch brachte.
„Aber Sie wissen, wie ich das meine. Ohne ihn wäre es sehr langweilig auf der Brücke.“
„Da stimme ich Ihnen zu!“, lachte Captain Janeway.
„Aber deshalb haben Sie mich nicht in meinen Bereitschaftsraum beordert, oder?“ Sie hob eine Augenbraue und Chakotay fragte sich, ob Tuvok wohl ansteckend wirkte.
„Nein, Kathryn. Deshalb nicht. Aber unser Pilot … sagen wir‘s mal so – er hat eine Idee und ich soll sie Ihnen schmackhaft machen.“ Sie runzelte die Stirn.
„So? Und was für eine Idee?“, wollte die rothaarige Kommandantin wissen. Chakotay lächelte smart.
„Er wollte heute Abend eine Party veranstalten und Sie und ich sollen teilnehmen.“ Kathryn musterte Chakotay.
„Sie wissen, ich bin nicht so der Party-Typ …“
„Ach kommen Sie schon, Kathryn!“, unterbrach er sie schnell. Er wollte nicht, dass ihr Widerspruch sich in ihr verfestigte.
„Tun Sie’s für mich!“, bat er. Kathryn versuchte, sich der Magie seiner braunen Augen zu entziehen, aber sie hatte keine Chance.
„Na gut.“, entgegnete sie schwach.
„Aber ich habe Bedingungen!“ Natürlich. Wann hatte Kathryn Elisabeth Janeway einmal keine Bedingungen?
„Und die wären?“, wollte der feinfühlige Indianer wissen.
„Sie werden mich begleiten.“, bestimmte sie und lächelte.
„Es war Ihre Idee.“, fügte sie hinzu. Chakotay gab ihr einen Handkuss und verneigte sich galant.
„Es wird mir eine Ehre sein.“, versicherte er und zwinkerte ihr zu. Sie lachte.
„Dann bis heute Abend, Commander.“, verabschiedete sie sich und Chakotay verstand.
„Ich hole Sie gegen 1800 Bordzeit ab, einverstanden?“, wollte er wissen. Kathryn Janeway nickte und lächelte Chakotay an.
„Ich erwarte Sie pünktlich, Commander!“
„Natürlich, Ma’am.“, versicherte Chakotay ihr und verließ ihren Bereitschaftsraum und kehrte an seine Platz auf der Brücke zurück.
Quartier des Captain
Kathryn Janeway stand in einem roten Badetuch vor dem Spiegel in ihrem Quartier und starrte ihrem Spiegelbild ratlos entgegen. Innerlich verfluchte sie sich. Wieso hatte sie sich nur von Commander Chakotay breitschlagen lassen zu dieser Holodeck-Party zu gehen? Früher, bevor sie die Stelle als Captain der Voyager angetreten hatte, war sie auf vielen Partys gewesen. Aber hier, im Deltaquadranten, war das etwas anderes. Und das wusste dieser verfluchte Tom Paris auch!!! Wütend rubbelte sie ihre Haare trocken. Tom, den sie von Kindesbeinen an kannte, wusste von ihrer Vorliebe für Partys – auch, dass sie auf jenen gerne über die Strenge schlug. Aber hier konnte sie sich nicht die Blöße geben und in Partyoutfit aufkreuzen! Oh, wie sie das hasste! Kathryn ging zu ihrem Kleiderschrank, in dem sie Einzelstücke lagerte, die sie nicht jedes Mal aufs Neue replizieren wollte. Schließlich ging eine Menge Replikatorrationen für ihren Kaffeekonsum drauf. Sie sah auf den ersten Kleiderbügel. Dort hing ein trägerloses, knielanges, blaues Kleid. Sie schob den Bügel weiter. Auf dem nächsten Bügel hing ein knielanges Spaghettikleid in feschem rot. Das war auch nichts. Kathryn zweifelte langsam, heute noch fündig zu werden … als ihr Blick auf das letzte Kleid im Schrank fiel. Es war schwarz und ging bis kurz über die Knie. Um die Taille herum hatte es einen warmen braunen Gürtel. Während die rechte Schulter völlig trägerlos war, ging es links geschlossen über. Der schwarze Stoff verlief quer über die Brust.
