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Return from Dead - Reise ins Leben

von Colina

Tau Ceti Prime – Sternzeit 2358

Bloomington, Indiana

„Dad? Dad, steh auf!“ Ungeduldig rüttelte Commander Kathryn Janeway an den Schultern ihres Vaters Edward. Brummend drehte sich der Admiral um und versuchte so dem Weckruf seiner Tochter zu entgehen.
„Dad!“ Vergebens.
„Ja! Schon gut!“ Ergeben öffnete er seine Augen und blickte direkt in die tiefblauen seiner ältesten Tochter.
„Na endlich! Wurde aber auch Zeit!“, meinte diese. Im Türrahmen erschien Captain Justin Thige in Boxershorts bekleidet und gähnte.
„Morgen, Edward. Hat Kath dich auch so früh aus dem Schlaf gerissen?“, fragte der junge Mann und strich sich durch die verstrubbelten Haare. Der ältere Mann knurrte.
„Natürlich.“ Kathryn verdrehte die Augen.
„Was seit ihr aber auch für Langschläfer!“ Sie ging zur Tür und drückte ihrem Verlobten einen sanften Kuss auf die Lippen. Dieser legte die Hände um sie und vertiefte den Kuss. Ein dezentes Räuspern brachte beide wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
„Immer noch verliebt wie am ersten Tag?“, fragte Edward schmunzelnd. Captain und Erster Offizier wurden rot.
„Schließlich heiraten wir in 2 Monaten.“, merkte Kathryn an und versuchte das aufsteigende Rot in ihren Wangen zu unterdrücken.
„Das wird auch endlich Zeit!“, meinte Justin und drückte seiner Freundin einen Kuss auf das rotgoldene Haar. Edward schmunzelte.
„Sie hat sich ja lange genug gegen dich gesträubt.“ Amüsiert dachte er daran zurück, wie sein Goldvögelchen auf der USS Icarus einen neuen Captain vorgesetzt bekommen hatte, da sein bester Freund, Admiral Owen Paris, dringend zur Erde zurückkehren musste und wie sie sich anschließend bei einem Treffen über den neuen Captain beschwert hatte. Ungehobelt, hatte sie ihn genannt. Frech und arrogant. Edward hatte damals grinsend seinen Kaffee getrunken und seine damals 23-jährige Tochter schimpfen lassen. Insgeheim hatte er gehofft, dass Captain Justin Thige seiner Tochter vermitteln würde, dass man hin und wieder menschlich sein durfte, auch in einer wichtigen Position. Und hier und da mal ein Regelverstoß war kein Weltuntergang, doch als angesehener Admiral konnte er das schlecht seiner Tochter sagen. Dass Kathryn und Justin sich allerdings ineinander verliebten; diese Variable kam in seiner Rechnung nicht vor. Umso mehr war er über die Hochzeitspläne seiner Tochter erstaunt. Seine Frau Gretchen, die sich nichts Sehnlicheres als Enkel wünschte, war Feuer und Flamme gewesen und hatte Justin in der Familie willkommen gehießen. Edward selbst war zurückhaltender und nicht so enthusiastisch. Seine Tochter hatte nicht die Sternenflottenakademie besucht und sich hochgearbeitet, um nun Hausfrau und Mutter zu spielen! Zu seinem Glück und dem Leidwesen seiner Frau sahen die beiden das genauso. Admiral Janeway war zufrieden. Mit so einem Schwiegersohn konnte er arbeiten. Nur graute ihm es vor seiner zweiten Tochter, Phoebe, die 19 Jahre alt war. Das Mädchen kam eindeutig nach der Mutter – der Kopf steckte in den Wolken, Romantik und Familie waren das wichtigste im Leben. Kathryn war ein Lichtblick für den Wissenschaftler. Er glaubte nicht an mystisches oder Zauberei. Er glaubte nur an Fakten. Und Kathryn genauso. Denn so hatte er sie erzogen. Kein ‚Santa Clause‘, kein ‚Osterhase‘ und auch keine ‚Zahnfee‘. Kathryn hatte schon mit 3 Jahren bescheid gewusst. Gretchen war das nie recht gewesen. Sie war immer der Meinung gewesen, an etwas sollte ein Kind glauben. Doch Edward war konsequent gewesen. So etwas verdummte den Nachwuchs nur. Bei Phoebe hatte er es ja gesehen. Nicht, dass seine jüngste Tochter dumm sei – bei weitem nicht. Doch sie träumte viel vom perfekten Traummann und war bei weitem nicht so ehrgeizig wie ihre Schwester! Während Kathryn mit ihren 23 Jahren schon Erster Offizier war, war Phoebe Lieutenant im Maschinenraum. Sie hätte es weiter gebracht, doch große Verantwortung war nichts für sie. Sie war zufrieden mit ihrem Rang und arbeitete auch nicht daran, aufzusteigen. Und da hatte auch er als hochrangiger Admiral keine Chance – Gretchen unterstützte ihre jüngste Tochter und Edward wollte sich lieber nicht die Finger verbrennen. Also überließ er Phoebe seiner Frau und widmete sich Kathryn, die so ganz nach ihm kam.
