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Von Goldfischen und Gorillas

von Heidi Peake

Kapitel 2

Sie hatten erst 20 Meilen hinter sich gebracht, als die Dinge ihren üblichen Lauf nahmen - sie verschlechterten sich. Das kleine Schiff hatte gerade ein kleines Waldstück überflogen, als es plötzlich einen merklichen Sprung vollführte, begleitet von einem ominösen Klopfgeräusch.

Während sie das Datenpadd, auf dem sie ihre wenigen Informationen gespeichert hatte, wieder vom Boden aufhob, warf Dax dem Piloten einen vernichtenden Blick zu. „Was zur Hölle war das?“

Der Bajoraner überprüfte seine Instrumente mit einem verwirrten Stirnrunzeln. „Nun, so gerade heraus würde ich sagen, das Ganze fühlte sich an und klang wie ein ziemlich fieses Schlagloch“, er schenkte der Trill ein entschuldigendes Lächeln.

Dax hob eine Augenbraue und tauschte einen Blick mit Kira, die momentan die Straße betrachtete, über welcher sie reisten. Es war eine der großen Linien, welche die Hauptstadt mit den Provinzen verband und als solche befand sie sich in gutem Zustand.

Die Bajoranerin wandte ihren Kopf mit einem gefährlich süßen Lächeln zu dem Piloten um. „Wir befinden uns mitten im Flug“, informierte sie ihn. „Versuchen Sie es ein zweites Mal.“

„Äh...“, er kratzte sich am Kopf, offensichtlich abgelenkt durch eine bestimmte Datenreihe auf seiner Konsole. „Die einzige andere Sache, die einen physischen Sprung wie diesen hier verursacht haben könnte, wäre, wenn uns etwas Kleines von unten getroffen hätte.“

„Sie meinen, jemand schmeißt Steine nach uns?“ wollte Dax wissen.

Die Anzeige, die den jungen Mann so offensichtlich beschäftigte, begann bei Kira einen Alarm auszulösen. Was immer passiert war, es ließ das kleine Schiff sich im Augenblick leicht zu einer Seite neigen, was den Piloten zwang, den Kurs laufend zu korrigieren. Als ob sie plötzlich an Gewicht zugenommen hätten...

„Gibt es eine Möglichkeit, herauszufinden, was passiert ist?“ wollte sie scharf wissen.

„Oh ja, Ma’am. Wir können warten bis wir gelandet sind, rausgehen und nachsehen.“

„Sie haben heute nicht viel Glück mit ihren ersten Versuchen, nicht wahr?“ Die Bajoranerin tätschelte die Schulter des jungen Mannes sanft aber mit Nachdruck. Es wäre wahrscheinlich weniger entnervend für ihn gewesen, hätte sie einfach geschrien.

„Lady, das hier ist ein einfacher Personentransporter. Der einzige andere Weg herauszufinden, was los ist, wäre es, die Seitenluke dort zu öffnen und sich ziemlich weit rauszulehnen!“

Es war nur ein sehr schwaches Geräusch, aber es entging Kiras Aufmerksamkeit nicht, ebenfalls nicht derjenigen von Dax.

„Großartig!“ die Trill befand sich schon auf halbem Weg zur Luke, bevor der Pilot mitbekam, was passierte. „Du hängst dich raus, Nerys, ich halte deine Beine.“ Sie schenkte Kira ein verschwörerisches Lächeln. „Ich möchte nicht, dass mein Haar sich in irgendeinem alten Baum verfängt.“

Unter dem entsetzten Blick des Piloten zog Kira ihren Phaser heraus und schob den Regler in den roten Bereich.

„Öffnen Sie die Tür“, befahl sie.

Dem jungen Mann stand der kalte Schweiß auf der Stirn.

„Ich... ich kann nicht“, stammelte er.

„Was hält Sie davon ab?“

Er betrachtete die beiden Frauen, dann gestikulierte er mit seiner Hand schwach zu der Seitenluke.

„Er.“

Es lag etwas seltsam Absurdes darin, aus der Seitenluke eines rasch fliegenden Shuttles einige Meilen über dem Boden zu blicken und jemanden zurück starren zu sehen.

Von außen.

Absurd genug, um das rationale Denken für einen kurzen Augenblick einzufrieren.

Dieser Augenblick war alles, was der Mann benötigte.