Und dazu schwarze High Heels, dachte Kathryn und holte das Kleid aus dem Schrank. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich über ihrem Gesicht aus und sie zog sich die passende Unterwäsche an. Dann schlüpfte sie in Kleid und Schuhe und schminkte sich passend. Ihr halblanges, rot/braunes Haar lag frisch gewaschen auf ihrem Rücken. Pünktlich um 1800 Uhr Bordzeit piepte ihr Türallarm.
Pünktlich wie immer!, dachte der Captain amüsiert und ging die Tür öffnen.
„Commander.“, begrüßte sie ihn.
Chakotay ließ die Blumen sinken, als sein Captain in einem kurzen schwarzen Kleid ihm öffnete. Auf ihr „Commander“ antwortete er mit einem Lächeln.
„Captain.“ Er versuchte, seinen Blick von ihr loszureißen und hielt ihr die Blumen hin. Die sacht rot geschminkten Lippen seiner Vorgesetzten verzogen sich zu einem Lächeln.
„Vielen Dank, Commander.“, sagte sie und bat ihn mit einer Handbewegung herein. Der feinfühlige Indianer trat in das saubere Quartier der Kommandantin ein und schlenderte zum Panoramafenster, während Kathryn eine Vase mit Wasser füllte und die Blumen hineinstellte.
„Sind Sie fertig, Kathryn?“, fragte Chakotay und beobachtete ihr zierliches Spiegelbild im Fenster.
„Ja. Wir können gehen.“, meinte sie und lächelte ihn aufrichtig an. Chakotay bot ihr galant den Arm und sie hakte sich ein. Gemeinsam steuerten beide Deck 8 an, auf dem die beiden Holodecks zu finden waren.
„Wissen Sie schon, was uns erwartet?“, fragte Kathryn, als beide aus dem Turbolift traten. Chakotay lächelte geheimnisvoll.
„Ich weiß nicht. Tom meinte nur, es würde endlich mal wieder eine richtige ‚Paris-Party‘ geben, die wir nie vergessen werden.“, verriet er. Seine Begleiterin unterdrückte ein Stöhnen. Wollte der junge Paris sie etwa quälen? Partys, die die Familie Paris gab, waren legendär – und Kathryn hatte eine Schwäche hierfür. Chakotay bemerkte den angesäuerten Blick der hübschen Frau.
„Ist etwas, Captain?“, hakte er sanft nach. Sie grinste schief.
„Nein, Commander. Alles in Ordnung!“ Sie waren vor Holodeck 2 angekommen und die Schotts glitten auseinander.
Kasino
Kathryn Janeway senkte langsam den Löffel in die Linsen-Leolawurzelsuppe und verfluchte sich zum 100sten Mal an diesem Tag, dass sie dem Zwischenstopp auf der Handelsstation genehmigt hatte. Das hatte ihr und der Crew wiederum einen neuen Vorrat an Leolawurzeln beschert. Ihr eigenes entsetztes Gesicht hatte sich in dem ihres Ersten Offiziers gespiegelt. Widerwillig führte sie den Löffel zu ihrem Mund und testete mit der Zunge, wie heiß die Suppe sei. Wenigstens war sie angenehm warm und der Leolawurzelgeschmack würde nicht so pelzig ihren Hals hinunterfließen. Mit Mühe konnte sie sich und ihren Gaumen davon überzeugen, von den ‘Höllenwurzeln‘, wie die Crew das Kraut heimlich hinter ihrem Rücken nannte, zu kosten. Sie verzog keine Miene und senkte den Löffel abermals in die Suppe. Die Linsen machten die neuste Kreation ihres selbsternannten Moraloffiziers nur subtiler und fragwürdiger, aber auch schmackhafter.
Chakotay betrat das Casino und der, ihm inzwischen nur zu gut bekannte, Duft gekochter Leolawurzeln schlug ihm entgegen. Er überlegte, ob er noch schnell umkehren sollte, denn noch hatte Neelix ihn nicht entdeckt, da entdeckte er wiederum einen rotbraunen Schopf an einem Tisch an den Panoramafenstern. Sofort änderte er seine Meinung und steuerte den Tresen an. Dort wurde er sofort bemerkt.
„Ah, Commander. Was darf‘s sein?“, wollte der quirlige Talaxianer wissen. Chakotay lächelte ihn freundlich an.