„Edward? Kommst du, Liebling?“, rief seine Frau von unten. Edward war gar nicht aufgefallen, dass er seit 5 Minuten in seinem Bett saß und in Erinnerungen schwelgte. Kathryn und Justin waren verschwunden.
„Ich komme gleich, Schatz!“, antwortete er der Mathematikerin und zog sich seine Uniform an, kämmte sich die ergrauten Haare und wusch sich. Langsam machte sich auch in ihm Aufregung breit. Heute würde er mit seinem besten Freund, seiner Tochter und seinem Schwiegersohn in spe zu dem Langstreckentestflug des Schiffprototypen Terra Nova, das er im Utopia Planitia Flottenwerft entwickelt hatte, aufbrechen. Ihr Ziel war Tau Ceti Prime. Er freute sich darauf, wieder etwas Zeit mit seiner Tochter zu verbringen. Schließlich war das Pärchen als Kommandoduo mit der USS Icarus viel unterwegs und er bekam sie selten zu Gesicht. Auch Owen freute sich, die beiden wiederzusehen. Seine beiden Töchter waren schon außer Haus und ließen sich selten blicken und mit seinem Sohn Tom hatte er nur Scherereien. Da lobte Edward sich insgeheim seine gehorsamen Töchter. Der junge Mann war gerade einmal 18 Jahre alt und hatte schon einiges auf dem Kerbholz. Nach dem Tod seiner Mutter Julia vor 9 Jahren war es mit dem jungen Thomas stetig bergab gegangen. Da hatten auch seine viel älteren Schwestern nichts mehr bewirken können.
„Dad? Wenn du nicht gleich kommst, isst dir Justin noch das Frühstück weg!“, rief Kathryn von unten. Edward kam schmunzelnd die Treppe herunter.
„Ach was, Goldvögelchen! Das würde er doch nie tun!“, meinte Edward. Justin saß am Tisch mit einer Tasse Kaffee und einem Brötchen und grinste.
„Stimmt, Goldvögelchen. Würde ich nie!“ Seine Freundin knuffte ihn in die Seite.
„Du sollst mich so nicht nennen! Das darf nur Dad!“, belehrte sie ihn. Justin wollte von seinem Brötchen beißen, doch Kathryn war schneller und klaute es ihm. Gespielt empört wollte er es sich zurückholen, doch seine Freundin floh vom Esstisch zu ihrer Mutter in die Küche und nahm das erbeutete Brötchen mit. In der Tür traf sie mit ihrer kleinen Schwester zusammen.
„Hey, wohin so früh am Morgen?“, wollte diese wissen, bekam aber keine Antwort.
„Guten Morgen, Phoebe.“, begrüßte Edward seine Jüngste und sah von seinem Padd auf.
„Morgen, Dad.“ Phoebe setzte sich neben Justin und schenkte sie Tee ein. Justin griff nach einem neuen Brötchen und bestrich es sich.
„Und wie weit seid ihr mit den Hochzeitsvorbereitungen?“, fragte Phoebe ihren Schwager in spe. Justin schluckte seinen Bissen hinunter.
