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Asche 13 - ... und Staub zu Staub

von Gabi

Kapitel 1

Commander Benteen hatte sich in Kiras Büro eingefunden. Ihr eigentlicher Plan war es gewesen, den Tagesreport von gestern durchzugehen, doch nun saß sie neben ihrer Vorgesetzten in einem Sessel und sah sich die Übertragung von Bajor an.

Es war eine gute Rede, das musste sogar die Terranerin eingestehen, und der Premierminister – nun Ex-Premierminister – machte eine gute Figur. Doch für Benteen war es mehr oder weniger gleichgültig, wer der bajoranischen Politik vorstand. Sie hatte keine Beziehung zu dem Planeten und glaubte nicht, dass sich irgendeine Regierung gegen einen Beitritt zur Vereinten Föderation der Planeten entscheiden würde. So verfolgte sie Shakaars Worte lediglich mit einem Hauch Anteilnahme, weil sie von ihrer Kommandantin über die Hintergründe informiert worden war.

Das gleiche galt allerdings nicht für Kira. Sie hatte das Gesicht abgewandt, gab vor, aufmerksam die Übertragung der Rücktrittsrede zu verfolgen, doch Benteen hatte das verräterische Glitzern bemerkt.

Sie hatte ihre Vorgesetzte noch nie weinen sehen. Die Terranerin versuchte, ihre Aufmerksamkeit ganz dem Bildschirm zu widmen, doch unwillkürlich beobachtete sie immer wieder die Bajoranerin aus den Augenwinkeln. Sie wusste, dass Kira und Shakaar sich nahe standen, dass deren Beziehung in die Zeit der cardassianischen Besetzung Bajors zurückführte, doch damit endete ihre Kenntnis über die persönlichen oder vielleicht auch politischen Motivationen der Stationskommandantin. Kira war nicht gerade sehr gesprächig, was ihre privaten Angelegenheiten anging, und Benteen musste sich eingestehen, dass sie auch nicht unbedingt der Typ war, dem eine Person gerne ihr Herz ausschüttete.

Das Aufzeichnungsgerät fuhr näher an Shakaar heran. Benteen konnte erkennen, dass die Augen des Mannes zwar hell und wach waren, doch der Rest des Gesichts müde wirkte. Manche der Falten sahen aus als ob sie erst vor Kurzem entstanden waren. Die Sternenflottenoffizierin hatte den Eindruck, dass der Mann auf dem Bildschirm über seinen Rücktritt weit weniger betrübt war als Colonel Kira. Er schien sich nach Ruhe zu sehnen.

Sie blickte erneut zur Kommandantin hinüber. Diese schien ihre Gefühle wieder unter Kontrolle zu haben, doch ihr Gesichtsausdruck sprach Bände. Für Kira war es mehr als nur Shakaar, der heute zurücktrat.

Einem Impuls folgend beugte sich Benteen hinüber und legte der Bajoranerin ihre Hand auf den Oberschenkel. „Es wird alles gut werden.“

Kiras überraschter Blick begegnete einem halben Lächeln Benteens. Der Ausdruck war so ungewohnt im Gesicht der Terranerin, dass die Bajoranerin sich für einen Moment nicht sicher war, ihren Ersten Offizier vor sich zu haben.

Hastig zog Benteen die Hand wieder fort, hastig bemühte sich Kira um eine möglichst neutrale Miene.

„Natürlich wird alles gut werden“, erklärte sie gegen ihre persönliche Überzeugung. „Bajor hat schwerere Krisen überstanden als Edons Rücktritt.“

Die Terranerin hob die Augenbrauen. „Ich würde das hier nicht als Krise bezeichnen.“

„Nein, natürlich nicht. Sie haben Recht.“ Kira schüttelte leicht den Kopf und genehmigte sich ein reuiges Lächeln. „Für Bajor ist es wahrscheinlich keine Krise“, sie atmete tief durch, „aber irgendwie für mich.“ Sie musterte ihren Ersten Offizier. Auf dem Monitor war die Kamera wieder in die Totale gefahren. Die Minister, die um das Rednerpult herum standen applaudierten nun. Einige trugen dasselbe verräterische Glitzern in den Augen wie Kira. Von der cardassianischen Ehefrau Shakaars war nichts zu sehen.