Kira erholte sich von ihrem Schock gerade rechtzeitig, um sich gegen die bewegungslose Trill zu werfen und sie beide zwischen die Passagiersitze zu befördern, als die Seitenluke nach innen explodierte, Teile von Metall und Kabel über die Kabine verstreuend.

Die Reaktion war rasch genug, um zu verhindern, dass sie sich ernsthaft verletzten, aber nicht schnell genug, um sie aus der Gefahr zu bringen. Zu dem Zeitpunkt, als sich Kira von der Trill gerollt hatte, um ein Ziel für ihren Phaser zu finden, starrte sie schon das falsche Ende eines romulanischen Disruptors an.

„Die sind illegal“, hörte sie sich selbst hilflos sagen. Was sie eigentlich hatte sagen wollen, war mehr in der Richtung von „die sind unfair“ gewesen. Nicht einmal Kira fühlte sich veranlasst, irgendetwas Heroisches im Anblick eines Disruptors anzustellen.

Der Mann, Bajoraner wie sie, warf ihr einen strafenden Blick zu, dann sah er zur Trill. „Werfen Sie ihre Waffen weg“, verlangte er.

Eine Waffe“, korrigierte Kira zwischen zusammengebissenen Zähnen und widerstand dem Impuls, ihren Phaser dem Mann an den Kopf zu werfen. Stattdessen legte sie ihn auf den Boden und ließ ihn zu seinem Fuß schlittern. „Nur eine.“

Der Bajoraner stellte seinen Stiefel auf den Phaser und kickte ihn hinter sich, in die ungefähre Richtung des Piloten. Dann blickte er wieder zu den beiden Frauen.

„Sind Sie...“, fragte er mit einer leichten Bewegung des Disruptors. „... Jadzia Dax?“

Dax stöhnte laut. „Großartig!“ seufzte sie. „Also ist alles wieder meine Schuld.“

* * *


Aus der Nähe betrachtet gab es nichts unheimlich Spektakuläres an dem Magnetismus der Zarai-Berge, außer natürlich der Tatsache, dass er einen ausreichend effektiven Schild darstellte gegen jeden Versuch, vermisste DS9-Offiziere zu lokalisieren.

Kira trat gegen einen Felsen. Es hatte keinen anderen Effekt als ihrem Fuß Schmerzen zu bereiten und sie aus dem Gleichgewicht zu bringen, da ihre Arme hinter dem Rücken gefesselt waren und nicht für eine Ausbalancierung zur Verfügung standen. Außerdem fühlte sie sich dadurch auch nicht besser.

„Wie konnten wir nur so dämlich sein?“ schimpfe sie über sich selbst. „Es war eine so offensichtliche Falle!“

„Oh, richtig!“ Dax hatte sich in eine der Ecken ihrer kleinen Höhle-mit-Gefängnis gesetzt, nur um festzustellen, dass es sich dank der zuvor erwähnten Fesselung der Hände als beinahe unmöglich erwies, wieder hinauf zu kommen. „Soll ich mich dadurch etwa besser fühlen? Wir hätten von vorne herein wissen müssen, dass dieses Kind nicht auf meine Flirttechniken hereinfällt?“

Kira musste trotz der unangenehmen Situation grinsen.

„Komm schon, Jadzia, er war ein wenig jung für dich.“

„Wenn du 300 Jahre alt bist, Nerys, wird es ein wenig schwierig, einen Mann zu finden, auf den diese Feststellung nicht zutrifft.“

„Ich meinte, es war ein wenig seltsam, dass von allen Leuten in der Bar gerade so ein junger Springinsfeld nichts anderes zu tun hatte, wusste, wo die Berge sind und nichts dagegen hatte, dass du sein Bier getrunken hast.“

„Du hast recht, das war reichlich verdächtig.“ Sie schaffte es, ihre Füße unter einen kleinen Felsen zu klemmen und begann, sich selbst mit dem Rücken an der Wand empor zu drücken. „Was machen wir also jetzt?“

Ihre Frage wurde beantwortet, als die schwere, aber primitive Holzplanke, welche den einzigen Eingang zu der kleinen Höhle blockiert hatte, beiseitegeschoben wurde, und drei Männer in ihr Gefängnis traten. Sie waren alle drei Bajoraner, alle mit einfachen schwarzen Hosen und Hemden bekleidet, und mit einem Schal, der von einer verzierten Brosche zusammengehalten wurde.

