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Das Auge der Propheten

von Martina Strobelt

Kapitel 1

Recht misst sich an Gesetzen,
Gerechtigkeit am Herzen
(Bajoranisches Sprichwort)


Die Bar war leer.

‘Fast leer’, korrigierte sich Quark in Gedanken. Missmutig starrte er auf den letzten Gast, der an einem der kleinen Ecktische saß und keinerlei Anstalten machte, zu gehen. Und was noch viel schlimmer war, bislang hatte er auch noch keinerlei Anstalten gemacht, seine Rechnung zu bezahlen, die - jedenfalls nach der Anzahl der auf dem Tisch stehenden leeren Flaschen - ziemlich hoch war. Mehrmals hatte Quark seinen Bruder angewiesen, gleich, spätestens aber dann zu kassieren, bevor er eine neue Flasche servierte. Und was hatte dieser Nichtsnutz Rom auf seine Vorhaltungen erwidert? „Aber Bruder, du weißt doch wie schnell ein Cardassianer gewalttätig wird, er hat gesagt, dass er erst zahlt, wenn er das Kasino verlässt, was sollte ich denn machen ?“

Quark seufzte. Rom war zwar ein Idiot, aber insgeheim musste er ihm leider recht geben. Es war gefährlich, einen Cardassianer zu reizen. Nicht, dass er sich um seinen Bruder gesorgt hätte, aber wenn der Gast nun auf den Gedanken gekommen wäre, seine Wut an der Bar auszulassen - nein es war sicher besser gewesen, diesmal auf Vorkasse zu verzichten. Andererseits war damit das Problem lediglich aufgeschoben. -- Mit dem Unterschied, dass Rom plötzlich wie vom Erdboden verschluckt war. Wollte er nicht auf die Zeche verzichten, musste er also wohl oder übel selbst tätig werden. Sorgfältig wog er das Für und Wider ab, dann siegte die jedem Ferengi angeborene Habgier. Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und trat an den Tisch.

„Entschuldigen Sie, aber wir schließen jetzt.“

„Ach ja?“ Der Cardassianer drehte den Kopf und stierte ihn mit den glasigen Augen eines stark Betrunkenen an.

‘Um so besser’, dachte Quark insgeheim. Vielleicht würde es doch weniger Schwierigkeiten geben als erwartet. Diese beruhigende Erkenntnis bewog ihn, seiner Stimme einen schärferen Klang zu geben.

„Hören Sie, ich sagte, dass die Bar jetzt geschlossen wird. Bezahlen Sie Ihre Rechnung und dann gehen Sie.“

„Zahlen?“ Der Cardassianer grinste, dann brach er in trunkenes Gelächter aus. „Womit?“

Der Ferengi glaubte, sich verhört zu haben. „Netter Witz, wenn Sie gestatten lache ich später darüber. Doch jetzt möchte ich Sie bitten, Ihre Zeche zu begleichen.“

„Bedaure, aber ich habe mein gesamtes Latinum an Ihren Dabo-Tischen verspielt.“

Fassungslos starrte Quark seinen Gast an, dann siegte seine Empörung, der heilige Zorn eines um sein Geld geprellten Ferengis, über jede Vorsicht.

„Und dann wagen Sie es, hier seelenruhig zu sitzen und eine Flasche nach der anderen auszuleeren!“, schrie er, während er den Cardassianer am Kragen packte und zu schütteln begann. „Wenn Sie glauben, sich auf meine Kosten betrinken zu können, dann ...“

„Was dann?“

Der drohende Unterton in der Stimme seines Gastes brachte Quark mit einem Schlag ins Bewusstsein, dass er, wenn ihm jetzt nicht schnell etwas einfiel, unter Umständen mehr verlieren könnte als nur die Zeche. Er ließ den Cardassianer los, als hätte er sich verbrannt und wich als dieser nun langsam aufstand und auf ihn zuwankte instinktiv ein paar Schritte zurück. „Ich warne Sie, ich bin Bürger der Föderation und stehe unter Commander Siskos persönlichem Schutz.“

-- Das war eine glatte Lüge, aber das konnte der andere nicht wissen. --

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gul Dukat über einen diplomatischen Zwischenfall erfreut wäre.“

Der Bluff verfehlte seine Wirkung nicht. Bei der Erwähnung des cardassianischen Oberbefehlshabers der Grenztruppen glomm Unsicherheit in den Augen des Betrunkenen auf. Dies blieb Quark nicht verborgen, der sofort die Chance witterte, nicht nur mit heiler Haut davonzukommen, sondern zudem sein Geld doch noch zu erhalten.