„Sie hätten unsere Regierung am Anfang erleben sollen, Commander“, bemerkte Kira nachdenklich. „Über vier Jahre hat sie sich selbst provisorische Regierung genannt. Vier Jahre! Dann kam Shakaar Edon“, sie wandte sich wieder dem Monitor zu. Der zurückgetretene Premierminister bekam nun irgendeine Ehrung überreicht. „Er tilgte die Bezeichnung provisorisch und schaffte es endlich eine Gegenkraft zu Kai Winn zu bilden. Unter seinem Einfluss hat uns die Föderation begonnen ernst zu nehmen.“ Sie beobachtete, wie Shakaar sanft in die Kamera lächelte. Traurig erwiderte sie das Lächeln, als ob es ihr gegolten hatte. „Dabei war alles, was er immer wollte, die Erde wieder fruchtbar zu machen und seine Felder zu bestellen.“

Benteen nickte pflichtschuldig. Sie konnte es sich nicht vorstellen, ein Leben als Farmerin zu verbringen. Es erschien ihr so … ambitionslos. „Was wird er jetzt machen?“

Kiras melancholisches Lächeln vertiefte sich. Ihre Augen nahm sie nicht von dem blonden Hünen auf dem Bildschirm. „Ich weiß es nicht. Doch was immer es sein wird, ich bete, dass er seinen Frieden findet.“

* * *


Der Blick des Kai wanderte die alten Säulen hinauf. Massiver Stein, nicht dafür gedacht die Jahrhunderte zu überdauern, sondern die Jahrtausende. Beinahe ehrfürchtig ließ er die Finger über die raue Oberfläche wandern. Diese imposante Halle stand bereits hier, als andere Völker das Feuer oder das Rad für sich entdeckten. Sie hatte schon zu einer Zeit ihrem Glauben gehuldigt, als andere Rassen den Blitz als Gottheit anbeteten. Von Zeit zu Zeit war es wichtig, dass sein Volk sich dessen bewusst wurde, dass er sich dessen bewusst wurde, dass sie wahrscheinlich die älteste Kultur in den bekannten Quadranten darstellten. Die Hand immer noch am Sicherheit versprechenden Stein glitt sein Blick an den Rand der Säulenhalle, wo die Trennung zwischen Heiligtum und dem es umgebenden Gestein nur durch eine hüfthohe Mauer gebildet wurde. Dicke Kissen mit dunkelrotem Samtbezug luden dort zum Verweilen und Kontemplieren ein. Der Blick des Betrachters wurde unweigerlich von den riesigen kahlen Bergmassiven der Dahkurprovinz angezogen, an deren östlicher Grenze sich Ashalla befand. Damit einhergehend folgte meist ein Gefühl der eigenen Insignifikanz angesichts dieser Majestät. Die ideale Voraussetzung für das Insichgehen einer Meditation.

Die Bajoraner besaßen nicht die militärische Präsenz oder den hinaus strebenden Forscher- und Handelsdrang, wie das anderen Rassen zu eigen war. Doch sie hatten im Gegenzug auch niemals eine so einschneidende Veränderung ihrer Kultur hinnehmen müssen, wie es die Cardassianer durch die planetenweite Hungersnot oder die Terraner dank ihrer nahezu alles vernichtenden Bürgerkriege erlebt hatten.

Einzig die Zeit der cardassianischen Besatzung hatte sein Volk an dessen Grenzen gebracht, doch außer der Auflösung des Kastenwesens waren sie aus diesen 50 Jahren weitestgehend unverändert hervorgegangen. Unwandelbar in ihrer Kultur und ihrem Glauben, unwandelbar wie das Gebirge und der Ozean, die einzigen beiden Konstanten, die noch älter als die bajoranische Rasse waren.