„Wir machen da nicht viel.“, gab er zu.
„Ich habe die Hochzeit größtenteils schon organisiert, Phoebe.“, meinte Edward und rief.
„Gretchen, wo bleibt der Kaffee?“
„Edward Janeway!“ Seine Frau Gretchen kam mit einer großen Kaffeekanne herein; im Schlepptau Kathryn, die schon eine Tasse ihres Lebenselixiers in den Händen trug und daran nippte.
„Wenn es dir nicht schnell genug geht – du weißt wo der Kaffee ist und du weißt wie die Kaffeemaschine zu bedienen ist!“ Mit diesen Worten stellte sie die zweite Kanne des frühen Morgens auf den Tisch. Sofort griff ihr Mann zu und schenkte sich seine Tasse schwarzen Kaffees voll.
„Du machst den besten Kaffee, Schatz.“, gab Edward klein bei. Phoebe kicherte und nippte an ihrem Schwarztee.
„Du bist doch nur zu faul die Kaffeemaschine oder den Replikator zu bedienen.“ Alle anwesenden lachten. Das Kommunikationsterminal im Wohnzimmer piepte.
„Ich geh schon!“, meinte Kathryn und stieß sich von der Arbeitsfläche ab.
„Owen!“, begrüßte sie den Freund ihres Vaters.
„Kathryn! Es freut mich, dich zu sehen. Ist dein Vater da?“ Owen klang ernst.
„Natürlich. Augenblick. Dad?!“
„Was gibt es, Goldvögelchen?“
„Owen ist am Apparat.“ Wenige Augenblicke später betrat ihr Vater das Wohnzimmer und Kathryn machte ihm platz.
„Owen, alter Freund. Was gibt es so früh am Morgen? Wollten wir uns nicht in 3 Stunden auf Utopia Planitia treffen?“
„Darum geht es ja.“, antwortete Admiral Paris.
„Es tut mir leid, aber ich werde euch leider nicht begleiten können.“ Edward war ehrlich enttäuscht. Endlich mal wieder etwas mit seinem Freund unternehmen und dann das.
„Ich gehe davon aus, dass du einen guten Grund dafür hast?“
„Leider ja. Tom hat Unsinn angestellt – und ich fürchte, diesmal sitzt er richtig in der Patsche.“ Edward sah ihn besorgt an.
„Kann ich dir helfen?“ Owen Paris schüttelte den Kopf.
„Vielen Dank für das Angebot, Edward, aber deine Tochter und dein baldiger Schwiegersohn freuen sich doch auf den Ausflug mit dir. Außerdem möchte ich nicht, dass Tom noch mehr Schaden verursacht als er schon getan hat.“ Owen lächelte.
„Verbringe du Zeit mit deiner Tochter. Außerdem“, er schmunzelte, „würde mir dein Fräulein Tochter den Kopf abreißen, wenn ich ihr den Vater entführe.“ Admiral Janeway nickte.
„Ich glaube auch, dass das Goldvögelchen gar nicht gefallen würde.“ Er warf seiner Tochter einen Blick zu. Sie war in die Küche zurückgekehrt und alberte mit ihrem Verlobten herum.
„Mal ehrlich, Edward. Wir werden auch nicht jünger. Kathryn ist viel zu selten daheim. Nutze die Zeit. Ich werde mich melden. Paris Ende!“ Edward seufzte und stand auf. Seine Laune war getrübt.
„Dad?“ Kathryn wartete an der Haustür, während Justin sich von Gretchen verabschiedete. Beide trugen ihre roten Sternenflottenuniformen, genau wie er.
„Komm ja schon!“ Er eilte zu den wartenden und gab seiner Frau einen liebevollen Kuss.
„Owen hat abgesagt. Probleme mit Tom.“ Gretchen wirkte bestürzt.
„Was hat der Junge nun schon wieder angestellt?“ Edward schüttelte den Kopf.
„Ich habe keine Ahnung, Liebes. Also – bis heute Abend dann.“ Hätte er damals gewusst, dass er seine Frau und seine Tochter niemals wieder sehen würde ... .