„Oh nein“, bekräftigte er. „Gul Dukat würde das gar nicht gefallen. -- Ebenso wenig wie Sie sich hier aufführen. Ein Offizier, der seine Rechnung nicht bezahlt, wirft kein gutes Licht auf das cardassianische Militär.“

Die Vorstellung, sich gegenüber einem wütendem Gul Dukat rechtfertigen zu müssen, schien dem Gast offensichtlich nicht sehr zu behagen. „Hören Sie“, lenkte er hastig ein. „Ich habe wirklich kein Latinum, aber vielleicht wären Sie bereit, stattdessen dies als Zahlung anzunehmen?“

Mit diesen Worten griff er in seine Tasche und zog einen ovalen rubinroten Kristall heraus, den er Quark in die Hand drückte.

Verdutzt starrte dieser auf das funkelnde Gebilde. „Was ist das? Ein Edelstein? Ist der auch was wert? Wie viel in goldgepressten Latinum?“

„Du kannst nicht recht bei Trost sein, Ferengi. Denkst du wirklich, ich würde ein paar Flaschen von deinem gepantschtem Fusel mit einem Edelstein bezahlen?“

„Wenn dieses Ding nichts wert ist, können Sie damit auch die Rechnung nicht begleichen.“

„Moment, ich habe nicht gesagt, dass der Kristall wertlos sei. Für mich stellt er ein teures Andenken dar, von dem ich mich nur ungern trenne.“

„Ein Andenken, ja? Wie schön für Sie, aber Ihre persönlichen Erinnerungen interessieren mich nicht.“

„Entweder Sie geben sich mit dem Stein zufrieden, oder Sie erhalten gar nichts“, sagte der Cardassianer finster. Quarks Instinkt warnte ihn, dass die Grenze der Konzessionsbereitschaft seines Gastes erreicht war. Es war klüger, auf das Angebot einzugehen. Nun ja, es würde ihm schon gelingen, selbst aus diesem wertlosen Stück Glas noch Profit zu schlagen. Irgendeinem Narren würde er es schon andrehen können. Nicht umsonst war er schließlich ein Ferengi. Bei diesem Gedanken hob sich seine Stimmung augenblicklich.

„Also gut“, gab er scheinbar widerwillig nach. „Ich bin einverstanden. Doch nun verlassen Sie das Kasino, ehe ich anfange meine Großzügigkeit zu bereuen.“

Kaum hatte sich die Tür hinter dem Cardassianer geschlossen, tauchte wie von Geisterhand plötzlich Rom hinter der Theke auf. „Ist er weg? Hat er seine Rechnung bezahlt?“

„Wie schön, dass du dich auch mal dafür interessierst“, zischte Quark. „Wenn ich mich auf dich verlassen wollte, könnte ich die Bar in spätestens drei Tagen zumachen.“

„Aber ...“

„Sei still du Idiot, er konnte nicht bezahlen. Es ist alles deine Schuld. Wenn du gleich kassiert hättest, wäre das nicht passiert. Womit habe ich es bloß verdient, mit so einem Dummkopf von Bruder gestraft zu sein? Nur damit du es weißt, den Betrag werde ich von Deinem Gehalt abziehen.“

„Aber das ist ungerecht, ich...“

„So, findest du? Nun vielleicht hast du recht. Wenn ich es genau überlege sollte ich dir noch viel mehr abziehen...“

„Störe ich?“, ertönte da plötzlich eine bekannte Stimme, bei deren Klang die beiden Ferengi unwillkürlich zusammenzuckten.

„Major Kira“, überrascht starrte Quark die junge Bajoranerin an. „Ich habe Sie gar nicht hereinkommen hören.“

„Ach nein? Vielleicht sollten Sie Ihre Ohren mal von Dr. Bashir untersuchen lassen.“

Quark entschloss sich, den Sarkasmus zu ignorieren. „Je später der Abend, desto schöner die Gäste. Womit kann ich Ihnen dienen Major? Eigentlich ist die Bar ja schon geschlossen, aber für Sie mache ich sie gern wieder auf.“

„Bemühen Sie sich nicht, ich bin nicht hier, um etwas zu trinken.“

„Was hat Sie dann so spät noch hierher getrieben? Sollten Sie vielleicht Sehnsucht nach meiner Gesellschaft gehabt haben?“