Die Propheten hatten ihre schützenden Hände über diese Mauern gelegt. Viele der kleineren Klöster in den anderen Provinzen hatten Schäden durch Luftangriffe genommen, doch das Hauptkloster in Ashalla hatten sogar die Cardassianer unberührt gelassen. Der Stein verlangte einen Respekt, der über die Religion hinaus ging.

Langsamen Schritts durchquerte er die Halle. Durch die weichen Sohlen seiner leichten Stiefel hindurch spürte er die Unebenheiten im Boden, die Furchen, welche durch Millionen von Füßen vor ihm entstanden waren. Alleine anhand dieses schwachen Reliefs war er imstande sich mit geschlossenen Augen in der Halle zurecht zu finden.

Heute jedoch war er ziellos hier unterwegs. Er hatte bereits mehrfach versucht, seinen Adjutanten zu erreichen, um mit ihm über das zu sprechen, was Bareil Antos ihm anvertraut hatte. Doch Vedek Gawen war nirgendwo zu finden. Normalerweise kein Grund, sich Sorgen zu machen. Die Klosteranlage war sehr weitläufig und die Geistlichen trugen keine Kommunikatoren. Dennoch machte sich mit jeder Minute, in welcher er nicht mit seinem Assistenten sprechen konnte, eine namenlose Unruhe in ihm breit.

Kai Sarius verspürte eine große Erleichterung, als er die bekannte, gepflegte Robe endlich in einer kaum frequentierten Ecke der Halle fand. Eine einsame Kerze flackerte auf ihrem hohen Ständer neben der massiven Säulen, Vedek Gawens Gegenwart jedem zufälligen Besucher entzog.

„Gawen, ich …“, der Kai stockte.

Der Vedek war bei seiner Stimme aufgefahren und hatte das Buch, in welchem er gelesen hatte, so hinter sich auf die Steinbank geschoben, dass es zwischen seiner Robe und dem dicken Sitzkissen verborgen war.

„Was liest du da, wovon ich nichts ahnen soll?“ wollte der Kai misstrauisch wissen.

„Nichts Wichtiges, Eure Eminenz.“ Gawen erhob sich rasch und trat ein paar Schritte auf den Kai zu, so dass dieser keine Veranlassung mehr hatte, sich weiter der Außenmauer zu nähern.

„Ob es wichtig ist oder nicht, würde ich gerne selbst entscheiden“, ermahnte das geistliche Oberhaupt seinen Assistenten streng. Er schob den Vedek beiseite, um an ihm vorbei zu treten. Seine Augen waren auf die Bank gerichtet, auf welcher das Buch versteckt lag. So sah er den Schlag nicht kommen. Er spürte den dumpfen Aufprall im Nacken und dann nichts mehr.

Vedek Gawen ließ den Kerzenständer sinken und stellte ihn an seinen Platz neben der Säule zurück.

Er hatte den Kai niedergeschlagen! Die Enormität dessen, was er eben getan hatte, sickerte erst allmählich in sein Bewusstsein. Dass ein Bajoraner die Hand gegen den Kai erhob, war undenkbar.

Er hatte doch nur verhindern wollen, dass Sarius das Buch zu Gesicht bekam…

Eilig raffte er seine Robe und kniete sich nieder. Als seine Finger den kräftigen Puls am Hals des geistlichen Oberhauptes fühlten, wusch eine Welle der Erleichterung über ihn hinweg. Nur bewusstlos! Nicht, dass dies seinen Angriff im Mindesten verbesserte. Hatte er bis eben noch gezögert, welchen Weg er von nun an beschreiten sollte, lag der nun klar vor ihm. Für ihn gab es hier im Kloster keinen Platz mehr, nicht nachdem er den Kai niedergeschlagen hatte. Die Brücken waren verbrannt, der Pfad führte ihn unweigerlich nach vorne.