Utopia Planitia

„Ich habe ganz vergessen, wie riesig die Flottenwerft von Utopia Planitia ist, Dad!“ Kathryn saß in an der taktischen Station des kleinen Kurzstreckenshuttles, das sie zum Beginn ihrer Reise bringen sollte, und staunte. Justin, der vorne bei ihrem Vater im Co-Pilotensessel saß, lachte amüsiert über seine fröhliche Freundin.
„Ich muss zugeben, mir war dieses Detail ebenfalls entgangen, Liebling.“ Edward, der innerlich schmunzelte über die beiden, brummte.
„Wenn ihr euch von dem Anblick trennen könntet … wir docken jeden Moment an!“
„Natürlich, Sir!“, kam die Antwort seines Schwiegersohnes und die drei Sternenflottenoffiziere konzentrierten sich wieder auf ihre Arbeit.


„Edward! Es freut mich, Sie wiederzusehen!“ Admiral Finnegan begegnete dem Trio auf dem Weg zu den Shuttlerampen.
„Alois!“ Admiral Janeway und Admiral Finnegan gaben sich die Hände. Kathryn und Justin hatten, wie es sich gehörte, Haltung angenommen.
„Es freut mich, dass Sie Captain Thige und Commander Janeway für ihren Shuttleflug abgewinnen konnten.“ Alois Finnegan war ein Paragraphenreiter. Er war der Ansicht, dass Privat und Geschäftlich dermaßen hart getrennt werden musste, dass er Kathryn und Edward die Verwandtschaft während des Dienstes abtat. Edward hatte es aufgegeben, dem sturen alten Mann von diesem Weg abzubringen und so passten sie sich an.
„Sie schienen mir am geeignetsten, Alois.“ Admiral Finnegan nickte.
„Eine gute Wahl. Beides sind erstklassige Offiziere.“ Justin drehte den Kopf leicht zu Kathryn und grinste. Diese unterdrückte ein amüsiertes Kichern. Edward schmunzelte.
„Finde ich auch. Nun, wir müssen uns beeilen, Alois. Unser Testflug soll in einer halben Stunde starten!“ Admiral Finnegan trat einen Schritt zurück.
„Hals-/ und Beinbruch, wie es im 20. Jahrhundert so schön hieß!“, wünschte er und setzte seinen Weg fort.
„Captain!“ Die schnellen Schritte eines humanoiden Wesens näherten sich. Edward unterdrückte ein Stöhnen. So würden sie niemals rechtzeitig starten können!
„Captain Thige! Commander Janeway!“ Ein junger Offizier bog um die Ecke.
„Lieutenant Lilliard.“ Justins Begrüßung fiel kühl aus. Er mochte den jungen Mann nicht sehr; außerdem wollte er sich vor seinem Schwiegervater nicht die Blöße geben lassen.
„Captain, Sir, es tut mir leid, Sie zu stören, aber …“
„Raus mit der Sprache!“ Edward beobachtete die ganze Situation.
„Admiral!“ Lieutenant Lilliard war völlig durcheinander. Er nahm Haltung an.
„Es tut mir leid, Sie zu stören, aber es gibt einige Anliegen für das Schiff. Ich soll Ihnen dieses Padd überreichen; Sie sollen es dem Wartungsteam überreichen, damit die USS Icarus startklar ist, wenn Sie wieder hier sind!“ Nun mischte sich Kathryn ein.
„Vielen Dank, Lieutenant.“ Sie schmunzelte leicht.
„Stehen Sie bequem!“, war ihr Befehl. Hunter Lilliard kam dem nur zu gerne nach.
„Danke, Ma’am … äh, Commander … äh Commander Janeway …“ Der junge Lieutenant war sichtlich aufgeregt.
„Nun, Sie haben Ihren Auftrag ausgeführt, Lieutenant. Genießen Sie die freien Tage – in ein paar Tagen sind wir wieder da.“, meinte nun Justin wesentlich freundlicher. Der Lieutenant nickte und war hinter der nächsten Ecke verschwunden. Kathryn hakte sich bei Justin unter.