„Willkommen in den Zarai-Bergen, Ladys“, begrüßte der Größte der drei sie sarkastisch. Er trat einen Schritt vorwärts, während die anderen beiden, beide mit Disruptoren bewaffnet, sich an den Seiten der Tür aufstellten.

Es verschaffte Kira eine grimmige Genugtuung, dass sie trotz ihrer offensichtlichen Hilflosigkeit als Gefangene ernst genug genommen wurden, um extra Sicherheitsvorkehrungen zu verdienen.

Dax konnte darin nichts Positives sehen. Alles, was sie fühlte, war Verlegenheit, denn sie hatte sich erst den halben Weg die Wand hochgearbeitet und stand dem Mann nun in einer eher pathetischen Position gegenüber. Mit der Kraft, die der Wut entsprang, schaffte sie es, sich mit einer letzten Anstrengung aufzurichten.

Der Bajoraner studierte sein kleines Datenpadd und lächelte sie belustigt an.

„So, Trill“, eröffnete er die Unterhaltung. „was von all dem...“, ein kurzes Nicken zum Padd, „ist Ihr Name?“

Dax schenkte ihm ihr süßestes Lächeln, welches in krassem Kontrast zu ihrer Stimme stand.

„Jadzia Dax“, stellte sie sich mit einer Autorität vor, die nicht einmal Kira geläufig war. „Lieutenant für Sie!“

Der große Bajoraner hob eine Augenbraue, dann neigte er seinen Kopf zur Seite. „Lieutenant“, er hob die Hände in einer befriedenden Geste. „Wir sind froh, dass Sie zugestimmt haben, zu uns zu stoßen.“

„Zugestimmt...?“

„Vergessen Sie den Mist!“ unterbrach Kira scharf. „Wo ist Vedek Bareil? Wenn Sie dem Vedek Schmerzen...“

„Major Kira Nerys, wenn ich nicht irre?“

„War nicht schwierig zu erraten!“

„In der Tat. Es war etwas unglücklich, dass Sie ebenfalls mitgekommen sind.“

Kira war dabei, eine sarkastische Antwort zu geben, als der Mann unbeeindruckt fortfuhr. „Ich hätte angenommen, dass Sie auf Ihrer kleinen Station gebraucht werden würden wenn der Wissenschaftsoffizier Urlaub nimmt.“ Er fixierte sie mit einem verächtlichen Blick. „Es sieht so aus, als ob Sie um einiges ersetzbarer sind als wir geahnt hatten.“

Kira atmete hörbar ein, aber bevor sie etwas erwidern konnte, trat der Mann auf sie zu und schlug ihr sein Datenpadd sehr schmerzhaft zwischen die Rippen.

„Wir haben Ihrem wertvollen Vedek nichts getan, aber wenn Sie uns in irgendeiner Weise Schwierigkeiten bereiten sollten, werde ich sicherstellen, dass sich das ändert, Malers Tochter!“

Kiras Blick hielt demjenigen des Bajoraners stand und für einen Moment starrten sie einander einfach nur an, Kira weigerte sich, etwas von dem Schmerz sehen zu lassen, welchen ihr der Druck verursachte. Ihr Gegenüber zeigte sich davon nicht beeindruckt. Währenddessen arbeitete ihr Gehirn fieberhaft. ‘Malers Tochter’ war wohl die seltsamste Art, die jemand je gewählt hatte, um sie anzusprechen, auch wenn es zutreffend war. Als er schließlich den Kontakt unterbrach, um seine Aufmerksamkeit wieder der Trill zuzuwenden, bekam sie die Chance, die Brosche genauer zu betrachten. Sie bekam ebenfalls die Chance, wieder zu atmen.

„Sie, Lieutenant, werden uns helfen. Es ist in Ihrem eigenen Interesse, denn ich bin mir sicher, dass sie nicht vorhaben zuzusehen, wie Ihrer Freundin etwas geschieht. Das gleiche gilt für den Vedek, weswegen Ihre Gegenwart vielleicht doch noch einen Sinn haben wird, Kira.“ Die Art, wie er zu ihr über seine Schulter sprach, ließ vermuten, dass er Gegenwart ebenso gut durch Existenz hätte ersetzen können. „Wir benötigen Sie für eine kleine technische Angelegenheit, Trill, unter der Leitung des Vedek, dann sind Sie alle drei frei und können gehen.“ Er lächelte in einer beinahe liebenswürdigen Art. „Es wird dann sowieso gleichgültig sein.“

Dax gab sich eine Aura von Unbeeindrucktheit. „Und was ist, wenn ich mich weigere?“ fragte sie beiläufig.