Hastig holte er das schwere Buch hervor, wickelte es in das bestickte Tuch, in welchem er es hier her transportiert hatte, und verließ raschen Schritts die heiligen Hallen.

Sein Weg lenkte ihn zum klostereigenen Hangar, wo neben den interstellaren Kreuzern auch kleinere planetare Gleiter standen. Er musste an seinem Ziel sein, bevor jemand den Kai fand oder dieser von selbst erwachte.

Seinem hohen Rang entsprechend wurden ihm keine Fragen gestellt, als er sich für die Benutzung eines der kleineren Schiffe eintrug. Einzig sein Wunsch, den Gleiter selbst zu steuern, rief ein leichtes Stirnrunzeln des zuständigen Akolythen hervor. Die Bedenken gelang es ihm durch eine scherzhafte Bemerkung, dass er nicht aus der Übung kommen wolle, zu zerstreuen.

Als er den Gleiter startete und den Kurs in Richtung der Tundrengrenze im hohen Norden setzte, spürte er, wie eine alte Last von ihm abfiel und eine neue Last sich ihm zentnerschwer auf die Schultern legte.

* * *


Colonel Kira, Lieutenant Nog und Chief O’Brien saßen im Büro der Stationssicherheit um den Tisch des Sicherheitschefs und beugten ihre Köpfe über die auf den Padds aufgelisteten Messdaten.

„Es ist eindeutig nicht der Himmelstempel“, attestierte Kira das Offensichtliche.

„Nein, Colonel“, pflichtete O’Brien ihr bei. „Die Verteronstrahlung ist in keinem der anderen Gästequartiere erhöht. Nur …“

„… in meinem eigenen.“ Kira studierte die nach Sektionen sortierten Listen. Die Erhöhungen der Werte fielen auch einem Laien ins Auge. Sie trommelte nachdenklich mit den Fingern auf der Tischplatte. Diese Implikation gefiel ihr nicht im Mindesten. Sie betrachtete ihre beiden Offiziere, die schweigend darauf warteten, dass sie das Wort an sie richtete. Wenn sie die beiden Männer betrachtete, wurde ihr wieder deutlich bewusst, dass sie nicht Sisko war, ja, nicht einmal ein Kommandant der Sternenflotte. Nog und O’Brien hatten lange Jahre mit ihr zusammen gearbeitet. Das Verhältnis zu dem Ferengi war immer korrekt gewesen, zu dem Terraner sogar freundschaftlich aufgrund ihrer privaten Verwicklungen um Kirayoshi. Doch in ihrer Eigenschaft als Kommandantin von Deep Space Nine zeigten beide Männer eine gewisse Unsicherheit ihr gegenüber, die sie in Gegenwart von Sisko nicht zur Schau gestellt hatten.

Kira seufzte. Es wäre wahrlich das Beste, wenn Bajor bald in die Föderation aufgenommen wurde, und ihr Militär in der Sternenflotte aufging. Zwar widerstrebte es einem nicht geringen nationalstolzen Teil in ihr, irgendwann einmal die geliebte rostbraune Uniform gegen einen Sternenflottenoverall zu tauschen. Doch es würde auf jeden Fall den Ablauf hier auf der Station reibungsloser gestalten. Denn sie hatte nicht vor, das Kommando über diese cardassianische Anlage noch einmal abzugeben.

„Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege – aber die Kurve der Werte deutet darauf hin, dass die gleiche Strahlung am selben Abend in beiden Quartieren aufgetreten ist.“

„Ganz genau, Colonel.“ O’Brien griff nach dem besagten Padd und änderte eine Einstellung, zwei Kurven legten sich übereinander. „Vielleicht eine Stunde Unterschied, mehr nicht.“

„Verdammt!“ Kira ließ ihre Hand geräuschvoll auf der Tischplatte landen. „Das heißt, dass der pah wraith damit zu tun hat.“

Lieutenant Nog starrte seine Vorgesetzte verständnislos an. „Welcher pah wraith, Colonel?“

O’Brien verzog das Gesicht. Seit eines dieser Energiewesen sich seiner Frau Keiko als Medium bedient hatte, hatte er einen gesunden Respekt vor ihnen. Die Erinnerung daran war nicht angenehm.