„Arbeit, Arbeit, Arbeit! Die Icarus will uns wohl nicht gehen lassen …“ Edward schob die beiden vor sich her.
„Oh, da ist euer Schiff nicht der Einzige! Los jetzt – ehe wir unseren Flug nicht pünktlich schaffen!“


Terra Nova – Shuttle

„Alles bereit zum Start!“
„Maschinen sind online!“
„Terra Nova bereit zum Start!“
„Verstanden. Viel Glück, Admiral Janeway!“, ertönte es aus dem Kommlink und Edwards Finger glitten über die Kontrolltafel. Justin, der neben ihm Platz genommen hatte, half ihm, während Kathryn von der hinteren Station aus die Werte des neuen Shuttles im Auge behielt.
„Alles im grünen Bereich, Dad!“, meldete sie. Edward nickte und beschleunigte auf halben Impuls. Sachte glitt die Terra Nova aus der Flottenwerft ins weite All. Schaulustige Offiziere, Händler und Ingenieure beobachteten den Start. Wenn alles gut ging, würde die Terra Nova in Serie gehen. Admiral Janeway war stolz auf sein Werk!
„Wir haben die Werft verlassen, Sir! Setze Kurs auf Tau Ceti Prime. Warp 6.“, meldete Justin und schon sprang das wenige Shuttle auf Warp. Die Sterne verschwammen vor den Augen der Offiziere zu hellen Lichtstreifen.


„Dad, wieso eigentlich Tau Ceti Prime?“ Inzwischen waren schon 3 Stunden vergangen und sie lagen gut in der Zeit. Edward überließ die Steuerung dem Autopiloten und drehte sich zu seiner Tochter um.
„Tau Ceti Prime ist meiner Meinung nach ein wunderschöner Planet. Er ist zwar unbewohnbar wegen seiner riesigen Eismassen, aber gerade das macht ihn so anziehend. Dort begegnest du keiner Menschenseele, atmest frische Luft ein und spürt die Kälte.“
„Hört sich nach einem gut gewählten Urlaubsort an.“, meinte Justin trocken von vorne. Edward brummte.
„Ihr jungen Leute! Etwas Bewegung an der frischen Luft schadet euch sicher nichts! Etwas unberührte Natur, den Nervenkitzel wenn die Eisberge kalben und die wilden Tiere … keine Kommunikatoren, keine Replikatoren, keine Shuttles …“ Justin und Kathryn sahen sich an. Das hörte sich ja …. grauenhaft an!
„Außerdem“, rückte Admiral Janeway mit dem wahren Grund heraus.
„ist die Landung mit der Terra Nova nicht ganz so präzise wie ich mir das Wünsche. Wir könnten eine Bruchlandung hinlegen und das würde auf Tau Ceti Prime am wenigsten Schaden anrichten.“ Kathryn lachte leicht.
„Och, Dad!“, schmunzelte sie und umarmte ihren Vater. Dieser legte zärtlich die Arme um seine älteste Tochter und zog sie eng an seine Brust.
„Ich liebe dich.“, hauchte sie.
„Ich dich auch, Goldvögelchen.“ Justin lächelte und wandte sich wieder seinen Kontrollen zu.
„Edward, Kathryn. Wir haben Tau Ceti Prime erreicht!“
„Auf den Schirm!“ Auf dem großen Schirm konnte man die riesige Eisfläche des Planeten erkennen. Riesige Gletscher und Gewässer mit eisigem Wasser überzogen die Fläche.
„Außentemperatur bei schnuckeligen -45°C, Wassertemperatur bei -50°C.“, las Captain Thige die Daten ab. Kathryn stutzte.
„-50°C Wassertemperatur?“ Das ging doch gar nicht! Edward schmunzelte.
„Das liegt an der Beschaffenheit des Planeten. Ein kleines Wunder, sozusagen!“
„Wird leider nichts mit dem Bad, Kath!“, neckte Justin sie.
„Leider! Ein riesiges Meer ganz für mich alleine … besser als jede Badewanne und dann das: zu kalt!“ Kathryn war ehrlich enttäuscht. Das Shuttle Terra Nova schwenkte in die Umlaufbahn ein … und von da an ging alles schief!!!