„Lassen Sie das Geschwätz“, erwiderte sie eisig. „Ich kam zufällig hier vorbei und bin im Gang fast mit einem Cardassianer zusammengeprallt. Er kam aus Ihrem Etablissement und er schien ziemlich aufgebracht zu sein, und...“

„... da entschlossen Sie sich, nachzuschauen, ob mit mir alles in Ordnung ist. Also wirklich, Major, ich bin von Ihrer Anteilnahme zutiefst gerührt. Haben Sie sich sehr um mich gesorgt?“

„Das einzige was mir Sorgen machte, war der Gedanke ich könnte es vielleicht versäumen, die erste zu sein, die Sie inmitten der Trümmer Ihrer Bar um den finanziellen Verlust jammern sieht.“

„Charmant wie immer, aber wie Sie sehen, ist hier noch alles heil. Es gibt also keinen Grund, warum Sie sich noch länger an diesem Ort aufhalten sollte.“

„Offensichtlich nicht. Schade, aber man soll die Hoffnung nie aufgeben. So wie Sie Ihre Gäste zu betrügen pflegen, werde ich früher oder später schon noch in den Genuss kommen.“

„Ich betrüge niemanden ...“, begann Quark würdevoll.

Doch die Bajoranerin hatte sich bereits abgewandt und machte Anstalten, das Kasino zu verlassen. An der Tür drehte sie sich noch einmal um, um dem Ferengi einen letzten verächtlichen Blick zuzuwerfen. Dabei bemerkte sie plötzlich den Kristall, den Quark während des Streites mit seinem Bruder achtlos auf einen der Tische geworfen hatte. Sie runzelte die Stirn, trat ein paar Schritte näher und dann weiteten sich ihre Augen in plötzlichem Erkennen. „Bei allen himmlischen Mächten“, hauchte sie mit bebenden Lippen. „Das Auge der Propheten.“

* * *

Commander Benjamin Sisko saß an seinem Schreibtisch. Er streckte sich und unterdrückte nur mit Mühe ein Gähnen. Ein langer und anstrengender Tag lag hinter ihm und er sehnte sich nach einer Dusche und nach seinem Bett. Entschlossen schaltete er den Bildschirm ab. Gerade als er sein Büro verlassen wollte, öffnete sich die Tür und eine sichtlich aufgebrachte Kira stürmte herein, dicht gefolgt von einem nicht minder erregten Quark.

‘Oh nein’, stöhnte Sisko innerlich. ‘Womit habe ich das nur verdient?’ Mit deutlicher Missbilligung sah er seinen Ersten Offizier an. „Was immer Sie auch wollen, Major, hat es nicht vielleicht bis morgen Zeit?“

„Tut mir leid, Sir“, erwiderte Kira, „aber diese Sache duldet keinen Aufschub.“

„Ganz genau“, ließ sich jetzt auch der Ferengi vernehmen. „Ich verlange, dass Sie auf der Stelle etwas unternehmen. Major Kira hat sich an meinem Eigentum vergriffen.“

Die Bajoranerin fuhr zu ihm herum. Ihre Augen sprühten vor Zorn. „Das Auge der Propheten ist Eigentum des bajoranischen Volkes.“

„Vielleicht früher einmal“, gab Quark unbeeindruckt zurück. „Ich habe es ehrlich erworben, jetzt gehört es mir.“

„Ach ja? Dass ich nicht lache. Sie wissen ja nicht einmal wie man das Wort ehrlich buchstabiert, Sie schmieriger, kleiner...“