„Ich …“, nun war es an der Bajoranerin ihren beiden Offizierskollegen gegenüber ein wenig unsicher zu wirken. Der Vorfall in ihrem Quartier war so persönlich gewesen, dass sie überhaupt nicht auf die Idee gekommen war, ihn ihrem Sicherheitschef zu melden – wie es eigentlich die korrekte Vorgehensweise gewesen wäre. Daher betrachtete sie nun die Tischplatte, während sie murmelte: „… bin am selben Abend von einem pah wraith überfallen worden …“

„Was?!“ Lieutenant Nog fuhr in seinem Sessel auf. „Warum weiß ich davon nichts?“

Die unnahbare Autorität Kiras schmolz dahin, als sie sich plötzlich in vertauschten Rollen vor ihrem Sicherheitschef wieder fand. „Ich … hielt es für eine … persönliche Angelegenheit.“

Der aufgebrachten Miene des Ferengi war nicht zu entnehmen, ob er sich mehr Sorgen um die Stationssicherheit oder diejenige seiner Vorgesetzten machte.

„Ihnen hätte sonst etwas passieren können, Colonel! Warum haben Sie nicht die Sicherheit gerufen?“

Kira schob die Padds auf der Tischplatte herum. Der Blick, den sie ihrem Sicherheitschef zuwarf war beinahe trotzig zu nennen. „Es war eine persönliche Angelegenheit“, betonte sie noch einmal. „Ich habe dafür Sorge getragen, dass ich nicht mehr in Gefahr geraten konnte.“

„Darf ich erfahren, wie, Colonel?“ Wenn es um den Bereich der Stationssicherheit ging, konnte Lieutenant Nog in der Tat über den eingeschüchterten Respekt hinauswachsen, den die aufbrausende Bajoranerin ihm normalerweise abnötigte.

Sie funkelte ihn an. Ein Paar befehlsgewohnter dunkler Augen traf die kleinen des Ferengi, der dem Blick bewundernswert Stand hielt. Schließlich gab Kira seufzend nach. Sie hatte kein Recht, Nog seinen Job unnötig schwer zu machen. „Bareil Antos hat auf meinem … Sofa … übernachtet.“

„Bareil Antos?“ O’Briens Augenbrauen schossen in die Höhe. „Wir sprechen von dem Taschendieb, der keinerlei Erfahrung in Personensicherheit hat?“

„Nein, darin nicht …“

Die beiden Männer tauschten einen bedeutungsvollen Blick aus, was Kira dazu veranlasste, erneut die Hand kraftvoll mit der Tischplatte in Kontakt zu bringen. „Das ist jetzt jedoch nicht von Bedeutung, meine Herren. Wir müssen davon ausgehen, dass der pah wraith sich auch im Quartier der Archäologin befand, was ein völlig neues Licht auf die Tat wirft. Auch wenn ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, was er davon hätte, eine Terranerin zu ermorden …“

* * *


„Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!“ Quark stellte die Gläser vor den beiden Gästen ab, deren ungeteilte Aufmerksamkeit er nun hatte. Was Neugierde anging hatten sich Julian Bashir und Ezri Dax gesucht und gefunden.

Der Ferengi senkte verschwörerisch den Kopf, die Gesichter der beiden Sternenflottenoffiziere kamen interessiert näher.

„Er hat seine Hand auf ihrem …“, es folgte ein hastiges Heben und Senken der Augenwülste, „gehabt, und er besitzt immer noch alle seine Finger. Sie schien es nicht mal zu merken. Und was für einen schönen kleinen runden …“

„Quark, bleiben Sie bei der Sache“, ermahnte ihn Dax.