„Was gibt’s denn, Neelix?“, wollte er wissen. Neelix lächelte und ratterte die Speisekarte herunter.
„Es gibt Linsen-Leolawurzelsuppe, Leolawurzellasagne, Gemüseauflauf mit einer Schicht Leolawurzeln und einen Leolawurzelpudding.“ Chakotay stöhnte innerlich.
„Der Gemüseauflauf mit Leolawurzeln hört sich fantastisch an, Neelix.“, flunkerte er und machte so dem kleinen netten Mann eine große Freude. Der tat einen riesigen Schöpfer auf einen Teller und reichte ihm dem Commander.
„Und einen Kräutertee?“, riet der Koch und drückte Chakotay einen in die Hand. Neelix kannte seine Pappenheimer eben – Kaffee, schwarz für den Captain, Kräutertee für den Commander.
Chakotay machte sich beladen auf den Weg zu den Panoramafenstern.
„Ist da noch frei?“, fragte er höflich. Sofort musterten ihn zwei eisblaue Augen.
„Natürlich. Setzen Sie sich.“, kam die freundliche Antwort. Erleichtert stellte er den Teller ab und sein Getränk, dann zog er einen Stuhl zurück und setzte sich.
Kathryn Janeway musterte ihren ersten Offizier. Er war groß und muskulös, ohne aufgeblasen zu wirken, und schlank. Seine Muskeln zeichneten sich deutlich unter der Uniform ab. Ihre Augen wanderten weiter zu seinem Gesicht. Es war ausdrucksstark und das Tattoo verlieh ihm ein unbezwingbares Aussehen. Doch davon ließ sie sich nicht täuschen. Leichte Fältchen um seinen Mund herum zeugten von vielem Lachen, und wer viel lachte konnte kaum Einschüchternd sein – oder? Erst jetzt fiel ihr auf, dass Chakotay sie mit hochgezogener Braue musterte. Sie räusperte sich und riss sich von seinem Anblick los.
„Entschuldigen Sie. Was sagten Sie?“
„Ich fragte, wie Ihnen die Pampe schmeckt.“ Er lächelte schief – ihr geliebtes Lächeln. Sie lachte leicht.
„Es schmeckt nach Leolawurzeln mit Linsen.“, verriet sie ihm grinsend und nahm noch einen Bissen.
Chakotay lachte und versenkte seine Gabel in seinem Auflauf. Dann schob er ihn zum Mund. Während er kaute beobachtete er die zierliche Gestalt vor sich. Sie war nicht unbedingt groß, höchstens 1,65m und schlank. Sie hatte eine ansprechende Figur, vor allem, wenn sie ein Kleid trug und nicht diese eintönige Uniform. Ihr halblanges, kräftiges Haar hatte sie zu einer Frisur hochgesteckt und ihre eisblauen Augen funkelten lustig. In ihrer Gegenwart fühlte er sich immer für sie verantwortlich, doch er hütete sich davor, diese Gedanken laut auszusprechen.
Kathryn legte erleichtert ihren Löffel zurück in den Teller. Sie hatte sich vorgenommen, mindestens 1mal am Tag etwas im Casino zu essen. Das hatte mehrere Funktionen – 1. Der Doc wüsste, Sie würde etwas essen, 2. Ihr Moraloffizier wäre glücklich und 3. Wäre sie ein gutes Vorbild für die Crew, nicht die Energie für den Replikator zu nutzen. Außerdem mischte sie sich so unter die Leute an Bord und kam sich nicht mehr so einsam vor. Ja, einsam war sie. An der Spitzte konnte man sich Zweisamkeit oder gar eine richtige Familie nicht leisten. Wie einfach wäre es, sie zu erpressen. Wenn ihr Herz an einer bestimmten Person hinge? Viel zu einfach. Deshalb war es ihr entsagt. Manchmal, in ihren schwachen Momenten, dachte sie an ihr zukünftiges Leben – allein. Noch gut 60 Jahre. Sie wäre dann 95. In der heutigen Zeit war das kein sehr altes Alter. Eher war 90 das neue 70. Doch die Strapazen der Reise waren kräftezehrend. Sie wusste, dass viele ihrer Crew diese Art zu leben nicht allzu weit über die 80 schaffen würden. Sie selbst auch nicht. Sie rechnete in den nächsten 25 – 35 Jahren mit ihren Tode. Würde sie das laut sagen, so war sie sich sicher, würde sie von der Brückencrew zum Doc geschickt werden und der würde sie mit seinen medizinischen Geräten nerven. Es war also besser den Mund zu halten. Und trotzdem! Sie wünschte sich eine Familie. Einen Mann, den sie lieben konnte. Aber der Deltaquadrant war kein Spielplatz. Sie stand schon jetzt immer Angst um Crewmitglieder aus, die bei einem Kampf getötet werden könnten. Dazu kamen noch Seven, Itcheb, Kes und Naomi. Itcheb und Seven verstanden nichts davon, Mensch zu sein. Sie waren wie ihre eigenen Kinder. Kes, die junge Ocampa, war so liebenswürdig, neugierig und lebensfreudig, sodass Kathryn immer das Herz aufging, wenn die junge Frau sie mit ihrem warmen Lächeln auf der Krankenstation oder dem Gang, oder bei ihrem Freund Neelix im Casino begegnete. Und Naomi? Das erste Kind der Voyager. An ihr hing ihr Herz speziell, sie war ein Zeichen für Kathryn, dass die Crew und ihre Mission weiterleben würden.