„Der Warpantrieb ist ausgefallen!“, meldete Kathryn plötzlich von ihrer Station aus.
„Die Lebenserhaltung ebenfalls!“ Justin versuchte zu Kompensieren.
„Ich habe die Steuerung verloren! Autopilot offline! Zum Teufel ….“ Admiral Janeway konnte sich die Fehler am Prototypen nicht erklären.
„Wir nehmen an Geschwindigkeit zu. Der Planet zieht uns an!“, meldete Kathryn und bemühte sich, ruhig zu bleiben. Panik würde ihnen auch nicht weiterhelfen. Außerdem vertraute sie ihrem Vater und ihrem Verlobten, die vorne im Cockpit zu retten versuchten, was noch zu retten war. Vergebens!
„Wir müssen raus hier!“, schrie Justin gegen den Lärm und das Zischen an.
„Die Außenhülle verformt sich!“, meldete Kathryn. Edward zögerte. Das Shuttle aufgeben? Er hatte Monate daran gearbeitet … er sah in die Gesichter seiner Begleiter. Pure Entschlossenheit in dem seines Schwiegersohns, unterdrückte Angst in dem seiner Tochter.
„Kathryn.“ Er hatte sich entschlossen.
„Packe die Notrationen und Ausrüstung zusammen! Und die Medkits!“ In windseile kam seine Tochter seinen Befehlen nach. Wenn sie eines gelernt hatte, dann das – in Notsituationen hatte man keine Zeit für Diskussionen.
„Justin, wie sieht’s aus? Kannst du unseren Fall verlangsamen?“ Edward Janeway keuchte. Die Luft im Shuttle wurde dünner. Schweißperlen überzogen sein Gesicht. Der junge Captain an seiner Seite verbiss sich in seine Aufgabe.
„Ich versuche es, aber es gibt nicht genügend Widerstand!“
„Kathryn!“, wandte sich der Admiral an seine Tochter.
„Erfasse unsere Signale und beame uns auf die Oberfläche!“ Der junge Frau passte das gar nicht.
„Aber … die Beschaffenheit … wir wissen nicht …“
„Kathryn!“, unterbrach ihr Vater sie scharf.
„Wir haben keine Zeit für Diskussionen!“ Unsicherheit blitzte in den blauen Augen seiner Tochter auf.
„Kath!“ Justin lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Er blieb trotz der Situation ganz ruhig.
„Tu es!“ Sie nickte entschlossen.
„Erfasse die Koordinaten! Beame auf den Planeten … jetzt!“ Sie initialisierte den Beamvorgang. Und das nicht eine Sekunde zu früh. Das Shuttle überhitze, die Schilde kollabierten und letztendlich verwandelte sich die Terra Nova in einen glühenden Feuerball, der auf Tau Ceti Prime stürzte. Währenddessen materialisierten sich die drei Sternenflottenoffiziere auf einen der vielen Gletscher, 50 Meter vom Rand entfernt.
„Das war knapp!“, meinte Justin und wies hinauf zum Himmel, an dem die Terra Nova wie eine Sternschnuppe vorbeizog und weiter im Süden des Planeten aufschlug.
„Und wie!“, meinte Kathryn. Ihre Beine zitterten. Der eiskalte Wind pfiff und an ihren Füßen bildeten sich Schneewehen.
„Wir müssen hier weg!“ Edward schulterte seine Tasche und blickte hoch zur Sonne. Plötzlich knarrte es unter ihren Füßen.
„Die Hitze des explodierenden Shuttles hat das Eis instabil werden lassen!“, rief er warnend.
„Lauft!“ Die drei Offiziere nahmen ihre Beine in die Hand und rannten zum festen Eis.
„Es bricht immer schneller!“, schrie Justin und rannte schneller.
„Die Hitzewelle des Shuttles muss das Eis zum Schmelzen gebracht haben!“, rief Kathryn und jagte mit zwischen den beiden Männern aufs Festland zu. Plötzlich brach das Eis unter den Füßen der drei Offiziere.