„Ruhe!“, rief Sisko da mit so viel Autorität in der Stimme, dass Kira und der Ferengi augenblicklich verstummten. Sisko atmete tief durch. „Gut so. Nehmen Sie zur Kenntnis, dass Sie sich in meinem Büro befinden. Wenn Sie sich unbedingt streiten wollen, dann tun Sie das meinetwegen, aber nicht hier, ist das klar? Und nun wäre ich dankbar, zu erfahren, worum es bei dem Ganzem eigentlich geht.“
„Wie ich bereits sagte, Commander“, begann Quark „Major Kira hat sich an meinem Eigentum vergriffen und ...“
„Seien Sie still“, unterbrach ihn Sisko scharf. „Nun Major?“, wandte er sich dann direkt an seinen Ersten Offizier. Der Bajoranerin war deutlich anzusehen, wie schwer es ihr fiel, ihr Temperament zu zügeln. Langsam hob sie den rechten Arm. Erst jetzt bemerkte Sisko, dass sie einen rubinroten Kristall in der Hand hielt, den sie nun vorsichtig auf seinen Schreibtisch legte. „Darum, Sir.“
„Ein Stück buntes Glas?“ Verblüfft starrte der Commander auf den Stein. „Wollen Sie etwa sagen, dass Sie mitten in der Nacht, ohne anzuklopfen, in mein Büro geplatzt sind, weil Sie sich um ein Stück buntes Glas streiten?“
Kiras Nasenflügel bebten. „Dieses Stück buntes Glas hat für mein Volk eine sehr hohe religiöse Bedeutung. Wir nennen es Das Auge der Propheten. Seit Anbeginn der Zeit befand es sich in einem kleinen Tempel, eingelassen in eine Granitplatte, deren Inschrift besagt, dass die Propheten es einst gesandt haben, damit es über Bajor wachen soll.“
„Ich verstehe“, sagte Sisko langsam. „Doch wie kommt es dann hierher nach DS9?“
„Das weiß ich nicht, Commander“, erwiderte die Bajoranerin. „Während der Besetzungszeit wurde der Tempel, wie so viele andere Heiligtümer auch, ausgeplündert. Seitdem war ‘Das Auge der Propheten’ spurlos verschwunden -- bis heute. Und jetzt besitzt diese betrügerische Ferengi-Kröte die Frechheit, zu behaupten, dass ...“ Sie kam nicht dazu, den Satz zu beenden.
„Commander Sisko“, mischte sich da Quark aufgebracht ins Gespräch. „Major Kira hat kein Recht, mich derart zu beleidigen. Ich habe diesen Stein von einem Gast bekommen, alles ganz legal. So sehr ich persönlich auch den Verlust des bajoranischen Volkes bedauere, aber der Kristall gehört jetzt mir. Daran gibt es nichts zu rütteln. Wenn Sie also erlauben ...“ Mit diesen Worten trat er vor und machte Anstalten, nach dem Stein zu greifen.
Doch Sisko war schneller und fing seinen Arm ab. „Einen Moment, Quark. Sie sagen, Sie haben diesen Kristall von einem Gast erhalten. Von wem genau?“
Der Ferengi riss sich los und funkelte den Commander wütend an. „Ich denke nicht, dass das irgendeine Rolle spielt.“
„Nun, ich schon“, erwiderte Sisko gelassen. „Oder befürchten Sie etwa, wir könnten herausfinden, dass Sie diesen ‘Gast’ dafür bezahlt haben, Ihnen eine einzigartige wertvolle bajoranische Reliquie zu ‘beschaffen’?“
„Wollen Sie mir etwa unterstellen, ich hätte Diebesgut angekauft?“
„Ich unterstelle gar nichts, Quark. Mich interessiert lediglich, wie Sie an den Kristall gekommen sind. Wie kann ich sonst feststellen, ob Sie ihn ‘ehrlich erworben’ haben?“
Der Ferengi merkte, dass er in der Falle saß. „Also gut, meinetwegen. Der cardassianische Offizier, mit dem Sie, Major Kira, auf dem Flur vor der Bar fast zusammengestoßen sind, hat damit seine Rechnung bezahlt. Es bestand kein Anlass, darin etwas Unrechtmäßiges zu vermuten. Er sagte, es handele sich um ein ‘persönliches Andenken’.“
„Das er gestohlen hat“, stieß die Bajoranerin heftig hervor. „Commander, dieser Mann muss zur Besatzung des cardassianischen Kreutzers gehören, der vor zwei Tagen an der Station angedockt hat. Lassen Sie das Schiff durchsuchen. -- Dieser Verbrecher muss gefunden und bestraft werden.“
„Major, bitte“, versuchte Sisko sie zu beruhigen. „Der Stein ist jetzt hier und ich denke, wir sollten es dabei bewenden lassen. Ich habe jedenfalls nicht die Absicht, mich deswegen mit den Cardassianern anzulegen.“
„Aber Sir“, wollte Kira widersprechen, überlegte es sich dann jedoch nach einem Blick in das abweisende Gesicht ihres Vorgesetzten anders. „Wie Sie wünschen, Commander“, gab sie nach, wobei ihr jedoch anzusehen war, dass sie sich nur äußerst widerwillig fügte.
„Dann wären wir uns ja einig“ sagte Sisko. „Und was den Kristall angeht, so werde ich Odo bitten, ihn vorläufig in Verwahrung zu nehmen.“

„Was?“ riefen die Bajoranerin und der Ferengi fast gleichzeitig aus.