„Woran denken Sie?“ Chakotays sanfte, aber neugierige Stimme, riss sie aus den Gedanken. Seine braunen Augen funkelten sie interessiert an – wirklich interessiert, nicht nur der Höflichkeit halber.
„Ich denke gerade an unsere Crew.“, gab sie zu. ‚Unsere‘ Crew. Diesen Wortlaut hatten sie vor 7 Jahren eingefügt, um den beiden gespaltenen Crews klarzumachen, dass sie zusammenarbeiten mussten, um zu überlegen. Dieses kleine Wort war ihnen in Fleisch und Blut übergegangen. Tom Paris, der Pilot der Voyager, ließ hin und wieder Sprüche wie ‚Mama und Papa‘ verlauten. Und so Unrecht hatte er nicht, bemerkte Kathryn. In gewisser Weise waren Sie wie Mutter und Vater für die Crew. Schon suspekt.
„Wir haben eine wunderbare Crew – die beste im Deltaquadranten!“, meinte Chakotay nach einigen Sekunden und lächelte warm. Kathryn erwiderte das Lächeln.
„Das finde ich auch, Commander.“ Ihr Blick flackerte zum Chronometer.
„Entschuldigen Sie mich bitte, Chakotay, aber es ist spät und ich bin müde.“ Sie sah ihn aus eisblauen Augen an, seine Konzentration schwand … .
„Äh, ja. Ich auch. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Sie begleite?“ Kathryn schmunzelte.
„Hatte ich das je?“
„Nein.“, stimmte er ihr zu.
„Dann wäre das ja ein Unding, wenn es auf einmal doch so ist!“ Sie lächelte, stand auf, nahm Tasse und Teller und brachte sie zum Recycler und recycelte beides. Er tat es ihr gleich. Gemeinsam verließen sie das Casino.
Brücke
„Commander?“ Commander Chakotay sah von seiner Konsole rechts neben seinem Kommandosessel auf und musterte den Piloten der Voyager, Thomas Eugene Paris, der Sohn von Admiral Owen Paris, ein sehr guter Freund der Familie Janeway.
„Was gibt es, Mr. Paris?“, wollte er wissen. Tom drehte sich in seine Richtung.
„Nun, die Moral an Bord kippt und …“ Chakotay hob eine Augenbraue. Die Moral? Mit der war seiner Meinung nach alles in Ordnung.
„ … und Harry und ich veranstalten eine Party auf dem Holodeck, um die Stimmung ein bisschen zu heben und ich wollte Sie fragen, ob Sie und der Captain uns nicht gerne Gesellschaft leisten würden.“ Daher wehte also der Wind. Chakotay schmunzelte.
„Ich komme gerne, Mr. Paris. Aber ob der Captain …“
„Deshalb sollen auch Sie mit dem Captain sprechen.“, unterbrach Harry Kim, das ‚Baby‘ der Voyager, den Commander und sah ihn sogleich entschuldigend an.
„Ach? Damit sie mir den Kopf abreißt?“, schmunzelte der Erste Offizier. Beide, Fähnrich und Lieutenant, nickten vehement.