Bashir verzog unwillig den Mund. „Sind Sie sich da ganz sicher?“

„So sicher, wie ich hier stehe.“ Quark nickte mit dem Kopf zum Eingang seiner Bar. „Es war heute Morgen da draußen, direkt in meinem Blickfeld. Sie gingen sehr nah nebeneinander her und als sie sich trennten, blieb besagte Hand noch einen Moment länger auf besagtem Körperteil.“

„Ha!“ Dax blickte triumphierend zu Bashir, der das Kinn auf der Hand aufgestützt hatte. „Ich hab’s doch gesagt, sie schafft es nicht, ihm zu wiederstehen. Die beiden gehören auf einer tieferen Ebene zusammen.“

„Blödsinn“, murmelte Bashir, er machte einen letzten Versuch in Richtung des Ferengi. „Sie könnten sich nicht vielleicht doch geirrt …?“

„Vergiss es!“ Dax legte ihm eine gönnerhafte Hand auf den Arm. „Die nächsten fünf Holosuite-Programme suche ich aus.“

Quark richtete sich verwundert auf. „Das ist alles, worauf Sie gewettet haben? Was ist denn daran so schlimm?“

Bashir ließ einen Seufzer aus tiefstem Herzen vernehmen: „Sie haben ja keine Ahnung, was für dröge Liebesschnulzen Trill hervorgebracht hat.“

Während Dax ihm eine Grimasse schnitt, meldete sich der Kommunikator des Arztes.

„Bashir hier?“

Die Patientin ist aus dem Koma erwacht, ich dachte mir, Sie wollten dabei sein.“

„Ich komme.“ Bashir erhob sich, froh darum, Dax‘ Siegermiene zu entkommen.



Auf dem Weg zur Krankenstation hatte er Colonel Kira ebenfalls Bescheid gegeben. Diese traf gemeinsam mit den Lieutenants Nog und Sito kurz nach ihm ein. Während Bashir einen kurzen Lagebericht gab, warf er der Bajoranerin einen versteckten rügenden Blick zu, der an dieser abprallte, da sie keine Ahnung von der Wette hatte, die mit ihrer Person im Mittelpunkt lief. Es war das Glück des Arztes, dass sie davon nichts ahnte, ihre Miene wäre unter diesen Umständen mit Sicherheit eine andere gewesen.

„Sie ist ansprechbar, aber ich möchte Sie bitten, dass Sie sich kurz fassen. Sie ist noch sehr schwach und braucht dementsprechend Ruhe“, schloss er seine Ausführung. Sein Blick fiel auf den bajoranischen Lieutenant. „Vielleicht ist es am besten, wenn Lieutenant Jaxa mit ihr spricht, da sie sich kennen.“

„Eine gute Idee“, nickte Kira. Sie wandte sich der Sicherheitsoffizierin zu: „Nach Ihnen, Lieutenant.“

Der Anblick der Patientin zeigte deutlich, welch nahen Kampf am Tode sie durchzustehen hatte. Grauumrahmte, tiefliegende Augen starrten ihnen aus einem Gesicht entgegen, welches aus weißem Wachs gegossen schien.

Auf das Geräusch der sich öffnenden Tür hin, glitt Vashs Blick zu den Neuankömmlingen hinüber. Sie versuchte sich aufzusetzen.

„Langsam, langsam ...“ Eine Hand erschien in ihrem Gesichtsfeld und stützte ihren Arm. „Du musst dich noch schlimmer fühlen als du aussiehst.“ Jaxa schenkte ihr ein Lächeln, von dem sie hoffte, dass es jovial ermutigend wirkte.

Die dunkelhaarige Terranerin stöhnte ausgiebig, als sie sich auf die Hilfe des Arms stützte. „Nach dem, wie ich mich fühle, muss ich verheerend aussehen!“

„Glaub mir, das tust du auch.“

„Was ist passiert?“ Mit erschrockener Verständnislosigkeit starrte sie ihre ehemalige Partnerin an.