Sisko ließ sich davon nicht beirren. „Da Sie beide Anspruch darauf erheben, halte ich das für die beste Lösung. In der Zwischenzeit werde ich klären, ob es sich bei dem Stein wirklich um Das Auge der Propheten handelt und wenn ja, wem es nun rechtmäßig gehört.“

„Das kann doch nicht Ihr Ernst sein, Commander“, fauchte Kira. „An der Rechtslage besteht keinerlei Zweifel. Quark ist nichts weiter als ein mieser kleiner Betrüger und Sie wollen tatsächlich in Erwägung ziehen, ihm eine heilige bajoranische Reliquie zu überlassen. Ich werde das nicht zulassen, die provisorische Regierung ...“

„Major Kira“, wurde sie von Sisko unterbrochen, dem langsam die Geduld ausging. „Ich kann Ihnen leider nicht verbieten, sich an die provisorische Regierung zu wenden. Aber ich warne Sie, dass ich mich in meiner Entscheidung weder von Ihnen noch von der bajoranischen Regierung beeinflussen lassen werde. Sie sollten nicht versuchen, mich in dieser Sache unter Druck zu setzen, ist das klar?“

„Völlig klar, Sir“. Mit diesen Worten stürmte die Bajoranerin aus dem Raum, nicht jedoch, ohne Quark noch einen letzten bösen Blick zuzuwerfen.

Der Ferengi stand unschlüssig da und überlegte offensichtlich, wie er sich jetzt verhalten sollte. „Gibt es noch etwas?“, fragte Sisko scharf. „Ansonsten wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mein Büro verlassen würden.“

Kaum war er allein, betätigte Sisko seinen Kommunikator. „Odo, bitte kommen Sie auf die Ops, es gibt Arbeit für Sie, Sisko Ende.“ Stirnrunzelnd musterte er den rubinroten Kristall auf seinem Schreibtisch. ‘Jahrelang warst du verschwunden’, dachte er missmutig. ‘Warum musst du ausgerechnet hier auf meiner Station wieder auftauchen’. Er seufzte, als er an die Entscheidung dachte, die er zu treffen hatte. Egal wie sie auch ausfallen würde, eines war sicher. Es würde Ärger geben, eine Menge Ärger.

* * *

„Bruder, das hättest du dir nicht gefallen lassen dürfen.“

„Sei still, du Idiot, was hätte ich denn tun sollen.“

Die beiden Ferengi saßen im Hinterzimmer der Bar. Quark wusste nicht, worüber er sich mehr ärgern sollte, über den Verlust des Kristalls oder über Rom, der es doch tatsächlich wagte, ihm Vorwürfe zu machen. Dieser schien die wachsende Wut seines Bruders nicht auf sich zu beziehen. Ein weiterer Beweis dafür, mit welch geringen Geistesgaben er gesegnet war.

Nachdem Rom einige Sekunden mit der Miene eines Mannes geschwiegen hatte, der angestrengt nachdachte, entschloss er sich stattdessen dazu, einen Vorschlag zu machen. „Und wenn wir den Stein nun einfach aus Odos Büro stehlen würden?“

„Bist du völlig übergeschnappt?“, zischte Quark. „Der Constable lässt sich nicht einfach so bestehlen und selbst wenn es uns gelingen würde. Dann hätten wir außer Odo und Sisko auch noch Major Kira und die provisorische Regierung auf dem Hals. Unter diesen Umständen wäre es unmöglich, den Stein unentdeckt zu veräußern und ich habe keine Lust auf eine nähere Bekanntschaft mit einem bajoranischen Gefängnis.“

„Dann willst du also tatsächlich auf den Profit verzichten?“

„Das habe ich nicht gesagt“, erwiderte Quark scharf. „Aber die Situation erfordert ein geschicktes Vorgehen. Hast du etwa die heilige Ferengi-Erwerbsregel Nummer 195 vergessen, die da lautet: ‘Stehlen ist gut -- Schwindeln ist besser’? Irgendwie muss es uns gelingen, Odo, Sisko und auch Kira zu überlisten.“ Er runzelte die Stirn, dann trat mit einem Mal ein zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht. „Und ich weiß auch schon wie.“
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