„Wer reißt wem den Kopf ab?“ Die Stimme des Captains ließ die Brückencrew – ausgenommen Mr. Tuvok – herumfahren.
„Captain!“
„Ja?“, wollte diese schmunzelnd wissen.
„Was gibt es?“ Tom warf Chakotay einen Blick zu. Dieser verdrehte die Augen gen Himmel, dann schmunzelte er.
„Captain, könnte ich mit Ihnen reden? In Ihrem Bereitschaftsraum?!“ Wenn er schon die ‚Drecksarbeit‘ machen sollte, dann intern. Die Frau nickte, etwas verwundert und ging voraus.
„Mr. Tuvok, Sie haben die Brücke!“, befahl sie noch. Das „Aye, Ma’am.“, bekam sie schon gar nicht mehr mit.
In ihrem Bereitschaftsraum setzte sich Captain Janeway hinter ihren Schreibtisch und schob einen Stapel Padds beiseite.
„Worum geht es, Commander?“, wollte sie wissen. Chakotay blieb vor ihr stehen und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.
„Nun, unser Lieblingspilot…“
„Haben wir denn mehrere Piloten?“, wollte sie sogleich neckisch wissen und wies zum Sofa. Ihr Gespür sagte ihr, dass das, was er mit ihr bereden wollte, nicht beruflich war. Deshalb entfernte sie sich von ihrem Abstandhalten, den sie allgemein als Schreibtisch bezeichnen würde, und setzte sich aufs Sofa, auf dem sie schon oftmals stundenlang mit Chakotay auf privater, nur freundschaftlicher, Eben unterhalten hatte.
„Nein.“, räumte Chakotay mit funkelnden Augen ein und beobachtete sie, wie sie einen Kräutertee und einen schwarzen Kaffee am Replikator bestellte und zum Couchtisch brachte.
„Aber Sie wissen, wie ich das meine. Ohne ihn wäre es sehr langweilig auf der Brücke.“
„Da stimme ich Ihnen zu!“, lachte Captain Janeway.
„Aber deshalb haben Sie mich nicht in meinen Bereitschaftsraum beordert, oder?“ Sie hob eine Augenbraue und Chakotay fragte sich, ob Tuvok wohl ansteckend wirkte.
„Nein, Kathryn. Deshalb nicht. Aber unser Pilot … sagen wir‘s mal so – er hat eine Idee und ich soll sie Ihnen schmackhaft machen.“ Sie runzelte die Stirn.
„So? Und was für eine Idee?“, wollte die rothaarige Kommandantin wissen. Chakotay lächelte smart.
„Er wollte heute Abend eine Party veranstalten und Sie und ich sollen teilnehmen.“ Kathryn musterte Chakotay.
„Sie wissen, ich bin nicht so der Party-Typ …“
„Ach kommen Sie schon, Kathryn!“, unterbrach er sie schnell. Er wollte nicht, dass ihr Widerspruch sich in ihr verfestigte.
„Tun Sie’s für mich!“, bat er. Kathryn versuchte, sich der Magie seiner braunen Augen zu entziehen, aber sie hatte keine Chance.
„Na gut.“, entgegnete sie schwach.
„Aber ich habe Bedingungen!“ Natürlich. Wann hatte Kathryn Elisabeth Janeway einmal keine Bedingungen?
„Und die wären?“, wollte der feinfühlige Indianer wissen.
„Sie werden mich begleiten.“, bestimmte sie und lächelte.
„Es war Ihre Idee.“, fügte sie hinzu. Chakotay gab ihr einen Handkuss und verneigte sich galant.
„Es wird mir eine Ehre sein.“, versicherte er und zwinkerte ihr zu. Sie lachte.
„Dann bis heute Abend, Commander.“, verabschiedete sie sich und Chakotay verstand.
„Ich hole Sie gegen 1800 Bordzeit ab, einverstanden?“, wollte er wissen. Kathryn Janeway nickte und lächelte Chakotay an.
„Ich erwarte Sie pünktlich, Commander!“
„Natürlich, Ma’am.“, versicherte Chakotay ihr und verließ ihren Bereitschaftsraum und kehrte an seine Platz auf der Brücke zurück.