Sito hob hilflos die Schultern. „Ich hatte gehofft, dass du uns das sagen könntest.“ Sie drückte den zitternden Oberkörper der Terranerin wieder auf die Krankenliege zurück. „Die Stationssicherheit hat dich mit einer ziemlich hässlichen Bauchwunde in deinem Quartier gefunden. Ironischer Weise hast du es Quark zu verdanken, dass du nicht unbemerkt verblutet bist. Er hat uns informiert, nachdem du nicht auf seinen Türsummer reagiert hast.“ Sie hielt inne, als sie merkte, dass Vash ihrer Ausführung mit großen Augen folgte. „Du erinnerst dich an nichts mehr?“

„An überhaupt nichts ...“ Sie begann den Kopf zu schütteln, hörte damit aber sehr rasch wieder auf, als ihr Magen darauf reagierte. „Ich weiß momentan nicht, an was ich mich überhaupt noch erinnere ...“

„Du weißt noch, wer du bist? Wer ich bin?“

Die Terranerin blickte verärgert auf. „Natürlich, bin doch nicht bescheuert!“

„Das hat nichts mit bescheuert zu tun“, schaltete sich Dr. Bashir ein. „Sie haben eine Teil-Amnesie, es hätte genauso gut eine vollständige sein können.“

Vash zuckte vorsichtig mit den Schultern als wollte sie andeuten, dass ihr so etwas nicht passieren konnte.

„Ich danke den Propheten, dass Sie durchgekommen sind.“ Kira lächelte sie aufmunternd an.

Propheten ... das Wort schien an einer Saite in Vash zu zupfen, von der sie wusste, dass sie eine enorme Bedeutung haben musste. Doch die Erkenntnis blieb hinter einem Schleier verborgen, durch den ihr Bewusstsein nicht dringen konnte.

„Irgendetwas Schreckliches ist passiert ...“, flüsterte sie. Ihre Faust berührte schwach die Matratze, „und ich kann mich nicht daran erinnern ...“

„Natürlich ist etwas Schreckliches passiert“, erklärte Sito nicht unfreundlich. „Irgendein Idiot hat dich durchlöchert!“

„Nein“, Vash schüttelte den Kopf ohne auf ihren Magen zu achten. „Nein, es ist mehr als das. Ich habe das Gefühl, als ob ich nur zufällig am falschen Ort war ...“

„Du warst in deinem Quartier! Das würde ich nicht als zufällig bezeichnen ...“

„Nein.“ Ein erneutes Kopfschütteln. „Es ging nicht um mich. Es ging um ... verdammt! Warum kann ich mich an nichts erinnern?“

„Wir haben Grund zur Annahme, dass Sie ein pah wraith heimgesucht hat …“, warf Kira vorsichtig ein. Bashir blickte sie fragend an, doch sie winkte ab, dass sie es ihm später erklären würde.

„Wenn Sie mir sagen, was das sein soll, …?“, bemerkte Vash müde.

„Ein …“, Kira sah sich hilfesuchend um, aber keiner der anderen Anwesenden war in ihrer Religion bewandert, so versuchte sie es mit einer profanen Erklärung, „… Energiewesen in Form eines Cardassianers …“

Nicht nur von Vash erntete sie dafür einen zweifelnden Blick.

„Da klingelt bei mir nichts.“

Sito betrachtete sie nachdenklich. „Vielleicht nützt es etwas, wenn du dir deine Sachen ansiehst, ob etwas fehlt ...“

„…später!“ fügte Bashir bestimmend hinzu, als Vash Anstalten machte, aus dem Bett aufzustehen. „Jetzt ruhen Sie sich erst einmal aus und versuchen, etwas in den Magen zu bekommen. Ich werde Ihnen eine Suppe bringen lassen.“

Vash versuchte gefasster zu reagieren als sie sich fühlte. „Eine gute Idee. Ich fühle mich als hätte ich ein Loch im Bauch.“

Das gequälte Lachen um sie herum zeigte ihr, dass niemandem nach Scherzen zumute war.

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