„DAD! JUSTIN!“, schrie Kathryn, als das Eis unter den beiden Männern brach. Sie blieb augenblicklich stehen, doch das Eis brach weiter. Sie starrte ins Wasser, doch von den beiden war nichts mehr zu sehen. Die beiden waren gemeinsam mit dem abgebrochenen Eis ins Meer gestürzt.
„Nein!“, hauchte sie.
„Nein!“ Sie war völlig entsetzt.
„DAD! JUSTIN!“, schrie sie erneut und immer wieder, doch von den beiden war keine Spur zu entdecken. Langsam sank sie auf die Knie, Tränen rannen aus ihren Augen und sie schluchzte. Das durfte nicht wahr sein! Kathryn Janeway versank in Gleichgültigkeit. Sie merkte nicht, wie es immer kälter wurde, wie die Sonne unterging und wie sie langsam erfror. Doch das war ihr egal. Sie hatte ihren Vater verloren. Und ihren Verlobten. Und sie war schuld! Hätte sie die Koordinaten besser gewählt, dann würden die beiden noch leben! Sie merkte, wie sie immer müder wurde, ihre Lider immer schwerer und ihr Körper taub wurde. Sie schloss die Augen und lauschte. Sie konnte das schwere Eis knacken hören, sich bewegen. Es war lebendig, nicht tot. Tot. Ihr Vater und Justin waren tot. Sie blendete alles aus und konzentrierte sich auf ihren Herzschlag. Sie war wie in Trance. Sie bemerkte nicht, wie nach Tagen ein Rettungsteam auf den Planeten gebeamt wurde, sie merkte nicht, wie stundenlang nach ihnen gesucht wurde, die leblosen toten Körper der beiden Männer aus dem eisigen Meer gebeamt wurden und weiter nach ihr gesucht wurde. Der Schnee hatte sie unter sich begraben. Sie verdankte ihrem Leben nur dem Umstand, dass sich eine Art Luftblase gebildet hatte und sie so atmen konnte. Sie bekam nicht mit, wie das Team der USS Enterprise sie fand und auf die Krankenstation beamte. Sie bekam nichts mit. Sie war in ihrer eigenen Welt.
„Sie kommt zu sich.“ Wem gehörte diese Stimme? Und wieso war es so hell? Sie konzentrierte sich auf ihren Körper. Dieser fühlte sich taub und schwer an. Sie blinzelte und öffnete die blauen Augen.
„Doktor! Commander Janeway hat das Bewusstsein erlangt!“, meldete eine weibliche Stimme. Ins Blickfeld des Ersten Offiziers der USS Icarus schob sich eine große schlanke Frau mit heller Haut und roten Locken.
„Commander Janeway? Wie fühlen Sie sich?“ Die Ärztin scannte Kathryn mit einem medizinischen Trikorder.
„Was …wo … Justin … Dad …“, krächzte sie. Die Ärztin musterte Kathryn mit eisblauen Augen.
„Beruhigen Sie sich, Commander. Ich bin Dr. Beverly Crusher.“, stellte sich Dr. Crusher vor.
„Ich werde den Captain informieren.“, erklärte sie und rief Captain Picard über Kommunikator.
„Krankenstation an Brücke.“
„Riker hier!“ Diese Stimme! Kathryn kannte sie und konnte sie auch zuordnen. William. William T Riker. Erster Offizier der USS Enterprise – Flaggschiff der Föderation.
„Commander Janeway ist aufgewacht. Informieren Sie bitte den Captain!“
„Verstanden. Wie geht es Kathryn?“ Dr. Crusher runzelte die Stirn.
„Kathryn?“ Man hörte, wie sich Will räusperte.
„Eine Freundin von der Akademie.“, erklärte er. Die Ärztin nickte.
„Den Umständen entsprechend.“
„Ich werde den Captain schicken. Er ist auf dem Weg.“ Wenige Minuten später hörte Kathryn das Zischen der Schotts und ein bekanntes Gesicht schob sich in ihr Blickfeld.
„Kathryn.“
„Jean-Luc.“, krächzte sie. Der glatzköpfige Captain beugte sich über sie.