Quartier des Captain
Kathryn Janeway stand in einem roten Badetuch vor dem Spiegel in ihrem Quartier und starrte ihrem Spiegelbild ratlos entgegen. Innerlich verfluchte sie sich. Wieso hatte sie sich nur von Commander Chakotay breitschlagen lassen zu dieser Holodeck-Party zu gehen? Früher, bevor sie die Stelle als Captain der Voyager angetreten hatte, war sie auf vielen Partys gewesen. Aber hier, im Deltaquadranten, war das etwas anderes. Und das wusste dieser verfluchte Tom Paris auch!!! Wütend rubbelte sie ihre Haare trocken. Tom, den sie von Kindesbeinen an kannte, wusste von ihrer Vorliebe für Partys – auch, dass sie auf jenen gerne über die Strenge schlug. Aber hier konnte sie sich nicht die Blöße geben und in Partyoutfit aufkreuzen! Oh, wie sie das hasste! Kathryn ging zu ihrem Kleiderschrank, in dem sie Einzelstücke lagerte, die sie nicht jedes Mal aufs Neue replizieren wollte. Schließlich ging eine Menge Replikatorrationen für ihren Kaffeekonsum drauf. Sie sah auf den ersten Kleiderbügel. Dort hing ein trägerloses, knielanges, blaues Kleid. Sie schob den Bügel weiter. Auf dem nächsten Bügel hing ein knielanges Spaghettikleid in feschem rot. Das war auch nichts. Kathryn zweifelte langsam, heute noch fündig zu werden … als ihr Blick auf das letzte Kleid im Schrank fiel. Es war schwarz und ging bis kurz über die Knie. Um die Taille herum hatte es einen warmen braunen Gürtel. Während die rechte Schulter völlig trägerlos war, ging es links geschlossen über. Der schwarze Stoff verlief quer über die Brust.
Und dazu schwarze High Heels, dachte Kathryn und holte das Kleid aus dem Schrank. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich über ihrem Gesicht aus und sie zog sich die passende Unterwäsche an. Dann schlüpfte sie in Kleid und Schuhe und schminkte sich passend. Ihr halblanges, rot/braunes Haar lag frisch gewaschen auf ihrem Rücken. Pünktlich um 1800 Uhr Bordzeit piepte ihr Türallarm.
Pünktlich wie immer!, dachte der Captain amüsiert und ging die Tür öffnen.
„Commander.“, begrüßte sie ihn.
Chakotay ließ die Blumen sinken, als sein Captain in einem kurzen schwarzen Kleid ihm öffnete. Auf ihr „Commander“ antwortete er mit einem Lächeln.
„Captain.“ Er versuchte, seinen Blick von ihr loszureißen und hielt ihr die Blumen hin. Die sacht rot geschminkten Lippen seiner Vorgesetzten verzogen sich zu einem Lächeln.
„Vielen Dank, Commander.“, sagte sie und bat ihn mit einer Handbewegung herein. Der feinfühlige Indianer trat in das saubere Quartier der Kommandantin ein und schlenderte zum Panoramafenster, während Kathryn eine Vase mit Wasser füllte und die Blumen hineinstellte.
„Sind Sie fertig, Kathryn?“, fragte Chakotay und beobachtete ihr zierliches Spiegelbild im Fenster.
„Ja. Wir können gehen.“, meinte sie und lächelte ihn aufrichtig an. Chakotay bot ihr galant den Arm und sie hakte sich ein. Gemeinsam steuerten beide Deck 8 an, auf dem die beiden Holodecks zu finden waren.
„Wissen Sie schon, was uns erwartet?“, fragte Kathryn, als beide aus dem Turbolift traten. Chakotay lächelte geheimnisvoll.
„Ich weiß nicht. Tom meinte nur, es würde endlich mal wieder eine richtige ‚Paris-Party‘ geben, die wir nie vergessen werden.“, verriet er. Seine Begleiterin unterdrückte ein Stöhnen. Wollte der junge Paris sie etwa quälen? Partys, die die Familie Paris gab, waren legendär – und Kathryn hatte eine Schwäche hierfür. Chakotay bemerkte den angesäuerten Blick der hübschen Frau.
„Ist etwas, Captain?“, hakte er sanft nach. Sie grinste schief.
„Nein, Commander. Alles in Ordnung!“ Sie waren vor Holodeck 2 angekommen und die Schotts glitten auseinander.
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