Der Bajoraner ließ einen traurigen Blick von einem der Disruptoren zu Kiras Bauch wandern. „Das werden Sie nicht“, sagte er und klopfte Dax auf die Schulter.

Sie konnte den Impuls, ihn zu beißen, kaum unterdrücken.

„Ich werde Ihnen helfen“, erklärte sie stattdessen, „aber nur, wenn ich sicher sein kann, dass der Vedek lebt und es ihm gut geht. Ich möchte ihn seh...“

„Wie passend, dass Sie das sagen, wir waren gerade dabei, ihn herzubringen.“

* * *


Es erschien den beiden Frauen wie Stunden, als sich die kleine Türe erneut öffnete, auch wenn wahrscheinlich nur einige Minuten vergangen waren. Kira konnte ihre Erleichterung kaum verbergen. Formlos in den Raum gestoßen, seine Hände ebenfalls gebunden, aber sonst anscheinend unverletzt, gewann Vedek Bareil sein Gleichgewicht nur wenige Schritte vor ihr wieder. Er sah die Frauen mit einem überraschten und erleichterten Lächeln an.

„Mein Befreiungskommando ist angekommen“, bemerkte er warm.

Von jedem anderen als dem Vedek kommend hätte diese Bemerkung Kira verärgert, aber sie war viel zu erleichtert darüber, dass er unverletzt war, um ihm seinen schwachen Sarkasmus nicht zu vergeben.

Sie trat auf ihn zu und rieb ihre Nase sanft gegen seine Brust, in dem Versuch, den geliebten Mann zu umarmen ohne ihre Arme dazu verwenden zu können.

Dax seufzte ein wenig. „Wir dachten, wir versuchen es auf dem subtilen Weg“, erklärte sie mit einem schrägen Grinsen. „lass sie denken, sie haben uns, und dann treffen wir sie dort, wo es wirklich schmerzt.“

„Dax“, murmelte Kira aus den Falten der Vedekrobe, „Sie haben uns.“

„Nun, dann waren wir offensichtlich nicht subtil genug.“

Bareil blickte sie überrascht an, dann brach er in erleichtertes Lachen aus. Bald stimmten die beiden jungen Frauen mit ein, froh in dem Wissen, dass sie alle zusammen waren und lebten, zumindest für den Augenblick.

„Was passierte mit deiner Eskorte?“ kehrte die Trill schließlich zu den wichtigen Dingen zurück.

Die Augen des Vedek bewölkten sich für einen Augenblick. „Ich bin mir nicht sicher. Ich habe Prylar Borin nicht gesehen, seit wir gefangen genommen wurden. Prylar Ligor geht es gut. Sie haben die beiden sofort von mir getrennt. Ich weiß nicht, warum.“

„Borin schickte uns die Nachricht, die uns in diesen Schlamassel gebracht hat“, informierte Kira ihn und als sie den verblüfften Ausdruck auf Bareils Gesicht sah, fasste sie die letzten Tage kurz für ihn zusammen.

„Alles, was wir also wissen müssen, ist: Wer sind die? Was wollen sie von uns? Und wie kommen wir hier raus?“ schloss Dax die Erklärung.

Kira nickte. „Auf die erste Frage habe ich eine Antwort, glaube ich.“

„Ich habe die Antwort auf die zweite Frage“, fügte Bareil hinzu.

Dax starrte sie einen Moment an, dann seufzte sie. „Hurra! Das bedeutet, alles, was ich machen muss, ist eine Antwort auf die dritte Frage finden!“

„Immerhin bist du die Expertin für Kommunikation und Transmittoren“, neckte Kira.

Dax zeigte ihr die Zähne. „Hast Du bemerkt, dass Fluchtplanung auf dieser Liste fehlt?“

Sie ließen sich nieder, darauf bedacht, die Beine nicht auszustrecken wie Dax es das erste Mal getan hatte, sondern in einer Art Hocke zu bleiben.