„Es tut mir leid, Kathryn. Ihr Vater und ihr Verlobter …“ Kathryn wurde blass und aus dem Augenwinkel heraus konnte sie sehen, wie Dr. Crusher ein Hypospray auflud.
„Sie sind tot?“, hauchte sie, Tränen traten erneut in ihre Augen und vernebelten ihren Blick. Captain Picard drückte sie sanft zurück aufs Biobett, aus dem sie sich hochgestemmt hatte.
„Ruhen Sie sich aus, Kathryn.“ Das leise Zischen eines sich entladenden Hyposprays an ihrem Hals, die dumpfe Müdigkeit, die darauf folgte, Kathryn entspannte sich und driftete ab ins Reich der Träume.


Das, was darauf folgte, nahm sie nur noch wie durch einen Schleier wahr. Die Ankunft auf der Erde, die Publicity, die Crew der USS Icarus, die Sternenflotte und ihre Familie. All das zog an ihr vorbei wie ein grauer undurchdringbarer Nebel. Erst im Krankenhaus kam sie wieder richtig zu sich. Als sie die Augen aufschlug, saß ihre Schwester Phoebe an ihrem Bett und schlief. Kathryn drehte den Kopf zum Fenster. Sie war verkabelt und an zig Geräte angeschlossen. Die Türen öffneten sich und zwei Personen traten herein.
„Owen, die Ungewissheit ob sie wieder aufwacht …“ Das war die Stimme ihrer Mutter! Kathryn hatte die Augen wieder geschlossen und gab sich Mühe, sie wieder zu öffnen.
„Gretchen … ihre Werte sind stabil. Sie muss nur noch aufwachen wollen …“ Das war Admiral Paris. Kathryn schluckte. Hätte sein Sohn damals keinen Unfug angestellt – vielleicht wäre sie auch für seinen Tod verantwortlich?
„Aber Owen.“ Sie lief zu einem der Tischchen und schenkte dort etwas Heißes ein. Das konnte Kathryn hören. Vielleicht Kaffee? Aber nein, ihre Mutter trank Tee. Oder doch Kaffee?
„Es sind schon 3 Wochen um und es passiert immer noch nichts!“ Die Stimme ihrer Mutter hörte sich trocken und rau an. Owen folgte Gretchen.
„Sie wird aufwachen.“ Die Stimme klang zuversichtlich.
„Die Beerdigung ist auch schon zwei Wochen her.“, meinte sie brüsk. Kathryn schlug die Augen auf.
„Kath!“, rief Phoebe, die gerade eben aufgewacht war und ihre Schwester wach vorfand. Admiral Paris und Gretchen wirbelten herum. Phoebe nahm die Hand ihrer Schwester und drückte sie. Kathryn erwiderte schwach und müde die Geste. Gretchen Janeway traten Tränen in die Augen; Admiral Paris war unendlich erleichtert und verständigte die Ärzte.


Es war ein langer Weg zur Genesung. Kathryn brauchte lange, bis ihr Körper so weit war, dass sie wieder gesund war. Doch sie sperrte sich. Gegen jegliche Hilfe, gegen alles und jeden. Sie lag nur im Bett und starrte vor sich hin. Erst Wochen später drang ihre Schwester Phoebe zu ihr durch und Kathryn kehrte zurück ins Leben. Mitten des Jahres 2359 nahm sie an einem sechsmonatigen Fortbildungsprogramm für kommandierende Offiziere teil und kehrte in den aktiven Dienst der Sternenflotte zurück. Kathryn kehrte anschließend als leitender Wissenschaftsoffizier auf die USS Al-Batani, unter Admiral Paris, zurück. 5 Jahre später, Sternzeit 2364 wurde sie zum Captain befördert und bekam die USS Billings als erstes Kommando. Ihr erster Einsatz war eine sechsmonatige Mission in den Beta-Quadrat, um dort Mikrosekunden-Pulsare zu studieren. Anschließend bekam sie das Kommando über die Voyager und landete mitsamt dem Maquisschiff im Deltaquadranten. Doch niemals, nicht für einen Augenblick, hatte sie ihren Vater und Verlobten vergessen. Auch nicht, als sie mit Mark zusammen kam …
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