„Als er mich ‘Malers Tochter’ nannte“, eröffnete Kira, „konnte ich mir vorstellen, mit wem wir es zu tun haben.“

„Ich habe mich darüber gewundert“, nickte Dax. „Ich dachte, das sei vielleicht ein subtiler bajoranischer Fluch.“

„Nein“, Bareil schüttelte seinen Kopf. „es ist einfach nur eine Feststellung. Nerys ist die Tochter einer Künstlerin.“

„Und als solche bin ich nun in der falschen D’jarra“, komplettierte sie seinen Satz. „Hast du ihre Broschen bemerkt?“

„Das habe ich, aber ich weiß nicht, was sie bedeuten.“

„Ich weiß es auch nicht, aber ich wäre nicht zu verwundert darüber, wenn es sich um D’jarra-Symbole handelt. Dieser Mann hasste mich mit einer Intensität, die mich wirklich überrascht hat. Für nichts Weiteres als für meine Existenz.“

„Entschuldigt bitte“, Dax lehnte sich leicht vor und schob ihren Kopf zwischen die beiden der Bajoraner, die sich gegenüber saßen, verstrickt in eine Unterhaltung, die für diese bedeutungsvoll und faszinierend schien.

„Für die Anfängerin: Was ist ein D’jarra?“

Die beiden wandten sich ihr zu, was ihre Köpfe so nahe zusammenbrachte, dass sie ihre Körper nicht mehr sehen konnten. Mit den Händen nutzlos hinter ihren Rücken, wirkten sie wie ein Sack voller Handpuppen. Erneut begannen sie über die Absurdität ihrer Situation zu lachen.

Kira war die erste, die wieder zu Atem kam und zu erklären begann. „Die D’jarras waren soziale Gruppierungen, in welche man vor der Besatzung hinein geboren wurde. Sie waren starr, das heißt, wenn du in eine hinein geboren wurdest, starbst du auch in ihr. Ich wäre damit nun eine Künstlerin, unabhängig davon, dass ich absolut kein Talent dafür habe. Es gibt immer noch Leute auf Bajor, die den unfairen Vorteil zurückweisen, den viele Leute durch die Veränderung der Situation erhalten haben.“

„Du meinst, sie würden lieber ein Gemälde von Kira Nerys aushalten?“ fragte Dax in ehrlicher Überraschung.

Kira zog eine Grimasse. „Was uns zum Warum kommen lässt!“ fuhr sie fort.

„Es ist das Objekt.“ Bareil fand sich plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit wieder und er versuchte, seinen Gedanken eine vernünftige Reihenfolge zu geben. „Sie sind zuerst hierhergekommen, haben etwas entdeckt, und nun beschlossen, dass nur ein Kommunikationsexperte versuchen sollte, es zu aktivieren. Sie glauben, dass es eher eine Art von Sonde als ein religiöses Objekt ist. In den Kasten sind Anleitungen geschnitzt, die von Vedek Karem stammen müssen, denn seine Beschreibungen sprachen nie von einem Kasten um das Objekt.“

„Es existiert also wirklich?“

„Oh ja, es existiert, ich habe es gesehen.“ Die stille Ehrfurcht in den Worten des Vedek machte die Frage ob der Authentizität überflüssig. „Die Ähnlichkeit mit den Tränen in Form und Material ist in der Tat bemerkenswert.“

„Aber wenn sie Jadzia benötigen, um es zu aktivieren, wozu brauchen sie dann dich?“

„Die Anleitungen, die ich erwähnt habe, sind in einer sehr alten Form einer religiösen Schrift gehalten. Niemand von außerhalb des Ordens wäre imstande, sie zu lesen, ich bin nicht einmal völlig sicher, dass ich das kann. Sie scheinen zu befürchten, dass etwas Schreckliches passieren wird, wenn sie sich nicht an die Anleitung halten. Sie haben Aufzeichnungen und Relikte von Karem gefunden. Diese haben etwas beinhaltet, was sie in Furcht versetzt hat, aber nicht genug um aufzugeben.“

„Und was passiert, wenn sie den Anleitungen folgen?“

„Sie werden fähig sein, ihren Träumen eine Form zu verleihen.“ Er hob die Schultern, als die beiden Frauen ihn mit interessiertem Erstaunen betrachteten. „Das sind die Worte. Was sie heißen, weiß ich selbst nicht.“

„Was immer sie bedeuten mögen, es klingt nach keiner guten Idee, den Typen zu helfen, ihr Ziel zu erreichen“, entschied Kira.

„Wir müssen also lediglich hier heraus kommen. Kein Problem.“ Dax sprang mit einer plötzlichen Energie auf. „Wir haben das vereinte Wissen und die Fähigkeit von drei intelligenten Personen...“

„Und die haben das einfache aber effektive Argument von etlichen romulanischen Disruptoren“, unterbrach Kira sie leidenschaftslos.

„Das macht sie stark, aber nicht schlau.“

„Manchmal reicht stark aus.“

„Du von allen Leuten sagst das, Nerys, ich glaube es nicht! Was ist mit den hoffnungslosen Kämpfen, die du gefochten hast?“

„Da hatte ich üblicherweise meine Hände frei. Jadzia, ich habe gegen Cardassianer auf meiner eigenen Welt gekämpft. Es mag seltsam klingen, aber Bajoraner zu bekämpfen ist um einiges schwieriger.“ Sie suchte nach den Worten, um ihr Gefühl zu erklären. „Cardassianer folgen Befehlen“, erklärte sie schließlich. „Bajoraner glauben. Ein gläubiges Volk zu schlagen ist eines der schwierigsten Dinge, die du versuchen kannst.“

Dax ließ sich nicht entmutigen.

„Hast du jemals das alte irdische Sprichwort gehört: Ein Goldfisch kann einen Gorilla töten, alles, was dazu nötig ist, ist das Element der Überraschung?“

Kira und Bareil tauschten einen Blick aus, der nur als verblüfft beschrieben werden konnte.

„Aus welcher Periode stammt das?“ wollte der Vedek schließlich wissen.

Die Trill hatte begonnen, die Länge der kleinen Zelle abzumarschieren.

„Spätes zwanzigstes Jahrhundert.“ Sie blickte die Bajoraner mit einem entschuldigenden Lächeln an. „Es ist nicht unbedingt offizielle Philosophie, eher die Art von ... populärem Gedankengut .... Graffiti genaugenommen...“

„Graffiti?“ Kira hob eine Augenbraue, „Ist das Graffiti wie in: Weisheiten an die Wand gesprüht von ungebändigten Jugendlichen?“

„Manchmal hatten sie interessante Einfälle!“

„Wie zum Beispiel einen Goldfisch gegen einen Gorilla kämpfen lassen und zusehen, was passiert?“

„Es ist eine Metapher! Stärke ist bedeutungslos, wenn du die Überraschung auf deiner Seite hast.“

„Es ist schwierig, jemanden zu überraschen, der uns in einer kleinen Höhle eingesperrt hat. Sie werden kaum vergessen, dass sie uns hier reingesteckt haben.“

„Aber....“

„Was genau schlägst du vor, Jadzia? Sollen wir uns alle hinter einem Felsen verstecken, und wenn sie wieder hier hereinkommen mit ihren netten glänzenden Disruptoren, springen wir auf und rufen ‘buh‘?“

Dax wandte sich hoffnungslos zum Vedek um.

„Es muss etwas geben, was wir machen können“, flehte sie.

Bareil hob seine Schultern soweit es mit den Fesseln möglich war.

„Was genau“, fragte er vorsichtig. „ist ein Goldfisch?“


Ein Goldfisch ist ein kleiner, dekorativer Fisch, der aus dem alten Erden-Staat China stammt und dann aus Gründen der Ästhetik über den gesamten Planeten exportiert wurde. Er trägt eine Robe aus fließendem Rot und Gold, seine Bewegungen sind elegant, seine Gedanken für immer unerforschbar für den Außenstehenden. Er wird für dumm gehalten, weil er den gesamten Tag damit zubringt, scheinbar ziellos herumzutreiben, manchmal zu fressen, manchmal Luftblasen zu blasen, doch die meiste Zeit die Welt zu erfreuen.

Tatsächlich kann er aber extrem gierig werden, und es wird gesagt, dass er andere Fische in die Bedeutungslosigkeit frisst, wenn er gezwungen wird, einen zu engen Platz mit ihnen zu teilen - aber das interessiert wenige Leute. Noch weniger Personen realisieren, dass er in der Tat einen Gorilla töten kann.

Vorausgesetzt er kämpft in seinem eigenen Element.

Denn Gorillas sind lausige Schwimmer.

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